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Dresdner Journal : 22.10.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187910222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791022
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791022
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-10
- Tag 1879-10-22
-
Monat
1879-10
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 22.10.1879
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MS46 Mittwoch, den 22. Oktober. 187S. zknnnomenlxpi-«-!!,: Iw S«u1,ed»ll n«icd«: dilkrtiek: . . 18 Kurlc. ^ziikiliek 4 Kurk SO 1's. Linxelav Hummern: IO?k Lu»»«rd»Id dexdeutsckeo Keivde» triit l'o«1- und Ltempelriweklug Kiuru. luserateuprei^er ktr den kaum vioer ^pultenen kstitrellv 2V ?5. vuter „Liu^srsudt" dis Teil« üv ?l. Li-sekelu«»» li^Iick mit Xurnukwe der Kann- und k'eisrtn^e Xkeud» für den sollenden 'lux. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. ln«er»tei>nnnakme an«Nitnt« r I.«ipr>x: /> f,'ru>^/>/rttrr, Comlnw>iontir de« liresdner .louind«! 8awdurx-LerIio Vien I.«tprix NLsei-N-cIsu rr?!>1cs> t », A: d/ntixe-v-trin L l^/er, NerNn Vi«a-H,m>,urx- rr»8'K»'I>r>k ^ritntiknrt » » «üaeden: /?»</. Lsrlin.L' /fnrnic/i./n'n/,,/,«,/«,^ , Lremvn: >> vreriau: .^'tunArn'« jii n uu; Odemmrr: Dr. l^oiAt; krLnilturt a ».: D r'^ci:« u, d fi. //rrrman«- rcke liuelik uullun^; vdrlitr: k/. .Vu//rr," 8»nnov«r: ti, : k»r>» L«rlin-rr»ll>kfurl » H, »lutt^rrt: Daube L t/U.,' SLwdurx: D /i/eudAen, ^4d. Äeiner, N«ran«xeder: lköniel. Expedition de« dresdner dourv»l», Dresden, /^insxer8>rn««e Xo. 20, Amtlicher Theil. Bekannttnachung, die Vertretung des Staatsfiscus durch die Ge- neraldirection der Staatseisenbahnen betreffend, vom 15. October 1879. AuS Anlaß der mit dem 1. dieses Monats einge- tretenen Aenderungen in der Gerichtsverfassung und dem Proceßverfahren wird die in der Bekanntmachung deS Finanzministeriums vom 17. Juni 1869 (Gesetz- und Verordnungs-Blatt vom Jahre 1869 S. 159) der Generaldirectivn der StaatSeisenbahnen übertragene Ver tretung des Staatsfiscus hiermit anderweit dahin ge regelt, daß sich diese mit dem Rechte zur Ernennung von Nachbevollmächtigten verbundene Vertretungsbefug- niß in Zukunft auf alle nach tz 23 des Gerichtsver fassungsgesetzes zur Zuständigkeit der Amtsgerichte ge hörigen bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, welche aus dem Staatseisenbahnbetriebe oder aus den der General- direction übertrcgenen Eisenbahn-Neubauten herrühren, ingleichen aus Expropriations- und Besitzregulirungs- angelegenheiten, insoweit dieselben die im Betriebe be findlichen Staalseifenbahnen oder die von der General- direetion geleiteten Staatseifenbahn-Neubauten betreffen, endlich auf alle bei der Staatseisenbahn-Betriebs- oder Ba 'Verwaltung vorkommenden Angelegenheiten des Ar- r-i-'s und der einstweiligen Verfügung — Achtes Buch, ster Abschnitt der Civilproceßordnung — erstrecken soll. Dresden, am 15. October 1879. Finanz-Ministerium. von Könneritz. Müller. Theil. u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. TagrSgeschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im östrntl. Dünste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnackrichten. Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Ltlcgraphislke Nachrichten. Wien, Dienßtag, 21. Oktober, Morgens. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht eine Ministerialverordnung vom 8. d. M., nach welcher Neben und Nebenbestand- theile aus dem AuSlande nicht eingesührt werden dürfen. Die Adreßentwürfe der Majorität und der Minorität der Commission deö Herrenhauses wurden gestern Abend verthrilt. Der Majoritätsentwurf erklärt, das Herrenhaus theile die in der Thronrede ausgesprochene Befriedigung des Kaisers über den Eintritt der Tschechen in den ReichSrath, und sährt fort: Das Herrenhaus erblickt hierin nicht blos eineStärkung der Reichsvertretung durch denHinzutritt vieler auf andern Gebieten bewährten Kräfte; es muß auch denselben als Thatsache der Anerkennung des Rechtsbodens der Verfassung betrachten, welchen sie betreten. Das Herrenhaus kann nur wünschen und hoffen, daß die von gegenseitigem Wohlwollen und gemeinsamem Pflichtgefühle getragene Einigung aller Glieder desselben zu vereinter Thätigkeit sich segensreich erweisen werde. Der Schluß deS Majori tätsentwurfes lautet: „Ew. Majestät! Indem das Herren haus nochmals das Gebiet der ihm gestellten Ausgaben im Ganzen überblickt, glaubt es im Umfange derselben die be rechtigte Erwartung Ew. Majestät ausgesprochen zu sehen, daß diese Session, zum Segen Oesterreichs, sich zu einer Session friedlicher Arbeit gestalten möge. Das Herrenhaus hegt keinen wärmeren Wunsch, als dieser Erwartung zu entsprechen. Es betritt den Bo den seiner erneuerten verfassungsmäßigen Obliegen heiten mit dem vollen Gefühle ihrer Größe; aber nicht entmuthigt, sondern gehoben sühlt es sich durch dieselbe» und das gnädige Vertrauen, mit welchem Ew Majestät sie in seine Hände legen. Ihre Erfüllung kann durch mannichsach Widerstreitende Wünsche erschwert, aber sie kann auch gefördert werden durch die Uebereinstim mung Aller in jener patriotischen Hingebung, welche der Wohlfahrt und Kraft des Reiches jeden anderen Wunfch nnterordnet. Das Herrenhaus hofft das letztere, und so blickt es über alle Schwierigkeiten hin weg mit unerschütterlichem Vertrauen in die Zukunft Oesterreichs. Zu aller Zeit aber wird es Ew. M ijestät in unwandelbarer Ergebenheit treu zur Seite stehen. Gott schütze! Gott erhalle! Golt segne Ew. Majestät!" Der Minoritätsentwurf, welcher im Wesent lichen die Thronrede bespricht, erkennt in dem freudig begrüßten Eintritt der Tschechen einen entscheidenden Schritt aus dem Wege der sehnlich erwünschten Ver ständigung, der Versöhnung und des Zusammenwirkens aller Völker aus dem gemeinsamen Boden der Ver fassung. Daö „Aremdendlatt" bemerkt: Bride Abriß- entwürfe tragen den Stempel der Mäßigung und deS Entgegenkommens und baden offenbar kaS Bestreben, jedem Conflicte den Boden zu ent ziehen. Nur die Stellen in denselben, welche sich auf den Eintritt der Tschechen in den Ncicdsrath beziehen, bilden den eigentlichen Unterschied zwischen beiden Entwürfen; doch wird man in denselben unmöglich einen principiellen Gegensatz entdecken können. Die Verfassungöpartei des Abgeordnetenhauses wählte gestern den Eomitö von 21 Mitgliedern, welcher die Berathungen und Beschlußfassungen vorberciten soll, in Gemäßheit der zwischen den beiden Clubs vereinbarten Candidatenliste. Zum Obmanne deS ComitöS wurde Neckbauer gewählt. Die Versammlung nahm die Candidatenliste für die heute stattsindenden AuSschußwahlen an, lehnte eS jedoch ab, betreffs der Wahl für die Staats- schulbencommission ein Compromiß einzugcben. AuS Sarajewo vom 17. d. wird der „Presse" gemeldet: Der Putsch von Ncvefinje beginnt sich in einen agrarischen Widerstand der Bevölkerung der gesammten Distrikte zu verwandeln. Den Begs und Agaö werden von den Christen alle Abgaben deS BodenerträgnisseS verweigert. Die Localbc- Hörden haben keinerlei