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Dresdner Journal : 28.10.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187910283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791028
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-10
- Tag 1879-10-28
-
Monat
1879-10
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 28.10.1879
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Sl»ttx»rt: /)a«b« L V<-.,- Lxwdsr^: F /c/ru</Aen, ^tci. Äeinee. Nersuüxekerr lkSniel. Lipeaition äe» I keiner /ouruui«, lire^Oen, Avmxers'riiüks Xo. 20. Äintlichkr Theil. Dresden, 23. October. Se. Majestät der König hat dem Pfarrer Johann Gottlieb Walther in Berz dorf a. d. E das Ritterkreuz I. Classe vom AlbrechtS- orden allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Schreiber Earl Heinrich Otto in Grünhainichen da« allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Verordnung, die im Umlaufe befindlichen Einthalerstücke und Reichsgoldmünzen betr. Um den Umfang ves Umlaufes von Einthaler stücken und Reichsgoldmünzen, sowie das gegenseitige Berhältniß beider zu einander, thunlichst übersehen zu können, ergeht hierdurch auf Antrag des Reichskanzler amtes an: I. alle, dem Ministerium des Innern unter stehende! Königlichen Behörden und Ver- waitungSstellen, welche Kassen haben, II. alle Sladträthe und die Polizeiämter zu Leip zig und Chemnitz, sowie an 111. alle Sparkassen-Berwaltunqen die Anweisung, am 30. lausenden Monats Oktober bei dem Kassenschlusse festzustellen, welche Beträge nach Markwährung: a) an Einthalerstücken b) an Reichsgolomünzen m den unter ihrer Verwaltung stehenden Kassen vor handen sind, und das Ergebinß, nach beiden Sorten a und d getrennt, spätestens bis zum 7. künftigen Monats November unter der Adresse der I. Abtheilung des Ministeriums des Innern in der vorgedachten Weise anher anzu zeigen. Dafern am 30. Oktober beim Kassenschluß Mün zen der oben unter a und b gedachten Art nicht vor handen sein sollten, sind Vacatscheine einzureichen. Dresden, am 17. October 1879. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. tMlamttichtr Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonntag, 26. Oktober, Abends. (Tel. d. Boh.) Die Verfassungspartei des Herrenhauses war heute Mittag unter Vorsitz deS Ritters v. Schmerling versammelt. An 60 Mitglieder waren anwesend. ES wurde vollständige Geheimhaltung der Ver handlung und Vereinbarung beschlossen. Man erwar tet «n der morgigen Herrenhaussitzunq einen Compro- mißantrag, beide Adreßentwürfe an die Commission zurück zuweisen. Die Annahme desselben soll gesichert sein. Un geachtet der Geheimhaltung, verlautet aus der Debatte Fol gendes : ES wurde zuerst der Versammlung mitgetheilt, daß das Streben vorhanden sei, zwischen beiden Parteien ein Conipromiß bezüglich der Adresse herbeizusühren. In dcr Diskussion hierüber stimmten alle Anwesenden darüber überein, daß an dem politischen Inhalte des Majori- tätsadreßentwurseS nichts yeändert werden dürfe, da hierin die Verfassungspartet ihren principiellen Stand punkt und ihr Programm ausgesprochen habe; aber zweckmäßigen sachlichen Amendements könnte zuge- stimmt werden, zum Beispiel bezüglich deS Wehrge- > .«- — Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. Das ethnologische Museum. II. Beginnen wir nun unsere Wanderung. Vor dem Eingänge in den Saal wersen wir einen Blick auf dir beiden Weltkarten, welche uns die ethnologischen Systeme von Bastian in Berlin und Gerland in Straßburg veranschaulichen. Man wird manche Abweichungen in Bezug aus die Eintheilung der Menschheit in verschie dene Racen gewahren und man darf getrost gestehen, daß unter den Fachgenossen keineswegs eine Einigung darüber besteht, wie viele Menschenracen anzunehmen seien. Nach Darwin sind e» nur 2, nach Cuvier 3, nach Kant 4, nach Blumenbach 5, nach Buffon und Gerland 6, nach Prichard und Peschel 7, nach Agazziz 8, nach Pickering 11, nach Häckel und Friedr. Müller 12 u. s. w. b>» wir zu 60 und mehr gelangen. Die populärste und weltbekannte Eintheilung ist die Blu- menbach'sche, die mit allerlei Zusätzen und Namens änderungen immer wieder durchblickt. Im Saale selbst treffen wir zuerst auf die süd amerikanische Abtheilung, welche sich dem Auge sofort auf» Angenehmstr präsentirt durch den Schmuck der bunten Federkronen; die verschiedene Behandlung deS Material» lehrt den Vergleich zwischen den Gruppen vom Amazonenstrom und der Guayana. Ein Pracht stück ist der au» dunkeln und weißen Federn doppel seitig gearbeitete Mantel au» Mexico. Selten und kostbar sind die au» braunem Holz geschnitzten Keulen setzes, da hierfür schon früher in der VerfassungSpartei Stimmen sich erhoben. Baron KrauS wurde beauftragt, ein solches Amendement bezüglich de» Wehrgesetzes einzubringen. Die Amendements werden mit den Adreßentwürsen an die Commission verwiesen werden. Die Verfassungspartei sprach sich ferner dafür aus, eine Generaldebatte über die Adresse zu vermeiden; wenn aber die Gegenpartei die Generaldebatte er öffnet, wurden Schmerling, v. Arneth und v. Plener designirt, sich daran zu betheiligen. Es ist definitiv festgestellt, daß keine Börsen- steuervorlagr erfolgt. Buda-Pest, Sonntag, 26. Oktober, Abends. <W. T. B.) Wie der „Pester Lloyd" wissen will, hätte der österreichisch-ungarische Botschafter in Konstantinopel, Graf Zichy, gestern um seine Ent lassung nachgrsuckt. Lyon, Sonntag, 26. Oktober, Abends. (W. T. B ) Garel, welcher jüngst mitamnestirt wurde, ist heute hier zum Mumcipalrath gewählt worden. London, Montag, 27. Oktober. '(Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein aus Kabul datirtes Tele gramm des „Standard" meldet aus Kushi, Ge neral Gough habe mehrere Tausend von MongolS, die das englische Lager am Shutargardan um- zingelt hatten, zerstreut. Zn Kabul find 5 Beamte wegen Theilnahme an dem Massacre hingerichtrt worden. Der „Times" telegraphirt man auS Phila delphia: William Krllcy, der Vertreter Phila delphias im nordamerikanischen Kongreß, welcher kürzlich mit dem Fürsten Bismarck über die Sil- brrwährung conferirte, veröffentlicht einen Brief, in welchem er constatirt, der deutsche Reichskanz ler habe ihm niemals gesagt, daß Deutschland unter den jetzigen Umständen die Doppelwährung annehmen wolle; Kürst Bismarck habe aber ge sagt, Deutschland hätte die Konferenz über die Silbrrwährung im vorigen Jahre beschicken sollen und würde bei der nächsten Konferenz vertreten sein. Kelley fügt hinzu, ihm sei auch sonst von maßgebenden Stellen versichert worden, daß Deutsch land Delegirte zur Konferenz senden werde, welche die Regierung der Union bald zusammenberufen müsse. Bukarest, Sonntag, 26. Oktober. (Tel. d Boh.) Nach hierher gelangten diplomatischen Mittheilungen werden die Mächte der schrittweisen Lösung der Judrnfrage, wie sie von der Kammer und dem Senat beschlossen worden, keinen Wider stand entgegensetzen. (Vgl. die „Tagesgeschichte.