Volltext Seite (XML)
von Producenten oder Verkaufsstellen angewiesen war. Heute ist man in der glücklichen Lage, statt eines oder einiger weniger Lieferanten über Dutzende in jedem Artikel verfügen zu können, man hat wirklich das Aussuchen; aber — ohne den Einzelnen zu nahe treten zu wollen — Preise und Leistungen, verglichen mit jenen von damals, lassen doch recht sehr zu wünschen übrig. Und das ist ja auch „ganz natürlich“, sagen wir mit dem Director vom Rigi-Kulm, denn jeder dieser Geschäftsleute steht einem nicht übersehbaren Zufallsbedürfnifs gegenüber und mufs sich mit Art seiner Waare und Preis derselben darauf einrichten. Wenn es aber in der Reichshaupt- stadt so steht, dafs die ins Riesenmäfsige an gewachsene und freieste Goncurrenz wahrschein lich Niemandem, am allerwenigsten aber den Con- sumenten erfüllt hat, was das höchste „Gesetz“ derer von St. Manchester ihnen versprochen hatte, dann ist das wahrscheinlich auch nur Ausnahme? Also wird es in den Provinzialstädten schon besser stehen? Besser nicht, aber schlimmer, lautet die Antwort, welche man von dort erhält; und aus den Landstädten und -Städtchen und von den Dörfern vernehmen wir dasselbe. An freiester Entfaltung der Goncurrenz hat es auch dort gew’ifs nicht gefehlt, die „edelsten und besten Kräfte“ der Nation, von denen der selige Lasker einst im Reichstage sprach, und die Stadt- und Landreisenden auf Privatkundschaft haben den einheimischen Geschäftsleuten so energisch Con- currenz gemacht, dafs sich jetzt Alle miteinander gänzlich unübersehbaren „Zufallsbedürfnissen“ gegenüber befinden. Darauf müssen sie sich nun eben Alle mit Art ihrer Waaren und ihren Preisen einrichten, — so sagt der Director vom Rigi-Kulm. Allein auf die Autorität jenes Directors hin als wirthschaftliche Wahrheit zu vertreten, dafs die freieste Goncurrenz weder dem Con- sumenten die versprochenen billigeren Preise und besseren Leistungen schafft, noch aber dem Producenten Vortheile bringt, der sozusagen doch auch eine Art von Mensch und gar oft ganz derselbe Mensch wie der Gonsument ist, noch endlich Denen, die die Vermittlung zwischen Producenten und Consumenten als Aufgabe haben, erschien auch uns allerdings nicht ohne Be denken. Wir sahen uns also nach anderen Autoritäten um und griffen zur neuesten und uns bekannten besten, nämlich zum „Handbuch der politischen Oekonomie", herausgegeben von Professor Dr. Schönberg in Verbindung mit nam haften Gelehrten. Im Register suchten wir ver geblich nach einem die Goncurrenz insbesondere behandelnden Abschnitte, worüber wir uns schon einigermafsen wunderten, da es doch auffallen mufs, wenn jenes höchste wirthschaftliche „Ge setz“ hier nicht einmal einer besonderen Er örterung gewürdigt wird. Aber es kam noch besser. Professor Fr. J. Neumann in Tübingen behandelt ausführlich „die Gestaltung des Preises“, und hier mufsten wir doch die gesuchte Beleh rung über die dem Consumenten so über aus vortheilhaften Wirkungen der Goncurrenz auf die Preisbildung finden. Was wir aber fanden, war höchst merkwürdig. Natürlich beschäftigt sich Professor Neumann nicht nur theoretisch mit der Preisbildung, sondern geht auch auf die „thatsächliche Gestaltung der Preise“ ein, gerade dieses war unser Fall. Die „thatsächlichen Preise“ werden für ihre wissenschaftliche Behandlung in drei Gruppen getheilt: 1. Special- und Einzel preise, 2. Monopol- und Vorzugspreise, 3. Preise der „freien Goncurrenz“, Concurrenzpreise im engeren Sinne d. h. solche Preise, bei denen auf beiden Seiten ein umfassendes wirksames Mitbewerben stattfindet. Das ist’s, was wir brauchen, dachten wir, — aber nur Gruppe 1 und 2 finden wir eingehender behandelt, beiden zusammen werden 33 Seiten gewidmet. Von den Concurrenzpreisen erfahren wir dagegen nur: „wegen Mangels nicht nur an Raum, sondern auch an ausreichender Beherrschung dieser Dinge“ müsse auf Weiteres zur Zeit verzichtet werden, „vielleicht erweist sich indessen das über die Vorzugspreise zu Sagende wenigstens als Ein leitung zur Behandlung der Concurrenzpreise brauchbar“. Darf man nun hieraus folgern, dafs die Con currenzpreise im allgemeinen recht viel Aelnlich- keit mit Monopolpreisen haben? Wenn, was über Monopol- und Vorzugspreise gesagt werden kann, „wenigstens als Einleitung“ für das über Concurrenzpreise etwa zu Sagende dienen könnte, dann dürften doch beide Arten von Preisen in ihrer Natur nicht so sehr weit voneinander ab weichen. Nun sind es ja doch aber gerade die Monopol preise, von deren verderblichen Wirkungen der Gonsument durch das Walten der „freiesten“ Goncurrenz „befreit“ werden sollte. Dafs es an letzterer gefehlt oder dafs sie etwa noch „freier“ hätte walten können und sollen, wird Niemand behaupten wollen. Und dennoch gelangt ein wissenschaftliches Werk ersten Ranges, indem es „die thatsächliche Gestaltung der Preise“ be handelt, dazu, nichts Besonderes von den Gon- currenzpreisen sagen zu können und anzudeuten, dafs, was man über thatsächliches Wesen und Einwirken von Monopolpreisen zu sagen wisse, allenfalls auch als Einleitung in das Ka pitel der Concurrenzpreise dienen könnte. Der Director vom Rigi-Kulm scheint sich also durchaus nicht mit der Wissenschaft der politi schen Oekonomie in Widerspruch zu setzen, wenn er es für „ganz natürlich“ erklärte, dafs, wo früher ein Monopolpreis mit angemessenen Leistungen bestand, nach dem Einwirken der Goncurrenz sich der Producenf einem „nicht