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Dresdner Journal : 22.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187907226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790722
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-07
- Tag 1879-07-22
-
Monat
1879-07
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 22.07.1879
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O167 Dienstag, den 22. Juli. 187S keicU«, tritt k«t- «u>ä 8t«wp«l»u»ct»>»8 diaia. 1 Xiu* b0?5 Wmiilni NuwiQer»: 10 trvtilk» L«1«L«: ds, ä«ot»et»«» ILUrUeU: . . 18 I»»«r»t«i»prel»« r klr a*» k»lm> «ill«r SpaltsI»«I» k«tit»«iie so?s. Vvtsr „Lio^siuxlt" äis L«1« bv kk. Nrredvlaei», 1^Iiot> mit 6«r 8oaa- iwä k'eisrt^k Xdvna» kür ä«v sol^eväsn 1'^^. DresdnerIomMl. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Iiij««>ri»tenano»km« »a,M«i-t»t l-iixiix: F>. Lowmimiooür äs» Orsxlosr äouriml»; 8»wdur8 - N»rlt» Vt»» 8»«I - Lr«»I,» rr»Qllkii> l ». »: ^aa«sn^trln L ^OA/sr, 8erIjn Vi«»-SLmdur^- kr»8-l.«ip»i8 kr»o>ltilrt ». ».»vacd-ll: ktuä .Vo«««, 8«rU»:S./kt^nict, ZnrrUiäsnäan^, Lr«m«u: L8c/äott«,- Lr,»I»n: D. Ltan-en « Uürvltu; Vdimiut,: F, . t^o, At; kr»ükNlrt ». N.: D. ^aeAer^soks u. k). Denman»» - »oke koodksoäiuv^! üörllti: k/ ^/ü//er, 8»LLvr«r: 6. , kLrii Lorlui-rrLlltltllrr ». H. StuN^Arl: Daube L »Edilr,^ D /kieutiAen, Fet. Lteiner. NsrLusxvder: NSoiel. L»peäitiou äs» Drssävsr äourvai», vrssäea, 2vioj?sr»tra«8v Ito. SO. Amtlicher Theil. Gr Königliche Majestät hat dem Chausseegeld- Einnehmer Friedrich Wilhelm Thiele in Oederan da« allgemeine Ehrenzeichen allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. U - d e r l > ch,. relegraphische Nachrichten. Taaetgrschichtt. (Dresden. Berlin. Köln. Königsberg. Koburg. Wien. Paris. Rom. Stockholm. London. St. Petersburg. New-Kork.) Zur Orientfrage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Treuen. Meißen. Bischofswerda. Kamenz. Zittau.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. GingesandtrS. -euilleton. TaaeSkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. relegraphische WitterungSberickte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paderborn, Montag, 21. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dem hiesigen „BolkSblatt" zufolge ist der frühere Bischof von Paderborn, Konrad Martin, i» AnSlande am 16. d. an Bronchitis gestorben. Wie», Montag, 21. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Unter dem Vorsitze deS Kaisers, welcher sich gestern Abend nach Ischl begeben hat, fand aestern ein gemeinsamer Ministerrath über Eisen- babnangklkgeuheiten Statt, an welchem dir Mi nister v. Dtremayr, Baron PretiS und Traf Taaffe, welcher von de« Besucht seiner Familie in Eli- schau (Böhmen) hierher zurückgekehrt ist, sowie die gestern auS Buda-Pest hier eingetroffenen ungarischtu Minister TiSza und Graf Szapary Theil nahmen. Der russische Botschafter in Konstantinopel, Fürst Lobanow, ist hier eivgttrofftn. St. Petersburg, Sonntag, 2tt. Juli, Mit tags. (W. T. B.) Der diesige zeitweilige General- gouverneur, General Gurko, hat eine vom 17. d. datirte Verfügung erlassen, wonach im Falle der Entdeckung geheimen »ruckens oder Lithographi- reuS von regierungsfeindlichen oder revolutio- värt» Schriften, sowie bei dem heimlichen Verkauf oder bei jeder sonstigen Ueberlassung von Druck- lettrrn au dritte Personen nicht nur die unmittel bar Schuldigen, sondern auch die Eigenthümer und Pächter der betreffenden Druckereien unter vorläufiger Verhaftung mit zur strafttchtltchen Verantwortung gezogen, die betreffenden Drucke- reien und lithographischen Anstalten aber geschloffen werden sollen. Konstantinopel, Sonntag, 2V. Juli, Vor mittags. (W. T. B.) Laut amtlicher Meldung ist bis zur Wiedergenesung deS erkrankten GroßwrfirS Kheireddin Pascha Djevdrt Pascha zum Präsiden- tev deS MinisterrathS ernannt worden. Konstantinopel, Montag, 21. