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124 Nr. 2. Februar 1888. STAHL UND EISEN. lichkeit. Dieselbe wurde inzwischen von Hannay bedeutend verbessert und hat sich in Grofsbritannien bereits ein ganz bedeutendes Feld erobert. Auch in Deutschland und Frankreich wurde sie im vergangenen Jahre eingeführt. Bei der Verbrennung von Oel wird bekanntlich Kohlenstoff in grofser Menge frei, so dafs es besonders zur Hervorbringung von dicht strahlenden Flammen geeignet erscheint, viel geeigneter als Gas, dessen Flamme zu blass und durchsichtig ist, um gröfsere Flächen hinreichend beleuchten zu können. Das Oel wird in der Lucigenlampe durch geprefste Luft fein zerstäubt, und die feinen Oelstaubtheile treten innig vermengt mit derselben aus dem Brenner heraus. Dieses Gemenge wird angezündet und giebt eine grofse helle sanfte Flamme, welche nicht blendet. Die Ver brennung ist eine vollständige, so dafs die Flamme weder rufst noch riecht. Da die Lichtquelle eine viel gröfsere als die des elektrischen Lichtes ist, so wirft das Lucigenlicht weniger tiefe Schatten und leuchtet weiter als elektrisches Licht. Eine Lucigen lampe von nominell 2000 Kerzenstärke ersetzt vier elektrische Bogenlampen von nominell 2000 Kerzen stärke. Sowohl Anlage wie Betrieb sind billiger als bei elektrischem Licht oder bei Gas. Es bedarf keiner Laterne, sondern brennt frei auch bei stärkstem Regen oder Sturm, und bei Tunnelbauten ist es das einzige Licht, welches bei Sprengungen nicht leidet. Es erfordert keinerlei Wartung nach dem Anzünden, ist sehr leicht zu versetzen und bedarf einer nur minimalen Kraft. 4 Lucigenlampen von je 2000 Kerzen stärke nehmen nur 1 Pferdekraft in Anspruch. Es erfordert kein umständlich genaues Adjustiren der Maschinen. Die Gröfse der Flamme kann durch Auf- und Zudrehen der Hähne gerade wie bei Gas regulirt werden. Ein Nachtheil, den es hat, besteht in einem ziem lich starken Geräusch beim Austreten der geprefsten Luft aus dem Brenner, so dafs eine Verwendung in kleinen geschlossenen Räumen nicht rathsam erscheint. Da die Flammen offen brennen, so eignet es sich auch nicht für Räume, in denen brennbarer Staub umherfliegt. Am vortheilhaftesten wird es von Eisenbahnbau- Unternehmern (bei Tunnel- und Brückenbauten, Erd arbeiten), Eisenbahnen zur Beleuchtung von Rangir bahnhöfen und bei Unfällen auf der Strecke (viele Locomotiven haben ja bereits eine Luftpumpe), Kessel schmieden, Hochöfen, Walzwerken, mechanischen Werkstätten, Giefsereien, Schiffswerften, Zechen und Gruben, Glashütten, chemischen Fabriken und dergl. verwandt. Es giebt zwei Gröfsen von Lampen, eine von 2000 bis 3000 Kerzenstärke und eine von 250 bis 700 Kerzen, mit senkrechter, wagerechter oder schräger Flamme. Der Oelverbrauch ist ein bedeutender, wird aber durch den billigen Preis der verwendbaren Oele mehr als ausgeglichen. Der hier abgebildete Apparat wird seit einigen Monaten beim Bau der Düsseldorfer Markthalle mit Erfolg verwendet. Lucigenlampen werden auch von dem Unter nehmer Vering bei den Centralbahnhofsanlagen (eine brennt in Gerresheim Rheinisch) und vom Neufser Eisenwerk in Heerdt bei Neufs bereits ' benutzt. Weitere Anlagen in der Nachbarschaft stehen ; in Aussicht. Ein Artikel der »Köln. Zeitg.« im 2. Blatt vom 30. December 1887 machte über Versuche bei dem vorjälirigen Mobilmachungsversuch in Frankreich Mit- theilungen. Düsseldorfer Zeitungen berichteten über eine Beleuchtung des Düsseldorfer Exercierplatzes, welche bei Gelegenheit von Rekrutenzusammenstellungen im November 1887 hier stattfand. Die Militärverwaltung constatirte hierbei, dafs in einer Entfernung von 170 Schritt kleine Schrift auf gelbem Gonceptpapier noch gelesen werden konnte. Es war nur eine Lucigenlampe von 2000 Kerzenstärke aufgestellt. G. Schnafs in Düsseldorf.