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Dresdner Journal : 30.10.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187910302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791030
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-10
- Tag 1879-10-30
-
Monat
1879-10
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 30.10.1879
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M 253 Donnerstag den 30 Oktober. 1873 ^bon»»ine»t8pret»t Lu«»«rd»Id <Ie»äeut»ek«a keiok«, tritt kost- uoä 8te^lpsiru»cNIir8 binra. lm ^»vr»n ck«ut,ek«a L«ted«: ILbrlieb: . . IS K»rlc. j- MNrlick: 1 Kmtc bO?k. Linrclne Kummer«: lOkk. ' InserLtenprel«« r kür 6en kaum einer ß^pakeuso ketitreils 20 ks. Vater „kingeaanät" äi« 2«ils SO kk. kraekelnent TLxliek mit Xnanakms 6er 8oon- unä ksierta^e ^bencO für cksn fol^en^sn Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. In^ei atenannakme ausvNrtsr I-eiprtx: />> Brunstetter, vommissionLr cle» Orustiaer lournul«; Sawdoris-Vertin Visa I.eiprt^ Varel-vreslnu rr^rtrku t H : V/uurerittein äc kvAter, Vertin Vien-Samkurx- ?r»x-l.«ipriz-Vraviikurt ». «Hiinetiou: /tutt. / Vertin: §. /rerniet, /«i «tt-tt »ckant:, Vremen: D Kc^/otte vrerlau: LtanAen « vureuu; 0k«mml2: I<r. koigt; krantlkurl a H. D ^a-k/er'eetie u. O. //errmann- «eke ItuvdNnnlllnn^; vorlitr: tr. Mitter: Hannover: 6 ' l Vari, Vertin-vrantlkurl » H Stuttgart: Daube L PO.,' Samdnr^: D L'/euttAe», Lteiner. Hvranaxvder: küoiel. Lxpeäition äs» Vretuinor Journal», Drestlen, Lviv^erstrs»«« Ko. 20. rüh 7 relp. 7 und »»» l, 0« ft«»« 8 bi« Noch» i bi» 7 llhr, , b>» » Uw, allerl. Poft. Wochentag« Sonn- und Nachmittag« Gramme >, permanent »i«ni»»r,t, i resp. » bl» v»n früh 7 8 di, » un» i IV, «rrt. lrtth 8 bi« ! von frftb » bi« «dend, »«»leichgelt« nd, ^»Upr. > Uhr. Nach- 7 Uhr: im . II, »oller bi» Abend« ziger v«»»- : bi« Abend» 7 resp. 8 bi» l v«»tz»«r» I resp. 8 bi» von früh 7 » di» 8 ua» 8k 'U indes, aller lr den engste ceßan- dersel- ratiS. nnitz, rank- Zam» »rag, reSdr». -KO - 76 trecke timet ern 83 '.'3 82 Telegraphische Nachrichten. Paris, DienStag, 28. October, AbendS. (W. T. B.) Die „Agence HavaS" will wissen, e» sei Don Carlos eröffnet worden, daß er seine Aus weisung zu gewärtigen habe, sofern er sein der- maligeS Verhalten auch ferner beibehalten sollte. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagesge- schichte".) Wegen eine- vor Kurzem gegen einen Militär- tranSport auf dem Wege nach Sebdou von marok kanischen Marodeuren auögeführten Angriffs find die von der Regierung von Marokko geforderten Genugthuungen in vollem Umfange geleistet worden. Washington, DienStag, 28. October, Vor mittags. (W. T. B) Der Schatzsecretär Sher man hielt gestern auf einem Meeting in Ncw Aork eine längere Rede, in welcher er erklärte, die re publikanische Partei würde niemals von der Poli tik der Baarzahlung abgehen, und sagte: Die von den Republikanern befolgte Finanzpolitik habe den Handel und dre Industrie wieder ausleben lassen und dem Lande Credu und Gedeihen gebracht. Trotz der Wiederaufnahme der Baarzahlungen sei die Baarreserve im Staatsschätze nicht erschöpft worden; im Staatsschätze besänden sich gegenwärtig l72 Mil lionen Dollars in Gold und 50 Millionen in Silber; außerdem finde ein stetiger Zufluß an Gold von Eu ropa aus