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Dresdner Journal : 10.09.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187909107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790910
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790910
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-09
- Tag 1879-09-10
-
Monat
1879-09
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 10.09.1879
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O SIV Mittwoch, den 10. September. 1878 b.u.G. .«. b.u.G. b.u.G. «. G. b.u.G. «. S. >G. >G. »G. -G. !«. S. bj. >G. S. i» S. G. «. S. G. bj- jzenmehi ug 4V, mmelm. 29 M I.I9M.: » 2b,00 >,00 M.; pr. 100 pr. 100 i 10 000 Siim- iß o- ) — 18S -., No- ril-Mai «oggcn 9,70 M. April- ruhig, ptember b>,40 20,. 00 ix. ril-Mai srr loco M.«., Welter. Franz aditzich Haus- lreiten- Stadt- IndreaS Mäd- happel -ro. H. eau in Frhrn kirchen hi-raih it Frl. O-kar nn in Wendel zarethe Archi- Frau sen in Beyer Berg ling m n Eol- rnburg i. Hr. l Frl. wed. nhard. nn in !e au» d Frl. nnrich »vocai Hr. kSden- «chiv- Schuh- Krau peetor r. I. l» 8»a»«a ä«uticL«a U»t«k« : dtkrlick: . . 18 jlurb )4Mrli< k: 4 Uarli b0?f. Miursln« tki mniorn: 10 kk. A»«,«rk»Id dei dent«, Kev Kviokes tritt I'a^t- und 8tvmp«Iru«okln8 Kiuru. 1a««e»teni>rvl^er k-r ilon ltrum siasr ^«pnltsav» kstitraile 20 kk. Vater „kiugsraadt" dis 2s>is bü ?k. ArMimZonllm!. Lraekvlnvnr rLgliek mit ^urnakms dar 8oun- und b'sisrta^«' ^doadn für den kol^sndsn Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. lnrei-atenonnolime an«W»i-t«r Latp^: Fr Lrand»t«tt«r, Vvmmirrionür de« Vreadaer dourual«; 8rmbarx-8»rlia Visa l,«ipri^ Li»««i - Srsrlru rr.inl.lu t ». » : Laasenst««» L ?»Aker,' Vorlin tVioa-llumdurg vrng-l^iprig ^rnnlllnrt ». »l Hüoolinn: dkud S«rUa:§./forn«cj, , Lrvrnon : F , vr«»l»a: T. ä'tanA»»'« ttürvitu; Ovsmunr F>. ^rnnlikart » ». t F daeAer'veke u. d (7. //errmu«»- »ekv liuckknndlun^; OSrUt«: <7 A/dkker, Srnnoror: T' §c/tU>nit r,' krri» Lsrlin - krnnlokurr ». N -»tatt^art i DauLe L Oo.,' Laradarg: F. L/e«dgt«, ^4d. Lteiner UerLnsxvder: Xonie!. Lrpeditiou de« Dresdner douraal», Dresden, Xviv^ei^tra«»« I7o. 20. Ämtlicher Theil. Dresden, 29. August. Se. Majestät der König hat den zeitherigen DirectionSsecretär Alfred Carl Julius Ernst Gasterstädt zum Finanzasseffor bei der Generaldirection der StaatSeisenbahnen zu er nennen geruht. Nichtamtlicher Theil. U e d e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Tagetgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Prag. Rom. Bologna. London. Stockholm. Konstantinopel.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Schwar zenberg. Lauenstein. Mittweida. Nossen. Meißen. Radeberg. Bartzen) vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. LageSkalender. Lotteriegewinnliste vom 8. September d. I. Keuilleton. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 9. September, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ihre Majestät die Kai serin ist heute vormittag ^10 Uhr au« KönigS- brrg wieder hier eingetroffen. (Vgl. die „Tages- geschichte".) Wien, Dienstag, S. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die heutigen Morgenblätter melden auS Hankovac« von gestern, daß die österreichischen Truppen dort Mittag« in ihrem ersten Lager im Sandschak Novi-Bazar eingetrof fen find. Der Abmarsch war gestern früh 6 Uhr von Tschajnitza unter dem Commando de« Gene rals Killic erfolgt; der Marsch auf den steilen Gebirgswegen war beschwerlich. Die Nachrichten von Taschlidscha lauten befriedigend. Die tür kischen Wachen in Goczd hatten da« Wachhav« vor der Ankunft der österreichischen Truppen ge räumt. Ein officielle« Telegramm de« Feldzeugmeister« Herzog« Wilhelm