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Dresdner Journal : 25.12.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187912258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791225
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-12
- Tag 1879-12-25
-
Monat
1879-12
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 25.12.1879
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IW Gerechtigkeit für alle feine Untertanen zu begründen und den Fortschritt den Forderungen des Jahrhunderts gemäß zu begünstigen. — Man signalisirt einen neuen Schritt Griechenland» bei der Pforte zur Realisirung feiner GrenzberichtlgungSansprüche. Es haben nämlich die griechischen Bevollmächtigten durch eine Zuschrift der Pforte bekannt gegeben, dcß sie für den Fall, al» bis zum 27. d. M., weder eine Sitzung der Commis- sion stattgefunden hätte, noch ein bestimmter und for meller Vorschlag der Pforte vorläge, die Unterhand lungen für aussichtslos anfehen und annehmen müßten, daß auf dem bisher eingeschlagenen Wege ein Griechen land zufriedenstellendes Resultat nicht zu erzielen sei. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Friedrich Gustav Leberecht Obstfelder, zeither Post- fecretär, als OberpostdirectionSsecretär; der pensionirte Kofferträgervormann Ferdinand Kühne als Postagent in Großharthau; der Eisenbahnstationsvorsteher Karl Erdmann in Baßlitz als Postagent daselbst; der Ge meindevorstand Karl Näther in Ulbersdorf als Post agent daselbst. Dresdner Nachrichten vom 24. December. D In dem mit der hiesigen Diakonissenanstalt ver bundenen Seminar für Kleinkinderlehrerinnen fand am Montag Abend wie alljährlich eine Christ- bescheerung Statt, welche allen Betheiligten große Freude brachte. Ter Eonrector der Diakonissenanstalt, Pastor l)r. Molwitz, hielt dabei die einleitende An sprache. Gelegentlich dieser Mittheilung sei eines Jrr- thums berichtigend gedacht, der sich in das gestrige Referat über die in den Filialen der Diakonissenanstalt statt gehabten Ehristbefcheerungen eingeschlichen hat. Der daselbst erwähnte Verein heißt Tabeaverein nachdem Vorbild treuer Fürsorge unter den Armen und Kranken in der Apostelgeschichte 9, 36. 88 Der diesmalige Christmarkt nahm einen wesentlich lebhafteren Verlauf, als alle gleichen Märkte seit 1875, und außer den Kürschnern erreichten na mentlich die Wollwaarenhändler einen sehr flotten Absatz. Luxusgegenstände freilich wurden nur schwach gefragt, sowie überhaupt immer noch vorherrschend mehr billige, al» theuerere Waare Käufer fand. Das verhältnißmäßig zufriedenstellendste Geschäft erzielten die Händler mit Christbäumen, welche trotz bedeutender Nachlieferungen schon heute Mittag ziemlich ausver- kaust hatten und ihre noch vor zwei Tagen recht an sehnlichen Vorräthe annähernd um ca. 100 Procent höher an den Mann brachten, als z. B. im vorigen Jahre. Proviryialnachrichttn. X Zwickau, 23. December. Beim Kaffenführer des hiesigen ComitöS für die Hinterlafsenen der im 2. Brückenbergschachte verunglückten Bergar beiter sind dir heute 63 500 M. Hilfsgelder einge gangen, welche vorläufig in mündelmäßigen Werth- papieren zinsbar angelegt worden sind. Obwohl man zur Zeit den Umfang des Hilfswerkes noch nicht Lenau zu überfehen vermag, so ist doch so viel mit Gewißheit anzunehmen, daß die Absicht des ComiteS auf ein dauerndes Unterstützungswerk (Gewährung von Leibrenten, Erziehungsbeiträgen), wie folches auch bei ähnlichen früheren Unglücksfällen z. B. in Lugau und bei den Burgker Kohlenwerken geschehen ist, gerichtet ist, sofern dem Lomits genügende Mittel zu Gebote stehen. Dasselbe hält eine derartige Verwendung der