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Dresdner Journal : 20.12.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187912203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791220
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-12
- Tag 1879-12-20
-
Monat
1879-12
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 20.12.1879
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^§2S5 Sonnabend, den 20. December. 1878 Xk«nn.»«nt»pr«>»' ILtirlivN: . . 18 >l»rtc jt jLkrlivd: 4 Lti»rll KO kk. Liorelos dummem: 1V?k Lu»»«riuUd 6e»äeut»et>«> keiok»» tritt ?o»t- uoä 8tempelru«ckl»8 kioro. lo»erateaprel,«r kür 6«n kiLum «ivsr ss»psttonell k»tit»«ils 20 kt. Vnter als 2«il« SO kf. Dres-nerIMMl. l^siiok mit Xu,N!tkms 6or Sona- anä ?sisrt»ge Xdsuä» kür ä«a kolben<l«n ^»8 Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. ln»en»tvnaanatim« LN5^Iirt»t L»ix»t8! H. Lranckitrlter, Lommin-Iooür 6«, ttrssäaer ^ourmil»; S»mdor8 - N«rUa Visu I^ipii^ v»»«I - Si-,,I«il-r> vulll«: t ». N: Da<i««n«t«,n L ^»Aier, S«rUa Vt-a-LLwdui-x- kr»8»1<»i?ri8 ki»»kturt ». H. MüneUin: D««<t N«rNa: §. /torniÄt, . Nr«w«ll - D Lc/r/vtte,' Lr«»lLu: D. LtanA«,,, LüreLu; 0d«m«U«»: F>. krimillurt ». H.: L ^««Ae^sotis u. L.' //rrrma,««- »ciie ttuekdnaälnn^; vörllt«: c? ^UüUer, 8»im»r«r! <7. kiui, 8«rUll krmiilturr ». H Da««-« L t>o., »»mdiuA^ D L/e«<i-«n, Lt««n«r. Nvrausxeder: Növiel. k^rpeciition 6e» ilreicioer ^ournLi«, Dresttea, ^vinxerstrsL»« Ao. SO. Inserate für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Aournal^ eine fehr ge eignete Verbreitung. Der JusertionSpreis be trägt 20 Pf. für die Jnferatenzeile oder deren Raum. Bei mehrmaliger Wiederholung eines Inserates wird ein entsprechender Rabatt ge währt. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König hat allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß die Kammerviituosin Marie Krebs zu Dresden die von Sr. Majestät dem Könige von Württemberg ihr verliehene goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 10. December, Nachmittag». (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung de» Abgeordnetenhauses stand auf der Tagetord- uung die Interpellation über den Nothstavd in Oberschlefien. Der Finanzminister Bitter anerkennt das Steigen des NothstandeS in den letzten 4 Wochen, welcher, durch die Mißernte und die Ueberschwem- mungen hervorgrrufen, noch durch den harten Winter, den Typhus und den Wucher erschwert sei. Die Re gierung werde nach Wiederaufnahme der Arbeiten im Hause detaillirte Vorschläge über die zu gewährende Unterstützung durch eine Creditforderung machen. Es solle und werde Alles geschehen, um den Nothstand zu steuern. Am besten geschehe dieses durch das Zusammen wirken der StaateS mit der Provinzialverwaltung und der nicht genug anzuerkrnnenden Privatwohlthätigkeit. Soweit nicht Arbeit gegeben werden könne, solle durch Dar reichung von Lebensmitteln geholfen werden. Die Provinzialverwaltung habe ihr Möglichstes gethan. Die Aufgabe der Regierung sei, nicht blos dem Noth stande zu steuern, sondern auch der Wiederholung des selben vorzubeugen, indem sie jene Gegenden dem all- gemeinen Verkehre näher bringe, die landwirthschaft- lichen Zustände verbessere und die Ermer bsthätigkeli hebe. Der deutsch - italienische Handel»- und Schiff- fahrtSvertrag ist auf 1 Jahr, nämlich bi» Ende 1880, der deutsch-schweizerische Handelsvertrag vor läufig auf 6 Monate, also bis Ende Juni 1880 verlängert worden. Wien, Donnerstag, 18. December, AbendS. (W. L B.) Da daS Herrenhaus auf seinem Be schlusse betreffs drS WehrgesetzrS einstimmig be harrte, wurden in beiden Häusern Sgliedrige AuS- gleichungScommisfionen gewählt, welche morgen zu- sammentreten. Pari-, Donnerstag, 