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764 bestehenden Regierung unschädlich zu machen suche. Gavardie, der im Senat ungefähr die Rolle spielt, welche Paul de Cassagnac in der Kammer auSsührt, war dabei noch gröber und beleidigender, als gewöhn lich, und mitunter nahm die Verhandlung einen lär menden Charakter an. DaS Ende vom Liede war Dresdner Nachrichten voni 30. Juni. — Se. Majestät der König, sowie Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg haben heute Vormittag die Rosenausstel lung des Herrn Paul Ruschpler mil Ihrem Besuche beehrt. k. Sonnabend, den 28. Juni, fand die erste, durch Cantor Pohle elnberufene Sitzung der gemischten Zehnercommission des Cantoren- und Orga nistenvereins der Kreishauptmannschaft Dres den zur Beurtheilung und Begutachtung des musika- kalischen Anhanges in dem Entwurf zu einer Agende für die evangelisch-lutherische Kirche Sachsens Statt. Man einigte sich dahin, daß jedes Commissionsmit glied den ganzen musikalischen Theil des Agendenent- wurfs durcharbeite, um in der nächsten Sitzung, die in der ersten Woche des September abzuhalten ist, ein möglichst eingehendes uw) umfängliches Urtheil abgeben zu können. Ein aus der Mitte der Commission zu wählender Referent — Lie Wahl soll in nächster Sitzung erfolgen — wird dem Vereinstag in der Michaeliswoche referiren, demselben das so vielseitig gewonnene Material in kurzen Thesen zur Discussion vorlegen und dem Vereins tag zu einem endgiltigen ge meinschaftlichen Urtheil Gelegenheit geben. x Am heutigen Nachnuttag gegen 2 Uhr wurde die allgemeine Ausstellung von Erzeugnissen der Kunst, Wissenschaft und Industrie für die Jugend im Grundstücke der .Flora", Ostraalle 32, feierlich eröffnet. Der Feier, zu welcher Einladungen ergangen waren, wohnten Se. Exc. Hr. Staatsminister v. Könne- ritz, Hr. Geh. Rath Körner, Hr. geh Schulrath Kockel, der Vorstand des hiesigen Gewerbevereins Hr. Walter wieder die Annahme einer Tagesordnung, welche die Handlungsweise deS Justizministers vollkommen bil ligt. — Die Deputirtenkammer ist heute endlich , mit der Generaldebatte über das Unterrichtsgesetz fertig § geworden und hat mit 366 gegen 150 Stimmen be schlossen, zur Berathung der einzelnen Artikel überzugehen. Es läßt sich nicht leugnen, daß diese lange Verhandlung weit hinter Dem, was man von ihr erwartete, zurück geblieben ist. Vermuthlich rührt dies daher, daß der Gegenstand der Discussion, die wechselseitigen Ansprüche des Clcricalismus und des modernen Staates, bereits vorher in unzähligen Zeitungsartikeln und Reden er schöpft worden war. Die Redner sahen sich daraus angewiesen, die längst bekannten Argumente in einer möglichst fesselnden Form von Neuem zu gruppiren, und man muß wohl gestehen, daß sie darin nicht alle glücklich waren. Von den Vertheidigern des Gesetzes haben nur der Unterrichtsminister Jules Ferry und Paul Bert, und von den Gegnern hat nur Lamy einen gewissen Eindruck gemacht. — Der Pariser Ge rn ei nderath hat am heutigen Abend einen Beschluß in der bekannten ConvertirungSangelegenheit gesaßt. Er nimmt die Vorschläge des „Crädit foncier" an. Behufs Tilgung ihrer Schuld von 282 Millionen wird die Stadt an die genannte Anstalt 58 Jahre hin durch je 12 Millionen zahlen. * Brüssel, 28. Juni. Bei Begründung des von der Regierung der Repräsentantenkammer vorge legten Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderungen der Zölle und Steuern, wird darauf hingewiesen, daß in folge dieser