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AS 176 Donnerstag, den 2. August. 1877 I» xt«»»! I tUrlioU: . . II tSjldrUoki L K»rl »0 ks u>o»«lo»rri>M»«ri>: raki. L»—»X» ä« 6»vtt«X, U«ot»— tritt ko»t- »6 8t«»p«l»»»odl»U Ui»». I»»»r»i»»pr»l»«r ^Ir äs» 8»»» «ü»»r ss«,p»Ii»»»o ?«tit«il» A) kk. v»i»r „8>i^«.»o6t" äi« /«I» SO kk. Ar»od«l»«»r ri^liov »ut ^luvKtu», ä«r 8o»- »6 p»i»ri»U» »V«o6» kUr 6s» sol^«6m> ^»U DreMerIomMl. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. l»,«r»i« »»»»«»« »«ivLrt,: L»tp«iU: Oommi»»ioolr 6s» l>r«»6L«r äoiinutt»; >»V»>U XrU»-Vl»»-L»Ip»tU-I»»»l-Ir»»l»»-»r»»ke»n ». ».: //«—»»»t«»- t Xrll» Vl« L»»d»r« Ir»U -L«ip»i»-kr»»«1vtt ». «. »»»««»»: Lto»,e, XrU»: S Lor-»et, /nv<Ui6«^an^, Ir»»»»: L Schott«, Ir»»t»»: L. Äa»tgen', vür«»»,- Cd»m»it» ?> ^nu»Uk»rt «. H.: L FasAt^sed« u. t,'. öuodti., S»rUl,: /»v - H , N»»»or»r : O. Le/tü«i«r, k»rtt ->»rU» ^r»»Uk»rl«. ». A»,ttU»r»? L t?oX»»dvU: VI»» ^1/. Opp-tit. S»r»«»»»d»rr USuizl. LrpsUitioo äs« vr«»6llsr ^oar»»!», Orssäs», ^vio^srstn»»«« Ho. HO. Amtlicher Theil. vresde«, 1. August. St. Kaiserlich Königliche Hoheit der Erzherzog Earl Ludwig ist gestern Abend 10 Uhr 7 Miu. von Kisstngen hier eingetroffen, m> Königlichen Palais am Taschenberge abgetreten und hat Sich heute Vormittag in da- Hoflager nach Pill nitz begeben. Se. Hoheit der Herzog von Braunschweig ist heute früh 5 Uhr 45 Min. nach Blankenburg abgerrist. Dresden, 30. Juli. Der Geheime Hofrath, Pro fessor l>r. Leuckart in Leipzig ist zum Rector der Uni versität daselbst für das nächste Universttätsjahr gewählt worden und hat diese Wahl die erforderliche Bestätigung erhalten. Dresden, 1. August. Se. Majestät der König hat den Bibliothekar an der König!. Oeffentlichen Bibliothek und Director der K. Münzsammlung August Lößnitzer auf besten Ansuchen unter Gewährung der gesetzlichen Pension in den wohlverdienten Ruhestand zu versetzen geruht. Dresden, 1. August. Se. Majestät der König hat den Director des K. Grünen Gewölbes, sowie der K. Porzellan- und Gefäß-Sammlung Hofrath vr. ptnl. Grüße unter Belastung in seinen bisherigen Aemtern zum Direktor der K. Münzsammlung zu ernennen geruht. Dresden, 1. August. Se. Majestät der König hat dem Zoll- und Steuer - Direktor Lehmann die vom heutigen Tage ab erbetene Versetzung in den Ruhestand mit der gesetzlichen Pension allergnädigst zu bewilligen »truht. Bekanntmachung. Nachdem die Bezirksbaumeisterstelle in Annaberg vom 15. August dieses Jahres ab dem Bezirksbau- meister Nauck, zeither in Chemnitz, unter Versetzung desselben nach Annaberg übertragen worden ist, erledigt sich die Bekanntmachung vom l. Mai dieses Jahres. Dresden, am 27. Juli 1877. Finanz-Ministerium. Für den Minister: von Thümmel. Dietzel. Nichtamtlicher Neil. " "Telegra-hls-e Rachrichten. Wien, Mittwoch, 1. August. (Tel. d. Dresdn. I mrn.) Die Journale melden üdereinstimmeud, daß der gestrige Miuisterrath weder eine allgemeine, noch eine theilweise Modilifirung deschloffen habe. Graf Andraffy, dessen Politik vollständig gebilligt wurde, erhielt die Ermächtigung, eventuell eine Verstärkung der an der Südgrenze echelonnirten Truppen emtreteu zu lassen Gleichzeitig wurde i« Miuisterrath bezüglich der auf etwa 25 Mil- liouru Gulden veranschlagten Kosten der rven- tuelleu Modilifirung der betreffenden 4 Divi sionen Verhandlung gepflogen. Vie „Reue freie Presse- berichtet noch folgende Details: Ueber den eventuellen Antrag Andrassy's (dessen Politik auf das Bestmögliche anerkannt wurde) wurde beschlossen, 4 Divisionen an der Südgrenze für den Fall zu modilisiren, als die Haltung Serbiens oder Monte