18. December, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputir- tenkammer wurde rin Antrag deS Deputirten Keller, welcher auf Wieterherstellung deS im Budget für die Erzbischöfe und Bischöfe geforderten Ge- halte» abzielt«, mit 257 gegen 226 Stimmen ab- gelehnt; auch im Uebrigen erhielt die Kammer, unter Ablehnung aller vom Senat beschlossenen Abänderungen, die von ihr festgestellten Budget- ziffern aufrecht. Ein Antrag de» Deputirten Perin (radical), betreffend die Ernennung einer Eommisfion zur Bornahme einer Untersuchung über da» DiSciplinar- und Strafsystem in Neucaledonien, wurde von der Kammer angenommen. Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. Jllustrirte Bücher und Kunsteditionen. „KoSmoS." HauSschatz der Naturwissenschasten für gebildete Familien von vr. August Nathanael Böhner. Hannover, Karl Rümpler'S Verlag. Diese» Lieferung-Werk ist soeben in zweiter Auflage im Er- fcheinen begriffen. Auf zwei Bände berechnet und reichlich durch fachliche Illustrationen in Holzschnitten, Lithographien, farbigen und schwarzen Tafeln illustritt, bietet eS ein verständlich geschriebene» Gesammtbild über die Ergebnisse der Natursorschung und der dabei festgehaltene Standpunkt des Autor» weist sehr richtig auf die Ansicht hin, daß in der Naturkenntniß ein ge sunde» Gegenmittel gegen den krankhaften Pessimi»mu» und NibillSmu« unserer Zeit liegt. Das erste Buch wird sich mit dem Bau de» Himmel», da» zweite mit dem Licht und der Atomenwelt, da» dritte, vierte und fünfte Buch mit der Urwelt, dem Ocean und der Luft hülle der Erde, da» fech»te und siebente mit den Pflan zen und dem thierischen Organismus, da» achte und neunte Buch endlich mit dem Seelenleb-n und dem Menschen beschäftigen. Im Gegensatz zu dem kalten Rationaliimu», der jetzt unter den Schriftstellern der Naturkunde so vielfach herrscht, verdient die warme pietätvolle Anschauung in diesen Darstellungen em pfehlend hervorgehoben zu werden. „Au» der Pension.* Frei nach dem Englischen de» H. Mayhew von Sofie Verena mit neun Jllu- Dre»den, 19. December. Vor einiger Zeit besprachen wir an dieser Stelle, anknüpfend an eine, von katholischer und protestan tischer Seite erhobene Proteste gegen die Errichtung einer confessionell gemischten Schule in Augsburg zurückweisende Entscheidung der bayrischen Regierung von Schwaben und Neuburg, die Frage der Simul tanschulen. Ein Artikel deS damals von uns citirten „Bayreuther Tageblattes" gestand «ans göne ein, daß „der Geist deS EhristenthumS, weil den Anforderungen unseres Jahrhunderts widersprechend, aus der Schule hinauSbugsirt werden muß, was vorläufig am besten mit Hilfe der sogenannten paritätischen Schule gelingt." Wir kommen heute auf diese Frage zurück, nachdem sich das preußische Abgeordnetenhaus während der beiden letzten Tage bei der Berathung einer Pe tition deS Magistrats zu Elbing, betreffend die Simul- tanisirung der Knabenschulen, eingehend mit dieser An gelegenheit beschäftigt hat. Mit wahrhafter Befrie digung darf man constatiren, daß die bezügltchen Debatten in durchaus würdigem Tone geführt wurden. Die Discussion und die gestern erfolgte Abstimmung (vgl. den ausführlichen Sitzungsbericht unter „Tages geschichte") haben aber auch ferner das hochersreuliche Resultat ergeben, daß die weit überwiegende Majorität der jetzigen preußischen Volksvertretung (nämlich eine Mehrheit von 98 Stimmen) für eine von dem reli giösen Leben durchdrungene Schule, für die confefsionelle Volksschule klar und fest eintritt. Es ist dies ein glänzendes Vertrauensvotum für den EultuSminister v. Puttkamer, welcher unumwunden Folgendes erklärte: „Der principielle Boden, auf dem ich in dieser Frage stehe, ist das