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Dresdner Journal : 27.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187908274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790827
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790827
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-08
- Tag 1879-08-27
-
Monat
1879-08
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 27.08.1879
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7VW8 Mittwoch, den 27. August. 187». Xbo»»—e»t«pr«l,r I» U»»„» ä«v»,ev«» L*tv»v: ^Ltlrlick: . . IS H»rll ^MrUek t 4 50 ?s. »torolo« Kuloioerv: lv kk. L»«»«rdLid äeräsut^Iiso ki^iekk» tritt ?o»t- unä 8terop«lru»cdl!^ t>iu»u. luvvrLtsvprette r k^lr Oeo k»um «iusr K«»p»1t«asli kstitrsilv 20 kk. voter „killg««u»ät" äis 2sile KO kk. DreMerImmml. Lrvebvlueor 1^8>iok mit Xuinakms 6«r 8om>- voä keisrtL^« Xbeoci» kür (iso kol^saäsv 1'»^. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. I»t>pr»te»»nn»kmv »u««Lrtnr L«>piis: Fr Lranci«tetter, OomnusiionLr 6«« Vr«»ällvr ^ounntl»; s»wdarx - Lirliil Vi«L l-sipris Ls.»«! - Lreilsa ^rsnlitu t ». H t Aciasenstein L 1^»Ater, Lerlill Vi«»-Ssmdurs- kr»s 1<«tp»>S s. « HÜLodsut , »«rito: §.^orn»cL, /»! «/<>/«»</«>,L, Lremsu: D Ac/itotte,' Lr»»!»»: ÄanAk't'« üürvitu; vkslontt» F'r. ^siAt; kr»L>lkort » N.: ^aeAer^eko u. F D. Derrmann- »etw ij»ckk»r>6Ittn^! vorUti: t». ^Iü//er, Liumovsr: <7. ksr>» Ssrlin - 7r»u^turt ». H. SMtts»rt: Daube L L7o.,' SLmdrtrs' D ^eueiAen, Äeiner. UvrLiiüxvder: lkL«ieI. kxpeäition 6es vresäaer lourvLt», Dresäen, Aviris^rntruE Xo. 20. ! .1 Tagesgeschichte. Dresden, 26. August. Ihre Majestäten der König und die Königin werden nächsten Sonnabend, den 30. d. M. die Industrie- und Gewerbeausstellung zu Bautzen besuchen. Auch wird Se. Majestät der König der voigtländischen Gewerbe- und Industrieaus stellung zu Plauen am 12. oder 13. September, ge legentlich der in der Nähe stattfindenden Manöver einen Besuch abstatten. * Berlin, 25. August. Wie die „N. Pr. Ztg." erfährt, ist nunmehr festgesetzt, daß Se. Majestät der Kaiser am 23. September von Straßburg aus in Metz eintreffen und das Absteigequartier in den refer- virten Räumen der dasigen Präfectur nehmen wird. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Wien, DievStag, 26. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dat „Neue Wiener Tagblatt" berichtet über eine längere Unterredung, welche einer seiner Nedacteure mit dem Grafen Andrassy gehabt hat, i« Wesentlichen Folgendes: Indem Graf Andrassy seinen Entschluß, vom aus wärtigen Amte zurückzutreten, bestätigte, sagte er: Ich beanspruche weder einen Botschafterposten, noch eine Pension. Mein Rücktritt wird dem Staate keine Kosten verursachen. Ich würde mich nicht zurückziehen, wenn noch eine schwere Arbeit zu bewältigen wäre. Am meisten habe ihn verdrossen, daß man sagte, er sei beim Kaiser in Ungnade gefallen. Der Kaiser wollte nicht seinen Rücktritt und gewähr: denselben nur in Rück sicht auf feine Gcfundheit. Falsch fei auch, daß er (Andrasfy), nur um der Hofpartei zu dienen, die Occupa- tion Bosniens infcenirte. ES gebe gar keine Hofpartei. Bezüglich der Orientfrage betonte Andrasfy, daß Oesterreich, wenn eS Bosnien nicht occupirte, im Orient abdicirt hätte, und hob hervor, daß eS ihm ge lungen sei, den Frieden mit Rußland aufrecht zu er halten, und daß er Rußland jedes Anrecht genommen habe, sich über Oesterreich zu beklagen. Andrassy hofft, die Occupation des Sandschaks Novi-Bazar werde ohne blutige Zwischenfälle durchgeführt werden können. Schlimmsten Falles könne es sich nur um ein Unter nehmen einzelner Banden handeln. Wenn die Occu pation ohne eine Convention mit der Türkei erfolgte, hätte die Türkei geglaubt, daß unser Marschziel Salonichi fei. Die