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Dresdner Journal : 01.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187908011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-08
- Tag 1879-08-01
-
Monat
1879-08
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 01.08.1879
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^17« Freitag, den 1. August. I87S. ^Lürlicb: . . iS )t MrU«ti! 4 bOkt. Nlor«lo» Xuromsro: 10 ?k 6», äsuttcüvo Nviol»«« tritt ko«t- ooä 8t»n»p»Iru«:Ul»^ dioiu. li»»«r»t»nprpl»«r p>r U«ll ki»um sinvr xv»p»lt«v«ll kstitrvil« 20 kk. votor „Lulss«u>at" äi« 2«ils bt» kk. Ni-vekslL»,r I^IiiU mit Ao«n»dw« ä«r 8ouu- »mi ksisrü^e Xbsnä» für a«o kol^«v<tsu 1'»8. AreÄnerMumal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. lo«er»t^o»aw»lime I^iprtS' H Lrancjstetter, Oommisniooür 6es Vrexiuer ^ouroitis; Liuadirr«-I«rNo Vt,Q »»,«1 - Srsslsu-^rsnltku, t ,. M.: Daa««r»te>» L ^oA/er, Lerlill VlsnHsmburx kr»s-Yipsis krLQllkirN ». » Ilünouvll: Dui/ S»rU2: L. /nra/i</rncianL, Lrsmov: F §c?,totte Sr»»l»ll: D. Ltan-en'« Lürv»u; vkemniis: F> ^oiAt: kr»»^turt ». H.: D ^ci^ei^selie u. //erruia»,»- »cks Üucliti»o6Iun8; vorUtr: Lsimovsr: ksri» L«rlill-kr»i>tikurt s. N Sluitxsrt: Daube L t>'a.,' Niuodor^: D Lte«ciAe»i, Lt«ner. H»r»U8xvdvr: Löviel. krpeäitioo 6e» »esänsr ^ouru»i«, Dresden, ^vm^erstritsse Xo. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 31. Juli. Se. Königliche Majestät hat dem Borstand de» Gerichtsamts Stolpen, Amtsrichter August Gottlob Dreßler, die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand mit der geglichen Pension unter Belassuna seines Titels und Range- zu bewilligen huldreichst geruht. Nichtamtlicher Theil, uede» nchI- Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Wilhelmshaven. München. Prag. Triest. Paris. London. St. PeterS- bnrg. Konstantinopel.) Zur Orientsr^ge. Ernennungen, Versetzungen re. im Sffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviuzialnachrichten. (Leipzig. Wurzen. Crimmit- schau. Dippoldiswalde. Johanngeorgenstadt.) Feuilleton. Taaeskalmder. Inserate. Telegraphische Wittrrungsberichte. Lörseunachrichten. Tagesgeschichte. Dresden, 31. Juli. Sr. Excellenz der Herr StaatSminister v. Nostitz-Wallwitz ist gestern Abend von seinem Urlaube zurückgekehrt. * Berlin» 30. Juli. Der Tag der Ankunft Sr. Majestät des Kaisers in Metz ist, laut der „K. Z.", nunmehr endgiltig auf den 24. Aptember festgesetzt Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 30. Juli, Abends. (Tel. d. Boh.) Wie aus Sarajewo gemeldet wird, hat gestern daselbst die erste Conserevz des Aeldmar- schalllieuteuauts Herzogs Wilhelm von Württem berg mit Husni Pascha stattgefunden. Gegen stand der Berathung waren die Modalitäten, wie die gemischte Commission ihre Mission in Rovi- Bazar erfüllen soll. Dir Commission reist Tonn- abend oder Sonntag ab. Versailles, Mittwoch, 30. Juli, Abends. (W. T B.) Der Senat verwies heute den Gesetz entwurf, betreffend die Niederlegung der Ruinen der Luilerien, an eine besondere Commission und genehmigte einen Theil des Budgets, betreffend die Erhebung der directev Steuern. