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Dresdner Journal : 04.11.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187911044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791104
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-11
- Tag 1879-11-04
-
Monat
1879-11
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 04.11.1879
- Autor
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M SS6 Dienstag dcn ! Novcml'cr. ^kunnsinbvlspi'slsr lm ä»vt»eds>» NsteL«: ^-ikrlioti: . . 18 Knrtc. )4 jillu Ilek: 4 Hlitrk SO ks. Li»r«rl»v Xunimvrn: 10 kk Lo«„rd«Id <Ie»6eut»t:bei> keiet»«» tritt l'o-t- uoä Ltviupvlruscülitg I»iuru. liiseratonpivl^v: kür 6v» Kaum t-iuvr gssp^ttoavu ?«titrsii<.- 2t) ?f. Unter „kiu^esanät" äis Leite SO kk. kr8ekeli»vur I'it^Iieb mit ^»»nukme 6er 8onn- vnä ksiertu^e ^t>eu6» für äen solventen lug- ZresdnerIMM Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. 18?!). luxerutenannuyme aii5niirt«t I-siprig: />. etter, t^ominis.-ionllr 6ee l>r»»üner 6onin:il«; Uswkurss - LerNu Viv:: l,«>xrix - L»«v! - ''.rsrlou-k'r ^.! tu > t 0. LI : //«««cottt» k»A?er,' Nciini Vjvll-ll:.mdnrx- kr^A-I-v ^/iff-rrLelckurt n. ri.-Lruclitu: 8vr!:ll:XHntt/.', >, </<»,/. . Dreuieu: / kru«I<4n: Xtuui/-n > t-ureuu; ÜLemmlr: ^< r. ko/At; krmiltliirt a. ./«,</<u. ,V. U'. //errmaii»- ^eiie I': ctiti xiüliin^; 8-rUtr: tr. ^/«//er: H^mx-ver: ei .8e/i" .>/ ?»n, Lerim-rrkllicfurt » L. Stuttxsrt: /)uude (.0 / ll^mdurx: ^6. äteiner. Ilerauüxvbei-: icöoissl. klxpeäition 6e>« I)rv«6l>er 6ourvuls, Dre^äen, Lvin^er^iruk^e Xo. 2t). Amtlicher Scheil. Dresden, I. November. Se. Majestät der König hat dem General der Infanterie o. D. von Schreibers- Hofen die Erlaubnist zur Anlegung des demselben von Sr. Majestät dem Kaifer und Könige von Preußen verliehenen Rothen Adler-Ordens I. Clasfe allergnädigst zu ertheilen geruht. in drr ««Iift^rs r Svurirr» !-Lm 2« «Uil »4». ») und7«) « 20 Bon». . ad «>M >. M). 7.» tadnh. 5,4»), 8,d. nur dr» »adnl». 8,42, icu». Le,»»- 2,0 Nachm. > Lchandau), tchl. Bahnst 1»,. «ahnh. irust. Leip», rterzua ^t» tchi.vahnh. <au« «teup. handau), l,0 ch. 12,50). leuyadi wie Rachm., 8.S5 iLi'.zug, au« t Aeuv. !chl. tichl. «abud. ur di« Lha- -dl. »adnh. nxz. Badnh. <au« Reu«. i,40 u. 2,47), 5,1«, Lei»-. Badnh. 7,45., mnitz). Il,ia iur dl» Lha- ieeiberz nur urierzu-, an» 7,42 u. 8,iO) 2,rr RaL». ar>er»ug au» 19,45 tau: 1140 Borm, di« i!e>»n>g). > Barm, 2,ä übend». >, 8,LV «arm. » «lt«. 11,4LX ,0 tau» Mch. , 11,,L «acht» , »it«. 12,10). »»»»«, »o , 8,0 «dd». Bahnh. «,v Ir»h,8,50 Lrcdden-Beuft. 8rr»d»rk- 0 >rüh, 8,50 ur di» K>«au). Bahnh. ern). Drr«de». - 99 -1V» »»fireLe Levtimetern "blr licke) . . 83 9» ,e ... 82 Bekanntmachung, die Auszahlung der den 1. December 1879 fälligen Kapitalien, Prämien und Zinsen der Staatsschuld betreffend. Den Inhabern von Partialobligationen und Schuld scheinen der auf den Staat übergegangenen 3H <K Anleihen von 1839 und 1841, sowie 4 <H Anleihen von 1854 und 1860 der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie wird hiermit bekan.it gegeben, daß die Auszahlung der laut Ziehungsliste vom 13. Juni 1879 auSgeloosten, den l. December dieses Jahres fälligen Kapitalien und bez. Prämien dieser Anleihen, sowie der im gleichen Termine fälligen Zinsen derselben vom 15. dieses MonatS an gegen Rückgabe der betreffenden Partialobligationen, Schuldscheine und Coupons bei der Staatsschuldencasse zu Dresden und der Lotterie-Darlehnscasse zu Leipzig stattfindet. Die auf einen Betrag von 26)4 Neugroschen lau tenden Coupons der Partialobligationen L 50 Thaler der Anleihen von 1839/41 werden, nachdem dieselben im vorigen Termine mit 2 M. 62 Pf. vergütet wor den sind, zur vollständigen Erfüllung der Zinsver pflichtung des Staates hierbei mit 2 M. 63 Pf. ein gelöst. Dresden, den 1. November 1879. -er Laudtagsaarlchoß zu Verwaltung der ZtaatKchuldcv Dr. sr. Minckwitz. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer Zinsbogen zu den 3HH Partialobligationen v. d. I. 1839/41 der vor maligen Leipzig-Dresdner Eisenbahncompagnie betreffend. Gegen Rückgabe der im Termine 1. December 1879 ablausenden Talons der oben bezeichneten, auf den Staat übergegangenen Partial-Obligationen sollen vom 15. November dieses Jahres an neue Zinsdocnmcnte, bestehend aus Talon und 12 Coupons auf die Termine 1. Juni 1880 bis mit 1. December 1885, bei der Staatsschulden-Buchhalterei zu Dresden — Landhaus I. Etage — wochentags während der Vormittagsstunden von 9—1 Uhr zur Ausgabe gelangen. Die abgelaufenen Talons sind hierbei nach An leihen und beziehentlich Appoints gesondert und in der Nummerfolge geordnet abzugeben und haben auswär tige Interessenten den Umtausch durch hierortige Be auftragte besorgen zu lassen, da die Staatsschulden- Buchhalterei mit Postsendungen sich nicht befassen kann. Dresden, den 1. November 1879. -er Laudtagiaozlchoß w Verwaltung der Ataatischul-cn vr. sr. Minckwitz. V "" Feuilleton. Redlgirl von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 1. November: „Die Frau ohne Geist", Lustspiel in 4 Acten von Hugo Bürger. (Zum 1. Male.) Eine volles Haus und eine angeregte Theilnahme des Publicums brachte dem Autor die wohlwollende Gesinnung entgegen, welche er sich durch einen auf offenbares Talent gestützten Bühnenfleiß feit einer Reihe von Jahren erworben hat. Auch unsern Thea terfreunden sind mehrere feiner Stücke nicht unvortheil- haft bekannt geworden. Diefen gesellt sich „ Die Frau ohne Geist " als eine dem Repertoire brauchbare Gabe zu. Diese Arbeit, mehr Conversationsstück und Jntriguenschauspiel als Lustspiel im engeren Sinne, wird überall da zu wün- fchenswerlben Wiederholungen Gelegenheit geben, wo die Darstellung eine gelungene ist. Man kann nicht ohne Weitere« sagen, eine so gelungene wie bei unS, denn die Dresdner Aufführung und treffliche Jnscene- setzung (durch Hrn. Regisseur Richelsen) wurde von einem glücklichen Zusammenwirken ausgezeichneter, nur an wenigen, ja jetzt kaum an andern Bühnen vorhandener glänzender Kräfte (Frl. Ulrich, Hr. Dettmer, Frl. Ellmenreich) zu einer ungewöhnlichen Schauspieler wirkung gesteigert. Der Verfasser hat sein Drama al« UnterhaltungS- stück der bequemen Auffassung dadurch nahe gerückt, daß e» von den Personen de« täglichen Leben« inner- Mllrimlii.Ktr Theil. sind in der schmerzlichen Lage, den Lesern und Freunden unserer Zeitung die Trauer botschaft mittheilcn zu müssen, daß der lang jährige Vorstand der Redaction und Expedition des „Dresdner Journals", Hr. Hofrath Johann Gustav Hartmann, in den heutigen Morgen stunden nach langen und schweren Leiden im 65. Lebensjahre sanft entschlafen ist. Unser Heimgegangener Chefredacteur hatte die Leitung des „Dresdner Journals" am 1. April >8.50 übernommen und während dieses Zeitraums alle seine Kraft und Schaffensfreudigkeit den Inter essen des Blattes gewidmet. Er that dies mit selte ner Energie, mit voller Wertschätzung seiner