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Dresdner Journal : 09.11.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187911092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791109
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-11
- Tag 1879-11-09
-
Monat
1879-11
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 09.11.1879
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O261. Sonntag, de« 9. November. 187S. zdoonomvittnprelir Im ä»nt,ckr>» L»iod«: lüstrtioti: . . 18 Nitril )»säkrliob: S bltu-lc SO?k. Liarr Io« Kummers: 10 Lk Lni—rd»Id »le»6ent,ekso Neioke» tritt ?o»t- unck 8tempelru»vklu8 bivru. lnseratoaprelse: kür <Ien Naum einer ^»poitsivo ketitreile 20 ?k. Unter „Kiugs^uckt" äi« Leit« dv kk. Li^ckelusa: ^Lgliok mii Xusnuknie äsr 8ova- nn6 k'eisrts^k ^»evck» tür ckev sol^enäsa 1^. Dres-ncrIolmml. Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. luüeratenvnnabme a«8«Srt», I^>p»i8- ^r DrarictRetter, OommiisiouLr cis» Uresckoer Journal»; Hamburg-Nirlill Vis» L»«e!-Sre,I»u rrin>»kv t ». U ^/na«e»»tein L ^a-ier, Norlin Vj«m-S»wturx- krox-l.«iprjx ^ronllturl ». II. Hällcdou: Du<(. Norlin: §. /tornie»:, /»i r„/, r/rnckan», Lremen - L Kc/i/otte / Nro,i»n: D. ätanAr»'« »iürenu; vbowniti: />. NrnLllkurt » Ll D ^ucAer'-otie u. »/. <7 //errmunn- »ol>e üuekk tvlNiwxi VörM,: O ^/Mer, Nnnnovor: <7. . knrii LorUn -rrnnktnrt » »l Stnttxnrt: Daute L Uo.,' Ssmdürb D ^keuckAen, Steiner. Ueranüxeder: Köniel. klLpeclitiov äs« Dres6o«r ^ourv^li, Drohen, 2viuk-or«>nu,»e Ko. 20. Ämtlicher Theil. Se. Majestät der König hat dem Bäckermeister Moritz Thieme zu Freiberg auf fein Ansuchen das Prädikat „Königlicher Hoflieferant" zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Nachdem von dem Königlichen Ungarischen Handels Ministerium zur Verhütung der Einschleppung der Reb lauskrankheit die Einfuhr von Weinreben aus dem Auslande mit oder ohne Wurzel, Reissig, Blättern im trockenen oder frischen Zustande, mögen diese auch zur Verpackung verwendet werden, ferner der übrigen Theile des Weinstockes, mit Ausnahme der Trauben, verboten worden ist, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 4. November 1879. Ministerium des Innern, v. Nostitz-Wallwitz. Fromm. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 8. November, Nachmit tags. (Tel. d Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses stand auf der Tagesordnung die Fortsetzung der ersten Lesung des Staatshaushaltsetats. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, bemerkte in Be zug auf die Verstaatlichung der Eisenbahnen: Die Eisenbahnen seien nach der Auffassung des Staates keine industrielle Anstalt, sondern eine Anstalt zum Wohle des ganzen Landes, welche für die Ver- theidigungsfähigkeit des Landes von der größten Bedeutung fei. Bei den Staatsbahnen stehe die Rente in zweiter Linie, bei den Staatsbahnen solle die Bahn nur Mittel zum Zwecke sein. Bezüglich der Sparsamkeit sei das Möglichste geleistet worden. Eine Bemerkung habe eine gewisse Berech tigung, nämlich daß durch den großen Staatsbetrieb der Etat ins Schwanken komme. Er könne dies na mentlich »»geben bezüglich der Bergwerksverwaltung. Was die Tarifpolitlk anbelange, so gehe er auch hierbei von der Ansicht aus, daß die Tarife zum Besten des Lan des dienen sollen. Er könne nicht zulassen, daß aus ländische Produkte vor dem Inland« bevorzugt wür den. Es handle sich darum, daß die Eisenbahnen aus dem Dienste der Spekulation wieder zurückkehren in den Dienst des Landes. Buda Pest, Freitag, 7. November, Abends. (Tel. d. Boh.) Die Nachricht, daß der Finanz- Minister Graf Szapary den Abg. DionyS Paz- mandy zum Duell aufgefordert habe, wird heute von betheiligter Seite demcntirt, beruht aber voll kommen auf Wahrheit. Die Herausforderung ist vom Finanzminister auSgegangen, Buda-Pest, Sonnabend, 8 November. (Tel. d. Dresdn. Ionin.) Der Wehrausschuß der Depu- tirtentafel nahm die Vorlage über die Feststellung des HeercSstandes für 10 Fahre und über das nächstjährige Nerrutrncontingent an. Paris, Sonnabend, 8. