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Dresdner Journal : 29.10.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187910296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791029
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791029
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-10
- Tag 1879-10-29
-
Monat
1879-10
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 29.10.1879
- Autor
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M 252 Mittwoch, den 29. Oktober. 187S zvonnoment^peelKi Im xan?sn 4«. t«cdsi» Nilvd« ^Lkrlick: . . 18 Ksric j4 jükrliek: 4 Kark SO Ok. Lio^Iov Xunimorn: lü ^u»»«rd»ld <1o«<1eut«etieo k»ivkk« tritt Post- u»6 Ltempelru^cülaj; kinru. Inüvratcuprvlüer kyr 6sn kaum einer ^««pnltenen ?etitrvile 20 ?f. Unter „kinkernoät" äiv 2«ile SV kf. DresiMerÄmMl. ki-«lveto«or lä^lick inii ^i»n:iüm8 6er 8nnn- nn6 k'eiertaFe ^r>8nü» Mr 6en sol^einien Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. ln<«erate»»nnatime »NR«iirt^ r l^ipriz: Fr Lran^tetter, 0omm>8^ic>nür <>88 Ure«6ver ckouruit»; 8»mdurU -N«rlto Vi«o I.»iprtss LLsvI -vro,I»u rr t ». Il: //uci8en8trin L koy/er, Lerlm Vi^n-kk.n? > e- kr»x-l.«iprix-kr»i>t!knrt » I,!. »noemu: Lerlm: §. verniet, /nr<>//6, , Li em«»: /. / Sr»»>Lu: />. LtanAen's IMrenu; 0k»wmlr: />. ?r»ukkurt ». tl F ^«<Arr'8et>e u. t>'. //rrrmui.n- «eüe Unet>k«n6>nnj;; (Zörliir: <r. .V«7/r> Hannover: <7. k»r>» LerUo-kranlisurt » Ll Stnltxart: Daud« L v«,.,' Lawdor^: F Fü. Lteiner. Neraiiaxvdvr: Nüni«!. L»pe6itioo 6e» I »reiner 6ourvnl», Vreden, ^viu^8r8ir»88« Xo Lv. Kachöeliessun^en auf das „Dresdner Journal" für die Monate November und December werden zu dem Preise vou 3 Mark angenommen für Dresden bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts bei den betreffen den Postanstalten. In Dresden-Neustadt können Abonnements bestellungen auf das „Dresdner Journal" abge geben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 31), woselbst auch Inserate zur Beför derung an unser Blatt angenommen werden. Ueber die Verhandlungen des sächsischen Landtags wird das „Dresdner Journal" aus führlich und schnell und — wie bisher — in besondern Beilagen berichten. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnsertionSgpbührcn werden im Jnseraten- theile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingesandtes" sind die Jnsertions- gebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt, kömyl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 21. October. Se. Majestät der König bat dem Lehrer em^r. Christian Carl Friedrich Schubert in Bermsgrün das Albrechtskreuz aller- gnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 22. October. Se. Majestät der König hat dem Pfarrer «wer. Carl Zeis in Somsdorf das Ritterkreuz I. Classe vom Albrechtsorden allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 25. October. Se. Majestät der König hat dem Schlachtsteuer Einnehmer Karl Gottfried Jäh nig in Baalsdorf das allgemeine Ehrenzeichen aller gnädigst zu verleihen geruht. tMtlimLlichtr Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 28. Oktober, Mittags. (Tel. d. Tresdn. Journ.) Der Landtag der preußi schen Monarchie ist soeben im weißen Saale des königl. Schlosses durch Se. Majestät den Kaiser mit einer Thronrede eröffnet worden. In der Thronrede dankt der Kaiser für die Be weise der Theilnahme, welche ihm aus allen Kreisen des Bölkes bei der Feier feiner goldenen Hochzeit ent gegengebracht worden sind, und hebt sodann hervor, daß der Staatshaushalt infolge der