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Dresdner Journal : 24.08.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187708245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-08
- Tag 1877-08-24
-
Monat
1877-08
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 24.08.1877
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W1SS7 " Frettag, dm 24. August. 1877. ILUrlwU: . . l> N»rU. tritt ko«t »»U ^^TUriioU: S 8tGMpOiLv>vUI>G k!>»,«Io« Sommer»: >0?t » >r U»» tt»o« «u»«r ßst»p»It«Q«» k»6t»«l» A) kl. Ootsr „8i»ßs»««lt" Ui« 2«l« X) kt Ur»ok»l»«»r l't^Iiod o»it Fa»a»tii»« «t«r 8o»o »o<t k«*rt»^« ^k«v<t» für 6«, kol^svU«» V»? DreMerMurml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. I»»»r»1»»»»»k»s »»vkrt«r : s-> Lommi^iooltr ä« t>r»»<tn«r ^oar»»t»; «»»»«U KrU>- Vt»»-I^>^iU-N»»«>-M»«l»« »n»ke»n ». X : //aa««»»*t<!i-, » , U«rN» VI»» N»»bur, I-i»»-I^tp,«, X XS»«d»» tt»U. >«r»»: Ä Lvr«ict, /»v<Uxtrn</"n<? / S>»»«» > , >r»»U>u: LtunA«,', tMn,»i>, cl»»m»t», N-»»»eLH «. X : ^arAerU»! u t,' //«rr»a»»n'!ict>« ttoobti., UitrUt,: /»v -/) , U»»»,»»« t,'. k»rt»->«rlt» Ni»»ke»« ». X.-oiuUgiii» L »»«dur,: . VI.» Opp-tl». N«i-»»«red»r: USvi^I. Lrpsäitivu Us» Vrv»üa«r laur»»!,. Drsxtou, Uvia^orotr»»»« kto. ÄU. S z b; B keuberg do. S ken der, ; d« wickau- oickauer »S-lück (Pro S7U M i.0S l« . , fest ill.ba «pril- teigend. I Sept Nov - fest i oo M nl-Ma, Haler vr '« malt ^Imn Ult» II» ierdurch frao. ! >877 lilg an S8K, hwerem e innig ltM »ü t, wird fft» und Wv ed saust geliebt, i-vdr» 7. t»tl. Unahme »eiues sax ich LNN, «sd«». Nachdeßellungen >,uf das „Dre-dner Journal" für den Monat Ltpttmdtr werden zu dem Preise von l Mark 50 Pf. angenommen: für Dresden bei der unterzeichneten Expedi tion (Zwingerstraße Nr. 20), für anSwärtS bei den betreffenden Post anstalten. In Dresden - Neustadt können Abonne mentsbestellungen aus da- „Dresdner Journal" abgegeben weiden in der Kunst- und Musikalien- Handlung de- Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 31), woselbst auch Inserate zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit 20 Pf. silr die gespaltene Petitzeile oder deren Naum berechnet; für Inserate unter der Rubrik .,EingesandteS" sind die Jnsertior.Sgebühren auf 50 P;. pro Zeile sestgestellt. üömgl. Expedition des Dresdner Journals. HmMcher LtieU. Dresden, 21. August. Se. Majestät der König Pat zu genehmigen geruht, daß der Hofarzt, Hofrath vr. Brauer das von Sr. Königlichen Hoheit dein Grotz- Herzoge von Oldenburg ihm verliehene Ehren-Ritter« kreuz I. Elaste des Oldenburgischen HauS nnd Verdienst- Ordens annehme und trage. Dresden, 20. August. Se. Majestät der König hat dem Bahnwärter Simon Friedttch Steinhaus in Canitz das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht. UMamtlillier Tlieil, Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 23. August, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Aus Bukarest vom 22. d. Nachts geht der .Presse" die Meldung zu, daß nach daselbst ringelangten Berichten seit gestern (Mittwoch) früh bei Plevna eine Schlacht ge- schlagen wird, deren AuSgang noch unbekannt ist. Dortmund, Mittwoch, 22. August, Abends. (W. T. B.) Der „Westfälischen Zeitung" zufolge brach heute Mittag auf der Zeche „Borussia" bei Marten ein Grudenbrand aus. DaS Feuer ver breitete sich von der BremSkammer aus. Auf welche Weise eS hier entstanden ist, hat bis jetzt noch nicht festgestellt werdrn können. Lon der zur Zeit d,S AuSbrucheS deS Feuers in der Grube befindlichen Belegschaft find bis jetzt 4 Personen tobt zu Tage gefördert worden; 11 Personen be finden fich noch in der Grube und find wahrschein lich ebenfalls todt. Die brennende Stelle ist sofort abgeräumt worden, so daß die Anlage selbst außer aller Gefahr ist und der Betrieb wahrscheinlich schon morgen wieder ausgenommen werden kann. Dortmund, Donnerstag. 23. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dir „Westfälische Zeitung" er fährt von der Zeche „Borussia", daß die RettungS» arbeiten in der vergangenen Nacht beendet wurden. Sämmtliche 15 Personen, welche fich in der Grube brfandru, find todt. Der Berrird ist heute wieder ausgenommen worden. St. Petersburg, Mittwoch, 22. August, Nachmittags. (W. T. B.) OfficielleS Telegramm auS Gornji-Studen vom 21. d. M.: Heute früh griffen 40 Bataillone unter Suleiman Pascha den Schipkapaß an, wurden aber wiederholt zurück geschlagen. Der Kampf dauert trotz der eingc- brochenen Dunkelheit noch fort. Um die nämliche Zeit rückte der Feind von Lovacz gegen Telvi vor. Um Mittag begann bei unserer Avantgarde in der Stellung von Selvi das Gewehrfeuer; über den AuSgang des Gefech tes liegt noch keine Meldung vor. St. Petersburg, Donnerstag, 23. August. (Tel. d. Dresdn. JournJ AuS Gornji-Studeu find vom Obercommandirenden weitere zwei Tele gramme vom gestrigen Tage (Mittwoch) eiuge- gangen Das erste, von 10 Uhr 5 Min. Vor mittags datirt, meldet, daß der Kampf bei Schipka am 21. August am frühen Morgen begann und bis spät in die Nacht hinein dauerte. DaS Ne- sultat sei noch unbekannt. Bis zum Eintritt der Nacht wurden alle Angriffe der Türken zurück- gewiesen. DaS zweite Telegramm ist von Mittwoch Nach mittags 3 Ubr 10 Min. datirt und lautet: Der Kampf bei Schipka wütbet von gestern früh un unterbrochen bis diesen Augenblick. Die Stürme werden von den Türken erneuert, einer nach dem andern mit frischen Truppen; bis jetzt find alle durch unsere Braven, mit großem Verluste auf Seiten der Türken, zurückgeschlagen worden. Vom astatischen Kriegsschauplätze wird aus Alexandrapol vom gestrigen Tage gemeldet: Nach eingelaufenen Nachrichten betrug der tür kische Verlust bei der Affaire vom 18. d. circa 800 Mann. Die Eolonne des Generals Tergu- kaffow, von welcher rin Theil bei Jadyr verblieb, befand fich am 20 d. bei Gueluebscha. Die bei Jgdyr befindlichen Truppen hatten unbedeutende Scharmützel mit einer vor ihnen erschienenen tür kischen Colonne. Weiteren Nachrichten zufolge wurde in einem am 30. Juli stattgehabten Gn frcht mit der Colönne von Kalbolai Khan der Commandant der türkischen Truppen, Hussein Pascha, schwer verwundet. Dir Angurcolonne des Generals Alchasow, welche den ganzen Lauf des KodorslusseS besetzt hält, recoanoScirte am 7. Au gust mit Erfolg. Die Cavalleric setzte auf das rechte Ufer drs Flusses Mascharka über, wobei eS sich erwies, daß die Türken daS rechte Ufer des Flusses Kelassuri befestigt und die Anhöhen vor Suchum besetzt haben. Der .Regierung- Anzeiger" publicirt eine aller höchste Verordnung, betreffend die Formirung eines 4. Eisenbahnbataillons in Moskau, welches der 4. Sapprurbrigade rinverleibt wird. Bukarest, Mittwoch, 22. August. (Tel. b. Polii. Corr.) Die russisch - rumänische Convention ist unter angeblich sehr günstigen Bedingungen für Rumänien definitiv abgeschlossen. Die Nachricht von der Besetzung von Küstendje durch dir Türken ist falsch. Küstendje ist von den Russen sehr stark befestigt und mit schweren Festungsgeschützen armirt worden. In der Do- brudscha treffen zahlreiche Verstärkungen für daS Corps deS Generals Zimmermann ein. Die tele graphische Verbindung zwischen Küstendje und Czrrnavoda ist unterbrochen. Bei dem Dorfe TuSla, 3 Stunden von Czernavoda entfernt, cam^ piren 5000 Mann ägyptischer Infanterie. Die Russen treffen in ganz Rumänien Vor kehrungen für einen Winterfeldzug. Es werden Contracte auf Lieferung von großen Massen von Heizmaterial, Schlachtvieh und anderweitigen Lebensmitteln abgeschlossen und Magazine in Turn - Severin, Siminitza und Turnu - Magurelli gemiethet. Konstantinopel, Mittwoch, 22. August, Nachts. (Corr.