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dem Vernehmen nach hat der Sultan daS Regierung-Programm Kheireddin PaschaS genehmigt. Die CabinetSkrifiS ist nun mehr alS beendet anzusehen. Rew-Nork, Sonntag, 20. Juli, Vormittags. (W. T B) AuS MemphiS wird gemeldet, daß aestern dort wiederum 2 Todesfälle am gelben Fieber vorgekommen find. Die Stadt ist jetzt durch die in Wirksamkeit gesetzte Quarantäne von der Nachbarschaft fast völlig abgesperrt. Lagesgeschichte. Dresden, 21. Juli. Während einer kurzen Beur laubung des kgl. preußischen Gesandten Grafen v. Dön hoff befinden sich zur Zeit die gesandtschaftlichen Ge schäfte unter der Leitung deS interimistischen Geschäfts trägers Grafen Herbert v. Bismarck-Schönhausen. Dresden, 21. Juli. Das heute hier eingetroffene 26. Stück des Reichs-GesetzblatteS vom Jahre 1879 enthält lediglich: Nr. 1319) Gesetz vom 10. Juli d. I., die Consulargerichtsbarkeit betreffend. * Berlin, 19. Juli. Auf Schloß Mainau ist Fürst Anton v. Hohenzollern heute Nachmittag 1 Uhr mit feiner Familie von Krauchenwies zum Besuche Sr. Majestät des Kaisers eingetroffen. Se. Majestät und die großherzogl. badenschen Herrschaften begleiteten den Fürsten Abends 7 Uhr mit dem Salondampfer »Kaiser Wilhelm" nach Constanz Abends 9 Uhr werden die Gesangvereine von Constanz mit Musik corps auf 2 Dampfern vor Schloß Mainau Sr. Ma jestät ein Ständchen bringen. Am 21. Juli wird die Abreise deS Kaisers nach Gastein erfolgen. — Am heutigen Tage fand, wie alljährlich, m der lönigl. Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam die Gedächt- nißseier des Sterbetages der hochseligen Königin Louise Statt, bei welcher aus der zu ihrem Andenken begründeten Louisenstiftung wiederum 8 Paare mit einer Beisteuer von je 450 M. avSgestattet wurden. Die „Post" meldet darüber Folgendes: Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Victoria wohnte, als die älteste unverheirathete Prinzessin des königl. Hauses, der Feier in der königl. Hofloge bei. Hofprediger Rogge hielt die Gedächtnißrede. — Den mit den Vorarbeiten zur Hebung deS „Großen Kurfürsten" beschäftigten Tauchern ist es, nach Mittheilung auS London, ge lungen, 87 Pontons innerhalb deS Schiffes anzu bringen und den durch den Zusammenstoß mit dem „Wilhelm" verursachten Riß mit dem eigens dazu angefertigten eisernen Schilde zu schließen. Ein Ver such zur Hebung wird, salls die Witterung es gestattet, am 24. d. M gemacht werden. Gelingt der Versuch, so soll der „Kurfürst" in der Bucht zwischen Folke stone und Hythe gelandet werden. — Das Denkmal, welches der Kaiser dem verstorbenen Generalseldmarschall Grafen Wrangel errichten läßt, ist von dem Bild hauer Professor Keil im Gypsmodell nunmehr beendet und der Bronzegießerei von H. Gladenbeck und Sohn zum Guß übergeben worden. In 9 Monaten soll eS fertig gegossen sein. DaS Denkmal besteht, wie die „N. Ä. Z." berichtet, auS einem mit Bronze reliefs geschmückten Granitsockel, auf welchem die Statue deS Feldmarschalls in Generalinterimsuniform steht. Der Kopf ist gehoben und etwas nach rechts gewendet, die