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der VerwaltungSrath der lmmiue «inop^oniii- zeigt an, daß Philippart aus dem VerwaltungSrathe auSgeschieden und durch Alfred Blanche ersetzt worden ist. Eine Versammlung der Aktionäre soll demnächst in Brüssel zusammen berufen werden. St. Petersburg, Sonnabend, 8. November. (Tel. d. Dresdn. Journ) Die „Agence russr" weist die Besorgnisse des Publikums wegen einer etwaigen Demonstration der englischen Flotte vor Konstan FtliiUtlo». Rrdigiri von Oito Vanck. Das zweite Symphonieronrert der königl. Kapelle am 7. November unier Direktion des Herrn Kapell meisters Dr. Wülluer begann mit Schumann'S Geno- vevaouverture, die durch charakteristisch ausgeprägte Haltung und tiefe gedankliche Bedeutung und durch polyphone und sympathische Behandlung zu dessen her vorragendsten Orchesterwerken zählt. Es folgten Mo- zart's Ls-äur-Symphonie, Beethoven'S ^-äur-Sym- phonie und als Novität ein symphonische» Tongemälde von Edmund v. Mihalovich „Ballade nach Paul Gyulai'S Dichtung „DieNixe"". Letztere ist eine sehr wortreiche Variante zu Goethe'» bekannter Ballade „Der Fischer". Da» schildernde und malerische Ele ment der illustrirenden Musik ist mit Talent und Eigenthümlichkeit erfaßt und durchgeführt, ohne un- jedoch durch geistige Vertiefung der Gedanken, der Entwickelung und Gestaltung ein poetisch inhaltvoller, unser Gefühl erregende» und fesselnde» Bild zu geben. Die mit fast gleichmäßiger Rhythmik und kurzer Gliederung aneinandergerechte Phrasirung ergirbt Mo notonie und doch zugleich Zerbröckelung der Form. Die Au»druck»welse geht öfter in trivialen Effect über und bietet in der Instrumentation zwar manch' Ori ginelle», aber weniger Schöne» und geistvoll Lharak- teristlsche». Die Ausführung de» Werke» war eine ganz vorzügliche, ebenso wie die der übrigen Tondich tungen. Sie erreichte in einigen Sätzen der Symphonie, welche beide auch durch intim verständnihvolle Tempo- tinopel zurück und sieht in den Auslassungen der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" den unwider legbaren Beweis für ein friedliches Einvernehmen, in dessen Rahmen alle friedlich gesinnten Mächte eintreten könnten» unter diesen aber stehe Ruß land in erster Reihe. Alle Gerüchte über russische Truppenconcentrirungen an der deutschen Grenze seien kategorisch für unbegründet zu erklären. Dresden, 8. November. Die großen französischen Journale diSpntiren seit einigen Tagen mit außerordentlichem Elfer über die ziemlich müssige und platonische Frage, ob die Republikaner besser thun, auch in Zukunft eine einzige Partei zu bilden, oder aber sich jetzt sofort und ein für alle Male in zwei große Parteien zu sondern: in die progressistische und in die konservative. Man thut so, als ob diese Spaltung ganz auf Com- mando erfolgen könnte. Offenbar hängt es fehr von den Umständen ab, wie sich die Fraktionen der repu blikanischen Mehrheit gruppiren werden, und je nach den Verhältnissen wird diese Gruppirung sich mehr als ein Mal ändern, so daß es also kindisch klingt, .die Absonderung in Tories und Whigs der Republik fin diesem bestimmten Augenblicke decretiren zu wollen. Im Grunde genonimen hat sie sich übrigens schon vollzogen, und eben die Besorgniß, daß sie in der nächsten Session unangenehme Ueberraschungen herbeisühren könnte, ist die Ursache dieses ganzen theo retischen Streites, der an den kommenden Ereignissen sicherlich nichts ändern wird. ES giebt konservative und progressistische Republikaner, Tories und Whig», seitdem das Bündniß der 363 durch den definitiven Sieg der Republikaner