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Dresdner Journal : 18.08.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187708182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770818
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-08
- Tag 1877-08-18
-
Monat
1877-08
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 18.08.1877
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DM Lbmenomontoprotar ^717^ ^ISN ltztirvoh, 7 . l» K«K )4j»d,<i<Ä, «Kar» »orf. b:>n«>Ii,« ttomwvro: «0 kt. ^«5 <t«o n»um «a»r U«p»ttm>«» »o kk. U»h«r6t» äi« /«il« b0?t. IiBoliot»«»: UlLlioA mit L«m»tiw« g«r Sono- ao6 ?ai»rt»U» Nd«»6l ttlr 6«, sol^avö«, 1^. >..U l Ii1„> tt I . L .> s- r »«»vissTr^^sr' -s—n.^ icibO! ml,-sii n>ll,lw-" " -:- - Sonnabend, den 18. August. — ' " ' ——— ' Verantwortlicher Redacteur: Hofrath Z. (N. Hartmann in Dresden. 1877 l.«lp»»^ : F> Ovmin!»»if>vLr 6« Ors-Uooi- ^ourviel« N: »,r«, Vi„ 7nt»kkar1 ». A. iiSuek«»: .»so,,,, S«rU» : Ä , 8>«m«v /, ÄonAOn', U6i-«,»u. Vdvlxoil« d> U.: ^'. u <,' //«l-ma»«» »otiv Loctiti , ÜSrUl, /»v -il,a»»v,r .- 0. Lc-lü«/«', r«rt,-I«rU» rn»i>kkiut /-„«/»« L <7o.,' »>«d>lrx: /cke»6§«n, Vi.» >1/. (-xpettt. ttoeouixedeer lidniel. krpoättioo 6<r» OrvoUnor laurn»!,, 1>re»6ou, diu. Lv. NMinntNchtr Theil. uebersi » t. Telegraphisch« Nachrichten. Zur orientalischen Krage. Lagrtgr schichte. Ermeunuuatu, Versetzungen re. t» öffentl. Dienst». Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Chemnitz Plauen.) Stilistik und VolkSmivthschaft. Eingesandt«». Tage»kal«nd«r. Feuilleton, Inserate. Beilage. Börsrnuachrichte». Neleyraphtsche Nachrichten Wien, Freitag, 17. August. (Tel. d. Diesdn. Journ.) Die „N. fr. Pr." meldet ans Tiftova vom 15« d., da- eine russische Division eiligst gegen da» Lentrurn »orgrschoben »urde, wrlchet durch Suleiman Pascha ernstlich bedroht ist. Tu- lriman Pascha setzte Elena und Debrova in Ler- theidigungSzustaud. Die Wiederaufnahme de» Lor- marschr» erfolgte am IS d. Seine Avantgarde hat Kühlung mit der russischen Cavallerie. Die S. rumänische Division hat die Dona« noch nicht überschritte«. Die Verhandlungen zwischen der rumänischen Negierung und dem Zaren find noch nicht beendet. Za russischen Areisen ventilirt «an die Möglichkeit einer Ueberwinterung in Numänir«. Die Nachricht von dem Eintritt Serbien» in die Actio« ist nicht ernst zv nehmen Buda-Pest, Donnerstag, 16. August, Abend«. (W. T. BI Die „Pester Corrrspondenz" bringt über die Zollverhandlungen mit de« deutsche« De- legirten folgende MittheUung: Das Factum, daß der österreichisch ungarische Tarif als Basis für die Verhandlungen acceptirt worden ist, bietet eine Garantie für da- Zustandekommen des Ver trags. Die Verhandlungen sind bereits ziemlich vorge schritten; alle Positionen des österreichisch ungarischen Tarifs sind bis in die kleinsten Details dnrchgesprochcn; die deutschen Delegirten haben bereits Anträge auf Mo- dificationen einzelner Positionen gestellt. Die Haupt- fchwierigkett ergiebt sich bei der Eisenindustrie, wo Deutschland durchaus Ermäßigungen erreichen zu wollen scheint. Die Verhandlungen dürsten sich noch l Monat hinausziehen, nachdem sich für alle conpaciscirenden Theile die Nothwendigkeit ergeben hat, von ihren Re gierungen neuere Instruction»« einzuholen. Vari», Freitag, 17. August (T^l. d. Dresdn. Journ.) D«r Redacteur de» „TempS" hatte eine Unterredung mit Midhat Pascha, welcher die Hoff nung ««»»sprach, der Krieg werde infolge diplo matischer Intervention vielleicht schon gegen Ende de» Herbste» oder im Laufe de» Winter» sein Ende finden. Midhat Pascha äußerte sich über die durch die