Statt. Der Schatzfecretär sprach sich sodann mißbilligend über die demagogischen Doctrinen bezüg lich des Silberdollars aus und sügte hinzu, die einzige Möglichkeit, diese Frage zu lösen, sei die, den Silber dollar dem Golddollar gleich zu machen; es sei un möglich, den gegenwärtigen Silberdollar weiter circu- liren zu lassen. Uebergehend auf die politische Lage hob Sherman hervor, die Republikaner wünschten regelrechte Wahlen und allgemeines Stimmrecht; wenn die Wahlfälschungen Erfolg haben sollten, so würde das Land zum Despotismus oder zur Anarchie geführt werden. Der Congreß habe das Recht, die Wahlen seiner Mitglieder zu controliren; bei aller Achtung vor den Gesetzen der einzelnen Staaten müßten doch die Gesetze der Bereinigten Staaten die höchsten bleiben. Der Süden habe versucht, die Wähler der Südstaaten durch Schrecken und Gewalt einzuschüchtern; die Lage des Südens sei fast ebenso gefährlich, wie im Jahre 1860. Sherman forderte schließlich die Republikaner auf, alle Differenzen zu vergessen, sich zu vereinigen und gleiche Rechte, sowie bürgerliche Freiheit sür Alle hoch zu halten. Tagesgeschichte. Dresden, 29. October. Heute Vormittag 11 Uhr wurde in der hiesigen katholischen Hofkirche zum Jahres- gedächtniß für Se. Majestät den hochseligen König Johann (-f- 1873) ein feierliches Requiem abgehalten, welchem Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg und Prinzessin Mathilde anwohntcn. * Berlin, 28. October. Die diesjährige Session des Landtages der Monarchie, die erste der neu be gonnenen Legislaturperiode, ist heute Mittag 12 Uhr im weißen Saale des königl. Schlosses von Sr. Ma jestät dem Könige in Person eröffnet worden. Dem Eröffnungsact war ein Gottesdienst vorangegangen, und zwar für die Mitglieder der evangelischen Kirche im Dom, für die Milglieder der katholischen Kirche in der St. Hedwigskirche. Se. Majestät, sowie Ihre königl. Hoheiten die Prinzen Karl und Friedrich Karl wohnten dem Gottesdienste im Dome bei, welcher überaus zahlreich besucht war. Die Predigt hielt der Hofprediger I)r. Kögel. Nach Beendigung der kirch lichen Feier nahmen die Mitglieder des Landtages im weißen Saale in dem mittleren, dem Throne gegen über belegenen Raume Ausstellung. Für das diplo matische Corps waren auf der nach der Kapelle zu be legenen Tribüne Logen bereit gehalten, in welchen ver schiedene Mitglieder desselben sich einfanden. Während im weißen Saale die Aufstellung vollendet wurde, er schienen die Staatsminister, in Abwesenheit des Mi nisterpräsidenten Fürsten Bismarck unter Vorantritt des Vicepräsidenten deS Staatsministeriums, Grafen zu Stolberg-Wernigerode, welcher die Uniform eines Obersten vom Regiment der Gardes-du-CorpS angelegt hatte, und stellten sich zur Linken des Thrones auf. Nicht anwesend war außer dem Ministerpräsidenten der erkrankte Staats- und Justizminister llr. Leon hardt. Nachdem der Vicepräsident des Staatsmini steriums dem Monarchen die Meldung gemacht, daß die Ausstellung im Saale vollendet, erschien Se. Ma- jestär, welcher die Uniform des 1. Garderegiments mit dem Sterne und Ordensbande des schwarzen Adler ordens angelegt hatte, mit den Prinzen Karl und Friedrich Karl und greßem militärischen Gefolge, be grüßt von einem begeistert aufgenommenen Hoch, wel ches von dem Präsidenten deS