Colle gen, mit rühmlicher Humanität für das gejammte Arbeitspersonal und mit größter Opserwilligkeit. Bei allen Denen, welche dem theuern Entschlafenen geschäftlich nahe standen, werden diese seine Vor züge in dankbarer Erinnerung fortleben. Sein uneigennütziger Wohlthätigkeitssinn erprobte sich nicht minder glänzend an Jenen, welche, Rath und Hilfe suchend, an ihn sich wendeten. Dabei zeichneten den Dahingeschiedenen der edelste Pa triotismus, eine unwandelbare Treue für König und Vaterland aus. Seine Verdienste fanden an allerhöchster Stelle wiederholt die huldvollste Anerkennung: unterm 12. November 1866 durch Verleihung des Ritterkreuzes des Verdienstordens und gelegentlich feines 25jührigen Tienstjubiläums, am 1. April 1875, durch Ernennung zum Hof rath für feine geleisteten Dienste und die hierbei bewiesene Hingebung und Dienstbeflissenheit. Das Gedächtnis; des Entschlafenen wird in unserm Vaterlande in Ehren bleiben. Dresden, 3. November 1879. U c d c r s i ch 1. Telegrapdiscke Nachrichten. Tagesgescdicdte. Dresdner Nachrickten. Provinzialnachrickten. Vermischtes. Statistik und Volkswirthsckaft. Eingesandtes. Feuilleton. Beilage Telegraphische Witterungsberickte. Lcletzrirphischk ilachrichtcn. Innsbruck, Sonntag, 2. November, Nack- mittags. (W. T B.) Heute ist hier unter Theil- nähme der Behörden und unter großem Andrang der Bevölkerung die erste protestantische Kirche in Tirol feierlich eingrweiht worden. Madrid, Sonntag, 2. November. (W. T B.) Die Verbindungen zwischen Valencia und Barce lona sind wieder hcrgestcllt. Die ungünstige Witterung dauert noch immer fort, am Wasser- stände dcö Ebro ist jedoch jetzt ein erhebliches Sinken wahrzunehmen. Semlin, Sonntag, 2. November. (Tel. d. Boh.) Die amtlicke „Belgrader Zeitung" ver öffentlicht beute das Ergcbniß des geheim geführ ten ProceffeS gegen den Prinzen Karageorgievick und Eonsorten, die sich sammtlich auf österreichi schem Boden befinden, sammt den in diesem Pro- cesse in allen drei Instanzen gefällten Urtheilen. 2 der Angeklagten sind zum Tode und Prinz Ka- rageorgievick sammt den übrigen Angeklagten zu je 20jahrigem Kerker vcrurtheilt. Die Veröffent lichung dieses Processeö macht aber in Belgrad keinen ernsten und überzeugenden Eindruck. Sofia, Sonntag, 2. November, Abends. iW. T. B.) Die erste gesetzgebende Versammlung Bul gariens ist heute vom Fürsten mit folgender Thronrede eröffnet worden: Als erster Fürst von Bulgarien begrüße ich mit Freude die erste gesetzgebende Versammlung Nach großen und denkwürdigen Ereignissen auf den Thron des neu geschaffenen Fürstenthums gelangt, habe ich mich vor Allem beeilt, dem großherzigen Zarbefreier für alle Wohlthaten, mit denen er unser Vaterlai d überhäuft hat, in meinem Namen und im Namen des Volks, das mich zum Fürsten gewählt hat, Dank zu sagen. Ich habe geglaubt, auch allen Höfen der anderen Großmächte einen Besuch abstatten zu müssen, die die Existenz des bulgarischen Fürstenthums seier- lich anerkannt haben. Die Eindrücke, die tch von dieser Reise zurückbrinze, sind außerordentlich günstige für das Schicksal meines neuen Vaterlandes und sehr ermuthigende für mich selbst. Die so freundschaftliche Aufnahme, welche ich überall gesunden habe, hat mich überzeugt, daß Bulgarien weit davon entfernt ist, der Sympathie des aufgeklärten Europa beraubt zu fein und daß es von uns allein abhängen wird, künftig die Wünsche zu verwirklichen, welche man hegt sür einen regelmäßige» und