Lertheidiguug der türkischen Streit kräfte geschaffene günstige Lage und meinte, die Taktik der türkischen Armee werde eher in der Defeafive bestehen, um dadurch den Krieg in die Länge zu ziehen. Europa leide unter dem Kriege und werde eine Lag« nicht ertragen, welche alle Mächte, mit Einschluß der Kriegführenden, da» größte Interesse hätten bald aufhöre« zu sehen. St. Petersburg, Donnerstag, 16. August, Abend». (W. T. B.) Lom asiatischen Kriegsschau plätze eingetroffene officiellr KriegSnachrichten auS Alexandrapol vom 14. Augnst melden: Das Eorps Ismail Paschas hat das Vorrücken gegen die tzolvnne des Generals Tcrgukassow eingestellt; diesseits des Gebirges steht nur noch die Avantgarde desselben. Die Hauptstreitkräfic Ismail Paschas, aus etwa 40 Bataillonen mit zahlreicher Cavallerie und 5s) Geschützen bestehend, concentriren sich gegen den My- syr'schen Engpaß. Am 1l. d. entspann sich ein un bedeutendes Gefecht zwischen der aus 5 berittenen Sotnien bestehenden Observationscolonne des Generals Kalbolai Khan und der türkischen Avantgarde, wobei nissischerseits 1 Kosak blieb und 10 Mann verwun det wurden. Leiten der Hauptstreitkräfte des CorpS wurden Recognoscirungen gegen die Stellung Mukhtar Paschas unternommen. Am 8. August recognoscirte vas Grust'schc Regiment und l Batterie, die bis Chauz« Vali vorrückten, die Verschanzungen des türkischen Ccn- trums. An demselben Tage griff die türkische Cavallerie die russischen Vorposten vor Baschkadiklar an, wurde aber durch vom Pferde gestiegene Kosaken und 2 her- beigceilte Bataillone der Sicwersk'schcn Dragoner zu zückgewiesen. Die Türken hatten 20 Tobte, unser Ver lust war gering. Die Jngur'sche Colonne des Generals Alchasow hat ihren Vormarsch fortgesetzt und befand sich am l2. August bei Atora am Kodoraflusse, wo sie den Uebcrgang vorbereitet. Die Cavallerie dieser Co lonne ist bereits auf das rechte Ufer des Flusses über- gegangcn. St. Petersburg, Freitag, 17. August. (Tel d. Dresdn. Journ ) Au» dem russischen Hauptquartier Gornji-Studen wird unterm 16. b M officiell gemeldet, daß die russischen Batterien bei Slo- bozia am 14. da« Keurr gegen die Nustschuker Dampfmühlen eröffneten; 8 derselben brannten nieder. Die Nustschuker Batterien wurden zum Schweigen gebracht- Aw 15. Morgen« eröffneten die Türken da» Feuer gegen Giurgewo; der Artilleriekampf dauerte den ganzen Tag. Am 14. früh begann eine türkische Infanterie- colvnne mit 2 Cavalleriesotnien von Plcvna au» gegen Tukenitza vorzudringen, zog sich jedoch vor dem Feuer der russischen Artillerie zurück. Die russischen Vorposten bezogen ihre frubereu Posi tionen, und ist seitdem Alle» ruhig. Die Colonne de« General« Gurko hatte wäh rend de» ganzen Feldzüge» vom 14. Juli di» zum 1. August folgende Verluste: 10 Offiziere und 181 Soldaten todt, 24 Offiziere und 700 Sol daten verwundet, 9 Offiziere contufiouirt, 57 Sol daten vermißt. Der Verlust der bulgarischen Miliz beträgt gegen 600 Soldaten und 22 Offi ziere todt ober verwundet. Die genaue Zahl wird nach Empfang de» Berichte» mitgethcilt werden. Belgrad, Donnerstag, 16. August. (Tel. d. Polit Corr.) Die Jnsurgentenschaaren de» intern«r- ten DeSpotovic haben sich unter dem Commando de» Golub bei Sedlo gesammelt uud wähltet« den Jova Bilja au» Banjaluka zum provisorischen Obercommaudanten. Einige Banden sind wieder in Action getre ten. So lieferte eine Jnsuraentenabthrilung den Türken in Brcsova; ein Gefecht. Eine andere, 200 Mann starke Znsurgentenschaar überfiel die Ortschaft Klicanj und bemächtigte sich drü vorge- fundenen Liehe«. In der Herzegowina concentriren sich die Tür ken bei