überflüssig geworden ist. Aber die politische Disciplin und die Richtung dieser beiden Parteien kann sich natürlich in Frankreich noch nicht so scharf ausgeprägt haben, daß man ein bestimmtes Regierungssystem auf sie gründen könnte, umsoweniger, als die Gegenwart einer dritten, ganz außerhalb der Republik stehenden Partei, die sich je nach den Um standen bald init den Progressisten, bald mit den Con- servativen zu verbünden suchen wird und die somit das Verhältniß zwischen den beiden republikanischen Parteien nothwendig fälschen muß, störend einwirkt. Die neueste „Rvpublique franyaise" betont aber mals, daß man noch darauf verzichten müsse, die republikanische Parier in eine konservative und pro- gressistifche Fraktion zu spalten. Der Artikel enthält einen Passus, der um der speciellen Stellung deS Blattes Willen Interesse erweckt. „Wir werden", sagt das Gambetta'sche Organ, „nicht aus den thörichten Vorwurf eines reaktionären Blattes antworten, daß wir für uns und unsere Freunde die Gegenwart aus- bcuten wollen, das linke Centrum aber mit trügerischen Verheißungen sür die Zukunft Hinhalten. Wenn unsere Freunde nach der Gewalt begierig wären, so wäre es ihnen, sagt man im Publicum, nicht sehr schwer, sich derselben zu bemächtigen, und der Zerfall der republikanischen Partei hätte vielleicht gerade zur ersten Folge, daß ihnen die Gewalt überliefert würde. Indem wir so sprechen, zerstören wir wahrscheinlich die goldenen Träume einer kleinen Gruppe von Ehr geizigen, aber wir glauben uns dem wahren Zustand der Dinge anzupassen. Wenn wir also die Eintracht der Linken empfehlen, so beweisen wir dabei einige Uneigennützigkeit." Dem socialistischen Arbeitercongreß in Mar seille widmet die „Norddeutsche Allgemeine Zei tung" eingehende Betrachtungen, in denen sie zunächst auf das stillschweigende Uebereinkommcn hinweist, den Ursprung und die Heimath deS socialen Problems in seiner modernen, heutigen Gestalt nach Frankreich zu verlegen, und weiter sagt: „Mit Bewältigung deS furcht baren Communeaufstandes schien auch da» Schicksal deS nähme zu schöner Wirkung kamen, jene künstlerische und begeistigte Vollendung in der Wiedergabe, welche auch bei besten und virtuosen Kräften der Spieler von deren glücklich zutreffender Gesammtstunmung und von der Enthaltsamkeit störender Zufälligkeiten abhängig bleibt; ein Ergebniß, daS der Dirigent wohl immer wesentlich fördern und steigern, aber nicht commandiren kann. C. Banck. DaS Fest Molid En Rrbbi. (Schluß zu Rr. 260.) Ein kirchlicher Schriftsteller dieser Periode classifi- cirt die verschiedenen Manifestationen in das Fallen, da» Schlenkern (Jerking), da» Tanzen und daS Bellen, wozu gewöhnlich noch Gesichte voll Bilder au» Him mel und Hölle kamen. Da» Fallen und die damit eintretenden, oft mehrere Stunden, mitunter auch Tage lang andauernden Verzückungen und Visionen waren eine Form der Krankheit, die besonder» beim weib lichen Geschlechte austrat. DaS Schlenkern äußerte sich häufiger bei Männern und zwar am gewaltsamsten bei kräftigen, athletisch gebauten Naturen. ES war dies das eigenthümlichste und für den Zuschauer grauenvollste Zeichen jener an da- Gebiet des religiö sen Wahnsinn- streifenden Zufälle. Der demselben Unterworfene wurde plötzlich von einem elektrischen Zittern und Zucken, welche- sich bald allen Nerven, Sehnen und Äffern mitthrilte, ergriffen und durch- schüttelt. Die nächste Form, in die sich da« Phänomen umsetzte, war ein Schleudern der Arme abwärts vom Ellbogen, welche» außerordentlich schnell vor sich ging und sich in kurzen Pausen folgte. Die» war die gr- französischen Socialismus entschieden. Wenigstens ver schwand er damals spurlos auS der Oeffentlichkeit; seine Führer waren theils im Barricadenkampfe, theils unter den Kugeln der Versailler Executionspelotons