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Dresdner Journal : 23.09.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187909234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790923
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-09
- Tag 1879-09-23
-
Monat
1879-09
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 23.09.1879
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M88 so htrjlichtr, alt Sie de» Grund zu diesen Gtsinnnngen durch Ihre Administration in einer Weile gelegt haben, daß ich hoffen kann, daß dieselben auch in der Zukunft sich erhallen und be währen. Die Reichtlande Eljaß-Lothringen und ihre Haupt stadt Straßburg, sie leben hoch! " Die gestrige Soirse bei dem General v. Fransccky in den Räumen des Offiziercasinos verlief sehr glänzend. Der Kaiser und die Kaiserin verweilten bis nach HU Uhr daselbst. Heute Vormittag ll Uhr fuhren Ihre Majestäten nut dem größten Theile der fürstlichen Herrschaften und dem Gesolge, sowie den meisten fremd ländischen Offizieren zum Festgottesdienste zur Thomas kirche, welchen Pfarrer Steinwender abhielt. Um H12 Uhr erbat sich eine bäuerliche Deputation des Kreises Erstem in der Präfectur bei dem Kaiser die Erlaubniß, einen Festzug ländlicher Bewohner vorbei zuführen zu dürfen. Ihre Majestäten traten mit der Deputation zusammen in den Garten, und es defilirte nun unter Vorantritt eines Musikcorps ein Zug von 100 Bauernburschen zu Pferde und 40 Wagen mit Bauernmädchen in ihrer heimischen Tracht. Der Kaiser und die Kaiserin, sowie der Kronprinz, umgeben von den übrigen fürstlichen Herrschaften und der Generalität, sahen sich den Zug mit sichtlichem Wohlgefallen an. Mit herzlichem Händedruck entließ der Kaiser daraus die neben ihm stehende Deputation. Um HZ Uhr findet Diner bei Sr. Majestät dem Kaiser Statt. — Des Ausschuß des Bundes rathes für Justiz wesen trat gestern zu einer Sitzung zusammen. Die Vorlage der Unprägung der Zwanzigpfennigstüüe, welche den Ausschüssen des BundeSrathes für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen überwiesen ist, dürste alsbald von diesen, und zwar, wie die „N. A. Z." annimmt, im zustimmenden Sinne dem Bundes- rath, welcher wohl auch keine Aenderung vornehmen wird, wieder zugehen. — Aus Grund des tz 3 der Verordnung, betreffend die Verwaltung des Reichs- kriegsschatzes, vom 22. Januar 1874, sind die Geschäfte des CuratorS des Reichskriegsschatzes, nachdem der bisherige Curator zum Vorsitzenden der Verwal tung des Reichsinvalidensonds ernannt worden ist, dem geh. Oberregierungsrath und vortragenden Rath im Reichsschatzamt Schultz übertragen worden. — Der „Staatsauz." meldet nunmehr amtlich die Er nennung des bisherigen Eonsistorialraths Dr. Carus in Stettin zum Generalsuperintendenten der Provinzen Ost- und Westpreußen. — Der „Allg. Ztg." telegra- phirt man, daß vorgestern auf Initiative der nord- amerikanischen Regierung ein Commissar derselben, Hr. Walker, der bereits in Paris und London die Stimmung sondirt hat, in Betreff einer Conferenz in Sachen der Münz- und Währungsfrage mit hie sigen betheiligten Persönlichkeiten Rücksprache gehalten habe. Der Zweck sei zunächst ein Austausch rein pri- vatlicher Ansichten, ohne Zusammenhang mit den im Reich ergriffenen Maßnahmen, wie der Jnhibirung der Silberverkäufe. München, 