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Marktbericht. Düsseldorf, den 30. April 1889. Der Kohlen- und Eisenmarkt bewahrt eine grofse Regsamkeit, und die betheiligten Werke sehen sich trotz angestrengten Betriebes kaum imstande, den Anforderungen der Abnehmer nach Wunsch zu ge nügen, so dafs kurze Lieferfristen nur noch ausnahms weise bewilligt werden können. Da auch die in der ausländischen Marktlage eingetretene Aufbesserung anhalten zu wollen scheint, so dürfen die Aussichten für die kommende Sommerzeit als recht befriedigend bezeichnet werden. Dennoch mag nicht unbemerkt bleiben, dafs die Börse in einzelnen Fällen die Lage der Industrie weit überschätzt hat und noch über schätzt, was um so mehr zu bedauern ist, als gerade das gesunde Geschäft unter derartigen übertriebenen Operationen sehr bedenklich leiden kann. Kohlen und Koks erhalten sich andauernd in lebhafter Nachfrage. Der winterliche Hausbedarf ist für das nächste Halbjahr vom Schauplatze abgetreten und der sommerliche Bedarf für Ziegeleibetrieb, der ganz ausnehmend lebhaft zu werden verspricht, an seine Stelle gerückt. Dazu kommt, dafs, wie alljähr lich um die Zeit der beginnenden Feldarbeiten, die Leistung der Bergleute sich merklich verringert und dafs Drittel- oder Viertelüberschichten, wie sie wöchent lich ein- oder auch mehrere Male von der Belegschaft gern verfahren wurden, zur Zeit gar nicht eingelegt werden können. Dies Alles wirkt zusammen, um auch in den sonst »faulen« Monaten ein Ueberwiegen des Angebotes in keiner Weise hervortreten zu lassen. In Koks sind in neuerer Zeit erhebliche Auslandauf träge zu vollen Inlandpreisen aufgenommen worden. Der Erzmarkt verharrt in bisheriger Festigkeit; die heimischen Gruben sind in flottem Betrieb und setzen ihre Förderung schlank ab. Ueberseeische Erze waren in letzter Zeit der niedriger gewordenen Frachten wegen etwas billiger zu haben. Die günstige Gestaltung des Roheisenmarktes hat im laufenden Monat weitere Fortschritte gemacht. Der Verbrauch nimmt stetig zu, und die Aussichten für die Zukunft werden günstig beurtheilt, weshalb die Preise einzelner Roheisensorten erhöht werden konnten. In der am 15. April in Köln abgehaltenen Haupt versammlung. in welcher sämmtliche Verbandswerke vertreten waren, wurde einstimmig die Verlängerung des Verbandes bis zum 31. Dezember 1891 beschlossen. Die Versammlung stellte fest, dafs die Marktlage all gemein gut sei, nahm aber mit Ausnahme von Puddel- eisen No. III, welches um 1 K erhöht wurde, keine Preiserhöhungen vor. Der Absatz in Spiegeleisen auf dem Gontinent hat sich befriedigend gestaltet, so dafs Preise von 63 bis 64 für 10- bis 12procentiges Eisen erzielt werden konnten. Auch überseeisch sind einige tausend Tonnen 20procentiges Eisen hereingekommen, allerdings zu schlechten Preisen; ein gröfseres Geschäft schwebt noch, weil die Werke den gebotenen niedrigen Preis weder annehmen wollen noch können. Die von 27 Werken vorliegende Statistik ergiebt folgendes Resultat: Vorräthe an den Hochöfen: Ende März 1889 Ende Februar 1889 Qualitäts - Puddeleisen ein- Tonnen Tonnen schliefslich Spiegeleisen . 16 406 12 884 Ordinäres Puddeleisen . 2 673 6 820 Bessemereisen .... . 4175 4 531 Thomaseisen . . . . . . 11554 11 418 Summa 34 808 35 653 Die Statistik für Giefsereiroheisen ergiebt folgende Ziffern: Ende März 1889 Ende Februar 1889 Tonnen Tonnen 18964 22 079 Stab- (Handels-) eisen weist eine erhebliche Steigerung sowohl bezüglich der einlaufenden Auf träge als auch der Monatsversendung nach. Nachdem neuerdings eine stattliche Anzahl aufsenstehender Werke dem Stabeisenverbande beigetreten ist, läfstsich nunmehr die Gesammtlage des Geschäftes noch weit sicherer übersehen, als dies früher der Fall war. Das sich darbietende Bild ist ein sehr erfreuliches, soweit es die vorhandene Arbeitsmenge angebt; da gegen lassen allerdings die Preise angesichts der ge stiegenen Kohlen- und Roheisenpreise noch Manches zu wünschen übrig. Walzdraht vermag der Aufbesserung der all gemeinen Marktlage nur sehr langsam zu folgen. Im Inlande ist indessen die Verbrauchsmenge zur Weiter verarbeitung erheblich im Anwachsen; da hierbei der Auslandbedarf wesentlich betheiligt ist, so darf man daraus wohl auf eine weitere erfreuliche Zunahme des letzteren schliefscn, was auch durch mehrere in den letzten Tagen hereingekommene Anfragen be stätigt wird. Vom Grobblechmarkt läfst sich fortgesetzt nur Gutes berichten, und auch auf dem Feinblechmarkte ist das Geschäft befriedigend. Die Preise werden bei lebhafter Nachfrage willig gezahlt. Die Eisenbahnmaterial herstellenden Werke sind flott beschäftigt. Den Eisengiefsereien und Maschinen fabriken fliefsen fortwährend viele Aufträge zu, so dafs die schon seit einiger Zeit bestehende gute Be schäftigung derselben für längere Dauer gesichert erscheint. Diese günstige Lage bat auch in einer weiteren Aufbesserung der Preise für Gufswaaren und Röhren, sowie in einer wesentlichen Befestigung der Preise für Maschinen ihren Ausdruck gefunden. Die Preise stellten sich wie folgt: Kohlen und Koks: Flammkohlen 6,60—7,40 Kokskohlen, gewaschen . . » 5,80—6,20 Coke für Hochofenwerke . . » 10,50 » » Bessemerbetrieb . » 11,00—12,00 Erze: Gerösteter Spatheisenstein . » 13,50 — 14,00 Somorrostro f. a. B. Rotterdam bei prompter Lieferung . . » 14,75 — 15,00 Roheisen: Giefsereieisen Nr. I. . . . » 63,00 — » » II. . . . » 60,00 — » » III. ...» 57,00 - Hämatite » 63,00 — Bessemer » 57,00 — Qualitäts-Puddeleisen Nr. I . » 57,00 » » Siegerländer » 56,00—57,00 Ordinäres » .... — Puddeleisen, Luxemb. Qualität » 47,00 — Stahleisen, weiIses, unter0,1 % Phosphor, ab Siegen ...» 56,00 — Thomaseisen, deutsches . . » 47,00 — Spiegeleisen, 10—12% Mangan » 65,00 - Engi. Giefsereiroheisen Nr. HI franco Ruhrort . . . . » 58,00—58,50 Luxemburger ab Luxemburg, letzter Preis Fr. 50,00 —