Zur Einführung Das zweite Konzert im Rahmen der Dresdner Musik- und Theaterfesttage darf als das „Konzert der Konzerte“ bezeichnet werden. Denn das einleitende Werk, das Milko Kelemen 1955 schuf und als KONZERTANTE IMPROVISATIONEN bezeichnete, zeigt die Verbundenheit mit dem alten „Concerto“-Stil, obwohl der Komponist eine harmonisch kühne, moderne Sprache spricht, die auch vor schroff ster Bitonalität und stärksten klanglichen Reibungen nicht zurückschreckt, wenn z. B. Dreiklänge gleichzeitig in Dur und Moll erklingen. Die außerordentlich knapp gefaßten „Improvisationen“ — die sechs Sätze beanspru chen nur zwölf Minuten Spieldauer — sind für das Streichorchester geschrieben und führen in gedrängter Form die klanglichen Möglichkeiten dieses einheitlichen Klang körpers durch: nach einem einleitend „einstimmenden“ Satz in einem zweiten in imitatorisch fugierender Weise, im dritten mit einer weit ausschwingenden Kantilene in den Bratschen beginnend und im vierten in einer rhythmisch außerordentlich interessant „triolierenden“ Motivik; der fünfte Satz bringt „scherzando“ im Pizzikato kühne rhythmische Bildungen, während der Schlußsatz „quasi presto“ seinen Impuls aus einer erregenden Triolenbewegung erfährt, mit der das Werk abschließt. Aram Iljitsch Chatschaturjan gehört zu den sowjetischen Komponisten, die aus der starken Bindung an die Folklore ihrer Heimat einen so eigenständigen musikalischen Stil entwickelt haben, daß die gesamte musikalische Welt ihn als ein Novum regi strierte und begeistert aufnahm. Das gilt nicht nur für das bekannte Ballett „Gajaneh“, sondern auch für seine Instrumentalkonzerte. Neben dem Klavier- und Violoncello konzert hat das VIOLINKONZERT (Chatschaturjan) — entstanden im Jahre 1940 — längst seinen festen Platz in den Konzertprogrammen. Dreisätzig, dem klassischen Vorbild entsprechend, führt Chatschaturjan auch in diesem Konzert in die klanglich bunte, südländische Welt seiner armenischen Heimat. So wie der Komponist selbst berichtet, daß die Musik seiner Heimat und die des nachbarlichen Grusinien ihm von Jugend an vertraut waren, so leben die gelegentlich fast orientalisch und exotisch anmutenden Klänge seiner Heimat in seinen Werken. Das VIOLINKONZERT Peter Iljitsch Tschaikowskis, das im Jahre 1878 entstand, gehört zum festen Bestand des solistischen Violinrepertoires. Seine Entstehungszeit fällt in die glücklichen Märztage, die der Komponist mit seinem Bruder Modest in Clärens in der Schweiz verbrachte. Außerordentlich günstig wirkte sich zudem der Besuch des russischen