Herrenhauses, Herzog v. Ratibor, ausgebracht wurde. Se. Majestät nahm, die Versammlung begrüßend, vor dem Throne Stel lung, nahm aus den Händen deS Vicepräsidenten des Staatsministeriums die Thronrede entgegen und ver las dieselbe sodann, wie folgt: Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtages! Indem Ich die Generalvertretung der Monarchie nach Er neuerung des HameS der Abgeordneten wiederum begrüße, ist es Mir Bcdürsniß, nochmal» den Gefühlen innigen Dankes Ausdruck zu geben sür die Beweise der Theilnahme, welche Mir und Meiner Gemahlin lei Gelegenheit de» durch Gottes Gnade im Frühjahre begangenen Festes aus allen Kreisen des BolkeS, zugleich unter reicher Betyätlgung des Patriotismus, gewidmet worden sind. In jenen Kundgebungen habe Ich ebenso, wie in den mannichsachen Erweisen der Liebe und Treue, die Mir neuerdings in verschiedenen Provinzen der Monarchie zu Theil geworden sind, eine erhebende Bestätigung der Ueberzeugung gesunden, daß unter allem Wandel der Zeilen das innige Band zwischen Fürst und Volk, aus welchem das Erblühen der preußischen Monarchie von jeher beruht hat, in alter Festigkeit besteht und eine weitere gesegnete Entwickelung verbürgt. Die Finanzlage und der Staatshaushalt werden insolge der Mehreinnahmen, welche aus Grund der Steuerreform im Reiche aus den Erträgen der Zölle und der Tabakssteuer den einzelnen Staaten zufließen sollen, im Lause der nächsten Jahre allmählich erhebliche Veränderungen und Erleichterungen erfah ren Dieselben konnten jedoch bei der Ausstellung des Etats für das nächste Jahr noch nicht von entscheidender Bedeutung sein. Wenn auch aus den Erträgen der Reichssteuern eine Nicht unbeträchtliche Melreinnahme schon für das nächste Jahr in Aussicht genommen werden kann, so wird doch die augen blickliche Finanzlage noch wesentlich durch die Nachwirkung der seitherigen Verhältnisse bestimmt. Im letzten Verwaltungsiahre haben die Einnahmen zur Bestreitung der Ausgaben nicht hingereicht Auch ist eine Er höhung des Matricularbeitrags für das laufende Jahr noth wendig geworden. Bei dem aus den meisten Gebieten der Erwerbsthätigkeit sortvaucrnd lastenden Drucke Ha8en die Ausgadebedürsnifle des SlaateS in den regelmäßigen Einnahmen des nächsten Jahres ihre Deckung nicht vollständig finden können Die zur Ergän zung erforderlichen Mittel werden wiederum im Wege der An leihe zu beschaffen sein. Die daraus bezüglichen Gesetze werden Ihnen mit dem Staalshaushaltsetat unverzüglich vorgelcgt werden. Meine Regierung hegt die Zuversicht, daß Sie ihr bereitwillig Helsen werden, die Schwierigkeiten der jetzigen Uebergangszcil zu überwinden, des Uebergantzs, so Golt will, zu einer Zeit neuen wirthjchaftlichcu und finanziellen Aus- Ichwungs. In Erfüllung der dem Landtage während der vorigen Session ertherlten Zusage wird Ihnen alsbald der Entwurs eines Gesetzes vorgelegt werden, welches die Verwendung der dem Staatshaushalte aus dem Ertrage der Reichssteucrn zu- fließenden Mehreinnahmen zu Klaffen- und Einkommensteuer erlassen, vorbehaltlich anderweitiger mit Zustimmung dec Land tags darüber zu treffender Verfügungen, zu.regeln bestimmt ist. Eine durchgreifende Reform der directen Besteuerung wird bis zu einer günstigeren Gestaltung der Finanzlage vorzubehal- len sein. Um aber eine sür viele Gemeinden