Occupation von Novi-Bazar bezwecke nur die Wahrung unserer Handelsverbindun gen mit Salonichi, die Befestigung unserer Stellung in Bosnien und die Sicherung des Berliner Vertra ges. An Novi-Bazar werden sich keine weitern Un ternehmungen knüpfen. Selbst der Laie in militäri schen Dingen müsse einsehen, daß von Novi-Bazar eine Armee nicht nach Salonichi kann; dahin müßte sie den Weg durch das Moravathal über Serbien nehmen. Andrassy bestätigte, daß Graf Karolyi das Portefeuille des Aeußern abgelehnt hat, und erklärte, er werde be müht fein, durch feine Vorfchläge die Wahl des Kai- fer» auf den zuverlässigsten und fähigsten Mann zu lenken. Der diesseitige Botschafter am italienischen Hofe, Baron Haymerle, ist gestern hier einae- troffen und conferirte lange mit dem Grafen Andrassy. Ostende, DienStag, 26. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Communalrath beschloß in einer gestern abgehaltenen außerordentlichen Sitzung ein stimmig, gegen den Pariser „Figaro", welcher die falsche Nachricht verbreitet hatte, daß hier und in Brügge die Cholera auSgebrochen sei, die gericht liche Verfolgung einleiteu zu lassen. Für den 24. ist die große Parade über die 16. Di vision auf Vormittag 10 Uhr anberaumt worden; die- felbe findet auf dem Divisionsübungsplatz beim Schloß Frescaty Statt. Es werden außer der 16. Division auch noch diejenigen Truppen der Garnison Metz, welche nicht an den Herbstübungen deS XV. Corps be- theiligt sind, zu der Parade herangezogen werden. Es sind dies das rheinische Fußartillerieregiment Nr. 8, das königl. sächsische Fußartillerieregiment Nr. 12 und das 1. Bataillon des bayerschen 2. Fußartillerieregiment-. — Das Fußleiden Se. kaiserl. und königl. Hoheit de- Kronprinzen, welches eine überaus sorgfältige Pflege erheifcht, zeigt, wie man der „N.-Z." berichtet, im Ganzen eine Wendung zur Besserung, macht eS indessen doch noch fraglich, ob es möglich fein wird, daß der Kronprinz den Kaiser nach Königsberg wird be gleiten können. Der Aufenthalt der Kronprinzessin und der kronprinzlichen Kinder in Italien soll sich bis zum nächsten Frühjahr ausdehnen; einen Theil dieser Zeit dürfte auch der Kronprinz mit seiner Familie in Italien verweilen. Von anderer Seite berichtet man der „ N.-Z. ", daß die Kronprinzessin die Seebäder in Triest zu nehmen gedenkt und bezüglich deS Kron prinzen die Abwesenheit von Berlin während des größ ten Theiles des Winters in Aussicht genommen ist. — Der „K. Z." zufolge entsendet Se. Majestät der Kaiser zur Begrüßung des Kaisers von Rußland bei dessen bevorstehender Anwesenheit in Warschau eine besondere militärische Deputation; die Führung derselben ist dem Generalfeldmarschall Frhrn. v. Man teuffel übertragen, und demselben schließen sich an: der Oberst v. Lettow vom 1. Garderegiment zu Fuß, der Major v. Petersdorfs vom Kaiser Alexandergarde- grenadierregiment, der Rittmeister Frhr. v. Maltzahn vom 6. Kürassierregiment (bekanntlich ist der Kaffer von Ruß land Chef der beiden letzgedachten Regimenter) und der Hauptmann Frhr. v. Manteuffel Sohn als persönlicher Adjutant des Feldmarschalls. Die Deputation soll am 28. d. M., also am künftigen Donnerstag, in Warschau ein treffen. — Der „StaatSanz." pubucirt einen vom 11. d. datirten allerhöchsten Erlaß an den Justizminister, betreffend die Rangverhältuisse der richterlichen Beamten und der Beamten der Staatsanwaltschaft bei den mit dem 1. October d. I. ins Leben tretenden Gerichtsbehörden. Hiernach gehöre» die Präsidenten der Oberlandesgcrichte zur ll. Rangklasse der höheren Provinzialbeamten. Die Senatspräsidenten der Ober landesgerichte, die Landgerichtspräsidenten und die Ober staatsanwälte gehören zur III. Rangklasse der höheren Provinzialbeamten. Die OberlandeSgerichtsräthe, die