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Dresdner Journal : 05.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187907059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790705
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-07
- Tag 1879-07-05
-
Monat
1879-07
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 05.07.1879
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hinsichtlich ihre- Eintrittes in den ReichSrath hervor- traten, und da unter den verfassungstreuen Großgrund besitzern ohnehin zahlreiche Elemente sich befinden, welche der ganzen Ausgleichsaction nicht sehr geneigt sind, lag die Befürchtung nahe, daß die vereinbarte gemeinschaftliche Candidatenliste nicht die Majorität erhalten werde. Um diese Gefahr zu beschwören und einen Bruch hintanzuhalten, ist der Minister des In nern, Graf Taaffe, heute Morgen persönlich nach Prag gekommen, um sein Wahlrecht — Graf Taaffe ist Be sitzer des landtäflichen Gutes Ellischau in Böhmen — auSzuüben. Das Scrutinium ist zur Stunde noch nicht abgeschlossen, doch kann kein Zweifel darüber be stehen, daß die auf der Compromißliste befindlichen Eandidaten — 13 Verfassungstreue und 10 Feudale — durchgedrungen sind. Demnach werden im künf tigen Abgeordnetenhause 48 verfassungstreuen Abgeord neten 44 national-feudale Deputirte aus Böhmen gegenüberstehen, vorausgesetzt, daß die Tschechen, wie nun allgemein erwartet wird, den Eintritt in den Reichs- rath wirklich vollziehen. Alles in Allem genommen, hat die Berfassungspartei in Böhmen, wenn man von den freiwillig cedirten 10 Mandaten in der Curie des großen Grundbesitzes absieht, blos l Wahlbezirk, jenen der gemischtsprachigen Landgemeinden von Prachatitz- Bergreichenstein, ejfectiv verloren: ein Resultat, das unter den obwaltenden Verhältnissen immerhin günstig genannt werden kann. Paris, 1. Juli. Der hiesige Berichterstatter der „Polit. Corr.", welcher die Situation der Republi kaner mit entschieden kritischem Auge zu betrachten pflegt, schreibt über die Lage der Bonapartisten: In diesem Augenblicke concentrirt die Katastrophe, von welcher der Imperialismus in Frankreich betroffen wurde, fast ausschließlich die Aufmerksamkeit der poli tischen Welt auf sich. Das politische Codicill des ver unglückten Sohnes Napoleon's III., welches dem älteren Sohne des Prinzen Jerome Napoleon die Fortsetzung des Werkes der Napoleoniden legirt, ist der Angel punkt, um welchen sich die Discussion des Tages zu meist dreht. Der Senatsconsull, welcher die imperia listische Thronfolge regelt, lautet formell zu Gunsten des Prinzen Jerüme Napoleon, welcher auf seine Rechte nicht verzichten will. Im Uebrigen ist es heute ausgemacht, daß sein älterer Sohn es ablehnt, die Unfähigkeit seines Vaters zur Succejsion anzuerkennen. Die bonapartistische Partei ist betroffen, zerfahren und gespalten. Die Majorität derselben möchte gern dem Prinzen Jerome Napoleon, welcher sich stets radical und in religiösen Dingen ungläubig geberdet hat, ent gehen; trotzdem sieht sie nicht leicht einen Ausweg, um letzteres durchsetzen zu können. Rouher zieht sich be reits ins Privatleben zurück, und die wahrhaft Conser- vativen der Partei möchten gern die Stunde abwarten, wo die Rechte des Prinzen Jvröme Napoleon auf feinen Sohn, den Prinzen Victor, übergehen. Eine Anzahl von Bonapartisten neigt bereits heute, gegen über den internen Schwierigkeiten der Dynastie, der Republik zu. Dabei ist es zu einer allgemeinen Er örterung in den Versammlungen bei Rouher oder dem Prinzen Jvröme noch gar nicht gekommen. Einst weilen überwacht die Regierung