*) Bukarest, Sonntag, 26. Oktober, Abends. (W. T. B) Die Mitglieder der Arab-Tabia- Commisfion sind heute von hier nach Silistria abgereist. Layesgeschichk. Dresden, 27. Oktober. Ihre Majestäten der König und die Königin sind vorgestern Abend vom königl. Jagdjchlosfe Wermsdorf nach der königl. Villa zu Strehlen, Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzeffin Georg und Prinzessin Mathilde nach der Villa zu Hosterwitz zurückgekehrt. Dresden, 27. October. Bei der am 23. d. Mts. stattgefundenen Wahl eines Abgeordneten zur Zweiten Kammer im 22. städtifchen Wahlkreise (Elster berg, Netzschkau, Mylau, Lengenfeld, Treuen) ist der Gutsbesitzer Hermann Grimm in Reichenham gewählt worden. mit Ornamenten aus weißem Grunde. Die gegenwär tigen Volkstrachten in Mexico sind durch eine ganze Collection bekleideter Figuren vorgesührt. Zu den Alterthümern gehören die Urnen aus Chiriqui in Centroamerika, die Thonfiguren aus Mexico und ein peruanischer dunkler Maskenkopf, der aus Trachyt ge meißelt ist. AuS dem Gebiet der nordamerikanischen Jagd indianer liegt vor das Lederhemd eines Häuptlings mit einer originellen Büffelzeichnung aus dem Rücken. Die Indianer sind Liebhaber der zeichnenden Künste, sie bemalen das Ledergewand wie das Lederzelt und wissen auch gemalte Briefe zu verfassen. Canadischen Jägern gehörten die gestickte Ledertasche, der Tomahawk, der Lederköcher, der runde mit Adlerfedern gezierte Schild. Aus dem polaren Norden stammen, von den Alvuten, die Mäntel aus Fischblase. Ueber die Brücke der genannten Inselgruppe wagen wir den Sprung zur asiatischen Ostküste, zum Jnselreiche de» Mikado. Japan» altbewährter Ruhm in seinen Bronzen leuchtet auch in unserer kleinen Sammlung. Da» Kostbarste sind die beiden großen, mit Silber eingelegten Vasen. Der Humor des talentvollen Volk» giebt sich in mancherlei HauSrath kund; da sehen wir einen Frosch al» Lampe, einen Storch al» Lichtträger und mehrere originelle Leuchter. Oben im Schranke aufgerollt zeigt sich in Bildern die Leidensgeschichte eine» Heiligen. Auf den GlaStafeln liegen ferner zierliche Schnitzereien in Holz und Elfenbein, Lackarbeiten, unter denen namentlich jene hervorgehoben werden müssen, bei denen durch übereinander gelegte und dann au-geschnittene Lackschichten erhabene Figuren geschaffen sind. Japa nische Stände und Trachten führen sich in bekleideten * Berlin, 25. October. Der Ausschuß des Bun- deSraths für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse desselben für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen und der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sitzungen. — Der Land tag wird, wie bereits telegraphisch gemeldet, am Diens tag Mittag um 12 Uhr im weißen Saale deS königl. Schlosses durch den Kaiser eröffnet. In beiden Häu sern finden darauf die ersten Sitzungen Statt. DaS Herrenhaus wird sich sofort constituiren und, wie die „K. Z.* hört, das vorjährige Präsidium, aus welchem daS liberale Mitglied, der Staatsminister a. D. v. Bernuth, bereits beseitigt worden war, wiederwählen. Im Abgeordnetenhause wird die Legislaturperiode ge- schästSordnungSmäßig durch den Alterspräsidenten v. Böckum Dolffs eröffn-t werden. Die Präsidentenwahl dürfte erst am Donnerstag oder gar Freitag vollzogen werden. Unter den Landtagsvorlagen befinden sich das Communalsteuergesetz und das Schankgesetz — Die Audienz, um welche der Vorstand der General- synode bei Er. Majestät dem Kaiser nachgesucht hat, wird erst nn Laufe der nächsten Woche stattfinden. In der heutigen Sitzung wurde von der Synode das Kirchengesetz über das Emeritenwesen in zweiter Lesung angenommen. ES wurde eine Reihe unwesentlicher Amendements, sowie ein Antrag des Synodalen v Liliencron angenommen, welcher bezweckt, die Kirchen steuern nicht durch die kirchlichen, sondern durch die Staatsbehörden einziehen zu lassen. Den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Berathung über die Denkschrift des Oberklrchenrathes, betreffend das Berhältniß der evangelischen Kirche zur Volksschule. Die drei Berichterstatter: geh. Oberregie- rungsralh l)r. Schrader-KönigSberg (von der evan gelischen Vereinigung), Seminardirector Heuber-Neu- zelle (positive Union) und Pfarrer Seeliger-Streesow (confessionell) legten in einem gemeinsamen