Mostar. Bel ar ad, Freitag, 17. August (Tel d. Dresdn. Journ.) Da« gesammte Cabinrt hat de missionirt. D«e Demission wurde mit AuSnabme derjenigen de» Ministerpräsidenten und Arbeit«- Minister« Stevtscha Mihailovic nicht angenommen. Tämmtliche übrige Minister behalten ihre Porte- feuille», und wurde Ristic zum Ministerpräsidenten ernannt. Bukarest, Donnerstag, 16. August. (Tel. d- Polit Corr.) Seit drei Tagen recognoScirt der russische Generalstab die türkischen Stellungen bei Plevna. Trotzdem ist eine russische Offenfivbe- wegung noch keineswegs unmittelbar bevorstehend. Im russischen Hauptquartier sieht man hingegen eine türkische Offeufivdemegung als nicht unwahr scheinlich an. Der Kaiser Alexander befindet sich im Haupt- quartier Gornji-Studen. Konstantinopel, Donnerstag, 16. August, Abend» (Tel. d. DrrSdn. Journ.) Ein kaiserlicher Jradeb ordnet die Bildung einer mobilen, sowie einer seßhaften Natiovalgarde au» der männlichen Bevölkerung di» zum 40. Jahre an. Zn Adrianopel wurden gestern 30 Bulgaren gehenkt. Ein Telegramm Mehemed Ali Pascha» be- stätigt den den Türken günstigen Au»gang eine» am >4. August auf der Straße nach Tirnova statt gehabten Kampfes Ein Telegramm au» Widdin meldet, daß die türkischen Batterien einen russischen Dampfer bom- bardirten, welcher dienstuntauglich gemacht wurde. Depeschen au» der Herzegowina melden, daß die Insurgenten an mehreren Punkten geschlagen wurden. Ein vom asiatischen Kriegsschauplätze cinge- troffenr» Telegramm Derwisch Pascha» au» Batum vom 14. meldet die Einnahme einer russischen Nedoute, welche den linken Klügel seiner Armee beunruhigte. Die Nüssen verloren 200 Todte. Athen, Mittwoch, 15. August. (Tel. b. Polit. Corr.) Der Commandant de» deutschen Gesckwa- der», Contreadmiral Bartsch, wurde vom König Georg in Audienz empfangen. Da« deutsche Ge- schwader geht nächsten Sonnabend wahrscheinlich nach Neapel. Die Negierung hat bereit« einen Lertrag we- gen Ankauf« von Kriegsschiffen und Torpedo« auf Ratenzahlung abgeschlossen. Die Nüstungen werden beschleunigt, und hofft man, bi» Ende October mit denselben zu Ende zu kommen. Auf Kreta ist Alle« ruhig. Alexandria, Mittwoch, 15. August. (W. T. B ) Die Bewegung zu Gunsten Griechenland» und der Abgang von Freiwilligen dabin nimmt größere Dimensionen an. Heute find 120 Frei- willige dahin abaereist; 60 andrre wurdtn, al» zu d«n christlichen Üuterthanev der Pforte gehörig, von den Behörden zurückgrhalten. Jur orientalischen /rage * St. Petersburg, 13. August. In einem Schrei ben, welches der „W. Abdp." von ihrem hiesigen Cor- respondenten zugeht, heißt es: Die unerwarteten Nieder lagen, noch n ehr der Mangel an osficiellen Nachrichten aus Bulgarien rege«« unser Publicum in hohem Grade auf. Unsre gesammte Presse verurthcilt die Art und Weise der Kriegführung: die durch die außerordent liche Tapferkeit unsrer Truppen wohl gelungenen Vor stöße, welche jedoch unnütz waren, da kein Nachschub stattfand, um die in der Eile besetzten Ortschaften zu sichern, dann die der heutigen Tactik nicht mehr ent sprechenden Bayonnetangrifse. Daö Resultat, sagt man, sti, daß die occupirten Gegenden den grausamen Fein den wieder prcisgcgcben werden müssen. — Infolge ter an russischen Gefangenen von den Türken verübten Martern nehmen die meisten Offiziere Gift mit sich, um nicht lebend in die Hände der mitleidslosen Feinde zu fallen. Hier befinden sich mehrere preußische und auch ein serbischer Offizier, welche die Erlaubniß er halten haben, in russische Dienste zu treten. Andere sind schon in den Donaucorps im Dienste. Zu Anfang des Krieges wollte mar« fremde Offiziere