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Dresdner Journal : 15.06.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187906159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790615
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-06
- Tag 1879-06-15
-
Monat
1879-06
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 15.06.1879
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Die Redactton ist mit poetischem Geschmack ausgeführt, doch wird öfter mehr geändert, als gerechtfertigt er scheint. Allseitig wurde anerkannt, wie nothwendig ein neues Gesangbuch sei, zumal manche der neben dem officiellen LandeSaesangbuch in Brauch befindlichen localen Gesangbücher vergriffen sind, so daß in man chen Gemeinden eine förmliche GesaugbuchSnoth herrscht. In bewegten Debatten wurde darüber verhandelt, ob man den vorgelegten Entwurf einfach acceptiren, oder denselben vorher einem zu diesem Zweck zu wählenden Ausschuß zur Prüfung beziehentlich zur Revision und letzten Redaction vorlegen solle. Sür Letzteres trat insbesondere auch der als Germanist bekannte l)r. Rieger auf. Die Debatte wurde heute fortgesetzt. Einstimmig wurde der Gesangbuchsentwurf angenommen, vorbe- hältttch einer letzten Revision. Diese Revision wünsch ten einige Synodalmitglieder durch einen besonders zu wählenden Ausschuß vorgenommen zu sehen, was ge wiß auch das Beste gewesen sein würde. Die Majo rität aber lehnte das ab und überließ der Kirchenbe hörde diese letzte Revision und entgiltige Redaction. Merkwürdig ist bei der Abstimmung, daß auch die ge summte Linke einmüthig für Annahme des Gesangbuchs stimmte, obschon dasselbe dogmatisch correct ist und also mit den Predigten der Herren vom Protestanten verein in directem Gegensatz steht. Darmstadt, 14. Juni. (Tel.) Der Fürst Alexan der von Bulgarien und Prinz Ludwig v. Batten berg treffen morgen Vormittag hier ein. Dieselben werden ohne Aufenthalt nach Schloß Heiligenberg bei Jugenheim Weiterreisen, woselbst, wie die „Darmst. Ztg." meldet, am Sonntag Familientafel stattfinden , wird, zu welcher auch der Landgraf Friedrich von Hessen eintrifft. ** Aus Thüringen, 13. Juni. Im Herzogthum Sachsen-Meiningen ist eine landesherrliche Verord nung erschienen, betreffend die Sitze und Bezirke der künftigen Amtsgerichte. Nach derselben wer den Amtsgerichte gebildet mit den Sitzen zu Meinin gen, Wasungen, Salzungen, Römhild, Themar, Hild- buryhausen, Heldburg, Eisfeld, Schallau, Sonneberg, Steinach, Gräfenthal, Saalfeld, Pößneck, Cranichfeld und Eamburg. Diesen Amtsgerichten werden als Be zirke unter einigen Abänderungen je diejenigen Sprengel zugewiesen, wie solche die zur Zeit an den genannten Orten bestehenden Einzelgerichte, nämlich die Depu tationen am Sitze der Kreisgerichte, die Kreisgerichts deputationen außerhalb der letzteren beziehungsweise Landgerichte haben. Wien, 13. Juni. (W. T. B.) Auf die hierher gerich tete Anfrage, ob das Gerücht, daß Gras Andraffy zu demissioniren beabsichtige, irgend einen Anhalt habe, kann nach eingezogenen Erkundigungen versichert wer den, daß dieses Gerücht jeglicher Begründung entbehrt. Graf Andrassy ist seit einigen Tagen bettlägerig. Die ser Umstand allein könnte, wenn überhaupt etwas, zu jenem Gerüchte Anlaß geboten haben. Paris, 12. Juni. Uebermorgen (Sonnabend) wird der Senat über die Rückkehr der Kammern nach Paris zu entscheiden und darüber zu bestimmen haben, ob der Congreß der beiden Versammlungen zu berufen ist behufs Abschaffung des 9. Verfassungsar- tikelS, welcher der gesetzgebenden Gewalt die Stadt Versailles als Residenz anweist. Wie bekannt, hatte Laboulaye vor den Ferien einen Bericht erstattet, der sich gegen die Rückkehr erklärte, und die Regierung hatte damals die Vertagung der Discussion verlangt. Jetzt, nach Ablauf von 3 Monaten, ist das Ministerium mit der republikanischen Partei des Senats darüber einig, daß die Angelegenheit spruchreif geworden ist, und der Justizminister hat in der vorgestrigen Sitzung zu verstehen gegeben, daß die Regierung eine Art von Garantiegesetz abgefaßt hat, für den Fall, als die Kam mern nach Parcs zurückkehren. Laboulaye zeigte große Neugierde, dies Project kennen zu lernen, aber