20. September. Seit der Beurlaubung des Cabinetssecretärs des Königs, des Ministerial- raths v. Ziegler, soll, wie der „N. C." vernimmt, die Aenderung emgetreteu sein, daß Se. Majestät die Be richte der Minister selbst liest, während dieselben bis her von den Secretären dem Monarchen vorgetragen wurden. -fff AuS Lhüringen, 21. September. Nach einer Bekanntmachung des herzogl. Staatsministeriums, Ab- theilung der Justiz, zu Meiningen ist im Einver- ständnlß mit der königl. preußischen und der herzogl. sachsen-koburg-gothaischen Staatsregierung in Bezug auf die von den Richtern, Staatsanwälten, Gerichts schreibern und Rechtsanwälten m den öffentlichen Sitz ungen des Landgerichts zu Meiningen zu tragende Amtstracht bestimmt worden, daß dieselbe aus einem schwarzen Gewände, weißer Halsbinde und schwarzem Baret besteht. In der desfallsigen Bekanntmachung sind noch die weiteren Modalitäten der Amtstracht bestimmt. * Wien, 21. September. Das Ministerium hat gestern in einem unter Vorsitz Sr. Majestät des Kaisers abgehaltenen Ministerconseil die Vorbereitungen zur Einberufung des Reichsraths zum Abschlusse ge bracht. Es wurden u. A. die Steuervorlagen und das Budget, ferner die Thronrede, mittelst welcher die feierliche Eröffnung des Reichsraths stattfinden wird, sestgestellt. Das kaiserliche Patent, durch welches die Einberufung des Reichsraths erfolgt, dürfte, wie die „Pr." erfährt, in den ersten Tagen der nächsten Woche publicirt werden. — Der ungarische Ministerpräsident Tisza, der gestern früh aus Ostende hier anlangte, wurde Mittags von Sr. Majestät in Audienz em ¬ pfangen. Im Laufe des Tages besuchte der ungarische Ministerpräsident den Grafen Andrassy, den Baron Orczy, Benjamin v. Kallay und den Bankgouverneur Moser. — Der deutsche Reichskauzler Fürst BiSmarck hat Gastein bereits verlassen und trifft heute Abend, nach einer Rast in Salzburg, hier ein. Die Com- mentare, welche sein Besuch in Wien erfährt, häufen sich unterdessen, ohne daß mehr, als allgemeine Ge sichtpunkte dabei zu Tage treten. Mit Genugthuung constatiren die Wiener Journale, daß die deutschen Blätter auSnahmelos ihren Sympathien für Oester reich-Ungarn lebhaften Ausdruck geben. Die„MontagS- revue" enthält einen dem Besuche des Fürsten Bis marck gewidmeten Artikel, in welchem es heißt, daß cs sich bei diesem Besuche um mehr, als um eine blose Courtoisie gegen den Grafen Andrassy handele. Die Anwesenheit des Fürsten Bismarck werde dazu dienen, die Allianz zwischen Oesterreich und Deutschland neu zu bekräftigen. Ob man die Schwankungen der Lage für so große und Besorgniß erregende erkennen werde, um ihnen durch positive und vertragsmäßige Verein barungen einen Damm zu ziehen, entziehe sich der öffentlichen DiScussion. Nicht um eine politische De monstration handle es sich, sondern die Erreichung wahrer Bürgschaften des Friedens sei die Ausgabe der Staatsmänner Deutschlands und Oesterreichs; den Fra gen der Klarstellung und der Pflege dieser Interessen werde ihr Meinungsaustausch in erster Linie gewidmet sein. — Aus Sarajewo wird gemeldet, daß der Feldzeug meister Herzog Wilhelm von Württemberg sammt Ge folge vorgestern Abend von der Expedition nach dem Sandschak Novi-Bazar dorthin zurückgekehrt ist und von den Militär- und Civilfunctionären festlich empfangen wurde. Paris, 21. September. Die