nicht in den Dienst nehmen; bei den große»« Verlusten an Offi zieren ist man jetzt nicht mehr abgeneigt, fremde tüch ¬ tige und wohlempfohlene Offiziere der Armee, namcnt sich jener im Kaukasus, einzuverleiben. Nagusa, 15. August. Ein von heute Abends 9 Ubi 20 Minuten datirtes Telegramm der „Pr." meldet: Die Insurgenten unter Babic und Bonaventura schlugen sich 5 Tage lang «nit den Türken bei Crni potok. Die Türken wurden gerade, als sie Livno ver ließen und sich nordwärts wendeten, überfallen und vollständig geschlagen. Sie verloren 1000 Mann au Todten und Verwundeten, außerdem viele Waffe« und Proviant. Eine andere Tschc»a warf sich auf Petrowaz uud Kljutsch und steckte beide Städte in Brand. Belgrad, 16. August. (Tel ) Das Amtsblatt ver öffentlich« ein Finanzgesetz bezüglich der Comple tirung der serbischen Nationala nlcihe vom Jahre 1876 »m Betrage von 12 Millionen Francs. Da von dieser Summe nur 2,752,215 Frcs. eingetrieben wur den, so werden der 27. Oktober und der 13. Januar als Zahlungstermine für die zwangsweise Eintreibung des Restes von 9,247,788 Frcs. festgesetzt Die verun glückten Grenzdistricte bleiben von dieser Maßregel aus geschlossen. Bukarest, -6. August. Von ihrem Specialbcricht erstatter gehen der „Pr." nachstehende telegraphische Mittheilungcn zu: Die russische Aufstcllung zieht sich von Nikopolis über Bulgareni, Tirnova, Popkiöi bis in die unmittelbare Nähe von Rasgrad Bei Biela stehen 3 Corpsstäbe; dieser Ort wie auch Sistova wur den stark befestigt. Der Thronfolger befindet sich in Zare- wiza, der Armeeeommandant fortwährend ans der Strecke von Gornji-Studen nach Bulgareni; der Großfürst Wladimir soll in Kadikiöi sein. Die nächste Ver stärkung der russischen Dvnauarmce wird aus der Gardcinfantene und Cavallerie, aus der 1., 2. und 3. Greuadierdivision und aus der 14. Cavalleriedivision mit 4 Bataillonen Schützen bestehen. Diese Truppen sollen 2 Corps zu 36,lXX) Mann bilden; eine Orclrs kie iitttaill« ist noch nicht festgestrllt. — Da infolge des gesunkene«« Wasserstandcs in der Donau die Spitzen der versenkten Torpedos sichtbar geworden sind, so hat das russische Flotillencommando die tiefere Versenkung der Torpedos angeorduet. Bra'i'la, 13. August. Zur Situation auf dein Kriegsschauplätze schreibt man der neuesten „Polit. Corr." von hier: Die neue Aufstellung der russischen Corps, die strenge Defensive, in der sich dieselben verhalten, der fortwährende Nachschub von ansehnlichen Verstärkungen, Alles deutet auf eine ganz neue, mit größeren Truppcnmasscn und mit richtiger Schätzung der feindlichen Kräfte zu eröffnenden Herbftcampagne hin. Es scheint, daß man im russischen Hauptquartier eines nach politischen Erwägungen und Einflüssen ge führten Krieges satt ist und der bisher agirende soge nannte diplomatische Kricgsrath einer einheitlichen und nur militärischen Gründen Gehör gebenden Führung Platz machen wird. Ueber die bevorstehenden Opera tionen vernimmt man, daß außer der concenlrirten Auf stellung zwischen Sistova-Bicla-Tirnova und Plevna wahrscheinlich eine koppelte Umgehung der türkischen Armee beabsichtigt ist Mair scheint die türkische Auf stellung bei RaSgiad durch eine» Donauübergang bei Ollenitza und einen Vormarsch von Turtukai aus über Savut auf Rasgrad in der Flanke bedrohen und wo möglich angreifen zu wollen Gleichzeitig würden stai ke Abtheilungen bei Tultscha die Donau passiven, bis Meojidie vordringen, dort mit einem Theil des Corps dts Generals Zimmermann sich vereinigen uud über Lazardschik unk Pravadi marschiren, um die tür kische Schumlaarm-e im Rücken zu bcdlohcn. Das G,vS des Zimmcrmann'schen