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Dresdner Journal : 30.11.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187911304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791130
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-11
- Tag 1879-11-30
-
Monat
1879-11
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 30.11.1879
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1.Mi fährlichsten aber wirkt da« unbillige Ueberarwicht de« JudenthumS in der TageSpresse ... 10 Jahre lang wm de die öffentliche Meinung in vielen deutschen Stödten zumeist durch jüdische Federn „gemacht"; e« war ein Unglück sür die liberale Partei und einer der Gründe ihres Verfalls, daß gerade ihre Presse dem Judenthum einen viel zu großen Spielraum gewährte. WaS jüdische Journalisten in Schmähungen und Witzeleien gegen da« Christenthum leisten, ist schlecht hin empörend, und solche Lästerungen werden unserem Volke in seiner Sprache als allerneueste Errungen schaften „deutscher" Aufklärung feilgeboten! Kaum war die Emancipation errungen, so bestand man dreist aus seinem „Schein"; nian forderte die buchstäbliche Paritat in Allem und Jedem und wollte nicht mehr sehen, daß wir Deutschen denn doch ein christliches Volk sind und die Juden nur eine Minderheit unter uns; wir haben erlebt, daß die Beseitigung christ licher Bilder, ja die Einführung der Sabbalhfeier in gemischten Schulen verlangt wurde. Ueberblickt man alle diese Verhältnisse — und wie Vieles ließe sich noch sagen! — so erscheint die laute Agi- lanvn des Augenblicks als eine, wenn auch vielfach brutale und gehässige, so doch natürliche Reaktion deL geimanischen VoltSgefühlS gegen ein fremdes Element, das in unserm Leben einen allzubreiten Raum einge- nvmmen hat. Sie hat zum Mindesten das unfreiwillige Verdienst, den Bann einer stillen Unwahrheit von uns genommen zu haben; eS ist fchon ein Gewinn, daß ein Uebel, daS Jeder fühlte und Niemand berühre^ wollte, jetzt offen besprochen wird. Täuschen wir unS nicht: die Bewegung ist sehr tief und stark; einige Scherze über die WeiSheitSjprüche christlich - socialer Slumpredner genügen nicht, sie zu bezwingen. Bis in die Kreise der höchsten Bildung hinaus, unter Männern, die jeden Gedanken kirchlicher Unduldsamkeit oder nationalen Hochmuths mit Abscheu von sich weisen würden, ertönt eS heute wie aus Einem Munde: die Juden sind unser Unglück! . . . Eine Kluft zwischen abendländischem und semitischem Wesen hat von jeher bestanden, seit LacituS emst über baS oäiuiu jjeuvris tiumuni klagte; es wird immer Juden geben, die Nichts sind, als deutsch redende Orientalen; auch eine fpecifisch jüdische Bildung wird immer blühen, sie hat als kosmopolitische Macht ihr gutes historische« Recht Aber der Gegensatz läßt sich mildern, wenn die Juden, die jo viel von Toleranz reden, wirklich tolerant werden und einige Pietät zeigen gegen den Glauben, die Sitten und Gefühle de» deutschen Volks, daS ihnen die Rechte deS Menschen und des Bürgers geschenkt hat. Daß diese Pietät einem Theile unseres kaufmännischen und literarischen JudenthumS vollständig fehlt, daS ist der letzte Grund der leidenschaftlichen Erbitterung von heute." — Der „Börsencourirr" denuncirt die Auslassungen v Treitschke's als „eitel Hetzerei", gesteht aber zu, daß die antijüdische Be wegung in dem „hochmüthigen Gelehrten" und „ge lehrte» Poltron" einen „gefährlichen Bundesgenossen" gefunden habe. — Die „Germania" schreibt: „Der ganze LhoruS der jüdischen und verjüdelten Presse wird nun in gleichem Tone über den Mann herfaüen, da er schon einmal lvogte, die Herrlichkeit gewisser jüdischer Fmanzmächte zu bezweifeln. Unsere Leser werden finden, daß d e Auslassungen Treitschke's im Wesentlichen mit