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Dresdner Journal : 11.12.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187912117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791211
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-12
- Tag 1879-12-11
-
Monat
1879-12
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 11.12.1879
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M287. Donnerstag, den 1t. December. 187S. Iw L„ ticdm» U«tck,: iLkrliod: . . 18 Uark j- sLkrUeb: 4 Llarlc SV?k. Lmrslcstlmowero: 10 ?k. La»,«rk»Id Le»Lent»ek«a kvieke» tritt ?o»t- uoL 8tewp«>ru«:dlit8 Kiuru. Insei-ateuprei»«-, kO, Nen ?.»um einer ^«spulteneu kstitrsil« 20 kt. Unter „Lin^ee^nät" Lie 2vils üü kt. ki-stkelnenr l'Ü^Nek rnit ^usu^kms Ler 8onn- unL k'eierteze ^OenL» tür Len solxenäen '?»!?. DreMerMmml. ln^eratenaaonkme au««Lrt», Lelpiix: >> Lranckitetter, Lowmii-woLr -I«, OrseLner ^ouro»i»; 8»wdnrff-L«rli» Vi,o I.»ip»lU N»»»I-Nr«»I»u kr»niisu t ». Il : ^/aciseruite,« L ^vAier, L«rUn Vl«»-S»mdurx- kr»x-I^> pri^ - kr»ukkurt ». ». ASurkiu: A«</. A/u»»«,' L«rU»: §. /e»rn«ct, /«rali LtuLanl:. Nr«m«a: L' Lc/Lvtte >r«»I»a: LtanAen'» Lürenu; Vd-nuU»» F>. ^o«At; kr»uklurt ». ».: ^aeAer'^ke u. t? //errmann- »cl»e t!netik»n6Iun^; vürUti: . S»Loo-»r: 6 ,' k»ri« S«rliu-kr»u>lklrt ». N. StuttU»r1: I-an-e L <>«-» UEdar,: L?ev<is«n, ^1L Keiner. Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. Ilernusxeker IkSniel. Lrpeäitivn Le» liresLner LouruiU», IlreeLen, AvinsrernncE Iso 2«. rlillillnutüchtr Tkeil. uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Die privilegirten Verbrecher in Sibirien.) TagrSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Darm stadt. Wien. Buda-Pest. Rom. Madrid. London. St. Petersburg. Cctinje. Konstantinopel.) Dresdner Nachrichten. Statistik und LolkSwirthsckaft. Eingrsandtrs. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Provinzialvachrichten. (Chemnitz Zwickau. Kamenz. Bautzen.) Vermischte». Statistik und LolkSwirthschaft. Eingesandtes. Bvlieunachrichtei!. 2elegraphische WittrrungSberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Buda Pest, Dienstag, st. December, AbendS. (W T. B.) Die Deputirtentafel hat heute ^en Ge setzentwurf über Verlängerung deS finanziellen Ausgleichs mit Kroatien und den Gesetzentwurf über Jnartiknlirung der mit Frankreich über das Armenrrcht abgeschlossenen Verträge angenommen. Nach längerer Debatte wurde auch der Gesetzent wurf über die Verlängerung des Handelsvertrages mit Deutschland genehmigt, nachdem der Minister präsident Tisza diese Vorlage vom volkswirthschaft- lichen und politischen Standpunkte auS der Oppo sition gegenüber gerechtfertigt h».tte. Nachrichten auS Arad zufolge war daS Hoch wasser heute früh gefallen, Mittags aber wieder in andauerndem und rapidem Steigen; der EiL- stoß stand, die Witterung war lau und mild. (Vgl. die Rubrik „Vermischtes" in der Beilage.) Paris, Dienstag, S. December, Abends. (W. T. B.) Der Senat trat heute zu einer Sitzung zusammen. Larcy (von der Rechten) interpellirte den Mini ster des Innern über die gewaltsame Ausweisung d r geistlichen Brüder von Alais aus ihren LocaUtäten und sprach sich gleichzeitig mißbilligend über die Haltung des CadinetS bezüglich der congreganistlschen Lehrer aus. — Der Minister des Innern, Lepsre, erwiderte, das Benehmen der Brüder von AlaiS sei säst ein auf rührerisches gewesen; dieselben geritten sich als Märtyrer und spielten eine Rolle, durch welche sich Frankreich jedoch nicht dupiren ließe. Lepere billigte die Haltung deS MaireS von AlaiS und des Präfecten von Gard. — LheSnelong (von der Rechten) unterstützte Larcy, wars dem Ministerium Intoleranz vor und verlangte Freiheit des Gewissens für Alle. — Der UnterrichtS- mlnister Ferry erwiderte, eS existire bereits diese Freiheit für Alle. Als Beweis hierfür führte der Minister an, daß in Pari- und an anderen Orten zahl reiche katholische Schulen vorhanden seien. Die Regie rung habe das gesetzliche Maß nicht überschritten und habe immer Ueberrinstimmung mit den Wünschen der Municipalitäten, welche die Repräsentanten der Majo rität der Bevölkerung seien, gesucht. (Beifall.) Der Zwischenfall war hiermit erledigt. Haussonville richtete die Anfrage an den Minister deS Innern, weshalb er sich weigere, einer Vereinigung Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. Jllustrirte Kunsteditioneu. „Italien, eine Wanderung von den Alpen bi» zum Aetna*. Stuttgart, Verlag von I. Engel horn. D ese Schilderung von Land und Leuten deS klassischen Süden», die von Stieler, Paulu» und Kaden geschrieben und durch einen weiten Krei» der tüchtigsten Künstler mit malerischen Darstellungen illustrirt worden ist, hat jetzt mit der 37. Lieferung ihr Erscheinen in zweiter Auflage vollendet. Eine überraschend schnelle und weite Verbreitung hatte be reits die erste in demselben Grade gesunden, wie ver dient. Der zweiten Auflage hat der gute Ruf bereit» die Gleise geöffnet. Sie ist keineswegs eine blose Repetition der ersten, sondern e» wurde ihr durch mancherlei Veränderungen und Beigaben ein Reiz der Neuheit gesichert. Derartige illustrirte Prachtwerkt, wie sie in ver- gangener Zeit so fesselnd für da» Publicum in: „da» Schweizerland *, „die Schweiz*, „Rheinfahrt*, „Unfer Vaterland* u. s. f. entstanden sind, verdanken bekannt lich am meisten dem Talente und den anziehenden Gaben der Künftlerhand ihren siegreichen Erfolg. Der Text steht sachgemäß gewöhnlich in zweiter Linie und ist mehr oder minder der rothe Faden, welcher den bunten Bilderschatz, da» erquickende Labsal für da» schaulustige Auge, zu einem Ganzen sinnig verbindet. Man darf indeß die freudige Beobachtung kund geben, daß von diesem Usu« die Verfasser de» schönen die staatliche Autorisation zu verleihen, welche dahin strebe, freie Schulen zu entwickeln und die Gewissens freiheit zu siche» n. — Der Minister Lepöre er widerte, er habe dies gethan, weil die Statuten dieser Bereinigung wenig klar seien und der Zweck der Ver einigung, welche weite Verzweigungen habe, Mißtrauen einflöße. Feray (linkes Centrum) interpellirte die Regie rung, ob sie den Nothstand in Betracht gezogen habe, welcher sich infolge der strengen Kälte Herausstellen dürfte. — Der Minister Lepöre erklärte, daß die Regierung am Donnerstag einen Gesetzentwurf ein bringen werde, in welchem zur Linderung der Noth ein Credit von 2 Mill. Frcs verlangt wird. (Vgl. die Rubrik „Vermischtes" in der Beilage.) Ein französischer Transportdampfer, welcher sich auf dem Wege nach Indien befand, hat Be fehl erhalten, nach Massuah zu gehen und dort zu bleiben, um im Falle eines ConflictiS zwischen Abessinien und Aegypten die französischen Unter- thanen zu schützen. Cetinje, Dienstag, 8. December. (Tel. d. Deutsch«-» Zeitung.) Infolge des jüngsten Zusam menstoßes zwischen den Albanesen und Montene grinern (vgl. die „Tagesgcschichte") ist die Erregung in Plava und Gusinje im Wachsen. Zuzüge be waffneter Albanesen treffen dort ein. Die Hoff nung auf eine friedliche Occupation dieser Orte ist geschwunden. Wie verlautet, reisten Drlegirte der albanefischrn Liga Mukhtar Pascha entgegen, um denselben von weiterem Vormarsch abzuhalten. Bukarest, Mittwoch, 10. December. iTcl. d. Dresdn. Journ.) In