Corps winke die Fühlung zwischen den von Tnltscha ans voriückrnken uud den von Turtukai aus sperircndcu Adthciluugcn Herstellen. In Westbulgarien steht eine Bewegung des rumäni schen Corps in- Vereine mit einer starken russischen Abtheilung bevor. Es sieht ganz danach ans, als wenn der Krieg jetzt von Frischem anfangen sollte. In Massen kommen die russischen Verstärkungen. Durch Feuilleton- Redi,irt von Otto Banck. - I : ,1 ck- Kunstausstellung. Sehr dankeuswerth ist das neuerdings getroffene und übersichtlich ausgeführte Arrangement in Bezug auf eine Ausstellung vou kleinen Vervielfältigungen in Aquarellen und Photographien nach künstlerischen Ar beiten, die für das neue königl. Hvftheater geschaffen worden find. ES seien die zahlreichen Freunde dieses Bilderschmucks im Allgemeinen darauf aufmerksam ge macht; zu einer Besprechung der einzelnen Objecte selbst kann natürlich eine Vervielfältigung im Miniaturmaß- stabe keine Veranlassung bieten. Aber es ist für das Publicum angenehm, hier in bequemer Weise dicht neben einander betrachten zu können, was an Ort und Stelle in weitern Entfernungen auseinander liegt. Freilich hat man dabei rechnungtragend inS Auge zu fassen, k die Farbenwirkungen nicht auf TageS-, sondern auf Gasuchtbeleuchtuug berechnet werden mußten und daher bei Tage Manches im coloristtschen Effecte greller und dabei ärmer an Zwischentönen erscheint, als man cs sonst iu der Kunst zu fordern gewohnt ist. Dazu wirkt auch noch maßgebend der hier nothwendige dekorative Charakter mit, welcher Einfachheit der Composition, viel Silhouette und für die Distanz auswerfende Plastik verlangt. Unter den plastischen Werken, von denen im Ganzen wenig m jagen «st, da sich meistens nur schon früher ausgestellte über K»S Niveau des Gewöhnlichen erheben, sind seit einiger Zeit vier «e«u Arbeiten erschienen. ES find vici Medaillons in Marmor vorn Bildhauer Johannes Schilling in Dresden. Der Künstler hat seine Darstellunge««, die zwar eine sehr lockere, aber doch eine gewisse indirccte innere Verbindung haben, „Amors Bekanntschaft — Amors Herrschaft" genannt. Die Idee knüpft sich an die (allerdings in sich variirenden) Stimmungsbezeichnungen, die bei der Sonate und bei den bretteren Formen des Quartetts und der Symphonie üblich sind. Amor in scherzender und erotischer Verbindung mit männlichen und weiblichen Centauren ist zur Versinn- lichung dieser Idee verwandt. Der Gedanke dieses alle gorisch symbolischen Darstellungsversuches von Seeleu- zuständen und Empfindungen, die durch die Musik er regt oder ausgcdrückt werden, ist ein sehr poetischer und feiner; er würde, je tiefer er mit dem psychischen und pathologischen Element verwachsen ist, die vollste Hin gäbe uud Kraft zu seine« möglichst vollendeten künu- lerischcu Offenbarung verlangen. Eine solche Kraft ist hier allerdings nickt eingesetzt, der Gedanke nicht er schöpfend ausgetragen, und die Resultate sind deshalb ungleich und von sehr verschiedenem Werth und Ge wicht. Diese Erscheinung tritt uns vielleicht nm so mar- kirter entgegen, da gerade in diesem Gebirtc des an- muthig Symbolischen, namentlich so w'it es die poetischen Reize des modernen Lebensgenins aussplicht und ent schleiert, der Schwerpunkt dieses großen Künstlcrtalrntcs liegt. Den liebenswürdigsten Gndruck und das voll kommenste Aufgchen zwischen Intention und graciöscr Ausführung gewährt jenes Medaillon, daS „Menuetts" genannt ist. In dem „Ad gio lamentabile" sprechen nur einzelne Schönheiten an, in den beiden anderen („Marcia" und „Allegro con suoco") ist die Absicht durchaus nicht zum klare» Ausdruck gekommen. Otto