meisten Jour nale erzählen auch heute von nichts Anderem, als von den Reifen der Minister. Jules Ferry hat in Ton- lvuse eine so überaus glänzende Aufnahme gesunden, daß er einwilligte, seine Abreise nach Perpignan ein Wenig zu verzögern. Aus allen Reden des Unter richtsministers ist der Schluß zu ziehen, daß man mit Unrecht ein Compromiß zwischen der Regierung und den Gegnern des neuen Unterrichtsgesetzes in nahe Aussicht gestellt hatte. Die Sprache Jules Ferrys deutet auf Nichts weniger, als auf das Zustandekom men eines solchen Ausgleichs. Man bemerkt auch, daß der Minister jeder Zeit — mit einer gewissen Absichtlichkeit — hervorhebt, daß zwischen ihm und seinen Collegen vom Labinet volle Uebereinstimmung bestehe. Der Minister des Aeußern, Waddington, hat sich incognito nach Dieppe begeben, um sich mit dem Marquis v. Salisbury über die gemeinsamen Interessen Frankreichs und Englands angesichts der gegenwärtigen europäischen Situation zu besprechen. In den politischen Kreisen erzählt man, daß Wad dington dem Marquis v Salisbury die Versicherung gegeben habe, so lange er das Portefeuille des Aeußern behalte, werde sich Frankreich in keinerlei unkluges Bünd- niß mit Rußland einlassen — Louis Blanc ist auch auf Reisen. Er ist in Marseille angekommen. Es heißt, daß etwa 5000 Menschen ihn am Bahnhofe erwarteten und daß man die Pferde aus seinem Wagen spannte, um ihn im Triumph nach seinem Hotel zu führen unter oft wiederholten Rufen: „Es lebe die volle Amnestie!" u. s. w. Der Enthusiasmus, lassen sich die hiesigen befreundeten Blätter telegraphiren, ist unbeschreiblich. Heute hält Louis Blanc eine öffent liche Vorlesung. Madrid, 20. September. (Tel.) Jn Catalonien ist eine aus 28 Personen bestehende republikanische Bande aufgetreten. Die Behörden haben eine ener gische Verfolgung derselben eingeleitet; 8 Betheiligte sind bereits verhaftet. Verschiedene Papiere, durch welche eine große Anzahl anderer Personen compro- mittirt wird, sind in die Hände der Regierung ge langt. London, IO. September. (H. N.) Die Gefangen nahme Cetewayo's würde unter anderen Verhält nissen und wenn sie einen Monat früher erfolgt wäre, große Aufregung verursacht haben. Jetzt aber schenkt man der Nachricht weniger Beachtung, weil die ernste ren Dinge rn Afghanistan die Aufmerksamkeit des Publicums zu sehr fesseln. Man verkennt indeß die Wichtigkeit der endlichen Gefangennahme des Zulu- königs nicht, aber Jeder wlrft die Frage auf: Was sollen wir mit lhm machen? Mit Sicherheit hofft man, daß die Niederwerfung Cetewayo's und die Zerstörung seiner Macht den übrigen Stämmen in Südafrika den Muth benehmen werde, sich ferner gegen England auf zulehnen, und daß die Pacificirung Südafrikas sich jetzt schnell vollziehen werde. Freilich giebt eS Blätter, die prophezeien, daß die Regierung, obschon durch ihr dem Parlamente und dem Lande gegebenes Versprechen, keinen LänderzuwachS anzustreben, gebunden, von einer Annexion Abstand zu nehmen, ihr gegebenes Wort doch zu umgehen suchen werde. Nominell werde das Zulu- land den Häuptlingen wieder zurückgegeben, in Wirk lichkeit durch britische Residenten regiert, also mittelbar England kinverleibt werden. Sir Garnet Wolseley'S Weisheit wiro jetzt überall gerühmt. Er hat Glück ge habt, denn nach der gewonnenen Schlacht von Ulundi hat er