von Württemberg aus Hankovacs von gestern Mittag meldet, daß die Colonne des Generalmajors Killic 6 Uhr früh von Tschajnitza aufgehrochrn ist und um 10 Uhr Vormittags die Grenze deS Sandschaks Novi-Bazar erreicht hat. Der Herzog Wilhelm befand sich 12 Uhr Mittag« im Lager bei Hankovac«. Die türkischen Posten in Goczd und Hankovac« hatten sich 2 Stunden früher gegen Plevlje zurückgezogen. Die spärliche Bevölkerung zeigt sich durchaus friedlich. Von der Colonne deS Generalmajor« Obadich, welche gegen Priboj marschirt war, ist noch keine Mel dung eingelaufen. Die Abreise deS Fürsten Nikolau« von Mon- teuegro ist bi« Donnerstag, den 11. d., verschoben worden. London, Montag, 8. September, Abend«. (W.T.B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten haben in der Grafschaft Kingö-County in Irland infolge unaufhörlichen Regen« seit Sonnabend große Uebrrschwemmungen stattgefunden. Da« Heu und der Hafer auf den Wirsen und den Fel dern wurden weggeschwemmt; auch der sonstige Schaden an Gebäuden und Grundstücken ist sehr erheblich. In der Grafschaft Monmouth in Eng land hat die Getreideernte durch gestern und heute niedergegangene starke Regengüsse gleichfalls vielen Schaden erlitten. London, DienStag, 9. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Schatzkanzler, Sir S. H. Northcote, wohnte gestern einem Meeting konserva tiver Arbeiter in Ereter bei, wobei er seinen Sohn als künftigen Candidaten für das Parla ment vorstellte. Die Politik der Regierung be sprechend, hob Northcote hervor, England nehme, nachdem e« den Muth gehabt, rund herauSzusagev, was eS thun wolle und könne, eine viel wichtigere Stellung als jemals im Rathe Europas ein. Dem Schicksale Cavagnari's und der englischen Gesandtschaft in Kabul widmete der Schatzkanzler Worte warmer Theilnahme und Trauer. Der Emir Jakub Khan habe England um Hilfe ge beten; die britischen Truppen seien zweifellos schon in der Nähe von Kabul, wo sie dir Ruhe Herstellen würden. Bevor man über die Ereignisse in Kabul urtheile, seien weitere Nachrichten abzu warten. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Tagesgeschichte. Dresden, 9. September, lieber den Beginn der Feldmanöver der 1. Infanteriedivision Nr. 23 gehen uns folgende Mittheilungen zu: C.-Qu. Kloster Marienstern, 8. September. Nachdem mit dem 6. September die Uebungen in ge mischten Detachements, und zwar bei der 1. Jnfanterie- brigade Nr. 45 in der Gegend von Prietitz, bei der 2. Jnsanteriebrigadc Nr. 46 zwischen Jeßnitz und Prautitz ihr Ende erreicht hatten, haben mit heute die Feldmanöver der 1. Infanteriedivision Nr. 23 in zwei Abtheilungen gegen einander unter Zugrundelegung folgender Kriegslage ihren Anfang genommen. Eine Westbrigade (1. Jnfanteriebrigade Nr. 45, 5. Escadron Gardereiterregiments, H 1. Escadron 1. HusarenregimentL, 1. Abtbeilung 1. Feldartillerieregi ments Nr. 12 und 1 Pionnierdetachement) hatte von Dresden kommend am 7. September Kamenz erreicht und sollte am 8. September womöglich bis zum Ab schnitt des Schwarzwassers vorrücken, um die Elsen- bahnstrecke Arnsdors - Ruhland gegen einen aus der Lausitz gemeldeten Feind zu decken Dieser, eine supponirte Ostarmee, stand längs der Bahn Horka Ruhland von Horka bis zur Spree eche- lonirt und ließ am Abend des 7. September, als die Nachricht einging, daß Kamenz feindlicher Seits besetzt worden sei, eine Ostbrigade (2. Jnfanteriebrigade Nr. 46, 2. Jägerbataillon Nr. 13, 3. Escadron 1. Ulanen- regimentS Nr. 17, H 1. Escadron 1. Husarenregiments Nr. 18, 2. Abtheilung 1. Feldartillerieregiments Nr. 12) von Uhyst a. d. Spree aus gegen Kamenz auf brechen. Die Ostbrigade hatte erst in der Nacht vom 8. zum 9. September Neudörfel, eine