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „TageSgeschichte".) Die Deputirtenrammer erledigte da» Budget für das Ministerium des Innern und begann die Berathung des Budgets für das Cultusministe- rium. Der Cultusminister sprach sich gegen die von der Commission beantragte Herabsetzung der Besoldungen der Bischöfe auS. Die Kammer be schloß, den Anträgen der Commission entsprechend, die Besoldung der Bischöfe auf 10000 Fres., die jenige der Erzbischöfe auf 15000 Krcs. herabzu- setzen, wie dies dem betreffenden Artikel des Con- cordats entspricht, und genehmigte ferner einen Gupplementarcredit von 300 000 Arc«, für die Pfarrverweser. Die bezügliche Abstimmung stellte sich indeß schließlich als ungiltia heraus, weil die zu einer giltigeu Beschlußfassung erforderliche Stimmenzahl fehlte. worden. Der Kaiser wird die Truppen der 16. Di vision, welche während des Kaisermanövers die dortige Besatzung bilden werden, vor ihrem Abrücken in ihre Garnisonen in der Parade sehen. Die Anordnungen für die Parade müssen dahin getroffen werden, daß dieselbe Nachmittag- 3 Uhr beendet sein kann. Zur 16. Division gehören die rheinischen Jnfanterie- regimenter Nr. 29 , 30 , 69 und 70, da- rheinische Jägerbataillon Nr. 8, daS westphälische Dragoner« regiment Nr. 7 und daS rheinische Husarenregiment Nr. 9. — Ihre Majestät die Kaiserin hat bei der Abreise der großherzogl. badischen Herrschaften, welche sich über Karlsruhe in rin Seebad be geben haben, Schloß Mainau verlassen und ist zum Besuch der fürstlich hohenzollern'schen Familie nach Schloß Krauchenwies abgereist. — Wie der „Schw. M." vernimmt, wird der Kronprinz Ende August, am 25., 26. und 27., einen Theil des württembergi- schen ArmeecorpS inspiciren. Den Manöver«, welche Anfang September beginnen, wird Se. kaiserl. und königl. Hoheit nicht beiwohnen. — Die „N. Pr. Ztg." schreibt: Wie eS heißt, lautete das Urtheil des zwei ten Kriegsgerichts in Sachen des „Großer Kur fürst" gegen den Contreadmiral Batsch als Chef des PanzergesckwaderS auf 6 Monate Gefängniß, und gegen den Capitänlieutenant Klausa als wachthabenden Offizier auf dem „König Wilhelm" auf 1 Monat Ge- fängmß. Dies Erkenntniß sei von Sr. Majestät dem Kaiser bestätigt, aber die gegen die Berurtheilten er kannte Gefängnißstrafe aus Gnade in Festungshaft von gleicher Dauer umgewandelt worden. Hierdurch erledigt sich zugleich die auf Unkenntniß der Gesetze beruhende Mittheilung verschiedener Zeitungen, daß die Strafe gegen den Contreadmiral Batsch von 4 auf 6 Monate erhöht worden sei; nach 8 173 der Militärsttafproceß- ordnung kann ein militärgerichtliches Erkenntniß nicht geschärft werden. Der Capitän z. S. Kühne, früherer Commandant des „König Wilhelm", ist, wie be reits im ersten Kriegsgericht, freigesprochen worden. — DaS dritte Kriegsgericht gegen den Capitän z. S. und ehemaligen Commandanten des „GroßerKurfürst", Grafen v. MontS, wird, wie die „K. Z." erfährt, argen den 10. August im hiesigen Admiralüätsgebäude stattfinden. Es würde bereits früher anberaumt worden sein, wenn nicht noch Modelle des „Großer Kursürst" hätten angefertigt werden müssen, an denen man den Mitgliedern de- neuen Kriegsgerichts klar machen will, warum einmal durch das Unterlassen des Schließen- der wasserdichten AbtheilungSverschlüsse (Compart- mentS) auf dem Panzerschiffe der Untergang der selben beschleunigt und dann durch die Ueberfüllung deS WallgangeS mit Gegenständen, die nicht dahin gehörten, der Verkehr auf dem Schiffe gehemmt und dadurch die Rettung der Offiziere und Mannschaften erschwert worden sei. Dies sind bekanntlich die beiden An tlagepunkte gegen den Capitän z.S. Grafen v. MontS. — Am Schlüsse eines Artikels über „die Strafbarkeit deS Wuchers" bemerkt die halbamtliche „Prov.