Anträge die Forderungen dar, welche der evangelische Ober- kirchenrath bei der königl. Staatsregierung mit Nach druck geltend zu machen von der Synode ausgesordert werden soll, und beantragten ferner, daß die General synode durch Annahme dieser Forderungen die in der Angelegenheit der Volksschule elngegangenen Petitionen für erledigt erachte. Der geh. OberregierungSrath Dr. Schrader gab unter dem lebhaften Beifall der Synode in seinem Referat ein technisches Meisterstück in Zu sammenfassung der allgemeinen Voraussetzungen und Grundbedingungen, aus denen die CommissionSvor- schläge hervorgegangen. Die Berichterstatter stellen gemeinsam folgenden Antrag: Die hochwürdige Gciieralfynode wolle den evangelischen Oberkirchenraih unter dankbarer Anerkennung seiner bisherigen Bemühungen ersuchen, auch ferner bei der königl Eiaais- regierung nachdrücklichst daraus Hinzuwirten: l) daß der evangelischen BolkSschule und soweit möglich, auch de» höheren Schulen der consessionelle Charakter gewahrt werde: daß des halb die Zahl der Simullanjchulen aus daS unabweiSliche Bedürsniß beschränkt werde; ») daß die Kreis- und Bezcrts- schultnspection möglichst nach der Consession der unterstellten Schulen geschieden werde; 4) daß den evangelischen Geist lichen die Schulinspectton in jedem einzelnen Falle nur mit Genehmigung ihrer geistlichen Behörde vom Staate über tragen und nur noch Anhörung derselben abgenommen wer den dürje; L) daß da, wo besondere Kreis- und Localschul- injpcctoren im Hauptamt angestellt sind, doS Recht der Kirche zur Geltung komme, durch ihre Behörden und Organe den Religionsunterricht zu leiten; «) daß bei Feststellung der Be sähigung zur Ertheilung deS evangelischen Religionsunter richtes in den Volksschulen die evangelische Kirche durch einen Vertreter milwirke; 7) daß in den zum Gebrauch in evange lischen schulen bestimmten deutschen Lesebüchern die Haupt- erscheinungen aus der Entwicklung der evangelischen Kirche, insonderheit auch au« der ResormationSgeschichte die gebührende Berücksichtigung erhalten; 8) daß der Gebrauch des kleinen lutherischen Katechismus in den Volksschulen innerhalb seines Geltungsbereich» in keinerlei Weise eingeschränkt werde Unter gespanntester Aufmerksamkeit der Synode Puppen ein. Darunter befindet sich eine Anzahl präch tiger japanischer Waffen, namentlich die langen und kurzen Schwerter von vorzüglichem Stahl. Bekanntlich darf in Japan nur dcr Adel zwei Schwerter, ein lange» und ein kurzes tragen, und führt daneben noch ein kürzeres dvlchartiges Messer, um, wenn das Schicksal an ihn herantritt, a> sich selbst daS Hakariru (Bauch- ausschnndcn) zu vollziehen. Die Japaner zeichnen sich durch zweierlei Charaktereigenschaften auS, die alle ihren Nachbarn fehlen. 1) Sie legen Gewicht auf persönliche Ehre, 2) sie sind Freunde der schönen Natur und wissen sie zu genießen. DaS ganze Leben und Treiben deS Volkes erklären unS die dem Schranke gegenüber an der Wand angebrachten Bilder eine» zu- sammenhängcnden Buche». Die Japaner haben aber noch eine rühmliche Eigenschaft, sie sind große Kinder- freunde und haben zur Erheiterung ihrer kleinen Lieb linge mehr Kinderspiele nnd Kinderjpielzeuge erdacht als irgend ein andere- Volk. Eine kleine Sammlung derartiger Spielgeräthe ist gleichfalls ausgestellt. Hier wird unsere Wanderung in Ostasien durch die in den nächsten Schränken untergebrachte Gall'sche Schädelsammlung (GypSabgüsse der Köpfe berühmter Personen, Verbrecher und Geisteskranker) unterbrochen, an welch« sich zahlreiche ethnologisch wichtigere Schä del, al» Racenschädel der Altperuaner, Araucaner, sowie eine werthvolle Reihe von Schädeln au» dem austral- asiatischen Gebiete anschließen. Unter diesen fallen durch