sehr aufmerksam jede Bewegung der Anhänger des Prinzen Jörüme, unter welchen Emile Ollivier und Ronan angeführt werden müssen. Sobald die Regierung die Gewißheit erlangt haben wird, daß Prinz Jsröme Napoleon endgiltig der Prätendent der Partei geworden ist und er als solcher ostensibel gehandelt haben wird, wird sie den Prinzen einladen, Frankreich zu verlassen. Es ist dies eine Perspective, welche Letzterm durchaus nicht gefällt. Paris, 2. Juli. Die Situation der Bona partisten verschlechtert sich zusehends. Der gestrige Artikel des „Pays", in welchem Paul de Cassagnac den Prinzen Victor aus den Schild erhebt, hat vollends die Möglicheit einer Verständigung mit den Anhängern des Prinzen Jerome abgeschnitten. Rouher ist in Cercey und nicht, wie man behauptet hat, in Chisle- hurst. Seine Freunde sind aufs Unangenehmste da durch betroffen worden, daß der kaiserliche Prinz in seinem Testamente kein Wort der Anerkennung für Rouher's langjährige Dienste gefunden hat. In einem Briefe, den ein Bonapartist an die „Estafette" richtet, wird dies als der Hauptgrund angegeben, warum Rouher die Leitung der Partei nicht ferner behalten wollte. Rouher wird übrigens, wie es heißt, auch unver züglich seine Entlassung als bonapartistischer Deputirter geben. — Morgen nimmt die Deputirtenkammer die Discussion des Gesetzes über die höhere Erziehung wieder auf. Da die Gegenpcojecte alle zurückgewiesen sind, so wird man mit der Debatte über die einzelnen Artikel beginnen. Das Schlußvotum dürfte in dieser Woche folgen, wenn die Kaminer aus ihren Freitags urlaub verzichtet. In der nächsten Woche wird dann das Budget an die Reihe kommen. Man glaubt, daß das Parlament erst gegen den 10. August auseinander- aehen wird, und schwerlich können vorher alle dringen den Gegenstände der Tagesordnung erschöpft sein. Man rechnet darauf, daß nach den großen Ferien, also zu Anfang de- November, die Kammern ihre Pariser Wohnungen, der Senat den Luxembourg und die Kam mer das Palais Bourbon, beziehen werden. — Die Nachrichten aus Algerien melden die vollständige Bewältigung des Ausstandes. Fast alle Aufständischen, die sich mit ihrem Scheriff in die Wüste geflüchtet hatten, sind dort dem Durst erlegen. Stur der Scheriff selber und 3 oder 4 haben sich gerettet; es ist ein Preis auf ihren Kopf gesetzt. Die von Algier ab- gesandten Truppen kehren m ihre Garnison zurück. Madrid, 2. Juli. (Tel.) Der Internationa list Viralta wurde in Seo-de-Urgell verhaftet. London, 3. Juli. (Tel.) Die Regierung hat dem Parlament das Blaubuch über die ägyptische An gelegenheit vorgelegt. Dasselbe enthält Depeschen vom 25. April bis 26. Juni. Eine Zuschrift des deutschen Botschafters, Grafen zu Münster, an den Marquis v. Salisbury vom 4. Mai constatirt, daß die kaiserlich deutsche Regierung sich jeder thätigen Einmischung in die ägyptischen Angelegenheiten ent halten habe, soweit die letzter» Fragen allgemeiner politischer Natur betrafen; auch habe die deutsche Re gierung einen mehr oder minder directen Einfluß auf die Verwaltung Aegyptens auszuüben nicht unternom men, indem sie die Wahrung der allgemeinen euro päischen Interessen, welche mit denen Deutschlands identisch seien, der wirksamen Sorge der meistinteressir- ten Mächte überließ. Die deutsche Regierung beab sichtige, an dieser Politik festzuhallen. — Eine De pesche des Marquis v. Salisbury an Lascelles vom 18. Juni führt die Gründe auf, welche die britische Regierung bewogen, die Absetzung des Khedive zu ver langen Die Depesche schließt: Das einzige Hinderniß der Reform scheine in dem Charakter des Khedive zu