-Corr.": Die verbündeten Regierungen haben den Arbeiten der Commission (des Reichstags) ein theilnehmendes Ent gegenkommen bezeigt. Die Vorschläge der Commission, wie sie schließlich gestaltet worden, würden die Zu stimmung der Regierung im Reichstage gefunden haben. Nachdem die Erledigung deS Gesetzentwurfs nicht mehr erreicht werden konnte, ist eS von Wichtigkeit, daß die Frage noch weiter nach ihren verschiedenen Beziehungen erörtert werde. Denn eS handelt sich bei der Straf- barmachung deS Wuchers vor allen Dingen um eine Genugthuung für das Volksgefühl, während die Heilung deS Schadens selbst noch von vielen anderen Bedingungen abhängt. Weil der Gegenstand diesen Charakter trägt, eignet er sich zur Initiative des Reichstags, während die verbündeten Regierungen wohl nicht Veranlassung haben, ohne den Anruf der öffentlichen Meinung und ohne die Anregung des Reichstags ihrerseits mit der Initiative vvrzugehen. — Der „Post" zufolge ist die Frage einer Revision der Provinzverwaltung zu einem gewissen Abschlusse gelangt. Nachdem die be züglichen Conferenzen am 19. d. definitiv zu Ende ge kommen waren, hat der Minister des Innern wenige Tage nachher bestimmte Stellung zu der geplanten Reform genommen und die übrigen Staatsminister bereits von seinem Entschlusse verständigt. Der Gegen stand dürste dem Staatsministerium, sobald eS seine Berathungen wieder beginnt, zeitig vorgeleat werden, so daß die betreffende Vorlage schon am Beginn der Landtagssession zu ermatten ist. Die Reform bewegt sich nach zwei Richtungen hin, nämlich der Umformung der Provlnzialregierungen und der bestimmteren Ab grenzung der Zuständigkeit zwischen den ordentlichen und den Verwaltungsgerichten. Die Umbildung der Regierungen dürfte allem Anscheine nach keine voll ständige werden; eS wird wahrscheinlich eine Unter scheidung gemacht werden zwischen ihrer Eigenschaft als reine Verwaltungsbehörden und als Organe der Ver waltung der Schulen, Domänen, Forsten rc. Hinsicht lich der letzteren VerwaltungSzweige wird wahrschein lich die alte Organisation der Regierungen bestehen bleiben. — Der III. Blindenlehrercongreß hielt heute seine Schlußsitzung. Eine Resolution der Direc- torS Entbicher (Purkersdorf bei Wien) veranlaßte eine längere Debatte über die Frage des Schulzwanges für blinde Kinder, der von der Mehrheit der Redner ent schieden befürwortet wurde. Der geh. OberregierungS- rath vr. Wätzold, der auch in heutiger Sitzung als Vertreter des Cultusministeriums anwesend war, er- klärte: Für die Regierung liege die Frage des Schul zwanges für Blindenanstalten, wie folgt: Wo die Fa milie selbst im Stande sei, für den Unterricht und die Erziehung der blinden Kinder Fürsorge zu treffen, solle derselben ihr Recht dazu nicht verkümmert werden. Durch die jetzige Gesetzgebung sei die Familie nicht gezwungen, ihr blindes Kind in einer Blindenanstalt unterrichten zu lassen, und auch die künftige Gesetz gebung, das neue Unterrichtsgesetz, werde in dieser Be ziehung nichts ändern. Alsdann wurde beschlossen, den IV. Congreß in Franksurt a. M. abzuhalten. Wilhelmöbaven, 29. Juli. (Wes.-Ztg.) Heute Morgen ist Contreadmiral Batsch von hier abge gangen, um seine 6 monatige Festungshaft anzutreten. Die Geschäfte deS Stationschess werden inzwischen vom Contreadmiral Berger versehen. — Heute Abend gegen 6 Uhr traf daS zur Abhaltung von Schießübungen in der Außenjade bei Schilling stationitte Artillerie- schisf „Renown" unerwartet auf hiesiger Rhede ein und ging vor Anker. Der Grund der Ankunft ist ein sehr trauriger. Durch das Springen eines Ge schützes sind nämlich 25 Mann verunglückt, davon 4todt, 21 verwundet. Ein Stück deS Geschützes soll quer durch die Batterie geflogen und dabei die Schiffswand durchschlagen haben. Nähere Nachrichten fehlen noch. Sämmtliche Verunglückte wurden sofort von Bord und ins Marinelazareth geschafft. (Der gestern mitgetheil- ten Depesche von „ W. T. B." zufolge stellt sich die Zahl der Verunglückten glücklicherweise als nicht so hoch heraus. Der „Renown" ist ein