negros, oder ein Aufstand Serbiens oder eine Christcn- massacre in der Türkei die Interessen der Monarchie gefährden sollten. Es liegt nun ausschließlich in der Hand Andrassy's, den Zeitpunkt der Mobilistrung zu be stimmen. Darin liegt ein Vertrauensvotum des Monarchen in die Politik Andrassy's. Die Frage, wie Oesterreich sich gegenüber den Ereignissen im Orient verhalten wolle, wurde nicht entschieden, vielmehr vertagt. Dies erscheint günstig, da ein positiver Beschluß der Mobi- listrung leicht zu Gunsten Rußlands hätte gedeutet werden könnnen. Im Falle einer tatsächlichen Mobi listrung würde es Andrassy's Pflicht sein, über den wahren Zweck derselben eine unzweifelhafte Begrün dung vorzubringen. Wie die „Köln. Ztg." aus Wien erfährt, fand der Miuisterrath unter dem Vorsitze des Kaisers Statt und wurde beschlossen, von den zunächst mobilisirten 4 Divisionen 3 an die serbische Grenze und 1 iu Dalmatien aufzustellen. Den Zeitpunkt der Modilifirung formell anzuordnrn, wurde dem Kaiser Vorbehalten, sobald Graf Andraffy dieselbe für nothwrndia erklärt. Die Nachricht des „Neuen Wiener Tagblatt" von einem großen russischen Siege am Lomfluffe hat sich nicht bestätigt. Bei Rustschuk herrscht vollkommene Nuhe. Salzburg, Dienstag, 31. Juli. (Tel. d. Augsburger Allg. Ztg.) Es ist eine Erklärung Oesterreicks an den russischen Reichskanzler, Kürsten Gortschakow, abgegangeu des Inhalts, daß durch die Theilnahme Rumänien- an den Operationen und durch die Einführung der russi schen Administration in Bulgarien, als ob dieses eine russische Provinz bleiben sollte (vgl. die Mit- theilungen aus Tirnova in der Rubrik „Zur orien talische« Frage"), die Reichstädter Abmachungen verletzt und Oesterreichs Interessen bedroht seien. Dir Erklärung fordert bindende Bürgschaften im Sinne jener Abmachungen; im Weigerungsfälle würde sich Oesterreich seiner Verpflichtungen für entbundru erachten. Paris, DienStag, 31. Juli, Abends. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, Herzog De- cazrs, ist heute nach Eu abgerrist, um dem Grafen v. Paris einen Besuch adzustattcn. In hiesigen politischen Kreisen legt man der Reise politische Zwecke in Bezug auf die innere Lage zu Grunde. In dem heute stattgehabten Miuisterrath« machte der Herzog DecazcS wichtiße, dir orienta lische Angelegenheit betreffende Mittheilungen. London, Dienstag, 31. Juli, Nachts. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung deS Oberhauses richtete Lord Kinnaird die Anfrage an die Regierung, ob der russische Gouverneur in Bulgarien, Kürst Tscherkassy, derselbe sei, welcher i» Jahre 1863 Polen verwaltete, forderte die Vorlegung von Berichten über die Lage iu Polen aud sprach sich mißbilligend über Rußland aus. Dasselbe geschah von Seiten der Lord» Houghton und Stanley, welche die russische Verwaltung an- griffen. Der Staatssekretär des Aeußern, Earl Derby, lehnte eine Diskussion hierüber ab und erklärte, daß eS nicht gebräuchlich ist, Corrrspon- denzen über interne Angelegenheiten anderer Staaten mitzutheilrn. Der Kürst TscherkaSky sei allerdings derselbe, welcher 1863 in Polen fun- girte. In dem Uuterhause erklärte auf eine Anfrage Whalley s der Schatzkanzler, Dir S. H. North- rote, es sei unnöthig, bei dem Hause einen Special credit zur Bestreitung der jüngsten Truppensenduug und Verstärkung der Klotte im Mittelmeer zu beantragen; die Kosten hierfür seien gering, und es sei zweifelhaft, ob es überhaupt nöthia sein werde, irgend eine weitere Summe im Laufe de» Jahre» zu verlangen, gegenwärtig sei die» jeden falls nicht geboten. Betreff» der Ansichten und Absichten der Regierung