Landgerichtsdirectoren und die ersten Staatsanwälte gehören zur IV. Rangklasse der höheren Provinzial beamten. Die Landrichter, die Amtsrichter und die Staatsanwälte gehören zur V. Rangklasse der höheren Provinzialbeamten. Einem Theile der Landrichter und Amtsrichter kann durch die Ernennung zum Landge- richtsrath oder zum Amtsgerichtsrath persönlich ein höherer Amtscharatter mit dem Range der Räthe der IV. Klasse verliehen werden. Diese Verleihung soll jedoch nicht über ein Dritttheil der Gesammtzahl umfassen und nur an solche Richter erfolgen, welche mindesten- ein I2jährigeS richterliches Dienstalter erreicht haben. München, 25. August. Au- Anlaß des heutigen Geburtstages Sr. Majestät des Königs erfolgte eine Reihe von Ordensverleihungen. Wie die „A.Z." erfährt, wurde Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Leo pold daS Comthurkreuz deS Militärverdienstorden-, dem Krieg-Minister General der Infanterie v. Mail linger da- Großkreuz dieses Ordens, dem Finanzmini ster v. Riedel daS Großcomthurkreuz deS Verdienst ordens vom heil. Michael und dem Erzbischof 1)r. Steichele das Ritterkreuz deS Kronenordens verliehen. Karlsruhe, 23. August. Man schreibt der „N. Pr.Ztg.": Der AltkatholiciSmuS in unserem Lande geht sichtlich zurück. Die Schuld daran trägt in erster Linie die religiöse Gleichgiltigkeit, bez. der religiöse Radicalismus der meisten sogenannten Altkatholiken, sowie die Halbheit und Principlosigkeit der Sache; aber auch die Übeln Erfahrungen, welche gerade in unserem Lande die Altkatholiken mit einer relativ großen Anzahl ihrer Priester machten, haben hemmend und schädigend gewirkt. Neuerdings wird eine Kirche nach der anderen, die vom Ministerium Jolly in allzu großem Eifer den Altkatholiken zugewiesen war, den römischen Katholiken zurückgegeben, so kürzlich die Stadtkirche in Stühlingen. Es muß anerkannt wer den, daß das jetzige Ministerium in der Behandlung der Altkatholikenangelegenheiten objectiver verfährt, als das frühere. /1p Weimar, 25. August. Se. königl. Hoheit der Großherzog ist nach München zur Besichtigung der Kunstausstellung gereist und wird vor der Heimkehr den württembergischen Majestäten in Friedrichshafen, vielleicht auch der Kaiserin von Rußland in Jugenheim einen Besuch abstatten. Am 31. d. trifft er in Wilhelms thal wieder ein, wohin sich auch Ihre königl. Hoheit die Frau Großherzogin bezieht, welche Wien am 29. d. verläßt. Darmstadt, 24. August. Bekanntlich blieb es den Einzelstaaten Vorbehalten, die Amtstracht der Richter für die am I. October einzuführende Justizordnung selbst zu bestimmen. Wie nun ein Mainzer Corre- spondent des „Fr. Journ." aus guter Quelle mit- theilen kann, hat sich das großherzogl. Ministerium in Darmstadt entschlossen, als Amtstracht die sächsische Robe einzuführen; die seitherige Uniform wäre somit gefallen. 2. Wien, 25. August. Heute hier vielfach circu- lirende Gerüchte wollten wissen, daß der neue Minister deS Aeußern bereits ernannt sei. Für unterrichtet geltende Kreise widersprechen Dem jedoch und versichern, daß man noch auf der „Suche nach einem Nachfolger" für den Grafen Andrassy ist. Da der Kaiser heute Wien verlassen und sich zu den Manövern nach Bruck an der Leitha begeben hat, so dürste voraussichtlich auch in den nächsten Tagen in dieser Sache kaum etwas Entscheidendes erfolgen. In dieser Anschauung wird man umso mehr unterstützt, als man sagt, daß Graf Andrasfy dem deutschen Reichskanzler, Fürsten BiSmarck, den angekündigten Besuch in Gastein wohl als demissio- nirter, aber als noch im Amte befindlicher Minister deS Aeußern abstatten wird. Graf Andrassy, der, wie verlautet, seine Reise nach Gastein schon morgen unter nimmt, macht dieselbe mit Wissen und Willen der Krone, wird also mit dem deutschen Reichskanzler