-Bur.) Der Sultan empfing beute den armenischen Patriarchen und überreichte dem selben den OSmaniehorden I. Klasse. Ein Telegramm Suleiman Paschas vom Mon tag meldet: Bei 100 Kosaken, welche Kazanlyk occupirende 50 Tscherkessen angriffen, wurden gegen Kbaskeny zurückgeworfe». Ein Telegramm des Commandanten von Rust- schuk signalifirt ein den Türken günstiges Gefecht bei Kadikiöi. Ein Telegramm Osman Paschas berichtet ein den Türken günstiges Gefecht in der Umgebung von Plevna. Ein Telegramm des Commandanten von Ja nina vom Dienstag meldet die Niederlage von 00 griechischen Räubern an der Grenze. Für orientalischen Frage * Berlin, 22. August. Der „D. Reichs-Anz." schreibt heute: Die kaiserliche Regierung hat, wie wir erfahren, Beranlassung genommen, auf Grund der ihr vorliegenden amtlichen Berichte über die gegen ruf fische verwundete und gefangene Soldaten von tür kischen Truppen verübten Grausamkeiten, bei der Pforte die Bestimmungen der Genfer Convention vom ^2. August 1864, welcher die Türkei bekanntlich im Jahre 18(-5 beigctrcteu ist, in Erinnerung zu bringen, und gleichzeitig bei den übrigen europäischen Mächten angeregt, ob dieselben ähnliche Schritte in Konstanti nopel thun wollen — Die hiesige türkische Botschaft verbreitet durch „H. T. B." folgendes Telegramm des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten in Kon stantinopel: Die von der „Polit. Corr." in Wien ver öffentlichte und von einigen Berliner Blättern reprobu- cirtc Nachricht von einer Freilassung der Urheber der in Salon ichi begangenen Mordthaten ist vollständig unbegründet. Die in dieser Affaire Verurtheilten er leiden ohne Rücksicht ihre Strafe. * Wien, 22. August. Der „Nat.-Ztg." geht von hier die nachstehende Privatdepesche zu: Der Abschluß einer Convention zwischen Rußland und Rumänien ist eine Thatsachc. Rußland erkennt die Unabhängigkeit Rumäniens an, verspricht, für die Anerkennung der- selben bei den anderen Mächten zu wirken, und über nimmt einen beträchtlichen Theil der rumänischen Kriegs- kosten. Die Convention enthält mehrere geheime Artikel. — Ein Schreiben, welches die neueste „Polit. Corr." aus Bukarest erhält, schildert die Situation Rumäniens als eine überaus traurige und beziffert die directcn Kosten des Krieges für dieses Land mit 170 Millionen Francs. Ragusa, 2l. August. Ein Telegramm der „Pr." meldet: Aus Mostar wie ans Kolaschin rücken türkische Irreguläre in großen Abheilungen gegen Niksic, um die Festung zu entsetzen. Die Zahl der anrückenden Mustehafiz soll so groß sein, daß die Stellung der Montenegriner bei Niksic eine problematische werden könnte. Belgrad, 21. August. Im Anschlusse en die Meldung von dem Erscheinen der neuen Oräre äo dataills wird der „Allg Ztg." tclcgraphirt: Zum Commandanten der Drinaarmcc wird der gewesene Kriegsminister Oberst Nikolic und znm Commandanten der Javorarmee der gewesene Generalstabschcf Jvanovic ernannt. Für die Timok- und die Moravaarmec sind Feuilleton« Redigirt von Otto Banck. Die schöne Gabriele und Heinrich IV. Von den Verhältnissen, welche die Galanterie und das Liebcsbedürfniß der französischen Herrscher geschlossen hat, war wohl keines