älteres, von der eng lischen Manne angekauftes Schiff, welches lediglich zu Attilleriezwecken, Prüfung von Geschützen und Aus bildung von Geschützführern, benutzt wird.) * München, 30. Juli. Die Kammer der ReichS- räthe hat heute einstimmig die Gesetze, bett, die Ent scheidung der Competenzconflicte, die Ausgaben des Verwaltungsgerichtshofes pro letztes Quartal 1879, die Umwandlung der 4^procentigen Eisenbahnanlehen in ein 4procent,geS und den Nachtragsetat des Justiz ministeriums, angenommen. — In der Kammer der Abgeordneten wurde die Eisenbahnlinie Cham-Got- teSzell angenommen. Es folgt die Berathung über die Linie Zwiesel-Passau. Abg. Schels regt an, ob die Regierung nicht schmalspurige Secundärbahnen bauen wolle. Baudirector Röckl erklärt, die Regierung habe für Zwiesel-Passau ein solches Project ausge arbeitet, die Baukosten wären thatsächlich um die Hälfte geringer; wegen der Schwierigkeit des Wagen- wechsels sei die Regierung jedoch noch unentschieden. Schlör spricht für schmalspurige Bahnen. Röckl tritt dem Verlangen in so unbedingter Form entgegen. Krätzer, Rosenberger und Diendorfer sprechen für die Bahn, welche genehmigt wird. Die Verbindung von Straubing nach der Mühldorf-Plattlinger Linie, von L. Frhrn. v. Hafenbrädl und Hennemann empfohlen, wird angenommen. Die Verbindung der Rotthalbahn mit der Bahn Straubing-Passau wird nach dem AuS- schußantraa angenommen. Krätzer S Antrag auf Aus bau der Rotthalbahn von Pöcking nach Passau wird abgelehnt. Die Linie Neumarkt Landshut wird ange nommen. Es ist nicht abzusehen, wie der Eisenbahn gesetzentwurf noch während der dermaligen Landtags- Periode zur Erledigung gelangen soll, wenn die weitere Debatte nicht abgekürzt oder die Dauer der Sitzungen, die jetzt nur 2H—3 Stunden währen, nicht verlängert wird. 2X Prag, 30. Juli. Unsere Stadt wird binnen Kurzem wieder ihre Bürgermeisterfrage haben. In den ersten Tagen deS August läuft nämlich die 3jährige Functionsperiode des gegenwärtigen Bürgermeisters Herrn Emilian Skramlik ab, und am 4. August tritt bereits das Stadtverordnetencollegium zusammen, um einen neuen Bürgermeister zu wählen. Bei den eigen- thümlich gearteten, nationalen, politischen und socialen Verhältnissen Prags ist es nun von nicht geringer Be deutung, wie diese Wahl ausfallen wird, zumal der je weilige Büzgermeister zugleich als Chef der politischen Behörde erster Instanz und als Vorsitzender sowohl deS tschechischen als des deutschen Bezirksschulrathes fungitt. Der gegenwärtige Bürgermeister Herr Skramlik ist seines concilianten Wesens wegen nicht blos bei seinen tschechischen Parteigenossen, sondern auch in deutschen Kreisen beliebt, und seine Wiederwahl würde unter normalen Verhältnissen kaum irgend welchem Widerspruche begegnen. Nachdem aber die momentane Strömung im tschechischen Lager eine außergewöhnliche, hochpolitische ist und vielseitig die Meinung vorherrscht, daß es an der Zeit wäre, eine prononcirtere Persön lichkeit an die Spitze de- ersten Gemeindewesens in Böhmen zu stellen, so ist es immerhin frag lich, ob Herr Skramlik neuerdings die Stimmen aller seiner Parteigenossen erlangen wird, zumal er durch seine Weigerung, sich als Gegenkan didat des vr. v. Klaudy im Relchsrathswahlbezirke der Altstadt aufstellen zu lassen, den Unmuth der alt tschechischen Heißsporne auf sich geladen hat. Ein de finitiver Beschluß ist übrigens noch nicht gefaßt, so daß es immerhin geschehen kann, daß Hr. Skramlik, der, wie gesagt, auch die Sympathien vieler Deutschen für sich hat, neuerdings als Primator aus der Urne hervorgehen wird. — Die in den letzten Tagen erfolgte Ernennung zweier tschechischen