d»e an dem knöchernen Schädeldach selbst auS- gesührten Schnitzereien die Schädel von Borneo auf; daneben präsentirt sich, durch schwarze» Linienornament ausfällig, ein nur Halder Schädel, von dem die andere Hälft« sich im Museum in Pari» befindet. Ferner legte hierauf der Cultusminister v. Puttkamer die Stellung der Regierung zur vorliegenden Frage dar. Cultusminister v. Puttkamer: Meine Herren, wenn ich um die Lrianbniß bitte, in dieser auch für den Staat und für ihn ganz besonders wichtiger Angelegenheit das Wort zu ergreifen, so kann ich es nicht als meine Aufgabe betrachten, hier an dieser Stelle und in diesem Saale augenblicklich eine politische Verantwortlichkeit für irgend einen Act der mir an- verirauten Verwaltung zu vcrtheidigen oder in irgend welche Engagements der Synode gegenüber einzugehen. Ich werde darüber nächst meinem König und Herrn, an einem anderen Orte, nämlich vor der politischen Vertretung deS Landes Rechenschaft zu geben haben, und ich glaube, es wird mir reichlich Gelegenheit dazu gegeben werden. Ich betrachte meine Ausführungen, die ich in aller Kürze machen werde, alS nicht», denn als einen von gegenseitigem Wohlwollen, und ich bosfe, von gegenseitigem Vertrauen (Zustimmung) getragenen Mei nungsaustausch zwischen mir und dieser hochwürbigen Ver sammlung. Meine Herren, andererseits muß ich doch aber auch sagen, daß. wenn ich Thatsachen vor mir habe, daß dcr Gesammlvertretungskörper der evangelischen Kirche Preußens sich mit der Vorlage des Oberkirchenrathes besaßt, daß, wenn zu dieser Vorlage drei Referenten, welche, wie ich glaube, säst die Gesammlheit dieses Hauses repräsemircn, sich vereinigt haben, Ihnen eine Reihe von Beschlüssen vorzuschiagen, jo sind daS Dinge, die ich von meinem Standpunkt auS nicht ignoriren kann, und die mir die Pflicht auslegcn, über diese hochwichtigen Angelegenheiten doch auch Einige» hier zu sagen. Ich glaube, man würde ei kaum verstehen, wenn ich bei dieser Sachlage mich einfach in ein bureaukratisches Schweigen hüllen wollte. Wenn ich nun mit einigen Worten aus den Gegenstand der Vorlage zurück komme, so meine ich, daß die Ueberzeugung, daß die Volkserziehung ohne eine religiöse Grundlage nicht bestehen könne, baß die Volksschule nicht bloS Bildungs- sondern in erster Linie Er ziehungsanstalt jein müsse, sich gerade in den letzten Zeilen in immer breiterer Weise und in immer weiteren Kreisen Zeitung verschafft hat. Noch die letzten, in unserer aller Gedächiniß stehenden, sehr lebhaften öffentlichen Diskussionen haben das ganz prägnant in den Vordergrund gestellt, und selbst poli tische Richtungen, welche den Gesammlanschauungeu der großen Mehrheit die>eS Hauses sehr entsernt stehen, sind beflisse» ge wesen in ihren öffentlichen Kundgebungen zu betonen, daß auch sie die religiösen Grundlagen unseres Volksjchulwesens nicht anzutasten gesonnen seien. Freilich über da» Maß Dessen, was hier zu sondern und zu gestatten ist, gehen dre Meinungen sehr auseinander Wer der Ansicht ist, daß dieser religiösen Grund lage der Volksschule Genüge geschehe bereits dadurch daß man den Religionsunterricht zu einem einzelnen Unterrichlsgegen- stand herabjetze und ihn gewissermaßen ijolire von dem Ge- sammtsystcm der Schule, der begnügt sich allerdings wie mir scheint, mit etwas Wenigem. (Sehr gut!) Wer dagegen der Meinung ist, daß die Religion, wie >n den höheren Schulen die clajsijchen Sprachen, in der Volksschule der Unterricht x°-r' sein müsse, wer der Meinung ist, daß die religiöse Umer- wtljung das Lenlrum und den Mittelpunkt des ganzen Unterrichts- system» der Volksschule bilden müsse, der kann sich bei dem zuerst gekennzeichneten Slandpunkte nicht beruhigen Ta haben Sie in voce und in aller Kürze