in gewisser Beziehung als besonderer Mandatar unseres Monarchen verkehren. Er wird dem Fürsten Bismarck, wie man mit Gewißheit annehmen kann, die bestimm testen Versicherungen geben, daß die Krone den größten Werth darauf legt, daß durch den Wechsel im aus wärtigen Amt die Beziehungen Oesterreich-Ungarns zu Deutschland nicht im Geringsten berührt werden. * Brüssel, 24. August. In Tournai (Hennegau) hat heute Vormittag die feierliche Einweihung des neuen StaatsbahnhofeS unter Betheiligung sämmt- licher Bezirksstädte stattgefunden. Da der König und die Königin da- Fest mit ihrer Gegenwart beehrten, gestaltete sich dasselbe zu einer politischen Kundgebung und gleichsam zu einem Vorspiel des nächstjährigen Nationaljubiläums. Man wollte, wie Crombez, der Bürgermeister von Tournai, sagte, den Nachbarn jen- seit der Grenze, den eigen- eingeladenen Behörden deS französischen Norddepartements, zeigen, wie in Belgien die Liebe zur Freiheit sich mit der Hingabe an den König so schön verträgt. Gestern Abend ist ein glänzender Fackelzug gewesen, heute Nachmittag fand bei prächtigem Wetter eine allegorische Wagenauf fahrt Statt, an welcher sich 87 Gemeinden und 196 Privatvereine betheiligten. 300 aus dem Bezirk Tour nai gebürtige Offiziere der Armee, darunter 2 General lieutenants und 8 Generalmajors, bildeten die Ehren garde, die das Königspaar bei dessen Ankunft empfing. Der Graf und die Gräfin v. Flandern, fowie mehrere Minister haben ebenfalls dem Fest beigewohnt. Die vor dem Bahnhof neugeschaffene Straße hat den Na men „Rue Royale" erhalten. Bei dem stattgehabten Festbanket sprach der König in Erwiderung auf einen Toast den Wunsch aus, daß die Parteispaltungen, welche gegenwärtig noch im Lande vorhanden seien, anläßlich des im Jahre 1880 stattfindenden 50. Jahres tages der Unabhängigkeitserklärung Belgiens möglichst gemildert sein möchten; die Parteien sollten ein Bei spiel hoher Gesinnung und Mäßigung, sowie weiser Voraussicht geben, wie dies das Interesse und die Zu kunft Belgiens erheischten. London, 23. August. (K.Z.) Daß der Hauptmann Carey vollständig freigesprochen worden ist und bei seinem Regiment verbleibt, hat mittlerweile seine Be stätigung gefunden. Nachdem er gestern in Ports mouth gelandet, stellte er sich sofort dem Bezirkscom- mandanten, dem Prinzen Eduard von Sachsen-Weimar, der ihm daS erfreuliche Erkenntniß mittheilte und ihm zu seiner Freisprechung Glück wünschte. Damit ist dieser leidige Fall abgethan. — Noch ist eine andere Ehrenrettung zu erwähnen, nämlich die des Generals Chelmsford, der von der Königin den Bathorden erhielt. Er war außerdem vor seiner Abreise von der Capcolonie daselbst durch sehr warme Kundgebungen für all' die ausgestandenen Mühsale und Vorwürfe reichlich entschädigt worden. — Wie es aber mit dem Zulu kriege steht, den Sir Garnet Wolseley als ab geschlossen erklärte, darüber lauten die letzten, bis zum 5. d. reichenden Berichte vom Cap sehr verschieden. Nach den Einen ist der Krieg noch durchaus nicht be endigt und Cetewayo noch durchaus nicht widerstands los, wogegen Andere behaupten, er werde binnen Kurzem so eingeschloffen sein, daß ein Entrinnen für ihn unmöglich sein werde. Christianis, 22. August. (H. N.) In Betreff der in Vadsö stattgefundenen Verhaftung von 2 russischen Studenten, Konstantin Katz und Pre- ferenzky, welche beide nach Mesen, im Gouvernement Archangel, verwiesen waren, wird erklärt, daß die Arrestation zufolge Aufforderung des hiesigen russischen Generalconsuls geschehen ist, indem derselbe vom Gou verneur in Archangel die Aufforderung erhalten hatte, die Verhaftung und Rücksendung nach Rußland dieser „äeux tazitives" zu erwirken. Hierüber waren die betreffenden Viceconsuln in Finnmarken sogleich be nachrichtigt. Nachdem