hinsichtlich de» orienta lischen Kriege» habe er keine weiteren Erklärungen abzugeben. E» erscheine nicht zweckmäßig, sich mit den russischen Journalen in eme Controverse über die von den russischen Truppen begangenen Gewaltthätigkeiten «inzulassen. Im Fortgang der Sitzung kündigte da» Par- lameut»mitglied Wolff an, daß er am nächsten Krritag eine Adresse an die Regierung Vorschlägen werde, in welcher au-gesprochrn werden soll, daß da» Haus, wenn es auch die bisher beobachtete Neutralität Englands vollkommen billige, bei der gegenwärtigen Lage der Diuge im Orient für ge boten trachte, Maßregeln zu ergreifen zur Wah- rung der Aufrechterhaltung der in deu Verträgen über die Regelung der Donauschifffahrt und üher das Durchfahrtsrecht durch deu Bosporus und die Dardanellen übernommenen Verpflichtungen. Bukarest, DienStag, 3l. Juli. (Tel. d. Polit. Corr.) Einige türkische Kriegsschiffe versuchten durch die Krliamündung in die Donau zu ge- langen. Infolge dessen gingen die Russen von Braila aus an die Placirung neuer Batterien. (Vgl. die Rubrik „Zur orientalischen Frage" unter Braila.) Die Nachricht von neuen, für die Russen un- günstigen Gefechten bei Plevna sind nicht be gründet. Dagegen verlautet, daß seit vorgestern neue, eine Schlacht einleitende Avantgardegefechte stattfinden. Bukarest, Dienstag, 31. Juli, Nachmittags. (W T. B.) Ein Decket deS Kürsten weist Credite an zur Vermehrung der CadreS der Armer und der Offiziere. Nach hier ringegangene» Meldungen feuerten die Russen auf 3 vor Oltenitza (gegenüber Turtukai, zwischen Rustschuk und Silistria) kreuzende türkische Dampfer und brachten den einen zum Sinken; die andern entflohen. Bukarest, Mittwoch, 1. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der britische Militärattache, Oberst WelleSley, hat an die englische Regierung einen Bericht abgehen lassen, in welchem er die, den russischen Soldaten von türkischer Seite zuge- schriebenrn Grausamkeiten kategorisch demeutirt. Konstantinopel, Dienstag, 31. Juli, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) OSman Pascha meldet aus Plevna vom gestrigen Tage: Heute (Montag) Morgen griffen 3 starke feindliche Abtheilungeu, zwei Stunden lang durch heftiges Artilleriefeuer unterstützt, unsere Stellungen an. Der Kampf dauerte bi» 1V Uhr AbendS. Schließlich zogen sich die Russen in ihr Lager zurück. Nach Aus sagen von Gefangenen betragen die Streitkräfte deS KeindeS 60,000 Mann Infanterie, 3 Reai- Meuter Cavallerie und 50 Kanonen. Voraussicht lich wird der Kampf morgen (Dienstag) »teder ausgenommen. Konstantinopel, Mittwoch, 1. August. (Rcutcr's Office.) Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Aarifi Pascha, hat seine Demis- sion gegeben. Server Pascha ist zu seine« Nach folger ernannt worden. Syra, DienStag, 31. Juli. (Tel. d. Polit. Corr.) Gestern ist ein auS 4 Panzerfregatteu und 1 Aviso bestehende» deutsche» Geschwader hier ein- getroffen und nach kurzem Aufenthalte nach Sa- lonichi abgegangeu. Washington, DienStag, 31. Juli, »ormit- tag». (W.T. B.) Der Strike kann al» beendet be trachtet werden, obwohl sich auf den westlichen Eisenbahnlinien noch einige Strikende befinden. Jur orientalischen /rage * Berlin, 31. Juli. In Uebereinstimmung mit unserer (in voriger Nummer gebrachten) Wiener Cor- respondenz schreibt heute die „Nordd. Allg. Ztg." an hervorragender Stelle: Wir erfahren aus bester Quelle, daß die militärischen Maßnahmen, welche etwa selten der österreichisch-ungarischen Regierung beschlossen werden sollten, nur den bereits angedeuteten beschränkten Umfang haben und sich auf einige (4) Di visionen