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Dresdner Journal : 08.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187908087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790808
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790808
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-08
- Tag 1879-08-08
-
Monat
1879-08
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 08.08.1879
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^182 Freitag, den 8. August. 187S. l» 4«»licl>«a »»»«Ls: ^Lkrlick: . . 18 jt^Lkrliek: 4 kl»rk Svkk. Lioretu« Nummern: 10 kt 4«—rk»N> äs» äeutsck«» Keivke» tritt?o»t- uvä 8temp«>Iru»odl!tK Kiuru. lurerrtpopreirer I-Ür <Ien Krum «iusr ^erprltsubi kvtitrsile 20 ?k. 0ut«r „LlL^srroät" äis 2«ils 00 kk. AreMtrÄuma!. Li-sckvlnea t l^liek mit Xurnrkms 6»r 8oau- vriä ?«ierta>?e ^KvnU» Mr Ueo folgen«!«» 1^^. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. In^rnttnnnniikm«' »ur^Srt^r L»>p»i^: Lran<irtetkrr, Oomno-sivnNr 6er Oresäovr ^ouinui«; Lrwdur»-8«rIu> Vi«ll I-«>prix V»«vi - Lre«I»i>-?rnnIttv t ». »: Daarenstern L t^UA/er, Lvrlm Vieu-N»mdurz- krr^-l,»ipiix-kr»»>l5urt a. Ll Llüact>«u: L«rUo: S., LrvmiuL Lc/itotte Srsilru: L. L'tanAe,,'« Uüruuu; Odswuilr: /-r. ieXAt! rrimLlurt ». H. F ^«CAtr'>-ukt.- u. F //rrr,» -^n- »oks Nuokk imNuu^; OörUtr" tr. L/Mrr,' 3»imvv«r: t? ?rr>, Lsrliu - krLilllfurt ». tl Stutt^rrt: Daube k Lrmdur^^ F. X/eu<iAen, FF Lte»»er. Nvr»u«xod«r: NSniei. LrpeUitiou 6v» l-resUavr ^ourvst«, OresUeo, ^vin^erslrurev X«. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 6. August. Auf allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Sr. Hoheit des Her zog« Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin am xömglichen Hose die Trauer auf eine Woche, vom 7. bi« 13. diese« Monats angelegt. Bekanntmachung. Auf Anttag de« Herrn Reichskanzler- und mit Bezugnahme auf die Bekanntmachung des unterzeich neten Ministeriums vom 14. November v. IS. in Nr. 270 de« „ Dresdner Journals " und 275 der „Leip ziger Zeitung" wird hierdurch Nachstehendes zur öffent lichen Kennt« iß gebracht: Auf die von der L Preußischen Akademie der Wissenschaften gemäß 8 5 de» Statuts der „Char lotten - Stistung für Philologie" am 4. Juli v. I«. gestellte PreiLaufaabe ist nur eine Arbeit ein gegangen, welche nicht für preisfähig befunden wor den ist. Entsprechend dem 8 8 des Statut- der Stiftung hat nun die genannte Akademie in ihrer Sitzung am 3. d. M. folgende Aufgabe gestellt: „Nach welchen Grundsätzen würde eine neue „kritische TextauSgabe der ältesten, etwa bi- „zum Jahre 1521 erschienenen deutschen Schrif- „ten Luther'- herzustellen sein." Die Prei-arbeiten sind bi- zum 1. März 1880 bei der genannten Akademie einzureichen; wegen der Voraussetzungen zur Bewerbung, sowie hinsichtlich deS ausgesetzten Preises wird auf die oben erwähnte Be kanntmachung au- dem vorigen Jahre verwiesen. Dresden, am 31. Juli 1879. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, v. Nostitz - Wallwitz. Verordnung, den Bedürfnißnachweis bei gewerblichen Erlaub- nißertheilungen betr., vom 31. Juli 1879. Auf Grund des ReichSgesetzeS, betreffend die Ab änderung einiger Bestimmungen der Gewerbeordnung, vom 23. Juli 1879 (S. 267 de- ReichSgesetzblattS vom Jahre 1879) wird hiermit Folgende- verordnet: I. Die Erlaubniß zum Ausschänken von Branntwein oder zum Kleinhandel mit Branntwein und Spiritus setzt auch ferner den Nachweis eine- vorhandenen Be- dürfnifseS voraus. Ebenso ist von diesem