Suche löschen...
Dresdner Journal : 24.06.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187906249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790624
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-06
- Tag 1879-06-24
-
Monat
1879-06
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 24.06.1879
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
72« hoffen, daß er damit nicht sein Bewenden habe. Ge stattet doch die originelle, auf dar rein Praktische ge richtete Anlage des Buche-, je nach Bedürfniß und Auffassung ein stetes Zu- oder Wegnehmen, vr. II. sach zum Gegenstand der Untersuchung gemacht hat, und für deren Erklärung durch ihn Erhebliche- geleistet worden ist. * Die „H. N." erhielten au- Stockholm vom 21. Juni folgendes Telegramm: Der Marineminister v. Otter erhielt heute einen Brief vom Professor Nordenskjöld, datirt 18. October 1878, 67" 7' nördlicher Breite, 173° 32' östlicher Länge. Norden - skjüld verließ Lena am 27. August, kam auf der LiakowSinsel am 30., beim Cap Scheliaskoi am 6., beim Cap Jakan am 7.. beim Cap North am 18., in Kuljufchin am 27. und am 28. September bei der UeberwinterungSstelle an. Die Passage von Lena war äußerst schwer; 500 bi» 700 englische Meilen mußten durch starkes Treibeis forcirt werden. Am Strande liegen 3 von Eingeborenen bewohnte Dörfer; ein Fürst unter den Tschuktschen hat den Brief gelegentlich eines Besuche- im Dorfe zur Beförderung übernommen. * Ueber das zukünftige Schicksal der Funde von Olympia, so schreibt man der „K. Z." aus Athen, scheint man sich auf maßgebender Seite endgiltig ent schieden zu haben, und zwar für Errichtung eines LocalmuseumS in Olympia. In diesem Sinne sprach sich der König während seine- neulichen Besuches in Olympia au». Auch befürwortet er die Fortführung der projectirten Eisenbahn von Patras nach PyrgoS bi» Olympia. Wer die Mängel des athenischen Mu- feum» kennt, wird diese Wendung mit Freuden be grüßen. Im besten Falle würden alle die Schätze hier in provisorischen, lichtleeren Räumen jahrelang einer zweiten Auferstehung entgegentrauern. * Eine soeben von der königl. Hoftheaterinten danz zu München uns zugefandte und von derfelben amtlich unterzeichnete Erklärung lautet: „Gegenüber den vielfachen Anfragen bezüglich der Mitglieder der Be- urtheilung»commission bei der PreiSauSschrei- bung vom Jahre 1877, und da überdies in der Oeffentlichkeit Namen genannt werden, die mit Be- urtheilung der einaelanfcnen Stücke durchaus nichts zu thun hatten, sieht sich die unterzeichnete Intendanz ver anlaßt, auf da- obengenannte Preisausschreiben hin zuweisen, worin ausdrücklich gesagt wird, daß die Mit glieder der Beurtheilungscommission erst nach der end- ailtigen Entscheidung, d. h. nach Zuerkennung der Preise bekannt gegeben werden." * Der historische Verein von und für Niederbayern giebt durch ein Schreiben an die historifchen Vereine und an Freunde der Alterthumswissenschast bekannt, daß die diesjährige Generalversammlung des Ge- sammtvereinS der deutschen GeschichtS- und AlterthumSvereine in der zweiten Hälfte de- Mo natS September in Landshut stattfinden wird, und bittet um Einsendung von Fragen und Thesen, welche auf der Berfammlung zur Verhandlung kommen sollen. Dem Vernehmen nach wird vr. Rziha, Professor an der technischen Hochschule in Wien, einen Bortrag über Graphik der Steinmetzzeichen halten, die derselbe viel- griffen hatten, beeilten sich, ihre Fahnen und vene zianischen Laternen wieder einzuziehen. Auf den Boulevard» commentirte man das Ereigniß bi» zum späten Abend mit großer Lebhaftigkeit, aber es war von unziemlichen