so interessant, so bindend für das Herz und zugleich so poetisch tragisch, wie die langjährige Neigung zwischen Heinrich IV. und Gabriele. Aber auch über keinen andern Lebensroman find so unrichtige Nachrichten verbreitet. Um so willkommener ist eine fesselnde novellistisch-historische Schilderung, welche wir hier unsern Lesern nach dem Original in der „W. Abdp." darbietrn. Der tapfere Antoine d'Eströes, der sich unter Franz I. mehrfach und am glänzendsten bei Marignano ausge zeichnet hatte, hauste in dem befestigten Schlosse Coeuvres, in dem seine 1570 gcborne Tochter, die nach drei Jahr hunderten noch weltbekannte „schöne Gabriele", heran wuchs. Voll Anmuth, Witz und bezaubernder Sanft heit, war sie doch, gleich vielen hochgebornrn Mädchen de- l6. Jahrhunderts, auch dazu erzogen, nöthigenfalls ihr Heim gegen einen Ueberfall verthcidigen zu können. Ihr Vater hatte sie gelehrt, die Lunte an eine Culverine zu legen, eine Arquebuse abzuschicßen und sich selbst mit einem Dolche zu vertheidigen. Eine eben so kühne al- graciöse Reiterin, war sie seine stete Begleiterin auf der Jagd und der Falkenbeize, welche damals die be liebtesten Vergnügungen de- SchloßlebenS bildeten. Ge burt-stolz temperirte in den großen Familien de- Lan- de- die Rauüheit der Zeit durch stattliche Höflichkeit. Die d'Estrse-' gehörten der Mittelhart« an, die, au- gemäßigten Katholiken und vernünftigen Calviniften be ¬ stehend, dem Religionskriege ein Ende zu machen suchte. In stetem Verkehre mit den vornehmsten Familien Frankreichs, ward Gabriele schon früh gefeiert. Sie war kaum sechzehn Jahre alt, da bewarb sich der junge Herzog v. Bellegarde, ein tapferer Cavallericoffizier, um sie. Gabriele erwiederte seine Neigung und die jungen Leute wurden verlobt. Doch waren die Zeiten fried lichen Freuden nicht günstig. Der Bräutigam mußte seiner Compagnie ins Feld folgen, wurde gefangen ge nommen und nach Polen gebracht. Die schöne Gabriele seufzte ein wenig, doch scheint der Kummer weder ihre Wangen gebleicht, noch den Glanz ihrer Augen getrübt zu baden. Es war dies in ihr mehr eine Vorahnung der Liebe als Liebe selbst gewesen. Andcrs war es, als sie zwei Jahre später, nun voll herangeblüht, Heinrich von Böarn, König von Navarra, kennen lernte — einen König ohne Königreich, denn Sixtus V. hatte ihn excommunicitt und sein Land an Spanien gegeben. Seit mehreren Jahren schon führte Heinrich ein mühe und entbchrungsvolles Abenteuerleben. Auf den Rath seines getreuen Anhängers und Freundes, dcs berühmten Agrippa d'Anbignö, war er 1576 vom fran zösischen Hofe geflohen, nm als Führer der Hugenotten- banden, die Ihn als ihr natürliches Haupt betrachteten, das Land zu durchziehen. Der katholischen Religion rbsagend, die er unter dem Einflüsse Karls IX. zu seiner Lebensrettung in der Bartholomäusnacht ange nommen hatte, bekannte er sich wieder zum Calvinis- mus. Gabriele hatte viel schon von seinem uner schrockenen Muthe gehört, von seiner Ausdauer und Tapferkeit in Entbehrungen und Strapazen wie von seinem guten Herzen, seinen vielen Liebesabentenern, seiner guten Laune und seinem ost glänzenden Witze. Mit schlecht bewaffneten, undisciplinirten Leuten er ¬ kämpfte er oft durch ein kühnes Wagestück den Sieg über in jeder Beziehung weit überlegene Truppen und galt so als der Tapferste der Tapferen. Heinrich von Böarn war ganz eben so arm als die Mehrzahl seiner Anhänger nnd stand gar oft um Nachtlager und Nahrung auf freundliche Gesinnung an. Mit anmuthsvollen Briesen fragte er bald in diesem, bald in jenem von nicht allzu leidenschaftlichen Katho