Einfluß, keine Macht. Be schwerden in Mostar haben allerdings dir Folge, daß den Christen die Zahlung ihrer Verpflich tungen anbefohlrn wird, doch darf eS kaum Einer der türkischen Grundkcrren wagen, auf seine Besitzungen zu gehen, weil ihnen offen daS Niederschießen von der Bevölkerung angedroht wird. Dabei macht man die Wahrnehmung, kaß die Christen außerordentlich gut mit Geld, Waffen und Munition versehen sind, was auf Mit wirkung einer fremden Macht schließen läßt. Eine wirkliche offene Insurrektion besteht nickt mehr, aber ein passiver Widerstand, welcher von den Be hörden und dem Militär nicht zu beseitigen ist. Dabei ist eS unleugbar, daß die gesammten Christen der Grenzdistricte mit den im Gebirge sich noch aufhaltenden Panduren unter einer Decke spielen. Der „Presse" trlrgraphirt man auS Sarajewo vom 20. d.: Der GeneralstabSchef Oberst Albori ist soeben, vor Ablauf seines 2monatigen Urlaubes, im speciellen Auftrage des Kriegsministeriumö hier eingetroffen und kehrt bereits übermorgen nach Wien zurück. Buda Pest, Montag, 20. Oktober, Abends. (W. T. B.) Der Ausschuß des Unterhauses zur Vorberathung der Vorlage über die Verwaltung Bosniens und der Herzegowina hat die Vorlage im Allgemeinen und im Besonderen angenommen. Szilagi meldete ein Separatvotum an. London, Montag, 20. Oktober, Nachmittags. lW. T. B.) Der „Daily Telegraph" läßt sich auS Peschawer von heute melden, nach einem Berichte des Genrralgouverneurs von Jellalabad hätten die Nüssen nach heißem Kampfe Merw besetzt. Eine anderweite Bestätigung dieser Nackricht liegt noch nicht vor. London, DienStag, 21. Oktober. (Tel. d. Tresdu. Journ.) Den „Daily News" geht auS Lahore vom gestrigen Tage dir Mittheilung zu, man glaube, ter »jährige Sohn des Emirs Jakub Khan werde als Thronfolger anerkannt werden und die englische Negierung inzwischen die Ver waltung Afghanistans überwachen. St. Petersburg, Dienstag, 21. Oktober. (Tel d. DreSdn. Journ.) Das „Journal de St. Pötersbourg" constatirt die Unwahrheit der Mel dung der „Daily News", wonach die englisckr Ne gierung Nußland eine Mittheilung gemacht haben soll, welche besage, der Einfluß Englands müsse in Afghanistan in Betreff der auswärtigen Be ziehungen vorherrschen. Lagesgeschichtc. Dresden, 21. Lctober Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 16. Stück vom Jahre 1879 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: Nr. 108) Bekanntmach ung vom 6. Lctober d. I., die Vornahme einer Er gänzungswahl für die II. Kammer der Ständcver- sammlung betreffend (abgedruckl in Nr. 235 des „Dresdn. Journ."); Nr 109) Verordnung vom 6. Oktober d. I., die Hilssbeamten der Staatsanwaltschaft betreffend; Nr. 110) Bekanntmachung vom 7. Ociober d. I., die Eröffnung des Betriebes auf der Eibau- Oberoderwitzer Staatseisenbahn betreffend (abgcdruckt in Nr. 237 des „Dresdn. Journ."); Nr. 1N) Be kanntmachung vom 15. Lctober d. I., die Versamm lung der Stände des Königreichs Sachsen zum näch sten ordentlichen Landtage am 3. November d. I. betreffend (abgedruckt in Nr. 244 des „Dresdn. Journ ). * Berlin, 20. Lctober. Aus Franksurt a. M. trifft die Trauernachricht ein, daß heute Nachmittag H3 Uhr infolge eines Nervenschlags der am Freitag aus der Durchreise nach Cannes dort eingetroffene Staatssekretär des auswärtigen Amtes, Staatsminister v. Bülow, gestorben ist. Bernhard Ernst v. Bülow, der mecklenburger Linie der Familie v. Bülow ange hörend, war am 2. April 1815 geboren und wurde im Herbste 1873 zur Leitung des auswärtigen Amtes berufen. Die „N. A. Z." schreibt: „Wer auch nur ein Mal Gelegenheit hatte, zu dem nun verewigten Staatsmanne in persönlichen Verkehr zu treten, wird die bei aller Vornehmheit auch dem Geringsten gegen über sich nie verleugnende echte Humanität seines Wesens stets in verehrungsvoller Erinnerung behal ten." Die „Nat.