indessen der Generalconsul in nähere Erfahrung gebracht hatte, daß die erwähnten 2 Studenten nicht wegen eigentlichen Verbrechen- ver- urtheilt, sondern nur das nach russischem Gesetze straf bare Vergehen begangen hatten, ohne Paß das Land zu verlassen, telegraphirte er dem Biceconsul in Vadsö, wo die Ankunft der Flüchtlinge angekündigt war, daß da- Vergehen der 2 Individuen nicht von der Be schaffenheit sei, daß da- Mitwirken der norwegischen Autoritäten zu ihrer Verhaftung könnte begehrt wer den, wogegen er den Biceconsul aufforderte, die Flüchtlinge, wenn möglich, am Bord zurückzuhalten und mit demselben Fahrzeuge nach Rußland zurückzu senden. Indessen wurden die Herren Katz und Pre- ferenzky in Vadsö arretirt. Gestern wurden sie, aber zufolge Auftrag vom hiesigen Justizdepartement, wel che- sich beim Generalconsul nach dem Vergehen der Arrestanten erkundigt hatte, wieder freigelassen. Zur Grieutsraae. Wien, 25. August. Das „Verordnungsblatt für das k k. Heer" meldet die auf Ansuchen erfolgte Ent- Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. Für daS deutsche Handwerk. (Fortsetzung und Schluß zu Nr. IS7.) ES ist allbekannt, daß durch die Fortschritte in den Naturwissenschaften (namentlich in der Chemie und Physik) und durch die Ausdehnung des Maschinen wesen- viele Gewerbe eine solch« Umgestaltung und Erweiterung erfahren haben, daß zum felbstständigen und erfolgreichen Betriebe eine- derartigen Gewerbes eine gewisse Summe von technischen Kenntnissen erfor derlich ist. Ferner muß es Jedermann einleuchten, daß manche Gewerbe einen ausgebildeten Schönheits sinn, einen gewissen Grad künstlerischen Geschmacks vor- au-fetzen, wenn sie den Anforderungen unferer Zeit entsprechend au-grübt werden sollen. Endlich bedarf e- gar keiner weitläufigen Auseinandersetzung, daß namentlich diejenigen Handwerker, welche nicht nur auf Bestellung, sondern auch für ihren eigenen Verkaufs laden arbeiten und ihre Rohmaterialien bei den Rei fenden eine- größeren Geschäftshauses bestellen, ihr Gewerbe kaufmännisch betteiben müssen. Sie müssen richtig veranschlagen und calculiren, über alle Geschäft- Vorfälle ordnungsmäßig Buch führen und mit der Wechsellehre hinreichend vertraut fein, wenn sie nicht bei allem Fleiß und bei aller Sparsamkeit ihren Ruin und den ikrer Geschäftsfreunde herbeiführen wollen. Nun vefitzea aber unsere angehenden Handwerker fast durchweg weder jene technischen Kenntnisse, noch den ausgebildeten Geschmack, noch die erforderliche kauf männische Vorbildung, eS fehlen also unseren kleineren Gewerbtreibenden alle Vorbedingungen zu einem er folgreichen Geschäftsbetriebe — weil da- Handwerk seine Lehrlinge nur aus den wenig bemittelten Stän den recrutirt, die ihren Söhnen keine andere, als die in der allgemeinen Volksschule dargebotene Bildung, angedeihen lassen können. Wenn auch in den letzten Jahren zur Förderung des VolkSjchulwrienS Vieles geschehen ist, und wenn auch einzelne Volksschulen unter besonders günstigen Verhältnissen erfreuliche Leistungen erzielen, so wird doch kein fachkundiger Mann sich der Hoffnung hingeben, daß die Volks schulen den gesteigerten Bildungsbedürfnissen der Ge werbtreibenden jemals Genüge leisten können. Selbst wenn endlich ein Mal alle Hindernisse ihrer gedeih lichen Wirksamkeit beseitigt, wenn alle berechtigten Wünsche in Bezug auf gründlichere Lehrerbildung, bessere Lehrerbesoloung, vornehmlich aber auch auf zweckmäßige Leitung durch Fachmänner in Erfüllung gegangen sind, wird die allgemeine Volksschule doch nicht im Stande fein, die dem heutigen Gewerbetrei benden erforderliche Berufsbildung darzubieten, und zwar schon deshalb nickt, weil die Volksschule ihre Zöglinge mit dem 14. Lebensjahre entläßt und ent lassen muß, und weil der jugendliche