Rechte deS Marschalls hält den Mar schallstab, die Linke den Griff deS Pallasch. Die Statue, ohne Sockel, ist 9 Fuß hoch. In den Reliefs auf der Vorderseite bemerkt man das Wappen der gräflich Wrangel'schen Familie und 2 Kränze, in welchen, ähnlich dem Brandenburgdenkmal, Inschriften angebracht sind, die den Geburts- und Sterbetag deS Feldmarschalls bezeichnen. Ueber etwaige Widmungs- sprüche auf dem Postamente ist noch nichts Bestimmtes verfügt worden. — Der Empfang des Hrn. v. Varn- büler in Coblenz bei dem Kaiser wurde nach der „N. A. Z." dadurch herbeigeführt, daß derselbe seinen Dank für eine foeben erfolgte hohe Ordensverleihung darzubringen wünschte. — Im Ministerium deS In nern hat nach demselben Blatt in den letzten Tagen die umfassende Berathung über die Frage der Ver waltungsreform unter Vorsitz des Ministers be gonnen, nachdem daS Material auf Grund der vor liegenden Berichte von den einzelnen Decernenten vor bereitet worden. Köln, 19. Juli. (K. Z.) Der Vertrag über die Stadterweiterung ist, die Genehmigung der Stadtverordnetenversammlung wie des Consortiums Vorbehalten, heute Mittag von Seiten der Stadt durch den Oberbürgermeister Ör. Becker und 2 Stadtver ordnete und für das Confortium durch den Vertreter desselben, den Ingenieur Lehsen, unterzeichnet worden. Königsberg, 18. Juli. Wie die „K. H. Z." hört, sind die Dispositionen zum Herb st Manöver bereits höheren OrteS bestätigt. Dasselbe wird hiernach im nordwestlichen Theil der hiesigen nahen Umgegend und zwar so stattfinden, daß das Terrain vom Pregel be grenzt ist. Als Hauptpunkte werden die Orte FuchS- oerg, Goldschmiede, Dammhof und der Fritzensche Forst bezeichnet, wobei die AußenfortS Marienberg und Quednau zur besonderen Benutzung gelangen sollen. Der größte Theil der Truppen kehrt allabendlich hierher in die Garnison zurück. -f-f- Koburg, 20. Juli. Im Laufe der verflossenen Woche hat in Neustadt bei Koburg die 33. Haupt versammlung des Landesvereins der Gustav- Adolf-Stiftung in der dortigen Stadtkirche statt gefunden. Beschlossen wurde, daß daS sür inländische Gemeinden bestimmte Drittel der Einnahme der Kir- chengemeinde Einberg überwiesen werden soll, daß daS für ausländische GAneinden bestimmte Drittel zu gleichen Theilen den Gemeinden zu Kuschma in Siebenbürgen und zu Duna (Schütt) Szerdahely in Ungarn zufallen soll und für die Liebesgabe, welche auf der im September in Magdeburg abzuhaltenden Hauptversammlung beschlossen werden wird, sollen 60 M. bewilligt und ein gleicher Bettag für die österreichischen Schulen bestimmt werden. * Wien, 20. Juli. Die amtliche „W. Ztg." meldet das Ableben Ihrer königl Hoheit der Herzogin Theresia von Parma(geb. am 19 September 1803). — Die „Montagsrevue" bespricht das Resultat der ReichsrathSwahlen und sagt, so lange nicht sestge- stellt sei, daß die tschechischen Abgeordneten im Reichs- rathe erscheinen und dort ihre Anliegen geltend machen wollen, so lange sei auch eine Veränderung im Mi nisterium nicht zu gewärtigen. Der Reichsrath solle um die Mitte des MonatS September zusammentreten. Bis dahin würden die auS der Situation sich ergeben den Modifikationen des Cabinets auch vollzogen sein. Paris, 20. Juli. Jules Simon ist der Held des Tages, aber er hat diese Auszeichnung ziem lich theuer zu bezahlen. Daß der Mann, der am 16. Mai von Mac Mahon und den Führern der reactto- nären Coalition so unsanft vor die Thüre gesetzt wurde, sich nun mit diesen nämlichen Führern gegen die republikanische