-Ztg " schließt einen kurzen Nekro log, welchen sie dem Verstorbenen widmet, mit den Worten: „Zwischen ihm und allen Parteien der Reichs vertretung hat stets ein freundliches und ungetrübtes Ver- hältniß bestanden. Der Verlust des Hrn. v. Bülow wird auch außerhalb seines Ressorts mit wahrhafter Trauer empfunden werden." — Ta die Wahlperiode der dem Bundesrathe angehörenden Mitglieder der Ver waltung des Reichsinvalidenfonds mit dem 1. October d. I. ablief, sand in der BundesrathSsitzung vom 29. September die Neuwahl Statt. Gewählt wurden der bayersche Oberregierungsrath Frhr. v. Räsfeldt, der königl. sächsische wirkl. Geh. Rath v. Nostitz-Wallwitz und der badische Finanzrath Scherer. In einer Ber liner Correspondenz des „Staatsanz. sür Württemb." heißt es bezüglich des Bundesrathsausschusses sür die auswärtigen Angelegenheiten, der Stellvertreter des Reichskanzlers, Graf zu Stolberg, habe dem Ausschüsse mündliche Mittheilungen gemacht, welche als vertrau liche behandelt würden Es sei deshalb eine Bericht erstattung an das Plenum des Bundesraihs derzeit nicht beabsichtigt. — Die Commission zur Ausarbei tung des deuttchen bürgerlichen Civilgesetz- buches wird demnächst unter Vorsitz des wirkl. Geh. Raths I)r. Pape w eder zusammentreten, um über die weitere geschäftliche Behandlung der Arbeit Beschluß zu fassen. — Die gestern ausgcg.bene Nummer der „Gesetzsammlung" veröffentlicht die aus Baden-Baden vom 15. d. datirte königl. Verordnung, durch welche die beiden Häuser des Landtags auf den 28. d. ein- be rufen werden. — Lbschon die Arbeiten der Ge neralsynode sich verhältnißmäßig sehr rasch abwickeln, bleibt es doch fraglich, ob es gelingen wird, die Sitz ungen bis zum 27. d zu schließen. Man hat des halb, wie die „K. Z." erfährt, wieder das früher schon erwähnte Auskunsismiltel ins Auge gefaßt, d:e Plenar sitzungen der Synode so lange auszusetzen, bis das Herrenhaus die einleitenden Geichäste vollzogen hat, wozu in der Regel nur wenige Tage erforderlich sind. Die Generaliynode berieth heute zunächst den Antrag der Synodalen Stöcker und Tauscher, den Oberkirchen- rath um Erlaß einer neuen Instruction zur Kirchen- gemeinde- und Synodalordnung zu ersuchen, und nahm nach langer Debatte eine von den Synodalen Hegel und Kögel beantragte Tagesordnung an, welche zur Voraussetzung hat, daß das Revisionsbedürsniß von dem Lberk^rchenrath anerkannt und Berücksichtigung der Wünsche der Generalsynode in Aussicht gestellt sei. Der zweite Gegenstand der Tagesordnung war der Antrag der Fmanzcommission, betreffend die Berech nung der Diäten der Synodalen während des Urlaubs. Ter Reserent beantragt, daß die Synodalen während ihrer Urlaubszeit keine Diäten erhalten sollen. Ter Antrag wird unter Annahme eines Antrages Meuß (Breslau), daß bei Krankheitsfällen die Diäten ge zahlt werden sollen, angenommen. Nächste Sitzung morgen Dienstag). — Man telegraphirt der „Wes.