der gestrigen Sitzung der Deputirtrnkammer wurde das Gesetz über den Rückkauf der rumänischen Eisenbahnen mit einem Amendement deS Abg. Phcrehicles, welcher die Verlegung deS Sitzes der Gesellschaft nach Bu karest beantragte, und unter Ablehnung der übrigen Amendements mit 75 gegen 1 Stimme angenom men; 6 Abgeordnete enthielten sich der Abstim mung. Dresden, 10. December. Als ein Haupthinderniß, welches sich einer frucht bringenden Wirksamkeit des neuen Gerichtsverfahrens in Rußland entgegenstellt, ist immer und immer wieder das mangelnde Rechtsgesühl namentlich in den gebil- d ten Schichten des Volkes bezeichnet worden. Man wi s dabei speciell auf die Verbiete der Geschwornea hin, welche in St. Petersburg eine Mörderin wie die Sassulitfch und einen groben Verbrecher w.e den Briefträger Aletejew, welcher eingestanden hatte, 800 Briese gestohlen zu haben, freigefprochen haben. Ein Artikel deS jüngst auf 5 Monate suSpendirten „Golos* — die Suspension erfolgte wegen eines Feuilleton- attikelS, in welchem der Unterrichtsminister im Hinblick auf die literarischen Schwindeleien eines Griechen gegen über der St. Petersburger Universität sehr heftig an gegriffen wurde — erörtert an der Hand thatfächlicher Mittheilungen, wie tief die Achtung vor dem Gesetze durch gewisse Begünstigungen im Strasfystem untergraben wird. Der Aufsatz trägt die Ueberschrifl: „Die privilegirten Verbrecher in Sibirien * und knüpft an das Factum an, daß der gewesene Kafsirer der Gesellschaft deS gegen seitigen Bodencredits, Juchanzew, welcher (er hatte über l Million Rubel Kassengelder unterschlagen) zur einfachen Verbannung nach dem Jcnlsfeisklschen Gou vernement verurtheilt war, den Weg nach Ostsibirien auf der sibirischen Hauptstraße nicht in der allgemeinen Arreftantenabtheiluiig, sondern allein, als freier Privat mann, nur in Beglcitung eines Polizeifoldaten zurück legte. Solche Ausnahmen von der allgemeinen Regel Werke- „Italien von den Alpen bis zum Aetna* eine löbliche Ausnahme zu machen bestrebt waren. Theils durch eigene Anschauungen und Erfahrungen an Ort und Stelle, theilS durch die Beobachtung der zahl reichen neueren Autoren über diefeS Land ist eS ihnen gelungen, ein recht lebendiges, angenehm lesbares Gemälde im leichten Plauderton zu entwerfen und zwar mit umsichtiger Auswahl ethnographischer und kunsthistorischer Eigenthümlichkciten in spcciellen Episoden. Sie schildern viele hochinteressante Gegen den, die keineswegs auf der alten herkömmlichen Touristcnroule liegen, eS aber im vollen Maaße ver dienen, durch Wort und Bild gewürdigt zu werden. Diese lobenSwerthe Absicht, Neues zu bieten und dem reichen Lande und seiner Bewohner gerecht zu werden, ist in Ober-, Mittel- und Unteritalien, sogar in Sici- lien gleichmäßig durchgesührt. Gerade an letzterer Stelle wurde viel Rücksicht auf die maurifchcn Ele mente der Architektur gelegt. Die Heranziehung der, ich glaube, südlichen, Ansicht der Valermitanischen Ka thedrale ist in dieser Beziehung sehr erfreulich. So könnte man, erlaubten e» Zeit und Raum, sich im Einzelnen zu versenken und zu verlieren, noch sehr zahlreiche Darstellungen hervorhebrn. Künstler, wie Calame, Bauernfeind, Kirchner, Lindemann, Frommel, Passini, Kaulbach, G. Cloß haben dafür gesorgt, durch ihre Studienblätter nach der Natur in Landschaft, Genre und Architektur den Beschauer vielseitig zu fesseln. Man kann sagen, daß sich bei diesem erfolgreichen Bestreben zwei technische Factoren merkwürdig ent« aegengekommen sind. Hat nämlich auf der einen Seite die moderne Zeichnenkunst mit dem Stift, mit der für den Transport