Partei verbände, will aller Welt ungeheuerlich erscheinen. Leider glaubt man nicht, daß JuleS Simon etwa aus Unbesonnenheit so gehandelt habe, wie er handelt, denn sein Rus als gründlich überlegender und klug berechnender Politiker steht so fest, daß man ihm alles Andere eher zuttaut, als Un besonnenheit. Leider auch begegnen seine Freunde überall ungläubigem Achselzucken, wenn sie behaupten, daß er in der Unterrichtsfrage nicht anders, als für die volle Freiheit, auch der Jesuiten stimmen könne, wolle er nicht die Grundsätze seines ganzen Lebens verleugnen. Diese absolute Principienstrenge hatte man an Jules Simon bisher nicht gekannt; vielmehr läßt sich in seiner politischen Laufbahn manches Comprom.ß nachweifen. Es wird also allgemein angenommen, daß hinter seiner Haltung in Sachen deS Unterrichtsgesetzes weitergehende Absichten zu suchen seien, daß I. Simon wirklich und für die Dauer sich von feinen bisherigen Freunden in der Linken trennen wolle, um eine Rolle zu spie len, welche nach der Meinung der Clerico-Monarchisten ursprünglich Dufaure zufallen sollte, die aber dieser, wie es seinen Gesinnungen ansteht, von sich zurückge- wiesen hat; denn wenn dem nicht so wäre, sagt man sich, wenn I. Simon in der That nur durch eine auf richtige Ueberzeugung geleitet würde, so hätte er es unterlassen, sich in den Vordergrund zu drängen und sich durch ein ziemlich seltsames Manöver zum Prä sidenten der Senatscommission für das UnterrichtSge- setz machen zu lasten. Es muß sich zeigen, waS auS diesem Allen hervorgehen soll. Eine Möglichkeit, Viele sagen Wahrscheinlichkeit, ist, daß der Senat denHaupt- artikel 7 des Gesetzes, welcher die nichtautorisirten Ge nossenschaften aus allen Schulen ausschließt, verwirft, und die Frage ist dann, ob das Ministerium Wad dington sich bewogen finden wird, seine Entlassung zu geben. Sie wird von den Freunden des Cabinets durchaus verneint. Das Ministerium, erklärt man, das in der Kammer eine so große Mehrheit gefunden, darf sich und wird sich einer jedenfalls sehr schwachen Opposition im Senat gegenüber nicht zurückziehen. Es könnte nur durch ein Ministerium JuleS Simon ersetzt werden, und wenn dieses dem Senat zusagte, so würde es in der Kammer einen unbesieglichen Widerstand finden. Aber vielleicht vergeht noch längere Zeit, ehe das Cabinet Waddington sich über sein Bleiben oder Nichtbleiben zu entscheiden hat, denn eS ist sehr zw«i- selhast, daß das Gesetz vor den Ferien im Senat zur Verhandlung kommen wird. I. Simon läßt zwar jetzt, beunruhigt offenbar durch die allgemeine Mißbilligung, der er sich ausgesetzt sieht, in befreundeten Blättern erklären, er werde die Commissionsarbeiten so viel al- möglich zu beschleunigen suchen; aber auch wenn er daS ernstlich will, hängt es nicht von ihm allein ab, diese Commission zu schnellem Entschlusse zu veran lassen. Ein Conflict innerhalb derselben ist unvermeid lich, und wenn I Simon in Sachen deS Artikels 7 mit den Clericalen stimmt, so wird er nicht umhin können, in Betreff anderer Artikel mit den Republika nern zu stimmen, so z. B. was die Verfügung angeht, daß der Staat wieder ausschließlich daS Recht erhalten soll, die UniversitätSgrade zu verleihen. Man wird also für die einzelnen Artikel eine Mehrheit zu sammenbringen, aber eine wechselnde, und eS scheint unmöglich, daß sich die Commission über da- Gesammt- project einige. Dies wird jedenfalls große Zögerungen herbeiführen, und die Clericalen dürfen hosten, daß eS ihnen gelingen