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der Preisaufgabe über das Verhalten von eisernen Säulen im Feuer* zwei sehr wichtige und lehr reiche Versuchsreihen veranlafst und dürfte sich durch den Erfolg in der That ein Verdienst um den Fortschritt des Gewerbes erworben haben. Die erste dieser Versuchsreihen wurde von Prof. Bauschinger in München**, die zweite von M. Möller und R. Lühmann in Hamburg*** ausgeführt. Die zweite Reihe bietet für die unmittelbar praktische Ausnutzung der Ergebnisse unzweifelhaft ein noch gröfseres Interesse, als die früher angestellte erste. Wenn ich daher mit Rücksicht auf den mir zur Ver fügung gestellten Raum mich auch vorwiegend mit der Möller sehen Arbeit befassen mufs, so mag ich es doch nicht unterlassen, hier für die in sich bedeutenden Arbeiten Bausehingers das Verdienst in Anspruch zu nehmen, die An regung für die M öl 1 ersehe Arbeit gegeben zu haben. Bauschinger hat den Muth gehabt, die so empfindliche und werthvolle Werder- Maschine für seine Untersuchungen zu benutzen und hierdurch zur Nachahmung anzuregen. Die Verhältnisse haben es ihm leider nicht gestattet, seine Versuche weiter auszudehnen. Obwohl die Einwendungen Möllerst Bauschinger zur Ausführung einer zweiten Versuchsreihe ver- anlafsten, in welcher er denselben Rechnung trug, so sind doch die nach einem breiter an gelegten Plane durchgeführten Versuche Möllers erschöpfender, wenn sie auch in bezug auf die Genauigkeit und Vollkommenheit der Messungen sich mit denen Bausch ingers nicht vergleichen können. Aus der Möller sehen Arbeit will ich nun mehr, so kurz es angeht, die praktisch wichtigsten Schlufsfolgerungen herausziehen und werde die selben zugleich an der Hand der durch die ein gehende Untersuchung der Trümmer bei dem grofsen Speie her brande in Berlin, Kais er st rafse 42, gemachten Erfahrungen benutzen, um auf einige wichtige Punkte bezüglich der Feuersicherheit von Eisenconstructionen hinzu weisen. Möller macht zunächst mit Recht darauf aufmerksam, dafs für Säulen in Bauconstructionen die Annahme einer vollkommen centrischen Be anspruchung die unwahrscheinlichste ist und hat deswegen seine Versuche alle so ausgeführt, dafs in der Rege) die Resultante des Druckes um 10 mm aufserhalb der Säulenmittellinie lag, so dafs die zu erwartende Durchbiegung der * Verhandlg. (1. Ver. f. Gewbfl. 1885. — »Stahl und Eisen« 1886, S. 208. ** aus dem mechanisch technischen Laboratorium in München 1885 Heft XII, 1887 Heft XV. *** Verband), d. Ver. f. Gewbfl. 1887, Seite 573. t »Deutsche Bauzeitunge 1886. Nr. 53 und 55. wagerechl eingespannten Säule nach unten ge richtet war. Da das Feuer unter der Säule angefacht wurde, so war bei dieser Anordnung zugleich die gefährlichste Art der Inanspruch nahme gegeben. Die Versuche wurden in einer einfachen hydraulischen Presse durchgeführt, deren Construction im Original nachgesehen werden mag. Die Kraftmessung geschah durch Manometer, welche den Druck im Cylinder an zeigten , die Durchbiegungsmessung mit einem Fühlhebel. Beide Methoden müssen zwar an gesichts der offen zu Tage liegenden Mängel als roh und recht ungenau bezeichnet werden, indessen kommen die hierdurch verursachten Trübungen des Ergebnisses praktisch wenig in Betracht, da sie durch die Zahl der Versuche und namentlich durch den befolgten Plan einiger- mafsen unschädlich gemacht werden. Es mag deswegen genügen, hier kurz auf diese Punkte aufmerksam gemacht zu haben. Die Messung der Erwärmung geschah, wie bei den Bau- schingerschen Versuchen, durch Schmelz- legirungen. Nach einer eingehenden Besprechung der Umstände, welche Anlafs zur schiefen Bean spruchung sein können, erläutert Möller die zur Berechnung von Säulen angewendeten Formeln von Euler und Schwarz und schliefst hieran eine eigene Formel zur Berechnung excentrisch be anspruchter Stäbe auf Zerknickungsfestigkeit, bezüglich welcher auf das Original verwiesen wird, welches man ja bei näherem Eingehen auf die Sache doch nicht wird entbehren können. Diese Formel wird auf Grund der Versuchs ergebnisse schliefslich dahin erweitert, dafs sie diejenigen Querschnittsabmessungen liefert, für welche die Säule bei den gemachten Annahmen auch noch standsicher im Feuer bleibt. Zu den Versuchen sind rohrähnliche glatte Säulen ohne Fufsplatte und Kapital benutzt; man wendete in der Regel für jede Versuchs stufe 2 Säulen von gleichen Abmessungen, die eine aus Schmiedeisen, die andere aus Gufseisen an. Alle Eisenstützen hatten 62 bis 64 qcm Querschnitt, 120 mm inneren und 150 mm äufseren Durchmesser, also 15 mm Wandstärke. Die Gufssäulen halten an jedem Ende eine Ver stärkung um 5 mm von 40 mm Breite; sie waren 1, 2 und 4 m lang, während die Länge der Schmiedesäulen 1 und 2 m betrug. Um den Einflufs der Querschnittsform zu erweisen, wurden volle Säulen von 90 mm Durchmesser also etwa 64 qcm Fläche und 1, 2 und 4 m Länge benutzt. Die genieteten Stützen hatten bei 2 m Länge umstehend gezeichneten Querschnitt Fig. 2. Winkel und Flacheisen zusammen haben wiederum 64 qcm Querschnittsfläche. Um die Wirkungen zu zeigen, welche Schutz vorkehrungen auf die Standsicherheit der Säulen im Feuer haben, sind folgende Probestücke her-