starke Meile östlich Kamenz, erreichen können, sie konnte somit erst um 9 Uhr von Neudörfel aufbrechen, um ihren Auftrag energisch auf Kamenz vorzustoßen, zu erfüllen. Von dieser in der Nacht erfolgten Annäherung eines feindlichen Detachements hatte die bei Kamenz stehende Westbrigade bis zum 8. September früh eine Meldung nicht erhalten können und war daher, über Nebelschütz nur schwach detachirend, am 8. September früh mit ihren gejammten Kräften von dem Sammel punkte Wiesa auf der Chaussee gegen Bautzen aufge brochen. Als aber bis um 9 Uhr früh durch weit vorgerittene Offizierspatrouillen constatirt worden war, daß das Gelände längs der Chaussee bis Lehndorf vom Feinde frei sei, war zunächst die Avantgarde gegen Miltitz abgebogen, um womöglich die dortige Stellung vor dem Feinde, dessen Cavallerie bei Schmeck witz gemeldet war, zu erreichen. Die Ostbrigade war indessen unter Vorschiebung ihrer Cavallerie um 9 Uhr von Neudörfel abgebrochen und erreichte mit ihrer Spitze Schmeckwitz, demnächst auch Miltitz, ehe es der gerade in jenes Dorf ein dringenden Spitze der Westbrigade möglich war, sich daselbst zu logiren. Den Führer der Westbrigade trafen die Meldungen über die Vorgänge bei seiner Avantgarde, während sein Gros noch im Walddefilo auf der Chaussee süd lich des Galgenberges im Vormarsch begriffen war. Da er unter diesen Verhältnissen sofort erkannte, daß es es ihm nicht möglich sein würde, die starke Stellung am Steinberg bei Wendisch-Baselitz vor dem Feinde zu erreichen, ließ er die Artillerie seines Gros auf theilweis schwierigen Waldwegen nach der Stellung des HasenbergeS abbiegen, während die Infanterie die östlichen Waldränder besetzen sollte. Die Avant- aardeinfanterie der Westbrigade wich, als sich die Ostbrigade immer weiter vor Schmeckwitz und Dürr- wicknitz her entwickelte, westwärts zurück, und bezog die Ostbrigade, welche sich nicht in der Lage sah, die starke Stellung des Feindes heute noch anzugreisen, ein Lager bei Höflein, unter Etablirung von Vorposten in der Linie Wendisch-Baselitz-Miltitz, während die Westbrigade in ihrer eingenommenen, vom Feinde nicht angegriffenen Stellung zu verbleiben beschloß. * Berlin, 8. September. Ueber den Aufenthalt des KaiserpaareS, sowie deS Kronprinzen und der königl. Prinzen in Königsberg liegen folgende Mit- theilungen vor. Bei der Rückkehr vom gestrigen Offizierspferderennen begaben sich Ihre Majestäten mit den Prinzen deS königl. Hauses und mit dem Groß herzog und dem Erbgroßherzog von Mecklenburg- Schwerin nach der Kirche von Juditten, in welcher König Friedrich Wilhelm III. und die Königin Louise dem Gottesdienste beizuwohnen pflegten, und besuchten hierauf auch Louisenwahl, den Sommersitz des Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Louise. Bei dem vom Provinzialverband Ostpreußens im Börsen saal veranstalteten Festdiner, zu welchem 300 Ein ladungen ergangen waren, richtete der Vorsitzende des ostpreußischen Landtags, v. Kraatz-Wiersbau, eine An sprache an Ihre Majestäten, aus welche der Kaiser er- »Vderte. Die Toaste auf die Provinz Ostpreußen und die Stadt Königsberg fanden begeisterten Wiederhall; unter den Klängen der Volkshymne ertönten stürmische Hochs auf Ihre Majestäten. Bei der Heimfahrt vom Börsensaale nach dem königl. Schlosse waren die Straßen glänzend erleuchtet; auf dem ganzen Wege waren die Wagen Ihrer Majestäten von dichtgedrängten jubelnden Volksmassen umgeben. Am Abend besuchten der Kronprinz und der Prinz Wilhelm den von den Studirenden der Universität veranstalteten FestcommerS im Schützenhause. Auf die vom Vorsitzenden deS Fest- commerses gehaltene Ansprache antwortete der Kron prinz, daß er gern mit der akademischen Jugend ver