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Februar 1888. STAHL UND EISEN.“ Rheinisch-westfälische Hüttensehule. In der Chronik des vierten Berichtes über die Rheinisch-westfälische Hüttenschule zu Bochum für das Schuljahr 1886/87, erstattet vom Director Th. Beckert, heifst es u. A. wie folgt: „Die Entwicklung, welche die Hüttenschule seit Ausgabe des letzten Berichtes im Mai 1886 genommen, darf als eine in jeder Hinsicht erfreuliche bezeichnet werden; denn nicht nur die Schülerzahl der seit jenem Zeitpunkt eröffneten Unterrichtskurse weist einen be trächtlichen Zuwachs auf (in den Kursen für Maschinen bauer ist die gestattete höchste Zahl von 30 Theil nehmern erreicht und in dem kürzlich begonnenen Kursus für Hüttenleute wurden beinahe doppelt so viel Schüler aufgenommen, als in den früheren), sondern auch im inneren Ausbau, in der Anpassung des Lehr planes an die Forderungen der Praxis, sind erhebliche Fortschritte gemacht worden. Um in letzterer Hinsicht den Bedürfnissen der Industrie soweit als nur möglich zu genügen, ver anstaltete der Leiter der Schule eine Umfrage durch Aussendung von sehr ins Einzelne gehenden Frage bogen an die Arbeitgeber bezw. Vorgesetzten aller, ehemaligen Hüttenschüler, deren Aufenthaltsort be kannt war, mit der Bitte, über ihre Leistungen, etwaige Mängel in der Ausbildung bezw. darüber, ob in ein zelnen Fächern eine Beschränkung des Lehrplans zweckdienlich erscheinen möchte, die genaueste Aus kunft zu geben. Mit dankenswerther Bereitwilligkeit wurde dieser Bitte fast allseitig Folge gegeben, wie aus 68 zurück gelangten Fragebogen liervorgeht. Das Ergebnifs der Nachfrage war, abgesehen von ganz vereinzelten Ausnahmen, ein über Erwarten günstiges, und nur bezüglich der Sicherheit und Fertigkeit in der rich tigen Anwendung der Muttersprache sowie hinsichtlich der Uebung im Skizziren und Aufnehmen wurden von einzelnen Seiten weitergehende Anforderungen gestellt. Während der letzteren Forderung durch Ver tauschung des bisher angewendeten Unterrichtsver fahrens mit dem an zahlreichen technischen Lehr anstalten in Anwendung stehenden Stuhlmann- Jessenschen Verfahren mit Sicherheit genügt werden kann, dürfte die erste kaum oder gar nicht zu be friedigen sein. Bei dem grofsen Mangel an Sprach gefühl, welchen die meist plattdeutsch sprechende Arbeiterbevölkerung zeigt, reicht die kurze Zeit von 11/2 Jahren selbst bei erheblicher Verstärkung des Unterrichts irn Deutschen nicht aus, um die Schüler an eine, besonders in grammatischer Hinsicht, richtige Ausdrucksweise zu gewöhnen. Obwohl die Hütten schule einen im Vergleich zu anderen Fachlehr anstalten beträchtlichen Theil der Unterrichtszeit auf die deutsche Sprache verwendet, wird auf diesem Gebiete eine merkliche Besserung nicht eher eintreten, als bis den Volks- und Fortbildungsschulen durch Herabsetzung der übermäfsig hohen Schülerzahl in den einzelnen Klassen ein erfolgreicheres Arbeiten möglich wird. Da die Nachfragen nach jungen auf der Hütten schule ausgebildeten Leuten im Laufe der letzten Jahre so zahlreich eingingen, dafs die wenigen Zög linge derselben bei weitem nicht genügten, sie zu befriedigen, so erschien eine Erweiterung der Anstalt dringend geboten; mit dieser war aber auch die Möglichkeit gegeben, das Arbeitsgebiet der Schule auf die Ausbildung von Maschinensteigern, an denen im westfälischen Bergbaugebiet sehr fühlbarer Mangel herrscht, auszudehnen und so die Anstalt für einen | weiteren Industriezweig nutzbar zu machen.