gefallen, theil» büßten sie ihr Verbrechen im Bagno oder in der Deportation. Der Niedergang der mo narchistischen Parteien und das Emporkommen des po litischen Radicalismus verfehlte indessen auch seine Rück wirkung auf das socialistische Element keineswegs. Den ersten erwachenden Regungen neuen Lebens folgte als bald d e Reorganisation der Partei als solcher, und der kürzlich in Marseille vereinigt gewesene Arbeiter- congreß ist, wenn wir nicht irren, seines Zeichens be reits der dritte. Bei gegenwärtiger Sachlage ist den Bestrebungen des Congresses eine Gelegenheit zu prak tischer Bethätigung nirgends reservirt; er hat sich, in gebotener Selbstbeschränkung, aus daS Gebiet der Theorie zurückgezogen. Schon eine oberflächliche Durchsicht der Congreßreferate zeigt, daß die socialistische Arbeiterpartei Frankreichs auf ein positives Programm lossteuert, und wenn einzelne Punkte desselben unklar stilisirt und ver worren formulirt sind, so liegt die Schuld dessen weniger in redaktioneller Ungewandtheit, als vielmehr in dem utopistischen und einfach abenteuerlichen Kern der Sache selbst. Immerhin hat das von dem Marseiller Kongreß eingeschlagene Verfahren das Gute, daß die außerhalb des socialistischen Ringes stehende Mensch heit daraus ersehen lernt, wie sich das Universum in den Köpfen der Arbeiterapostel widerspiegelt. Äenut- niß und Erkenntniß von dem Wesen einer Sache ist unter allen Umständen von Nutzen. Eben in der Be handlung der socialen Frage aber hat das Laienthum so viel durch Unkenntniß gesündigt, daß es sich der Mühe wohl verlohnen mag, auf ein gewiß unver dächtiges Zeugniß, wie das von dem Marseiller Ar beitercongreß abgelegte, zurückzukommen, um, wenn möglich, die Spreu von dem Weizen zu sondern. Im Gegensatz zu der Action der Pariser Commune, in welcher auch der schärfste Blick einen Ansatz zu posi tivem Schaffen irgend welcher Art nicht zu entdecken vermag, sind die Wortführer des Congresses bemüht gewesen, sichtbare und handgreifliche Grundlagen für das später zu errichtende Gebäude des socialistischen Ardeiterstaats herzustellen. Sie gehen dabei keineswegs zaghaft oder auch nur sonderlich behutsam zu Werke, fondern nehmen gleich den ganzen Menschen in Be schlag: das Kind mit ihrem Unterrichtsprogramm, den herangewachsenen Arbeiter durch ihre Organisation der Erwerbs- und Eigenthumsverhältnisse, die Frauen durch das verlockende Blendwerk der Emancipation. Das staatsbürgerliche Bewußtsein soll in der socialistischen Definition der Volksrechte seine Befriedigung finden; nur für Religion ist in dem Zukunftsbilde absolut kein Platz; was an ihre Stelle zu trete» hat, wird von den Marseiller Congreßrednern nicht ausdrücklich bekannt; der Atheismus dürfte noch eine sehr gelinde Bezeichnung für den angestrebten religionslosen Jdealzustand jein." Die „Nordd. Allg. Ztg." resumirt dann die Beschlüsse deS Congresses in der Unterrichtstage, in der Steuer- und Rentenfrage, sow e in der EigenthumSfrage (aus welche wir im Hinblick auf das gestern von uns mit- getheilte Resume nicht wieder zurückzukommen brauchen) und fährt hierauf weiter fort: „Im Punkte der Ar beitslöhne befleißigt sich der Marseiller Congreß einer verhältnißmäßig großen Zurückhaltung. Während bei spielsweise der deutsche Socialismus mit aller Ent schiedenheit als principieller Gegner des Lohnsystems überhaupt auftritt und dem Arbeiter den vollen, ab- zugSlosen'Ertrag seiner Arbeit vindicirt, von Unter nehmergewinn und Rlsicoprämie hingegen nichts wissen will, lassen die einschlägigen Beschlüsse deS Marseiller Congresses die Principienfrage ganz außer Spiel und beschränken sich lediglich auf die Empfehlung und Bei behaltung von Arbeiterstrikes als Kampfmittel gegen wohnlichste und am wenigsten in die Augen fallende Art. Allein die convulsivische Bewegung beschränkte sich