wenig Großes zu leisten Gelegenheit gehabt. Wenn der Premier Earl Beaconsfield gestern die Streit kräfte Englands rühmte, fo mag dies in britischen Ohren recht gut klingen, aber das Ausland wird dem Lobe der britischen Heerführer schwerlich zustimmen. London, 20. September. (Tel.) Nach einem hier einge gangenen officiellcn Telegramm werden durch einen vom 16. d. datirten Bries des Emirs von Afghanistan die Nachrichten über den Ausbruch eines Aufstandes in Herat bestätigt. In dem Briefe wird ferner an gezeigt, Ayub Khan habe den Posten eines Gouverneurs von Herat niedergelegt. Auch die Nachrichten über in Turkestan ausgebrochene Unruhen werden bestätigt; der Emir hofft indeß, die Gewalt bald wieder zu ge winnen, und wird Alles aufbieten, um die Freundschaft mit England aufrecht zu erhalten. — Die Ereignisse in Herat werden, wie man der „Köln. Ztg." aus London telegraphirt, von Fachken nern als sehr bedrohlich beurtheilt, insofern daselbst russische und persische Einflüsse eingreifen. Es könnten, abgesehen davon, daß dadurch der Vormarsch gegen Kabul erschwert wird, größere Truppenmassen zur Verhütung eines etwaigen Flankenangriffs benöthigt werden. Der Besitz Kandahars wird dazu eine treff liche Basis bilden Der nahezu gleichzeitige Ausbruch in Kabul und Herat macht eine vorbedachte Verschwö rung wahrscheinlich; doch streitet dagegen die That- sache, daß in Kabul heratische und in Herat afgha nische Regimenter rebellirten: möglich ist, daß die Ver anlassung beider in Soldrückständen lag. — lieber das Blutbad in Kabul liegt jetzt ein vom indischen Amte veröffentlichter authentischer Bericht eines Augenzeugen vor, welcher selber dem Massacre mit genauer Noth entronnen ist. ES ist ein Soldat der dem britischen Gesandten Major Sir LouiS Cavagnari beigegebenen indischen Escorte, Namens Taimur. Dem in Lundi-Kotal commandirenden englischen General Doran erzählte er Folgendes: Am 3. Sep.ember gegen 8 Uhr Morgens zogen die in Bala-Hiffar (der Citadclle von Kabul) statwnirten Turkestaner Ordal-Regimenter aus, um Sold cntgegenzunehmen General Daud Schah zahlte ihnen den Sold für 1 Monat; sie bean- jvruchteu L Monate, und als ihrem Verlangen nicht gewill fahrt wurde, brach eine Meuterei unter ihnen aus. Sie be fanden sich in der Nähe des britischen GesandtschastSgebäudes, und ein anderes Regiment hatte sich ihnen «»geschlossen. Ein Soldat schrie: „Laßt uns den Gesandten tödten, dann den Emir!" Sie stürzten in den Hosraum des Gesandtschastsge- baudes und steinigten einige Domestiken. Die Guide» (von der Escorte) fingen ohne Befehl der im Hause befindlichen Offi ziere an, Feuer zu geben. Die Meuterer holten ihre Waffen und kehrten in einer Viertelstunde zurück, während welcher Zeit die britischen Offiziere hätten entfliehen können. Nach ihrer Rückkehr belagerten die Meuterer das Gesandlschastsgebävde und machten von einer beherrschenden Stellung aus das Dach unhaltbar. Die Vertheidiger stellte» aus dem Lehmdache eine Art von Schutzwehr her und feuerten aus den Fenstern. Die städtische Bevölkerung schloß sich den Meuterern gegen lo Uhr Vormittags an Gegen I Uhr Mittags wurde Major Cavagnari, der sich in dem Schutzgraben befand, von einem Prellschüsse an der Stirn ge troffen, aber nur leicht verwundet. Mr. Jenkyns (Secretär der Gesandtschaft) kam heraus und