HilfSgelder für die beste Hilse für die Hinterlassenen und für die beste Erfüllung der Absichten der Geber. Das Comitö hat, so viel bekannt geworden, denn auch die in der gedachten Richtung erforderlichen vorberei tenden Schritte bereit» gethan; es sind jedoch die dicS- fallsigen Erörterungen über die Hinterlassenen und deren Verhältnisse sehr zeitraubend und schwierig, da die Hinterlassenen der 89 Verunglückten in etwa 20 Ortschaften wohnen, und man hat deshalb zunächst mit einer provisorischen Unterstützung, immer jedoch unter Rücksichtnahme auf die spätere definitive Rege lung der Werkes in der vorgedachten Weise, vorgehen müssen, um den Hinterlassenen den Ernährer in ma terieller Hinsicht schnell und wirksam zu ersetzen. Die Zusammensetzung des hier zusammengetretenen ComiteS, welches durch die angestellten Erörterungen in die Lage gesetzt ist, die Verhältnisse aller in Betracht kommenden Hinterlassenen, als: Wlttwen, Waisen, Ascendenten rc. genau kennen zu lernen, bietet die Ge währ, daß e» auch das Unterstützungswerk bi» zu dem beabsichtigten Endziele, wenn irgend möglich, durch führen wird, und eS ist daher nur zu wünschen, daß ihm zu diesem Zwecke die erforderlichen Mittel nicht fehlen mögen. 8. Schneeberg, 23. December. Auch in d'esem Jahre haben in hiesiger Stadt, sowie in vielen anderen erzgebirgischen und auch in voigtländischen Städten zum Theil sehr ansehnl che WeihnachtSbeschrerun- gen für bedürftige Arme, Kinder und Erwachsene ver anstaltet werden können, obgleich die Privatwohlthätig- keit während de» ganzen Jahre» ziemlich stark in An spruch genommen worden war. Besonders sind eS die unter dem hohen Protektorat Ihrer Majestät der Kö nigin stehenden, allenthalben mit Segen wirkenden Frauenvereine gewesen, die, unterstützt durch Beiträge der Wohlhabenderen, unter großen Opfern an Zeit und Mühe zahlreichen würdigen Armen durch Dar reichung zweckmäßiger Geschenk- eine WeihnachtSftrudr, für viele der Beschenkten wohl die einzige, bereitet haben. Ebenso verdient mit Anerkennung erwähnt zu werden, daß sich in einigen Orten, z. B. in Lößnitz, Bereinigungen gebildet haben, welche die Noth unter der ärmeren Bevölkerung durch Verabreichung von kräftigen Suvpen an dieselbe gegen ein äußerst geringe» Entgelt, nach Befinden unter Verzicht auf Bezahlung, »u lmderu sich bestreben. L Freiberg, 23. December. Unter Vorsitz de» Herrn Amt»hauptmann» Le Maistre fand am ver gangenen Sonnabend die letzte ditSjährige BezirkS- auSschußsitzung Statt, in welcher 28 ConcejsionS- gesuche genehmigt und 5 abgrlehnt wurden. Die ge nehmigten Concessionen betrafen lediglich Uebertragungen, und sind neue Schankconcessionen in dieser Sitzung überhaupt nicht ertheilt, vielmehr mit Rücksicht auf die zu verneinende Bedürfnißfrage 3 bisher ausgeübtc Bierschankconcessionen zurückgezogen worden. Auf den Vortrag des Herrn Vorsitzenden bewilligte der BezirkL- ausfchuß hiernach nach den Vorschlägen der königl. Amtshauptmannschaft 10 Wegewärtern, und zwar 5 aus den Gemeinden des oberen und 5 aus den Ge meinden des unteren Bezirks, je 15 Mark Prämie aus Bezirksmitteln und weiter für Verwaltung des PensionssondS auf das Jahr 1879 eine entsprechende Gratlfication an den Rechnungssührer, nahm sodann von einer Verordnung des königl. Ministeriums des Innern, nach welcher das Bezirksvermögen einer Be steuerung für Communalzwecke nicht unterliegt, Kennt« niß. Anlangend eine zum Vortrag gelangende Ver ordnung der königl. Kreishauptmannschaft Dresden vom 10. November d. I., die Regulirung des öffent lichen Tanzwesens im hiesigen Verwaltungsbezirke betreffend, beschloß der Bezirksausschuß unter Dar legung der