dringend wünscheni- werthe Erleichterung ihres Haushaltes durch Erweiterung ihrer Einnahmequellen einlreten zu lassen, wird Ihnen die Einführung einer Steuer vom Ausschank geistiger Getränke und vom Klein handel mit Branntwein vorgeschlagen werden. Der Entwurs dieses Gesetze», von welchem zugleich eine heilsame Gegenwirkung gegen den in wirthschastlicher und sitt licher Hinsicht bedenklichen Andrang zu derartigen Geschäften erwartet werden darf, sowie ein serncrer Gesetzeutwurs wegen Besteuerung des Wanderlagerbetriebes zu Gunsten der Com mune« wird Ihnen demnächst zugehen In hervorragender Weise wird Ihre Mitwirkung auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens in Anspruch genommen werden. Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß nur im Wege ent- schlosfener Durchführung des Staalseisenbahnsystems die Eisen bahnen der öffentlichen Wohlsahrt mit solchem Nachdruck und Erfolge dienstbar gemacht werden können, wie dies die In teressen des Landes mit wachsender Stärke erheischen, hat Meine Regierung mehrere Verträge vereinbart, welche die Ueberführung wichtiger Actieneijenbahnunternehmungen in die Hände des StaatcS zum Gegenstand haben Dieselben werden alsbald Ihrer Beschlußsasfung unterbreitet werden. — Wesentlich ver möge der von ihr eingeschlagenen Schritte ist die Regierung in den Stand gesetzt, Ihnen zugleich die Ausführung neuer Eisen bahnlinien durch die Hand oder doch mit Unterstützung des Staates vorzuschlagen dazu bestimmt, wichtige Landestheile auszujchließrn und mit dem vaterländischen Eisenbahnnetze in Verbindung zu bringen. Auch die Verbesserung der Wasserstraßen bildet den Gegen stand angciegentlichster Fürsorge Meiner Regierung. In einer ausführlichen Denkschrift werden Ihnen die Ziele dargelegl werden, welche die Regierung in planmäßigem Vorgehen bei der Regulirung der fünf Haupiströme, des Rheins, der Weser, der Elbe, der Oder und der Weichsel ins Auge gefaßt hat, und welche Gesammtmittel dafür erforderlich sind. Tie weitere Durchführung der Verwallungsreform erfor dert Abänderungen in der Einrichtung der höheren Verwal tungsbehörden, deren gleichzeitige Einführung in dem gejamm ten Umfange der Monarchie zur Herstellung einer gleichmäßi gen Organisation der allgemeinen Landesverwaltung geboten erscheint Nicht minder bedarf es der Ausdehnung der Ver- waltungsgerichtsbarkeit und der Vorschriften über die Zustän digkeit und das Verfahren der BerwaltungSgerichie und der Verwaltungsbehörden auf das ganze Staatsgebiet. Dieselbe wird bedingt durch eine Revision der bezüglichen Gesetze, welche, unter Aufrechterhaltung der Grundlagen derselben, die bei ihrer Handhabung hervorgetretenen Mängel bejeitigt. In den Gesetzentwürfen, welche behufs Erreichung dieser Ziele Ihnen zur Beschlußfassung zugehen werden, sind zugleich Ucbcr- gangSbestimmungen vorgesehen, um die Wirksamkeit der neuen Einrichtungen in denjenigen LandeStheilen sicher zu stellen, welche der Verwallungsresorm entsprechende Kreis- und Pro vinzialordnungen noch nicht besitzen. Ten Erlaß der Letzteren unausgesetzt zu fördern, wird Meine Regierung sich angelegen sein lasten Ter Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Aufbringung der Gemeindeabgaben, besten Vereinbarung durch die Ausdeh nung der Verwaltungsreform erleichtert, aber