sandte nach Munshi, um an den Emir zu schreiben; aber da Munshi sich sürchtete, schrieb Taimur den Brief, des Inhalts, daß die Gesandtschaft an gegriffen worden und Hilse nöthig sei. Das Schreiben wurde durch Gholam Nubbi Kabuli, einen alten Guidensoldaten, ab gesandt. Es kam keine Antwort. Gholam Nubbi, jagte später Taimur, der Emir hätte aus den Brief geschrieben: „Wenn Gott will, ich treffe eben Anstalten." Major Cavagnari wurde in das Gebäude hineingeführt und von Or. Kelley verbunden. Secretär Jenkyns sandte dann einen zweiten Bries an den Emir, worin es hieß, daß Major Cavagnari verwundet worden sei, und schleuniger Beistand gefordert wurde. Er ward durch einen Hindu abgesandt, der sofort in Stücke gehauen wurde. Gegen 3 Uhr Nachmittags fandte Lieutenant Hamilton (der Be fehlshaber der Escorte) Taimur mit einem Briese an die Meu terer ab, worin ihnen die Auszahlung eines ü monatigen Sol des versprochen wurde. Um diese Zett waren die Meuterer aus das Dach des Gesandtschaftsgebäudes gelangt. Taimur begab sich bewaffnet in das Gewühl der Volksmenge, die ihn entwaff nete, aber sein Leben wurde von einem Oinzler gerettet. Taimur theilte den Aufständischen mit, er wäre oer Träger eines Ver sprechens, ihnen den Sold für « Monate zu zahlen. Man warf ihn von dem Gesandtschaftsgebäude herab, und er fiel auf das Dach eines niedrigeren Hauses. Er verlor die Besinnung und wurde aller seiner Habseligkeiten beraubt. Als er wieder zum Bewußtsein gelangte, wurde er dem General Karim Khan, Lom- mandeur der meuterischen Brigade, vorgesührt. Karim Chan saß aus einem Bette, umgeben von ü<) oder «o Mann. Als Taimur ihm sagte, er würde Sold für S Monate empfangen, erwiderte er er wäre hilflos. Er ordnete die Einsperrung Taimur » an. Tai- mur sagt, er besitze keine Kenntniß von den Vorfällen nach seinem Verlaffen de» Geiandtschaslsgedäudes, welche» zur Zeit eben in Brand gesteckt worden. Ein verwundeter Hawildar de» Emir» ward nach dem Hause gebracht, in welchem Taimur gefangen gehalten wurde, und al« Entgelt für da« Herau-ziehen einer Kugel ließ der Afghane ihn bei Tagesanbruch am nächsten Morgen entwischen Er begab sich hieraus nach dem Gesandl- ichafltgebäudr und sah zuerst die Leicht Hamilton « auf einer Bergkanone, die gegen da- Gebäude in» Spiel gebracht worden, hingestreckt liegen. Die Truppen erzählten, Hamilton hätte » Gegner mit feinem Pistol und 2 mit dem Säbel getüdtet, ehe er erschossen wurde. Die Leiche war entkleidet und zerstückelt, aber nicht entehrt. Richt weit davon lag die Leiche Jenkyns in ähnlicher Bersaffung. Taimur ging nicht in das Gebäude hinein, aber es wurde ihm gesagt, daß ür. Kellys Leiche drinnen läge und daß Major Cavagnar» sich in dem Zimmer unter den Verwundeten befand, al» da» Gebäude in Brand gerieth und über ihm einstürzle. Seine Leiche war noch nicht ausgesuuden worden, alt Taimur Kabul verließ, aber die 3 anderen Offiziere waren in einem etwa luv Ellen von dem GejanbtjchaftSgebäude entfernten Garten beerdigt worden. Taimur glaubt, daß teilt anderer Vertheidiger der Gesandtschaft jein Leden rettete. Gholam Nubbi, dem Major Cavagnari den Brief gab, ist am Leben und in Kabul, und besitzt noch den Bries mit der darauf niedergejchriebenen Antwort de« Emir». Der vom Emir abgesandte General Daud Schah that sein Bestes, um der Meuterei