hiesigen sich bewährt habenden Verhältnisse und namentlich des Umstandes, daß im Falle der Abänderung des jetzt bestehenden Tanzregulativs nach Maßgabe dieser Verordnung eine sehr bedeutende Erweiterung der Tanzberechtigung eintreten müßte, bei seinen früheren Anschauungen und Beschlüssen in Bezug ans das Tanzregulativ stehen zu bleiben. Auf eine weitere Verordnung, den Gewerbebetrieb der Auktionatoren betreffend, sprach sich der Be zirksausschuß dahin aus, daß irgend welche Miß stände in Bezug auf die Versteigerungen durch Auktio natoren im hiesigen ländlichen Bezirke nicht bekannt geworden seien, die Versteigerung von kleineren Grund stücken auch nicht durch Auktionatoren, sondern zumeist durch Ortsgerichtspersonen geschehe, und beschloß end lich noch mit Rücksicht auf die geforderte Einschätzung des Pensionsfonds für tue Bezirksbeamten zur Ein kommensteuer, die Zinsen aus dem Bestände dieses Fonds zu declariren. Nach Erledigung der Tages ordnung sprach Herr Amtshauptmann Le Maistre den Bezirksausschußmitgliedern namens der königl. Staats regierung den Dank für die von denselben auch in diesem Jahre an den Interessen des Bezirks bewiesene Theilnahme, insbesondere auch seinen persönlichen Dank sür die ihm gewordene Unterstützung in Abwickelung der umfänglichen, dem Bezirksausschüße obliegenden Geschäfte in warmen Worten aus. zi Meißen, 22. December. Die heutige Bezirks- ausfchußfitzung begann mit den Gesuchen um Wege bauunterstützung, welche im Gejammtbetrage von 9000 M. einschließlich 4150 M. für die Bezlrksstraßen sür 23 Gemeinden befürwortet werden sollen. Sodann wurden eine große Zahl Regulative über Militär- letstungen genehmigt, ebenso Ortsstatute, Gemeinde- anlagenregulative und DiSmembrativns'achen in über wiegender Mehrheit bestätigt, resp. Dispensationsweise genehmigt. Abgelehnt wurden dagegen die Schank- concessionSgesuche mit einer einzigen Ausnahme. Ein Fußweg m Mettelwitzer Flur wurde als öffentlicher anerkannt, ein Fahrweg bei Roitzsch dagegen als solche: emgezogen und nur als Fußweg Verhalten. Bezüglich der Straßenmeisier wurde beschlossen, ihr Gesuch um eine Gralification von 50 M. u Person wegen der Beaufsichtigung der Communicationswege zu empfehlen. Bezüglich des Betriebes des Auctionatorgewerbes wurde aus Anlaß einer Verordnung zur Berichterstattung con- statirt, daß Mißstände im hiesigen Bezirk nicht vorhan den sind. Gerichtsverhandlungen. X Zwickau, 22. December. Heute gelangte bei der gegenwärtig stattfindenden Quartalssitzung des hie sigen Schwurgerichts die Untersuchung wider den Bäckergesellen Johann Gottlob Oettel aus Langen bernsdorf, zuletzt in Vielau bei dem Müller und Bäcker Kunze in Arbeit stehend, wegen Mordes, be gangen in der Nacht vom 23. zum 24. Oktober d I. av dem Musikus Max Stemdel, einem talentvollen jungen Manne von 23 Jahren, zur Verhandlung. Wie seiner Zeit auch in diesem Blatte Nr. 250 und 251 mitgetheilt worden, wurde am 24. Oktober d. I. früh an der bei Kamsdorf über die Mulde führenden Brücke der Leichnam des genannten Stemdel im Wasser liegend vorgefunden und ans Land gebracht. Am Kopfe des Todten fanden sich mehrere bedeutende, in Zer trümmerung des Schädels und Hirns bestehende Kopf wunden, und hieraus, sowie aus verschiedenen hinzu tretenden Momenten — auf der Bockwaer Straße ober halb der Brücke wurde eine große Blutlache und von da nach dem Muldenflusfe eine Blutfpur, die darauf, daß ein blutender Körper nach letzterm die Slraßen- böjchung hinabgeschleppt worden, hindeutete, wahrge- nommen — entstand alsbald der Verdacht, daß an Steindeln ein Verbrechen verübt worden. Raubmord erschien, da Geld und die von