Demonstrationen nichts zu bemerken. Rouher ist erst heute früh nach Chislehurst abgereist. Er führte gestern den Borfitz in einer Doppelversamm- lüng der imperialistischen Senatoren und Deputirten. In der ersten Zusammenkunft am Nachmittag kam man zu keinem Entschusfe. Es ging m Rouher's Hotel sehr unruhig zu. Die Besucher strömten aus und ein; überdies waren die Mitglieder des Senats und der Kammer nicht alle zugegen. Man gab sich daher Stelldichein zu einer zweiten Berathung um 9 Uhr Abends. Diesmal war die Versammlung vollzählig. Außer den Deputirten und Senatoren wurden nur die ehemaligen Minister und Senatoren des Kaiser reichs in das BerathungSzimmer zugelassen. Rouher eröffnete die Sitzung mit einer Rede, welche drr„Gaulois" also resumirt: Der Redner forderte seine Parteigenossen dringend zur Versöhnung und Eintracht auf. Er leugnete cnlschiedcn, daß er ein Testament de- kaiserlichen Prinzen in Händen habe, worin dieser seinen Nachsolger bezeichne. Er existirt wohl ein Testament, sagte er, aber ich weiß nicht, was es in Bezug aus diesen Punkt enthält. Eher wäre ich geneigt, zu glauben, daß sich nichts Derartiges darin vorfindet Aber man wird hier über bald in- Klare kommen Ich werde am Dienstag mit dem Testament nach Paris zurückkehren, und Sie werden als dann den Inhalt kennen lernen. Es wäre also klug, nicht vor eilig einen Ramen au-zusprechen oder persönliche Streitfragen zu erheben. Die später erforderlichen Unterhandlungen könnten durch solche verfrühte DiScussionen erschwert werden. Soweit Rouher. Nach ihm sprachen Robert Mitchell und Paul de Cassagnac, und die Versammlung nahm eine Adresse an die Kaiserin Eugenie und eine Procla- mation an. Die Adresse lautet: ' .Madame! Wir legen den Au-druck unseres tiesen un ermeßlichen Schmerze- zu Füßen Ew. Majestät nieder. Der Schlag, welcher Sie so grausam getroffen hat, trifft auch Frankreich in seinen theuersten Erinnerungen und seinen höchsten Hoffnungen. Gott hat nicht erlaubt, daß dieser junge Prinz, welcher schon alle Eigenschaften eines Fürsten besaß, Ihrer Liebe, dem Dienste Frankreich- und unserer zärtlichen und ganzen Hingebung erhalten werde. Der Lod raubt ihn un» nn Augenblicke, wo wir da- Recht hatten, zu hoffen, daß Frankreich ihn bald zurückberufen werde. Wir vergleichen nicht unsern Schmerz dem Ihrigen, obgleich der unsrige grenzenlos ist. Wir bitten blo- Ew. Majestät, da- ehrsurchts- volle Zeugniß diese» Schmerze» anzunehmen, welchen Frank reich theilt und dessen Au-druck wir Alle Ihnen überbringen werden. * Die Proclamation oder „Resolutton" lautet: .Die Senatoren und Deputirten de» „Aufruf- ans Volk" haben sich heute versammelt. So tief auch ihr Schmerz ist, haben sie doch die Pflicht, vor dem Lande zu erklären, daß, wenn der kaiserliche Prinz gestorben, seine Sache ihn über lebt. Der Nachlaß der Napoleon- geht nicht verloren. Die imperialistisch« Partei, Vertreterin eine- unvergänglichen PrincipS, bleibt aufrecht, geschloffen und treu. Das Kaiser reich wird leben." Der Prinz Jvrüme Napoleon hat an der Versamm lung der Bonapartisten nicht Theil genommen. Er ist erst in der verflossenen Nacht von Trouville hier an gekommen. Auch in seiner Wohnung hatten sich gestern viele Bonapartisten einschreiben lassen; desgleichen fan den sich daselbst mehrere Diplomaten ein, so der eng lische Botschafter Lord Lyon- und der russische Botschafter Fürst Orlow. Am nächsten Donnerstag werden die Bonapartisten in der St. Augusttnklrche eine Seelenmesse für den kaiserlichen Prinzen lesen lassen. Bei der Bestattung in England werden alle Senatoren und Deputirten der Partei zugegen