Mehreinnahmen, welche durch die Steuerreform im Reiche aus den Erträgen der Zölle und der Tabaksteuer den einzelnen Staaten zufließen sollen, im Laufe der nächsten Jahre allmählich erhebliche Erleichterungen erfahren werde. Die augen blickliche Finanzlage werde jedoch noch wesentlich durch die Nachwirkung der seitherigen Verhältnisse bestimmt. In den letzten Jahren haben die Einnahmen zur Be streitung der Ausgaben nicht hingereicht. Die zur Er gänzung erforderlichen Mittel werden wiederum durch eine Anleihe zu beschaffen sein. Die Thronrede kün digt sodann einen Gesetzentwurf an, betreffend die Regelung der Verwendung der dcni Staatshaushalte aus dem Ertrage der Reichssteuern zufließenden Mehr einnahmen zu Nachlässen an der Klassen- und Ein kommensteuer. Eine durchgreifende Reform der directen Besteuerung wird bis zu einer günstigeren Gestaltung der Finanzlage vorzubehalten sein. Weiter kündigt die Thronrede einen Gesetzentwurf an, betreffend die Einführung einer Steuer auf den Ausschank geistiger Getränke, ferner eme Vorlage der Verträge, betreffend die Ueberführung wichtiger Actien- eijenbahnunternehmungen in die Hände des StaateS, und einen Gesetzentwurf, betreffend die Ausführung neuer Eisenbahnlinie» mit Unterstützung des Staates; sodann eine Denkschrift über die Ziele der Regulirung der 5 Hauptströme. Die weitere Durchführung der Verwaltungsreform erfordert Abänderungen in der Einrichtung der höheren Verwaltungsbehörden und deren gleichzeitige Einfüh rung in der gesammten Monarchie. Ebenso ist die Ausdehnung der Verwaltungsgerichtsbarkeit ans das ganze Staatsgebiet erforderlich. Die betreffenden Ge setzentwürfe werden dem Landtage vorgelegt werden. D:e Regierung wird sich angelegen fein lassen, den Erlaß der Kreis- und Provinzialordnungen für die jenigen Landestheile unausgesetzt zu fördern, welche der Verwaltungsreform entsprechende Ordnungen noch nicht besitzen. Die Großfürsten Sergei und Paul, die beiden jüngsten Söhne deS Kaisers von Rußland, sind gestern Abend A8 Uhr hier eingetroffen und be grüßten heute Se. Majestät den Kaiser und die königlichen Prinzen. Nachmittags findet zu Ehren der Großfürsten rin größere» Diner beim Kaiser Statt. Wien, Montag, 27. October, Abends. (Tel. d. Boh.) Die heutige Sitzung des Herrenhauses (vgl. den ausführlichen Sitzungsbericht unter „TageS- geschichte") bot einen hochinteressanten Anblick. Das Erscheinen der Erzberzöge Albrecht, Karl Ludwig und Ludwig Victor kam überraschend. Nach der Abstimmung zu Gunsten der Majori- tätsadresse entfernten sich die Erzberzöge sofort. Das ganze Haus erhob sich. Kürst Karl Auers perg und Iti. Unger waren anwesend, Letzterer trotzdem, daß er einen längern Urlaub hatte. Der Umstand, daß der Ministerpräsident Graf Taaffe bei der dritten Lesung selbst für die Adresse der Majorität stimmte, wird so erklärt, daß Taaffe sich nicht als Parteimann betrachte, und wiewohl er da» Bestreben der Rechten nach Versöhnung und Verständigung theilt, dock auck andererseits mit der Linken darin übereinstimmt, daß die Verfassung zu hüten und ihre Errungen schaften nicht preiszugeben sind Die Adrcßdebatte im Abgeordnetenhaus! soll am Mittwoch eröffnet und bis zum Schluß der Woche eventuell mit Abendfitzungen beendet werden. Buda-Pest, Montag, 27. October, Abends. (W. T. B) Der Kinanzministrr Graf Szapary wird morgen dem Unterhause folgende Gesetzent würfe verlegen: 1) Einen Gesetzentwurf, betreffend die Regulirung der Erwerbsteuer, hieraus wird ein Mehrerlrägmß von 800000 Fl. erwartet; 2) einen Gesetzentwurf