kehre, zumal hier, wo, wie gestern und heute der Kaiser bereits gesagt, das preußische Königshaus so viel Trübes und so viel Erhebendes erlebt habe. Hin weisend auf die Ereignisse der letzten 10 Jahre in Deutschland, durch welche auch die höchsten Träume übertroffen worden seien, schloß Se. kaiserl. und königl. Hoheit seine Ansprache mit einem Heil aus Den, der dies Alles geschaffen, mit einem Heil dem Kaiser! In die erschallenden stürmischen Hochs fiel nach dem Reiben eines Salamanders die Musik mit den Klängen des „Heil Dir nn Siegerkranz" ein. Auf ein von einem Studirenden auf den Kronprinzen ausgebrachtes Hoch erwiderte derselbe, daß sich die Srudentenschaft den Sinn treuer Pflichterfüllung und Bescheidenheit be wahren möge, wie ihr das durch hohes Beispiel gezeigt werde. Der Kronprinz schloß mit einem Hoch auf die Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Lon der internationalen Kunstausstellung in München. I. (Schluß zu Nr. 209.) E» kommt hier nicht darauf an, jene Methode, die sich in dem schweren, so vielfach triumphreichen Kampfe um den Wiedergewinn der Kunstblüthe in der Strenge deS Studiums gebildet hatte, zu erklären und kritisch zu analysiren oder ihren nachtheiligen wie vortheil haften Einfluß zu beleuchten. Dagegen ist al» ein Zeichen der Zeit und ihre- ewigen WandlungSprocesse» die Wahrnehmung interessant und augenfällig, daß die meisten Künstler der jüngeren Generation jenen getheilten Weg verlassen haben; mit ihm freilich auch noch viele» Andere. Dahin gehört da» Vorwalten einer idealen Anschau- una, in Bezug auf die Wahl de» Gegenstände», wie auf die Art seines Vortrag». Wir sehen im Durchschnitt aus jedem Gebiet der Malerei, und »war nicht bloS der deutschen, auch der ausländischen, da» Realistische, sogar da» gemein Na türliche in den Bordrrgründ treten. Diese Bevor zugung wird mit Bravour, und dabei nicht immer mit Delicatesse, selten genug mit naiver Grazie, noch viel häufiger mit einer gewissen, die Schäden und Blößen der Gesellschaft demokratisch aufdeckenden Rauheit und Roheit au»geführt. Wo die Apotheose der gemein Natürlichen Losung, um jeden Preis Losung ist, da wird auch das Ver letzende, daS Unästhetische (außerhalb deS Burgfrieden» der Kunst Liegende), ja sogar das ausdrücklich Häß liche einen breiten Raum einnehmen. Und noch eine andere Consequenz geht mit dem NatürlichkeitSprincip Hand in Hand. Wer sich vornimmt, durch die Wiedergabe deS Wirklichen zu imponiren, und die» schon so oft ohne veinliche Wahl, ohne Vergeistigung des Inhalte» ver sucht, der wird die Nothwendigkeit sehr lebhaft empfin den, diese äußere Schale der Dinge auch mit virtuoser Natürlichkeit wiederzugeben. Diesem Drange entspringt die neuere Richtung der sogenannten Coloristen. Sie verbreiten sich mit den Resultaten ihre- Pinsels vielverzweigt in der gesamm ten Erscheinungswelt der modernsten Malerei. In wie bedeutsamem Umsang die» der Fall ist, kann man in dcn einzelnen kleinen Localausstellungen nicht wahr nehmen; c» zeigt sich aber um so unzweideutiger auf der großen Weltausstellung, wie c» gegenwärtig die Münchner ist. Ein solche- Auftreten der koloristischen Richtung ist an und für sich in der Geschichte der Malerei keine neue Erscheinung. ES hat immer, bei den Spaniern, bei den Niederländern und vor diesen unter den Ita lienern bei den Venetianern eine koloristische Schule, d. h rin vorherrschendes, den Werth der Zeichnung und Composition überflügelnde» Betonen de» Farben- zauber» gegeben. Allerdings waren die Gründe zur Entstehung dieser Au»druck»method«n etwa» andere al» jetzt. Während man damal» — und nur dieser Unterschied fei hier angedeutet — neben einer schon tüchtigen genügenden Pinseldarstellung