liken bewohnten Schlosse an, ob man ihm Aufnahme gewähren wolle? In seinen steten Geldverlegenheiten war er auch häufig genöthigt, um Geld anzugrhen, was er zumeist in folgender Form that: Er faßte eine Verschreibung auf eine gewisse Summe ab, legte sie seinem Briefe bei und erbat fich entweder die verlangte Summe oder Rücksendung der Verschreibung. Es hat den Anschein, daß ihm äußerst selten nur ein derartiges Begehren verweigert wurde. Ihm aber scheint es bei alledem Hauptzweck gewesen zu sein, auf diese Weise die Runde der Schlösser zu machen und der Mittel- Partei Anhänger zu werben. Auf diese Art kam er auch auf Sä loß Coeuvres, wo er sich alsbald in die schöne Gabriele verliebte. Heinrich war damals doppelt so alt als sie, er zählte sechsunddreißig Jahie, und sein Acußcrcs war nichts weniger als anziehend. Er war nie hübsch gewesen und nun hatten Strapazen nnd Sorgen ihn vorzeitig alt gemacht. Sein Gesicht war von tiefen Runzeln durchzogen, seine Haut, von Sonnen schein, Schnee und Regen förmlich gegerbt, war dunkelbraun; die unmäßig lange, gebogene Nase be rührte beinahe das Kinn und ließ kaum Raum für den von einem starken Schnurrbarte beschatteten Mund. Ucberdies waren ihm noch während der letzten Kämpft Haar, Batt nnd Brauen völlig ergraut. Unter diesen graubnschige» Bogen aber blickte ein Paar schwarzer Augen kühn und lebendig hervor, ein stet- gutlaunigrt . — »i die Commandanten noch nicht bestimmt — Der rus sische General Fadejew ist vorgestern Nachts hieran gekommen und hat gestern eine sehr lange Unterredung mit Ristic gehabt. Wie verlautet, soll Fadejew eiu Commando in der serbischen Armee übernehmen. Bukarest, 22. August. Von ihrem Specialdericht erstatter gehen der „Pr." die nachstehenden telegraphi schen Mittheilungen zu: Eine größere türkische Jnfan- terieabtheilung von Plevna versuchte vorgestern zum zweiten Male, das von den russischen Vorposten be setzte Dorf Tutschenitza (2 Meilen südöstlich von Plevna) anzugreifen. Die türkische Abtheilung wurde mit einem lebhaften Geschützfeuer empfangen und zog sich mit einem Verluste von 164 Mann, unter Hinterlassung der Tobten und Schwerverwundeten auf dem Grfechts- felde, nach Plevna zurück. Die türkischen Positionen bei Plevna sind gleich einer passageren Festung einge richtet und mit schweren Geschützen armirt worden. — Das türkische Corps bei Bazaroschik erhielt am l7. August bedeutende Verstärkung und rückte gegen Tschernawoda und die Dobrudscha vor, um den General Zimmer mann zu bedrohen. — Die auch hier cingetroffene Nach» richt, daß die Russen den Schipkapaß verlassen haben, beruht auf Erfindung. Sie halten den Paß noch be setzt, der mit 25 kleinen Redouten befestigt und mit Neunpfündern armirt wurde. Die dort ausgestellte Schützenbrigade ist auf mehrere Wochen mit Lebens mittel versehen. Rassim Pascha bewegt sich von Salofer gegen Schipka. "Schumla, 21. August. Der Spccialcorrespondent der „N. fr. Pr." telegraphirt: Mehemed Ali Pascha, welcher aui 18. ds. eine Inspektionsreise nach Eski- Djuma und Rasgrad unternahm, wird morgen hier zurückerwartet. — Die Stadt Rust schnk bat durch da- vorgestrige Bombardement wieder arg gelitten. Eine Fabrik und mehrere Häuser wurden in Brand ge schossen, viele Bewohner verwundet oder getödtet- — Suleiman Pascha meldet heute, daß die Avantgarde seines rechten Flügels bis Bebrova, die Spitzen bis Elena vorgeschoben sind, und signalifirt für die näch sten Tage einen großen Kampf bei Schipka, wo selbst das russische Balkancorps concentritt sein soll. Von Plevna nnd Rasgrad ist nichts Neues. — Die „N. fr. Pr." begleitet die neuesten Meldungen ihres Berichterstatters mit nachstehenden Bemerkungen: Das Dorf Schipka und nicht d« etwa H deutsche Meile nörd lich davon gelegene Schipkapaß wurde von den Truppen Suleiman Paschas von Kazanlyk aus besetzt. 