Dem übereinstimmen, was wir seit Jahren in der Judenfrage unter Anführung von un widerlegten Thatsachen und Zahlen dargelegt haben. W.r freuen uns, daß endlich auch von dieser Seite die Existenz der Judensrage anerkannt wird; hoffentlich verschließt man sich auch nicht der Ueberzeugung von der Nothwendigkeil ernstlicher Maßregeln zum Schutze der Deutschen gegen die Ueberwucherung durch die jüdische Nationalität." Lagesgeschichte. Dresden, 29. November. Ihre Majestät d»e Königin wird Sich heuie Abend in Begleitung des Oberhofmeisters v. Lüttichau und der Hofdame Gräfin Einsiedel zu einem kurzen Aufenthalte nach Wien be Hus- der definitiven Regelung de« Nachlasse- de- hoch seligen Prinzen v. Wasa begeben. Ihre Majestät reist »m strengsten Jncogniio unter dem Namen „Gräfin v. Plauen". * Berlin, 28. November Ihre Majestäten der König und dre Königin von Dänemark sind heute früh ^8 Uhr, von Frankfurt a. M. kommend, auf dem hiesigen Potsdamer Bahnhofe eingetroffen. Wenn gleich mit Rücksicht auf die frühe Stunde, wie um den Besuch deS privaten Charakters in keiner Weise zu entkleiden', aus den eigenen Wunsch deS königlichen tragen. Daß die in Rede stehenden Erscheinungen nicht jo jchwer herbeizuführen sind, wie manche Leute geglaubt haben, ist keine neue Entdeckung. Ob über haupt von einer Fortsetzung derartiger Experimente durch Laien irgendwelcher Nutzen zu erhoffen ist, steht dahin. Die Verwendung von Damen zu Versuchen ä lr» Hansen dürfte auf alle Fälle nicht zweckdienlich jein. Als eine eigenthümliche Verirrung müssen wir e« aniehen. wenn Verfasser in den Schlußworten seiner Schrift den Hypnotismus zur Erklärung gewisser mo derner Marienerschelnungen zu benutzen sucht. vr. M * Der VortragScykluS zum Besten der Volks- blbliotheken de- Schriftenvereins nimmt nächsten Dienstag, den 2. December, seinen Anfang und wird iin Börfenjaale abgehalten. Zur Uebernahme dieser Vorträge, deren Themata im Jnseratentheile mitge- theilt sind und welche in reichem Maße Belehrung wie Erbauung in Aussicht stellen, haben sich eine Reihe rühmlich bekannter Männer der Wissenschaft und der Praxis bereit finden lassen. * DaS Denkmal der Königin Lourse, da» die Stadt Berlin m unmittelbarer Nähe deS Denkmal- Friedrich Wilhelm» 111. errichtet, ist bereit« so weit in seiner Ausführung vorgeschritten, daß die Aufstellung bestimmt für den Beginn de« folgenden Jahre« in Aussicht gestellt wird. Al« Pendant zu dem Denkmal Friedrich Wilhelm'« II1. erhält da« Lonisendenkmal, eine Schöpfung de» Bildhauer» Encke, einen ähnlichen Aufbau wie da- König-denkmal. Die Statue der Königin, nur einige AM Kemer als dre ihre« Gemahl«, Gaste» von jedem officiellen Empfange abgesehen wor den war, so hatte Se. kaisert. und königl Hoheit der Kronprinz auf den Wunsch seines kaiserlichen Vaters wie den eigenen e« sich doch nicht versagen wollen, dar an kommende königliche Paar schon auf dem Bahnhofe zu be grüßen. In den königl. Ankunft-salon« des Bahnhofsge gebäude« wurde dasselbe empfangen von dem dänischen Gesandten, Kammerherrn Baron v. Quaade, von den, Legationsrath Baron v. Gyldencrone, von dem Com- mandanten Genrrallieuienant Grasen v. Wartenslcben und dem Polizeipräsidenten v. Mada». Der Ihre Ma jestäten zur inneren Stadt führende Wagen nahm seinen Weg durch die Leipziger Straße nach dem königl. Schlosse. Am Ausgange zu dem Treppenhause empfingen der Ober hof- und HauSmarschall Graf Pückler, der Hofmar schall Graf Perponcher und die Oberhofmeisterin Gräfin Perponcher Ihre Majestäten; später stellten denselben sich zunächst der aus Kopenhagen gestern hier eingr- troffene Obrrkammerherr Graf v. Holsteln-Holstemborg, sowie die zu Ihren Majestäten befohlenen Herren vooi Ehrendienste vor: der General