liegen, dessen finanzielle Verlegenhelten fast unvermeid lich zu einer Bedrückung des Landes führten, während seine Treulosigkeit alle freundschaftlichen Bemühungen, zu einer Abhilfe zu gelangen, vereitelten. Ein Wechsel dieser Politik wäre unzweifelhaft nur durch einen Wechsel in der Person des Herrschers zu erreichen. Konstantinopel, 3. Juli. Wie man der „Polit. Corr." telegraphirt, soll der von den Botschaftern Frankreichs und Englands bei der Pforte gegen die Aufhebung des Fermans von 1873 gemachte Schritt sich vorerst auf sehr eindringliche Vorstellungen be schränkt haben, dagegen noch keineswegs einen Protest involviren. — Der Sultan sucht persönlich die höch sten Staatswürdenträger über die Rückkehr Mahmud Nedim Paschas zu beruhigen. So ließ er gestern den Großwesir Kheiceddin Pascha und den Scheil ul-Jslam zu sich bescheiden, um Beiden die Versicherung zu geben, daß er die Rückkehr Mahmud Nedim's nur ge stattet habe, damit sich dieser von den Widerwärtigkeiten des Exils erhole. Kairo, 3. Juli. (Tel.) Das neue Ministe rium wird, wie es heitzt, folgendermaßen zusammen gesetzt sein: Scherif, Inneres, Auswärtiges und Prä sidium; Mustapha Fahni, öffentliche Arbeiten; Ismail Eyub, Finanzen; Mahmud Bardi, Unterricht; Osman Galil, Krieg; Murad, Justiz. — Nach einer officiellen Bekanntmachung ist die Einlösung des am 7. Juli fälligen Coupons der Amortisirungsanleihe von 1865 angeordnet worden. — Italienische Journale bestätigen, daß Ismail Pascha seine Residenz in Neapel aufschlagen wird. * Rio-de-Zanciro, 9. Juni. Die Deputirten kammer hat infolge der Hungersnoth, welche Bra silien decimirt hat, einen Hilfscredit von 10 Millionen Milreis votirt. Die Geldbewilligungen für die Hun gersnoth belaufen sich schon auf 40 Millionen, und es ist Grund vorhanden, zu fürchten, daß dieselben schließ lich die Höhe von 50 Millionen Dollars erreichen werden, da der im Nordosten gefallene Regen nicht genügte, um eine allgemeine Ernte zu sichern. Zum Mindesten müssen noch für einige weitere Monate große Unterstützungssummen verausgabt werden. Unglücklicher weise sind auch die Heerden in jener Region durch Hunger und Durst fast gänzlich aufgerieben. Anderer seits war der Regen ausreichend, um die Weiden wie der zu beleben und Wasser zu liefern, wodurch Maul- esclzüge im Stande sein werden, Nahrungsmittel in das Innere zu schaffen, was in den 2 vorhergehenden dürren Jahren unmöglich war. Zur Orientsragt. Sarajewo, 3. Juli. Man telegraphirt der„Pr.": Die Stadlvertretung hat in der Sitzung vom 26. Juni Se. königl. Hoheit den Herzog Wilhelm von Württem berg, den Adlatus Feldmarsckalllieutenant Baron Jo- vanovich und die Hofräthe Rotky und Badovinac zu Ehrenbürgern der Stadt Sarajewo ernannt. Cattaro, 3. Juli. Einem Telegramm der „Polit. Corr." zufolge wäre es vorgestern an der montenegri nischen Grenze zu einer Collision zwischen Türken und Montenegrinern gekommen, bei welcher Letztere eine halbe Stunde hinter die Grenze zurückgedrängt wurden. Infolge dieses Zwischenfalles sollen 12 mon tenegrinische Bataillone einberufen sein, und wurde der Wojwvde Mascha Giurovich nach Kompacci-Most entsendet. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement deS Cultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Nebenschulstelle zu Schmilka bei Schan dau. Collalor: das königl. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Außer freier Wohnung im Schulhause mit Gärtchen 84v M. Gehalt, 72 M. sür die Fortbildungs schule und 60 M. sür Heizung der Schulstube. Gesuche sind bis zum 1b. Juli an den königl. BezirkSschulinspectorLehmann in Pirna einzureichen: zwei ständige Leyrerstellen in Gele- n au. Eollator: das königl Ministerium des Cultus und öffent lichen Unterrichts. Einkommen je lovo M., dazu freie Amts wohnung und Garlengenuß. Gesuche sind bis zum 22 Juli an Schulrath vr. Spieß in Annabcrg einzureichcn; — die Nebenjchulstelle zu Auerbach bei Thum. Collator: das königl. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Einkom men, außer freier Dienstwohnung mit Gemüse- und Grasgarten, itük M. incl il» M feste persönliche Zulage und 216 M. Honorar sür 6 Ucberstunden Gesuche sind bis zum 24. Juli au den königl BezirkSschulinspector Schulrath Saupe in Chem nitz einzureichen; — die Kirchschulstelle zu Reinhardsdorf bei Krippen. Collator. das lönigl. Ministerium deS Cultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen, außer freier Wohnung im Schulhause 1480 M. Gesuche sind bis zum 18. Juli an den lönigl. BezirkSschulinspector Lehmann in Pirna einzureichen Zu besetzen: die 2. ständige Lehrerstelle zu Erlbach bei Markneukirchen. Collalor: das königl. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 840 M nebst freier Wohnung im Schulhause; einem geeigneten Bewerber soll außer dem eine persönliche Gehaltszulage von 60 M. gewährt werden. Gesuche sind bis zum 20. Juli an den königl Bezirksjchulin specior Baunack zu Oelsnitz einzureichcn. Dresdner Nachrichten vom 4. Juli. — In der mit der Albertvereinspoliklinik verbundenen chirurgischen Hi 1 fsstation in der Neustadt-Dresden, am Kaiser-Wilhelmplatz, wurden im vergangenen Halbjahre 95 Unglücksfälle behandelt, als: 1 Rippenbruch, l Schlüsselbeinbruch, 7 Border armbrüche, 1 Unterschenkelbruch, 1 Verrenkung des Oberarmes, 5 Verrenkungen des Ellbogengelenkes, 8 Verrenkungen des Handgelenkes, 2 Fingerbrüche, 2 Verrenkungen des Fußgelenkes, 56 Verwundungen und 11 anderweite leichtere Verletzungen. Bei 7 Per sonen genügte die erstmalige Behandlung, während 5 nach dem Stadtkrankenhause zu bringen waren, 46 von der Poliklinik des Albertvereins in weitere Be handlung genommen wurden und die Uebrigen in an dere ärztliche Behandlung übergingen. —ck— Am 7. Juli wird in unserer Stadt eine neue Heilanstalt eröffnet, nämlich die „chirurgische Klinik und Poliklinik" des Stabsarztes Or. Credo in dessen Grundstück, Chemnitzerstraße 16. Die Anstalt nimmt in der Regel nur Kranke mit heil baren, chirurgischen Leiden, im weiteren Sinne dieser Worte auf und zwar ohne Unterschied des Alters, des Geschlechtes, der Heimath und der Religion. Die Pflege liegt in den Händen von ausgebildeten Kranken pflegeschwestern. Die Anstalt nimmt 1) zahlende Kranke, je nach den gestellten Ansprüchen für 2—10 M. Pension täglich auf, gewährt 2) im dringenden Be- Durchlaufen der Bahn nur etwa 2 Minuten, und da dann die Fahrenden höflichst zum Absteigen eingeladen werden, so bleiben sie wie die nach ihnen rasch den Zug Besteigenden bei der kurzweiligen Fahrt von der Pein der Langweile verschont, welche uns oft befällt, wenn das Dampfroß mit uns in Tage langer Fahrt auf der Eisenbahn dahinschnaubi. E. Z. Literatur. „CYpern, seine alten Städte, Gräber und Tempel, von Louis Palma di Cesnola. In autorisirter deutscher Bearbeitung von Ludwig Stern. Mit einleitendem Vorwort von Georg Ebers" ist der Titel eine- für Archäologen, Architekten, Künstler und Kunstfreunde, wie für den Historiker, Geographen, Ethnographen, Anthropologen und für jeden Gebildeten bedeutungsvollen Werkes, das in: Verlag von Hermann Costenoble in Jena demnächst erscheinen wird. Nach dem Ausspruche des Professors Georg Ebers ist das Werk ohne Einschränkung eine