Abänderungen eine Einnahme von etwa 7 350000 Frcs. erzielt werde, daß diese Summe aber zur Deckung des, sich auf 12 Millionen Frcs. beziffern den Deficits nicht hinreichen würde. Die Regierung behalte sich deshalb vor, eine Convertirung der 414 Rente zu beantragen. Rom, 28. Juni. (Tel.) In der Deputirtenkam mer gelangte heute der vom Senat amendirte Mahl- steuergesetzentwurf zur Verhandlung. Der Minister präsident Depretis erklärt, das Ministerium habe es als seine Pflicht erachtet, den vom Senat abgeänderten Gesetzentwurf den Kammern vorzulegen, aber es werde denselben nicht unterstützen und behalte sich vor, Amen dements in Vorschlag zu bringen. Mehrere Redner acceptiren die vom Senat beschlossenen Abänderungen; andere weisen dieselben zurück, indem sie dem Senat das Recht absprechen, von der Kammer genehmigte finanzielle Gesetze ihrem Wesen nach abzuändern. Meh rere Redner werden infolge von Aeußerungen, welche sie gegen den Senat gebrauchten, zur Ordnung gerufen und ziehen ihre Ausdrücke zurück. Die Debatte wird morgen fortgesetzt. London, 28. Juni. Ein Telegramm der „K. Z." berichtet: Die Besserung der Kaiserin Eugenie hält an, obschon das Ruhebedürfniß noch groß ist. Das eröffnete Testament des Prinzen Louis Napoleon ent hält angeblich keine politischen, sondern nur Legatsbe stimmungen für Verwandte, Freunde und Diener. Die Kaiserin war bei der Eröffnung nicht zugegen und hörte die Vorlesung des Testaments erst später. — Nach officiellen Angaben aus der Cap stadt über den Tod des Prinzen Louis Napoleon be stand die betreffende Recognoscirungsabtheilung aus 1 Offizier und 7 Mann. Dieselbe wurde von Zulus überrascht. Der Prinz floh zu Pferde und kam an eine Stelle, wo sich Zulus versteckt hatten, welche ihn tödteten. Nach anderweitigen Berichten konnte der Prinz das Pferd nicht besteigen, weil sich dasselbe bäumte, und wurde von den Zulus ermordet, während er an der Seite des Pferdes lief. Der Prinz soll die Recognoscirungsabtheilung commandirt haben, indeß soll es dem General Chelmsford überhaupt nicht be kannt gewesen sein, daß er an der Recognoscirung Theil nehme. Der Leiche des Prinzen wurden alle militärischen Ehren erwiesen. Dieselbe wird von der Simonsbai übergesührt werden. — Die englischen Truppen setzen den Vormarsch gegen den Feind fort. Ein militärisches Ereigniß von Bedeutung hat neuer dings nicht stattgefunden Kopenhagen, 29. Juni. (Tel.) Die Gemahlin des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland ist heute Mittag mit ihren Kindern hier eingetroffen. Nach der Begrüßung des königl. Familie begab sich die Großfürstin sofort nach der Sommerresidenz Berns torff. Alerandrien, 28. Juni. Der „Pr." geht von hier nachstehende Depesche zu: Der vormalige Khedive, Is mail Pascha, hat seine Abreise von Kairo verschoben, 3ur Orieutfraye. Rom, 28. Juni (Tel.) Der Fürst von Bul garien sprach dem Könige und der italienischen Re gierung seine Dankbarkeit für den Einfluß aus, welchen Italien bei seiner Erwählung zum Fürsten von Bul garien auSgeübt, und erklärte weiter, daß er den Berliner Vertrag gewissenhaft beobachten wird. Der Fürst wird übermorgen (Montag) nach Brindisi reisen, um sich daselbst aus einem russischen Kriegsschiffe nach Konstantinopel einzuschiffen. Der König verlieh dem Fürsten Alexander das Großkreuz des St. Mauritius- und Lazarusordens. — Wie man der „Pr." aus Rom telegraphirt, wurde zwischen dem Fürsten von Bulgarien und der Pforte ein Arrangement