Einhalt zu Ihun, aber er wurde vom Pferde gerissen, gesteinigt und durch einen Bayonnetstich ver wundet (Den neuesten Berichten aus Lahore zufolge ist er seinen Wunden erlegen) Während des Angriffs erschienen auch Sirdar Pajcha und Mustasa Habibulla und versuchten den Ruhe störungen ein Ende zu setzen, aber sie wurden mit Schiffen empsangen und gezwungen, sich zurückziehen. Kopenhagen, 19. September. (H. N.) Durch einen offenen Brief des Königs vom heutlgen Tage wird der Reichstag zum 6. October ein berufen. In der kommenden Reichstagsjession scheint, freilich nicht ganz unerwartet, eine kleine Gruppe von Lucken- männern Bedeutung erlangen zu fallen, die blSher im Hintergründe standen oder doch von Begebenheiten in den Hintergrund gedrängt waren, jetzt aber ihre Zeit nicht mit Unrecht gekommen glauben. ES befinden sich unter ihnen der bekannte glühende Patriot, Prediger Birkedal, ferner verfchiedene Bauernhochschulvoisteher und Hufner, die fämmttlch un Ärundtviglanifchen Sinne nicht nur religiös angeregt, fvndern auch im Allge meinen d. h. weitherzigeren Sinne patriotifch angeregt sind. Die Blätter theilen bereits ein ausführliches Manifest Mit, worin zwar nichts Neues gejagt wird, welches aber doch in warmer und iu beredter Weife dem Volke ans Herz legt, über dem Parteihader nicht das Vaterland zu vergesfen, sondern endlich die nöthrgen Opfer zu bringen, welche, foweit es möglich fei, die Selbstständigkeit des Landes gegen etwaige künftige Angriffe sicher zu stellen im Stande wären. Tauber trat in einer VolkSverjammiung bei Holbäk als Wahl- candidat auf und hatte, von Alberti empfohlen, die erschienenen Wahler für sich; Alberti erklärte, die Aus sichten der Linken feien gut und der gegenwärtige Streit vorübergehend, da man principiell ewig sei. St. Petersburg, 18. September. Einem Schreiben, welches der „Schles. Ztg." von ihrem hiesigen Corre- fpondenten zugeht, entnehmen wir Folgendes: Die Expedition gegen die Turkmenen, welche nach General Lasarew» Tode der General Tergukaffow leitet, ist hier gegenwärtig der Gegenstand lebhafter Diskussionen. Die Regierung scheint den festen Willen zu hegen, schon um der militärischen Ehre willen, den Feldzug zu Ende zu führen. Sie wird dabei, wie verlautet, von der Absicht geleitet, mit Persien nähere Fühlung zu gewinnen, um dieses Reich vor dem Ein flüsse Englands zu beioahren und cS zu bestimmen, sich fester an Rußland anzuschließen. Den Erfolgen der Engländer m Afghanistan sah man lange mit be sorgten Blicken zu, denn es ist ja eine Hauptaufgabe der rufsifchen Politik, die Annäherung Englands an Persien zu hintertreiben. Die jüngsten Ereignisse in Kabul sind daher für die russische Politik durchaus günstig gekommen. Gerade jetzt wird man dem Feldzug gegen die Turkmenen größere Bedeutung beimefsen und ihn rasch zu beendigen suchen. Die Kriegslasten werden allerdings unverhältmßmäßig hoch sein, denn bis jetzt soll die Ausrüstung der aral-tekeschen Expedition be reits 8 Millionen Rubel verschlungen Haden, und noch immer kann man sich nur geringer Erfolge rühmen. Um die Turkmenen vollständig zu unterjochen, dürften also noch viele Millionen nöthig sein. Belgrad, 20. September. (Tel.) Ein fürstliches Decret ordnet an, daß die Ergänzungswahlen für die gesetzgebende Skupschtina am 22. October statt finden