nicht immer auf die Arme, fondern erstreckte sich in vielen Fällen auch auf andere Theile de- Körpers. Wenn die Muskeln der Halswirbel von dem geheim- nißvollen Fluidum erreicht wurden, warf und schlenkerte sich der Kopf auf die fürchterlichste Weise bald nach recht« und nach links, und zwar geschah die» mit einer Blitzesschnelle, die Niemand, der nicht von demselben unnatürlichen Antriebe bewegt wurde, nachahmen konnte. Die Brust hob sich, daS Äthemholen verwandelte sich in angstvolle- Keuchen und Röcheln. Stirn und Wangen trieften von Schweiß, die GesichtSzüge wur den zur abscheulichsten Grimasse entstellt, und der Kopf fuhr durch die Luft, daß man sich der Furcht nicht erwehren konnte, der Leidende werde sich da« Genick auSrenken oder gar die Augen aus ihren Höhlen schleudern Bei Frauen, welche lange» Haar trugen, zischten und knallten die Flechten derselben, wie eine Peitschenschnur, so daß man e» mannich Mal 2V Fuß weit hören konnte." Bei Einigen ergriff der KrankheitSanfall die Mu»- keln deS Rücken», und der Patient stürzte zu Boden, wo seine Zuckungen und Verrenkungen, sein Empor- schnellen und SichUmherschleudern eine Weile dem Zappeln eine» Fische» glichen, der durch die Angel auf» Trockne befördert worden ist. Bei Andern end lich fuhr die elektrische Kraft in den ganzen Körper und riß und warf ihn durch ähnliche Zuckungen und Verdrehungen über Baumstümpfe und umgefallene ' Stämme, oder wenn die Versammlung in einer Kirche stattfand, über Lisch« und Bänke fort, mit augenschein sicher Gefahr von Beulen und Beinbrüchen. die Unternehmer behufs Erzielung höherer Lohnsätze.... Wenn wir noch constatiren, daß die Frauenemanci- pationSfrage von dem Marseiller Arbeitercongreß un gefähr in dem Bakunin'jchen Sinne der absoluten Ver wischung aller Geschlechtsunterschiede — mit selbstver ständlicher Ausnahme der natürlichen — beantwortet wurde, demnach also die Frauen den Anspruch auf vollste politische, religiöse und sociale Gleichstellung mit den Männern haben, — wenn wir ferner erwähnen, daß der Congreß sich in Sachen der Alternative Freihandel oder Schutzzoll ganz und gar deSinte- ressirte, weil diese Controverse in keiner directen Beziehung zu den» Wohl oder Wehe des Arbeiter- standes sich befinde, so dürste damit das Register der Congreßbeschlüsse so ziemlich erschöpft fein." Tagesgeschichte. * Berlin, 7. November. In der heutigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vice präsident des Staatsministeriums Graf zu Stolberg- Wernigerode, der Minister für Handel und Gewerbe Hofmann, der Minister der öffentlichen Arbeiten May bach, der Finanzminister Bitter, der Minister der geist lichen rc. Angelegenheiten v. Puttkamer, der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, vr. LuciuS, der Justizministcr l)r. Friedberg und zahlreiche Com- missare beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß von dem Minister der öffentlichen Arbeiten und dem Fi nanzminister eine Denkschrift, betreffend die Regulirung der Weichsel, der Oder, der Elbe, der Weser und deS Rheins, und von dem Minister der Landwirthschaft, Domänen und Forsten die Nachweisung über das Re sultat der anderweilen Verpachtung der im Jahre 1879 pachtlos gewordenen Domänenvorwerke eingegangen seien. Auf der Tagesordnung stand' die erste Be- rathung deS Geietzeniwurfs, betreffend die Feststellung de» Staatshaushaltsetats für das Jahr vom I. April 1880/81, und des Gesetzentwurfs, betreffend die Er gänzung der Einnahmen in demselben, in Verbindung mit der ersten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Verwendung der aus dem Ertrage von ReichS- steuern an Preußen zu überweisenden Geldsummen Die Budgetdebatte begann mit einer zweistündigen Rede des Abg. Richter. Abg Richter (gegen) bedauert, daß der Finanzminister seine Rede, mit der er den Etat