getroffen, welches den Be such des Prinzen in Konstantinopel doch ermöglichen wird, und zwar in der Form, daß der Fürst Alexander sich unmittelbar vor dem kaiserlichen Palais auSschifft, den Ferman aus den Händen des Sultans entgegen nimmt und sich darauf wieder einschifst und die Fahrt nach Varna fortsetzt. (Der „N. ft. Pr." wird aus Konstantinopel berichtet, der Sultan habe deshalb ge wünscht, daß der Fürst Alexander sich auf dem kür zesten Wege nach dem Sitze seiner Regierung begebe, d. h. also ohne sich erst in Konstantinopel zu zeigen, weil sich in Konstantinopel eine große Anzahl bulga rischer Flüchtlinge aufhält, für welche die Ankunft des Prinzen v. Battenberg die Veranlassung zu tumul- tuarischen Demonstrationen abgeben könnte, die für ihn vielleicht ebenso unangenehm wären, wie für den Sultan.) Philippopel, 28. Juni. Man telegraphirt der „Polit. Corr.": Der ostrumelische Directions- rath weigert sich, mit den von der Pforte ernannten Civil- und Militärbeamten Dienstverträge abzuschließen, und wird die Entscheidung dieser Frage der künftigen Provinzialversammlung überlassen. Man will aus diesem Verhalte» des Directionsrathes den Schluß ziehen, daß derselbe die Verwaltung Ostrumeliens auf Grundlage des Suzeränctälsprincipes zu decentralisiren beabsichtige. — Dem „Pester Lloyd" geht aus Karlowa vom 28. Juni nachstehende Depesche zu: Mehrere Juden - familien, die ausgewandert waren, sind auf die Ein ladung der ostrumelischen Behörden in ihre Heimath Karlowa zurückgekehrt. Als sie ihre alten Häuser be zogen, sammelten sich etwa 200 Bulgaren, sprengten die Thüren, rissen die Mauern ein und mißhan delten die Bewohner, von denen mehrere verwundet wurden. Die Juden wandten sich vergeblich an die Behörden; sie wurden aus der Stadt gejagt und noch eine Strecke weit versolgt. da seine Mutter, die ihn begleiten will, plötzlich erkrankt ist. Andererseits verlautet jedoch, daß die Regierung ihm den Palast Emirghian in Konstantinopel, den sie als StaatSeigenthum reclamirt, nicht überlassen will. rine mit Gänseleberpastete, Käse verschiedener Gat tung und ganz oben Punschbowlen nut einer Schüssel voll Citronen. Nach und nach treten in dieses Kaffeehaus, bürgerlich gekleidet, die Hände auf dem Rücken, langsam schleichend, die Künstler des CircuS ein. Hier und da tritt Einer, der besonders gut gelaunt ist, in der Rolle auf, die er im Circus spielte, indem er einen Fuß bis zur Höhe des Auges emporfchnellt und ihn mit der Handfläche wieder niederdrückt. Doch sind diese Scherze äußerst selten. In der Regel sind dir ClownS die ruhigsten Menschen, welche nach been deter Vorstellung nicht genug eilen können, um sich zum Dominospiele mederzusetzen. Man hört, wenn sie Platz genommen, keinen Laut, kein Lachen, keinen Scherz, nichts als das Klappern der Dominosteine auf der Marmortafel. Alle diese Leute scheinen taubstumm, da sie einander nur durch Mimik Mittheilungen machen. Die Gymnastiker und insbesondere die Clowns, welche das Publicum mit den drolligen Bewegungen deS Kör pers zu unterhalten suchen, theilen mit den Komikern der Bühnen den stillen, ernsten Zug deS Wesens, ja er ist bei ihnen noch stärker ausgeprägt. Trägt die Ermüdung und die Todesgefahr, m der sie fortwäh rend schweben, die Schuld an dieser Verstummung 7 Sicher, aber eS ist »och eine andere Ursache vorhanden. Wenn diese Menschen daS Fieber ihrer Arbeit hinter sich haben, wenn sie sich zur Ruhe setzen und über ihr Leben nachzudrnken beginnen, so