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Dresdner Journal : 04.09.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187909040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790904
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-09
- Tag 1879-09-04
-
Monat
1879-09
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 04.09.1879
- Autor
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M 205 Donnerstag, den 4. September. 187» Ldoao»»«at»pr«l» r I» r»m»v äivticd«» Sslek«: ^Lkrlick: . . 18 AlU-tc. ^Mrliol: 4 ölrnrlt 50 ?k. Liareloe kluwwsrv: 10 kk L»««rU«N> äei äeutvekeo keivde» tritt kost- unä Ltewpel/uickl-dF dioru. Iilüeratenprei^^: rar Uso ItLi.iu einer sessmlteven kstitreiie 20 kk. Vater „Lia^siiwät" äis Leits bO kk. rr«t del»«» r 1'ÄKliet» mit Xuevrtkms äar 8oaa- vnrt rsierts^^ ^trealt» tür äsn tol^snäso Dres-MImmml. 1o««ratenauo»time »u^rrLrt»» I^lpit^t /<> Lranristettsr, Vommi^ioliLr 6e« Vreedner ^ourv-rln; Liuodarx berUa Vi«a L»»«I-8r«»I»ii rrsnllfo t ». Hi L«a»en«te,n L VvAter, Lerlm Visa-»»mdurU kr»js-l.«tp»iz rr»allk»rt s. « Hüllvdau: Ziu-i. LerUil: §. Lvrrttcl!, , Sremeu: L Lc/r/otte, vr«,l»u: L. Ständen » Viireidu; Odemmtr t ; kr-mllkart » H.: L ./aeAer'^etie u. ,/. v'. Leeemann- »ckv Ituekknnätuv^! vörlltr. rVü?/er, S»imovr: 6. kluii-Lerlm-kriuikkurt ». H. Slult^Ltt: Laube L Vs.,' Lmudur^t L X/eu^Aen, Äeiner. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. llvrLusxvder: Itöniel. Lrpeäitiov äe« Dresäaer ^onrvsi», Dresden, Lvia^vrstruLee 20. Nichtamtlicher Theil. U e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Berlin. Karlsruhe. Wien. Paris. Basel. Rom. Madrid. St. Petersburg. Bukarest. Sofia. Konstantinopel. BuenoS-Aires.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Sayda. Hainichen.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschast. Feuilleton. Taaeskalender Inserate. Beilage. Telegraphische WitterungSberichte. Börsenvachrichren. Inserate. . Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 3. September, Vormit tags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Kaiser ist heute früh ^8 Uhr nach Alexandrowo abgereist. Da- Gefolge besteht auS dem Generaladjutanten v. Albedyll, den Generälen ü I» suite Gras Lehndorff und Fürst Radziwill, dem Leibarzt vr. v. Lauer, .sowie den geh. Hofräthen Bork und Kanzki. Se. Majestät trifft 3 Uhr Nachmittags in Alexandrowo ein, wo ihn der Kaiser Alexander bereit- erwartet. Kaiser Wilhelm wird morgen Nachmittag k5 Uhr auf der Reise nach Königs berg in Dirschau mit der Kaiserin wieder zu- sammeutreffen. Augsburg, Mittwoch, 3. September. (Tel. d. DreSdn. Jourm) Die von österreichischen Blät tern verbreitete Nachricht, daß der bisherige Nun- tiuS in München, Msgr. Masella, ein Schreiben drt Königs von Bayern an den Papst überbracht habe, kann die „Allgemeine Zeitung" auS guter Quelle als unbegründet erklären. Wien, DienStag, 2. September, NachtS 11 Uhr. (Tel. d. Boh.) Der Kürst Nikolaus von Montenegro ist heute Abend H10 Uhr mit dem Triester Eilzuge, begleitet vom Senator Sava Plamenac und dem Adjutanten Herdar Blazo Petrovic, hier angrkommen. Er wurde vom Oberst Thümmel und dem Rittmeister Lederer empfangen und vom commandirenden General Baron Maroicic, dem Statthalter und dem Polizeipräsidenten begrüßt. Die Conversation wurde in französischer Sprache geführt. Der Kürst dankte für Maroicic'S Begrüßung mit Händedruck und Hauptentblößung, waS die höchste montenegrinische Ehrenbezeigung ist. Ein zahl reiches Publicum war im Südbahnhofe an wesend, darunter viele südslawonischc Studenten, die den Kürsten mit Zivio- und Slavarufrn be grüßten. Der Kürst und seine Begleiter trugen die reiche montenegrinische Tracht. Der Kürst stieg mit seinen Begleitern in der Hofburg ab und reist morgen Mittag inS Brucker Lager weiter. Wien, Mittwoch, 3. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Neue freie Presse" meldet, daß beide Abthrilungen der nach dem Paschalik Novi-Bazar abgegangenen RrcognoScirungScom- Mission, die eine über Priboj-Priebolje, die andere übrrEajnica, gestern in Plevlje ringetroffrn find. Die Commissionen wurden an allen Orten, wo tür kische Garnisonen sich befinden, mit militärischen Ehren, in Priebolje auch von der Bevölkerung freundlich empfangen. Pari-, Mittwoch, 3. September, Vormittags. (Tel d. DreSdn. Journ.) Der erste Zug mit Am- nestirten auS Noumea ist heute Morgen 4 Uhr hier eingetroffen. ES fanden weder Manifesta tionen, noch Ruhestörungen Statt. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „TageSgeschichte".) St. Petersburg, Mittwoch, 3. September, Abends. (W. T. B.( Nach hier eingegangenrn Nachrichten hat an Stelle deS verstorbenen Ge nerals Lazarew der General Lomakin sofort die Kührung der Expedition gegen die Tekr-Turkmenen übernommen. Tagesgeschichte. * Berlin, 2. September. Se. Majestät der Kaiser hat dem zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister des Kaisers von China ernannten Hrn. Li-Fong-Pao gestern Nachmittag im hiesigen PalaiS eine Privataudienz ertheilt und auS dessen Händen das Schreiben seines Souveräns ent gegengenommen, wodurch er in der gedachten Eigen schast beglaubigt wird. Als Vertreter des auswär tigen Amtes wohnte der Audienz der Staatssecretär Staatsminister v. Bülow bei. — Die diesjährige große Herbstparade fand, wie bereits telegraphisch gemeldet, heute Vormittag 10 Uhr in befohlener Weise vor Sr. Majestät dem Kaiser auf dem Jn- santerieexercirplatze östlich der Tempelhofer Chaussee Statt. Außer der Berliner Garnison nahmen an der selben die in Potsdam und Spandau garnisonirenden Truppentheile, sowie das CadettencorpS von Lichter felde Theil. Die Truppen waren im Paradeanzuge mit Gepäck, die Fußtruppen in weißen Hosen, das 1. Garderegiment z. F. mit Grenadiermützen erschienen. Die Parade befehligte der commandirende General des Gardecorps, Generaloberst von der Lavallerie Prinz August von Württemberg. Nachmittags sand im weißen Saale des königl. Schlosses Paradediner Stall. — Die heutige Feier des Sedantages, welcher in allen Gauen des deutschen Reiches als Nationalfest feierlich begangen wurde, war in Berlin eine ebenso lebendige wie allgemeine und durch das schönste Herbst wetter begünstigt. — Se. Majestät der Kaiser reist morgen früh von hier zunächst nach der russischen Grenze, woselbst in Alexandrowo eine Begegnung mit Sr. Majestät dem Kaiser Alexander, der aus Warschau dorthin kommt, stattfinden wird. Am Donnerstag setzt Se. Majestät die Reise zu den Manö- vern nach Königsberg fort. Der Kaiser reist nur mit dem militärischen Gefolge. — Ihre kaiserl. und königl. Hoheit die Kronprinzessin ist heute früh um 8 Uhr in München eingetroffen und am Bahnhose daselbst von dem stellvertretenden Polizeipräsidenten und dem Personal der preußischen Gesandtschaft empfangen wor den. Vom Bahnhofe begab sich die hohe Frau zu Wagen nach dem Hotel „zu den vier Jahreszeiten". Für heute ist ein Besuch der Kunstausstellung in Aus sicht genommen; morgen wird die Frau Kronprinzessin die Reise fortsetzen. — Der