Bedürfnißnachweise in Zu kunft die Erlaubniß zum Betriebe der Gastwirthschast oder zum Ausschänken von Wein, Bier oder anderen geistigen Getränken, als Branntwein, in Ortschaften mit weniger als 15000 Einwohnern sowie in solchen Ortschaften mit größerer Einwohnerzahl abhängig, für welche die» durch Ort«statut (8 142 der Gewerbeord nung) festgesetzt wird. Wenn die zur Erlaubnißertheilung zuständige Be hörde nicht zugleich die OrtSpolizei- und Gemeinde behörde ist, ist Letztere vor der Beschlußfassung über die nachgesuchte Erlaubniß gutachtlich zu hören. II. Die Erlaubniß zur Betreibung des Geschäfts eine» Psandleiher» ist künftig in Ortschaften, in welchen die» durch Ort-statut (8 142 der Gewerbeordnung) festge setzt wird, ebenfalls von dem Nachweise eines vorhan denen Bedürfnisse- abhängig. Dresden, den 31. Juli 1879. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Fromm. Nichtamtlicher Theil. u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Berlin. München. Prag. Paris. Genua. London. Washington.) Zur Orientsrage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Wurzen. Groitzsch. Glauchau. Mittweida. Schlettau. Schwarzenberg. Dippoldiswalde. Radeberg. Pirna.) Vermischte-. Statistik und BolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tage-kalender. Telegraphische Witterung-berichte. Börsennachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 6. August, Abends. (Tel. d. Boh.) Graf Andrassy ist heute hier angrkom- men und hat länger mit dem rumänischen Mi nister des Aeußern, BoöreScu, conferirt. Er bleibt einige Zeit hier. Buda-Pest, Mittwoch, 8. August, AbendS. (Corr.-Bur.) Der „Pester Corr." zufolge fand heute Mittag ein Ministerrath über wichtige An- gelegenheiten Statt. Der Ministerpräsident TiSza reist in der Nacht nach Wien ab. Madrid, Mittwoch, 6. August, Nachmittags. (W. T. B.) Der König wird morgen mit der Leiche der Infantin Maria del Pilar im Escurial eintrrffen. In FereS find 7 Socialisten verhaftet wordeu. welche im Verdacht stehen, Ernten in Brand ge steckt und Heerden weggrtrieben zu haben. London, Donnerstag, 7. August, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Bei dem gestrigen zu Ehren deS CabinetS im Manfionhouse veranstal teten LordmayorSbanket äußerte sich der Premier minister, Earl Beaconsfield, in Beantwortung eine- ToasteS auf die Minister über die politische Situation. Der Premier hob hervor, die Gegner der Regie rung beschuldigten letztere, einen völlig unpraktischen Vertrag geschlossen und das Land unter dem Vor wande der Sicherung einer wissenschaftlichen Grenze Indiens in einen unheilvollen Krieg verwickelt zu haben. Jener unpraktische Vertrag fei ;etzt vollkommen auSgeführt; kein russischer Soldat befinde sich mehr auf dem Gebiete des Sultans. Der Kaiser von Ruß land habe ehren- und würdevoll seine Verpflichtungen erfüllt und cooperire mit den übrigen Mächten, um den Frieden zu sichern und zu erhalten. ES werde gesagt, daß die Türkei ihre Verpflichtungen nicht ebenso treulich ausführe und die Reformen nicht verwirkliche; aber es fei hierbei zu erwägen, daß die Türkei erst seit wenigen Tagen von der Invasion befreit sei; bei der Umbildung der Provinzen seit dem Berliner Vertrage sei sie auf große Schwierigkeiten gestoßen. Die Bestimmungen des Berliner Vertrages böten für alle Fälle genügende Hilfsquellen. In Indien seien die Zwecke der Regierung fast beispiel los schnell erreicht worden, und man werde bald er fahren, daß auch in Südafrika alle Fragen in befrie