friedlichen Fortschritt unserer Nation. Bei meiner Ankunft in Bulgarien von allen Be völkerungskreisen mit Enthusiasmus und Liebe em pfangen, habe ich den Thron bestiegen, beseelt von dem glühenden Wunsche, mit allen meinen Kräften zu ar beiten an dem Wohle meines neuen Vaterlandes. Bei dem Besuche, den ich dem größten Theile des Fürsteu- thums kürzlich abgestatlet habe, habe ich mit einer wahrhaften Genugthuung die große Liebe und Anhäng lichkeit wahrgenommen, welche die Bevölkerung meiner Perfon entgegenbringt, und ich bin glücklich, durch Ihre Vermittelung der ganzen Nation noch ein Mal meinen Dank dafür aussprechen zu können. Ich habe bei diesem Besuche selbst Gelegenheit gehabt, die Be dürfnisse des Volkes kennen zu lernen, welche der be ständige Gegenstand meiner Fürsorge sein werden. Meine Regierung theilt vollständig die tiefe Dankbar keit und die unbegrenzte Verehrung, welche ich und mein gesummtes Volk für den Zar-Befreier hegen und ist, meinen Ideen sich anschließend, bemüht gewesen, die Sympathien der europäischen Machte zu erhalten und zu befestigen. Zu meiner großen Genugthuung kann ich die guten und freundschaftlichen Beziehungen constatiren, welche meine Regierung mit den benachbarten Staaten auge- knüpst hat. Ich bin bei meinem jüngsten Besuche in Rumänien von dem Fürsten und von der Bevölkerung mit Zeichen ausrichtigcr Lympalhie für meine Perwn und für das bulgarische Volk empfangen worden; ich betrachte diese Freundschaflsbeweise als eine Garantie sür die Aufrechterhaltung der zwffchen den beiden be nachbarten Ländern bestehenden guten Beziehungen. Ebenso habe ich von dem Fürsten von Serbien und halb ihrer Gewohnheiten und Anschauungen abgespielt wird. Der Dialog ist sauber, verständuißvoll, gewandt, oft sogar leichthin fesselnd gearbeitet, wenn er uns auch nicht durch geistvoll neue Ideen oder feinen Witz fympathisch nahe tritt. Auch vom eigentlichen Humor als einer selbstständig schöpferischen Kraft, die unsern Genuß in komischen Scenen durch ihren wehmüthig heiteren Zauber erwärmt, wird der Zuschauer nicht nachhaltig erquickt. Dagegen sührt das Ganze mit geschickten Bühnenwendungen und gut berechneten Effecten, bei denen man oft von der scenischen Routine und der fpecicllen dramatischen Begabung des Autors überrascht wird, zu einem harmlosen Amüsement. Den Inhalt dieser Comödie bildet keine einfache, in klaren Actionsbewegungen und Steigerungen ange legte Composition, fondern eine nach Art der französi schen Motivirungen auS der Scribe'schen Periode künst lich zusammengebaute, durch kleine Wendungen und Zufälligkeiten reisende Handlung, die eigentlich im zweiten Act gesichert ist, im dritten noch sactisch zum Ziele geführt, aber im vierten Act durch die Ausnahme einer schon srüher eingesädelten Episode abgelöst wirb und zwar nur dadurch, daß man die etwas abenteuer liche Vorgeschichte dieser Episode ausführlich erzählen hören muß. Dergleichen unorganische Arrangement«, mit deren Hilse man ab und zu einen Theaterabend füllt, sind an sich einem Stücke nicht günstig. Sie können eS auch in Bezug aus den praktischen Erfolg nicht sein, ganz abgesehen von der Thatsache, daß sie sich mit den Forderungen eine« Dramas als Kunst werk — wenn ein solche« beabsichtigt werden sollte, wa« ja äußerst selten von der Tagesliteratur intendirt wird — krineSwrgeS vertragen Bei un« wird jene Störung eine kaum fühlbare, weil Frl. Ulrich die Hauptperson der Episode, die Bettlerin von