der Minister feinerseits bewies wenig Neigung, die Neben fragen zu erörtern, ehe die Hauptfrage gelöst sei. Darin schien ihm die Mehrheit des Senats zuzustim men,und diegesammterepublikanische Pressegiebt ihmhöch- lich Recht, insofern es bedauerlich wäre, die Rückkehr nach Paris direct an gewisse Bedingungen zu knüpfen und sie zum Gegenstand eines Tauschhandels zu machen. Man kennt gleichwohl schon im Wesentlichen den Inhalt des Reaierungsprojects. Dasselbe bestimmt im Wesent lichen Folgendes: Die SitzungSräume der Kammern in Versailles werden bei- behalten, damit die Kammern sich im Nothsall dort versammeln können Aus alle Fälle ist Versailles der obligatorische Ver sammlungsort der zum Congreß vereinigten Kammern. Den Präsidenten und den Quästoren einer jeden Kammer wird eine Legion zur Bersüzung gestellt, welche jpeciell die Aufgabe hat, 2blüthig, Blüthe röhrig, rachenförmig, schön Hochroth gefärbt, Unterlippe tief dreilappig. Der früher hier in sächsischen Diensten stehende Militärarzt Or. Koch sen dete diese Pflanze vor drei Jahren dem hiesigen Garten von Wladikawkas in Ciskaukasien; sie ruhte während dieser Zeit und gab kein Lebenszeichen von sich, bis sie endlich in diesem Jahre sich schnell entwickelte. Die selbe steht im Garten am Eingänge von der kl. Schieß gasse aus, auf einer Felspartie und einer Acacie. * Nachdem von den 500000 Loosen für die Lotterie der Berliner Gewerbeausstellunz bereits über 400000 verkauft sind, hat der Centralcomite die nöthigen Schritte zu emer 2. Emission von Loosen aethan. Auch beabsichtigt der Counts, welchem die Absetzung von Loosen außer für die Residenz bisher nur für die Provinz Brandenburg gestattet war, beim Ministenum des Innern und dem Handelsministerium auch den Vertrieb für ganz Deutschland nachzusuchen. * Der internationale literarische Congreß, schreibt man der Augsburger „Allg. Ztg." aus Lon don, kann kaum als ein Erfolg bettachtet werden. Victor Hugo und Tennyson blieben aus. Keiner von Beiden sandte auch nur einen Entschuldigungsbrief. Im gedruckten Programm, sür welche- der Vorsitzende de» englischen Empfang-au-schusse», Blanchard Jerrold, verantwortlich ist, war die „Royal Institut! rn" als Versammlungsort angekündigt worden. Am 9. d. sah sich Hr. Jerrold veranlaßt, mitzutheilen, die „Royal Institution" habe ihre Räume verweigert. Die gegen- theilige Antündiguna war somit eine unermächtigte ge wesen. Man kam schließlich in dem nicht sehr großen, für den Zweck aber ganz genügenden Saal der „So- über die Sicherheit de» Parlament» j» wachen Mit diesem Dienste soll die von Thier« geschaffene Legion der Mobilgen- darmerie betraut werden; 4 ihrer Bataillone sind dem Senat, 4 der Deputirtenkammer »uzutheilen. Der Kriegtminister er nennt die Militärcommandanten der beiden Kammern, aber dir Präsidenten derselben haben die Ernennung zu bestätigen. Rund um da» Gebäude jeder Kammer wird eine Zone von bestimmtem Durchmesser geschaffen, in welchrr alle Bolk-an- sammlungen verboten sind. Innerhalb dieser Zone können die Bolkdausläuse en^gischcr und summarischer zerstreut werden, al- e- sonst die jetzige Gesetzgebung gestattet. Er ist untersagt, innerhalb und außerhalb dieser Zone irgend welche Kund gebungen zu veranstalten, in der Absicht, den Kammern pro- cession-weise Adressen oder Petitionen zu überbringen. Ueber die Umgestaltung der Pariser Polizeipräfec- tur, von welcher vor 3 Monaten so viel die Rede ge wesen ist, ist in dem Project nichts gesagt. Die Regierung hält sich nach wie vor in der Angelegenheit der Rückkehr einer Mehrheit für gewiß, wenn auch einer kleinen, etwa 20 Stimmen. Im Unken Lrntrum finden sich nur noch vereinzelte Opponenten, unter diesen Dufaure und Laboulaye. Man rechnet darauf, daß die Kammern schon in der Herbstsession in Paris tagen werden. Kern, 13. Juni. Ein Telegramm der „Köln. Ztg." meldet: Die dem BundeSrathe zustehenden sechs Wahlen in den Verwaltungsrath der Gotthard- bahn fielen auf Allieri, Parlamentsmitglied in Rom; Kinel, geh. Regierungsraih in Berlin; Massa, Gene raldirector der oberitalirnischen Eisenbahnen in Mai land; Mebes, Generaldirector der elsaß - lothringer Eisenbahnen in Straßburg; Rohr, Regierungsrath