von Arrestanten und die offene Bevorzugung vor den übrigen Verbrechern seien in Rußland nichts Seltenes, wenigstens solche» Per- so»en gegenüber, welche sich durch ihre Millionendieb- stähle eine Berühmtheit erworben haben. So wurde im vorigen Jahre der in der bekannten Strousberg'- schen Affaire durch das Moskauer Bezirksgericht zur einfachen Verbannung in das TomSkifche Gouverne ment verurtheilte frühere Director der Moskauer Leih bank, PoljanSk», aus Moskau nach Westsibirien nicht mit dem allgemeine» Arrestanteiltransport expedirt, sondern gleichfalls besonders wie ein freier Privatmann, unter Begleitung eines Polizeibeamten und feines eigenen Advocatrn. Der frühere Direktor der Leih bank reiste mit seinem Gefolge aus den Eisenbahnen und Dampfschiffen b>S direct nach Tomsk in der 1. Klasse mit allem Comfort und erregte unterwegs durch feine Ver schwendung Aussehen. Solche Ausnahmen vernichten alle Furcht vor der Strafe, denn im russischen Straf system macht gerade der Transport des Verurtheilten ein sehr schwerwiegend»- Element aus. Der „Golos" weist dies durch eine Schilderung des Verfahrens bei den allgemeinen Arrestantentransporten unter dem Ge leite von besonderen Ercortecommandor nach und fährt dann fort: „Während der ganzen Dauer des Trans portes befinden sich die Arrestanten wie im Gesäng- nißverschluß; zur Zeit der Rasttage und der Nacht lager werden sie in Gefängniß- und Etappengebäude eingesperit, wobei sie beständig allen durch die Gesetze für die Beförderung der Arrestantentransporte vorge schriebenen strengen Maßregeln und Entbehrungen untcr- worien sind. Ist das etwa keine Strafe? Und derselben wird ein Individuum unterzogen, das einen Diebstahl mit Einbruch auS Noth, aus Hunger, aus Verzweiflung begangen hat, einen Diebstahl von einigen Rubeln, nicht selten von einem nur nach Kopeken abzuschätzen den Kleidungsstück! Aus welchem Grunde nun sollen Verbrecher, welche im Besitz von eben durch chr Ver brechen erlangten Mitteln sind, von dieser Strafe be freit werden? E: existirt übrigens eine Verordnung, welche dergleichen Ausnahmen auS der allgemeinen Regel für den Transport von Arrestanten gestattet. Aus Grund dieser Verordnung kann den zur einfachen Verbannung nach den sibirischen oder anderen entlege- n»n Gouvernement» verurtheilten Personen, welche sich im Besitz von eigenen Mitteln zur Bestreitung der Reise nach ihrem Bestimmungsorte befinden, gestattet werden, allein zu reisen, falls eS anerkannt wird, daß eine solche Nachsicht wegen Krankheit, hohen Alters oder der frühern Stellung möglich ist. UnS ist es nicht bekannt, aus welchem von diesen Gründen nament lich dem Poljanski und Juchanzew erlaubt wurde, ge trennt von den übrigen Arrestanten und überdies nicht unter militärischer Escorte, sondern in Begleitung von Pol'zeibeamten zu reisen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß keiner dieser Gründe zur Nachsicht auf sie An wendung finden konnte. Weder Juchanzew, noch Pol janski, welche mehr als einen braven Menschen an den Bettelstab gebracht, mehr als eine Familie ruinirt haben, verdienen eine solche Nachsicht. Vielleicht trägt eben diese Nachsicht die Schuld an dem schmachvollen Factum, daß in letzter Zeit die Fälle von Entwendung und Verschleuderung von Kron- und öffentlichen Geldern sich so sehr häufig wiederholten, da ja die Verbrecher im Besitz der geraubten Summen sehr bequem und mit allem Comfort nach dem ihnen angewicfenen Verbannungsort reifen und später dafelbst herrlich und in Freuden leben können. Vielleicht erleichtert eben diese Hoffnung auf eine bequeme Hinreise und ein angenehmes