Santa Croce, Wittwe Palmer, sehr interessant zu machen ver steht und auch von Hrn. Bauer, dem Krregscorrespon- dentcn Lutz, lobenswerth unterstützt wird. Diese beiden Personen hat auch der Verfasser sehr hübsch und recht natürlich gezeichnel, ein Lob, das man für drei andere Nebenfiguren, den Buchhändler Wester burg, dessen Frau Hedwig und den Rentier Kobsch nachdrücklich wiederholen darf. Alle drei wurden auch von Hrn. Richelsen, von Frl. Klinkhammer, der es in jungen Fraucnrolleu eigentlich an Haltung und au Verwirklichung von Lebenstac'. sehlt, und von Hrn. Büller annehmbar gespielt. War der Letztere auch sparsam in der wahren Konuk, so war er es doch — und das ist dankenswerth — noch niehr in Betreff hier nahe liegender Uebertreibungen und Possenspäßchen. Denselben Beifall sür die literarische Ausführung kann man den beiden Hauptparlien, der Titelrolle Stesana und Richard Werner nicht schenken. Wohl ist eS eme stets interessante Idee, die hier mit allerliebsten Specialzügen pikani gemacht wird, ein schönes Mädchen zu schildern, die scheinbar ein fältig »st und dann ihre Umgebung plötzlich und zu esfectvoller Stunde m>t ihren verborgenen Gaben, mit einer ganz wackeren Ausstattung von Dem überrascht, waS man fürs HauS mit der Phrase „Geist und Ge- müth" zusammensaßt. Solche Figuren werden immer fesseln. Leider nur hat die Ausführung jener Idee in Stesana zwei unpsychologische, unwahre Punkte. Wollte man nämlich für möglich halten, daß, wie hier explicirt wird, ein geschecktes, lebhaft empfindende» von seiner Regierung unzweideutige Zeugnisse von den freunschastlichen Gefühlen erhalte», vo» denen diefelben für uiis beseelt sind. Ich habe die Absicht, dem Für sten von Serbien demnächst einen Besuch abzustatten, und rechne daraus, dem Fürsten persönlich ausdrücken zu köi.neu, welche Wichtigkeit ich den freundschaft lichen und brüderliche» Beziehungen beilege, die meine Regierung bemüht ist, zu erhalten und weiter zu entwickeln. Die Situation an der Grenze, welche ungünstig festgesetzt war und zu der Zeit, wo meine Regierung eingesetzt wurde, sich voll von Gefahren zeigte, hat sich inzwischen — Dank den rechlzeitig getroffenen Maß regeln — geklärt. Die Schwierigkeiten sind leicht einzusehen, mit denen eine neue Regierung zu kämpfen Halle, welche eben zu neuem politiichen Leben berufen worden war und welche sich in constltuiionellen Formen organisiren sollte, alle einzelnen Verwaltungszweige machten eine Weiterentwick lung und eine Reorganisat on nothwendig Gleichwohl ist es in der kurzen Zeit, während welcher meine Re gierung sunctivnirt, gelungen, mehrere Gesetzentwürfe auszuarbeiten, welche Ihnen zur Genehmigung vorgelegt werden sollen. Es find dies Gefetzeiitwürse 1) über die administrative Eintheilung des Landes, 2) über die Communalverwaliung, 3) über die Organisalivn der Ver waltung, 4) über Gendarmerie, 5) mehrere Gesetze und Reglements zur Organisation der Tclegraphenverwaltung und zum Bau neuer Commumcationswege, 6) über den Telegraphentarif, 7) d.e Vorlage von Conventionen mit den Nachbarländern über die Post- und Telegraphen verbindung, 8) eui Gesetzentwurf über die Klrchenver- waltung in dem Fürstenthum auf der Basis der durch die Constttution verheißenen Einheit der bulgarischen Kirche, 9) über die bulgarischen Münzen, lO) über Gewichte und Maße, 11) betreffend die Aufsicht über die arg verwüsteten Wälder, 12) betreffend die Berg werke, 13) über die Grundsteuer und