ReichStagSpräsident v. Seydewitz, der die Geschäfte des Oberpräsidenten von Schlesien übernommen, hat, wie die „Post" erfährt, dem Bureau des Reichstags die Niederlegung seines Mandats angezcigt. Nunmehr gelangen die lausenden ReichStagsangelegenhelten durch den ersten Bicepräsi- dcnten, Frhrn. v. Franckenstein, zur Erledigung. — In Haken berg bei Fehrbellin erfolgte heute die feier liche Einweihung des Denkmals, welches daselbst zur Erinnerung an den Sieg des großen Kurfürsten über die Schweden errichtet worden ist. Nach dem Eintreffen des Oberpräsidenten der Provinz Branden burg, vr. Achenbach, sowie des Landesdirectors v. Levezow, des Grafen v. Königsmarck, des General superintendenten vr. Brückner und des Kreisbau meisters v. Lancizolle begann um 12 Uhr die Ein weihungsfeierlichkeit mit dem Choral „Lobe den Herrn". Sodann hielt der Kreisbaumeister v. Lancizolle eine Ansprache und überreichte den Schlüssel. Die Erwide rung des Oberpräsidenten Achenbach schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, in welches sämmt- liche Anwesende enthusiastisch drei Mal einstimmten, worauf die Hülle des Denkmals fiel. Nach dem Ge sang: „Heil Dir im Siegerkranz!" hielt der General superintendent vr. Brückner die Weiherede und das Gebet. Der Choral „Nun danket Alle Gott" schloß die Feier. Karlsruhe, 1. September. Man schreibt der „N. Preuß. Ztg.": Mehrfache Anzeichen deuten darauf hin, daß unsere Regierung den Wunsch und die Hoffnung hegt, im nächsten Landtage sich auf eine gemäßigt liberale Mehrheit stützen zu können. — Von den 105 vorjährigen Abiturienten der 8 badischen Gym nasien wandten sich 48 dem Studium der Jurispru denz, 16 dem der Medicin, 15 dem der katholischen Theologie, 12 dem der Philologie, 7 der militärischen Laufbahn, 2 der Mathematik, 1 der Kaufmannschaft und 2 der evangelischen Theologie zu. Letzteres ist beachtens- werth. An dieser geringen Zahl trägt die Schuld nicht blos der materialistische. Geist unserer Zeit, nicht blos die vielberegte badische Psarrwahl, nicht blos das Jolly'sche Culturexamen, sondern vielleicht noch mehr der Geist, der auf so vielen unserer Gymnasien herrscht. Glücklicherweise giebt es auch badische Studirende der evangelischen Theologie, die von außerbadischen Gym nasien kommen, namentlich von dem zu Heilbronn, wo sich das badische Privatpensionat für künftige Studi rende der evangelischen Theologie befindet. Aber ein seltsamer Zustand ist eS jedenfalls, wenn in einem Staate, dessen Volk denn doch in seiner Mehrheit dem Christenthume freundlich ist, seit einer Reihe von Jahren die DirectionSstellen vielfach mit Männern be setzt werden, deren Wirksamkeit, wenn auch ihnen un bewußt, zur Folge hat, daß man in den Gymnasiasten kreisen es sür eme Unehre hält, Theologie zu studiren. * Wien, 2. September. Der Kriegsdampfer „An dreas Hoser" ist mit dem Fürsten von Monte negro um Mitternacht in Triest angelangt. Der Fürst brachte die Nacht an Bord des Dampfers zu und setzte mit dem heutigen Eilzuge die Reise nach Wien fort. Im Auftrage des Kaisers begab sich heute früh der commandirende General Baron Maroicic nach Wien, um den Fürsten Nikolaus zu empfangen. Fürst Nikolaus wird morgen Nachmittag mittelst Separathofzuges von Wien nach Bruck a. d. Leitha kommen. — Wie die „Pr." aus Sarajewo erfährt, dürfte die Lim- commission vor dem 8. d. nicht aus dem Paschalik Novi-Bazar zurückkehren. Auf den äußersten Aus läufern Trebcvic, 2 Stunden von Sarajewo, wüthet seit mehreren Tagen ein großer Waldbrand. Der Schaden ist