ein noch darüber hinausgehendes Do- miniren der Farbe pflegte und zur höchsten, beiläufig bemerkt nie wieder erreichten, Vollendung trieb, erscheint jetzt das Betreten dieses Weges als eine ebenso er klärbare wie trotzige Reaktion, als ein Rückschlag, eine Gegenwirkung gegen die ältere, dem SchönheitSprincip und der abgerundeten Composition nachstrebende Richtung. Die Welt der Ideale und der Gedankenproduction ist überhaupt nicht mehr die gegenwärtige Welt. Heute herrscht nicht blo» eine sehr realistische, materielle, sondern überhaupt eine viel sinnlichere, in jeder Weise genußsüchtigere Zeitströmung, al» eS der harmlose Beobachter ahnt. Die moderne Generation weiß wenig von ewigen Zielen; sie träumt nicht viel, aber lebt sehr lebendig, sehr rasch. Das Aeußerliche hat bei ihr hohe Geltung, und ihr Trachten ist mit Eifer auf Besitz und Lebensfreuden gerichtet. Auch die Bildung dieser Generation ist eine praktisch auf Gewinn gestellte, eine vielverzweigte, oft specirll bedeutende, aber sie ist im Durchschnitt keine klassische, keine allgemein menschliche, vertiefte Bildung, keine Pflegt der Intelligenz um ihrer selbst willen, die zum CultuS der Wissenschaften und der Musen führt. Erwägt man außerdem, daß die Geldmacht, diefe Tonangeberin aller Lebensrichtungen, gesellschaftliche Sitten und Moden, sich für den Augenblick in den Händen der Halbbildung und Unbildung befindet, so begreift eS sich, daß Wissen nur zu häufig als Mittel zum Zweck: „Gewinn", und Kunst nicht seltener al» Mittel zu den Zwecken: „Unterhaltung und Prunk sucht" angesehen und in diesem Sinne protegirt werden. Albertina. Der Toast eines anderen Studirenden auf den Prinzen Wilhelm wurde von diesem mit einem Hoch auf die Studentenschaft erwidert. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm verweilten bis nach 12 Uhr. Der Kaiser begab sich heute früh 9 Uhr zu dem Feld manöver, welches in dem Terrain westlich von Warzen stattfand, und wohnte demselben zu Pferde auf einer Anhöhe in der Nähe von Preil bei. Nach der bei Poleppen abgehaltenen Kritik kehrte Se. Majestät hier her zurück, wo Allerhöchstderselbe um H2 Uhr wieder eintraf. Die Kaiserin besuchte im Laufe des Vormit tags verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten und empfing die Deputationen des vaterländischen Frauenvereins. An dieselben richtete Ihre Majestät folgende Ansprache: »Die Räume, in denen Ich Sie empfange, sind ge eignet, viele ernste Gefühle anzurcgen. Ich gedenke der Zeit, wo die Monarchie in der Thatkrafl und Treue diese» Landes seine Wiedergeburt feierte nach schweren Prüfungen Ich gedenke der Zeit, wo Ihr König und Ich am Altäre Gottes den Eid der Pflichttreue leisteten: Ich gedenke der Zeit, die seitdem alle Kräfte des Vaterlands in Anspruch genommen hat. In dieser Zeit Hal sich die Provinz Preußen wieder allseitig bewährt, und die Frauen haben bewiesen, daß sie, ihrer Väter, Männer und Söhne würdig, opferwillig »usam menhielten. Was jede von ihnen während des Nothstandes wie im Kriege geleistet hat, möge Gott lohnen. Ich lege Ihnen aber ans Herz, die Organisation der Vereine, die jetzt ganz Deutschland umsaßt, als die unentbehrliche Grund lage unserer gemeinsamen Ausgabe anzuerkennen, damit unser gemeinsames Werk unter allen Verhältnissen fortbestehe und rn der Gegenwart wie in der Zukunft Gott zur Ehre und zum Besten deS Vaterlandes diene. Ich danke Ihnen Allen von ganzem Herzen." Beide Majestäten wohnten mit den königl. Prin zen und ihrem Gefolge dem von der Stadt gegebenen Abendfeste in der „Flora" auf den Hufen bei. Bei der Ankunft in dem glänzend erleuchteten Garten wur den die Majestäten von den nach Tausenden zählenden Anwesenden enthusiastisch