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erforderlich waren, während nach den neuesten ameri kanischen Hochofenrapporten der Verbrauch bis auf 0,8 Tonnen gesunken ist.* Mufste man also früher zur Erblasung von 100 t Roheisen 200 t Koks nach den Hochöfen fahren, so braucht man jetzt nur 80 oder in nächster Zeit möglicherweise gar nur 75 t zu rechnen. Der grofse Unterschied gegen früher liegt klar auf der Hand und kann allein dieser Grund schon hinreichend sein, um die Verwaltung der Eisenwerke in Dowlais veranlafst zu haben, lieber ihr Brennma terial als das Roheisen nach Cardiff zu schaffen, d. h. also mit den Hochöfen von der Bergeshöhe nach der Seeküste hinunter zu wandern. Sie liegen dort in bester Lage für die Abfuhr des Roheisens und gleich zeitig für den Bezug ausländischer Erze, falls sie solche benutzen müssen oder wollen. „Die Frage ist aber von weit gröfserer Tragweite. Die Verlegung unserer grofsen binnenländischen Werke nach der Seeküste,“ heifst es in genannter Quelle weiter, „ist sicherlich eine Sache von höchster Wich tigkeit für das Gedeihen unserer Eisenindustrie. Die im Gange befindliche Bewegung wird aber an der englischen Seeküste ihr Ende noch nicht erreicht haben. Wie die Bedingungen augenblicklich liegen, wird englisches Kapital und englischer Unterneh mungsgeist geradezu aufgefordert, sich nach frem den Ländern zu begeben. Werfen wir z. B. unseren Blick nach Italien; dort hat man sich, trotzdem die Natur die Steinkohle weigert, entschlossen, eine eigene grofse Eisenindustrie zu schaffen. Man hat dort bereits erstaunenswerthe Fortschritte in dieser Richtung gemacht, deren Grofse u. A. aus dem Umstande hervorgeht, dafs die englische Kohlen- und Kokseinfuhr nach italienischen Häfen von 2354103 t in 1884 auf 3186854 t in 1887 gestiegen ist. Bis heute haben die Italiener ihre Aufmerksamkeit haupt sächlich auf die Entwicklung ihrer Eisen- und Stahl verarbeitung gerichtet, wobei das benöthigte Roheisen meistens aus England eingeführt wurde, nämlich 55 749 t in 1885 69 175 „ „ 1886 122994 „ „ 1887. (Dazu ist noch ein beträchtlicher Theil aus Bilbao eingeführt worden.) Gleichzeitig denken sie aber auch an die Aus beutung ihrer eigenen reichen Erzschätze. Bereits jetzt sind dort Hochöfen im Gange, welche mit ausländischem Koks gehen, Pläne für andere liegen bereit. Italien ist sehr reich an guten Eisenerzen; so sind die Vor kommen auf Elba weit bekannt, aufserdem sind aber noch andere Lagerstätten vorhanden, die ebenfalls nicht weit von der See gelegen sind. Wenn wir nun annehmen, dafs die Fabrications- Unkosten an Ort und Stelle dieselben sind wie in England, so dürfte es offenbar vortlieilhafler sein, 75 oder auch 80 Tonnen Koks, als 100 Tonnen Roheisen von dort zu beziehen. Da aber die Löhne in Italien bedeutend niedriger sind, so ist der Vortheil ein noch gröfserer. Aufserdem schützt die italienische Regierung ihre junge Roheisenindustrie noch durch einen hohen Schutzzoll. Aehnlicher Beispiele lassen sich viele anführen; es sei nur erinnert an den District des Meurthe et Moselle in Frankreich, der ebenfalls keine Kohlen besitzt und den benöthigten Koks anderwärts herbei zieht. Unter den noch vor einem Vierteljahrhundert in der Roheisenerzeugung herrschenden Verhältnissen wäre es daselbst trotz des Reichthums an vorzüglichen Eisenerzen unmöglich gewesen, mit anderen Gegenden, welche neben ihren Kohlenlagern über kleinere Eisen * Der Redaction dieser Zeitschrift ist ein so günstiges Verhältnifs nicht bekannt geworden. Man