Geist durchaus nicht im Stand« ist, bis zu diesem Zeitabschnitte alle» DaS gründlich zu erfassen und sicher in sich aufzu - nehmen, wa- die Gegenwart mit gebieterischer Roth- Wendigkeit von dem künftigen Sewerbtreibenden for dert. — Auch die RrctoratSschulen, höheren Knaben schulen, Mittel-, Bürger-, Realschulen und wie die mittleren Lehranstalten sonst noch heißen mögen, sind — weil sie ganz andere Ziele verfolgen und weil ihre Absolvirung solche Opfer an Schulgeld, Büchern rc. erfordert, die der kleine Handwerker in der Regel nicht für seine Söhne aufzubringen vermag — nicht geeig net, jenem dringenden Bedürfnisse unserer Zeit Abhilfe zu gewähren. Diese von denkenden Leuten aller Stände getheilte Einsicht hat vor einigen Jahren allgemein das Ver langen nach gewerblichen Fortbildungsschulen wach gerufen, nach solchen Anstalten, in denen die künftigen Handwerker und sonstigen kleinen Geschäftsleute die jenigen Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben können, welche weder in der Volksschule noch in der Werkstätte erlangt werden können und doch zu einer zeitgemäßen und erfolgreichen Ausübung ihres Berufs befähigen. Einsichtsvolle Menschenfreunde, gemeinnützige Vereine, staatliche und communale Behörden haben nicht nur ihre Aufmerksamkeit dieser wichtigen SpecieS von Unter- richtSan talten gewidmet, sondern auch namhafte Sum men au die Errichtung und Erhaltung derfelben ver wandt. Gewiß wird man diesen Ausführungen zustimmen. In Bezug auf die öffentliche Pflege, die nach und nach in ganz Deutfchland, wenn auch leider fehr spät für eine Förderung des Gewerkes und Kunstgewerkes ein- aetteten ist, mag noch ferner die Bemerkung de» Ver fassers referirt werden, daß in Bezug darauf Nord deutschland gegen Süddeutschland in ganz eminenter Weise im Rückstand ist. Diese Thatsache kann nicht ost genug an dir Oeffentlichkett gezogen werden; ebenso wenig wie da- bei un» in Norddeutschland endlich Ge schehene verkannt werden soll, wäre für uns ein Ein- wiegrn in den Wahn, daß es nun wohl beinahe genug fei, beklagen-werth. Wenn man Württemberg al» Maß ¬ stab annimmt, welches bei einer Million und neun Mal Hunderttausend Einwohnern 153 gewerbliche Fort bildungsschulen mit 12 000 Schülern hat, so würde dagegen Norddeutschland in einem gar zu ungünstigen Verhältniß stehen, macht man aber eine Durchschnitts rechnung nach den vier süddeutschen Staaten Hessen, Baden, Württemberg und Bayern und stellt dann einen Vergleich mit norddeutschen Staaten an, so müßte danach Sachsen bei 2 700000 Einwohnern 145 Gewerbeschulen mit 11000 Schülern, Preußen bei 25 700000 Ein wohnern 1400 Gewerbeschulen mit 110000 Spülern besitzen: in Wirklichkeit hat aber Sachsen nur 22 solcher Schulen mit circa 5000 Schülern, Preußen nur 213 derartige Schulen mit 22 000 Schülern. Da wir mitten in der Bewegung eines glücklichen FortschreitenS stehen, mögen uns solche Thatsachen nur anregen, nicht erschrecken, denn wenn auch Zahlen vielsagend sind, so geben sie doch nicht den alleinigen Maßstab ab und erklären nicht Alles. Die Vorschläge, welche Schröder zur Hebung deS Gewerbes macht, wollen wir hier nicht einzeln aufführen, wohl aber darauf hinweifen, daß sie im Großen und Ganzen eine warme Beherzigung jener Kreise verdienen, welche Beruf und Macht haben, zur Hebung de- Handwerks, und somit zur Förderung der nationalökonomifchen Interessen organisatorisch zu wirken. O. B. * Die Memoiren de- geh. Hofraths LouiS Schnei der erscheinen gegenwärtig in einer vom Prof. Holtze durchgefehenen Ausgabe in der Mittler'schen Buchhand lung und werd«n die Jugendzeit drS Verfassers, feine Lausbahn als Schauspieler und seine Thätigkeit als Vorleser bei Friedrich Wilhelm IV. umfassen. Die
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