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166 Nr. 3. „STAHL UND EISEN.“ März 1888. Exportfähigkeit des niederrheinisch-westfälischen Bezirks abhängig ist, und wenn die Herren dahin arbeiten, dafs dieselbe nachläfst oder zu Grunde geht, dann würde die Zeit wiederkommen, die wir schon gehabt haben. Wir haben in den letzten 10 Jahren sehr traurige Zeiten durch gemacht, das wissen wir Alle recht gut, deshalb meine ich, müssen die Herren in richtiger Erkenntnifs ihres eigenen Interesses uns zur Seite stehen, wenn wir unsere Exportfähigkeit zu erhalten suchen. Hr. Generaldirector Brauns - Dortmund: Ich möchte nur mit einigen kurzen Worten das bestätigen, was vorhin durch Hrn. Dr. Goecke ausgeführt worden ist, nämlich, dafs die Erze des Siegerlandes und der Lahn nicht etwa concurriren mit den lothringisch-luxemburgischen Erzen, sondern dafs sie eine nothwendige Ergänzung zu denselben bilden. Den Hochofentechnikern ist ja ausreichend bekannt, dafs nicht etwa die Rücksicht auf billige Calculation uns veranlafst, die Erze von Nassau und Siegen zu beziehen, sondern lediglich der für uns nothwendige Mangangehalt dieser Erze bringt uns in diese Zwangslage. Roheisen aus Siegener Erz ist thatsächlich theurer als luxemburgisches Roheisen. Es ist also nur ein Ergänzungserz und kein Concurrenzerz. Hr. Hochofendirector Schilling - Oberhausen: Hr. Dr. Goecke hat uns ein Werk angeführt, welches in diesem Jahre 150 000 t Minette beziehen wird. Es ist die Gutehoffnungshütte. Bevor dieselbe sich zu diesem Bezug entschlossen hat, hat sie bei den nassauischen Werken Rückfrage gehalten, ob dieselbe in der Lage wären, genügende Erzmengen zu liefern. Wir hatten Puddelschlacke genug und konnten uns daher helfen. Die Nachfrage hat nun ergeben, dafs für die Zeit vom 1. Januar bis 1. Juli nur ein Quantum von 6000 t Rotheisenstein disponibel sei. Unser Verbrauch bezifferte sich aber auf mindestens 12 000 t monatlich, wir waren also gar nicht in der Lage, die Erze von Nassau zu beziehen. Ich habe immer bedauert, dafs unsere Eisenbahnen in dem Bau der Fahrzeuge in bezug auf deren Tragfähigkeit nicht weiter fortgeschritten sind. Heute sehen wir 200-Centner-Wagen in alleiniger Benutzung, ich bin aber überzeugt, dafs diese bald den 400-Centner-Wagen, die, was Länge und Breite anbetrifft, in den heutigen Dimensionen ausgeführt werden können, Platz machen werden. Nach meinem Dafürhalten wird die Einführung der Wagen von gröfserer Tragfähigkeit eine grofse Tarifermäfsigung zur Folge haben und für jeden Eisenbezirk nutzbringend sein. Vorsitzender: M. H., es ist ein Antrag auf Schlufs eingegangen. Zum Wort notirt ist noch Hr. Bergrath Bellinger. Ich frage die Herren, ob Sie diesen Redner noch hören wollen. (Rufe: Ja, ja!) Ich ertheile also Hrn. Bergrath Bellinger das Wort. Hr. Bergrath Bellinger: Der Herr Vorredner erwähnte, dafs er Umfrage gehalten und erfahren habe, dafs für die Zeit von Januar bis Juli die verlangten Eisensteinvorräthe im Nassauischen nicht mehr zu erlangen gewesen seien. Es ist ja Thatsache, dafs im letzten Vierteljahr die Nach frage nach unseren Erzen derart zugenommen hat, dafs unsere Vorräthe vergriffen sind. Wenn aber der Bergbau bei uns in einer solchen Nothlage war, dafs viele Gruben zum Erliegen gekommen sind, dann ist es nicht möglich, in 2 bis 3 Monaten so viel zu fördern, dafs der ganze durch die gesteigerte Production vermehrte Bedarf der rheinisch-westfälischen Werke gedeckt werden kann. Lassen Sie uns 1/2 bis 1 Jahr Zeit, die Gruben kommen wieder in stärkeren Betrieb und wir hoffen unsere Production über 1 Million Tonnen bringen und dann der Nachfrage genügen zu können. Vorsitzender: Ich schliefse hiermit die Discussion. Anträge auf Abänderung der vor geschlagenen Resolution sind nicht eingelaufen, es kann sich daher nur um Annahme oder Ab lehnung der Resolution handeln. Die Verlesung derselben scheint mir nicht mehr erforderlich zu sein, da sie gedruckt vorliegt. Ich gehe also zur Abstimmung über und fordere diejenigen Herren auf, welche mit der Resolution nicht einverstanden sind, sich von ihren Sitzen zu erheben bezw. soweit sie nicht sitzen, die Hände zu erheben. (Geschieht.) Die Resolution ist mit allen gegen 11 Stimmen angenommen. Bevor wir nun diesen Gegenstand vollständig verlassen, erübrigt uns noch — Sie werden damit einverstanden sein — dafs wir dem Referenten Hrn. Schlink für die sorgfältige Ausarbeitung seines Referats unsern Dank aussprechen. (Es folgt eine Pause von 10 Minuten.) Nach Wiedereröffnung der Sitzung ergreift das Wort der Herr Vorsitzende. Vorsitzender: Wir gelangen nunmehr zu Punkt III unserer Tagesordnung: Ueber die Entstehung der auf Friedenshütte am 24./25. Juli v. J. stattgehabten Kesselexplosion, Ich bemerke hierzu, dafs Ihr Vorstand geglaubt hat, einem aus Mitgliederkreisen hervorgegangenen Anträge Folge geben zu müssen, welcher den Verein auffordert, zu der Ihnen bekannten Erklärung einer Reihe von Oberingenieuren von Dampfkessel: Stellung zu nehmen und