bereits bedeutend. Es wurden Maß regeln zur Begrenzung deS Brandes getroffen. r*? Paris, 1. September. Wie es sich erwarten ließ, hat die gestrige Wahl in Bordeaux kein Re sultat geliefert. Es traten bekanntlich drei Landidaten aus: Blanqui, Motadier und Achard; alle drei Re publikaner und sogar radicale Republikaner. Blanqui erhielt 3929, Achard 1852 und Mätadier 1374 Stim men. Keiner von ihnen erhielt ein Viertel der Stim men aller eingeschriebenen Wähler, und in 14 Tagen muß eine Stichwahl vollzogen werden. DaS Charak teristische an dieser Wahl ist die aufs Aeußcrste gestei gerte Indifferenz der Bevölkerung von Bordeaux. Es waren über 24 000 Wähler eingeschrieben, und nur wenig über 7000, also nicht em Drittel, haben gestimmt. Im Vergleich zur Wahl vom 20. April hat übrigen- Blanqui bereits 3000 Stimmen verloren. Als einen Sieger kann er sich nach der gestrigen Abstimmung nicht betrachten, hat er doch kaum H der eingeschrie benen Stimmen erhalten. — Der TranSportdampser „Var" ist endlich heute Morgen in Port-VendreS an gekommen. Er war gestern Abend schon von Fischer booten signalisirt worden, und alle Fremden, die sich in Port-Vendres aushielten, um ihre Angehörigen zu empfangen, hielten sich die ganze Nacht über am Hafen auf. Aber erst nach Tagesanbruch wurde das Schiff vom Hafen aus signalisirt, und der übliche Besuch der Behörden und Aerzte an Bord nahm noch einige Stunden in Anspruch, so daß die Ausschiffung der Amnestirten erst gegen 10 Uhr Vormittag» erfolgte. Der „Var" hatte 410 Passagiere an Bord, die meist in den letzten Tagen sehr von der Seekrankheit gelitten hatten. Im Uebrigen war der Gesundheitszustand während der ganzen Reise ein guter gewesen. Die Landung geschah in voller Stille. Die Ankommenden vermieden jede Demonstration und begnügten sich da mit, die harrenden Freunde zu umarmen. Viele wein ten. Es fehlt ihnen, wie man sagt, an allem Röthi gen, und da die Regierung nur eine sehr geringe Un terstützung vertheilen läßt (2 bis 5 Frcs. per Kopf), so fanden die anwesenden Vertreter des Hilfscomitös genug zu thun. Die meisten der Gelandeten sind schon heute Nachmittag von Port-Vendres abgereist. Die Regierung hatte ihnen Fahrbillets bis in ihre Heimath zur Verfügung gestellt. Eine größere Zahl der Amnestirten hat sich nach Narbonne begeben, denn man hatte auf dem „Var" alle Diejenigen eingeschifft, die an dem Aufstandsversuche in Narbonne im Früh ling 1871 theilgenommen. Die anderen Transport schiffe werden bald nachsolgen. Basel, 2. September. Ein Privattelegramm der „Post" meldet: Die 7. Weltversammlung der evan gelischen Allianz ist unter Betheiligung von 1400 Mitgliedern und zahlreicher Einwohner Basels gestern eröffnet worden. Es wurden durch die bedeutendsten Deputirten aller Länder Berichte erstattet. Rom, 2. September. (Tel.) Garibaldi hat gestern Civitavecchia verlassen und ist nach Caprera zurückgekehrt. Er ist noch immer leidend. — Der „Polit. Corr." schreibt man auS Rom vom 30. August: Die anhaltende tropische Hitze übt ihren schädlichen Einfluß auf die Gesundheitszustände aus, und miasmatische Fieber grassiren stärker denn je. Eben infolge des ungünstigen Gesundheitszustandes wurden die auf der Strecke zwischen Rom und Neapel stattzuhabenden großen Manöver abgesagt, und die Trup pen rückten in ihre früheren Garnisonen ein. In der Umgebung von Ceprano, Casino und Mignano haben die Fieber eine Art epidemischen Charakters angenom men, und die Sanitälsberichte aus jenen Gegenden lauten ziemlich alarmirend. In Rom