Leben in der Verbannung bei Manchem den Entschluß, den Diebstahl zu begeb-i. Es ist eine zwar unmoralische, aber einfache vuo Leuten, die, gleich Juchanzew und Poljanski, allen Ehrgefühls dar sind, einleuchtende Be rechnung! Stehlen kannst du, aber so viel, daß du Feder, in Tusche, oder auch, wenn es gerade dem Gegenstände und der Künstlerlaune passend ist, in einer Mischung aller dieser Manieren eine ungeheure Ge wandtheit gewonnen, durch realistische Auffassung und durch alle nur ersinnlichen Finessen der Darstellung den malerischen Stimmungseffect auf die Spitze zu treiben und die Phantasie anzuregen, so geht aus der andern Seite mit dieser modernen Kunstsertigkeit der Fortschritt in der Wiedergabe de- Holzschneider- Hand ,n Hand. Hier kann jetzt das ganze Register der pi« toreSken Wirkungen gezogen werden, vom alten groben Strichschnitt, dem gewöhnlichen Holzschnitt, dem Kupser- und Stahlstich bis zum duftigen Hauch der Aquatinta hinüber. ES bedarf kaum der Erwähnung, welche Vielseitigkeit der Effecte hierdurch gewonnen worden ist. Die Engelhorn'sche Wanderung durch Italien ge hört ohne Frage zu den künstlerisch besten Festgeschcn« ken, die den Weihnachtstisch zieren können. „Da» deutsche Zimmer der Renaissance.* Bon Georg Hirt. Verlag Leipzig und München bei Georg Hirt. „Der Formenschatz.* Von Georg Hirt. Verlag von Georg Hirt in Leipzig. Die» letztere Unternehmen, vorzüglich bewährt und bekannt in weiten Kreisen, von dem hier wieder der Anfang für 1880 vorliegt, wurde von un» schon mehr fach besprochen und warm empfohlen. Sein reicher, mannichfaltiger Inhalt, der für all« Kunstgewerke be rechnet ist, läßt sich die beste Auswahl und treffliche Ausführung der Muster, die Läuterung de» Geschmacke» und die Heranbildung de» Stilgefühl- angelegen sein und erweitert die früher betretenen Gleise mit über raschender Regsamkeit. in den Besitz hinreichender Mittel nicht nur zur Reise und zum Leben in der Verbannung, wndern vielleicht auch zur Bewerkstelligung der Flucht auS dem Ver- bannungSorte gelangst. Freilich wird auch solchen „privilegirten Dieben* welche frei in die sibirische Verbannung reisen, eine gewisse Escorte mitgegeben. Welche Rolle aber spielt diese Escorte? Juchanzew reiste sowohl auf den Eisenbahnen, als aufdenDamps- schiffen stets in der 1. Klasse, während der ihn be gleitende Polizeidiener in der 3. fuhr. Ganz dasselbe war der Kall mit Poljanski. Er reiste ins TomSkische Gonvernemeiit in den Waggons und Kajüten 1. Klasse, und der ihn begleitende Offizier der Moskauer Exe- cutivpolizei getrennt von seinem Clienten in der 2. Klasse. Bei der Fahrt auf den gewöhnlichen Post- straßen des sibirischen Hauptweges reifen diese glücklichen Verbrecher mit allem Comfort, in ihren eigenen Equipagen und mit Postpferden, während die übrigen Arrestanten nach der Etappenordnung und zu Fuß einherziehen. Den Umstand sich zu Nutze machend, daß sie in Begleitung von Polizeibeamten reifen, nehmen solche „privilegirte Verbrecher", welchen es ja möglich ist, mit dem ge stohlenen Gelbe um sich zu werfen, in den PoststationS- gebäuden die besten, geheizten Zimmer ein, zum Nach theil der gewöhnlichen Passagiere, rechtschaffener, un- befcholtener Leute, ganz abstrahirt von ihren „Hand- werkscollegen", welche in den äußerst unbequemen, feuchten und schmutzigen Etappengebäuden einquartiert werden und zuweilen sogar auf kahlen, leicht mit Stroh bedeckten Bretern liegen müssen. Und unterdessen be finden sich m diesen Arrestantentransporten häufig solche Personen, welche vielleicht ungleich kleinere Sum men, und überdies noch durch das unglückliche