der Cavallerie Gras v. d. Goltz, Generaladjutant, der Major Graf v. Arnim, Fiügeladjutant, und der Kammerherr Frhr. v. Ende. Se. lasiert, und königl. Hoheit der Kronprinz verab schiedete sich in den Kömgrkammern von Ihren Maje stäten. Nach Stunden kaum der Ruhe schickten Ihre Majestäten sich an, die Besuche unseres Kasierpaares und die der Mitglieder des königl. Haufes zu empfangen, welche bei derartigem Anlasse den ersten Besuch zu machen pflegen. König Christian hatte dänische Gene- ralsunsiorm angelegt. Punkt 1l Uhr fuhren in zwei Galaequipagen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin (welche heute Morgen von Coblenz hier eln- getroffen war) in daS königl. Schloß. Se. Majestät trug die Uniform feines 1. Garderegiments zu Fuß und daS Band deS Elephantenordens, den am diesseitigen Hoje nur noch der Kronprinz und Prinz Karl besitzen. Nachdem inzwischen auch die sonst hier anwesenden Mitglieder deS königl. Hauses ihre Besuche im lömgl. Schlöffe abgestattet hatten, fuhren um 12 Uhr der König und die Königin zum Gegenbesuche bei Ihren kaiferl. und königl. Majestäten am königl. Palais vor, in dessen oberen Räumen unser Kasierpaar das dänische Könia-paar empfing. Beide Besuche, schreibt die „N. Pr. Ztg.", kennzeichnete ungezwungene Herz lichkeit, so daß nach Allem, was man hört, es schwer gewesen jein würde, diesen beiden Begegnungen irgend etwas Anderes, als die Zeichen eines lediglich freund schaftlichen, von jedem diplomatischen Zwange freien Verkehr« zu entnehmen. Um H5 Uhr findet »m run- d«n Saale deS königl. Palais ein Galadiner von etwa 90 Gedecken Statt. Abend« beabsichtigte der Hof mit jeinen Gästen der Vorstellung im Opernhauje beizu- wohnen. Nach dem Schluffe derselben begeben Ihre Majestäten und die fürstlichen Herrschaften sich in das Schloß, wo beim König und der Königin von Däne mark ein Familienjouper stattfindet. Soweit bis jetzt bekannt, gedenken der König und die Königin von Dänemark morgen (Sonnabend) Vormittag die Rück reise über Lübeck nach Kopenhagen jonzujetzen. Das dänische Königspaar wird bei seinem Besuche m Berlin von einem Theil der Berliner Zeitungen mit warmen Worten willkommen geheißen. Wie der Telegraph aus Kopenhagen meldet, schreibt die öfficiöje.Berlingske Tidende": Wenn die „Nordd. Allg Ztg." und andere hervorragende deutsche Organe den Wunsch nach einem guten nachbarlichen Einvernehmen mit Dänemark auS- sprachen, so glauben wir versichern zu können, daß dieser Wunsch ein gegenseitiger ist und daß Dänemark alle Bestrebungen gefördert zu sehen wünscht, die aus eine aufrichtige Freundschaft mit dem mächtigen Nach barreiche adzielen. — Se. königl. Hoheit derGroßherzog von Mecklenburg-Schwerin ist heute Nachmittag aus Schwerin eingetroffea und »m königl. Schlosse abgestiegen — Ihrekaiserl.Hoyeiten der Großfürst und die Groß fürstin Wladimir von Rußland sind gestern Abend auf der Ostbahn nach St. Petersburg abgereift. - Dem amtlichen Berichte über die gestrige Plenarsitzung des BundeSratheS entnehmen wir zur Ergänzung unserer gestrigen Mittheilungen, daß der BundeSrath hinsichtlich der Verwendung von Tabakjurrogaten auf den vom 3., 4. und 7. Ausschuß deshalb erstatteten Bericht die Verwendung von Kirsch- und Weichsel- blätter — gegen Entrichtung einer Abgabe von 65 M. für 100 Icg dec Blätter in fabrikationSreifem Zu stand« — bei der Herst-llung von Tabakssabrikaten für statthaft erklärt und gleichzeitig die für die Ver wendung der gedachten Surrogate erforderlichen Con- trolvorjchristen sestgestellt hat — Die Verlängerung veS sogenannten kleinen Belagerungszustandes über Berlin, welcher heute abläuft, auf ein ferneres kommt gleichfalls auf ein mit Hochreliefs geschmücktes cylindrsches Postament zu stehen. Encke