wolle vielmehr die Mittheilung auf Seite 229 dieser Nummer vergleichen. erzlager verfügen, in erfolgreichen Wettbewerb zu treten. Die Zukunft birgt wahrscheinlich noch mehr Bei spiele dieser Art in ihrem Schofs. Dieselben kommen uns in den Sinn durch die Nachrichten, welche über den Atlantischen Ocean zu uns dringen und uns mittheilen, dafs 5510 Tonnen Roheisen mit einem Aufwande von 4425 Tonnen Koks erzeugt worden sind, und durch die Neuigkeit aus Süd-Wales, welche die Verlegung der grofsen Dowlais-Eisenwerke meldet.“ Flufseisen in der Röhrenfabrication. Einer Mittheilung des »Iron Age« vom 9. Februar zufolge hatten die Riverside Iron Works in Wh e el in g sich früher entschlossen, eine Röhren fabrik anzulegen, um ein bestehendes Puddel- und Eisenwalzwerk auszunutzen, welches früher das Roh material für die von ihnen betriebene Nagelfabrication geliefert hat, aber infolge des Umstandes, dafs in letz terer das Schweifseisen durch das Flufseisen voll ständig verdrängt wurde, zum Stillstand gekommen war. Trotzdem nun also die neu erbaute Röhrenfabrik gerade auf ein vorhandenes Puddelwerk basirt war, ging man doch dazu über, Versuche mit Flufseisen anzustellen, und zwar nahm man weiches Bessemer material von den Riverside Steel Works. Schon der erste Versuchsposten von 30 t gelang außserordentlich gut; die flufseisernen Streifen, welche sich von den schweifs- eisernen durch glattes Aussehen auszeichneten, wider standen nach Aussage der Schweifser besser der Hitze, als letztere. Sie fanden, dafs es das beste Material in bezug auf Schweifsbarkeit war, welches ihnen je unter Händen gekommen. Infolgedessen fuhr man in der Verwendung fort und hat daselbst bis heute schon mehrere Tausend Tonnen jenes Flufs- eisens verarbeitet und zwar nicht nur zu sogenannten patentgeschweifsten, sondern auch zu stumpfgeschweifs- ten Röhren. Der Abfall soll wegen der ausgezeich neten Schweifsbarkeit ein beträchtlich geringerer sein, so dafs also auch in dieser Beziehung die Verwendung von Flufseisen mit Nutzen verknüpft ist. Spiralförmig - geschweifste Röhren. Der Erfindungsgeist scheint sich in neuerer Zeit mit besonderer Vorliebe der Herstellung von Röhren aus schmiedbarem Eisen zugewendet zu haben. Während die Mannesmannsche Erfindung schon seit geraumer Zeit die deutschen Walzwerkstechniker in einen gewissen Grad von Aufregung versetzt hat, wird in England, wie wir in Nr. II d. J., Seite 123, be richtet haben, gegenwärtig die Fabrication von Röhren durch Ziehen aus Blechen in hydraulischen Pressen anscheinend mit Erfolg ausgeführt. In Schweden hat man eine neue Methode zum Giefsen von Röhren aus Flufseisen zum Zwecke nachheriger Auswalzung der selben ersonnen (vergleiche den Patenibericht dieser Nummer), und da kann es uns denn nicht Wunder ■nehmen, wenn der Amerikaner ebenfalls etwas auf diesem Gebiete haben will. Dieses neue Verfahren, welches besonders zur Herstellung von Röhren mit geringerer Wandstärke bestimmt zu sein scheint, wird zunächst durch die Spiral Weld Tube Company in East Orange, N. J., ausgeübt. Die Maschine, welche dort bereits im Betriebe sein soll, wird uns durch die Abbildung vorgeführt, die wir, ebenso wie auch die nachfolgende Beschreibung »the Iron Age« vom 1. März entlehnen. Ehe wir zur eigentlichen Beschreibung der Maschine übergehen, möge angedeutet sein, dafs die Röhren aus Schweifs- oder flufseisernen Streifen gemacht wer den, welche spiralförmig gewunden, längs der über ragenden Kante erhitzt und durch Hämmern ge- schweifst werden.