digender Weise gelöst seien. Eine der Ursachen de- gedrückten Handels in allen civilisirten Staaten sei Vie rücksichtslose Speculation, doch bemerke man seit einiger Zeit Zeichen der Besserung, welche durch reich liche Ernten unterstützt würden. So sei die Hoff nung vorhanden, daß die dunkelste Stunde vorüber sei. Tagesgeschichte. * Berlin, 6. August. Den bisherigen Disposi tionen zufolge wird Se. Majestät der Kaiser Franz Josef am 9. d. um 4 Uhr Morgens von Ischl abreisen und bis zum 10. d. M. Mittags in Gastein verbleiben. Nach den bis jetzt getroffenen Bestimmungen wird Se. Majestät der Kaiser Wilhelm, nachdem er am 2. September die Parade über das Gardecorps abge halten hat, sich am 4. nach Königsberg zur Abhaltung der Revue des I. Armeecorps begeben. Die Königs revue in der Umgebung von Königsberg soll am 5. September stattfinden. — Ihre kaiserl. Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Wladimir von Ruß land nebst Familie sind auf der Reise nach Kissingen heute Vormittag per Extrazug aus St. Petersburg hier eingettoffen und in der russischen Botschaft abge stiegen. In etwa 2 Tagen gedenken der Großfürst und die Großfürstin mit ihrer Familie Berlin wieder »u verlassen. — Der königl. sächsische Gesandte und BundeSrathSbcvollmächtigte, wirkt. Geh. Rath v. Nostitz- Wallwitz ist am 4. d. M. hier eingetroffen und hat die Geschäfte wieder übernommen. — Die „Prov.- Corr." reproducirt heute an der Spitze ihres Blattes in besonders scharf markirter Schrift die nachstehende, aus Rom vom 3. d. datirte Notiz der „Agence HavaS": „Msg. Roncetti, Botschafter beim deutschen Hose, wird sich vor dem 20. August auf seinen Posten begeben. Er wird sich sofort mit dem Fürsten Bismarck in Ver bindung setzen. Er ist Träger der Ernennungen der neuen Bischöfe, welche die mit Tode abgegangenen er setzen sollen." Das halbamtliche Organ bemerkt hier zu: „Abgesehen von der vielleicht nur auf Un wissenheit des Correspondenten zurückzuführenden Ver wechselung des Nuntius in München mit einem „Botschafter beim deutschen Hofe" haben wir zu bemerken, daß alle in neuester Zeit von Rom aus in Wiener und Pariser Blättern verbreiteten Nachrichten über die Verhältnisse zwischen der preußischen Regierung und dem heiligen Stuhle sich mit der wirklichen Sachlage in einem Grade wider sprechen, welcher die Vermuthung absichtlicher Mysti- fication nahe legt." — Die in Betreff der Regie rungs- collegien bevorstehende Neuerung soll sich, wie die „K. Z." hört, hauptsächlich darauf beziehen, daß den Regierungschefpräsidenten eine größere Machtvoll kommenheit, als sie bisher in der Collegialverfassung besitzen, eingeräumt werden soll. — Wie schon gemeldet, hat durch einen vom 5. Juni dieses Jahres datirten kaiserl. Erlaß die Lebensversicherung für Armee und Marine, deren Zweck darin besteht, Capitalien bei Eintritt deS Todes, auch für den Fall des Todes im Kriege und bei inneren Unruhen, zu versichern, ein neues Statut erhalten. Nach demselben ist bestimmt worden, daß der 3 Millionen Mark be tragende Garantiefond erst nach vollständiger Verwen dung deS sogenannten SicherheitSsond (der im Falle außerordentlicher Sterblichkeit besonder» im Kriege Verwendung findet) in Anspruch genommen werden darf. Die Anstalt nimmt auch Geld zur Verzinsung als Sparkasseneinlage an. Berechtigt theilzunehmen an der auf Gegenseitigkeit gegründeten Versicherung sind zunächst den activen auch alle Offiziere zur Dis position, Offiziere des Beurlaubtenstandes, die im Offijiersrang stehenden Aerzte und Militärbeamten, sowie die mit Aussicht auf Wiederanstellung im Militär dienst aus dem activen Dienst geschiedenen Offiziere, Militärärzte und Beamte, die etatsmäßigen Civilbe- amten der Militär- und Marineverwaltung. — Der Generalmajor Graf v. Walderfee, Chef deS General- stabeS des X. Armeecorps, wird, wie der „Hann. Cour." vernimmt, den großen Herbstmanövern der französischen Armee beiwohnen und sich Ende August zu diesem Zwecke nach Frankreich begeben. * München, 6. August. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten beantwortete der Cultusminister v. Lutz die Interpellation des Abg. Diendorfer, betreffend die Baupflicht des Staates bei Pfarreien, dahin, daß dem Cultusministerium die jetzige Rechtsauffassung und das gegenwärtige Vorgehen der Behörden in dieser Sache wohl bekannt seien, daß ihm jedoch eine Kritik der Gerichtshöfe und der Finanz stellen in den diese berührenden Fällen nicht zustehe. Sodann wird die Eisenbahndebatte wieder ausgenommen. In den Art. 2 werden „als zunächst zur Ausführung kommende Bahnen" eingesetzt: Wiesau-Redwitz mit einem Bauaufwande von 5 Millionen; Neumarkt-Landshut mit 10 Millionen; Dinkelsbühl-Feuchtwangen mit 1 500 000; Hochstadt - Stockheim - Ludwigstadt - LandeS- grenze mit 11500000; Neustadt-Bischofsheim mit 3 400000; Cham-Gotteszell mit 9 700000; und Gemünden-Hammelburg mit 3 800000. Abgelehnt werden Hof - Naila - SchödlaS und 3 weitere, nicht im Entwurf des Ausschusses enthaltene, von verschiedenen Abgeordneten beantragte Linien, darunter Donauwörth- Treuchtlingen. Morgen folgt die Fortsetzung der Be- rathung über weitere Anträge. Der Landtag wird voraussichtlich am 9. d. vertagt. Die Wiedereinbe rufung desselben soll am 29. September erfolgen. Prag, 6. August. Die ReichSrathSbeschick- ungsfrage kann bereits als in bejahendem Sinne ge löst betrachtet werden. Gestern hat hier nämlich eine Berathung der tschechischen Vertrauensmänner stattge funden, in welcher die Majorität sich für den Eintritt in den Reichsralh aussprach. Abends sind dann Graf Clam - Martiniz und l)r. Rieger nach Wien abgereist, um dort weitere Anknüpfungspunkte zu suchen. In zwischen veröffentlicht heute eines der tonangebenden tschechischen Parteiorgane, „Narodni lisch", em Com- mumqu«, dahin gehend, daß die Frage bezüglich des Eintritts der tschechischen Abgeordneten in den Reichs- rath in allernächster Zeit ihre Lösung finden werde, und daß man nach der gegenwärtigen Sachlage erwar ten dürfe, die erwähnten Abgeordneten würden sich für die Beschickung entscheiden. Zur Herbeiführung dieses Umschwunges mag wohl nicht wenig der Umstand bei getragen haben, daß man aus deutscher Seite die Wahlieformfrage energisch in die Hand genommen und damit den festen Willen kundgegeben hat, gerech ten Beschwerden der tschechischen Bevölkerung nach Thunlichkeit abzuhelfen, vr. Schmeykal wird selber den Entwurf der neuen Wahlordnung ausarbeiten, da mit derselbe dem Landtage noch in der bevorstehenden Session unterbreitet werden kann. Das nothwendige statistische Material hat bereits die Statthalterei bei geschafft. Wenn der Landtag zusammentreten wird, ist bisher noch nicht entschieden, doch glaubt man jetzt all gemein, daß dies nicht vor Eröffnung des ReichSratheS geschehen werde. Jedenfalls wird der Landtag dies Mal einer längeren SejsionSdauer, als gewöhnlich, bedürfen, wenn der Entwurf der neuen Wahlordnung noch Heuer durchberathen werden soll. — Eine Abtheilung deS hier statlonirten 