gab der Figur nicht den fast mädchenhaften Charakter deS Rlch'er'jchcn Bildes, er betonte mehr den Ausdruck der jungen Gattin und Mutter, die mit HerzenSgüte und Menschen freundlichkeit in ihren liebreizenden und dabei königl. Züge», leicht gesenkten Haupte« auf die Nahenden herabblickt. Da« Atlaskleid der fürstlichen Frau läßt die vollen zartgemeißelten Arme entblößt, bi« auf da« Theilchen de« Oberarmes, da- die lpltzengarnirte» kurzen Puffenärmel bedecken. Die Schleppe deS Klei des fällt in reichen, lebendigen, gleichzeitig den Atlas- stoff markirenden Falten bi« über die Plinthe herab. DaS Haupt der Statue schmückt ein Diadem, sowie eine Perlenschnur, die über die gescheitelten Haare und zugleich um den Hals gewunden ist — da« einzige Schmuckstück, daS Königin Louise zurückbehielt, als sie ihre Kleinodien dem Baterlande zum Opfer brachte. Ein langer schmaler Spitzenschleier, über den Kopf und die Büste gelegt, wird von der herabhängenden Linken der Königin leicht gefaßt, während die Rechte, auf dem Busen ruhend, d»e Theile de» Schleier» zu sammenhält. Da» Postament enthält allegorische Dar stellungen mit Figuren im Charakter altdeutschen Leben« mit Bezug auf Erlebnisse und Eigenschaften der Verewigten Auf der Frontseite findet sich ein „Auszug zum Kamps" versinnbildlicht, demnächst die „ Mlldthätigkeit" gegen die Zurückgebliebenen, weiter hin die „Barmherzigkeit", die Verwundete und Kranke pflegt, und endlich die „Rückkehr au» siegreichem Kampfe" — da« ergreifende Wiedersehen Jahr ist gestern auf den Antrag Preußen« vom Bun- drSrath genehmigt worden Die Ausführung der Maß regel ist Sache deS preußischeii StaalsministeriumS. Im heute Abend erschienenen „ReichSanz." werden die vom StaatSministerium auf Grund de« tz 28 de« Ge setzes gegen die gemeingesährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie vom 21 October v. I. für die Tauer eines Jahres wieder neu erlasieneu Anordnungen be kannt gemacht Der Wortlaut der Publikation ist mit der im vorigen Jahre unter dem 28. November publi- cirten Bekanntmachung über die Handhabung des sogenannten kleinen Belagerungszustandes übereinstim mend. Gleichzeitig publicirt der „ReichSanz." eine Bekanntmachung des hiesigen Polizeipräsidiums und der Regierung zu Potsdam, nach welcher den auS dem Bezirke, sür welchen die Anordnungen in Kraft getreten sind, ausgewiesenen Personen der Aufenthalt auf Grund der neu erlasfenen staatsministeriellen Anordnung auch sernerweit untersagt wird. Bis jetzt sind im Ganzen 106 Personen aus Berlin und Umgegend ausgewiesen worden, so daß sich von den namhafteren jocialden>okratijchen Führern und Agitatoren kein einziger mehr hier aushalten darf. — Die Elsenbahncommifjlon des Abgeordneten hauses discutirte heute die Anträge ihrer Subcom mission über die sogenannten Garantiefragen. Nach dem Abg. Or. Hammacher das Referat erstattet, stellte Abg. Frhr. v. Huene namens des C-ntrums den An trag, die Verträge mit den Eisenbahnen erst dann in Giltigkeit treten zu lassen, wenn das Gesetz über den Reservefond publicirt worden sei. Darauf erklärte, laut der „Post", der Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, er würde in der Annahme dieses Antrages den Ausdruck eines übrigens nicht gerechtfertigten Mißtrauen« erblicken und für den Fall der Geneh migung dieses Antrags die Cabinetsfrage daraus her leilen zu müsse». Abg. P. Reichensperger verwahrte das Lentrum gegen dre Meinung, dem Minister ein Mißtrauensvotum geben zu wollen. Der Antrag v. Huene wurde mit 12 Stimmen gegen 8 Stimmen abgelehnt und demnächst der Antrag Hammacher mit 17 gegen 13 Stimmen angenommen, den Verträgen unter der Bedingung die verfassungsmäßige Zustim mung zu ertheilen, daß die königl. Staatsregierung