Bewußtsein ter Pflicht, die konfessionelle Volksschule, soweit sie sich als die ausreichende Grund lage unserer Volksbildung zu erweisen sortsähtt — und daS wird sie —, in ihrem Besitzstände zu schützen. Ich stehe nicht an, offen zu erklären, daß ich in der confessionell eingerichteten Schule, das heißt, in derjenigen Lehranstalt, in welcher Lehrer und Schüler von dem gemein samen starken Bande desselben Bekenntnisses umschlungen werden und wo demgemäß die Möglichkeit gegeben ist, den Religionsunterricht nicht nur als einen einzelnen Unter richtsgegenstand zu behandeln, sondern ihn zum gemein samen Mittelpunkt für die in beinahe allen anderen Lehr- gegenständen zu gewinnenden religiös-sittlichen An regungen zu erheben — und diese letzteren, indem sie dadurch aus ihrer Vereinzelung herausgehoben werden —, auch in ethischer Beziehung für die einheitlichen ErziehungSzwecke fruchtbar zu machen —, daß ich diese Schule, sage ich, für die normale, in unferem öffent lichen Rechte begründete, in der historischen Entwicke lung unseres Volkes beruhende, pädagogisch richtigste und vollkommenste Gestaltung des VollSschulwesens halte. Auf diefer Schult beruht denn doch im Großen und Ganzen die gefammte moralische und intellectuelle Cultur des weitaus größten Theils unserer jetzigen Generation. Und wenn leider manche trübe Anzeichen in unserem Volksleben darauf hindeuten, daß seine sitt lichen Grundlagen zu erkranken drohen, so verdanken wir eS meiner Auffassung nach wesentlich den bis herigen Schuleinrichtungen, daß christliche Gesinnung und Gesittung doch immer noch die Grundlage unserer öffentlichen Zustände ist." Die „Neue Preußische Zeitung" schreibt: „Die Aufnahme, welche die Dar legungen des CultuSministerS sogar bei halben Geg nern und manchen vorher Zweifelhaften fanden, sind der beste Beweis für die Anerkennung, die seine ebenso beredten als wahrhettswuchttgen Worte sich gewinnen mußten. Selbst die Gegner dieser Ueberzeugung muß ten unwillkürlich durch die Art ihre- Auftreten- mit dazu dienen, das Gegentheil von Dem zu bekräftigen, für daS sie sich einzulegen bemüht waren. So bewies der Abg. vr. Gneist durch seine Zurückhaltung, mit strationen. Verlag von H. W. Müller, Berlin. Daß dieses geschmackvoll auSgestattete Büchelchen bereits die vierte Auslage fand, erklärt sich auS dem höheren Grade von Originalität und naiver Schalkhaftigkeit, der seine lebenswahre Darstellung vor anderen Jugend- schristen auSzeichnet. Der englische Schriftsteller hat den Muth gehabt, die wirklichen Empfindungen und vorlauten Beobachtungen eines jungen Mädchens, wel che» endlich zur Läuterung kommt, auszusprechen, wäh rend man gewöhnlich in solchen Briefen nur die der Jugend künstlich angedichteten und eingeflößten Gefühle literarisch auf eine gequälte Weise in Scene zu setzen pflegt. Hieraus geht die gutgemeinte Maculatur, aus jener natürlichen Auffassung dagegen ein Bild der un geschminkten Wirklichkeit hervor. „Dresdner Galerie." Im Lichtdruck von Wil helm Hoffmann in Dresden. Die Hoffmann'schen Reproductionen, welche Bilder in glanzlosem Druck liefern, haben mit Recht den Beifall der Kunstkenner verdient und gefunden, da die stumpfen Bilder in ihrer nicht spiegelnden Oberfläche den Vorzug einer ruhigen Zeichnung in Tusch« darbieten. Es liegt un» von diesen fern und klar au»gefühtten Vervielfältigungen de» photographifchen Lichtdruck» nur eine Probe im kleinen Format vor, nach der sich hoffen läßt, daß auch bei dem Umfange und der sich mehrenden Schwierig keiten der größeren und eigentlich künstlerisch in Frage kommenden Bilder die Klarheit und Zartheit de» Drucke» sich in ähnlicher Weise geltend machen wird. „Ern lustig Lodtentänzlein" in b Bildern von