auch um so dring licher wird, soll Ihnen von Neuem vorgelegt werden. Meine Regierung ist bestrebt gewesen, die durch die neue Organisation der Gerichte und die Einführung des neuen Pro- ccßverfahrens bedingten umfangreichen und vielseitigen Arbeiten so zu fördern, daß die am l. Ocloder d I. in Kraft getretenen Reichrjustizgcjetze und die dieselben ergänzenden LandeSzesetz« einen geebneten Boden sanden. Die neuen Gerichte haben ihre Thätigkeil sofort zu beginnen vermocht Tas erstrebte Ziel einheitlicher Handhabung der Rechtspflege ist damit erreicht und so die große nationale Aufgabe, e-a einheitliches deutsches Recht herbeizusühren, ihrem Abschjuste wesentlich näher ge bracht. Ler Entwurs einer sür die ganze Monarchie bestimmten Iagdordnung, welcher den Mangeln der bestehenden Jagdpolijti- acjetze Abhilse verschaffen soll, wird Ihnen im Lause Ihrer Beralhungen zugchen. Tic auch in der vorigen Session nicht erledigte Vorlage über den Schutz der Felder und Forsten wird erneut ein Gegen stand Ihrer Berathungen sein. Meine Herren! Indem Ihnen hiermit wiederum ein aus gedehntes Feld wichtiger und mühevoller Arbeit eröffnet ist, darf Ich das Vertrauen hegen, daß Sie Meiner Regierung be rcltwillige Unterstützung gewahren werden, um nächst den all- gemeinen Ausgaben der Gesetzgebung besonders da» Werk wirth- schaftlicher Neugestaltung, welches durch die Reichsgesetzgebung hoffnungsvoll angebahnt ist, auch auf dem Boden der preußi schen LtaatSeinrichiungen rm Jntereste aller Volkskreise erjotg- reich durchzusühren. In der versöhnlichen Wirkung solchen gemeinsamen Stre bens wird sich um so leichter auch der Ausgleich mancher Ge gensätze finden lassen. Amtlicher Theil. Dresden, 25. October. Se. Königliche Majestät hat dem in Ruhestand getretenen Gerichtswachtmeister Karl August Winkelmann in Schneeberg daS allge meine Ehrenzeichen zu verleihen allergnädigst geruht. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadt Frankenberg betreffend, vom 17. October 1879. Dem Stadtrathe zu Frankenberg ist zu der im Einverständnisse mit den Stadtverordneten beschlossenen Anleihe im Betrage von Fünfhundert Tausend Mark — Pf. (500000 Mark — Pf.) gegen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden und planmäßig auszuloosenden oder zu kündigenden, bis dahin aber mit Vier und Einhalb (4H) vom Hundert zu verzinsenden Schuldscheinen nach Maßgabe des vor gelegten Anleiheplanes, sowie der Schuldscheine nebst ZinSleisten und Zinsscheinen, die Genehmigung ertheilt, demselben auch auf Grund Art. 10, Abs. 2 des Ge setzes über den Urkundenstempel vom 13. November 1876 die Verwendung der für die einzelnen Schuld verschreibungen sich berechnenden Stempelbeträge an statt zu den einzelnen Urkunden in ungetrennter Summe zu der vorgelegten Haupt-Schuldverschreibung gestattet worden. Solches wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 17. Oktober 1879. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. v. Nostitz-Wallwitz. v. Könneritz Pfeiffer l. Nichtamtlicher Theil. U e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. TageSgrschichte. (Dresden. Berlin. Mühlhausen. Weimar. Darmstadt. Wien. Buda-Pest. Paris. London. Belgrad. Bukarest. Konstantinopel.