über Abänderungen der Transportsteuer, welche ein Plus von 800000 Fl. ergeben sollen; 3) einen Ent wurf, betreffend die Einführung einer Gewinnsteuer, welche ein Plus von 60s>00 Fl. ergeben soll; 4) die Einführung einer Militärtaxe, aus welcher ein E^träg- niß von 2H Millionen erwartet wird; 5) ein Gesetz, betreffend die Einführung einer Weg- und Brücken mauth; 6) einen Entwurf über den Aufschub der Capitalstilgung für die ungarische und siebenbürger Grundentlastung und Weinzehntobligationen. Die Er- sparniß hierdurch wird pro 1880 mit ca 2800000 Fl. berechnet und soll in den späteren Jahren jährlich 3H Millionen betragen. Die für den 1. November anberaumte Verloosung der Grundentlastungen wird durch diese Maßregel noch nicht berührt. Der Kinanzministrr wird morgen ferner den Budgetrntwurf pro 1880 vorlegen. Die Gejammtausgaben sind hiernach auf rund 253 Millionen, die Gesammteinnahmen auf 236 Millionen veranschlagt. Das Deficit beträgt sonach I7 3OOOOO Fl. Da jedoch gleichzeitig der Petroleumzoll erhöht wird, was für die ganze Monarchie 5 Millionen Fl. ausmacht, wovon auf Ungarn 1800000 entfallen, so reducirt sich das Deficit auf 15H Millionen Fl. Hier zu kommen an Kosten für die Occupation Bosniens noch 2H Millionen, fo daß sich das gejammte Deficit auf 18 Millionen stellt. Für das Jahr 187!) war das Gejammldeficit aus 36)4 Millionen veranschlagt, so daß bas Deficit pro 1880 18)4 Millionen Fl. weniger beträgt. Gleichzeitig mit dem Budgetenlwurfe wird der Fmanzmimster den Bericht über den Renten- verkaus und die Einlösung von 153 Millionen Schatz bons vorlegen. Für letzteren Zweck wurden verwendet effektiv 180 Millionen Fl., wovon 178 Millionen durch den Rentenverkauf und 2 Millionen durch den Verkauf kleinerer Staatsgüter gedeckt wurden. Der Flnanzmmister war ermächtigt, in diesem Jahre 100 Millionen Gold und für Szegedin 3 800000 Gold durch Creditoperationen zu beschaffen. That- sachlich wurden nur 102 700 000 beschafft, wovon nach Einlösung der Schatzbons und des bisherigen Bedarfs des laufenden Jahres Ende October 20 Millionen zur Verfügung bleiben, und zwar in den Staatskassen 15 Millionen und verzinslich angelegt 14 Millionen. Außerdem stehen 15 Millionen noch nicht emiltirte Goldrente zur Verfügung, fo vaß auS dem vorhandenen Kasjenvorrath ohne Inanspruchnahme der für das nächste Jahr zu votirenden Creditoperationen der Ja nuarcoupon eingelöst werden kann, welcher bei der Goldrente allein 14 Millionen ausmacht. Paris, Montag, 27. Oktober, Abends. (W. T. B.) Anläßlich de» jüngsten Empfanges von Don EarloS in der Militärschule von Saumur hat der Kriegsminister eine Tisciplinarstrafe über den Eommandanten dieser Schule, General L'Hoste, verhängt. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „TageSgeschichte".) Der Generalrath deS SeinedepartemcntS hat mit allen gegen 4 Stimmen eine Resolution zu Gunsten der vollständigen Amnestie angenommen. Madrid, Dienstag, 28. October. (Tel. d. Tresdn. Journ.) Das ministerielle Journal „Chro- nista" meldet: Der Ministrrrath nahm gestern den Gesetzentwurf, betreffend dir Abschaffung der Scla- verei auf der Insel Euba, auf folgender Grund läge an: Die Abschaffung der Sklaverei erfolgt unmittelbar mit Veröffentlichung dieses Gesetze». Die Freigelassenen sollen unter dem Schutze ihrer bisherigen Besitzer bleiben, welche verpflichtet find, ihnen Lohn zu geben. 