werden sie in hiesem Augenbicke von der Sorge ergriffen, daß ihre - Existenz und die ihrer Familie in jedem Augenblicke l durch eine Krankheit, einen Rheumatismus, eine Kleiuig- S keit, welche die menschliche Maschine in Stocken versetzt, a in Frage gestellt werden kann. Sie weichen deshalb 8 Allem aus, was ihre Gesundheit irgendwie bedrohen t könnte. Sie denken oft und fortwährend — es ist Vies a ihre fixe Idee — daß die Jugend und mit ihr die Frische t der Nerven und Muskeln sehr bald ein Ende finde ; und daß lange Zeit, bevor sie ihr Leben schließen, ihr ) Körper den Dienst zur Ausübung der Künste versagt, - von welchen sie leben. Dann befinden sich unter ihnen, und die Zahl derselben ist nicht gering, die „Gewarn ten", Jene, welche während ihrer Laufbahn zwei oder drei Mal einen Sturz gemacht haben, der Diesen oder Jenen, welcher ihn überlebt hat, lange Monate auf das Krankenlager bannte. Wenn diese Männer auch nach ihrer Genesung vollkommen wiederhergestellt sind und anscheinend frisch und gesund aussehen, so bleiben sie doch „Gewarnte". Die Furcht und Angst lähmt ihre Kräfte, und um das Kunststück, welches ihre Specialität bildet, auszuführen, müssen sie ost sich zu einer Anstrengung aufraffen, die sie der Lebensgefahr aussetzt. (Schluß folgt.) 1° Im Soolbade Elmen starb, 71 Jahre alt, am 24. Juni der in früheren Jahren beliebte Componist Franz Laver Chwatal. Die große Mehrzahl seiner musikalischen Arbeiten besteht in Arrangement-. u. A. bei. Hr. C. Heinze, der Vorstand der Aus- stellungsdirecUon, hielt die Eröffnungsrede, die mit einem Hoch auf Se. Majestät den König schloß. Die Versammlung nahm hierauf mit Befriedigung die Aus stellung in Augenschein, über welche wir einen aus- führlichern Bericht uns Vorbehalten. — In NeSmüller's Sommertheater findet übermorgen (Mittwoch) die letzte Wiederholung der Operette der „Seecadet" Statt. Künftigen Donners tag beginnt ein Gastspiel der auch hier rasch beliebt gewordenen Operettensängerin des Friedrich-Wilhelm- städtischen Theaters in Berlin, Frl. Helene Meinhardt. 88- Wohl selten noch haben sich Gewitter im Dresdner Elbthalkessel mit so großer Heftigkeit und unter so starken Regengüssen entladen, als in ver gangener Nacht. Von 2 Uhr ab zuckten di? Blitze über eine halbe Stunde hindurch nach allen Richtun gen hin ohne Unterlaß, und das Rollen des Donners erschütterte die Luft fast ohne alle Unterbrechung. Der Regen aber strömte um die bezeichnete Zeit in wirk lich wolkenbruchartiger Weife nieder und stopfte na mentlich in mehreren Vorstadtstraßen, so z. B. auf dem Bischofswege rc., die Mundlöcher der Schleusen so, daß das Wasser keinen genügenden Abfluß sand, die ganze Breite der Straße füllte und theilweise so gar in die Keller der Häuser fluthete. In nordöstlicher Richtung von Dresden wurden Feuerscheine bemerkt, und soll der Blitz in Pulsnitz und benachbarten Orten gezündet haben. — Aus Blasewitz schreibt man uns: Gestern (Sonn tag) Mittag fand in dem neuen Anbaue von Seid nitz, welcher nach seiner Lage oberhalb von Blasewitz sich auch Oberblasewitz nennen läßt, die Einweihung des dort von dem bekannten Chef eines bedeutenden Naturallenhandelsgeschäfts, I)r. Schaufuß, früher in Dresden, errichteten Museums Ludwig Salvator Statt, so genannt zu Ehren des um die Person des Gründers und dessen naturwissenschaftliche Bestrebungen hochverdienten Mitgliedes des österreichischen Kaiser yauses. Das Museumsgebäude, eine zugleich zur Wohnung der Familie