wissenschaftliche That zu nennen. Nächst den werthvollen Entdeckungen l)r. Schliemann'S zu Troja und Mykenä, Kekulö'S zu Ta nagra, sowie den Ausgrabungen zu Olympia haben die mit Eifer und Umsicht betriebenen Untersuchungen CeSnola'S auf Cypern zu einem der glänzendsten Er gebnisse archäologischer Forschungen geführt. DaS Werk wird 2 Theile umfassen und, in eleganter Aus stattung mit Kopfleisten und Initialen, über 500 in den Text und auf 96 Tafeln gedruckte Illustrationen, sowie 12 lithographirte Tafeln und 2 Karlen ent halten. * Im Lessingverein zu Leipzig ist kürzlich von Wil helm Heuzen eine dramatische Dichtung „Die Hexe" »um Vortrag gelangt; sie fand so v el Beisall, daß der Director deS dortigen Stadltheaters beschlossen hat, sie aufzuführen. * Auch diejenigen Journale, die zu der bereits erwähnten Fahrt der Comsdie franyaise nach London eigene Berichterstatter entsendeten und spalten lange enthusiastische Berichte über das Treiben der Pariser Comödianten in der englischen Metropole ver öffentlichten, sind endlich zu der Einsicht gekommen, daß die ganze Reise zu den verfehlten, ja zu den un würdigen Unternehmungen zähle. Fast einstimmig wird jetzt, sagt ein Pariser Berichterstatter der „Presse", das ganze Project, das Edmond About als ein neues Pfand der gegenseitigen Verständigung zweier Völker bezeichnete, verurtheilt. Das Theätre fran^ais, sagen jetzt die Franzosen, ist kein Speculations-, sondern ein nationales Institut, ein Monument, das seinen ange stammten Standplatz gar nicht verändern darf. Seine Entfernung könnte nur gerechtfertigt werden, wenn die Hauptstadt selbst bedroht ist, wie dies unter der Com mune der Fall war. Die maßgebenden Kreise führen als Entschuldigung für die Reise nach London die Thatsache an, daß das Theütre fran^ais einer großen Renovirung unterzogen werden mußte und während der Dauer derselben in diesem Theater nicht gespielt werden konnte. Diese Entschuldigung zählt nicht, denn es stand das Odeon, die Säle des Theaters Gatt«, deS historischen Theaters, des Chatelet zur Verfügung, man hätte nur zu wählen brauchen. „ Aber", erwidert man, „die Gesellschaft deS The-Ure franyaiS hatte eine Verpflichtung, den Engländern für die Aufnahme, die sie 1871 gefunden, zu danken " Diesen Dank nach London zu überbringen, lautet die richtige Antwort, hätten einige hervorragende Mitglieder genügt, die eine Anzahl Vorstellungen in London geben tonnten. Aber auf sechs Wochen zieht ein nationales Institut nicht in die Fremde. — Mit der Wahrheit freilich rückt man nicht heraus. Da- Thsütre fran^ais mußte dringend und umfassend renovirt werden, diese Renovirung kostet Geld, an den Staat wollte man sich nicht wenden — und deshalb ging man nach London. Das ist die Wahrheit, und daß man gerade diesen einzigen Zweck nicht erreichte, schädigt zumeist das ganze Unternehmen in der Meinung der Pariser. Und mit welchen Mitteln suchte man die Börsen der Engländer zu gewinnen? Corneille, Moliöre, Racine waren auf dem Repertoire in London kaltgestellt, da gegen ließen sich die Mitglieder des ersten Pariser Kunstinstituts herbei, die „Fremde", die „Sphinx" und „Demimonde" den Londonern vorzuspielen. * Man schreibt der amtlichen „W. Z." ruS Rom, 22. v. M.: Der Papst hat einen Beweis seines hohen Interesses für die Wissenschaft an den Tag gelegt. Dies Mal hat sich sein Augenmerk den altberühmten vaticanischen Archiven zugewendet, welche wahre Schätze der wichtigsten Urkunden, Handschriften und dergleichen mehr enthalten. Zum Leiter dieses wissen schaftlich hochbedeutenden Institutes hat Leo Xlll. nach dem