sollen. — Der russische Eisenbahnunternehmer Baranow ist mit mehreren Bankiers wegen Erwer bung serbischer Bahnen aus St. Petersburg hier em- getroffen. Maler Alfred, unter den schützenden Privilegien des Vaters, respective der Mutter um die Hand der fToch- ter des Hauses (Helga) werben, muß der kühne Sprung in das Land der Pharaonen gar wunderlich bedünken. Dec Verlauf der Reise und der Aufenthalt daselbst bewegt sich ganz im Rahmen eines Spectakel- und Ausstattungsstückes nach Jules Verne'scher Manier, und der gewaltthätigen, brutalen Einsperrung Alfred's in dem Königsgrabe durch Victor können auch die an schließenden Traumscenen, in denen das lyrische Ta lent und die gedankliche Vertiefung des Autors am schönsten sich entfalten, den Zauber der Romantik nicht verleihen. Der theatralische Apparat erdrückt das Wort, und die unbedeutende, ja banale Musik Fr. Rungs erhöht nur den Eindruck des Opern- hasten. DaS durch allerlei phantastische Abschweifungen auf ein Minimum reducirte Interesse wird auch durch den wieder in Dänemark spielenden letzten Act nicht neu belebt, denn zum Ueberdruß abgenutzte Motive müssen den versöhnlichen Schluß herbeiführen. Der nach den nüchternsten GeschästSgrundsätzen speculirende Ingenieur Victor hat sich unter kluger Benutzung des finanziellen Ruins Viborg'S den Besitz Helga'-, welche den Aeltern ihr LebenSglück zum Opfer darbringt, erzwungen. Da kehrt unmittelbar nach vollzogener Verlobung Alfred zurück. Der von dem Mädchen stet- bevorzugte und al» tobt betrauerte Maler ist nicht nur dem Attentate seine» eifersüchtigen Jugend freunde», sondern auch der Mörderhand eireS Räuber- glücklich entronnen; er hat in der KönigSgruft ein werthvolle», einem Kaufmann Kairo- entwendete» Kästchen mit Schmucksachen, darunter den erträumten Glücksring, gefunden und kehrt nach Einkassirung der ausgesetzten reichen Belohnung als wohlhabender Mann zurück Alfred übernimmt nun ohne Weiteres die Rolle des Helfers in der Noth, sowie diejenige des Bräutigams, worauf der angesichts deS unerwar teten Ereignisses plötzlich bekehrte Victor großmüthig verzichtet und sich vorläufig verabschiedet. Vorläufig, sagen wir, denn er trennt sich nicht von Therese, der Schwester Alfred'-, welche Helga erzogen und derselben stets al- Warnerin zur Sette gestanden hat, ohne auS dem Munde der einst treulos verlassenen Geliebten einen verschämten HeirathSantrag für die Zukunft ver nommen zu haben. Wir haben absichtlich die Handlung deS Stückes eingehend erörtert, um darzulcaen, wie schwer e- selbst einem erfahrenen Theaterschriftsteller gelingt, idealen Gehalt künstlerisch edel zu formen. Der letztere mußte den Dichter in da- Gebiet des höhern bürgerlichen Dramas verweisen. In der vorliegenden Gestalt er scheint, trotz deS geistig und gemüthlich geradezu er frischenden Zuges einzelner Scenen, der wirkliche Kern nur als wohlgemeinte Beigabe für ein schaulustiges Publicum. Die bei einem modernen Bühnendichter doppelt bedenkliche Vorliebe für daS Märchenhafte, in dessen feinsinniger Gestaltung da- poetische Talent Molbech'S gipfeln dürste, hat den dramatischen Nerv getödtet und die Signatur der Verschwommenheit, der Charakterschwäche auch den Figuren auS dem realen Leben verliehen. Die Novität war vom Hrn. Regisseur Marcks mit anerkennenSwerther Sorgfalt in Scene