- Ztg.": Für die auf den 21. November anberaumte Sitzung des bleibenden Ausschusses des deutschen Handelstags hat das Präsidium Delbrück-Hammacher- Liebermann den Antrag eingcbrocht, die Veranstaltung einer Weltausstellung in Berlin m Betracht zu ziehen. Die jetzige politische und wirthschastliche Ge staltung des Reichs lege ihm die Pflicht auf, bezüglich der nächsten Weltausstellung die Initiative zu ergrei fen. Zudem biete Berlin nach jeder Richtung hin alle Eigenschaften und Verhältnisse, welche die Voraussetzung eines WcltauSstellungsortcS sind. Nach der Meinung des Präsidiums sei es Sache des deutschen Handels tags, den Plan der Weltausstellung gemeinfam mit den Regierungen zu verfolgen, damit sür ein möglichst organisirtcs Zusammenwirken aller betheiligten Kreise und Interessen Garantie geboten werde. Buda-Pest, 19. Lctober. (Pr.) Heute wurde der 7. ungarische Juristcntag im Akademiesaale eröffnet. Der Präsident des vorigen Juristentages, dudex ^uriae Georg v. Majlalh, hielt die Eröffnungsrede, Feuilleton. iXedigirt von Otto Bauet. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 20. Oktober: „Deborah", Schauspiel in 4 Acten von S. H. Mosenthal. (Neu einstudirt.) Bei dem neuen Einstudiren und Jnfcenefetzen dieses Stücke- empfahlen sich die großen Räume des neuen Theater- zu mannichsach günstiger dekorativer Wirkung. Es erhöht dieselbe vortheilhast den Gesammteffect, während sie fpeciell einzelne Scenen wesentlich steigert. In dem romantisch-theatralischen Wesen dieser Dichtung herrscht eine gewisse Anlehnung an den Charakter deS Opernhasten; man könnte sich, ohne viel Aufwand von Phantasie und ohne viel Einbuße von geistigem De tail, diese getragenen Deklamationen sehr oft ebenso gut, bei einiger Kürzung, auch gesungen denken, und man würde finden, daß die Hilfsmittel deS Orchester- die Stimmung nur steigern. E» ließe sich kaum ein dankbarere- Libretto denken, wenn eS nur nicht so ver altet und im TageSrepertoire abgebraucht wäre. Dazu trug hauptsächlich der blinde Feuereifer aller guten und schwachen, unfertigen und antiquirten Schau spielerinnen bei, in der kleidsamen Bühnengestalt der dämonischen Deborah zu gastiren. Jede- Theater besitzt eine Schauspielerin, die sich für geschaffen erachtet zur Lösung dieser Aufgabe, welche vor der Preciosa und der Waife von Lowood noch den Bortheil gewährt, daß man ihr nicht so leicht ent wächst. Wir besitzen in Frl. Ulrich eine der passendsten und begabtesten deutschen Vertreterinnen für die Mosen- thal'sche Jüdin, welche eine satte biblische Färbung mit einem modernen Anklang an die Dorotheennatur im Goethe'schen Epos verbindet. Es war nur ein Zu fall, daß in den letzten Jahren diese Rolle bei unS von Frl. Haverland statt von ihrer jetzigen Repräsen tantin dargestellt wurde. Frl. Ulrich versteht eS, hier den Zug des Ueberfchwenglichcn in Haß und Liebe nach der Absicht des Dichters dämonisch zur Anschau ung zu bringen, und sie fand in diefem Sinne vielen wohlverdienten Beifall. Außerdem wurde die Darstellung hauptsächlich von Hrn. Porth als Lorenz, Frl. Berg als alte Liese, von Hrn. Jaffv als Abraham und von der natür lichen Haltung deS Hrn. Marcks als Pfarrer unter stützt. Hr. Porth war in der Scene mit dem Sohn Josef, den Hr. Matkowsky spielte, ein wenig zu weich in der hier vorgeschriebenen Stimmbehandlung väter licher Jammertöne, aber sein Charakterbild gewann im zweiten Theil dcr Rolle eine wohlthuende Wahrheit. Hr. Erdmann gab sich als Schulmeister viel an- erkennenSwerthe Mühe. O. B. Die erste Kammermufiksoiröe der Hrn. Concert- mrister» E. Rap poldi m Verbindung mit den Herren Feigerl, Mehlhose und Böckmann sand am Mon tag, den 20. d., im Saale deS „Hotel de Saxe" Statt. Sie begann mit einem Quartett von Brahm- op. 51 (^-woU). Es ist zwar geistreich in den Combi- nationen der