G Eoppieter», Dichtung von Richard Schmidt- Eabani». Leipzig, Berlaa von Adolf Titze. Die Ber- lag»handlung, welch« sich durch Thumann » genial- welcher er die große Principienfrage kaum zu streifen wagte, und durch sein beinahe ängstliche» Bemühen, daS ganze Schwergewicht seiner Beweisführung auf da» Ver halten der Regierung zu Danzig zu legen, wie schwer es ihm wurde, den Verfechtern der confessionellen Volksschule klar ins Angesicht zu schauen. Und vollends der Abg. vr. Virchow, ohne auch nur den Versuch zu machen, den vorliegenden Thatsachen im Einzelnen zu begegnen, irrte zwischen den mannichfaltigsten theoretischen Be hauptungen hin und her, bemühte sich, Religion und Confession al» zwei vollständig getrennte Dinge hinzu stellen, und erklärte doch im Grunde der Religion in der Volksschule überhaupt den Krieg. Die Fülle der Thatsachen, die der Hofprediger Stöcker neu vorbrachte, die Kürze und Kraft seines Ausdrucks, die Wärme und Ueberzeugung, welche jedes seiner Worte ochmete, alles Dieses zusammen wirkte durchschlagend. Die vernich tende Kritik des Standpunktes des Abg. Virchow, welche gleichzeitig den materialistischen Bildungstaumel in scharfem Gegensätze zu der christlichen Weltanschauung geißelte, die Beleuchtung der eben so anspruchs- als widerspruchsvollen Haltung des Elbinger Magistrats, die Verurtheilung der Simultanschule nach ihrer Natur vom kirchlichen, pädagogischen und erziehlichen Stand punkte, sind nicht anders, als meisterhaft zu nennen. Es war ein freudiges, evangelisches Bekenntniß, das von seinen Lippen strömte und das, voll des schönsten Gleichgewichts in sich selbst, daneben durch die feine, ebenso bestimmte als gemessene Form doppelt wirkte. Es war ein Redner, der nur im Dienste, aber ganz im Dienste des Gedankens stand, welcher das Zeitliche mit dem Maßstabe des Ewigen mißt." — Mit dem ernsten und würdigen Tone, an welchem die parlamentarische Erörterung unverrückt festhielt, contrastirt leider aufs Schroffste die perfönliche Pole mik, mit der mehrere Berliner Blätter die Debatte glossiren. Die „National-Zeitung" bietet ihren Lesern folgende allerdings ziemlich harmlose Studie zur Costümkunde: „In früheren Jahren war eS in Preußen Sitte, daß die EultuSminister in ihrer äußeren Erscheinung den geistlichen Herren nachahmten. Haar tracht, Bart und Eravatte hatten bei den Herren v. Mühler, v. Bethmann-Hollweg, v. Raumer und v. Ladenberg (weiter reicht unser Gedächtniß nicht zurück) etwas Pastorales. Als Herr Falk zum ersten Male in der Ministerunisorm bei Hose erschien, wurde er zählt, daß die Lakaien einander gefragt haben, ob eS in Preußen je zuvor einen EultuSminister gegeben, der einen Schnurrbart getragen habe. Daß Herr v. Puttkamer zu den durchbrochenen Traditionen der alten Zett nicht zurückgekehrt ist, scheint unS der einzige Punkt zu fein, in welchem er sich von Herrn v. Mühler unterscheidet." — Die „ Berliner Bürger-Zeitung " variirt denselben Gedanken in dem echtesten Kalauerton, indem sie sagt: „Soviel jedenfalls hat schon die De batte deS ersten TageS ergeben, daß Herr v. Putt kamer sein Vorbild Mühler bei Weitem übermühlert; hoffentlich erwächst auch ihm bald ein neuer Ziegler, der das Volk gewinnt für feinen Ruf: Mit diesem EultuSminister debattire ich nicht mehr; der Herr EultuSminister muß fort von feinem Platz." — Ueber die Rede deS Hofpredigers Stöcker referirt die „Berliner Zeitung" folgendermaßen: „Nach der bemerkenSwerthen Rede des fortschrittlichen Führer- erhielt Herr Stöcker zu einer Capucinade das Wort. Der Leser wird eS unö nicht verargen, daß wir von dem „„Blech"" des Hepp-Hepp-Rusers an dieser Stelle nicht weiter Notiz nehmen. Nachdem der Kelch des Hospredigers an dem Hause