sein. Dieselben haben ferner beschlossen, heute zum Zeichen der Trauer nicht an der Sitzung in Versailles theilzuneh men. — Der kluge Ralh Rouher's, einstweilen alle Streitigkeiten betreffs der Nachfolge des kaiserlichen Prinzen auf sich beruhen zu lasten ist nicht befolgt worden, und schon streitet man darüber, in welchem Prinzen künftig die Imperialisten ihr Oberhaupt zu erkennen hätten. ES ist schon klar, daß Cassagnac und Genosten nicht dahin gelangen werden, ihren Prinzen Victor anerkannt zu sehen, und eS hat sich bereit» eine Partei de» Prinzen Jsrüme gebildet. So verhaßt dieser Letztere seiner Feindseligkeit gegen die Kirche wegen und wegen seiner wiederholten Versuche einer Annäherung an die Republik den jetzt tonangebenden Bona- partisten sein mag, sie können ihn nicht bei Seite schieben. Durch einen Senatsbcschluß ist unter dem Kaiserreich die Nachfolgeschast geregelt worden, und dem eben ver storbenen jungen Prinzen stand es in keiner Weise zu, dieselbe zu ändern. Uebrigen» wird die Geschichte von dem Testament, in welchem dieser Prinz seinen Nachfolger bezeichnet haben sollte, immer ver dächtiger. Auch in Lhislehurst stellt man dieselbe durchaus in Abrede. Der „Gaulois" führt einen Ausspruch de- Prinzen Jerome an, der auf nicht- weniger, als aus einen Verzicht deutet. „Nicht mehr von London", soll derselbe soeben gesagt haben, „son dern von hier muß jetzt das Stichwort ausgeheii." ES scheint, daß der Familie Bonaparte.noch ein anderer Trauerfaü bevorsteht. Der Prinz Pierre, Sohn des Prinzen Lucian, Derselbe, welcher im Jahre 1870 Victor Noir erschoß, liegt in Versailles, wo er seit einiger Zeit zurückgezogen lebte, am Tode. Er hat heute bereits die Sterbesakramente empfangen. — AuS den Betrachtungen der Blätter über das Er eigniß wollen wir nur das wirklich Charakteristische hervorheben. Die eigentlich bonapartistischen Journale beschränken sich sürs Erste darauf, ihrem Schmerz Aus druck zu verleihen, ohne noch die Consequenzen aus dem Trauerfall zu ziehen. Die legitimistischen und orleanistischen Organe sprechen ihr Beileid aus, indem sie jedoch theilweise gegen die sonderbare Idee pro- testiren, daß es dem unglücklichen jungen Prinzen ein gefallen sein könnte, seinen Nachfolger zu bezeichnen. Wie reime sich das mit dem Princip der Napoleonischen Dynastie zusammen, welches auf dem Plebiscit beruht? Die radicalen und intransigenten Blätter erklären fast ohne Ausnahme, daß der Tod des jungen Mannes, der Frankreich nichts zu Leide gethan, aus dem seine Umgebung aber einen Feind Frankreichs machen wollte, sie wenig berühre. Die gemäßigt republikanischen Blätter finden dagegen Worte echt menschlichen Bedauerns für das traurige Ende des jungen Prinzen und versagen auch der Mutter desselben ihre Theilnahme nicht. — Den Zeitungs- und Bilderläden ist aus der Polizei- präfectur die Nachricht zugegangen, daß alle für den in Afrika gefallenen Prinzen beleidigenden Bilder und Caricaturen in Beschlag genommen werden sollen. 5", Paris, 22. Juni. Obgleich die Discussion über das Unterrichtsgesetz bereits vor 8 Tagen von der Deputirtenkammer eröffnet wurde, so hat sie doch erst gestern wirklich begonnen. Die parlamen tarischen Excesse Paul de Cassagnac's und die Ein berufung des Congrestes hatten bis dahin die ernstliche Berathung verzögert. Gestern konnte die Kammer nm so ruhiger an die Arbeit gehen, als die Bonapartisten in der großen Mehrzahl nicht zugegen waren. Sie bekundeten durch ihre Abwesenheit ihre Trauer über den Tod des kaiserlichen Prinzen. Jedoch waren einige von ihnen erschienen, so Blachere, welcher an die Kammer das Ansinnen