des Besitzers dienende Villa, erbaut nach einem Entwürfe des Prof. Giese im by zantinischen Renaissancestil und vom Architekt Ihle in rein gearbeitetem Sandstein äußerst sorgfältig ausge führt, macht auf den Befchauer den vorlheilhaftesten Eindruck. In der Etage des Gebäudes, enthaltend einen größeren Saal mit Oberlicht und vier weitere Pwcen, sind nun die Privatsammlungen des Besitzers untergebracht, welche vom Tage der Einweihung an auch dem Publicum geöffnet sind und zum Besuch an gelegentlich empföhle» werden können. Der Weiheact, zu welchem Einladungen an zahlreiche Herren aus Dresden, Blasewitz, Gruna, Seidnitz u. s. w. ergangen waren, bestand in zwei kurzen Ansprachen des Herrn Or. Schaufuß und des Hrn. Redacteurs Ludwig Hart mann an die Versammelten, denen die von einem Dresdner Gesangverein trefflich ausgeführten Vorträge von: „Das ist der Tag des Herrn" und „Wem Gott will rechte Gunst erweisen " vorausgingen und folgten. An den Act schloß sich eine eingehende Besichtigung der im Museum ausgespeicherten Natur- und Kunstschätze. Diese bestehen nächst einer hübschen Sammlung von Gemälden, Kupferstichen u. s. w., unter denen die besten Meister der verschiedenen alten, wie neuen Schulen mit Originalbildern, wie guten Copien von solchen ver treten sind, und nächst einer Bibliothek von einigen Tausend Bänden hauptsächlich aus einer Sammlung oder, besser gesagt, aus einer Collection von Samm lungen zoologischen, mineralogischen, anthropologischen, ethnologischen und selbst historischen Inhalts, in denen die Fauna aller Welttheile in hervorragender Weise, großentheilS durch vorzügliche Exemplare vertreten ist. Diese seine ungemeine Reichhaltigkeit dankt das Museum dem rastlosen Sammelfleiß, den sein Schöpfer seit einem Vierteljahrhundert auf seinen Reifen im Süden Europas entwickelt, und den zahlreichen Verbindungen mit Männern der Wissenschaft und Pflegern der Naturgeschichte, deren er sich zu erfreuen hat. Das Arrangement der Ausstellung ist nur zu loben, wenn schon eine streng systematische Anordnung innerhalb der einzelnen Naturreichsgruppen bei solcher Ueberfülle von Material von selbst ausgeschlossen erscheint. Und »och enthalten die ausgedehnten Räume des Souter rains ganze Niederlagen naturhistorischer Gegenstände, deren ichaugerechte Mitaufstellung mindestens eine Ver doppelung der Mujeumslocalitäten erforderlich machen würde. Wie wir hören, haben am Sonnabend auch Hr. geh. Schulrath Bornemann und ein Vertreter der königl. Amtshauptmannschaft das Museum Ludwig Salvator mit ihrem Besuche geehrt. * In den letzten Tagen sind wieder mehreren Kindern von einer und derselben jungen Frauensperson, deren Ermittelung noch nicht gelungen, die oft werth- vollen Ohrgehänge gestohlen worden. Durch etwas mehr Aufsicht aus die Kleinen dürfte man der Diebin bald habhaft werden. * Bei Anbringung einer Marquise über die neuen Läden im Hause am Neumarkl 2 stürzte heute nach Mittag ein Lehrling, welchrr auf einer Leiter stand, die auf noch unerklärte Weise von der Mauer ab rutschte, mit ihr in die große Spiegelscheibe. Der junge Mensch erlitt bedeutende Verletzungen, ins besondere an der einen Hand, wie man aus dem star ken Blutverluste ergehen konnte. In einem Barbier- geschäste legte man den ersten Verband an. 88- Auf dem heutigen Schlachtviehmarkte stan den 403 Rinder, 151 Ungar- und 471 Landschweine, mithin in Summa 622 Schweine, 527 Hammel und 176 Kälber zum Verkauf. In Rindern, mehr aber noch in