in dieser oder spätestens der nächsten Session einen Ge setzentwurf im Sinne der sogenannten Garantiesrage vorlege. — Der weitere Ausschuß des deutschen Protestantenvereins, welcher am Mittwoch Vor mittag zu einer außerordentlichen Sitzung hiei selbst zujammengetreten war, hat, nach dem „Berl. Tgbl.", folgende Beschlüsse gefaßt: Zunächst soll ein ent schiedener Protest erhoben werden gegen das Vorgehen der Generaljyaode, insbesondere, daß sie sich mit ihren Beschlüssen einer „Verkümmerung der Lehrfreiheit, deS Gemeiuderechts und der Principlen des Protestantismus überhaupt schuldig gemacht" habe. Ferner ist be schlossen worden, ein besonderes Flugblatt erscheinen und überall verbreiten zu lassen, das über die Ver handlungen und Beschlüsse der Geiieralsynode in popu lärer Weise die „gebührende Aufklärung" geben soll. UeberdieS ist auch eine Petition an den Oberkirchen- rath in Aussicht genommen, in welcher derselbe er sucht werden soll, einigen besonders bezeichneten Be schlüssen der Generalsynode seine Zustimmung zu ver sagen. — Wie der „Ev. kirchl. Anz." meldet, hat daS Consiftorium gegen den Prediger Neßler von der hiesigen französischen Gemeinde wegen seiner Bethei ligung an der Kalthoff'schen Hochzeit auf eine Ord nungsstrafe von 200 M. und eine Rüge erkannt wegen „ geflissentlicher Verhöhnung kirchlicher Hand lungen". Prediger Neßler hat an den evangelischen Oberkirchenrath appellirt Oldenburg, 27. November. Die 13. Landes - fynode wurde am Dienstag eröffnet. Der Vorstand des LultuSministeriums, geh. StaatLrath Tappenbeck, begrüßte die Versammlung mit einer Rede, deren Text uns in der „Wes.-Ztg." vor!legt und der wir folgende Stellen entnehmen: Seiidem die Synode zuletzt hier versammelt war, sind im socialen Leden Deutschlands Erscheinungen bedenklicher Art in wachsendem Maße zu Tage gekommen Insbesondere waren es die immer kühner hervortretenden Bestrebungen einer die Grundlagen de« Staate- und der Kirche bedrohenden Umsturz- varter. welch« die Ausmerljamleit der Regierungen und Bevöl kerungen zunehmend aus sich lenkten ES ist mit Gotte- Hilse gelungen, die drohende Gejahr zurückzudrängen. Freilich er übrigt noch die Lösung der schwierigen Ausgabe, die tieferen Ursachen derselben zu beseitigen. Jndeß wird und muß der Weg dazu gesunden werden, und da beginnt erfreulicher Weise in den verschiedenen Kreisen der Bevölkerung sich mehr und mehr die Einsicht Bahn zu brechen, daß zur Theilnahme an dieser Lösung vor Allem die Kirche berufen und befähigt sei, die un- hinwe,ft aus die hohen und unschätzbaren Güler der Religion und den Sinn für Sitt ichkeil, Ordnung und Recht belebt und befestigt Zugleich a.er dürfen wir hieraus die Hoffnung schöpfen, daß dl« leider noch fort ertönenden Klagen über die herrschende Gleichgiltigkeit gegen kirchliche Dingt sich mindern, da« kirchliche Leven in den Gemeinden allmählich kräftiger sich entwickeln und aus da- Gedeihen auch der Lan de«kirche fördernd einwirken werde. Geben doch auch die her- vorgelrelcne größere Entfaltung der LiebeSthätigkeit und die gemachten günstigen Erfahrungen über die gefürchteten Wirkungen deS EivilftandSgesetze- Zeugniß davon, daß die Gefühle sür die Segnungen der Kirche nach wie vor in den Herzen unsere- Loike- lebendig sind E n Mangel an geistlichen Kräften mach« sich in unserer Landeskirche immer noch fühlbar. E« darf indeß doch erwartet w«rden, daß eine kräftigere Entwicke lung de- kirchlichen Leben«, sowie die durch unsere Gesetz gebung herbeigesührtc Verbesserung de- Einkommen« der Geift- lichen auf die leider gesunkene Neigung zu diesem edlen Berufe günstig einwirken werd«. DaS Resultat der Präsidentenwahl ergab die Wahl des OberfchulrathS Ramsauer zum Präsidenten