einbrachte, nicht vor den Wah len gehalten, vielleicht hätte dieselbe ihre Wirkung nicht verfehlt. Er erinnert nur an die Versprechungen, welche vor den letzten Reichetagswahlen von der Regierung selbst gemacht worden sind, bevor es sich darum handelte, die neuen Steuern und Zölle zu bewillig, n. (Redner zählt diese angeblichen Versprech ungen deS Reichskanzlers aus) In der voriährigen Thronrede war noch gesagt, daß die Regierung eS sür ihre Pflicht halte, das UnterrichtSgejetz mit allen Mitteln zu fördern. In der neueste» Thronrede ist von der dringenden Nothwendigkeit der Erlöstes eines solchen Gesetzes nicht mehr dir Rede, eben so wenig wie von der Erhöhung der Lehrergehalte re Redner wendet sich weiter kritisirend gegen die Äeneralsqnode und sagt: Freilich, die evangelischen Eeistlichen stehen sich bester, und haben sich trotzdem noch in der Generaljynode eine ordentliche Dotation zurecht gemacht. Diese Organe sind überhaupt nicht blöde, wenn es sich darum handelt, bei dem Staate zu betteln. (Pfui) rechts.) Ja, meine Herren, da hört man nichts von Ler unabhängigen Lirche im christlichen Staat Tie Lonser- valiven sind hier sehr zahlreich erschienen; aber sie seien auch mit großen Verpflichtungen hier erschienen, mit der Verpflich tung, alle die schönen Versprechungen, welche gemacht sind, zu erfüllen (Heiterkeit) Wenn sie daS aber nicht können, so kom men sie in die Lage, wie Jemano, der im bürgerlichen Leben seine Verpflichtungen nicht ersüllt. (Heiterkeit) Redner wendet sich wieder zu der Rede des Finanzministers und frag«, ob Hr. Bitter vielleicht, wie sein Vorgänger Hobrecht, die Sleuer- principien de» Fürsten Bismarck auch als Zukunftsmusik a» jeher Er (Redner) halte i e nicht für Zukunftsmusik, sondern überhaupt nicht süi Musik. (Heiterkeit.) Ter Finanzminister habe über diese Sleuerprin ipien weder in seiner Rede, noch überhaupt bei anderer Gelegenheit sich geäußert. Zu dem Ge setz über die Verwendung der Ueberschüssc aus den Reichtfteuern übergehend, erklärte Redner, daß diese Vorlage ihn durchau- gar nicht befriedige. Schon daß der Gesetzentwurf erst nach Fruchtlos war jeder Versuch, die von dieser Epi demie Befallenen, welche zu ihren Sprüngen und Ver renkungen unaufhörlich „Glory!" „Glory!" schrien, bis sie zuletzt nur noch em heisere- Gebrüll au-ssießen, zu halten oder zu zwingen. Aber ein solcher Versuch wurde, da man abergläubischer Weise meinte, Zwang fei, da die Sache von Gott, Sünde wider den heili gen Geist, überhaupt nur feiten gewagt, und man ließ den ParoxySmu» gemeiniglich sich nach und nach auStoben. Nach dem Zeugniß Aller, welche diese Scene ge schildert haben, waren dergleichen Erscheinungen durch aus unwillkürlich, und in der That zeugt für ihre un absichtliche Natur zur Genüge schon der Umstand, daß die Zuckungen trotz allen Widerstande- der damit Be hafteten sortdauerten, ja sich bei der Regung, sie zu unterdrücken, fogar in ihrer Heftigkeit steigerten Aber noch klarer wird die- durch die Beobachtung, daß Leute, welche gekommen waren, um über die fallenden, zuckenden, sich herumfchlenkernden, Gesichter schneiden den, tanzenden und brüllenden Gläubigen ihren Spott »u trechen, so gut wie die Uebrigen von der mysteriö sen Gewalt gepackt und häufig noch weit hurt-gcr und toller umhergeworfen wurden al» jene, obwohl sie jeden dieser Krampfanfälle mit Lästerungen und Ver wünschungen begleiteten. Der Schriftsteller, dessen Darstellung diesem Bericht zu Grunde lieg», schrieb al- Augenzeuge. Busch fügt hinzu, daß er >m Herbst 185l de» einem Lampmeeting der Methodisten im südlichen Ohio gesehen habe, wie ähnliche Dinge mit einzelnen und ganzen Gruppen vorgingen. Bon dem großen Revival endlich, welche» 1859 sich über einen beträchtlichen Theil der nord-
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