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Juli 1888. STAHL UND EISEN.“ Nr. 7. 443 Die Anwendung steinerner Winderhitzer auch für kleinere Hochöfen. Vom Hütteningenieur Fritz W. Lürmann in Osnabrück. Die Frage, ob steinerne Winderhitzer auch für kleinere Hochöfen mit 25 bis 35 t täglicher oder 11000 t jährlicher Roheisenerzeugung an wendbar sind, zerfällt in zwei Theile. Es fragt sich nämlich: 1. um wieviel werden die Erzeugungskosten für eine Tonne Roheisen bei den kleineren Hochöfen erhöht, wenn für dieselben steinerne Winderhitzer errichtet werden, 2. wie gestaltet sich der Betrieb dieser kleineren Hochöfen, die Güte des darin erzeugten Roheisens, der Koksverbrauch derselben bei Anwendung von heifserem Winde, und um wieviel werden die Erzeugungskosten für eine Tonne Roheisen vermindert. Ich will in Folgendem versuchen, auf diese Fragen Antwort zu geben. Zu 1. Seit meinem Vortrage in der Ver sammlung des Eisenhüttenvereins* im December 1882, über die Anlagekosten der steinernen Winderhitzer, sind die Herstellungskosten der Blechmäntel, die Bleche selbst, die Herstellungs kosten des Mauerwerks und die feuerfesten Steine für solche Winderhitzer wesentlich billiger geworden. Für gröfsere Hochöfen legt man 3, höchstens 4 steinerne Winderhitzer an, welche 6000 bis 6500 mm Durchmesser und 20000 bis 22 000 mm Höhe haben. Der wirkende Theil dieser Wind erhitzer ist die Steinausfüllung des Gitterwerks oder der Wärmespeicher, welcher die Wärme der Verbrennungsproducte, z. B. derjenigen der Hochofengase, aufnimmt, und diese Wärme wieder an den zu erhitzenden Wind abgiebt. Auf die Gröfse dieses Theils des Wind erhitzers, und zwar auf das Gewicht und die Oberfläche der darin aufgestellten Steine allein kommt es hier an. Die obigen Abmessungen steinerner Wind erhitzer entsprechen nun, je nach deren Con- structionen**, einem Inhalt von 200 bis 275 t Steinen allein in dem Wärmespeicher eines jeden Winderhitzers. Solche Winderhitzer enthalten dann zwischen 575 und 700 t Steinmaterial im ganzen. * »Stahl und Eisen« 1883, Nr. 1, Protokoll der General-Versammlung des Vereins deutscher Eisen hüttenleute vom 10. December 1882. ** Auf die verschiedenen Vortheile der verschie denen Winderhitzer-Constructionen einzugehen, ist in diesem Falle nicht meine Aufgabe. Nach den mir bekannten Beispielen genügt es, wenn man für rheinisch-westfälische Ver hältnisse auf eine Tonne des täglich zu erzeugen den Roheisens 6,5 t Steine allein im Wärme speicher der Winderhitzer vorräthig hat, wobei angenommen ist, dafs das Gitter dieser Wärme speichersteine quadratische Zugöffnungen von 150 mm hat. Ein Winderhitzer von dieser Gröfse kostet zwischen 28 000 und 34 500 6, und die für eine Tonne zu erzeugenden Roh eisens bei grofsen Hochöfen für steinerne Wind erhitzer aufzuwendenden Anlagekosten betragen etwa 750 bis 800 •46. Auf einem rheinisch - westfälischen Werke mit 2 Hochöfen hat man z. B. nur 4 steinerne Winderhitzer mit je 200 t, zusammen also mit 800 t Steinen allein in den Wärmespeichern angelegt. Allerdings hat man auf diesem Werke die alten eisernen Winderhitzer zur Aushülfe stehen lassen. In den 4 steinernen Winderhitzern dieses Werks hat man also auf eine Tonne täglicher Roheisenerzeugung nur 3,3 t Steine in den Wärmespeichern vorräthig. Auf einem andern rheinisch-westfälischen Werk hat man dagegen 4 steinerne Winderhitzer für einen Hochofen erbaut, und auf eine Tonne Roheisen etwa 10 t Steine allein im Wärmespeicher im Vorrath. Diese Unterschiede sind so grofs, dafs man daraus Schlüsse für die Gröfsenverhältnisse der Winderhitzer für kleine Hochöfen im allge meinen nicht ziehen kann. Für eine gröfse neue, im Bau begriffene Hochofenanlage in Rheinland-Westfalen ist für eine Tonne täglicher Roheisenerzeugung die Anlage von Winderhitzern mit 6,5 t Steinen allein im Wärmespeicher vorgesehen. Ich habe nun diese Durchschnittszahl auch für die folgenden Berechnungen der Anlagekosten der Winderhitzer für die kleineren Hochöfen festgehalten und fragt es sich nun nur noch, ob man diese 6,5 t Wärmespeichersteine auf 2 oder 3 Winderhitzer für einen kleinen Hochofen vertheilen will. Zunächst nehme ich an, es genüge, diesen Wärmespeicherbedarf nur auf zwei Winderhitzer zu vertheilen. Dies dürfte überall da der Fall sein, wo die vorhandenen eisernen Winderhitzer noch in einem brauchbaren Zustande sind, und man dieselben neben den steinernen Wind erhitzern stehen lassen, also zur Aushülfe be nutzen kann. Für einen Hochofen von 30 t