werde, die öffentliche DlScufsion bi- zur nächsten Session zu verschleppen. — In der Kammer ist gestern Ferry s Gesetz über die Umgestaltung deS Hähern UntereichtsrathS angenommen worden, und zwar mit 363 gegen 140 Stimmen. DaS Interesse der SpecialdiScussion beschränkte sich auf eine Rede de» ältern Granier de Cassagnac, welcher die Vorlage be kämpfte, und die sehr beifällig aufgenommene Antwort Feuilleton. Nedigirl von Otto Bauet. Literatur. „Neue Beiträge zur Geschichte der internationalen Krankenpflege im Kriege." Von 0r. E. Gurlt, Professor der Chirurgie an der Berliner Universität. (Berlin 1879, Karl Heymann'« Verlag.) Professor Gurlt, der verdienstvolle Heraus geber der Zeitschrift „Kriegerheil", ist dec Erste ge wesen, welcher die freiwillige Krankenpflege vom histo rischen Standpunkte au« aufgefaßt und dargestellt hat. Bei Gelegenheit der internationalen Conferenz, welche von Vertretern der der Genfer Convention beigetretenen Regierungen und der Vereine und Genossenfchaften zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krie ger vom 22. bi« 27. April 1869 in Berlin abgehalten wurde, erschien in Form einer Denkschrift da» erste Werk: „Der internationale Schutz der im Felde ver wundeten und erkrankten Krieger und die freiwillige KriegSkrankenpfiege in Preußen". Ihm folgte im Jahre 1873: „Zur Geschichte der internationalen und freiwilligen Krankenpflege im Kriege". Die in beiden Werken gesammelten und größtentheil» zum ersten Male veröffentlichten Vorträge über die Behandlung der Verwundeten, über da« Sanitätspersonal und die Hospitäler geben den üherau« interessanten Rachwei«, daß die der Genfer Convention zu Grunde liegende Ide« sich nicht zuerst bei dieser Gelegenbeit Bahn ge brochen hat, sondern daß auch schon m früheren Jahr hunderten Versuch« gemacht worden sind, da« Loo« der Verwundeten und ihrer Pfleger durch Verträge zu bessern und zu sichern, mit dem alleinigen Unter schiede, daß damals die Verträge zwischen den krieg führenden Mächten nur von Fall zu Fall abgeschlossen wurden, während bei der Genfer Convention eine für alle Zeiten geltende völkerrechtliche Regel aufgestellt werden soll. In materieller Beziehung enthalten ein zelne der srüheren Verträge sogar wettergehende Be stimmungen, als die Genfer Convention selbst. Die neueste Publikation Gurlt'S soll nur eine Ergänzung zu dem früher Dargebotenen geben. Der Verfasser theilt uns neue, bisher unbekannt gebliebene Aeuße- rungen einer Anzahl von Menschenfreunden, nament lich von Aerzten au« dem vorigen und dem Anfänge diese« Jahrhunderts mit, welche zum Theil bereit- ganz positiv die Forderung enthalten, da« LooS der Verwundeten durch Staatsverträge zu sichern. Die Männer, welch« hier als Zeugen dieser Thatsachen angeführt werden, sind: der berühmte Sir John Pringle (1707—1782), der britische Frldarzt Donald Monro (N31—1802), der preußische Militärarzt Johann Leberecht Schmucker (17 l2—1786), Claude Humbert Pierron de Chamoutret (geb. 1717), Professor Bernard Peyrilhe (1735 — 1804), Baron Percy (1754 —1825), Hofrath vr. Faust au- Bücke burg (geb 1755), Generalarzt l)r. Wasserfuhr (1820), der k. k. Hofrath Lehmann (1836) und der nachmalige russische Finanzminister Graf Lancrin (1826). Neben dem Schutze der Verwundeten und de« Pflegepersonal« fassen namentlich Faust und Wasserfuhr bereit« m ein gehendster Weise die Verhütung de« Lebendigdegraben- werden« auf Wahlplätzen in« Auge. Dem Bedauern de« Bros. Gurlt, daß diese« wichtige