stellte, dieses Todesfalles wegen ihre Berathung auf Montag zu verschieben. Gambetta erwiderte ihm, er hätte cs einfach machen können wie sein College de Mackou, der sein Nicht erscheinen brieflich motivirt habe; für die Kammer liege kein Grund vor, ihre Arbeit zu unterbrechen. Da aber einige Stimmen zur Rechten em Votum Oer Kammer verlangten, so consultirte Gambetta dieselbe, und Blachere's Forderung wurde mit großer Mehrheit abgewiesen. Darauf begann die Verhandlung mit einer langen und gediegenen Rede des Professors Paul Bert zu Gunsten des Ferry'schen Gesetzes. Der Red ner erklärte in einer Sprache, die um so mehr Ein druck machte, weil sie jeden declamatorischen Aufwand vermied, daß das vorliegende Gesetz blos eine Maß regel zur socialen Bertheidigung .sei. Redner schloß mit der Bemerkung, daß eine andere Versammlung vielleicht weniger Mäßigung beweisen würde, als die gegenwärtige; sie würde vielleicht auf den Gedanken kommen, „daß man der Intoleranz keine Duldung schuldet". Der Redner fand großen Beifall bei der Mehrheit. Ihm antwortete Gaslonde von der Rechten; den Haupttheil seiner Rede aber kündigte derselbe sür Montag an, denn auf Montag vertagte sich die Kam mer, da eS mittlerweile spät geworden. — Von der gestrigen Sitzung des Senats ist nur zu sagen, daß der Minister des Innern in derselben den Antrag einbrachte, die Residenz des Senats nach Paris zu verlegen, denn zwar ist der 9. Berfassungsartilel av- gejchafft, aber der Senat hat noch nicht beschlossen, sich in Parrs niederzulassen. Auf Wunsch Lepere's wurde dem Anttage die Dringlichkeitserklärung zugestanden. Se. kaiserl. Hoheit den Prinzen Napoleon Bona- mrte die Hoftrauer von morgen (Montag) ange- angen durch 10 Tage, ohne Abwechslung, bi» ein- London, 21. Juni. Ein heute Nachmittag- er schienenes Supplement zur amtlichen „London Gazette" ordnet die Hoftrauer für den Prinzen LouiS Na poleon an, welche von morgen bi» zum 2. Juli zu tragen ist. — Der „N. fr. Pr." telegraphirt man aus London: Chislehurst liegt in tiefster Trauer; die Fenster sind dicht verhängt, und ringsum herrscht Grabesstille. Den ganzen Tag über langten dort Condolirende an. Die Erste war Baronesse Burdett- Coutts; dann kamen Lord Sydney, Minister Smith, Hunderte englischer, sowie französischer Aristokraten und Journalisten. Der Prinz und die Prinzessin v. Wales schickten besondere Abgesandte; die Königin sendete der Kaiserin Eugenie em sehr inniges Beileidstelegramm, k. Goddard ist der Einzige, den sie vorläßt. Ihr Schmerz, so erzählt dieser, sei grenzenlos, sie lasse sich nicht trösten. — Auch der „K. Z." geht aus London eine telegraphische Depesche zu, wonach das Befinden der Kaiserin Besorgniß erregend ist. — Tiner Londoner Privatdepesche der „N. fr. Pr." zufolge erzählt Capitän Carey, welcher Augenzeuge des Todes des kaiserlichen Prinzen war, Folgendes: Am Morgen des 1. Juni ritten ich, Napoleon und eine Escorte von 6 Cavalleristen vom Hauptquartier Chelmsford'- ungefähr 8 Meilen vorwärts, um die Lage des nächsten Lagers zu fixiren und abzuzeichnen. An der geeigneten Stelle angekvmmen, um 3 Uhr Nachmittags, wurde abgefattelt nahe dem Edutukraal, welcher gänzlich menschenleer schien. Nachdem die Truppe ungefähr 1 Stunde dort geblieben war und keinen Feind gesehen, gab Napoleon den Befehl zum Aufsitzen. Im selben Augenblicke rief Carey, er sehe zwischen dem hohen Grase Gesichter von Zulus. Der Prinz rief aus: „Ich sehe sie auch!" Gleichzeitig er tönte eine starke Salve Gewehrfeuer von feiten der im Grase versteckten Zulus, welche sofort mit ihren Asse- gais vorwärtsstürzten. Wir Alle sprangen