kürzlich erfolgten Ableben des Archivars Monsignor Rosi-Bernardini den Cardinal Hergen- röther, und zwar unter Zugestehung der wettest' gehenden Befugnisse berufen. Diese Wahl (welche an dieser Stelle bereits gemeldet wurde) verleiht den wissenschaftlich fortschrittlichen Strebungen des Papstes einen nicht minder klaren Ausdruck, als der weitere Entschluß desselben, die Schätze der wichtigen Samm lung von nun an dem gelehrten Publicum leichter zu gänglich zu machen. Bisher war nämlich den päpst lichen Archiven fast immer nur ein einfacher Prälat, wie beispielsweise zuletzt Monsignor Bernardini, vor- aestanden, der trotz dem Wechsel der Zeiten so ziemlich Alles beim Alten beließ. Dagegen wurde jetzt der ausgezeichnete Gelehrte Hergenröther beauftragt, binnen 6 Monaten einen Plan zur Neuorganisirung de» vaticanischen Archivs vorzulegen und nebstbei aus drücklich zur Veranstaltung von Publikationen interes santer Urkunden autorisirt, um das Archiv auf eine seiner Bedeutung entsprechende Rangstufe zu erheben darfSfalle unbemittelten Kranken Freistellen und ec- theilt 3) ambulatorischen Kranken unentgeltlich Be handlung und Arznei. Da» Arbeitsfeld dieser, täglich außer Sonntags abzuhaltenden Poliklinik erstreckt sich auf speciell chirurgische Kranke, auf Ohren-, Nasen- und Halskrenke, auf Augenkranke und auf Frauen krankheiten. In der Behandlung dieser letzteren drei Arten von Kranken haben die bekannten Specialärzte, Stabsarzt Or. Becker für Ohren- rc., Or. Engelhard', für Augen- und Or. Klotz für Frauenkrankheiten der Anstalt ihre Unterstützung bereitwilllgst zugesagt. lH Herr Prof.Harlacher in Prag unternahm vori gen Sonnabend mit seinen Hörern des dortigen k. k. deutschen Polytechnikums eine wissenschaftliche Exkursion, um die Elbebrücken von Außig bis Riesa einer Besichtigung zu unterziehen. Das erste Object bildete die Brücke in Außig, welche Mittags begangen wurde und wo die Studirenden Gelegenheit fanden, eine Straßen- und eine Eisenbahnbrücke zu sehen, welche übereinander hinweggehen. Am selben Tage erreichte die Excursion Bodenbach, wo in Begleitung der Herren Oberingenieur Schmöche und Ingenieur Deistler die interessante Schiffkoenbrücke in Augenschein genommen wurde. Die Tetschner Kettenbrücke und die Nordwest bahnbrücke hielt die Jünger der Jngenieurwissenschaft längere Zeit beschäftigt, und das gräfl. Thun'sche Schloß ließ eine reizende Aussicht in das malerische Thal ge nießen. Am Sonntag brachte sie das Schiff nach Schandau. Die Brücke mit ihrem eisernen Portale war allgemein ein Gegenstand der Bewunderung. Das Schiff führte die Theilnehmer sodann weiter durch das Elbthal, bis die Pirnaer Brücke in Sicht kam, welche in Begleitung ihres Erbauers, des Hrn. BauratHS Hoffmann, begangen wurde. Hierauf wurde die Fahrt nach Dresden fortgesetzt. Begrüßt von dem Director der Kettenschlfffahrt, Hrn. Bellingrath, nahm die Ge sellschaft Einsicht in die Einrichtung eines Kettendampfers, bestieg ein recht einladendes Boot, das mit bunten Wimpeln beflaggt war, und dampfte im Schleppe des Ketlenjchiffes nach dem Wasserschlosse. Dir hier be sichtigte städtische Wasserleitung bildet ein interessantes Object des Wasserbaues. Die Einrichtung des Maschi- nenhauses wurde vom Hrn. Maschinenmeister Wenzl vorgeführt. Kanonenjchüsse und bengalische Feuer grüß ten am Abend von den Höhen das ruhig dahintreibende Schiff, dessen Insassen unter munteren Weisen bei Mondenscheul Dresden erreichten. Nachdem am Mon tag früh die Pläne und Zeichnungen der k. Wasser- baudlrection unter Anleitung der Herren Director Schmidt und Jnspector