über die Erhe bung der direkte» Abgaben, 14) über die Presse, 15) betreffend eine neue Gerichtsorganisation, 16) über die Einsetzung von Friedensrichtern und die Uebertragung einiger gerichtlichen Befugnisse an die Gemeindevor steher, endlich 17) über eine vollständigere und end- gülige Organisation des Cassatwnshofes. Die in Wirksamkeit bestehenden Reglements über den öffentlichen Unterricht müssen abgeändert und in einer Ordnung llassificirt werden, welche den Bedürf nissen des Volkes besser angepaßt ist. In dieser Rich tung wird Ihnen meme Regierung einen besonderen Gesetzentwurf vorlegen, welcher auch von der Grün dung einer Re rtsschule handelt. Andere Gesetzentwürfe und Vorlagen, unter denen sich eine solche über Eisen bahnen befindet, sind in Vorbereitung. Die bewaffnete Macht des Landes ist auf festen und dauerhaften Grundlagen hergestellt worden; im Interesse des Staates ist zu wünschen, daß das Prmcip der obligatorischen Mililärdienstpflicht die weiteste An wendung finde und daß hierbei nur diejenigen Aus nahmen zugelassen werden, welche von einer absolulen Nolhwendigkeit sind. Tas Ziel, das noch zu erreichen übrig bleibt, besteht in der mögltchsten Vervollkomm nung der Armee in der Kriegskunst und in der Ent wicklung der Principien der Ordnung und der Dis- cipltn, damit die Armee zu einer Stütze für die Sicher heit des Staates werden könne. Die Armee wird dann gleichzeitig zu einer Schule sür die Bevölkerung werde», welche bereits im Besitz der bürgerltchen Frei heiten, sich w.rd durchdringen lassen können von jenem Geiste der Gesetzlichkeit und Ordnung, die für die Entwickelung eines Staates und eines Volkes unent- behrltch ist. In dem östlichen Theile des Landes mar nach dem Abmarsch der kaiserl. russischen Armee eine Art von Räuberunwesen ausgebrochen, welches große und ge- Mädchen, um ihren beschränkten Vater nicht zu de- müthigeu oder geistig zu überschatten, sich bis ui die zwanziger Jahre hinein total einfältig stellt, fo würde das eine nicht mindere Einfalt beim Zuschauer vorauS- setzen, und zwar eine echte, keine verstellte wie bei Stesana. Eine derartige consequente Verstellung eines jungen Mädchens märe, trotz des zurecht gelegten guten Zweckes, ein so unnatürliches, so raffinirl widerwärtiges Comö- diantenstück, daß man es zivar als Effect scenisch (wie auch geschehen) sehr hübsch verwenden, doch für jene Bühne, welche die Welt bedeutet, nicht gebrauchen kann. Nicht minder unnatürlich wirkt es, daß der Autor feiner Stesana, nael dem ihr gutes Herz von den Qua len der Eifersucht befreit ist, noch den kleinen Bühnen effect andichtet, sich an ihnr Beleidigerin, die in dieser Sache objectiv ist, zu rachen. Dazu hat das erlöste Gemüth des Menschen keine Zeit. Auch Werner ist unpsychologisch gezeichnet. Ein Mann, der sich nicht blos selbst achtet, sondern auch seine Selbstachtung verdient, läßt sich nicht als Jntri- guenwerkzeug blindlings gebraucken, oder gievt später wenigstens der Wahrheit die Ehre. Diesen Mangel hat Hr. Dettmer durch seine sympathische Darstellung sehr geschickt verdeckt. Mit eigenthümlichem Reiz wurde die Titelrolle von Frl. Ellmenreich ausgestattet. Sie iickivldualisirte sein und künstlerisch bedeutungsvoll, ja sie fesselte für ihre Aufgabe, indem sie die Absicht de« Verfasser- leise verrieth und die EinfaltsmaSke durchsichtig machte. Ec war eine überall interessante Leistung. Otto Banck.
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