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»STAHL UNI) EISEN.“ Juli 1888. Es sind einzelne Werke, u. a. North Eastern, Middlesborough, Athus (Belgien) und in neuerer Zeit dasjenige von Gebr. Stumm in Neunkirchen (Saar) nach dem Verfahren ausgerüstet worden, indessen mufs zugestanden werden, dafs weder in den Anlage- noch in den Betriebskosten eine erhebliche Ersparnifs nachzuweisen ist, dafs dagegen der Betriebsleiter sich sicherer fühlen wird, wenn er über eine genügende Zahl feststehender Apparate verfügt, als wenn die Beschaffung derselben in betriebsfähigem Zustande von der Thätigkeit einer Reihe von maschinellen Einrichtungen abhängt. Diese allgemeine Betrachtung soll nun nicht als mafsgebend für den Vorschlag der cylindrischen Herdöfen hingestellt werden, es könnte ja sein, dafs das Auswechseln für den Herdbetrieb über haupt gröfsere Vorzüge hätte als für den Con verter, diese Voraussetzung ergiebt sich aber als hinfällig bei der Erwägung, dafs das Be streben dahin gerichtet ist, die einzelnen Theile den Herd, die Wände und das Gewölbe durch Flicken so lange zu erhalten als irgend möglich, bevor eine gänzliche Erneuerung vor genommen wird, und dafs hierfür die eiserne Ofenbekleidung derartig eingerichtet sein mufs, dafs sie den Zugang zu diesen Theilen von aufsen bei geringster Betriebsstörung thunlichst erleichtert. Die Dauer eines Ofenfutters auf nur 8 Wochen und die Zeit zur Instand setzung auf eine Woche gerechnet, kommt 1 Er satzofen auf 8 Betriebsöfen, und wird auch der Sicherheit wegen im allgemeinen die Zahl der ersteren gröfser genommen, so ist das Verhältnifs doch viel günstiger als in den Bessemerwerken, wo auf einen Betriebs- bis zwei Ersatzconverter kommen. Man wird also, nach dem angeführten Vorgang zu urtheilen, wegen des Systems der Auswechslung den theuren Apparat der ma schinellen Einrichtung, der Hebe- und Transport vorrichtungen und des zweiten Gebäudes wohl nicht in die Herdofenanlagen einführen, und es folgt die nächste Frage, ob der cylindrische Mantel auch ohne dasselbe erhebliche Vortheile vor den bisherigen Formen hat, wobei vornehmlich das Kippen des Herdkörpers in Betracht kommt, weil dieses ein vollkommenes Entleeren ohne Abstich gestattet. Erwägt man indessen, dafs auf einem flachen Herd mit starker Neigung zum Abstich das Zurückbleiben von Eisen nur in höchst geringem Mafse vorkommt, die dasselbe veran lassenden Mulden aber nach jeder Schmelzung leicht auszufüllen sind, wenn die erforder lichen Arbeitsöffnungen vorhanden sind, wie bei der neueren Batho-Gonstruction (S. »Stahl und Eisen« Nr. 12, 1887), dafs inzwischen auch die anfänglichen Schwierigkeiten der Herstellung eines sicheren Abstiches im basischen Futter wohl als im wesentlichen beseitigt zu betrachten sind, so wird man nicht leicht dagegen den vollkommen geschlossenen Blechmantel annehmen, den der cylindrische Querschnitt bedingt und welcher jede Arbeit an dem Futter von innen oder aufsen aus- schliefst, welche nicht durch die Thür- oder Abstich öffnungen zu vollziehen sind. Es läfst sich hier freilich anführen, dafs einzelne Theile des Mantels abnehmbar gemacht werden könnten, aber dann dürften sich schon Abweichungen von der Cylin- derform ergeben und das Gewicht erheblich höher werden als angegeben, so dafs man schliefs- lieh erwägen würde, ob nicht besser die recht eckige Querschnittsform, welche das Anbringen der Oeffnungen zur Instandhaltung begünstigt, beibehalten und zum Kippen eingerichtet wird, um beide Vorzüge zu vereinigen. Die Vorrichtung zum Bewegen würde dann wohl derjenigen der Converter ähnlich zu gestalten sein und damit die Anwendung der Hydraulik unentbehrlich werden, worauf ich noch zurückkomme. Die Form des liegenden Cylinders beeinflußt die Ge staltung der Eintrittskanäle von Gas und Luft in wenig günstiger Weise, denn zur Erzielung einer auf möglichst kurzem Wege sich vollziehenden Mischung ist grofse Breite bei horizontaler Lage erforderlich. Ueber die übrige maschinelle Einrichtung der Herdofen-Stahlwerke ist zu bemerken, dafs von dem hydraulischen Betriebe der Giefs- und Hebe vorrichtungen meistens abgesehen wird, wenn nicht eine grofse Ofenzahl eine fast ununter brochene Thätigkeit derselben erfordert, denn sonst genügt der einfache Pfannenwagen mit Handbetrieb (S. »Stahl und Eisen« 2. Jahrgang, Heft 4, Bl. III) in Verbindung mit dem ge streckten Giefsgraben, welcher von fahrbaren oder feststehenden Dampfkrahnen bestrichen wird. Auch bei gröfseren Anforderungen ist diese Ein richtung dem Locomotivwagen vorzuziehen, indem dann eine gewöhnliche Locomotive, auf Normal geleise nebenher gehend, den Transport übernimmt, es können dann mehrere Pfannenwagen vorhanden sein, und die Locomotive dient in den Zwischen pausen zu sonstigen Transportzwecken. Der Einfachheit und Betriebssicherheit wegen ist hier eine Locomotive ohne Feuerung mit Dampf füllung besonders zu empfehlen, da dieselbe nach der Gonstruction der A.-G. »Hohenzollern«, Düssel dorf-Grafenberg, je nach Bedarf mit dem vor handenen Betriebsdampf gewöhnlicher Spannung gespeist werden kann. Diese einfachste aller bekannten Giefserei- vorrichtungen genügt auch vollkommen für den Betrieb der Converter, da mehrfache Proben er geben haben, dafs es kein Bedenken hat, einen solchen in eine unten feststehende Pfanne zu entleeren, selbst wenn das Gefälle eine Höhe bis zu 3 m haben sollte. Auf diese Weise ist also die Parallelstellung der Converter in beliebiger Zahl mit gemeinschaftlichem Pfannenwagen und Giefsgraben, sowie auch die Einrichtung zum ge mischten Betriebe mit Herdöfen ohne Weiterungen