8 Jahre hindurch wird am Schlüsse jedes Jahres der 8. Theil der Kreige- lassenen durch das LooS vollständig frei. London, Montag, 27. Oktober, Abends. W. T. B.) Heute wurde zwischen der Orient Dampfer rompagnie und der Liverpooler Pacific Dampfer- compagnie ein Vertrag abgeschlossen, wonach vom Januar 1880 ab ein 14 tägiger Dampferdienst nach Australien eintritt. Bukarest, Montag, 27. Oktober, Abends. (W. T. B.) Zn einer der nächsten Sitzungen der Drputirtenkammer wird die Regierung derselben einen Entwurf über die Verstaatlichung der Eisen bahnen zur Annahme vorlegen. (Vgl. die „Tages geschichtet) Tagesgeschichte. * Berlin, 27. October. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Auf feiner Reise durch die Rheinproviiiz hat der Herr Minister v. Puttkamer die Gelegenheit, welche ihm ein Festmahl in Essen darbot, ergriffen, um den Gefühlen der Freude und Dankbarkeit Aus druck zu geben, welche jede Vereinigung patriotischer Männer darüber empfindet, daß es Sr. Majestät dem Kaiser vergönnt ist, nach so schweren körperlichen Lei den seinen Regentenpflichten wieder mit derselben Hin gebung und Selbstverleugnung obzuliegcn wie seit (ei nem Regierungsantritt. Wenn nach der „Essener Zei tung" der Herr Redner den Trinkspruch mit einer Bezugnahme auf die tags zuvor von der „Kölnischen Zeitung" geblochten Mlttheilungen über das Ergeb - niß der Wiener Besprechungen geschlossen zu ha ben scheint, so dürfen wir an die Warnung erinnern, welche wir vor einigen Tagen auszusprechen uns ver pflichtet gehalten haben, lieber die Verhandlungen in Wien können nur sehr wenige Personen zuverlässig unterrichtet jein; und nach den durch die Reichsver fassung geordneten Competenzverhältniffen würde es ein Fehlschluß sein, anzunehmen, daß der preußische Herr Cultusminister über einen Act der Politik des Reiches genau iuformirt sei und unter den sich widersprechenden Zeitungsnachrichten gerade die An gaben der „Kölnischen Zeitung" als authentisch habe bezeichnen können. — Auch die „Post" wird darauf aufmerksam gemacht, daß es sehr bedenklich sei, auf den Trinkspruch des Hrn. v. Puttkamer hm die scheinbaren Enthüllungen der „Kölnischen Zel'uug" über das Resultat der in Wien eben getroffenen Ab machungen als richtig anzunehmen. Es scheine viel mehr, daß der Cultusminister seine Jniormationen — wie er ja ausdrücklich auf die „Kölnische Zeitung" Bezug genommen haben soll — aus den Nachrichten öffentlicher Blätter geschöpft hat, ohne über seinem Ressort fernliegende diplomatische Vorgänge genau unterrichtet zu sein. — Wie die „Post" vernimmt, sollen der Staatsminister Or. Friedenthal und Graf Eulenburg-Liebenberg ins Herrenhaus berufen sein. — Dem Landtage wird der Entwurf einer Gejindeordnung vorgelegt werden. —In der heutigen Sitzung der Generalsynode theilte der Vorsitzende mit, daß Se. Majestät der Kaiser den Vorstand dec Generalsynode gestern in einer Audienz empfangen und demselben seine große Befriedigung über den bis herigen Verlauf der Sitzungen kund zu geben geruht hat. Hieraus verhandelte die Synode über die wich tigsten Paragraphen der Trauordnung, Atz 12 bis 15, welche die Fälle der Versagung der Trauung, die Wiederverheirathung Geschiedener und die Ordnung des Recursversahrens bei verweigerter Zulässigkeit der Trauung betreffen. Zunächst findet die Generaldis- cuffion über diese jämmtlichcn Paragraphen Statt. Der Reser ent v. Rödenbeck geht insbesondere auf die nach gemeinsamer Auslegung der evangelischen Kirche aner kannten LcheidungSgründe des Ehebruches und der böslichen Lerlasjung naher ein und begründet gegenüber der laxen Cyc- scheidungsvraxiS die Nolhwcndigkeil. un kirchlichen Interesse die nach Analogie der böslichen