Steindeln getragenen Ringe jammt Uhr bei dem Todten vorgefunden wur den, ausgeschlossen, und eS wurde auf Grund deS Ergebnisse» der zunächst von der Gendarmerie und sodann von den alsbald an dem Thatorte er schienenen Herren Beamten der Staatsanwaltschaft und de» Amtsgerichts vorgenommenen Erörterungen der jetzige Angeklagte, Oettel, als der Verübung jene» Verbrechen» verdächtig, noch am Vormittage des 24. Oktober von der Gendarmerie festgenommen, worauf derselbe sich auch nach anfänglichem Leugnen zu dem Verbrechen bekannte. — Die Beweisaufnahme der heu tigen Hauptverhandlung ergab Folgendes: Der 23 jäh rige Angeklagte, welcher erst im Laufe diese» Jahre» wegen Körperverletzung eine mehrwöchiae Gefängniß- strafe verbüßt hat und während seiner Lehrzeit wegen schwerer Mißhandlung eure» Mitlehrling« von seinem damaligen Meister aus der Lehre entlassen worden war, gab zwar auch in der heutigen Verhandlung zu, den Steindel getödtet, leugnete aber, ursprünglich den Tod deSstlben beabsichtigt zu haben. Angeklagter hat nach seiner eigenen Angabe dir Tochter seine» Arbeitgeber», Lina Kunze, zu ehelichen beabsichtigt, diese hat ihn jedoch abgewiesrn und darauf die Huldig ¬ ungen de» jungen Steindel angenommen. Da» Ber- hältniß zwischen beiden Letztgenannten ist auch von den Aeltern der Lina Kunze gebilligt worden. Am 21. Oktober hat Oettel beim Kirchweihfeste zu Wiesen burg nach einem von Steindel daselbst gegebenen Con- certe die Lina Kunze mit ihren Aeltern und Letzterem noch an einem Tische zusammensitzend gesehen, und am 23. desselben Monats Abends hatte Steindel bei einem von seinem zukünftigen Schwiegervater in dessen Be hausung veranstalteten Schwemeschlachten sich einge funden. Gegen 1 Uhr Nachts, nachdem die übrigen Gäste Kunze'S sich bereits entfernt hatten, hat Steindel sich auf den Heimweg begeben, wobei ihn seine Verlobte noch ein Stückchen Weges das Geleite gegeben hat. Oettel ist, wie er angiebt, Stein- del'n heimlich nachgegangen und hat sich unterwegs einen zwei Fäuste großen, spitzen Stein „für alle Fälle" mitgenommen. Er will dann Steindeln, als er ihn in der Nähe des neuen Bockwaer Gottesacker- auf der Zwickau-Cainsdorser Straße eingehvlt, wegen seiner Liebschaft mit der Lina Kunze zur Rede gesetzt haben, von diesem aber erfaßt, mit einem Stocke geschlagen worden sein — eine Behauptung, die von mehreren in dieser Beziehung abgehörten Zeugen mit Rücksicht auf den Charakter Steindel's als durchaus unglaublich bezeichnet wurde — und nunmehr erst Steindeln mit dem erwähnten Steine einen Schlag auf den Kopf versetzt haben. Infolge dessen ist Steindel nach den weiteren Angaben des Angeklagten, umgejunken, hat jedoch noch „etwas gelebt." Oettel hat nun inhalts seines Geständnisses den Umgesunkenen durch noch weitere Schläge mit jenem Steine auf den Kopf „vollends todt gemacht", dann den Körper, um die Spur des Verbrechens zu verwischen, in die nahe Mulde geschleift, bez. geworfen, ist darauf heimgekehrt und, da die Hausthüre zur Mühle bereits geschlossen ge wesen, durch die Radstubenthüre in das Haus gelangt, worauf er einige Stunden „ruhig geschlafen", sodann gegen 4 Uhr seine Arbeit ausgenommen und bald darauf die im Hause wohnende Tochter seines Arbeit gebers, sowie diesen selbst geweckt hat. Niemand hat an Oetteln nach der That etwa- Auffälliges bemerkt; gegen eine abgehörte Zeugin, welche ihn am Vormittage des 24. October den gewaltsamen Tod Steindel's mit getheilt, hat Oettel geäußert: „'s ist Schade um den Menschen" und auf den Einwurf jener Zeugin, daß die Sache doch „herauskommen" werde, bemerkt: „wenn Mehrere betheiligt sind, kann es „herauskommen", wenn