erstrecken werden. Oesterreichischerseits wird damit in keiner Weise rin Verlassen der bisherigen neu traten und resrrvirten Haltung beabsichtigt; noch weniger würden diese, sowie die etwa folgenden Anordnungen die vortrefflichen Beziehungen zu tangiren vermögen, welche zwischen den Höfen von Wien und St. Peters bürg bestehen. — Laut einer Meldung von „W. T. B." ist die türkische Botschaft in Berlin ermächtigt, die aus einem Wiener Blatte in hiesige Zeitungen übergrgangrne Nack- rickt von einem unter der christlichen Bevölkerung von Jeni-Saghra und Kavarna angerichteten Blut bade formell als unbegründet zu erklären, mit dem Hinzufügen, daß dieser Nachricht einige dort vereinzelt vorgrkommene Ermordungen als Grundlage gedient zu haben scheinen. * Wien, 31. Juli. Der angekündigte gemein same Ministerrath trat heute Vormittag 11 Uhr unter Vorsitz Sr. Majestät des Kaisers in der Hofburg zusammen. An dem Conseil nahmen die drei Reichs minister Graf Andraffy, Graf Bylantt und Baron Hof mann, die Ministerpräsidenten der beiden Reichshälftrn, Fürst Adolf Auersperg und Tisza, sowie die beiderseitigen Finanzminister Baron Pretis und Szell Theil. — Die „W. Abdp." schreibt an der Spitze ihres Tagesberichtes: Vom Kriegsschauplätze liegen heute nur belanglose Nach richten vor. Der Telegraph meldet einige an sich nicht sehr bedeutende Erfolge der türkischen Truppen, welche lediglich die Wirkung haben, den Vormarsch der rus sischen Armee zu einem vorsichtigeren und geschlossener« zu machen. Von einer Flankendiversion der bei Schumla concentrirten türkischen Streitkräfte verlautet noch immer Nichts. Dennoch glaubt man annehmen zu können, daß sich der Muth und die Zuversicht der türkischen Truppen unter der neuen Heeresleitung gehoben habe. Baujaluka, 31. Juli. Wie man der „N. fr. Pr." telegraphirt, wurden die bosnischen Insurgenten am Sonntag bei Kljnc überfallen. Stach fünfstündigem Kampfe haben sich die Insurgenten mit einem Verluste von 50 Todten und 200 Verwundeten in das Cirkvona gebirgr geflüchtet Belgrad, 30. Juli. Einer Privatdeprsche der «Allg. Ztg." zufolge wird die vor einem Jahre eingezogene hiesige rumänische diplomatische Agentur wie- derherge stellt, und ein rumänischer Agent wird bald hier erwartet. Bukarest, 29 Juli. Einer Meldung der ,N. fr. Pr." zufolge schiebt der Großfürst Nikolaus dir Schuld an der Niederlage bei Plevna auf den rumänischen General Manu, der schon am 24. Befehl erhalten hatte, Nikopolis zu besetzen, jedoch nicht gehorchte und dadurch den Russen es unmöglich machte, zu rechter Zeit Nikopol s zu räuuien und die Besatzung von Nikopolis auf Plevna zu dirigircn. Manu's Verantwortlichkeit ist aber ge deckt, da der Fürst jede militärische Cooperation verwei gert, bis die Frage der selbstständigeu Heerrsführung des Fürsten gelöst sein werde. — Ueber die Vertreibung der Russen aus Lovacz geht der „N. fr. Pr." nachstehendes Telegramm aus Konstantinopel zu, welches genau mit der Mittei lung übereinstimmt, welche der türkische Minister der auswärtigen Angelegenheiten hierüber an die Vertreter der Pforte im Auslande gerichtet hat: Eine Division der bei Plevna stehenden Truppen hat die Stellungen der Russen bei Lovacz angegriffen, den Feind geschlagen und ihn in der Richtung auf Selvi (südöstlich von Lovacz, an der Straße nach Tirnova) zurückgedrängt. Bei ihrem Einzuge in die Stadt Lovacz befreiten die ottomanischen Truppen 170 Muselmänner, welche von den Russen in Ketten gelegt und eingrsperrt worden sind. Dir von der feindlichen Occupation befreite Be- völkcrung entwirft ein schreckliches Bild von den Leiden, welchen