historische Mate rial vei den Berathungen über die Genfer Convention und bei deren Abschlusse nicht genügend gekannt, ge würdigt und benutzt worden sei, kann man nur bei- pflichten. Nicht minder der Auffassung, daß in dem von ihm zugänglich gemachten Materiale einzelne Ge sichtspunkte enthalten seien, welche für eine künftige Revision der Genfer Convention verwerthet werden könnten, wie z. B der Erlaß von Vorschriften, daß der Inhalt der Convention allen Truppentheilen dienstlich bekannt zu machen, daß Zuwiderhandlungen gegen Be stimmungen in derselben disciplinell zu bestrafen, sowie daß auf dem Schlachtfelde eine geregelte Todtenschau ein zuführen sei. Diese Verträge enthalten aber noch weiter gehende Bestimmungen, welche in der Genfer Conven tion keine Aufnahme gefunden haben In Bezug hierauf sei eine allgemeine Bemerkung gestattet: Die Genfer Convention besteht gegenwärtig zwar zu Recht, ihr In halt ist aber bei Weitem noch nicht in da« Fleisch und Blut der Bevölkerungen und der Armeen übergegangen. Ihre Unentbehrlichkeit ist zur Zeit noch nicht allent halben anerkannt. Namentlich in militärischen Kreisen giebt e» viele hochgebildete und nichts weniger als in humane Männer, welche sie al» unnöthig, ja als eine undurchführbare hyperhumane Utopie erklären und da bei betonen, daß die mit der Convention verbundenen Vortheile den Nachtheilen in rein militärischer Bezie hung gegenüber nicht besonder« in Betracht kommen könnten. Begründung findet diese Gegnerschaft in den nicht wegzuläugnenden Thatsachen, daß auf der einen Seite die Convention einzelne viel zu weit gehende Bestimmungen enthält, deren Durchführung au» mili tärischen Gründen fort und fort unmöglich bleiben wird, und daß man auf der andern Seite in der prak tischen Ausführung der in der Convention enthaltenen Grundsäs^ nicht immer glücklich gewesen ist, namentlich geglaubt yat, sich über die Rücksichten aus den Zweck des Krieges und auf die militärische Nothwendigkeit ungestraft hinwegsetzen zu können. Hieraus folgt für die wahren Freunde der Convention und der freiwil ligen Krankenpflege die Verpflichtung, von allen Be strebungen auf eine Welterausdehnung der Convention abzusehen, da solche Bestrebungen schließlich dahin führen müssen, den Bestand der Institution selbst auf daS Ernstlichste zu gefährden. Ihr Bestreben muß vielmehr dahin gehen, alle zu weitgehende, unaus führbare, überflüssige, unpraktische und dem Kriegszwecke entgegenlaufende Bestimmungen au» derselben zu ent fernen. Nur auf diesem Wege weiser Selbstbeschrän kung kann und wird eS gelingen, der Convention die jenige Lebenskraft einzuflößen, deren sie zu einem er folgreichen Widerstande gegen die von competenter Seite auf sie gerichteten Angriffe bedarf. Wenn daher der Verfasser für eine Benutzung des von ihm neu er schlossenen Materiale« bei emer eventuellen Revision der Convention plädirt, so kann man ihm in dieser Beziehung nur in dem soeben dargelegten beschränkten Sinne Recht geben. Da» klar und anziehend geschriebene Büchlein selbst aber sei allen Freunden der freiwilligen Krankenpflege und der geschichtlichen Forschung, ja allen Gebildeten auf das Wärmste empfohlen. k v- Org Aquarell«al«rei. Diese in neuester Zeit immer mehr Terrain gewinnende technisch« Methvd« der Ma lerei, sowohl in Genrebild, LandschastSdarstellung wie Stillleben, mit gleicher Liebe und Virtuosität besonder» von den Engländern, Franzosen und Niederländer»
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