den Gegensatz zwischen der paritäti schen und consessionellen Schuir. Nun hat sich die preußische Verwaltung ja mit diesen Schulangelegcnheiten auf bas Ein gehendste beschäftigt und ihren Standpunkt rückhaltlos aus- geiprochen. Ich muß zunächst hierbei aus Einiges zurück- kommen, was der zweite Referent in seinem Vortrage an geregt hat: Die Schule war bis 1853 nicht ausdrücklich Siaatsanftalt und ist es erst seit 1853 geworden. Tas ist ein vollständiger historijcher und gesetzlicher Jrrthum Die preu ßische Volksschule ist seit tOV Jahren Siaatsanftalt, und der Staat kann die Herrschaft und das Eigeniyum der Schule mit Niemandem iheilen; er wird sch der schwesterlichen Mitwirkung der Kirche — und er glaubt ihrer nicht entbehren zu können — stets mit Freude und ausgiebig zu bedienen den Wunsch haben , aber die Entscheidungen auf diesem Gebiete regeln sich ausschließlich nach staatlichen Gesichtspunkten. Wenn der zweite Herr Referent dann den mir sehr auffallenden Ausspruch lhat, daß in den letzten Jahren das BolkSschulwesen auch in seinen äußeren Leistungen zurückgegangen sei, so ist das ein ebenso großer Jrrthum (Hört! hört! link») Ich habe zu consiattren, daß ich die .allgemeinen Bestimmungen" vom Oktober 1872 in einer ganzen Reihe von amtlichen Stellungen auSzusühren berusen gewesen bin, und ich würde meln Gewissen schwer be lastet haben, wenn ich diese Ausführung übernommen und mir dabei hätte sagen müssen: diese Bestimmungen sind geeignet, den religiösen Grund des VolkSschulunterrichts zu zerstören oder auch nur anzutaüen! Ich kann diese Meinung nicht theücn und werde bei allem sesten Vorsatz, der Kirche an Mitwirkung bei der Leitung da» Gebührende zu geben, keine Veranlassung haben, generell an den Grundlagen zu rütteln, welche die allge meinen Bestimmungen von l872 enthalten. Nun meine Herren, erlauben Sie mir, nachdem ich meinen Standpunkt Ihnen hin reichend gekennzeichnet habe, Ihnen noch an das Herz zu legen, waS mich bei dieser Frage ganz besonders bewegt Alle Fragen, mache ich noch auf die künstliche Verbildung der Schädel von Mmdanao (Philippinen) und aus die selten zu erlangenden Schädel von der Insel NiaS aufmerksam. Bor Allem werthvoller ist die große Meyer'sche Sammlung der Papuaschädel von Neuguinea. Beachtenswerlh sind auch die Gypsabgüsse dcr über dem Leben geformten Raceköpfe, welche von dcr fran zösischen Expedition deS Schiffes „Astrolabc" unter dem Capitän Dumont d'Urville vor mehr als vierzig Jahren mit heimgebracht wurden. Endlich haben noch 150 normale Männerschädel vom Leipziger Schlacht felde, früher im Besitz der medicinisch-chi''urgischen Akademie, hier ihre Aufstellung gesunden. Darauf folgt der Abschluß der japanischen Samm lung in dem schon besprochenen, Mit Fächern gefüllten Schranke. Es verlohnt sich schon, einen Blick auf die hübsche Malerei oder die geschmackvolle Arbeit zu wer fen; auf einem derselben ist sogar ein Eisenbahnzug m Gestalt von zwei Waggon- dargestellt. AuS dem, von dem Schenkgeber dieser Sammlung, Consul Zappe, mit- getheilten PreiScourant entnehmen wir, daß van der billigsten Sorte 100 Stück 1 Dollar, von der theuer- sten aber 85 Dollars kosten. An Japan schließt sich naturgemäß China an. Hier sind wieder die in Küpser emaillirtcn Vasen und Tempelgefäße von vollendeter Arbeit hcrvorzuheden. Auf den ersten Anblick möchte man sie für buntbe malte Porzellangrsäße halten; Sllberfiligranarbciten und Elfenbeinschnitzereien sind uns von den Chinesen schon bekannt, von jenem Volke, welchem, wie die Araber sagen, Allah den Geist in die Hände gelegt Hot. Seltner möchte ein au- grünem Jadcstem gc. schnittener Mandannenstab zu finden sein. An ver
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