begrüßt. Ebenso hatte sich auf dem Wege vom Schlosse nach den Hufen ein äußerst zahlreiches Publicum aufgestellt, welches den Kaiser und die Kaiserin mit nicht enden wollenden Zurufen empfing. Die Kaiserin verließ wegen der auf heute Abend H11 Uhr festgesetzten Abreise nach Ber lin das Gartenfest früher, als die übrigen hohen Herr schaften. Ihre Majestät wird morgen Vormittag um H10 Uhr in Berlin kintreffen, jedoch schon Abends wieder abreisen und sich nach Baden-Baden bege ben. Der Kaiser, sowie die königl. Prinzen werden morgen Vormittag noch den Manövern des 1. Armee corps bei Medenau beiwohnen und Nachmittags 1 Uhr per Extrazug von Powayen aus nach Königsberg zu rückkehren. Um 5 Uhr Nachmittag findet alsdann bei Sr. Majestät im königl. Schlosse noch ein größeres Diner Statt Am nächsten Tage, Vormittags H8Uhr, werden der Kaiser und die königl. Prinzen Königsberg wieder verlassen um zur Beiwohnung der Manöver beim II. Armeecorps über Danzig sich nach Stettin zu begeben. — Die „N. A. Z." schreibt: Unsere neu liche Richtigstellung einer Notiz der „Nat.-Ztg.", wo nach Fürst Bismarck die Initiative zur Sendung des Generalfcldmarschalls v. Manteuffel nach Warschau ergriffen haben sollte, hat in vielen heimischen und auswärtigen Blättern eine, nach unserer Meinung über die Bedeutung jener Richtigstellung hlnausgehende Er örterung wachgerufen. Wir haben keine Veranlassung, auf alle die Commentare näher einzugehen, welche dazu in der Presfe auftauchten; wenn man aber, wie es hier und da geschehen, die Zuverlässigkeit unserer Informa tion in Zweifel ziehen zu müssen glaubte, so müssen wir dem gegenüber unsere Angaben im vollen Umfangt aufrecht erhalten: Generalfeldmarjchall v. Manteuffel ist nur in Erfüllung eines vom Kaiser Alexander aus gesprochenen Wunsches, Allerhöchstwelcher preußische Offiziere den Manövern Seiner Truppen beiwohnen zu fehen wünschte, an der Spitze einer Deputation preußischer Offiziere nach Warschau gesendet worden Zwei Drittel der modernen Kunstmäcene suchen den luxuriösen Pomp, den flachen Genuß aus, und wenn eS sich thun läßt, in Verbindung mit etwas prickelnder Piquanterie oder versteckter Frivolität. Das große Publicum aber ist, wenigstens bei unS in Deutschland, ganz und gar ohne Geschmacksentwickelung in Sachen der bildenden Künste verblieben So lange ich beo bachte, seit 30 Jahren, habe ich kein sichtbare- Fort schreiten bemerkt. Wohlverstanden kein Fortschreiten der Menge. Aber hierin liegt eine Täuschung: die Zahl Derjenigen, welche sich mit flüchtigem Interesse um die Künste kümmern, ist jetzt größer, al- ehemals, weil überhaupt das Streben nach conventioneller, uni- formirter Bildung verbreiteter geworden ist; eS ist daS sogenannte Streben nach dem Höheren, nach der bevor zugteren Position in der Gesellschaft. Dieser nume rische Gewinn von flüchtigen Theilnehmern am Schönen ist nun allerdings noch kein positiver GeschmackSgewinn, aber einen Fortschritt bedeutet er immer, denn der halb spielende Genuß bezeichnet doch schon ein Ankerwerfen auf fremdem, edlerem Gebiet und kann sich unter gün stigen Umständen selbst veredeln und vertiefen. Im Dienste solcher materialistischen Zeitströmung, die mit Zerstreuungslust und förmlich heißem Begehren an der glänzenden Außenseite der Dinge nascht, wurde eS der Malerei sehr nahe gelegt, eine andere, im Bongen bereit- bezeichnete Bahn einzuschlagen. Und bestärken noch mutzte die Künstlerwelt ihre nach und nach deutlicher gewonnene Ueberzeugung, daß zur tech nischen Beherrschung ihrer Kunst in Bezug auf reali stisch« Naturtreue und Farbe noch viel zu lernen übrig war. Wir wollen e- nicht beklagen, daß der Versuch
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