Durcharbeitung, aber zugleich sehr ge sucht, reflectirt, wenig bedeutend im gedanklichen Ge halt, der sich in- Unbestimmte, Verschwommene ver liert, ohne Klarheit, Wärme und individuelle Entschie ¬ denheit. Zudem fehlt der Wohlklang des instrumen talen Ausdrucks, dcr sich unfügsam und spröde auch der trefflichen Ausführung der Spieler erwies. Hohen Genuß boten diese hingegen durch die Production der Quartette von Beethoven (b'-dnr op. 135) und von Mozart (II dur). Dem letzten Satze dieses seltener gespielten Bcethoven'schcn Quartetts wird bekanntlich in der vom Meister selbst bemerkten Bedeutung der beiden dreinotigen Hauptmotive („Muß cs sein?" — „Es muß sein!") eine trivmle Veranlassungzug<schrieben. Werden Einfluß solcher äußerer Anlässe auf unsere Gesühls- stimmung und GeisteSrichtilng kennt, wird auch begreifen, wie sich daraus nach innerster Entwickelung mit ide aler Erhebung eine poetische Kunstschöpsung al- Ab schluß entwickeln kann. AuS dem zweiten und letzten Satz dieses Quartetts spricht kühn und übermächtig ein genialer Humor; es ist im letzten der Shakspeore'- sche Narrenhumor voll Bitterkeit und Tiefsinn. Ler Lcnwiatz ist eine inbrünstige und rührend ergebene, dem Irdischen wie in Verklärung entrückte Seclenan- dacht. Und dieses Quartett war das letzte Werk Beethoven'» — denn nur der Schlußsatz deS großen U dur-Quartett- wurde von ihm noch wenige Wochen später beendet. Die Wiedergabe des Quartetts unter Herrn Rappoldi'S Führung, dessen Vortrag sich durch charakteristische Entschiedenheit und Begeisterung an»- »eicknete, war eine vorzügliche. Nicht minder in musi kalischer, klarer und fein durchgearbeitcr Gestaltung die de» Mozart'jchen Quartett», welche- nach jenem Hin- und Herwogen ringenden Streite» mit seinem Fragen, und Drängen de» Gemüth» den Hörern den beruhigen den harmonischen Eindruck musikalischer Schönheit gab. L. Banck. Literatur. „Vom künstlerischen Schaffen in der bildenden Kunst." Eine ästhetische Studie von Richard Frhr. v. Friesen. Dresden, Verlag von Wilhelm Baensch. (Schluß.) Wenn es im Vorigen nur möglich war, eine ge wisse Summe von den allgemeinen Ideen und prakti schen Urtheilen oes Autors zu berühren und direkt für sich selbst reden zu lassen, so muß noch speciell darauf hingewlesen werden, daß dergleichen Ralsonne- mentS bei ihm nicht als ein Anflug ästhetischer Zeit bildung in der Luft schweben, wie das so häufig »n der modernen Literatur, glänzend und bestechlich, ge funden wird. Im Gegentheil hat man es hier mit einem ringenden Schnttgang und mit den sestbewurzel- tcn Ergebnissen der Beobachtung und des Selbstdenkens zu thun. Wir empfinden dabei als sicher tragenden Unterbau die Grundlage einer vielseitigen philosophiichen Bildung, aber wir erhalten in der Darstellung nicht die Hilfs mittel eines Schulapparats, nicht die Hingabe an em bestimmtes, nur dem eingeweihten Leser faßbares System, sondern eine gesunde, allgemein verständliche Aussprache der gewonnenen Ideen und Schlußfolgerungen. Dabei ist stet- der Bezeichnung durch deutfche Worte der Vorzug gegeben, wohl aber >m Nothfall, damit dieses Princip nicht zur manicrirtcn Consequenz werde, dem Frcmdworte die Unterstützung vergönnt. In der That dürfte so Mancher, der zu einem größeren Leserkreise zu sprechen wünscht, Veranlassung finden, sich dieser Einfachheit der Sprache zu bedienen. Sie rückt auch für den Laien den ja an und für sich schon schwierigen Gegenstand ästhetischer Fragen anheimelnd
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