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Mai 1889. STAHL UND EISEN.“ Nr. 5. 385 tiefe Ziele oder mehrere Festungswerke und Battcrieen nahe hintereinander. f) Die Wurfbatterieen und Depots des Belagerers sind aus den gezogenen gepanzerten 21-cm- Mörsern mit Sprengstoffgranaten zu be werfen; gegen die kleineren Belagerungs arbeiten können auch die fahrenden Mörser- battcrieen überraschend wirken. g) Die Sturmcolonnen werden von den ver senkten gepanzerten Schnellfeuergeschützen im Graben, der Brustwehr und denjenigen hinter den Lücken des Hauptwalls, sowie von den Magazingewehren der Infanterie empfangen, letztere war bis dahin durch die granatsicheren Hohlräume auf und unter dem Wallgang gedeckt. Durch die von uns empfohlene Vereinfachung des Grundrisses und durch die Trennung der ver schiedenen Geschützarten bezw. Waffengattungen haben die Commandeure ihre Truppen übersicht lich in der Hand, ohne durch zwischengestellte Geschütze behindert zu sein, oder auf diese Rück sicht nehmen zu müssen; auch sind die Aufgaben für jede Truppe und jedes Geschütz klar und einfach, was um so wichtiger und nothwendiger erscheint, als in Zukunft voraussichtlich der Land sturm zur Festungsvertheidigung benutzt werden mufs und dieser, wenn auch militärisch gut aus gebildet, doch mehr aus der Uebung gekommen ist, auch vielleicht nie in einer Festung gedient hat, also schnell an möglichst einfache Gefechts verhältnisse gewöhnt werden mufs, es auch vor aussichtlich ar. im Festungskrieg erfahrenen Offi zieren fehlen wird. III. Fortificatorische Eisenconstructionen. Zu den bisher üblichen drehbaren Panzer- thürmen und den vom Oberstlieutenant Schumann neuerdings construirten, versenkbaren, zer legbaren und fahrbaren Panzerlafetten könnten die von uns empfohlenen eisernen Wohn- und Aufbewahrungsräume, bezw. Gewehrgallerieen und gedeckten Eisen bahnen, sowie die bekannten eisernen H i n d e r n i f s m i 11 e 1 treten. 1. Die drehbaren Panzerthürme von Gruson haben sich bei der wiederholten Be- schiefsung durch schwere Geschütze mit Panzer granaten sehr gut bewährt; ihre Decken sollen, nach Mittheilung der genannten Firma, den Sprengstoffgranaten vollkommen widerstehen. 2. Die- von dem Oberstlieutenant Schumann construirten versenkbaren Panzerlafeiten sind den Zufalltreffern jener Wurfgeschosse auch nicht entzogen; unberücksichtigt dürfen dieselben wohl nicht bleiben, ihre Zahl könnte sich in Zukunft doch in gefährlicher Weise vermehren, besonders wenn, wie nach den Versuchen mit gefesselten Luftballons bei der Belagerungsübung vor Verona im Juli 1888 anzunehmen ist, die belagerten Festungen von oben genau eingesehen und photographirt werden können. Jedenfalls ist auch hier eine möglichst weite Auseinanderstel lung zu empfehlen, sowohl in betreff des Neben einander wie des Hintereinander der Panzerungen, besonders sind versenkbare Panzerthürme nicht in die Nähe sichtbarer Ziele und der Mörser zu stellen, welche das feindliche Wurffeuer auf sich ziehen. Die Panzerlafelten haben den grofsen Vorzug, dafs sie den schwächsten Punkt, die Decke, ein fach und wirksam durch die Lafettenwände unter stützen. Die neuerdings von dem Oberstlieutenant Schumann empfohlenen kleinen und mittleren Panzerlafetten sind entweder für 37- bezw. 53-mm-Schnellfeuergeschütze bestimmt und 30 bezw. 52 Ctr. schwer, also fahrbar, oder sie sollen zur Sicherung der 12-cm-Kanonen und 12-cm-Mörser dienen und sind dann, weil 370 bis 380 Ctr. schwer, zerlegbar construirt. Die leichteren Panzerlafetten können flüchtige Befestigungen, die anderen gröfsere Gelegenheits- Befestigungen (provisorische Anlagen) verstärken. Letztere werden in Zukunft voraussichtlich häufigere Anwendung finden als bisher, weil permanente Befestigungen in immer gröfserem Mafsstab aus geführt werden müfsten und dadurch, sowie durch die Panzerungen, immer theurer werden, überdem auch die stetig fortschreitende Gultun und Indu strie, sowie das unausgesetzte Wachsen der gröfseren Städte immer mehr behindern würden und andererseits durch die zahlreichen Eisen bahnen es möglich ist, vorbereitete eiserne Be festigungstheile in den Knotenpunkten zu sam meln und nach Bedarf schnell zu vertheilen, es auch nach Neubildung das Landsturms, bei Aus bruch eines Krieges, weder an Festungs-Arbeitern noch Vertheidigern fehlen wird. Diese Panzerlafetten würden auch beim Schnell angriff der Sperrforts, selbst gröfserer Befestigungen, mit grofsem Vortheil benutzt werden können und hier um so werthvoller sein, als seitens des Angreifers bisher nur Erde, Strauch werk und Holz als Deckungsmittel verwerthet werden konnten. Sehr zweckmäfsig scheint auch die Unter bringung einer gröfseren Masse von Munition in diesen Panzerlafetten, vorausgesetzt, dafs die Deckung derselben wirklich absolut sicher ist; es wird dadurch der während des Kampfes so ge fährliche Munitions-Transport vermieden. Ebenso vortheilhaft ist die Verminderung der Bedienungs mannschaft. Trotz aller technischen Fortschritte in der Panzerconstruction sind die schweren gezogenen Mörser, durch ihre Sprengstoffgranaten, denselben viel gefährlicher als schwere Kanonen, weil sie die flachen oder wenig gewölbten Panzerdecken fast rechtwinklig treffen und der Sprengstoff viel