vorübergegangen, wurde die Sitzung vertagt." — Der „Börsen-Courier" sagt über dieselbe Rede: „Nachher gab eS ein Duell Virchow-Stöcker. Wir wüßten nur eine einzige „„persönliche Bemerkung"", die Herr Virchow zum Schluß in Bezug auf die Debatte mit Herrn Stöcker anmuthige Illustrationen zu Ehamisso's „Frauenliebe und Leben" auf dem idealen Kunstgebiet so hervor stechend ausgezeichnet hat, wendet sich in dem vorstehen den Buche, daS dem Philistertum eines derben Humors huldigt, an die sehr realistischen Kreise, um ihnen in VerS und Bild eine Erheiterung zu bieten. „Jlustrirte Wanderbildcr" Verlag von Orell Füssli u. Lomp., Zürich. Unter diesem allgemeinen Titel ließ die genannte Firma «inen sehr empfehlenS- werthen, für den Reisenden, wie daheim für den Na- turfreund praktisch behandelten Cyklus von Schilder ungen erscheinen, welche den sämmtlichen Bergbahnen, sowie den beliebtesten Punkten der Schweiz gewidmet sind. ES liegen unS davon bis jetzt acht sehr ansprechend auSgestattete Heftchen vor: die Arth-Rigibahn, die Uetlibergbahn, die Viznau-Rigibahn, die Rorschach- Heidener Bahn, die WädenSweil-Einsiedelnbahn, Thun und Thuner See, Interlaken und da- Ober-Engadin. E» haben sich dabei verschiedene Schriftsteller, wie Berlepsch, I. I. Binder, Szadrowsky, Gerber, durch die Abfassung de» Textes betheilig», Da- gesällige Unternehmen, von dem eine weitere ähnliche Fortfüh rung zu wünschen ist, behauptet sich neben anderen ausführlicheren Werken über die Schweiz, indem eS mit allen nöthigen Winken auf die Bedürfnisse de» Touristen Rücksicht nimmt, ihn durch seine Abbildungen über den Eharakter der Gegend orientiren Hilst und so da» Berständniß de» schönen Land«» in angenehmer Weise erleichtert. An B«rgkarten, Höhenangaben, Eisenbahn-, See- und Wegplänen, sowie an Tarifen fehlt e» dabei nicht. „Töchter-Album" von Thekla v. Gumpert. Verlag von Karl Flemming in Glogau. Die Ver ¬ hütte machen können. Es wäre ein Citat gewesen von Worten, die Friedrich der Große einmal gesprochen hat, als er allerlei Packzeug, Slowaken, Panduren und anderes Mausefallenvolk sah, das nach der Schlacht gefangen an ihm vorbeigesührt wurde „ . .. . Und mit dem muß ich mich herumschlagen " .... Es ist wirklich traurig, daß der Professor Virchow sich mit Herrn Stöcker in der Kammer messen muß. Man unterschätze übrigens Herrn Stöcker nicht. Selten sind uns so gefährliche Agitatorenmanieren vorgekommen, al» bei diesem würdigen Hof- und Domprediger. Er hat den Socialdemokraten die Praxis abgeguckt, den Ton der Volksversammlungen ins Parlament zu übertragen. Und was er spricht, das ist eigentlich nicht für die verständigen und gebildeten Elemente bestimmt, die sich da in dem Hause am Dönhofsplatze versammeln, sondern waS Herr Stöcker sagt, das denkt er sich bereits in so und soviel Tausend Exemplaren gedruckt und in Tractätchen und Broschüren vertheilt an das „„Volk"". Man weiß ja, daß die Ehristlich-Socialen Handel treiben mit den Ergüssen ihres Propheten, und auf diese gedruckte Wirkung ist berechnet, was der Hr. Hof- und Domprediger zu sagen beliebte. Formell läßt sich gegen seine parlamentarische Jungfernrede von gestern gar nichts einwenden. Hrn. Stöcker'» Alpha und Omega war — die Religion muß die Königin der Volksschule sein, wie die Königin der Schule überhaupt. Man weiß ja, was die Stöcker'sche Religion ist — der Haß, die Verhetzung, die Be schimpfung , die Aufreizung.... Vor solch' einer Herrscherin möge Gott die Volksschule bewahren, und da es immer hin gut ist, wenn Gott auch Werkzeuge dazu auf Erden findet, so werden es einstweilen die Liberalen und alle Die, deren Herz und Kopf offen ist, thun müssen. Nein, Hr. Stöcker — Ihre Religion wird weder über