Volltext Seite (XML)
490 Nr. 7. STAHL UND EISEN.“ Juli 1888. allein 172 000 nur geschätzte Tonnen enthalten sind, sondern auch der ganze Walzkohlenverbrauch der Borsigwerke und der KönigshütterFlufseisenfabrication. Den diesjährigen Mehrverbrauch der Eisenfabrication an Kohlen gegen das Vorjahr schätzt der Statistiker auf etwa 10 %, und den relativen Kohlenverbrauch für das Fertigfabricat giebt er in der mehrerwähnten »Uebersicht der Hauptergebnisse« u. s. w. zu 2,6 bis 2,7 an, ohne irgendwie ersichtlich zu machen, auf welchem Wege diese Zahlen ermittelt sind. An Halbfabricaten zum Verkauf an Fremde wurden 1333 t (1193 t Rohschienen und 140 t Riegel), an Fertigfabricaten 238 636 t producirf, gegen 1886 3405 t weniger bezw. 36 172 t mehr. Die Neuerung seitens einzelner Werke, die Summe ihrer Fertigfabricate, nicht mehr aber die einzelnen Sortenquantitäten zu declariren, erschwert die Fest stellung des Mehr oder Weniger in diesen und macht sie unsicher. Walzdraht und Feineisen sind mit An spruch auf Thatsächlichkeit überhaupt nicht mehr festzustellen, nachdem die früher getrennt und speci- ficirt aufgeführte Production der Walzhütten der Ober schlesischen Eisenindustrie A.-G. nur noch collectiv und summarisch angegeben und nur durch Redactions bemerkung als Feineisen und Walzdraht gekennzeichnet wurde. Auf Grund dieser Bemerkung ist eine Zer- theilung in Sorten um so weniger angängig, als sie selbst der Richtigkeit entbehrt, die Production der Baildonhütte hat bis ins Jahr 1886 gewöhnlich zu 2/a aus Grob- und zu 1/a aus Feineisen bestanden und daran ist sicher im Jahre 1887 auch durch den neuen Besitzstand wenig geändert worden. Dieselbe Hütte declarirte vordem recht bedeutende Mengen von Drahtriegeln zur Weiterverarbeitung in einem der jetzt der Oberschi. Drahtindustrie zugetheilten Werke; diese Lieferung ist auch im Gegenstandsjahre nicht ausgefallen, aber auch hiervon giebt die Statistik keine Andeutung mehr. Auch Marthahütte declarirte Fein- und Faoneisen ungetrennt und in einer Summe. Mit Sicherheit ist fast nur das Mehr der Blech- production festzustellen; aber auch dabei ist nur dem mit den einzelnen Werken näher Bekannten die Zer- theilung in Grob- und Feinblech möglich, weil die Specialbezeichnungen derselben seitens der Statistik nicht allerorts gegeben sind. An Grobblechen wurden 4942, an Feinblechen 1072 t mehr producirt als im Jahre vorher; das Mehr an ersteren wurde vorzugsweise für Spritreservoire erfordert. Meistproducirende waren: die vereinigte Königs- und Laurahütte A.-G. (75 705 t), die Oberschlesische Eisenindustrie A.-G. (50 955 t), die Oberschi. Eisen- bedarfs-A.-G. (27 528 t) und unter den Privatwerken die Marthahülte (20 430 t). Die Berechnung der Arbeiterleistung und der Arbeitslöhne pro Tonne Fertigfabricat ist infolge der neu beliebten Declaration zur wahrscheinlich be absichtigten Unmöglichkeit gemacht; eine spätere »Geschichte der wirthschaftlichen Entwicklung Oberschlesiens« kann nunmehr sich nicht wieder auf die Vereinsstatistik stützen und dadurch neues Aerger- nifs erregen. Der durchschnittliche Tonnenwerth an Fremde verkaufter Halbfabricate ermittelt sich zu • 68,146, der der Fertigfabricate zu « 106,43 gegen83,87 bezw. 104,47 im Jahre vorher; der Ab atz wird mit 1333 t Halbfabricate und 236 029 t Fertigfabricate und der verbliebene Lagerbestand zu 11 099 t Fertig- fabricate angegeben. Frischhüttenbetrieb. Das, was heute noch die Statistik unter dem falschen Titel »Frischhüttenbetrieb« behandelt, vermag nur noch geringes Interesse zu erwecken; man frischt auf keinem der beiden statistisch nam haft gemachten Werke mehr. Das eine derselben schweifst Schmelzeisen bei Holzkohlen aus, das andere arbeitet Walzeisen im Steinkohlenwärmfeuer zu anderen Formen um. Der Geldwerth der Production beider Werke erreicht noch nicht60 000; sie beschäftigten intermittirend zusammen 16 Arbeiter für JC 5983 Lohn, verbrauchten 437 t diverses Eisenmaterial, 144 t Holzkohlen und 141 t Steinkohlen und fertigten daraus 377 t verkäufliche Waare in 4 Feuern und unter 5 Geschlagen; ihre vier Gefälle repräsentiren 57 HP. (Schlufs folgt.) Dr. Leo. Berichte über Versammlungen verwandter Vereine. Verein für Gewerbefleifs. Die Sitzung vom 7. Mai d. J. wurde durch eine Besprechung des Vortrags des Hrn. J. Möller über die Hufnagelfabrication* eröffnet. Da dieselbe sich auf die von uns mitgetheilten Auslassungen über das Rohmaterial bezog, so geben wir sie nach dem officiellen Sitzungsbericht in Nach stehendem wörtlich wieder: „Hr. Geh. Bergrath Dr. Wedding: M. H., in dem höchst interessanten und eingehenden Vortrag, den uns Hr. Möller in der vorigen Sitzung über die Hufnageldarstellung gehalten hat, wurde von ihm zwar in anerkennenswerther Vaterlandsliebe die Be deutung hervorgehoben, welche es habe, dafs die bedeutendste Maschinennägelfabrication in Eberswalde liege, und dafs diese deutsche Fabrik sich den Welt markt erobert habe, dabei so Grofses leiste, dafs sie unübertroffen in bezug auf die Beschaffenheit ihres Products dastehe; aber er hat beinahe in gleichem * Vergl. »Stahl und Eisen« 1888, Nr. VI, S, 412. Äthern hinzugefügt, dafs das Material, welches zu den Hufnägeln nöthig sei, durchaus schwedisches Eisen sein müsse, und hat diese Behauptung in folgender Weise begründet: Er hat zuerst gesagt, das schwedische Eisen sei ein bei Holzkohlen durch den Lancashire -Procefs hervorgebrachtes Schweifseisen; das könne man bei uns nicht haben, weil wir die gleichen Erze nicht hätten, aus denen das für diesen Procefs erforderliche Roheisen hergestellt werde. Zweitens könne man unser deutsches Flufseisen (Flufsstahl) nicht etwa an die Stelle des schwedischen Schweifseisens setzen, weil es zwei Eigenschaften habe, die es für den Zweck unbrauchbar machten, nämlich: 1. die Eigenschaft, nicht zähe genug zu sein, und 2. stahlartige Be schaffenheit zu besitzen, die bewirke, dafs, wenn man das Eisen beim Hämmern kalt werden lasse, es bart, spröde und brüchig werde. Dies verhindere sowohl, dafs man es mit der Hand als auch mit Maschinen bearbeiten könne, ersteres, weil der Arbeiter nicht die Zeit so genau abmessen könne, letzteres, weil die Werkzeuge dabei zu stark abgenutzt würden ; es würde,