Bcrlassung ausgestellten Zchei dungsgründe des Landrcchles als mi. dem Worte Gottes in Widerspruch abzuweijen Mijsionsdircctor Or. Fabri weist aus die princlpiclle Wichtigkeit der Civüslandsgejetzgebung hin, durch welche erst die evangelische Kirche nicht nur berechtigt, sondern auch ge- nöthigt worden, frei ihren Weg zu gehen und die Bedingungen der kirchlichen Trauung nach GolleS Wort zu regeln. Redner erwähnt tadelnd den früheren Präsidenten des evangelischen LberkirchenratheS, der ein getchäriteS Staatskirchenlhum unter Zugabe parlamentarischer Formen erstrebt habe. EuiSbcsitzcr Seydel (Lhelcheu spricht nanienS der Linken gegen die Vorlage sowohl in der Fassung der Commission, wie Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Montag, den 27. October fand im Saale deS „Hotel de Saxe" das Eonccrt des Hrn. Sigismund Blumner Statt. Der Concertgeber ist uns wohlbe kannt als hervorragender Pianist, der mit einer ge diegen durchgebildeten virtuosen Technik eine musikalisch intelligente, durchdachte und sorgfältige Durcharbeitung feines VortragS verbindet. Sein Spiel bethätigte das von Neuem in den Ausführungen eines künstterifch ge wählten Programms. Dies enthielt Prälndium mit Fuge und Adagio von I. S. Bach (für die Orgel und in eigener, höchst claviermäßig behandelter Bear beitung), Mozart's vierhändige b'-moll-Phantasie, von Reinecke bearbeitet, Schubert'- Wandererphantasie, Beetho- ven's Sonate «p. 57, mehrere Piecen von Henselt, Chopin'» kl-moU Scherzo und Gavotte und Bourräe von Blumner. Die höheren künstlerischen Ansprüche, zu welchen die Leistungen und ernsten Bestrebungen Hrn. Blumner'S mit gutem Recht ausfordern, gestatten nicht, zu verschweigen, daß der fo löbliche Drang zu ausdrucksvollem, fein empfundenem Spiel ihn zu einem Belasten des VortragS mit willkürlich tardirenden Tempomodificationen, mit scharf markirten Ritenuto» und zu einer trainirenden Behandlung de- langsameren Zeitmaße» verführt haben, eine Manier, die sich dem wahren begeisterten Ausdruck im Gegentheil ungünstig erweist und von welchem der Spieler leicht und mit Bortheil wieder zu feiner früheren festen und entschie denen Haltung und belebenderen Rhythmik zurückkehren wird. Sie machte sich namentlich in den beiden ersten Sätzen der Beethoven'schen Sonate und in der Wan dererphantasie bemerklich, auch im Bach'schen Adagio, welches in so schwankend tardirender Bewegung für daS Orgetspiel gar nicht gedacht werden könnte. In bester Wirkung traten die trefflichen Eigenschaften deS Pianisten in der vorzüglich fein gestalteten Wiedergabe der Stücke von Henselt, des Scherzo von Chopin und der eigenen sehr hübschen Gavotte und Bourrve hervor. Hr. L. Seideman bekundete in einer Ane von Händel (auS „Judas MakkabäuS") und besonders in einer Coloraturarie (aus „^'»Eckia äi Lorinto") von Rossini — die nur einige zu hoch gehende Stellen enthielt - die wohlgeschulte Ausbildung und anerken- nenSwerthe Volubilität seiner Stimme. Für die an sich so gute offene Tongebung wird einige Beschrän kung vortheilhaft sein, um die Vocalisatton reiner und klarer zu machen und den Kern deS Klanges zu ver schärfen. Hr. Seidcman hat jedenfalls bisher sehr wenig im Concertsaal gesnngen; eS sind dabei die Forteaccentc zu mäßigen, und die Gegensätze deS Piano und Forte bedürfen einer feineren TonvermüteUing, als aus der Bühne. C. Banck. Da» ethnologische Museum. 