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Jenen von Forbes und Tait gemachten Beobachtungen reihen sich die Versuche von Tschernoff*, A. Nouel**, Norris und Gore*** und von Steinf an. Der Letztgenannte verwendet diese und von Martens gemachte mikroskopische Untersuchungen in sehr dankenswerther Weise für die Praxis; er glaubt diese mit Stahl und Eisen gemachten Erfahrungen auch auf andere Metalle, z. B. Kupfer, anwenden zu können. Sorby selbst giebt an, dafs die einzelnen durch die Umbildung des sehnigen Gefüges ent standenen Körner von der zum Aetzen ange wandten Säure verschieden stark angegriffen werden, und einige Ergebnisse der Untersuchungen der andern obengenannten Forscher werden durch die Annahme einer statthabenden nur molekularen Umlagerung nicht genügend erklärt; es ist viel mehr zur vollständigen Erklärung dieser Er scheinung noch eine statthabende atomistische Aenderung mit hinzuzunehmen.ff Von diesem Gesichtspunkte aus fallen auch die Beobachtungen, welche Sorby über das Cementiren und das Kleingefüge des Bessemer stahls gemacht hat, in dieselbe Klasse von Er scheinungen, wie die eben erwähnten. Seine Untersuchungen über das Kleingefüge des Stahls, des Gufseisens und über die Beziehungen zwischen dem Kleingefüge und den mechanischen Eigen schaften bestätigen im wesentlichen die bereits von Martens und Lynwood Garrison ge machten Beobachtungen. Es ist auffällig, dafs Sorby die Arbeiten der anderen auf diesem Gebiete thätigen Forscher nicht erwähnt, sondern, wie es scheint, sie ignorirt; besonders den Arbeiten von Martens gebührte mehr Würdigung. Lyn wood Garrison scheint sich erst in der letzten Zeit mit den Forschungen von Martens eingehender be schäftigt zu haben und bezieht sich nun häufig auf ihn mit ausdrücklicher Anerkennung über den hohen Werth der Arbeiten. Hätte er dieselben aber schon im November 1886 vollständig gekannt fff, so würde er auch gewufst haben, dafs die Methode des Sichtbar machens derStructur durch Anlassen von Martens herrührt und hätte vielleicht auch seine Unter suchungen über den Unterschied zwischen Holz kohlen- und Koksroheisen in anderer Richtung angestellt. Zu dem, was Geheimer Bergrath Dr. Wedding über diesen Gegenstand in seinem in Philadelphia gehaltenen Vortrage sagt ist zu I * »Rev. univ. d. mines« 1877. ** »Genie civil«, 23. Avril 1887. *** »Proc. of the Royal Society of London« XXVI. I f »Zeitschr. d. V. d. Ing.«, XXXI, p. 480. ff Vergl. »Stahl und Eisen«, Januar 1888, p. 12. ! fff »Journ. of the United States Assoc. ot Charcoal ! Iron Workers« v. 7., Nr. 3, p. 120. § ebendaselbst. bemerken, dafs durch nichts bewiesen ist, dafs Holzkohlen- und Koksroheisen gerade nur jene charakteristischen Formen zeigen, welche er dar stellt. Das Entstehen dieser Formen ist durch aus nicht durch den Umstand bedingt, dafs die Probestücke mit Holzkohlen oder mit Koks ein- j geschmolzen sind. Der einzige bis jetzt mit Sicherheit auf dem Wege der mikroskopischen Untersuchung festgestellte Unterschied zwischen Holzkohlen- und Koksroheisen ist von Martens ■ angegeben und ist darin zu suchen, dafs man die tannenbaumförmigen Krystalle auf der Bruch fläche der homogenen Masse nur bei Holzkohlen- I roheisen, nicht aber bei Koksroheisen findet. In seiner Veröffentlichung über »die Mikro- structur des verbrannten Eisens« wendet sich Wedding einem sehr interessanten Gegenstände zu* und macht den Anfang zu Studien, welche sich hoffentlich als sehr fruchtbar erweisen und deshalb Fortsetzung erfahren werden. Unter den Illustrationen, welche Martens seiner Arbeit: »Ueber das Kleingefüge des schmiedbaren Eisens, besonders des Stahls«** beigiebt, befinden sich auch Bruchflächen verbrannten Eisens, welche als wesentliche Ergänzung zu Fig. 4 der Arbeit Weddings angesehen werden können. Das Bild, welches Sorby von Stahl, der 'cementirt worden ist, giebt, hat genau dasselbe Gefüge aussehen, wie Weddings Fig. 4. Es scheint demnach jenes Gefüge ebenso durch Cementiren hervorgerufen zu werden. Durch seine Untersuchungen, welche Lyn wood Garrison über das Kleingefüge der Stahl schienen*** anstellt, bestätigt er das, was Martens in »Glasers Annalen« (December 1880) veröffent licht hat. Der Einflufs verschiedener Beliandlungsweisen von Flufsschmiedeisen in der Blechfabricationt, welche Riley in seinem Vortrage auf der Früh jahrsversammlung 1887 des »Iron and Steel Institute« in London nach den Ergebnissen von Zerreifs- und Biegeversuchen beurtheilt, findet gewifs auch seine Erklärung in der oben erwähnten, durch mikroskopische Untersuchung beobachteten Gefügeänderung. Die Versuche würden gröfseren Anspruch auf Mafsgeblichkeit haben, wenn sie nicht mit nur ei ner Härtestufe vorgenommen worden wären. Eine mikrosko pische Untersuchung der zu den Versuchen verwendeten Probestücke würde gewifs ebenso interessant als fruchtbringend sein. Hermann Schild. * »Stahl und Eisen«, October 1886, p. 633. ** »Stahl und Eisen«, 1887, Nr. 4. *** »Trans, of the Amer. Inst, of Mining Engineers«, Fehr. 1887. t »Stahl und Eisen«, Nov. 1887, p. 796.