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Betreffs der für Deutschland, Luxemburg und Oester reich angegebenen Zahlen ist zu bemerken, dafs der Anteil, welcher auf die beiden letztgenannten Länder entfällt, ein verhältnifsmäfsig sehr geringer ist. Die Bedeutung der neuen Erfindung scheint gerade für Deutschland noch täglich zu gewinnen, wie denn auch im Laufe dieses Jahres die Inbetriebsetzung eines neuen Stahlwerkes in Süddeutschland zu erwarten ist, welches nach basischer Methode arbeiten wird. In England macht das Verfahren verhältnifsmäfsig geringe Fortschritte, während in Amerika bekanntlich die Patentstreitigkeiten immer noch nicht zu Ende sind. lieber die Herstellung und Verarbeitung von Magnesium theilt A. Martens nach Angabe der Aluminium- und Magnesium-Fabrik in Bremen folgendes mit*: Das Magnesium wird aus Stafsfurter Carnallit nach dem Patent Grätzel auf elektrolytischem Wege gewonnen. Das umgeschmolzene Metall ist meistens sehr poröse und mufs deswegen im erwärmten Zu stande bei etwa 400° durch Aushämmern gedichtet werden. Bei der ferneren Bearbeitung ist Wärme immer erforderlich, obwohl das Magnesium auch im kalten Zustande etwas hämmerbar ist. Es gleicht in dieser Beziehung sehr dem Zink. In gröfseren Stücken kann es hohe Erhitzungen ertragen, ohne zu ver brennen; es schmilzt ohne Anwendung von Flufs- mitteln erst bei etwa 800 °C. Der Verbrennungspunkt liegt nur um wenige Grade höher. Beim Giefsen ergiebt sich immer ein ziemlich grofser Verlust durch Oxydation; man erhält selten gute Güsse, weil Mag nesium die Form weniger gut ausfüllt als beispiels weise Aluminium; der Gufs ist fast immer blasig und löcherig. Das Magnesium läfst sich sehr gut schweifsen**, nur darf man es nicht im directen Feuer erwärmen. Für das Schweifsen und Ausglühen bei den Walzen mufs es im Muffelofen erhitzt werden, um die Wärme bequem regeln und das Metall vor Oxydation schützen zu können. Aus gut vorgeschmie- deten Blöcken kann man dichte Walzstücke von be liebiger Querschnittsform bis zu ganz dünnen Blechen erzeugen. Zum Beweise dessen wurden für die Sammlung der Versuchsanstalt zur Verfügung gestellt: Grubenschienen, Winkel-, Quadrat-, Bund- und Flach stangen, sowie Bleche von verschiedener Stärke bis 1/4 mm Dicke, in Hörde aus Magnesium gewalzt. Jedesmaliges Wiederausglühen beim Walzen ist Be dingung, auch mufs das Walzen allmählich geschehen. Beim Hämmern zum Zwecke der weiteren Bearbeitung ist es vortheilhaft, das Stück zuvor zu erwärmen, weil sich das Material dann nicht so leicht spaltet als beim kalten Hämmern. Beim Treiben ist eben falls Wärme nothwendig. Die Form, welche man zu erzielen beabsichtigt, mufs allmählich erzeugt werden. Die Anwendung von Bleiunterlagen ist vortheilhaft. Beim Drücken auf der Drehbank und beim Pressen wendet man vortheilhaft Zwischenformen an und sucht so die Endform nach und nach zu erreichen. Auf der Drehbank mufs man für beständige Erwär mung Sorge tragen und ebenso sind Stempel und Matrizen beim Pressen thunlichst zu erwärmen; das zu pressende Stück mufs immer wieder ausgeglüht werden. Das Löthen des Magnesiums, sowie die galvanische Ueberziehung mit anderen Metallen bereitet zur Zeit noch grofse Schwierigkeiten. Mit Feile und * Die Festigkeitseigenschaften des Magnesiums von A. Martens, Vorsteher der Kgl. mech.