gesetzt, doch mußte zuvor daS von Adolf Strodtmann übersetzte und demnächst im Buchhandel erscheinende Buch wesentliche Kunstqeschichtliche Literatur. Burckhardts Cicerone ist als der beste Führer durch die Kunstwclt Italien- bekannt; in geistvoller Weise leitet das Buch zum Genuß der Kunstwerke an, und wie dasselbe eine ersprießliche Vorbereitung für die Reise gewährt, so versteht es später angenehm in der Erinnerung die empfangenen Eindrücke wieder aufzustischen. DaS an muthig geschriebene Buch erlebt gegenwärtig im Ver lag von I. A. Seemann in Leipzig seine 4. Auflage, welche sich vor ihren Vorgängerinnen durch mancherlei Vorzüge, wie durch ein praktischere» Register, ein hand liches Format und besseren Druck, auSzeichnet. Auch der Inhalt hat eine andere Gliederung erfahren, inso fern die antike Kunst als besondere» Bändchen den ersten Theil und die mittelalterliche und moderne Kunst den dreifach so starken zweiten Theil bildet. Von letz terem liegen die Abiheilungen Architektur und Sculp- Kürzungen erfahren. Ebenso hatten die Hauptdarsteller ungeachtet der geringen Dankbarkeit ihrer Partien allen möglichen Fleiß angewendet. Am glücklichsten kamen noch die Frauenrollen zur Geltung: Frau Bayer (Commerzienräthin Viborg), Frl. Ellmen reich (Helga), welche namentlich in den Momenten leidenschaftlicher und schmerzlicher Erregung ganz an ihrem Platze war, und Frl. Guinand (Therese). Der Commerzienrath, durch Hrn. Jaffä vertreten, ist auch beim besten Willen kaum über daS Niveau deS polternden Alten zu erheben, und in gleichem Grade tragen die beiden Liebhaber, die Herren Richelsen (Victor) und Matkowsky (Alfred), eine AlltagS- physiognomie zur Schau. Rudolf Günther. tur bereits fertig vor. WaS die Bearbeitung anlangt, so ist dieselbe in einzelnen Partien eine wesentlich um gestaltende gewesen. Der Herausgeber, vr. Bode, hat dabei nicht nur seine eigenen Forschungen verwerthet, sondern sich auch der anderer Specialforscher bedient, wie denn auch Burckhardt selber Hand an» Werk ge legt hat, um einzelne Abschnitte weiter auszuführen und zu berichtigen. Es ist bereits an dieser Stelle auf Seemann» kunsthistorische Bilderbogen, al- auf ein treffliche» Hilfsmittel für den Unterricht hingewiesen worden. Die Brauchbarkeit dieses BilderwerkeS wird durch einen gegen wärtig heftweise erscheinenden erläuternden Text erhöht, von welchem bereits da» zweite Heft, die Kunst de« Mittelalters behandelnd, vorliegt. Auch ein drittes Unternehmen der Seemann'schn Verlag-Handlung, da- von vr. R. Dohme herauSge- aebrne, reich illustritte Sammelwerk: Kunst und Künstler de» Mittelalter- und der Neuzeit, geht seinem Abschluß entgegen. Die zuletzt auSgeaebe- nen Lieferungen behandeln Leonardo, Luini, Bellini, Giorgione, Palma Vecchio, Correggio und die Bolog neser Malerschule. 0. * Der Wiener Magistrat hat in seiner letzten Sitzung den einstimmigen Beschluß gefaßt. „DemGe memderathe zu empfehlen, daß aus den noch bestehen den alten Friedhöfen, und so lange diese existiren soll ten, die Grabdenkmäler der Tonheroen: Mozart, Gluck, Josef Haydn und Beethoven da» ganze Jahr hindurch mit einem entsprechenden Blumenschmücke auf Kosten der Stadt Wien erhalten werden, da e» eine Ehrenschuld der Gemeinde Wien sei, dir Männer, welche
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