Weber eingehend besichtigt wor den waren, wurde die Reise nach den Meißner Brücken fortgesetzt. Den Gegenstand weiterer wissenschaftlicher Besprechung bildeten die Brücken in Niederwartha und in Riesa. Durch die Freundlichkeit de» Hrn. Wasser- bauinspectors Göbel und dreier seiner Ingenieure nuhmen die Techniker am Dienstag Einsicht in die Pläne der neuerbauten und der versunkenen Brücke, sowie der Modelle zu den Sprengarbeiten der letzteren rc. Bevor die Rückreise nach Prag erfolgte, wurde der Nachmittag dazu benutzt, um nochmal» in Dresden das Hoftheater, das Polytechnikum, den zoologischen Garten und die Brühl'schc Terrasse zu besuchen. Die Excursion langte Mittwoch früh in Prag wieder an. — Heute über acht Tage (Freitag, den 11. d.) hält der wegen feiner tüchtigen Leistungen geschätzte Polytechnikergesangverein „Erato* sein Som merfest ab, welches in einem Gartenconcert im Parkhotel zu Blasewitz besteht und an welche- sich ein Ball in Bach's Etablissement (früher Lusfert, König straße 8) anschließt. Das letztere wird am morgenden Tage eröffnet werden. (Vgl. die Inserate.) — Ein Nachtrag zum Programm für die Geucke- Wagner'sche Extrasahrt (20. Juli) nach Tirol, Salzburg und der Schweiz giebt bekannt, daß die Salzburger Billets auch zur Hin- oder Rückfahrt nach oder von den oberbayerschen Stationen Schliersen, Tölz, Murnau und Peissenberg Geltung haben. Es bietet dies bei der 6 wöchigen Billetgiltigkeit einen Vortheil sowohl für Touristen, als auch für Sommer- frisch- und Badereiscnde. Vrovinzialuachrichten. -- Meißen, 2. Juli. Der heutige Tag war ein Festtag für die ganze Stadt und insbesondere auch für den Gewerbeverein. Nachdem Se. Majestät der und eS den anderen europäischen Instituten dieser Art gleichzustellen. * Munkacsy, der Maler deS „Milton", hat ein neues Bild nach London verkauft, von welchem Paul Mentz im „Temps" schreibt, das neue Bild: „Besuch bei der Wöchnerin", sei ein wahrer Triumph für Mun kacsy, denn er habe darin seine frühere graue Manier gänzlich abgeschworen und enthülle sich mit einem Male als glänzender Colorist. Der „Besuch bei der Wöchnerin" repräsentirt einen mit reichem Luxus an Stoffen, Curiositäten und Möbeln auSgestatteten moder nen Salon, in welchem eine eben aus dem Wochenbette erstandene junge Frau, in einem Lehnstuhle ruhend, den Besuch einer Freundin empfängt. Dieselbe be trachtet mit unveryüllter Bewunderung den Neuge borenen, welcher in den Armen der Amme, mit Händen und Füßen zappelnd, „nicht zu ahnen scheint, daß er sich im besten Bilde Munkacsy » befinde". Der Künst ler, so meint der Kritiker, habe niemals noch ein so eclatantes Zeugniß seiner meisterhaften Pinselführung gegeben, wie m diesem seinen jüngsten Werke. Das Ensemble wie die Executton bi» in die kleinsten Detail» seien von wunderbarer Kraft und Schönheit, kurz, diese» Bild sei entschieden als da- Meisterwerk Munkacsy» zu betrachten. DaS Dresdner Publicum hatte leider bl-her noch keine Gelegenheit, mit Munkacsy » Leistungen bekannt zu werden. f Am 3. Juli starb in Dresden der Historienmaler Karl Peschel, Professor an.der hiesigen königl. Kunst akademie, 1798 in Dresden geboren. Der Verstorbene empfing in jenem Institut, dem er so lange Jahre Liebe und Fleiß al» Lehrer gewidmet hat, seine künst lerische Bildung, welcher er später durch seinen Auf enthalt in Rom, besonder» durch da» Studium Ra fael'» und dessen Zeitgenossen, eine klassische Richtung gab. In Peschel» zahlreichen Darstellungen biblischer Stoffe drücken sich innige Kindlichkeit de» Gemüth»,
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