-techn. Versuchs anstalt. Berlin bei Jul. Springer. ** In der Versuchsanstalt konnte die Schweifs fähigkeit wegen eines mangelnden Muffelofens bisher leider noch nicht festgestellt werden. Stichel läfst sich das Magnesium sehr leicht und gut bearbeiten. Am vortheilhaftesten wird das Magnesium im völlig reinen Zustande verarbeitet, weil durch die Reinheit die Haltbarkeit bedingt ist, da das reine Metall dem Oxydiren nur wenig unterworfen ist und leicht blank erhalten werden kann. Mit den Legierungen des Magnesiums hat man im allgemeinen schlechte Erfahrungen gemacht, weil dieselben sehr wenig luft beständig und meistens spröde sind. Das specifische Gewicht der untersuchten Probestücke berechnet sich aus den Abmessungen und dem Gewicht der Stücke durchschnittlich auf etwa 1,75. Bedenkt man, dafs die technischen Erfahrungen in der Verarbeitung des Magnesiums noch verhältnifs mäfsig jung sind und dafs man namentlich in der Herstellung dichter Blöcke wohl noch erhebliche Fortschritte wird erzielen können, so ist mit Rück sicht auf die recht hohe Festigkeit und das leichte Gewicht wohl zu erwarten, dafs die Verwendbarkeit des Metalles eine vielseitige werden kann. Es scheint, dafs auch die Preisfrage im günstigen Sinne geregelt werden kann, so dafs es wohl der Mühe werth sein dürfte, den Versuch zu machen, ob man nicht in Fällen, wo geringe Massen oder geringe Gewichte erwünscht sind, das Magnesium vortheilhaft ver wenden kann. Im Maschinenbau dürfte es vielleicht bei schnellgehenden Maschinen zu benutzen sein. Die Luftschiffahrt würde es voraussichtlich mit Erfolg als Gonstructionsmaterial verwenden können; die Fein mechanik macht bereits ausgedehnten Gebrauch davon für Mefsinstrumente, Waagen u. s. w. Die Verwen dung in der Feuerwerkerei als Draht und Pulver für Beleuchtungszwecke, zur Erzeugung von Moment- Photographieen u. s. w. ist bereits bekannt. Hydraulische Röhren presse. Die Fabrication von Metallröhren aus runden Blechplatten durch Pressen mittels Dorn und Ring wird, theilt »Engineering« mit, obgleich} sie noch verhältnifsmäfsig neueren Ursprungs ist, bereits in beträchtlichem Umfange ausgeübt. Angesichts der Verbesserungen, welche dabei fast täglich angebracht werden, und des steigenden Verbrauchs solcher Röhren, scheint dieser bemerkenswerthe Procefs sich zu einer höchst wichtigen Fabrication auszubilden. Die in der beigegebenen Abbildung dargestellte Presse ist von der bekannten Firma Henry Bessemer & Go. in Sheffield für Samuel Walker in Birmingham zur Fabrication von Röhren von grofsem Durchmesser und zur Erzeugung hohler Stahlgeschosse gebaut worden. Sie besteht ganz aus Bessemerstahl; ihre Gonstruction geht aus der Abbildung hervor und erübrigt uns nur zu bemerken, dafs zur Aufwärts bewegung 2 Gylinder dienen, welche mit der Oeffnung nach oben auf entgegengesetzten Seiten des Fundament- Gufsstückes angebracht sind; dieselben dienen gleich zeitig zur Führung des Kreuzkopfes, an welchem in der Mitte der Haupt-Prefskolben befestigt ist. Der Hauptkolben hat 25" (635 mm) Durchmesser bei einem Hub von 12' (3,65 m), der Druck, “mit welchem die Presse arbeitet, ist 472 kg a. d. qcm, so dafs man im ganzen mit einer Kraft von 1320800 kg nach unten pressen kann. Die zwei Hubkolben haben je 81/2" (216 mm) Durchmesser und können eine Kraft von 304 800 kg nach oben übertragen. Man bedarf deshalb hierbei einer so grofsen Krall, weil die Röhren von dem Dorn abgestreift werden und aufserdem auch der Kreuzkopf und der schwere Prefskolben mitgehoben werden müssen. Die Presse ist bei Walker bereits in Betrieb, und wird unserer Quelle mitgetheilt, dafs dieselbe aus einer Stahlscheibe von 75 mm Durchmessei' u d einer