auf unsere Pferde und galopirten fort, einer Schlucht zu, die un gefähr 200 Hards entfernt war. Dort langten Carey und 5 von der Escorte wohlbehalten an, allein der Prinz und 2 Mann von der Escorte fehlten. Napo- leon's Pferd kam galopirend zur Truppe, als dieselbe den Weg zurückritt. Sie begegneten General Wood mit einer Escorte spät Nachmittags. Durch ein Fern glas sahen sie ungefähr 30 Zulus über einen Hügel 7 Meilen entfernt sich zurückziehen. Dieselben trieben 3 Pferde vor sich. Am Morgen des 2. Juni ritt der Generalmarschall mit 6 Schwadronen Cavallerie nach dem Orte des Ueberfalles. Um 9 Uhr fanden sie die Leiche Napoleon's nahe der Schlucht ganz nackt. Blos eine Kette und ein Medaillon mit einer Haarlocke und einem Madonnenbild, die er am Halse trug, hatte man ihm gelassen. Nahe bei der Leiche lag ein Sporn und ein Strumpf. Der Prinz hatte 18 Assegaiwunden am Körper; einige davon waren durch den Rücken hinein- und durch die Brust herausgegangen, so daß der Kör per vollständig durchbohrt war. Ein Stich ging durch das linke Auge; trotzdem waren seine Gesichtszüge ruhig und nicht entstellt. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß der Prinz eben aufsteigen wollte, als sein Sattel riß, wodurch das Pferd stutzig wurde und ihn abwarf. Darauf versuchte er die Flucht bis nahe zur Schlucht, wo er erschlage» wurde. 2 Manu von der Escorte lagen, hart neben ihm, todt. Der Prinz wurde in eine Decke gehüllt, auf eine Tragbahre aus Lanzen ge legt und ins Lager gebracht. Die ganze Division war m Parade ausgerückt. Der Prinz hatte sich früher schon mehrmals muthig gezeigt und eme Recognos- cirung mitgemacht, ohne an den Feind zu kommen. Der General hatte den Prinzen von seinem Ritte ab halten wollen, allein er wies lachend jede Einsprache zurück und bestand darauf, mitzugehen, da er ja schon mehrere Expeditione» ohne Schaden m'tgemacht. Dec Prinz war im Heere sehr beliebt. Das ganze Lager trauert und tadelt den General, daß er nicht peremp torisch dem Prinzen verbot, mitzureiten. Der Oct des Uebersalls liegt am Jtyotyoziflusse. Die dortigen Zu lus gehören wahrscheinlich dem Sirayosstamme an. London, 22. Juni. (Tel.) Gestern fand zu Greenwich das Jahresbanket des Cobdenclubs Statt. Lord Northbrook führte den Vorsitz. Die Zahl der Theilnehmer betrug etwa 200; fast sämmt- liche Reden galten der Feier des Freihandels. Lord Northbrook sprach sich auf das Schärfste gegen die Kriege in Afghanistan und im Caplande aus. — Die Majorität der Tarifcommission der internationalen Telegraphenconferenz lehnte den Anttag auf Ein führung eines uniformen Telegraphentarifes für ganz Europa ab. St. Petersburg, 16. Juni. Man schreibt der „Wien. Abendp.": In gewissen russischen Zeitungen fängt der Panslawismus sich neuerdings zu regen an. Dieser auf unverzeihliche Unwissenheit begründeten Bewegung verdanken wir den orientalischen Krieg und alle damit verbundenen Opfer. Es heißt, daß die Panslawisten wieder in der europäischen Türkei Agen ten unterhalten und Druckschriften verbreiten, in denen die Bulgaren aufgefordert werden, nur noch einige Zeit auszuhalten — dann würde man ihnen mit ganzer Macht beistehen und die Türken aus Europa ganz vertreiben. Einer der hauptsächlichsten Panslawisten, Axakow, wurde für einige Zeit aus Moskau verbannt. Es ist sehr zu wünschen, daß die Regierung diese Leute aufmerksam im Auge behielte. Die Moskauischen Pan slawisten übersehen bei ihren blinden Phantastereien, daß die slawischen Völker, wie Polen, Tschechen, Ser ben u. s. w., die Russen nicht einmal als reine Slawen anerkennen, daß sie sich für besser halten, als