sie infolge der Anwesenheit der russischen Trup > pen ausgesetzt war. — Jedenfalls hat Osman Pascha durch die am Sonntag ausgeführte Erstürmung von Lowacz den Plan, sich mit Mehemed Ali zu vereinigen und dadurch die russische Rückzugslinie abzuschneiden, faßt den löblichen Entschluß, durch ihre moralische und materielle Kraft den Gefahren zu begegnen. Sie sucht zunächst den Grund des Theaterelends zu erforschen und steht den hauptsächlichsten in dem die Theaterfrei- heit einführenden Gewerbegesetze vom Jahre 1869, das eine neue ungünstige Aera im Theaterwesen eingelcitet hat. Um den Schaden genau zu erkennen und ihm Abhilfe zuzuführen, will der Vorstand sorgfältige stati stische Erörterungen anstcllen und wirft zu diesem Zwecke eine Anzahl Fragen auf, durch deren gründ liche Beantwortung Material zur Heilung der Schäden gewonnen werden soll. Diese Fragen zerfallen in zwei Abteilungen; die ersten von ihnen beziehen sich auf die Zeit vor und bis 1869, und ihre Beantwortung soll darlegen, welche Theater und reisenden Gesellschaf ten bis zu dem genannten Zeitpunkte existirten, wer die Inhaber der Concessionen gewesen, welche Garantten er stellen mußte, was für Contractc er ausgestellt. Dann verlangt man Auskunft über Spielzeit, Repertoire, Finanzen, Directionswechsel und Gründe desselben und ob sich im Verlaufe der letzten acht Jahre von 1869 das Bedürfniß nach neuen Theaterunternehmungen kund gegeben. Die zweite Fragrnreihe verlangt die Beant wortung, wir sich die Verhältnisse von 1869 bis heute gestellt haben, ob sich die neuen Unternehmungen be haupteten, unter welchen Umständen sie untergingen, welchen Schaden im letzteren Falle das Personal er litten. ob und binnen welcher Zeit ein bankrotter Di rcctor ein neues Unternehmen begonnen hab«. Dann wird gefragt, welchen Einfluß solche neue Unterneh mungen aus künstlerische Tendenzen und Künstler ge übt, und endlich zu wissen begehrt, welch« Singspiel hallen und ähnliche Institute sich nach Eintritt in die ideatersreiheit in wirkliche Theater verwandelt hätten. Bühne nvvrstände, Behörden, Künstler, Theaterfreund« Feuilleton. Redigiri von Otto Banck. Zu «us«r«r deutschen Mythologie. „Im Ntbelungenlande", mythologische Wanderun gen von l)r. C. Mehlis, heißt rin in Cotta's Verlag erschienenes Buch, über dessen Inhalt die „W. Abdpst." nachstehende Mittheilung macht: Diese Wanderungen gehen vom Teutoburger Walde aus, erstrecken sich über den Lorrlryfelsen, den Donners- und Orensberg, den Drachenfels und den BrunholdtSstuhl, fassen eine Um schau in Worms und eine Rhrinfahrt in sich, führen am Giebichenstein und an der Seifriedsburg vorüber und enden am Siebengebirge auf der Siegburg. Das so umschriebene Land wird als drr classischc Heimaths- boden der Nibrlungensage geschildert, innerhalb dieser Grenzen wird die gedachte Sage localistrt. Der Ver fasser hat G. August B. Schierenberg als Vormann, welcher aber noch viel weiter geht als Ersterer, indem er beispielsweise dir Römer mit der Midgardschlange, Tyr mtt ArminiuS glrichsetzt, die Edda aus den Kämpfen mit den Römern herleitet, Skathi mit PallaS Athene vergleicht und vom Teutoburger Walde behauptet, daß derselbe allein vrr Brrnnpunft der germanischen Gottes- verehrung, allein der Sitz der deutschen Heldensage ge wesen und daß hier allein von Sigfrid und Ditnch, Drachenfels und Rabenschlacht drr Urtypus zu suchen sei. Mehlis begnügt sich damit, dem Teutoburger Walde Heiligthümer de- Odin und Thonar zu vtndtcirrn, gleich Schierenberg in drr Nähe dir Jrminsäule zu ver- muthen und dir vrrmrtntlichr Auffindung deS Mt- mirSbrunnen bet Lippspringr