1. Pionnierregiments ist gestern auS Bosnien, wo sie am Occupationsfeldzuge theilgenom men, hier eingettoffen und wurde auf dem Bahnhöfe vom Feldmarschalllieutenant Baron Dahlen, vielen Generälen und Stabsoffizieren und einer großen Men schenmenge sympathisch begrüßt. Pari-, 5. August. Heute hat ein Minister rath stattgefunden, in dem jedoch, wie es scheint, nur von der Reise nach Nancy und den künftigen Urlaubs reisen der Minister die Rede war. Die Regierung ist Feuilleton. Ncdigirt von Ott» Banck. Eia neu eatdeckter Meister -e- 16. Jahrhundert«. Im Silberzimmer de» Kunstgewerbemuseum» in Berlin ist soeben eine Reihe der kostbarsten alten Eilberarbeiten zur Au»stellung gelangt, von deren Existenz man, obgleich sie al» erlesenste Meisterwerke deutscher Renaissance zu bewundern sind, bi» vor Kurzem selbst in den bestunterrichteten Kreisen keine Ahnung hatte. Der während de» Monat» Juni zu Münster veranstalteten Ausstellung westfälischer Alter- thümer und Kunsterzeugnisfe, auf der sie auS dem zu Herdringen verwahrten Familienschatze deS Grafen v. Fürstenberg-Herdringen zum ersten Mal ans Licht traten, verdanken wir die Bekanntschaft mit ihnen und mit dem hochbegabten Künstler, von dem sie herstam men — dem bisher nirgends erwähnten, laut Angabe der auf den Arbeiten felbrr befindlichen Jnfchriften au» dem Städtchen Warburg an der Diemel gebür tigen Anthoniu» Eisenk oidt, der, wie man nun au» Auszeichnungen der gräflich Fürstenbrra'schen Familie ersehen hat, in deren Diensten längere Zeit thätig war und für diefelbe nicht blo» diefe Stücke kirchlicher, son dern auch noch manche andere profaner Bestimmung anfertigte. Die im Gewerbemuseum ««»gestellten Gegenstände, ein Crucifix, ein Kelch, ein Rauchfaß, ein Weihwasser- kessel mit zugehörigem Afpergill (Sprengwedel) und 2 Bucheinbände, tragen zum Theil da» Wappen de» Fürstbischof» Theodor von Paderborn aus dem Hause Fürstenberg, der den bischöflichen Stuhl im Jahre 1589 bestieg und bi» zu seinem Tode im Jahre 1618 inne hatte. Hierdurch sowohl wie durch die Jahreszahlen einzelner Inschriften ist ihre Entstehungszeit, die für sämmtliche Stücke zweifellos noch in das 16. Jahr hundert fällt, annähernd genau bestimmt und der weiteren Forschung ein sicherer Anhalt geboten. Was diese aber auch ergeben mag, so steht doch jetzt schon so viel fest, daß wir eS hier mit einem der hervor ragendsten Meister seines Fachs und mit Schöpfungen zu thun haben, die alles Aehnliche fast ausnahmslos verdunkeln. Während in den Formen der Geräthe, vor Allem in dem al» reichgegliederte gothische Architektur mit zierlichen Fialen und Strebepfeilern, mit Thürmchen und Spitzbögen gestalteten Räuchergefäß, in dem Fuß de» Kelches mit seinem auS 6 gegiebelten Nischen be stehenden Knauf und in dem durchaus verwandten reichen und prächtigen Aufbau deS Crucifixe», sowie in dem ihn in allen Theilen schmückenden und um rahmenden ornamentalen Detail sich die in der kirchlichen Kunst noch immer fottlebenden späten Nachwirkungen de» gothischen Stil» in interessantester Weise zur Geltung bringen, herrscht in der neben biblischen Scenen der mannichfachsten Art eine Fülle allegorischer und kir- chengeschichtlicher EinzelgestaUrn umfassenden figürlichen Dekoration, sowie in dem dir verschiedenen Felder trennenden und umrahmenden ornamentalen Beiwerk die höchste Schönheit und Freiheit einer ebenso edlen al» schwungvollen Renaissance. Mit unübertrefflicher, rhythmisch bewegter Gliederung der Mafien verbindet sich die graziöseste