aber nur Einer ihn erschlagen hat, kommt es nicht heraus." Im Uebrigen räumte Oettel ein, daß er am Abende deS 23. Öctober, als Steindel sich bei seinem künfti gen Schwiegervater befunden, bis Abends 11 Uhr von der Küche aus den im Wohnzimmer befindlichen Stein del beobachtet habe, daß er sodann nach seiner Boden kammer, angeblich um zu schlafen, gegangen, dort aber seine Arbeitssachen mit seiner zum Ausgehen bestimm ten Kleidung vertauscht und mit letzterer sich ins Bett gelegt, dieses aber alsbald wieder verlassen und nach der Backstube sich begeben habe, weil es ihm in der Bodenkammer „zu warm" gewesen sei. Von der Back stube aus hat aber Oettel den Steindel noch ferner beobachten können, insbesondere sehen können, wenn dieser sich zur Heimkehr rüstete. Auch ist festgestellt, daß der Angeklagte von 12 Uhr an in dem außerhalb des Hauses gelegenen Abtritte gewartet hat, bis Stein del sich entfernt hat. Hierzu kommt, daß die Rückkehr Oettel's durch die Radstubenthür darauf schließen läßt, daß derselbe in der Voraussicht, er werde bei seiner Heim kehr die Hausthüre verschlossen finden, schon vorher auf Deckung seines Rückzuges durch Offenlasjen jener Thüre, deren abendliche Schließung Oetiel'n abgelegen und durch welche in die Mühle zu gelangen mit Ge fahr verbunden ist, Bedacht genommen hat. Noch meh rere andere Momente, namentlich der von Wohnungen entfernte Platz, an welchem Oettel Steindel'n zur Rede gestillt, die gefährliche Beschaffenheit des Steine», welchen sich Ersterer als Waffe gewählt, die auf einen Uebersall deutende Beschaffenheit der schweren Verletzungen, die nur unter Anwendung großer Ge walt hervorgebracht sein konnten, auch der Umstand, daß, wie durch Zeugen festgestellt ist, Steindel schon am 2l. Oktober, als er die Lina Kunze mit ihren Aeltern in Wiesenburg getroffen und heimbegleitet halte, sich verfolgt wähnte und deshalb auf der Straße daS Herannahen mehrerer Mitglieder des von ihm geleiteten Musikcorps abwartete, kamen bei Beurtheilung des von Oertel verübten Verbrechen» in Frage und waren wohl geeignet, die Annahme, daß er die Tödtung Steindel'» mit Ueberlegung ausgeführt habe, zu begrün den. Den Geschwornen wurde denn auch nach der Beweisaufnahme die auf „ Mord" gerichtete Frage vorgelegt, derselben jedoch auf Antrag de» Vertheidigers zwei weitere Fragen: auf „Todtschlag" und auf „Körperverletzung mit tödtlichem Erfolge", beide mit den Nebenfragen auf mildernde Umstände beigefügt. Herr Staatsanwalt Schwerdfeger hielt in glänzender Rede die auf „Mord" gehende Anklage aufrecht, wäh rend der Bertheidiger de- Angeklagten, Herr Rechts anwalt Jahn von hier, in beredter Weise sich deS Letz teren annahm. Der Wahrspruch der Geschwornen lautete auf: Schuldig de» TodtschlageS, worauf die Berurtheilung de- durch die von ihm zur Schau ge tragene Gleichgiltigkeit auf da- in großer Menge zur Verhandlung herbeigeführte Publicum einen sehr un günstigen Eindruck hervorrufenden Angeklagten zu Zucht hausstrafe in der Dauer von 12 Jahren erfolgte. Vermischtes. * Befrorene Schaufenster vom Eisbeschlage zu be freien, empfiehlt eS sich, nach der „Elsaß-Lothr. Ztg ", der Luft in den Läden, namentlich in der Nähe der Schaufenster, den Wassergehalt zu entziehen, was man durch in Porzellannäpfen aufgestellte ungelöschte Kalk- oder noch besser Chlorkaliumstücke erreicht; letztere kön nen, feucht geworden, in der Küche wieder auSgeglüht werden. Den einmal entstandenen Eisbeschlag an den Fenstern thaut man mit einem in Alkohol getauchten Schwamm aus und wischt mit weichem Leder nach. * Aus Pari- vom 22. d. meldet die „K. Z.": Die Kälte nimmt wieder zu: Paris hatte in