oder des Brunnens Hwergrlmir iu der Paderqurlle nur zu strrtfen; wohl aber ist er auch der Meinung, daß die Edda-Lieder schon vor der Völkerwanderung in Deutschland gesungen und erst später durch deutsche Auswanderer nach dem Norden gebracht worden seien. Loreley erklärt der Verfasser nach „lören" südd. rören — heulen und nach „ley", am Mittelrhein — Schiefer stein, als Todtengesangsfelsen, was auch in dem die Aufmerksamkeit der Schiffer ablcnkenden Echo und in der gefährlichen Strompassage überhaupt eine ursächliche Begründung finde. Auf der Höhe des Donnrrsbcrges findet Mehlis eine altes, auch den Kelten und Römern heilige Cultstätte; schließlich aber sei der altgcrmanischc Thonar durch den heil. Petrus und dessen Kirchlein verdrängt worden. Hierbei bemerken wir nur, daß nicht nur in der Nähe des Donnersberges, sondern auch in unseren Alpen der Blitz bis zur Stunde noch als „Donnerkeil" betrachtet wird. Die dominirende Höhe des Orensbcrges bei Albcrtswciler wird als Odinsberg, als eine Cultstätte des höchsten Gottes der Germanen gedeutet. Ungemein reich an Beziehungen zum Nibe- lungrnliede ist der Drachenberg unweit Worms. Er hat eine „Drachenkammer", die das Unthier beherbergte, das dir Wormser Königstochter geraubt hatte. Außen am Abhange soll der Localsage nach der ftihne Sigfrid den Drachen erschlagen haben. In der Nähe ist ein „Zwergebach", gegenwärtig Zwerlebach genannt, eine „Waffenschmiede", drr Lindenberg oder „Lintbera", was wieder auf den Lintwurm deutet, und vor allem Anderen der „BrunholdtSstuhl", zu Krumholzerstuhl verballhornt, dem die „wallende Lohe" der schlafenden Brunhilde zu« erkannt wird. In Worms selbst war noch zu Fischarts Tagen deS „Hörnen Seifrid, deS Wurmstechrrs, des Nubelung" Bild am neuen Thunne gegen den Rhein zu angematt, kannte man einen „Palast der Riesen", nannte man einen riesigen künstlichen Hügel „Sig« fridsgrab" und zeigte man noch dem Geschicht schreiber Quade von Kinkelbach die Gebeine deS Drachen in natur» — Anhaltspunkte genug für Com« bination und Deutung. Am Giebichenstein gedenkt der Verfasser der „lsx Lur^unlliovum", die einen Gislahar und Gundahar namentlich anführt — historische Be lege für die fürstlichen Namen Gunther und Giselher im Nibelungenliede. Im Verlaufe dieses Kapitels be müht sich aber der Verfasser, an der Mythenbildung das Darwinsche Gesetz der Differenzirung nachzuweiscn — ein unnöthiger Sprung, den wir auch um der Gclehrtenmodc willen nicht miimachen wollen. Im Ucbrigrn verläuft die mythologische Wanderung ohne sonderliche Fährlichkcit. Von R. Wagner's „Ring des Nibelungen" urtheilt Mehlis, daß der Jncest, aus dem daselbst Sigfrid-Sigurd entspringt, der klassischen Ueberlicferung durchaus ins Gesicht schlägt und daß kein Grieche Solches dramatisch gebracht hätte, wie die scenisch störende Fafnertödtung. Auf der Nibelungen Klage ist in der Studie keine Rücksicht genommen; dieser Theil der Dichtung hätte den Verfasser vom Rheine an die Donau führen müssen. rheaterreformfrage. Der Vorstand der Genossen schaft deutscher Bühnenangehörtger verbreitet in der deutschen Presse einen Separatabzug aus Nr. 29 der „Deutschen Bühnen Genossenschaft", der einen Artikel über „Besserung der theatralischen Zustände" in seinen Zeilen enthält. In ihm wird daraus hinge- wiesen, daß die schlechten Theaterverhältnissr unserer Tage den Bühnenangehirigrn tiefe Wunden schlügen und daß ihr Fortschreiten nicht nur die mühsam er rungene sociale Stellung, sondern geradezu dir Existenz vieler Bühnenkünstler bedrohe. Dir aus ihrr rrwor- benr geachtete Stellung sich berufrndr „Genossr«schaft"