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als Vorsitzender des Vereins für die bergbau lichen Interessen, wie Ich gerne höre, mit der Arbeiterdeputation geführt haben, sind Mir durch den Herrn Minister des Innern zugegangen und ich spreche meine Anerkennung für das Entgegenkommen aus, welches Sie den Arbeitern gezeigt haben, wodurch eine Grundlage zur Verständigung gewonnen worden ist. Ich werde Mich freuen, wenn auf dieser Basis sich Arbeit geber und Arbeiter vereinigen werden. Ich möchte von Meinem Standpunkt noch eines betonen. Wenn die Herren der Ansicht sind, dafs die von Mir gehörten Deputirten nicht die mafsgebenden Vertreter der Kreise, die dort streiken, wären, so macht das nichts aus. Wenn sie auch nur einen Theil der Arbeiter hinter sich haben, und die Meinung wieder geben, die in ihren Kreisen besteht, so wird doch immer der moralische Versuch der Ver ständigung von hohem Werthe sein. Sind sie aber wirklich die Delegirten derselben und haben sie die Ansicht der gesammten übrigen Arbeiter vertreten, und sind sie mit den Punkten, die sie Ihnen eröffnet haben, einverstanden, dann habe Ich zu dem gesunden vaterländischen Sinn dieser Männer das Vertrauen, dafs sie, und nicht ohne Erfolg, Alles daran setzen, möglichst bald ihre Kameraden wieder zur Arbeit zu bringen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit allen Betheiligten dringend empfehlen, dafs die Bergwerksgesellschaften und ihre Organe in Zukunft möglichst nahe sich in Fühlung mit den Arbeitern erhalten, damit ihnen solche Bewegungen nicht entgehen, denn ganz uner wartet kann der Streik sich unmöglich ent wickelt haben. Es sind, wie Mir berichtet worden, allerdings Vorbereitungen getroffen worden. Es bestand die Absicht, einen all gemeinen Streik ausbrechen zu lassen, nur zu einer späteren Zeit. Und der Streik ist dort nur vorzeitig zum Ausbruch gekommen. Ich möchte Sie bitten, dafür Sorge zu tragen, dafs den Arbeitern Gelegenheit gegeben werde, ihre Wünsche zu formuliren, und sich vor allen j Dingen immer vor Augen zu halten, dafs die- ! jenigen Gesellschaften, welche einen grofsen Theil Meiner Unterthanen beschäftigen und bei sich arbeiten lassen, auch die Pflicht dem Staat und den betheiligten Gemeinden gegen über haben, für das Wohl ihrer Arbeiter nach besten Kräften zu sorgen, und vor allen Dingen dem vorzubeugen, dafs die Bevölkerung einer ganzen Provinz wiederum in solche Schwierig keiten verwickelt werde. Es ist ja menschlich und natürlich — dafs Jedermann versucht, sich einen möglichst günstigen Lebensunterhalt zu erwerben. Die Arbeiter lesen die Zeitungen und wissen, wie das Verhältnifs des Lohnes zu dem Gewinne der Gesellschaften steht. Dafs sie mehr j oder weniger daran theilhaben wollen, ist erklärlich. Deshalb möchte Ich bitten, dafs die Herren mit dem gröfsten Ernst die Sachlage jedesmal prüfen und womöglich für fernere Zeiten dergleichen Dingen vorzubeugen suchen. Ich kann Ihnen nur ans Herz legen, dafs das, was der Herr Vorsitzende Ihres Vereins am gestrigen Tage mit Erfolg begonnen hat, mög lichst bald zu gutem Ende geführt werde. Ich betrachte es als Meine Königliche Pflicht, den betheiligten Arbeitgebern wie den Arbeitern Meine Unterstützung bei Meinungsverschieden heiten in dem Mafse zuzuwenden, in welchem sie ihrerseits bemüht sind, die Interessen der gesammten Mitbürger durch Pflege und Einig keit untereinander zu fördern und vor Er schütterungen wie diese zu bewahren.“ Sodann fanden zwischen dem Reichstags- abgeordneten Hrn. Dr. Hammacher und der Ab ordnung der streikenden Grubenarbeiter Verhand lungen statt, in welcher die letzteren ihre Anträge, wie folgt, formulirten: ,Geschehen Berlin, den 15. Mai 1889. Nachdem an dem gestrigen Tage die von Sr. Majestät dem Kaiser empfangene Deputation der Bergleute auf den Steinkohlengruben im Oberberg amtsbezirk Dortmund, bestehend aus den Unter zeichneten, mit Reichstagsabgeordneten über den gegenwärtigen Ausstand Rücksprache genommen hatten, wurde auf Wunsch der Bergleute der Herr Reichtagsabgeordnete Dr. Hammacher ersucht, an einer diesbezüglichen Besprechung theilzunehmen. Hr. Dr. Hammacher kam diesem Wunsche nach. Die Verhältnisse wurden in der eingehendsten Weise erörtert. Die Bergleute brachten ihre Be schwerden und Wünsche ausführlich zur Sprache. Nachdem nun heute die Angelegenheit nochmals erörtert worden war, formulirten die Bergleute, nämlich 1. Friedrich Bunte aus Dortmund, Zeche »Westfalia«, 2. Ludwig Schröder aus Dortmund, Zeche »Kaiserstuhl«, 3. August Siegel aus Dorst feld, Zeche »Zollern«, ihre Wünsche gegenüber dem Hrn. Reichstagsabgeordneten Dr. Hammacher, dem Vorsitzenden des Vereins für die bergbau lichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dort mund, schliefslich dahin: § 1. Die Verwaltungen der Steinkohlen gruben im Oberbergamtsbezirk Dortmund sollen sich verpflichten, ihre Bergleute künftighin über die normale achtstündige Schicht hinaus nicht arbeiten zu lassen. § 2. Ueberschichten können ausnahms weise dann stattfinden, wenn zur Sicherheit des Bergwerks oder zur Sicherung von Bergleuten dringliche und unaufschiebbare Arbeit ge boten ist. § 3. Soll in Fällen aufserordentlicher Ge schäftshäufung in Ueberschichten gearbeitet werden, so kann dies nur auf Grund einer vorgängigen Verständigung geschehen zwischen der Grubenverwallung einerseits und einem Aus-