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Meißen. Cölln.) Vermischtes. Statistik und Dolkswirthschaft. EingesandteS. Betriebsübersicht der königl. sächs. StaatSeisrn- bahnen vom Monat August d. I. Feuilleton. Kirchennachrichten. Tageskalender. Inserate. Beilage Telegraphische WitterungSbericktr. Börsennachrichten. Inserate. Ftnillctoii. Redigirt von Otto Banck. Literatur. „Italienische Studien." Zur Geschichte der Renaissance von Hermann Hettner. Mit 7 Taseln in Holzschnitt. (Braunschweig, Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn.) Das gebildete deutsche Publicum und die Gelehr- tenwelt haben bereits im Gebiete der Literaturkunde und ihrer Quellenforschung Hermann Hettner in Be zug auf seine „Literaturgeschichte deS 18. Jahrhunderts" so viel zu danken, daß mit solchen Gaben die Thätig- keit eines Menschenlebens zu hohen Ehren abschließen dürste. > Daß der Autor unermüdlich weiter schuf, gestützt aus das seltene Glück, ein so umfangreiches Werk, wie das genannte, bereit» in der Fülle seiner LebenSkrast vollendet zu haben, und angefeuert von dem Bedürf- mß echter Denker, die in der Arbeit auch die geistige Kraft finden — diese» geistige Fortwirken ist ein be deutsamer Gewinn für die aesthetlsche Literatur. Aesthetische Literatur! Leider nicht immer können wir mit diesem Begriff da» befriedigende Gefühl ver binden, in den Leistungen dieser Literatur ein charak tervolle», mannhafte» Wirken de» Erkenntnißvermögen» im Gebiete de» Schönen vor un» zu haben. Trotz vielen Wissen» und angestrengten Fleiße» ergiebt sich in solchen Schriften nur gar zu oft eine aegenstandSlose Geistreichigkeit und Schönrednerei. Schlimmer noch, wenn tue Betrachtungen über den ewigen Gegenstand der Kunst nach den Bifirlinim eines philosophischen Systems gestellt und diesem als Beweismittel dienstbar gemacht sind. Von beiden Arten ist des theilwcise Guten und Tüchtigen — denn das gänzlich Unberechtigte ästhetischer Maculatur kann hier nicht in Frage kommen — gar Vieles vorhanden. Doch nur Weniges zeichnet sich aus durch Redlichkeit, durch Selbstanschauung, durch angeborne Scheu deS lebenssrischen Sinnes vor grauen Theorien, durch energische Kritik. Man findet in der Urtheilskrast Hettner'S bei allen seinen Schriften eine große, den Leser aneifernde Wärme gegen alles wahrhaft Bedeutende, aber auch eine verehrungswerthe Geringschätzung gegen die Mittel mäßigkeit, gegen jene Mittelmäßigkeit, welche so häufig von andern Mittelmäßigkeiten protegirt und auf kurze Dauer von ihrer angestammten Mission abgehalten wird, in der Rumpelkammer deS Jahrhunderts zu ver modern. Dieser spröde, herbe Kern des Autor» ziebt ihm den Muth, eine eigene Meinung nicht bloS zu haben, sondern sie im letzten Falle jede» Mal auch rückhaltSlo» auSzusprechen. Solche UeberzeugungStreue ist ein sittlicher Act, bei dem man überall in der Welt der Wahrheit die Ehre giebt und seine eigene Haut nicht eben selten billig zu Markte trägt. E» ist nämlich eine „Ka- thedertäuschung", wenn so Mancher wähnt, über Werke und Bestrebungen vergangener Tage mit männlicher Gedankenfreiheit richten zu können, ohne dadurch hin und wieder sür die Gegenwart zu empfindlichen Con sequenzen getrieben zu werden. Wie erquickend ist e» sür Den, welcher da» Gute auf feiner schwierigen Bahn gern siegen siebt, emen Schriftsteller vor sich zu haben, der in Wort und Buch nicht vor jenen