Gelehrten zu Professoren an der Prager Universität hat in nationalen Kreisen einen guten Eindruck gemacht, da man darin den Vor läufer weiterer Concessionen in Bezug auf die voll ständige Durchführung der sprachlichen Gleichberech tlgung an der hiesigen Hochschule erblickt. Beide Er nannte haben in der wissenschaftlichen Welt einen guten Namen und stehen dem politischen Parteige- ttiebe fern. Triest, 30. Juli. (Tel.) In der gestern durchge führten Schlußverhandlung wurden die italienischen Unterthanen Stella und Ragazzini, welche am 16. d. M vor die Wohnung des Staatsanwalte» Urban- cich Petarden gelegt hatten, zu 2 Jahren schweren Ker kers und nachfolgender Landesverweisung verurtheilt. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Ludwig Reichenbach. Am 17. März 1879 verstarb zu Dresden, wie da mals bereits an dieser Stelle gemeldet wurde, Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach, geh. Hofrath und Director deS botanischen Gartens, ein Mann, der als Natur forscher zu den bedeutendsten Männern seiner Zeit zählt und mit feinen Arbeiten, thrilS als Botaniker, theilS als Zoolog, im Laufe eine- langen Leben- von hoher und maßgebender Bedeutung gewesen ist. Er war geboren am 8. Januar 1793 al« ältester Sohn Johann Friedrich Jakob Reichenbach», Eon rector» an der Thomasschule zu Leipzig. Die Familie stammte au» Thüringen und war schon seit langen Jahren durch bedeutende Männer ausgezeichnet. Im Hause eine» Stadtschreiber» Reichenbach zu Wittenberg wurde z. B. Katharine v. Bora nach ihrer Flucht au» dem Kloster Nimbschen am 3. Osterfeiertage l523 ausge nommen, und in demselben Hause am 13. Juni 1525 wurde Luther mit Katharinen von vr. Bugenhagen getraut. Der Vater unsere» Reichenbach » erwarb sich einen Ramen durch da» von ihm 1818 herau-gegebene deutsch-griechische Wörterbuch. Unter den Freunden de» House» waren e» vor Allen die Brüder Johann und Romanu« Hedwig, der Erstere ein tüchtiger Bo taniker, die auf den wißbegierigen Knaben anregend einwirkten und in ihm die Liebe zur Botanik weckten, und ein Onkel Friedrich Batthel flöhte ihm die Lust zum Zeichnen ein, welche ihm später so außerordent ¬ liche Dienste leistete. Unter den Jugendfreunden zeichnen sich die Namen Radiu», Kunze, Naumann, Germar vor anderen au». Schon im Jahre 1810 bezog Reichenbach die Uni versität Leipzig, um zunächst Medicin zu studiren, gleichzeitig aber mit allem Eifer die Naturwissenschaften zu treiben. Die politischen Ereignisse der damaligen Zeit, namentlich die Schlacht bei Leipzig mit der Un geheuern Zahl von Tobten und Verwundeten, die sich in der Stadt anhäuften, boten ihm reichlich Gelegen heit, seine eben gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen zur Geltung zu bringen. Er batte aber auch einen schweren Typhu»anfall zu überstehen, von dem er, glücklicher al» andere seiner Berufigen offen, glücklich wieder genaß. Im Jahre 1815 erwarb er die philo sophische Doctorwürde, und im nächsten Jahre veröf fentlichte er seine Erstling-schrist „Ickonoxravlna?oel» vlioram", ein Werk, worin er sich der damaligen Schule streng wissenschaftlicher Entomologie in würdiger Weise anschloß, die aber, mit Ausnahme einiger kleinen Auf- sätze in Zeitschriften, die einzige literarische entomolo gische Arbeit Reichenbach s geblieben ist. Im Jahre 1817 promovitte er al» Dottor der Medicin mit rinn Dissertation „klar» vipsionsis ptiarmaceutica Vorlesungen über die Flora von Sachsen, erläutert durch Excurstonen, die er sehr bald al» Privatdocent an der Universität Leipzig begann und die ihm die Würde eine» außerordentlichen Professor» der Medicin verschafften, hinderten ihn