3 Schwadronen Kosaken, welche das offene Terrain süd lich des Dorfes beobachteten, wurden von türkischer regulärer und tscherkessischer Reiterei in die Flucht ge schlagen und flohen hinter die jenseits drs Dorfes ge legenen, zum Schutze des Dorfes angelegten Befestigun gen. Andererseits war die Avantgarde des rech en Flügels Suleiman Paschas durch den Slivnopaß bis Bebrova, die Spitze der Vorhut jedoch bis Elena vor geschoben worden. Die Vereinigung zwischen dem rech ten Flügel Sulciman's und dem linken Flügel Mche- mcd Ali's ist somit trotz aller von russischer Seite stammenden widersprechenden Berichte hergtstellt, und befindet sich die Avantgarde Mehemed Ali's nur noch zwei Tagemärsche von Tirnova, dem Schlüssel der Situation, entfernt. Mit der Einnahme dieser Stadt würden die Pässe von Twardiska, Haukiöi und Schipka den Türken von selbst in die Hände fallen. — Die neuesten, aus St. Petersburg eingctioffenen Telegramme melden, daß die Türken zum Angriffe auf die russischen Stellungen im weitern Umkreise von Tirnova überge gangen sind. Suleiman Pascha hat von Süden hcr den Schipkapaß (Straße von Kazanlyk nach Tirnova) zu forciren gesucht, während von Westen her Adil Pascha gegen Selvi (Straße von Lovacz nach Tirnova) vorgerückt ist. Konstantinopel, 21. August Ein Privattelegramm der „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Dem Vernehmen nach hat der Khedive der Pforte den Wunsch zu erkennen gegeben, daß verschiedene, Aegypten noch auferlegte Lächeln umspielte den Mund nnd das Offene, männ lich Waghalsige seiner Haltung mochte immerhin danach angethan sein, auf Fraucnherzen einen lebhaften Ein druck hcrvorzubringen. Genug, in dem an schönen Männern reichen Frankreich war eS der unschöne, thronlosr, bettelarme Heinrich von B«arn, welcher der schönen Gabriele Herz gewann, obwohl sein großer grauer Filzhut schon alle Form veilvren hatte, dessen einst weiße Feder geknickt niedcrbing und Wamms und Beinkleider aufgesetzte Flicke« trugen. Und das iu einer Zeit, in welcher die Mignons die Damen an Sorgfalt der Toilette noch übertrafen. Dank seinem munteren, lebhaften Geplauder und der Gabe des Gascogners, aus Allem bas größte Capi tal zu schlagen, war der tapfere Bearner bald ein gern gesehener Gast auf Schloß CoeuvreS. Meiftcr in allen Spielen wie in der Kriegskunst, rin tapferer Tttuker und durch zahlreiche Erfahrungen in der Liebc wohl be wandert, verstand er cs gar wohl, durch sein Gespräch seine Unschönheit vcrgesscn zu machcn. So wenigstens muß die schöne Gabriele empfunden haben. Mit athem- loser Spannung lauschte sie der Schilderung seiner Kämpfe und Heinrich hätte schließlich ganz gut mit Othello'S Worten sagen können: „Sie liebte mich, weil. ich Gefahr bestand, und ich liebte sie, weil sie wir Mit leid schenkte", denn mchr noch als selbst glänzende Schön heit fesselten ihn nach seinen eigenen Worten Lieblichkeit und Sanftmut!) an Macemoiselle d'^ströes. Er entfernte fich häufig heimlich von seinen Truppen, um sie nur ein paar Stunden, ja ost nur ein paar Augenblicke zu sehen, häufig in der Verkleidung eines Bettlers, um nicht die Aufmcrkiamkett des Vater- auf sich zu ziehen. Al- er einst unmittelbar vor einem Kampfe von ihr zu seiner kleinen Armee zurückkchtte, schrieb er ihr unter wegs.
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