Kälbern, gestaltete sich der Geschäftsgang aber mals zu einem stockenden, in Schweinen und Hammeln jedoch zu einem recht lebhaften. Primaqualität ron Rindern kostete wieder nur 60 bis 63 und geringe Sorte 30 M. pro Centner Schlachtgewicht, während Mittelwaare sich auf 51 M. stellte. Letztgenannte Schlachtthiergattung hatte jedoch die geringe Preis steigerung lediglich dem Umstande zu danken, daß eine erhebliche Zahl kauflustiger Landfleischer gekommen war. Englische Lämmer und Landhammel stiegen in folge des ungewöhnlich schwachen Auftriebs, welch letzterer dadurch veranlaßt war, daß schlesische Händler ihre Hammelquanten statt auf den Dresdner Markt, direct nach England geschickt hatten, gegen die vor wöchig,n Marktpreise gerechnet, um volle 6H und er zielten die wenigen vorhandenen englischen Lämmer pro Paar zu 50 Kilo Fleisch 63 und Landhammel in derselben Schwere 60 M., während daS Paar Ausschußschöpse 30 M. galt. Der Centner Schlachtgewicht von Landschweinen englischer Kreuzung wurde mit 49 — 50 und von Schlesiern mit 44 M. bezahlt. Mecklenburger fehlten und der Centner lebendes Gewicht von Bakonier» kostete bei 40 - 45 Pfund Tara zwischen 42 und 45 M. Kälber waren schwer verkäuflich. Zu Anfang des Marktes legte man, je nach Qualität der Stücke, zwar 80—100 Pf. pro Kilo Fleisch an; allein gegen die Mittagsstunden hin mußten die Händler noch wesentlich billigere Preise bewilligen. Prvvlil',ill!ttachnifttul. -) Leipzig, 29. Juni. Am heutigen Sonntage war die Zahl der zum Besuche der Kunstgewerbe ausstellung eingetroffenen Fremden eine ganz be deutende, denn die verschiedenen Extrazüge aus Glauchau- Meerane, Gößnitz - Gera, Altenburg - Zeitz u. s. w. brach ten circa 3000 Personen hierher, ganz abgesehen von den regelmäßigen Personenzügen dieser und der andern hier einmündenden Bahnen, welche ebenfalls überaus stark besetzt waren. — In der gestern Abend stattge fundenen Generalversammlung des hiesigen Kunst gewerbemuseums erstattete Hr. l)r. Gensel den Jah resbericht, aus welchem sich ergab, daß auch im abge- laufencn Jahre dem Museum zahlreiche erfreuliche Ge schenke und Unterstützungen zugeflossen waren. Vom Staate wurden 4500 M., überdem zu Ankäufen auf der Pariser Ausstellung 3000 M., von der Stadt Leipzig 3000M.u.s.w. bewilligt. Aus dem Berichte desHrn. Profi zur Strassen, dem Jnspector deS Museums und Leiter des Modellbureaus, ergab sich, daß daS Museum von 3918 Personen besucht worden war, daß die Zahl der ausgeführten Bestellungen auf 332 Gegenstände sich erstreckt und den Betrag von 9271 M. eingebracht hatten. Hr. Stadtrath Scharf berichtete sodann über die Kasfenverhältnisse. Die Gesammteinnahme betrug 23 216 M., und nach Abzug der Ausgaben verblieb ein Kassenbestand von 4626 M. Hr. Scharf bemerkte dabei, daß die Pariser Einkäufe, welche die Summe von 8661 M. erforderten, die früher vorhandenen Lücken ausgesüllt haben. Die ausscheidenden Mitglieder des Verwaltungsrathes wurden wieder gewählt. st Chemnitz, 28. Juni Die Gasanstaltsfrage, welche die Behörden und Einwohnerschaft unsrer Stadt längere Zeit auf das Lebhafteste beschäftigt hat, ist nun mehr entschieden. Henle Abend hat in einer öffentlichen Extrasitzung, der niehrere vertrauliche Conferenzen vor ausgegangen waren, das Stadtverordnetencollegium die Vorlage des Raths, die beiden hiesigen, der Brüsseler GaSgesellschaft gehörigen Gasanstalten sammt Perti nenzen für den Kaufpreis von 2300000 M. zu kaufen, genehmigt, und zwar