nicht, sich der medicinischen Praxi» mit Eifer und Glück zu widmen. Er famulitte bei dem bekannten Pathologen und späteren klinischen Lehrer Elaru« und bei vr. Kluge und Ludwig. Am 20. April 1820 verheirathtte er sich mit Friederike Wagner au» Leipzig, die lange Jahre hindurch, bi» zu ihrem Ab leben, ihm eine treue Lebensgefährtin gewesen ist. Ueber Haupt bezeichnet das Jahr 1820 nach allen Seiten hin einen entscheidenden Wendepunkt im Leben Reichenbach ». Am 4. Mai 1820 erhielt er nämlich eine Berufung al» Jnspector des königl. Naturaliencabinets und Pro fessor der Naturgeschichte an der königl. chirurgisch- medicinischen Akademie zu Dresden und wurde nach Annahme diese» Rufe» am 20. Mai für diese Aemter verpflichtet. Die chirurgisch - medicinische Akademie, welcher Reichenbach fortan al» Lehrer angehötte, war ursprünglich nur für die Bildung von Militärärzten bestimmt, war aber zur Zeit, al» Reichenbach nach Dresden übersiedelte, mit ausgezeichneten Lehrkräften besetzt und in mancher Hinsicht gewissermaßen der Krystallisationspunft für daS wissenschaftliche Leben Dresdens. Seiler, CaruS, Kreißig, Pech, FicinuS rc. waren bedeutende Kräfte, in deren Krei» er als jugend- kräftige», feiner Collegen würdiges Mitglied eintrat. Schon im Jahre seiner Berufung nach Dresden veröffentlichte Reichenbach seine Monographie über ^eonituw, und von da ab erschienen in raschester Aufeinanderfolge seine gediegenen wissenschaftlichen, zu nächst botanischen Arbeiten. Zugleich schuf er, unter dem Beistände de» Hofgärtner» Terscheck den botanischen Gatten und wandelte da» Naturaliencabmet au- einer Raritätenkammer in ein naturhistorisches Museum um, welche» die Wissenschaft in jeder Beziehung fördern mußte und für dessen Vervollständigung und Nutzbar machung Reichenbach keine Opfer und keine Mühe scheute. Wenn diese Wirksamkeit Reichenbach mit hoher Befriedigung erfüllte, so waren auch seine botanischen Vorlesungen für die Studirenden an der chirurgisch- medicinischen Akademie eine Quelle hohen Genusses für Reichenbach. Sie führten eine immer wachsende Zahl von Zuhörern aller Stände und aller Lebens alter in seinen Auditorien und bei den diese Vor lesungen ergänzenden doranischen Excursionen zusam men. In einzelnen Jahren nahmen mehr als hundert Zuhörer Theil. Durch die hiermit au-gestteute Lehre hat Reichenbach ganz ungemein dafür gewirkt, für die Botanik Lust und Liebe anzuregen, zumal da viele seiner Zuhörer sich später nach allen Gegenden deS Landes zerstreuten und den Geschmack für die Botanik mächtig förderten. Auch lieferten ihm diese Exkursio nen für seine im Jahre 1842 herau-gegebene „klora LaroiucL'' daS nöthige Materiah In mehr als einer Beziehung von tiefgreifender Be deutung waren auf Reichenbach s Leben die fast unmit telbar nach seinem Eintreffen in Dresden im Jahre 1820 eröffneten Beziehungen zwischen ihm und dem König Friedrich August l. Der König erkannte sosott, als Reichenbach ihm den Plan für den zu gründenden bota nischen Garten vorlegte, den hohen Werth, den ein solcher Mann für ihn, den Kenner und Freund der Botanik, haben mußte. Er zog ihn an sich, der wissen schaftliche Verkehr wurde immer enger, und vom Jahre 1822 bi- zum Tode de» König» war Reichenbach, be hufs gemeinschaftlicher botanischer Untersuchungen, regel mäßig wöchentlich 2 auch 3 Mal Gast, im Sommer in dem botanischen Garten und den Gewächshäusern zu Pillnitz, im Winter im Schlöffe zu Dresden. War ihm so König Friedrich August I. ein hoher Gönner gewesen, so schenkte ihm der Kronprinz und spätere Mittegrnt, seit dem 6 Juni 1836 König Friedrich
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