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die punktirten Linien der Phantasie nachhelfen mögen. Der Franzose bezeichnet die Gans als Saumon und die Fischähnlichkeit des skizzirten Stückes ist ebenso leicht, wie die Vogelähnlichkeit zu finden. Wir nennen, mehr der Verunreinigung wegen, Sau den Eisenrest in einem ausgeblasenen Hochofen. Dasselbe nennen die Engländer Pferd (horse) oder Bär (bear), die Franzosen Wolf (loup) oder Fuchs (renard); Wolf nennen wir und die Franzosen das Eisen des Slückofens. Der Klumpen des Puddelofens heifst ebenfalls Luppe von lupus (auch im Französischen loup). So würden sich leicht noch zahlreiche Thier namen nachweisen lassen./ Wenden wir uns nun zum schmiedbaren Eisen. Unmittelbar aus dem Erze, also durch Rennarbeit werden davon nur unwesentliche Mengen, meistens in uncivilisirten Ländern (Afrika, Ostindien) erzeugt. Der Name Renneisen ist für dieses Product bezeichnend. Das Renneisen gehört seiner Erzeugungsart nach stets zum Schweifseisen. Die Versuche, Rennflufseisen darzustellen, sind bisher sämmtlich gescheitert. Der früher einzige Procefs, um aus Roheisen in einem niedrigen Feuer bei Holzkohlen durch Oxydation Schweifseisen herzustellen , der Herdfrisch- oder kurz Frisch-Procefs, welcher Frischstahl und Frischschmiedeisen liefert, wird nur noch ganz untergeordnet, namentlich in Schweden betrieben, ebenso ist die Herstellung von Cementstahl durch Kohlung des Frisch schmiedeisens vermittelst der Holzkohle ohne Schmelzung im Aussterben begriffen. Gegenwärtig ist der einzige Procefs von Be deutung zur Schweifseisendarstellung der Puddel- procefs. Zwar wird bei diesem die Oxydation bald durch den Sauerstoff der Luft (Luftpuddeln), bald durch den von Eisenoxyden (Erzpuddeln) herbeigeführt, aber das ändert am Producte nichts und es genügen für letzteres daher die Namen Puddelschweifseisen, Puddelstahl und Puddelschmiedeisen. Ein an der Grenze beider letzteren stehendes Product hat den aller dingswenigbezeichnenden, dennoch eingebürgerten Namen Feinkorn erhalten. Lange Zeit war der Puddelprocefs auf sehr niedriger Stufe stehen geblieben ; seit Einführung des schlackenbedeckten Eisenbodens durch Rogers war kaum ein nennens- werther Fortschritt zu verzeichnen, denn der Versuch, mechanisch bewegte Rührer zu ver wenden, blieb auf wenige Gegenden (besonders Lothringen) beschränkt und der Versuch, rotirende (Cylinder- oderTeller-Oefen) einzuführen, scheiterte nach vielen vergeblichen Mühen trotz vorzüglicher Einrichtungen (z. B. Erimus-Hütte bei Middles- borough) und blieb nur noch in einigen Hülfs- apparaten (Otis-Hütte in Ohio) übrig. Erst als die Flufseisenerzeugung immer mehr die Schweifs eisenerzeugung bedrängte, besann man sich und verbesserte vor Allem die Feuerungen. Der Vorschlag von W. Siemens, die von ihm erfun denen Wärmespeicher anzuwenden, gelang lange nicht wegen der ungleichen Temperaturen, die im Anfänge und im Fortschreiten des Puddelns nöthig sind, erst als Springer zwei Herde mit abwechselnder Flammenführung vorschlug (Max- hülte bei Regensburg), kam man auf den rich tigen Weg, der zuletzt durch den Drehofen von Pietzka (Witkowitz, Friedenshütte) miteinseitiger Flammenführung erheblich vervollkommnet wurde. Das älteste Flufseisen ist der Tiegelgufs- stahl , welcher kurzweg Gufsstahl genannt werden kann; denn er läfst sich auf keine andere Weise als im Tiegel herstellen. Er ist noch heutigen Tages, aus gutem Material hergestellt, das beste Product des Eisenhütten wesens, aber gleichzeitig auch das kostspieligste, welches nur zu besonders vorzüglichen Eisenwaaren (namentlich Schneidwerkzeugen) Verwendung finden kann. Im grofsen Mafsstabe Flufseisen zu erzeugen, gelang erst nach der Erfindung Bessemers, welche in der mit saurem Material gefütterten Birne nur für phosphorarmes Material ausführbar war und daher wesentlich erst durch die Er findung der basisch gefütterten Birne von Thomas verallgemeinert wurde. Das in der Birne erzeugte Flufseisen heifst daher gemeinschaftlich Birnen- flufseisen, und je nachdem es in der sauren oder basischen Birne erzeugt wurde, Bessemer- flufseisen und Thoinasflufseisen. Das Birnenflufseisen ist für Massenproduction geeignet, also z. B. für Eisenbahnschienen, Bau eisen, Handelseisen, aber für die besten Eisen arten ist es nicht ausreichend. Hierfür dient der Flammofenflufseisenprocefs, der, mit nicht unerheblich gröfserem Brennmaterial- und Zeit aufwand ausgeführt, stets ein theureres Product, das Flammofenflufseisen liefert. Dieser Procefs wird nach zwei Methoden ausgeführt, nach der von Martin erfundenen Methode der Lösung von kohlenstoffarmem Eisen in einem Roheisenbade, welche das Marti nflufseisen liefert, und der von Siemens erfundenen Methode der Oxydation eines Roheisenbades durch Eisen oxyde, welche das Siemensflufseisen liefert.