und deS Pfarrers Kalbe zum Bicepräsidenten. Ausschüsse und Abtheilungen sind sofort an ihre Arbeiten ge gangen; sobald durch fi- genügender Stoff vorbereitet ist, wird eine Plenarsitzung berufen werden. * Wien, 28. November. Heute tagten beide Häuser de» ReichSrath«. Zur Sitzung deS Herrenhauses, auf deren Tagesordnung die zweite Lesung einiger vom Abgeordnetenhause bereits erledigter Gesetzentwürfe, darunter des istrianer NothstandSgesetzeS, sich befand, erschienen die Erzhrrzöge Ludwig Victor und Ferdinand von Toscana. Dem verstorbenen Mitglied« Baron Lasier wurde von dem Präsidenten ein warmer Nach- ruf gewidmet, in welchem die hohen Verdienste, die der Verschiedene sich um Thron und Vaterland erworben, gewürdigt werden. Die Versammlung erhob sich zum Zeichen de« Beileid« von den Sitzen. — Da« Abge. ordnetenhau« verhandelte zunächst über die Affaire der Abgg Oelz und Waibel und ertheilte »ach kurze Debatte die Bewilligung zur gerichtlichen Austragung der von den genannten Abgeordneten gegenseitig erho benen Preßklage. Hierauf wurde die Debatte über daS Rinderpestgesetz fortgesetzt. Die 8 — 87 werden mit unwesentliche» Modifikationen angenommen. Bei K 87, welcher bestimmt, daß die Kosten sür Hiutan- haltung der Rinder- es« theil- vom Staate theil« von den Län dern zu tragen sind, beantragt Ai>g. Ur. Dunajewski, daß alle Kosten blv- vom Staate zu bestreiten sind Abg Kronawetter spricht gegen den Vorredner und fragt, ob auch die Grenze gegen Bosnien abgespeirt werden und wer dir Kosten bezahlen wird Regierung-Vertreter Section-ches Baron Kubin erwidert dem Abg Dunajewski. daß eben deehalb, weil die Hiutanhai- tung der Rinderpest ein allgemeine- Jntereffe ist, alle Facloren, Reich, Land, Gemeinde berufen sind, an den Kosten hierfür mitzutragen Redner erwidert aus eine Anfrage deS Abg. Neuwirth, daß die Absperrung gegen die Länder der unga rischen Krone in derselben Weise ersolgen werde, wie gegen die anderen Länder. Urder den Antrag Dunajewski wird namentlich abgestimn» und derselbe mit 148 gegen >86 Stimmen abgelehnt. (Für denselben stimmten die Polen und Tschechen, sowie einige Mil glieder der Rechtspartei.) tz 37 wird hieraus angenommen. Morgen wird das Rinderpestgesetz weiter berathen werden. Pari«, 27. November Zum ersten Male seit mehr als 9 Jahren trat heule daS französijche Parlament in der Landeshauptstadt zusammen. Die Eröffnung der Kammern ist in größter Ruhe vor sich gegangen. Von den Demonstrationen, welche die Reaktionären angekündigt und vor welchen die Intran sigenten in letzter Stunde felbst entschieden gewarnt hatten, war nicht das Geringste zu bemerken. In den FauboiirgS herrschte keine größere Aufregung, al« an jedem anderen Tage. In der Nähe des Pala iS-Bourbon hatten sich einige Hundert Personen elngefnuden, die offenbar durch bloje Neugierde angelockl wurden. Es waren weder außergewöhnliche polizeiliche, noch mili. tärifche Maßregeln bemerkbar. Im Senat dauerte die Sitzung nur wenige Minuten Die Einrichtung des Sitzungssaales ist dort noch sehr unvollkommen, und die Senatoren beklagten sich laut Den Vorsitz fülute der Vicepräsident Rampon, der iw. Namen der Ver sammlung sein Bedauern über die Krankheit Martel'L ausjprach und dann den ,m Laufe der Ferien gestor benen 3 Senatoren einen kurzen Nachruf widmete. Es erfolgte danu die AuSloosung in die Bureaux, es wur^e eine Reihe von Gefetzvorschlägen eiugebracht und der Senat vertagte sich auf Montag. Die Deputirtenkammer war sehr vollzählig. Hier läßt die Ausstattung des Saales nicht viel zu wünschen; dagegen erwiesen sich die sür die Journalisten getroffenen Einrichtungen als äußerst mangelhast. Gambetta eröffnete die Sitzung um 2 Uhr mit einer kurzen Rede, welche, wie man im