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. jahre (Abscissen), mafsstäblich aufgetragen, und gelten für die Ordinalen 10 000 Stimmen gleich 1 mm. Die 1878 erfolgte Auflösung des Reichstages wegen Ablebnens der Ausnahmegesetze gegen die Socialisten steigerte deren Stimmenzahl von 31 522 auf 56 147, dagegen scheint die An nahme und Durchführung den Einflufs der Partei auf die Volksmassen zeitweise geschwächt zu haben, denn die Stimmenzahl sinkt 1881 auf 30 871 herab, erbebt sich aber 1884 und 1887 sprungartig auf 68 582 und 94 259, ein Beweis, dafs die gestörte Organisation vollständig wieder hergestellt ist. Von Verlängerung und Ver schärfung der Socialistengesetze erwarten wir wenig, das Heil liegt allein in der Abschaffung des unbeschränkten geheimen Wahlrechtes. „Le suffrage universel est un rasoir entre les mains d’un singe“, sagt ein kluger Franzose und trifft damit unseres Erachtens den Nagel auf den Kopf. Wahlkämpfe, in welche die breiten Volks massen unmittelbar hineingezogen sind, gehören zu den häfslichsten Erscheinungen des politischen Lebens. Uebertreibungen, Lügen, Verleumdungen, Hetzereien und Anstachelung der niedrigsten, selbst süchtigsten Triebe ungebildeter Leute spielen dabei die erfolgreichsten Rollen, sind stark benutzte und bewährte Mittel zur Erlangung recht vieler Stimmen. In solchen Wahlkämpfen ver hallen ungehört Wahrheit und Recht, Vernunft und Mäfsigung; die Geschichte beweist, dafs allemal daraus schlimmstes Demagogenthum entspriefst. Vom ruhigen verständigen Staatsbürger zu j verlangen, sich regelmäfsig mit diesen wider wärtigen Plagen zu befassen, mit ähnlichen Mitteln die gute Sache vor einer Niederlage zu bewahren, erscheint uns ebenso unsinnig, als I von einem reinlichen, saubergekleideten Menschen zu verlangen, sieh in den Strafsenpfützen zu wälzen, weil dies anderen Leuten behagt. Auf dem Boden des allgemeinen Wahlrechtes blüht der Weizen der Socialdemokratie. Der Staat i hat ihr diesen Grund selbst angewiesen und ge- I düngt, sucht allerdings hinterher durch unzu reichende Mafsregeln die Wirthschaftzu erschweren, anstatt in voller Erkenntnifs kühn die Axt an das Grundübel zu legen. Die staatsfreundlichen Parteien wollen zu Hülfe kommen, in Verlängerung der Wahlperioden ein schwächliches Heilmittel- chen bieten. Die Antragsteller besitzen nicht den Muth, ihre innerste Ueberzeugung von der Verwerflichkeit unseres Wahlgesetzes auszu sprechen, sie fürchten sich vor den Wählern. Unser „ceterum censeo“ aber lautet: „Fort mit dem allgemeinen Wahlrecht!“ * * * Dem Reichstage ist eine Nachweisung über die Rechnungsergebnisse der Berufsgenossen schaften auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes für das Rechnungsjahr 1886 nebst einer Denk schrift zugegangen. Die Entschädigungsbeträge beliefen sich für die Verletzten in den Berufs genossenschaften auf •/6 1 711 699, wozu noch die Entschädigungen für die Verletzten bei den Staatsbetrieben in Höhe von •46 203 666 kommen. Diesen Auslagen stehen die „laufenden“ Ver waltungskosten von •/6 2 324 299 gegenüber. Selbst entschiedene Anhänger der Berufsgenossen schaften verhehlen ihre Bedenken über diese Ergebnisse nicht. Die »Kölnische Zeitung« vom 11. Januar d. J. sagt u. a.: „Auf den ersten Blick erscheint die Höhe der laufenden Ver waltungskosten aufserordentlich grofs, da sie im Betrage von 2 324 299 •/6 die Gesammtsumme der Entschädigungen (1 711 699 6) und 612 600.6 übersteigt. Wenn auch daran festzuhalten ist, dafs eigentlich der Kapitalwerth der gezahlten Renten den Verwaltungskosten gegenüber zu stellen ist, so erscheint es doch als ein Mifsver- hältnifs, das ernster Prüfung bedarf, dafs für die besoldeten Beamten der Unfallversicherungs- anstalten jährlich über ein Drittel mehr aus gegeben werden mufs als an die Verunglückten und deren Hinterbliebenen.“ Nach oben angegebenen Zahlen verausgabt der Märkische Knappschaftsverein in Bochum auf ~/6 100 für Unterstützungen an Verwaltungs- kosten ~/6 1,82, dagegen die Berufsgenossen schaften auf •/6 100 für Unfallentschädigungen an Verwaltungskosten •%6 135,8 oder 74 mal mehr als der Knappschaftsverein. Die Verwaltungskosten der Rheinisch-West fälischen Maschinenbau- und Kleineisenindustrie- Berufsgenossenschaft betragen etwa 1/3 der Ge- sammtausgaben für 1885/86 einschliefslich der für Bildung des Reservefonds eingezogenen