Feinheit de» Detail», mit einer wahrhaft großartigen, maßvollen Ruhe und Vornehm heit der Auffassung eine tief eindringende, lebendige Schärfe der Charakteristik, mit einem erstaunlichen, üppig quellenden Reichthum der Erfindung eine nicht minder bewundernSwerthe Gewissenhaftigkeit und De- licatesie der Durchführung. In jeder Linie verräth sich ein Meister, der Hand und Auge an den herrlich sten Werken der italienischen Kunst gebildet hat, der dabei jede Schwierigkeit der Technik spielend zu be wältigen weiß, keineswegs aber mit einer inhaltsleeren Virtuosität zu prunken sucht. Nur hier und da bemerkt der Beschauer neben einer so seltenen Vollendung doch die Spuren einer sich bereit» leise ankündenden Ma- nierirtheit, die indeß den Eindruck des Ganzen kaum zu beeinträchtigen vermögen. Es fällt schwer, unter den ausgestellten Stücken das eine oder das andere als das gelungenste namhaft machen zu sollen. In den acht runden Reliefs mit Scenen auS der alttestamentarischen Geschichte, die den Fuß de» silbervergoldeten Kelches schmücken, vereinigen sich die größten künstlerischen Vorzüge, und doch wer- deu sie von den vier ovalen Flachreliefs übertroffen, die sich um den breiten Rand des Weihwasserkefiel» schlingen und in der Taufe Christi, dem Gespräch mit der Samariterin am Brunnen, den Jüngern auf dem Meere und der Begegnung de» Apostels Philippus mit dem nach der Taufe verlangenden äthiopischen Käm merer, vin mit geistreicher Rücksicht auf die Bestim mung d«S geschmückten GrräthS auSgewählte Dar stellungen bieten, von denen namentlich die an zweiter Stelle genannte durch meisterhafte Anordnung und durch schlichte Einfachheit de» Ausdruck» fefielt. Da» zu diesem Kessel gehörige Afpergill, defien Schaft in flachstem Relief allegorische Figuren zeigt, während der kugelförmige Kopf auf gravtttem Grunde mit den zier lichsten Rosetten besetzt ist, steht in seiner reizvollen Decoration den übrigen Stücken vollauf ebenbürtig zur Seite, vermag jedoch in seiner besondern Eigenart nicht entfernt die mächtige Wirkung der beiden, aus je zwei außerordentlich geschickt verbundenen Reliefplatten zusammengefügten Bucheinbände zu er zielen. Der eine derselben zeigt auf der vorderen Platte, unterhalb des von kühn bewegten geflügelten Genien gehaltenen Titelschildes und oberhalb d«S ähn lich arrangirten sürstbischöflichen Wappens al» Haupt- bild die von den Figuren der Kirchenväter umgebene grandiose Gestalt des Hohenpriester» Aaron, und dieser entspricht auf der anderen Platte der inmitten der vier Evangelisten kniend dargestellte Papst, zu dessen Füßen, eine Gruppe singender Engelknaben einfassend die alle gorischen Gestalten der Lippe und der Diemel, der bei- oen Flüsse des Gebiets von Paderborn, ruhen, während oberhalb deS Mittelfeldes die auf Wolken thronende, von Engeln umschwebte Madonna erscheint. Ebenso repräsentirt der zweite, noch stattlichere Einband da» alte und das neue Testament durch die figurenreichen und bi» in jede» Detail charakteristisch durchgesührten Darstellungen der Einsetzung de- Passahsestes und de» Abendmahl», zu denen die al» Umrahmungen der bei den mittleren Felder angebrachten, ganz und gar von dem heiter sinnlichen, lebensfrohen Geist der Renaissance erfüllten, anmuthigen und phantasievollen Allegorie» der vier Jahreszeiten einen ebenso eigenthümlichen wie für die Richtung der Zeit, der diese» Werk ent stammt, in hohem Grad« bezeichnenden Gegensatz bilden.
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