Voraus wußte, die Rückkehr der Kammern nach Paris zum Gegenstände hatte Indem der Eongreß diese Rückkehr verfügte, jagte Gam del ta, halte er vor der ganzen Wel« bezeugen wollen, welche- Vertrauen die Nation zum Patriotismus der Bevölkerung von Pari- hegt. Paris bleibt nach so vielen Prüfungen der Kops und da« Herz Frankreichs. Die Kammer kann jetzt mit grüßercr Leichtigkeit an die Ausführung der längst in der Vor bereitung begriffenen Reformen aller Art gehen, und da- Land wird endlich seine Belohnung sür seine Geduld finden Gehen wir also entschlossen an« Werk, schloß Gambetta, erheben wir un- über die Parteiinteresjen, vermeiden mir unnütze Aus regungen, und richten wir alle unsere Anstrengungen aus den einen Zweck die Größe de- Vaterlandes, die Befestigung der Republik. (Anhaltender Beifall.) Während der Ausloosung iu die Bureaiix kündigte der Bonapartist Haentjens eine Interpellation an über die Mittel, welche die Regierung anwenden wolle, uni der Bevölkerung über die Vertheuerung aller Lebens mittel hinwegzuhelfen. Gegen den Wunsch des Inter pellanten bestand die Mehrheit darauf, daß die Di«- cussion sofort beginne, und eS entspann sich die De batte zwischen Haentjens und dem Bonapartiste» Cunev d'Ornano einerseits, dem Handelsminister und Nadaud andererseits. Pari-, 28. November. (Tel.) Der „GauloiS", Organ der Bonapartiste», erklärt die von dem „Figaro" und anderen Blättern gebrachten Mittheilungen über angebliche Unterredungen, welche der Pcinz Jvrüme Napoleon mit hiesigen Berichterstatter» und hohen Würdenträgern gehabt haben sollte, sür vollkommen unbegründet. Madrid, 27. Nommber. (Tel.) Gestern und heute Morgen sand der Empfang der außerordentlichen Botschafter anläßlich der bevorstehenden VermählungS- felerllchkelten Statt. Die überaus glänzende Auf fahrt erfolgte m Hoswagen, welche von Gardereitern eScortirt wurden. Der König nahm im Thronjaale die Glückwünsche der Botschafter entgegen, welche so dann der Prinzessin v. Asturien ihre Aufwartung mach te». Gester» zeitig früh fuhren Ihre k. und k. Hohei ten die Frauen Erzherzoginnen incognito nach Madrid, um die Appartements im königl. Schlosse zu besichtigen. Der König überreichte seiner Braut einen prachtvollen Schmuck aus Krone, Riviere und Armband bestehend. Morgen findet die Auswechslung der Ehepacten Statt. — Der Minister hat sich für eine Amnestie ausge sprachen, welche sür Vergehen in der Presst und für militärische Vergehen erlassen werden soll. Loudon, 28. November. (Tel.) Der bisherige russische Botschafter, Graf Schuwalow, ist heute von der Königin zur Tafel geladen worden und wird sich morgen über Paris »ach Cannes begeben. — Ein Londoner Telegramm der „Köln. Ztg." berichtet: Rußland, welches für Frühjahr mit ver stärkten Kräften einen neuen Vorstoß gegen Mcrw beabsichtigt, sondirt in Teheran bezüglict' deS Trup- pendurchzug» durch persisches Gebiet. Rußland dürfte, wofern Persien das Ansuchen ablehnt, den Durchzug trotz dessen Weigerung vornehmen, wodurch sehr wahr scheinlich neue Verwickelungen hervorgerufen werden. — Dubliner Nachrichten zufolge erlischt da« öffent liche Interesse au der gerichtlichen Untersuchung in Sligo mehr und mehr. Al« der angekiagte Mr. Davith vor die Gejchworneu verwiesen wurde, gab e» eine Scene, welche dessen Bertheidiger Mr. Rea (au- Bel fast) zu der Bemerkung veranlaßte, daß da- Parla mentsmitglied für Meath, Mr. Parnell, sich bereit« die Rechte de« Souverän« von Irland anmaße. Eine weitere Collision nnt dem Rechtsanwalt Moloney, den Mr Rea „trunken von Erfolg oder sonst etwa«" nannte, trug dem gelehrten und streitbaren Herrn einige kernige Lpüheta, wie Lügner, Schuft, Flegel und so weiter,
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