Consequenzen zurückzuscheuen pflegt und zwar inmitten einer Zeit, welche die lite rarische Kammeraderie und das gesellschaftliche Vctler- michelthum so geschickt wic elegant zu pflegen versteht. Jene Klarheit im Wollen gestaltet, un Bunde mit natürlichem schriftstellerischen Darstellungstalent, als ein Act ausgeprägter Individualität eine andere, ebenso persönlich ausgeprägte Erscheinung: ich meine die sel tene Gabe des Stils, die Hettner in hervorstechender Weise eigen ist. Nirgend» wohl übt diese Fähigkeit so willkommene Dienste, al» wenn e» gilt, die sinnliche, an sich so naive, unaussprechbare Materie der bildenden Kunst durch das abstracte Wort in das Medium der Jdeen- und Begr,ffswelt zu übersetzen. Das heißt dem Ohre denn der Schreibende «st doch eigentlich der Sprechende — faßbar machen, was an das Auge ge richtet war Wer nur je intim über diesen Gegenstand geschrieben, wird ost genug die schmerzliche Mahnung empfunden haben, wie sehr das Bücherdeutsch gegen die lebendige Sprache des Leben verblaßt ist. Hettner knüpft durch seine „Italienischen Studien" gewissermaßen an die Studien seines JugendstrebenS in Italien wieder an, wenn auch im Besondern sein gereifter Blick jetzt für andere, enger an die Cullur- yeschlchte angeknüpfte Fragen offen war, al» damals in der Zeit de» frohen Genießen» und der allgemeinen Kunstbegeisterung. Die Betrachtung ist hier einem kunstgeschichtlichen Grundthema unserer Gegenwart, der Enthüllung vom geschichtlichen Werden der Renaissance zugewandt. Ich greife gleich in die Mitte de» Buche», denn ehe ich dessen Inhalt weiter andeute, möchte ich ein Hauptverdienst des Verfassers hervorheben. Ich sehe dasselbe in der Klarlegung des mühsamen, gründlichen Ringens der Renaissancekunst, die noch von so Vielen als eine zumeist aus Talent, Mäcenenthum und Schön- heitsschwelgerei basirte Geschmacksrichtung angesehen wird. Folgen wir in Bezug auf den Kampf um die Formeusprache und um die Technik den Betrachtungen des Autors, so kommen wir auch bei einem zusammen gedrängten Extract auf die Opfer ernst dargebrachter Arbeitskraft, von der unsere Kunstjünger keine Ahnung haben. In der Kunst gilt, wie Hettner fest betont, das alte Wort, daß sich der Geist den Körper baut. Er weiterung und Vertiefung deS Inhalt» ist Erweiterung und Vertiefung der Darstellung. Neue Gedanken er langen neue Formen und technische Mittel. Die Schöpferkraft der Renaissance zeigte sich in der Eroberung der neuen Formenwclt nicht minder geivaltig, als in der Eroberung des neuen Inhalt». Mit der Begeisterung für die alte Literatur war auch die Begeisterung für die alte Kunst erwacht. Bald konnte Florenz, bald konnten alle bedeutendsten Städte Italien» in den Häusern der Gelehrten und Künstler, in den Palästen und Villen der Großen sich stattlicher und allgemein zugänglicher Sammlungen antiker Bildwerke rühmen. Eine Bulle de» Papste» Piu» II. vom 28. April 1462 (vergl. S Müntz: 1.« art» L la oour äes Paps» 1878, S. 352), sucht die alten Kunstdenkmale möglichst vor Verstümmelung und Vernichtung zu sichern. Aber nur Theoretiker wie France»co Colonna, der wunderliche Verfasser de» wunderlichen Kunstroman- Hypnerotomachra, sanden ihr Genüge, in geistloser Begeisterung da» höchste Ziel
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