selbst grassiren miasmatische Fieber sehr stark, und die Spitäler sind mit Fieberkranken überfüllt. Madrid, 1. September. (Tel.) Der König hat sein VermählungSproject den Ministern officiell mit- getheilt. Der Tag der Wiedereröffnung der Corte» wird nach der von Oesterreich anlangendcn officiellen Antwort bestimmt werden, und wird vorläufig noch kein außerordentlicher Botschafter nach Wien abgehen. Nach einer von San Ildefonso datirten Depesche sollen die Cortes am 1. November einberusen werden und die Hochzeit am 28. November stattfinden. Wie es heißt, soll Canovas del Castillo als Botschafter nach Wien gehen. St. Petersburg, 2. September. (Tel.) Das „Jour nal de St. Petersbourg" bespricht die phantastischen Comdinationen verschiedener ausländischer Blätter über den Besuch deS Großfürsten - Thronfolgers in Stockholm, der doch lediglich ein Höflichkeitsbesuch FcMctüu. Stedigitt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — DienStaa, den 2. September, zum ersten Male: „Gabriele", Schau spiel in 4 Acten von Hugo Bürger. Auch diese» Product deS beim Dresdner Publicum bereit« vortheilhaft eingeführten Autor» beweist ein ungewöhnliche» Geschick für theatralische Mache, iowie für den scenischen Aufbau, und ein solche» Talent darf jedenfalls im Hinblick auf die dramatische Unbeholfen heit, welche die große Mehrzahl der deutschen Bühnen schriftsteller nicht zu überwinden vermag, unser beson dere» Interesse in Anspruch nehmen. Daß Bürger nach schon vorhandenen Recepten, wie hier mit reich licher Benutzung von Sardou'« „Dora", arbeitet, ver mag die Theilnahme de« größeren Publicum» nicht abzuschwächen. Da»selbe pflegt sich weniger um den Kern, al» um die Schale zu bekümmern und stellt auch in Bezug auf die Feinheit der letztem nicht allzu strenge Ansprüche. Wir sind eben von Jugend auf an gröbere Kost gewöhnt und besitzen für die litera» rischen Finessen, die Grazie der Ausführung und die Psychologischen Detail» der Franzosen nur geringe» Berständniß. Dagegen kommt die nervöse Stimmung unserer Tage ihrer kühnen Ausbeutung de» Effecte» sympathisch entgegen. Man kann die Jntriaue al» dramatische» Haupt motiv immerhin gelten lassen, da sie im Leben gleich falls eine bedeutende Rolle spielt; aber die Verwendung derselben zu dem ausschließlichen Zwecke, während eines ganzen Theaterabends zwei edel angelegte Naturen mit allen Raffinements eines Matador auf einander ni Hetzen, verletzt das feinere Gefühl und macht den Eindruck frivoler Quälerei. Diese peinliche Empfindung wird natürlich nur noch erhöht, wenn die Labale im bürgerlichen Drama fast zur StaatSaction ausgebaujcht wird, wie dies der Darstellerin der Leonie wiederholt beliebte. Wer möchte den vorwärts drängenden Ge dankengang eines wahrhaften Dichters hemmen und Mäßigung predigen, wo die Phantasie des Poeten die Schranken der Alltäglichkeit keck übersetzt? Aber die Spekulation mit dem plastischen Theaterbedürfniß pro- vocirt auch eine nüchterne Beurtheilung, und die Ten denz kann selbst durch eine geschmackvolle, theilweise sogar warme Diction nicht verhüllt werden. Wir betonen dies, ohne die Vorzüge der Sprache Hugo Bürger'- vor der geistlosen Trivialität der meisten modernen deutschen Repertoirestücke im Geringsten ver kennen zu wollen. Der Autor führt un- in eine Gesellschaft von Großindustriellen und Kaufleuten, also in eine Sphäre, in welcher man einem erheblichen Fond von Pathos zu begegnen nicht gewohnt ist. Er läßt un- auch nicht in Zweisel über die durchaus materiellen Gesinnungen