Volltext Seite (XML)
220 Nr. 3. STAHL UND EISEN.* März 1888. Archiv für Eisenbahnwesen. Herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Berlin bei Julius Springer. In der Ankündigung dieser im 11. Jahrgange stehenden, seit 1. Januar in obigen Verlag überge gangenen Zeitschrift heilst es u. a.: Der Inhalt eines jeden Heftes zerfällt in vier Abtheilungen. Die beiden ersten bringen Abhand lungen und Notizen über alle wichtigeren Fragen und Vorgänge auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens nach seiner wirthschaftlichen, politischen und juristi schen Seite, mit Ausschlufs rein bau- und maschinen- technischer Angelegenheiten. Insbesondere wird die Entwicklung des Eisenbahnwesens aller Länder von Eisen zu Bachüberwölbungen u. dergl. Arbeiten, wobei dasselbe der Luft, den Wasser- dünsten etc. ausgesetzt bleibt, auszu sch liefsen. Dies ginge aber jedenfalls zu weit; nicht allein würden in vielen Fällen sehr bedeutende Mehrkosten entstehen, sondern es würde eine Bauführung vielfach unmöglich werden. Bevor das Eisen die jetzige Verwendung fand, wurde statt dessen Holz verwendet. Niemand hat demselben unbegrenzte Dauer zugesprochen und doch wurden solche Bauwerke ausgeführt; um so mehr kann und darf jetzt mit dem weit haltbareren und dauerhafteren Eisen, wenngleich auch nicht für un begrenzte Dauer, so doch sicher für viel längere Zeit als früher mit Holz gebaut werden. Trotz Mangels dauernden Schutzes des Eisens gegen Rosten und mit dem Rosten zusammenhängen der Verminderung der Tragfähigkeit des Eisens ist bei dessen Verwendung zu fraglichen Bauzwecken eine in unverhältnifsmäfsig kurzer Zeit eintretende Gefahr und damit veranlafste Erneuerung solcher Bauten nicht vorhanden, denn das Eisen wird nie in solch knappen Dimensionen verwendet, dafs geringes Rosten schon Gefahr brächte; es wird aber auch kaum jemals ohne schützenden Anstrich verwendet und vielfach wird eine zeitweise Ergänzung und bezw. Erneuerung des Anstriches vorgenommen. — Es er scheint daher im allgemeinen ein Ausschlufs des Eisens von der Verwendung zu fraglichen Bauzwecken nicht gerechtfertigt; dagegen ist es angezeigt, darauf zu halten: „wo möglich und bei nicht unver hältnifsmäfsig grofsen Mehrkosten von Verwendung von Eisen abzusehen; bei unvermeidlicher Verwendung von Eisen aber oder wenn durch dessen Ausschlufs aufser- gewöhnliche und unverhältnifsmäfsige Mehrkosten entstehen würden, dasselbe nur mit einem schützenden Theeranstrich, wie derselbe im Gut achten des Hrn. Professor Dr. Stölzel angegeben ist, anzuwenden und diesen Anstrich in entsprechend sorgfältiger Weise zu unterhalten, eventuell das selbe vollständig dicht einzumauern, so dafs kein Theil desselben, der Einwirkung von Luft, Wasser dünsten u. s. w. ausgesetzt, dem Rosten preis gegeben ist.“ Bei städtischen Bauten ist bisher schon bezüglich Verwendung überhaupt und Anstrich in obiger Art verfahren worden und wird dies künftig insbesondere auch bezüglich vollständiger Einmauerung geschehen; bei Privatbauten aber wird durch Revision der Bau pläne die möglichste Beschränkung der Eisenverwen dung bezw. die nothwendige Schützung des zu ver wendenden Eisens herbeizuführen sein, so dafs von : einer ortspolizeilichen Vorschrift Umgang genommen ' werden könnte, eventuell eine solche nur bezüglich des Anstriches und dessen Unterhaltung