Banck. Zur Geschichte Amalfi'S. Ein stilles Genießen und Schildern des gegenwärtigen Naturzaubcrs, welcher diese italienische Küstenstadt um- giebt, führt einen Mitarbeiter der „W. Abdp." zu einer interessanten Uebersicht der Schicksalswandelungcn, welche jene mächtige Republik in der Vorzeit betroffen hat. Stede«« einander in Schluchten vom selben Berge überwölbt, liegen Amalfi und Atrani, deren Mauer«« das Meer bespült. Beide sind von einem Campanile gekrönt; jener von Amalfi aber trägt eil« fremdartiges, maurisches Aussehen mit seinen in der Sonne schimmernden grünen und gelben Ziegeln auf der Spitze. Die an dci« Felsen klebenden Hänscr, eines über dem anderen aufgebaut, sind blendend weiß. In den Felsen gehauene Treppen führen zu ihnen hinaus, auf denen die Esel würdevoll auf und nikdcrklcttcrn. Tausende von Sckwalben flat tern durch die goldige Lust und barbrüstige Männer, welche die Wel« mit Maearoni versorgen, klimmen da wie Ameisen eifrig auf und nieder. Es ist schwer, sich vorzustellen, daß Amalfi und Atrani dereinst eine Stadt gewesen mit Docks, Ar senalen und einem Hafen für ihre gemeinsame Flotte, die keiner anderen des christlichen Europa nachstand. Das byiantinischc Reich hatte im 8. Jahrhunderte seine Herrschaft über Italien eingebüßt und von da ab weiß uns die Geschichte von Calabrien nur von den Republiken Neapel und Amalfi zu erzählen, von ihren Conflictcn mit den lombardische,« Hei zogen, ihrem Widerstande gegen die Sarazenen und schließlich ihrer Unterjochung durch die normännischen Eroberer Siciliens Von« Jahre 849, wo sich Amalfi von der Aufsicht Neapels und dem Joche BeneveutS losmachte, bns 13ll, da Roger ve Hautrville die Republik seinem König« eiche der beiden Sicilien eiuvrrteibtr, war die Siatt eine der durch die Schifffahrt und Hendel bedeutend sten Italiens. Die Bürger von Amalfi erwählten ihren eigenen Dogen, gründeten in Jerusalem das Hospital, aus dem der Johanniteroiden hervorging, gaben dem reichsten Stadtthcile von Palermo ihren Namen und besaßen Handelsniederlassungen und Factoreicn in allen großen Städten der Levante. Ihre Goldmünztara war der maßgebende Geldfuß, ehe die Florentiner Geld prägten, und ihre Schifffahrtsregel»« galten Europa als maritime Gesetzgebung. Ihre Seeleute wäre«» die erste»«, welche sich des Compasses bedienten, und ihren Gelehrte»« haben wir eine berühmte Cvpic des Pandectcn des Justinian zu danken. Heutzutage erscheint es dem Be sucher des kleinen Städtchens fabelhaft, daß hier dereinst eine derartige Mackt und Culturstätte gewesen jei. Dir alte Geschichte Amalfi's liest sich wie eine schölle, farben- glänzende Legende, sein relativer Untergang trägt den Charakter einer Tragödie an sich. Die Republik war auf bei» Trümmer» des griechischen Reiches cmporge- blüht. Als die energischen Hautevilles das Erbe der Grieche«, Lombarden und Sarazenen in Süditalirn an- traten, gelang cs diesen kühnen Abenteurern, anch Amalfi zu anncctiren. Es war wichtig für sie, die Flotte und Armee der Republik in ihrem Inter esse zu vcrwcrthcn, denn es waren im Norden neue Mächte erwachsen, die mit Eifersucht auf diese Herrschaft über das Meer blickten. Als die Neapolitaner 1135 dem König Roger Widerstand boten, riefen sic die Pisaner zn Hilfe. Während die Flotic Amalfis mit jener Roger's in der Buckt von Neapel lag und seine Soldat«« untcr des Königs Befehl zu Avcrsa standen, winde die wehrlose Stabt überfallen und zerstört. Die Pisaner segelten in den Hafen von Amalfi ein, plünderten, was noch übrig geblieben, und «rahmen die Pandrcten de» Justinian
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