Zu sammentreffen von Umständen verthan haben. Nach dem Geiste der Gesetze näml'ch werden für ein und dasselbe Verbrechen den privilegirten Ständen ange hörige und überhaupt geistig entwickelte Personen strenger bestraft, als ungebildete Individuen dunkler Herkunft. Das Gerechtigkeitsgefühl wird durch solche Facta, wie die Reife Poljanski'- oder Juchanzew'S nach Sibirien, aufs Höchste empört. Man braucht sich demnach auch nicht zu wundern, wenn man hört, daß dieser oder jener Verbrecher aus Sibirien entflohen sei. Warum soll man nicht entfliehen, wenn man die Möglichkeit hat, frei über unehrlich erworbene Mittel zu diSponiren?" Lagesgeschichte. Dresden, 10. December. In der Zeit vom 1. Juli bis 15. Octvber 1880 soll in Leipzig eine Aus stellung der deutschen Wollenindustrie abgehalten werden, um an einem Wendepunkte der industriellen Lage ein Bild der Leistungsfähigkeit dieser bedeutungs vollen FabrlkationSbranche zu geben. Die Ausstellung soll Rohmaterial, Garne, Gewebe und Hilfsmaterialien, Maschinen und Apparate umsassen, nächstdtm sich aber auch auf Gefchichte, Statistik und Handel, Unterricht und Literatur, Arbeiterverhältmsse, Ingenieur- und Bau wesen der Wollenindustrie erstrecken. Bei strenger Be grenzung aus diese- eine Fach ist zu erwarten, daß letzteres in großer Ausdehnung zur Anschauung ge bracht und, im Gegensätze zu Weltausstellungen, mit seiner auch sachverständige Besucher zerstreuenden Man- mchfaltigleit Gelegenheit zu eingehenderm Studium geboten werden wird. Dresden, 10. December. Beide Kammern hielten heule Sitzungen ab. In der Satzung der Ersten Kammer erstattete die 1. Deputation Bericht über den Gesetzentwurf, betreffend die gewerblichen Schulen, welchen die Deputation mit einigen formellen Ab änderungen zur Annahme empfahl. Die Dlscussion bewegte sich in der Hauptsache um die Frage, ob und inwieweit das Gesetz aus bereit- bestehende gewerbliche Jetzt hat der umsichtige Autor diesem Lieferungs werke, da- eS mit unerschöpflichen Fundgruben zu thun hat, noch ein anderes „Das deutsche Zimmer der Renaissance* als praktische Specialität zur Seite ge stellt. Unabhängig und doch sich in Einzelheiten er gänzend werden beide Editionen neben einander her gehen. Diese Anleitung zum Zimmerschmuck ist ebenso dem Publicum, wie dem Architekten und Handw rker, besonders dem Tischler und Tapezierer zu empfehlen. Hirt ist mit Begeisterung an seme Aufgabe herange treten, er weiß, mit wie viel Schwierigkeiten dabei zu kämpfen ist, man sieht daS auS seinen eigenen Bemerkungen in den „Anregungen zur häuslichen Kunstpflege*. Vor Allem muß eine verständige Innendekoration sich ebenso von monotoner Einfarbigkeit wie von ver wirrender Buntscheckigkeit fern halten. Wer da memt, er verübe etwa» vornehm Stilvolle», wenn er ängst lich die gleichfarbigen Stoffe für Tapeten, Möbel und Vorhänge seine» Zimmer» zusammensucht, der geht in der Irre. Er hat einmal enva» von „Harmonie* in der Farbe gehört, ohne ernstlich nachzudenten, was da mit gemeint sein könnte. Die Einfarbigkeit oder Jsochromie, über einen ganzen in sich abgeschlossenen Wohnraum au-gebreitet, ist um so verkehrter, je mehr der Bewohner gerade auf diesen einen Raum ange wiesen ist. Eher rechtsettigen läßt sie sich dann, wenn man eine ganze Reihe von Raumen jeden in einer Farbenautorität decoriren kann. Stellen wir un» eine lange Flucht von Prachtgemächern in einem Fürsten schlosse vor, welch« Nacht» von tausend Flammen er leuchtet und von tausend strahlenden Umsormen be völkert sind, so können wir bet« flüchtige» Durch-
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