unser Volk, noch über unsere Volks schule herrschen, so lange der Himmel es noch gut meint m»t den Deutschen. Ob die Religion in der Volksschule etwas zu suchen habe, ob nicht, das ist eine Frage, über die sich debattiren läßt. Daß die Stöcker'sche Religion weder in der Volksschule, noch beim Volke etwas zu suchen hat, das wissen wir und das wird Jeder verfechten, der Kopf und Herz auf dem rechten Fleck hat. . . Hr. Stöcker hat gestern auf der Tribüne deS preußischen Abgeordnetenhauses ge standen — das allein verdient auf einem Blatte der preußischen Geschichte vermerk: zu werden, daS schwarz, also mit der Leibfarbc des Hrn. Stöcker, umrändert sein müßte." — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt hierzu: „Wir haben die Auslas sungen des „ Börsen-Couriers" unverkürzt und auch ihrer äußeren Form nach völlig unverändert wiederge geben. Man muß derartige Leistungen in ihrem vollen Umfange kennen, damit sie ihre Wirkung: sich selbst zu richten, nicht verfehlen. Nach unserem Empfinden kann es für Herrn Virchow kaum etwas Schmerzhaf teres geben, als feine Rede zur Folie solcher Gehässig keiten mißbraucht zu sehen. Gerade aber der Umstand, daß die Ritter von diesem Geiste Fortschrittsredner zum Piedestal ihrer unqualificirbaren Angriffe gegen einen Abgeordneten machen, welcher namentlich um seines christlichen Eifers willen fo angegriffen wird, macht es dem anständigen Theil der liberalen Presse zur uuabweiSlichen Ehrenpflicht, sich mit allem Nach druck gegen jede Gemeinsamkeit mit dieser Sötte von Tagesliteratur zu verwahren." — Die „Germania" schreibt: „DaS Votum des Abgeordnetenhauses darf dem EultuSminister eine Bürgschaft geben, daß er daS Volk hinter sich habe, wenn er die entchristlichenden Tendenzen auf dem Gebiete des Schulwesens energisch bekämpft und der Praxis seines AmtSvorgängerS, der die Schule zum Tummelplätze culturkämpferischer Stre ber gemacht hat, immer entschiedener den Rücken zu wendet. Wir wollen annehmen, daß der Minister seine fasserin hat sich nicht allein durch dieses Buch, sondern durch sehr zahlreiche und mannichfaltige andere Edi tionen als Jugendschriftstellerin einen bewährten Ruf erworben. Mit dem Töchteralbum erreichte sie den fünf und zwanzigsten Jahrgang, welcher der Kaiserin Augusta und der kaiserlichen Kronprinzessin Victoria in seiner, dies Mal besonders eleganten Ausstattung und Schmückung durch Farbendruckdilder, Radirungen und Holzschnitte nach Originalzeichnungen gewidmet ist. H. Bürkner, Fanni Bürkner, A. Diethe, B. Mühlig und H. Wagner haben sich an diesen Arbei ten betheiligt, während der reichhaltige Text wieder wie immer einen Kreis geübter Mitarbeiter nachweist. Literatur. Das von vr. sur. Fröhliger anerken- nenswerth sorgfältig redigirte, vom königl. stenogra phischen Institut zu Dresden herauSgrgebene Jahrbuch der Schule GabelSberger'S auf da« Jahr 1880 enthält, außer den üblichen allgemeinen und speciellen statistischen Mittheilungen über den Stand der Schule und die Ergebnisse der letztjährigen UntcrrlchtSthätigkeit und Praxi», Biographie und photographische» Blldniß de» al» einer der bedeutendsten Gönner und Förderer der Stenographie bekannten geh. RegierungSrath» Hugo Häpe, dessen 25jährige» Stenographenjubiläum vor wenigen Monaten von der Gesammiheit der Jünger GabelSberger'S festlich begangen wurde. In dem bei- gegebenen Kalendarium sind die StiftuugStage von Bereinen und sonstige hervorragende Daten ausgenilm Au« der Urbrrsicht über die Thätigkeit der verschiede nen Eorporattoncn ist ersichtlich, daß außer dem von etwa 140 Bereinen gebildeten allgemeinen deutschen Stenographevbunde, dessen Drlegitte i» vergangenen
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