verwiche- ner Nacht 18, Lyon 13, Belfort 14, Le ManS 11 Centigrad Kälte. Statistik und Volkswirthlchaft. j Die neueste Nr (bl) der „Lachs, laudw. Atschrft." enthält außer zwei größeren Aussätzen: zur Berwerthung einge- froruer Kartoffeln, Runkelrüben rc von K v. LangSdorff und über Johannisbrodmehl vom Prof. Dr Märker in Halle a G, unter .Kleinern Mitthrilungen" ein sichere» Mittel gegen Durchsall bei Absatzkälbern von Fr. Sarsert in Pölbitz Der selbe besieht aus gleichen Theilen (je bv g) Enzian, Wermuth, Eichenrinde, gut gepulvert und vermischt und wird in einer Glasbüchse, sorgfältig verbunden, trocken aufbewabrt. Beim Gebrauche nimmt man hiervon einen gestrichenen Eßlöffel, ver- miicht es mit einem Eßlöffel Roggenkleie in etwas lauwarmem Waffer, formt daraus eine steife Pille und giebt bis aus Er folg 2 bis 3 Stück täglich Bei hochgradigem Durchsall ist ein Klisiir von dünn gelochter Kartoffelstärke, mit etwa- Leinöl vermischt, von sehr gutem Ersolg. Eingesandtes. Am ersten Feiertage geht im Residenztheater „Die Glocken von Corneville", romantisch-komische Operette in 4 Acten von R. Planquette mit neuen Dekorationen und Costumen in Scene. Diese Operette ist in Paris bereits über 300, und in London, wo sie heute noch täglich gegeben wird, über 1000 Mal zur Ausführung gelangt. Auch in Wien, Berlin, Leipzig errangen „Die Glocken von Corneville" überall einen großen Erfolg. Die Hauptrollen befinden sich in Händen der Damen Stauber, Offenay, Bauer und Hänsel; von dem Herren-Personal sind Direktor Karl, die Herren Rüdinger, Wilke, Simon, Will hervorragend beschäftigt. Die Operette wird während allen drei Feiertagen gegeben; an den betreffenden Nachmittagen finden täglich Aufführungen der beliebten „Heinzel männchen" statt. H Das Repertoire in Nesmüller'S Wintertheater gestaltet sich während der Feiertage folgendermaßen: Donnerstag zwei Vorstellungen: Nachmittagsvorstellung Anfang 4 Uhr: „Ein Berliner Schusterjunge", Posse mit Gesang in 3 Acten von R. Hahn. (Halbe Einlaß- preije.) Abends 7)4 Uhr: z. 1. M.: „König Allgold", oder „Da» Märchen von den 3Thränen" von Kneifel. Das Märchen ist von den heitersten Launen durch flochten. — Freitag zwei Vorstellungen: Nachmittags vorstellung 4 Uhr: z. 4. M.: „Die Oelprinzen", Lust spiel in 4 Acten von Busch, mit Hrn. Verstl al» Gast. (Halbe Preise.) Abendvorstellung Anfang 7)» Uhr: z. 1. M.: „Em Staatsgehelmniß", Posse mit Gesang in 5 Abtheilungen von Schweitzer und Salmgrö. Die Rolle deS Fritz Dussel hat Direktor Nesmüller über nommen Am 1. und 2. Weihnachtsseiertage finden i« Victoriasalon täglich 2 Vorstellungen statt, wovon die Nachmittags-Vorstellungen bei kleinen Preisen. Sonnabend, den 3. Feiertag, finden ebenfalls 2 Vor stellungen statt, wovon die Nachmittags-Vorstellung eine große Extra-Borstellung ohne Tabakrauch mit ausgewähltem Programm. Es ist der Direktion ge lungen, das Gastspiel des Riesen Choung-Chi«Lang mit seiner Gattin noch bis zum 28. d. MtS. zu ver längern, und werden dieselben biS dahin in jeder Vor stellung Mitwirken. Am Freitag treten erstmalig die englischen musikalischen Clowns Brothers Jee auf. s/ Englische und sranzösische hochfeine Odeur» und Seifen, ächte Lau cke Ootoxne sowie prachtvollen Ha ar schmuck findet man stets bei: H. Kellner LS oh u, Schloßstraße Nr. 4. 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Jede PofianfiaU nimmt SrKeUungen an. Inserat« ö Spaltzeilc nur l« Pf. sind«« groß« B«rbr«itung Vrodruummer« gratis uud fraueo- Zum Abonnement ladrt ergtbenst «in Drrsdeu, .m December »37« Atsch«!, Verleger de« „«IchGscheu votksfreuud".
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