die Russen, und recht gut wissen, daß Volk und Sprache in Rußland aus slawischen, wie finnischen und mongo lischen Elementen zusammengesetzt sind. — Unter den 700 Arrestanten, welche der Kreuzer „Nischny- Nowgorod" dieser Tage von Odessa nach der Insel Sachalin bringen soll, befinden sich zahlreiche Nihi listen. Man unterläßt eS, diese Leute nach Sibirien zu senden, weil dieses Land durch tue zahlreichen Exilirten viel zu leiden hat und weil das System der Verbannung nach Sibirien überhaupt als ein veraltetes und unzweckmäßiges aufgegeben werven soll. Washington, 21. Juni. (Tel.) Der Senat hat die Armeevorlagcn mit Einschluß de» Artikels, welcher die Verwendung von Staatsgeldern zum Unterhalt und zur Beförderung von Truppen nach den Abfttm- mungSorten während der Wahlperiode unterfagt, mit chlteßlich 2. Juli getragen wird. rft; Paris, 21. Juni. Die letzten parlamentarischen Ereignisse, insbesondere der Beschluß de» CongresseS sind durch den Tod de» kaiserlichen Prinzen, welche» man hier im Verlaufe des gestrigen Vor mittag» durch Depeschen aus London erfuhr, fast ganz in Vergessenheit gebracht worden. Die für gestern Abend angekündiate Illumination zur Frier de» Congreßbefchlusse» ist unterblieben. Allerdings hatte nur ein kleiner Theil der Pariser zu derselben Anstalten gemacht. Die „France" und das „Petit Journal", welche die Initiativ« zur Illumination er 23 gegen 19 Stimmen genehmigt. Alle zu der Bill gestellten AbänderungSanträge waren von der Majorität abgelehnt worden. Zur Grieutfraye. Bukarest, 20. Juni. (Tel.) Der Senat ge nehmigte mit 39 gegen 3 Stimmen den von der Mehr heit vorgelegten Entwurf einer Antwort auf die Thron rede. Der Minoritätsentwurf (welcher eine minder höfliche Sprache, als der Majoritätsentwurf führt und u. A. verlangt, daß die Regierung dem Senat einen Vorschlag zur Lösung der Judenfrage mache) wurde mit 35 gegen 17 Stimmen verworfen. — Wie man der „Polit. Corr." au» Bukarest telegraphirt, hat bei der heutigen Adreßdcbatte in der Kammer die Opposition von der Regierung die Ein bringung einer Gesetzvorlage, betreffend die Lösung der Judenfrage, verlangt. Der Justizminister und der Con seilspräsident Bratmno lehnten namen» der Regierung dieses Verlangen mit dem Hinweise ab, daß es gerade Mission der neuen Kammer sei, selbst einen solchen die Verfassung im Sinne de- Willens Europas und der Interessen des Landes modificirenden Gesetzentwurf auszuarbeiten. Konstantinopel, 21. Juni. Telegramme der„Pr." melden: Gestern fand die erste freie Lonferenz der Botschafter der Mächte in der griechischen Frage Statt. ES wurde eine vom französischen Botschafter vorgelegte Note acceptirt, in welcher die Pforte einge laden wird, Commisfare für die neu zu eröffnenden Verhandlungen zu ernennen. — Aus dem KriegS- ministerium sollen zahlreiche Rechnungen über die von Osman Pascha gemachten Ausgaben verschwunden sein. Letzterer hat gestern den Sultan nicht mehr zum Mittagsgottesdienste in der Moschee begleitet. Voraus sichtlich wird auch Mukhtar Pascha über die Affaire im Kriegsministerium vernommen werden. — Nach einer vom österreichisch-ungarischen Con- sulate zu Burgas in Wren eingelangten Meldung sind bis anfangs dieser Woche in dem dortigen Hafen 8000 Russen nach Rußland eingeschifft worden. Dresdner Nachrichten vom 23. Juni. L,. Am 21. d. M. (Sonnabend) hielt die Bezirks versammlung der königl. Amtshauptmannschaft Dresden unter Vorsitz des Herrn AmtShauptmannS Berndt einen Bezirkstag ab, zu welchem sich 32 Mitglieder eingefunden hatten. Die Tagesordnung umfaßte 11 Punkte. Zu Punkt 1 und 2 justificirte die Versammlung