der betreffenden Personen und verräth gründliches Ber- ständmh für die Manipulationen der Geschäftswelt. DaS Au»plaudern derselben auf der Bühne kann den Glauben an den JdealiSmu» dieser Leute schwerlich erhöhen, und doch scheint das Ganze auf ein« Glori- ftcatwn des Handels- und Börsenlebrn» hinau»zu- laufen. Das seelische Interesse concentrirt sich ausschließ lich auf die Rollen Gabrielen's und Oliver Lasar's, welche im Kreise boshafter Jntrlguen Herumgetrieben werden. Erfahren dieselben eine so glänzende und meisterhafte Repräsentation wie hier durch Frl. Ellmen reich und Hrn. Dettmer, so ist der Erfolg deS Stückes gesichert. Frl. Ellmenreich hatte ihre durch Unbe stimmtheit in der Lharakterzeichnung, die der Verfasser den beabsichtigten Effecten anpaßt, an sich wenig sympathische Partie so vollendet ausgearbeitet, daß ihre Gabriele die vollste Theilnahme erregte. Ihre Wahrheit des Gefühl» der beglückten Neigung, der ausflammenden Leidenschaften des Stolze» und des Zorne», der heftigen wechselnden Stimmung, des in ner» Kampfes zwischen Zweifel und Vertrauen war von hinreißender Wirkung. Mit dieser unmittelbaren Wahrheit de» Ausdrucks, deS Tone», der Mimik, deS stummen Spiele» vereinigten sich Adel und Grazie der Erscheinung. Würdig stand ihr Hr. Dettmer zur Seite, welcher die schwache Figur Lasar's durch Wärme, Schwung und Noblesse zu echter Vornehmheit deS Geiste- und de» Herzen» erhob. Ueberau» wirkungs voll, mit reichem Aufwande von Esprit und Coquetterie zeichnete Frl. Ulrich die rachsüchtige Urheberin aller Jntriguen (Leonie). Die übrigen Partien sind ziem lich unbedeutend und schablonenhaft. Dennoch hätte eine geeignetere Besetzung der Rolle de» Fabrikanten Arn»dorff, namentlich aber derjenigen Martha Roland'» der Gesammtaufführung nur zum Vortheüe gereichen können. Die Novität war vom Hrn. Regisseur Marx ge schmackvoll inscenirt und sand sriten de» gut besetzten Hause» eine sehr günstige Aufnahme, die vermöge der Leistungen der beiden Hauptdarsteller an einigen effect vollen Stellen noch eine wesentliche Steigerung erfuhr. Rudolf Günther. Ein ABC- Buch. „DaS Buch der Schrift", enthaltend die Schriften und Alphabete aller Zeiten und aller Völker de» ge jammten Erdkreises, zusammengestellt von Karl Faul- mann, erschien soeben im Verlag der k. k. Hof- und Staatsdruckerei zu Wien. Der Verfasser bezeichnet in der Vorrede sein Werk allzu bescheiden nur al» ein ABC-Buch: eS ist eben das ABC-Buch der gan zen jetzigen und vergangenen Welt, begleitet von bün digen, mit Beispielen belegten Erklärungen über die Entstehung und Ausbildung aller Alphabete und Schrif ten, deren Register in Zeilen schon säst acht Quart- spalten füllt. Dat Werk wird durch die Vollständig keit und Schönheit der Darstellung dem Fachgelehrten Anerkennung, dem Laien Staunen abnölhigen und ist auch ganz geeignet, den Letzteren durch Abbildung und Erklärung die Entstehung, Wandlung und Ausbildung der Alphabete und Schriften, die er längst kennt und auch gebraucht, leicht verstehen zu lassen. Dir „W. Abdp." giebt nachstehende» Resume de» Inhalt» diese» Buches Der Verfasser, der schon vor drei Jahren „Neue Untersuchungen über die Entstehung der Buchstaben schrift und die Person ihre» Erfinder»" erscheinen ließ, erzählt in der Vorrede, wie er zur Herausgabe de» vorliegenden Werke» gekommen und welche Förderung er dabei in der an einschlägigen Werken reichen Biblio thek der k. k. Hof- und Staatsdruckerei gefunden. Diese
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