zu erlassen wäre. I sorgfältig verfolgt und theils in selbständigen Ab handlungen, theils in tabellenmäfsiger Form statistisch dargestellt. Die bisherigen Jahrgänge enthielten in letzterer Beziehung u. a. folgende, in Zukunft regel- mäfsig fortzuführende Abhandlungen: Ueber die Eisenbahnen der Erde, die Entwicklung des Eisen bahnbaues in Preufsen, Auszüge aus der Statistik der Güterbewegung auf den deutschen Eisenbahnen, Eisenbahnstatistiken, z. Th. in vergleichender Form von Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Grofsbritannien, Frankreich, Rufsland, Belgien, Niederlande, Italien, Spanien, Vereinigte Staaten von Nordamerika, Canada, Brasilien, Argentinien, Ostindien, Australien. Die dritte Abtheilung — Rechtsprechung und Gesetzgebung —■ enthält alle wichtigeren, grundsätzliche Fragen des Eisenbahnwesens und ver wandter Gebiete entscheidenden Urtheile der höchsten deutschen Gerichtshöfe (vornehmlich des Reichsgerichts und des preufsischen Oberverwaltungsgerichts), ent weder im Wortlaut oder in Auszügen aus den amt lichen Sammlungen. Alle bedeutenderen literarischen Erscheinungen des Eisenbahnwesens werden in der vierten Abtheilung besprochen; dieselbe schliefst mit einer vollständigen Uebersicht der in- und ausländischen Bücher- und Zeitschriftenliteratur des Eisenbahnwesens und der verwandten Gebiete. Das reichhaltige, im Ministerium der öffentlichen Arbeiten zusammenfliefsende amtliche Quellenmaterial wird, soweit dies angängig ist, bei den Veröffent lichungen des Archivs benutzt. Der Umfang der Zeitschrift beträgt vom Jahre 1888 ab etwa 50 Bogen, der Preis für den ganzen Jahr gang K 12. B. Jordan, Bergrath, Der Saarkanal und seine Verlcehrsentwicldung. Saarbrücken 1888, Verlag von H. Klingebeil. Jede Veröffentlichung über irgend eine im Betrieb befindliche künstliche Wasserstrafse ist in unserer Zeit mit um so gröfserer Freude zu begrüfsen, als die thatsächlichen Betriebsresultate das beste Material in dem Kampfe Eisenbahn contra Kanal bieten, der sich in Preufsen noch immer nicht gelegt hat, obwohl man in andern Ländern längst zu der Erkenntnis gekommen ist, dafs sich diese beiden Verkehrsmittel nur ergänzen, aber nicht einander ausschliefsen. Schon aus diesem Grunde lenken wir die Aufmerk samkeit unserer Leser auf die obengenannte Schrift, welche eine Erweiterung der im Jahre 1878 erschienenen I. Auflage bildet und ein sehr klares und anschau liches Bild der in mehrfachen Beziehungen interessanten und sehr zweckmäfsigen Bauwerke des Saarkanals sowie seiner Verkehrsresultate liefert. Von besonderem Interesse waren uns u. A. die Mittheilungen über den Koksverkehr auf dem genannten Kanal. In bezug auf diesen Verkehr heifst es S. 45 wörtlich: „Die Schilfsverladung von Saarkoks stieg im Jahre 1877 auf nicht weniger als 46 050 t und in jedem der beiden folgenden Jahre auf nahezu 70 000 t. Für die Koksanlagen des Saarreviers war dieses um so erfreulicher, als der Koks absatz damals im allgemeinen sehr dar niederlag, so dafs der Kanal ihnen in dieser kritischen Zeit eine nicht hoch genug an zuschlagende Hülfe gewährte.“ Wie stimmt das zu der Behauptung einflufsreicher Leute an der Saar, welche die wirth schaftliche Bedeutung der Moselkanalisirung u. A. mit der Behauptung be kämpfen, der Wasserweg sei für den Transport von Koks völlig unpraktikabel? — j) r w. Beumer.