die Jahresrechnung der Bezirksver mögensverwaltung und bei dem Fond zu Beihilfen für Angehörige der Reserve und der Landwehr auf 1878. Die Hauptrechnung schloß mit einem Bestände von 377 M 26 Pf. in Baarschaft und 414125 M. in Werthpapieren, welche Summen gegen das Stamm vermögen des Bezirk- einen Gejammtzuwachs von 33 652 M 26 Pf. ergeben. Der getrennt verwaltete Landwehrfond wies außerdem Ende 1878 einen Be stand von 2893 M. 60 Pf. baar und 11395 M. in Documenie» auf. Zu Punkt 3 wurden drei Gesuche von Reservisten und Landwehrleuten um Erlaß von Dahrlehen abgewiesen, 18 gleiche Gesuche aber geneh migt. Die erlassenen Darlehen belaufen sich auf zu sammen 3430 M. Zu Punkt 4 verwilligte die Be zirksversammlung 14o M. zur Beschaffung eines Nivellirinstruments zu Zwecken des LommunicattonS- wegebaues und zu Punkt 5 600 M. als Gratifikationen für die bei dieser Wegebaubranche verwendeten Straßen- meister. Die Repartition der letzteren Summe wurde der Amtshauptmannjchaft mit ihrem Bezirlsausschusfe überlassen. Zu Punkt 6 wurde die in vem Verkaufe einer Waldparcelle vom Rabenauer Forstrevier be gründete Veränderung in den BezirtSgrenzen der Amtshauptmannschaften Dresden und Dippoldiswalde zu befürworten beschlossen. Zu Punkt 7 wurden den Gemeinden Omsewitz 2000 M., Kleinpestitz ^600 M., Blasewitz 1000 M., Niedersedlitz 2000 M. und Rade beul 1000 M. als Wegebauunterstützungen verwilligt, und zu Punkt 8 sprach das Collegium die Berw lli- gung von 500 M. aus das Jahr 1879 für die k ch- sische Badestiftung auS. Von dem dem Bezirk, age überreichten Jahresberichte der DiakonenbildungSai. ,ialt mit Rettung-Haus m Obergorbitz, Punkt 9 der T eS- ordnung, welche Anstalt seither mit jährlich 1000 M. aus Bezirk-Mitteln unterstützt worden ist, nahm die Versammlung Kenntniß. Punkt 10 und 11 betrafen die Wahlen zur Commission für die EinquartterungS- vertheilung im Dresdner AmtShauptmannschastSbezirke und diejenigen von. Vertrauensmännern zu den Au»- fchüssen der Amtsgerichte nach dem neuen GerichtSver- fasfungSgesetze. Die Wahlen wurden durch Accla- mation vorgenommen und alle Beschlüsse einstimmig gefaßt. — An den Bezirkstag schloß siH «me kurze öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses, in welcher der Gemeinde Strießen eine Fr ifttlle jy, Siechenhause Bethesda verwilligt, zu einer gewerblichen Anlage in Söbrigen bedingungsweise Genehmigung ertheilt, ein TanzconcessionSgesuch abfällig begutachtet und ein Schankgesuch abgewiesen, vier Schantgesuche und beziehentlich Uebertragungea aber gene »igt wur den. Hinsichtlich der Gesuche um Erlaubniß zum Ab feuern von Schreckschüssen m den Kirschplan.agen gab schließlich der Bezirksausschuß sein Votum dahin ab, daß es nach den in den Vorjahren gemachten Erfah rungen sich empfehle, diese Erlaubnisse imr in drin genden Fällen und bei völliger Zuverläsfigkei der nachsuchenden Persönlichkeiten zu ertheilen. Iu Heute Vormittag 9 Uhr ist in den Sitzung-- räumen der 1. Ständekammer der LandeSculturrath zu seiner LUI. öffentlichen Plenarsitzung zusammen- getreten. Die Tagesordnung derselben umfaßt 9 Num mern, und werden wir über die Verhandlungen, w lche heute und morgen zu Ende geführt werden sollen, in den nächsten Nummern ausführlich berichten. 6. Mit heute beginnen die kleinen Pontonier übungen de» Pionnierbataillon» auf der Elbe bei Uebigau. a E» ist bereit» an dieser Stelle anerkennend her vorgehoben worden, wie seiten der königl. General- directton der StaatSbahnen durch die Beranstaliimg von Personenexttazügen zu ermäßigten Fahrpreisen im
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)