mit 41 gegen 2 Stimmen. In dem Kaufpreise ist zugleich die Entschädigung der GaS- gesellschast für die vorzeitige Aufgabe der Concession enthalten. Die Gasanstalten gehen mit dem 1. Juli auf die Stadt über. Hiermit ist diese hochwichtige An gelegenheit in einer Weise erledigt, wie sie, man kann sagen, von der gesammten Einwohnerschaft gebilligt, und wie sie der Stadt in mehrfachen Beziehungen zum Vortheil gereichen wird. st Chemnitz, 29. Juni. Heute Vormittag fand zur fünfzigjährigen Jubelfeier des hiesigen Hand werkervereins in deni zu diesem Zwecke trefflich ge schmückten großen Saale des Gasthauses „zur Linde" ein höchst ansprechender FestactuS Statt. Anwesend waren daselbst außer den Mitgliedern des Vereins die Spitzen der königlichen und städtischen Behörden, sowie Vertreter auswärtiger Gewerbevereine. Nachdem die Jubelouverture von K. M. v. Weber mit ihren ewig jungen, begeisternden Melodien, trefflich executirt vom Stadtmusikcorps, verklungen war, begrüßte der Vorsteher des Handmerkervereins, Hr. Stadtrath Vopel, unser Reichstagsabgeordneter, die Anwesenden, diese zunächst zu einem Hoch auf Se. Majestät den König auffordernd, in welches die Festversammlung begeistert einstimmte, und sodann in freier, warmer Rede die Entstehung, Entwicklung und die Leistungen des hiesigen Hand werkervereins in dem zurückgelegten halben Jahrhundert darlegend. Nach ihm ergriff Hr. AmtShaupimann Schwedler das Wort, um zu erklären, daß die gedeih liche Wirksamkeit des Vereins weit über die Grenzen der Stadt hinausreiche, daß deshalb die Staatsregie- rung an dem Jubelfeste desselben herzlichen Antheil nehme. Insbesondere aber habe Se. Majestät der König, um den Verein zu ehren, geruht, dem lang jährigen Vorstandsmitgliede Hrn. Ed. Julius Bauer, Director der Vorschußbank hier, welcher nahezu 40 Jahre dein Vorstande des Vereins angehört und viele Jahre dessen Vorsteher gewesen ist, überhaupt um den Verein vielfache Verdienste hat, das Ritterkreuz 2. Klasse vom AlbrechtSorden zu verleihen. Der Genannte, wel chem dos ihm verliehene Ehrenzeichen mit herzlichen Wünschen übergeben wurde, dankte sichtlich über rascht für das ihm gewordene Zeichen königlicher Huld und Anerkennung. Es folgte nach diesem Acte, welcher auf alle Anwesende den erhebendsten Eindruck machte, die gelungene Aufführung einiger Nummern aus dem „Lobgesang" von Mendelssohn- Bartholdy Hierauf hielt Hr. Schuldirektor Gesell hier die eigentliche Festrede, in derselbe» ausführend, Gottes furcht, Liebe zu Fürst und Vaterland, Fleiß und Streben in der Arbeit, Zucht und Ehrbarkeit in der Familie seien die Hellen Juwelen in der Ehrenkrone des Bürger- und HandwerkerthumS, schließend mit der Mahnung, diese Krone immer fest und hoch zu halten. Die von außerordentlicher Wärme und Begeisterung durchglühte, sprach- und formengcwandte, gedankenreiche Rede fand den allgemeinsten Beifall, der dem geschätz ten Redner reichlich gezollt ward. Nach der Auffüh rung eines Chores au» dem Händel'schen „Messias" folgten Begrüßungsansprachen, darunter feiten deS Hrn. Oberbürgermeisters Dr. Andrä namens der Stadt Chemnitz, feiten der Vertreter der Gewerbevereine zu Bautzen und Dresden u. A Weiterhin fand eine Der- theilung von Prämien an 32 Schüler der gewerblichen Fortbildungsschule Statt, an welche der Director der letzteren, Hr. Bezirksschullehrer Türschmann, recht ein dringliche Worte der Aufmunterung und Mahnung richtete, dankbar zu jein, vorwärts zu streben und ihrem