“ lieber die im Herbst 1886 vorgenommene Aende- rung des Lehrplanes auf Grund der praktischen Er fahrungen ist in dieser Zeitschrift bereits im vorigen Jahre auf Seite 142 berichtet worden. Die gesammte Schülerzahl der Anstalt betrug zu Anfang des Sommerhalbjahres 1886 41, zu Anfang des Winterhalbjahres 1886/87 37 und hob sich dann im Sommerhalbjahr 1887 auf 66, während sie zu Anfang des Winterhalbjahres 1887/88 43 betrug. Die Zahlen documentiren zur Genüge, dafs die Schule in stetig fortschreitender Entwicklung be griffen ist und sich die verdiente Anerkennung der betheiligten Kreise in stets wachsendem Grade erringt. Die technische Hochschule zu Berlin wird im Winterhalbjahr 1887/88 von 741 Studirenden besucht. Davon entfallen auf Abtheilung I für Archi tektur 156. auf Abtheilung II für Bau-Ingenieurwesen 164, auf Abtheilung III für Maschinen-Ingenieurwesen mit Einschlufs des Schiffsbaues 322 und auf Abihei lung TV für Chemie und Hüttenkunde 99. 58 etatsmäfsig angestellte Professoren bezw. selb ständige , aus Staatsmitteln remunerirte Docenten, 26 Privatdocenten bezw. zur Abhaltung von Sprach stunden berechtigte Lehrer und 60 zur Unterstützung der Docenten bestellte Hülfsdocenten bezw. Assistenten sind an der Hochschule thätig. Neu immatriculirt wurden 170 Studirende; von diesen sind aufgenommen auf Grund der Reifezeugnisse a. von Gymnasien 55, b. von Realgymnasien 49, c. von Oberrealschulen 13, d. von Gewerbeschulen 4, e. von Realschulen 1 (zu d. und e. vermöge der Uebergangsbestimmung § 41 d. Verf.-Statuts), f. auf Grund der Zeugnisse von aufserdeutschen Schulen 41, g. mit ministerieller Genehmigung, auf Grund von Zeugnissen, welche den unter d. bezw. e. ge nannten als gleichwerthig anerkannt wurden, 7. Von den Studirenden sind 91 Ausländer, unter denen Rufsland mit 22 am stärksten vertreten ist. Zur Stellung des Technikers in der Staats- eisenbahn-Verwaltung schreibt die »Köln. Zeitg.« Nr. 24 d. J.: Der Etat der Eisenbahnverwaltung enthält unter den dauernden Ausgaben »zur Prämiirung nützlicher Erfindungen auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens« eine neu eingestellte Forderung von 15 000 JI, die namentlich wegen ihrer Begründung Beachtung ver dient. Diese letztere beweist nämlich, dafs die Ver waltung selbst der in der Verstaatlichung und Verein heitlichung eines so grofsen Bahnnetzes liegenden Gefahr, es möchten die früher durch den Wettbewerb der zahlreichen Einzelbahnen und ihrer Techniker gewährleisteten Fortschritte im technischen Eisenbahn wesen auf die Dauer nachlassen und erlahmen, sich wohl bewufst ist. Nach der jetzt erfolgten Durch führung der Verstaatlichung — so wird in den Er läuterungen ausgeführt — hat die Staatseisenbahn verwaltung der Vervollkommnung der für den Betrieb und die Verwaltung der Bahnen bestehenden tech nischen Einrichtungen in erhöhtem Mafse ihre Auf merksamkeit zuzuwenden. Das Eisenbahnwesen ist seiner Natur nach auf eine stetige Fortentwicklung in allen Zweigen des Dienstes hingewiesen und im An- schlufs an die Fortschritte der Technik und die wechselnden Bedürfnisse des Verkehrs einer ununter brochenen Umgestaltung unterworfen. Es gehört zu