11. (Schluß zu Nr. Ski.) Im ostindischen Archipel treffen wir zuerst auf die geflügelte Buddhafigur au« Bali. Java liefert die grotesken Mayangfiguren zu Schattenspielen, die beim Vortrag der Heldensagen Verwendung finden, und hier, au» fürstlichem Besitz stammend, au» Rh«nocero»haut ausgeschnitten und mit Schildpatt und Horn verziert sind; ferner sehr schöne Lanzen mit alterthümlich ge formten Spitzen. Daran schließt sich eine Collection von Schwertmcssern (Kris). Ein Theil dieser Samm lung von Kris befindet sich im türkischen Zelt im historischen Museum, wo er eine nicht eben dahin passende Dekoration abgiebt. Wir können hier nur den Wunsch aussprechen, daß diese äisjecta membra mit den übrigen Verwandten .m ethnologischen Mu seum wieder vereinigt werden möchten. Wir gelangen weiter nach Borneo, welches ganz besonders reich vertreten ist. Unter den Waffen nennen wir Panzer auS Fijchschuppen und aus Tigerfellen, sowie einen Lederpanzer, der mit NaShornvogelfedern garnirt ist; große bemalte, mit Menschenhaaren besetzte Schilde, ciselirte Schwerter von Sarawak, eine Stein hagelpatrone und Kopsabichneidemtsfer. Die Kleidungs stücke zeigen geschmackvolle Muster, originelle Mützen oder Hüte, reiches Ohrgehänge aus 20 bi» 30 Ringen zusammengeiktzt, Halsbänder aus Menschenzähnen. Die Nationalsarben in Waffen und Kleidern erscheinen schwarz-weiß-roth Die Insel Sumatra lieferte zier liche «ilberfiligranarbeiten, zu deren Herstellung die daneben liegenden Geräthschasten verwendet werden. Auch gute Schwerter weih man zu fertigen. Beach- tcn»werth ist der gefchnitzte Zauberstab. Aus zwei Rohrstäben erkennen wir die eingeritzte Lampongschrist. Ein kleines Buch zeigt die eigenartigen Charaktere der Battaschrift. Geschmackvoll ist auch daS Brautgewand einer Battajungsrau Bon der Insel Nia» stammen die seltsamen Holzfiguren mit langen eingeschlitztrn Ohren, sowie ferner Eisenwaffen. Au» Erlebe» nennen w.r gemusterte Webstoffe, bunte geflochtene Körbe, in denen das Essen secvirt wird, weiße Trauergewänder aus Baumrinde, Instrumente zum Teuseiaustrelben, mit Silber durchwebte, durchsichtige rothe und grüne Tücher für Prinzessinnen, mit Muscheln ausgelegle Schilde, das Panzerhemd eines Vorkämpfers u A. Der größte Theil der Sundawelt samml den Phi lippinnen ist gegenwärtig von malayrschen Stämmen besetzt; nur sehr spärliche und zum Theil sogar noch zweifelhafte Spuren werfen auf eine schwarze kraus haarige Urbevölkerung, die von den Malayen vertrieben oder vernichtet ist. Ern Rest dieser Riegelchen, bei den Spaniern Negritos genannt, fristet noch sein ärmliches Dasein im nördliche., Lu^on (Manilla). Wie dürftig ist hier die Habe, wie bescheiden der Schmuck, wie schwach die Bewaffnung! Sie haben nur Holzspeere ohne Elsenspitzen, Kämme aus halbirlem Bambusrohr und Halsbänder aus dunklen borstigen Haaren. Alles farblos, dunkel, melancholisch, wie das Schicksal des geächteten Völkchens. Höchst beachtenSwerth ist m Folgendem die Sem- per'fche Sammlung von den Palauinseln; dieselben bilden die westliche Gruppe der sich über 3'0 deutsche Meilen auSdehnendeu Reihe der Carolinen Die Be wohner von Palau, von sehr dunkler Hautfarbe, sind den Malaien verwandt, in engerem Sinne zählt man sie zu den Mikronesiern. Ein großes Boot mit allem Zubehör thront über den Eingänge, ein kleines Modell davon findet sich recht- am Fenster. Für die Mytho logie werthvoll sind Vie in Hautbalken eingeschnitzten und bemalten Figuren, welche von den Sagen jener Insu laner erzählen. Die Bewohner von Palau bauen nämlich in jedem Dorf ein sogenannte» Elubhau» von 80 bi» 100 Fuß Länge und entsprechender Breite und
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