in Bern, und Spiller, Regierungsrath in Zürich. Rom, 12. Juni. Man telegraphirt der „N. ft. Pr ": Bei der letzten Eisenbahndebatte in der Depu tirtenkammer befürwortete DepretiS die Linie Cu- neo-Nizza (mit Abzweigung nach Ventimiglia), weil Nizza, obgleich der Dynastie durch politische Verhält nisse entrissen, immerhin doch ein Glied des italieni schen Volkes sei. London, 13. Juni. (Tel.) Am Schlüsse der gest rigen Sitzung deS Unterhauses erklärte bei der De batte über das Budget für Indien Gladstone, der Silbercours hänge ausschließlich von dem Vorrath an Silber und von dem Begehr nach solchem ab. Die Finanzlage Indiens sei sehr ernst; nur durch eine energische Reduction der Ausgaben sei eine Besserung möglich. Göschen bespricht ausschließlich die Süber- frage und glaubt, die temporären Ursachen der Silber- entwerthung hätten aufgehört; die Production Ameri kas sei im Abnehmen begriffen. Er wisse aus bester Quelle, daß Deutschland keine weiteren Silberverkäufe beabsichtige. Göschen sprach sich schließlich gegen jede Veränderung der indischen Umlaufmittel aus. Der UnterstaatSsecretär für Indien, Stanhope, rechtfertigte die Politik der Regierung und stimmte hinsichtlich der Silberfrage den meisten Aeußerungen Göschen's bei. Die Bill, betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 5 Millionen Pfund Sterling für Indien, wurde darauf in zweiter Lefung angenommen. — Zu Ehren der Mitglieder des internationalen Telegraphencongresses und des literarischen Congresses fand gestern in Mansionhouse ein von dem Lordmayor veranstaltetes glänzendes Diner Statt, an welchem 200 Personen theilnahmen. Der Lordmayor toastete auf die Ver einigung der Völker durch Wissenschaft und Literatur. General LüderS (Rußland) antwortete darauf im Na men des Telegraphencongresses in französischer Sprache. Im Namen des literarischen Congresses antworteten Edmond About, Frsderic Thomas und Blanchard Jerrold, und zwar Ersterer in englischer Sprache. Im weitern Verlaufe deS Festes erwiderte v. Lesseps einen von dem Lordmayor auf ihn ausgebrachten Toast mit dem Hinweise auf das Interesse, welches die ganze Welt an dem Bau des Panamacanals habe. Letzterer werde voraussichtlich in etwa 8 Jahren fertig gestellt werden und eine neue Annäherung der Völker im Weltverkehr herbeiführen. St. Petersburg, 9. Juni. Ueber die Hinrich tung Solowjew's berichtet man der „Schles. Ztg." nachstehende Details: Heute früh überraschte der „Re gierungs-Anzeiger" die Bewohner St. Petersburgs mit der Nachricht, daß Solowjew um 10 Uhr Vormittags auf dem Smolenstt'schen Feld, Wassily Ostrow, vom Leben zum Tode befördert werden würde. Der Richt platz war bereits in früher Morgenstunde durch fast sämmtliche GorodowoiS der Residenz besetzt worden. Später wurden dieselben durch eine große Zahl Mi litär — Infanterie und Kosaken — verstärkt. Die Straße, welche an dem Richtplatze vorbeiführt, war durch Infanterie abgesperrt. Gegen 10 Uhr langte Solowjew unter einer starken Bedeckung an. Er saß ciety of ArtS" unter dem Vorsitz von Edmond About zusammen. Bon den 50 Mitgliedern deS sogenannten Empfangsausschusses war Niemand aufgestellt, um die fremden Gäste irgendwie zu empfangen. Lächeln er weckte die nach regelrechter französischer Anwaltsweise gehaltene, ton- und geberdenreiche Rede deS Hrn. Thomas und die in noch südlicherer Gluth prangende, die hei ßen Länder des Mittelmeeres als Geburt-stätte des menschlichen Geister preisende, mit nervösester Erregung vorgetragene Ansprache eines dunkeln Spaniers. Sehr wohlthuend stach dagegen die einfache und doch warme Art zweier deutschen Vertreter, der Herren Nordmann und Nordau, ab, von denen der Letztere dar Fran zösische in der fließendsten und gewandtesten Weise handhabte. Am 9. Juni starb in Zürich der bekannte Uni versitätsprofessor 0r. Eduard Osenbrüggen. Die Zürichcrische Hochschule verliert an dem Verstorbenen einen ausgezeichneten Lehrer, der durch seine wissen schaftlichen Leistungen sich einen weit verbreiteten Ruf erworben hat und als ein tüchtiger juristischer Schriftsteller angesehen war. Osenbrüggen, 1809 in Uetersen in Holstein geboren, concentrirte in den letzten 10 Jahren seine- Leben- seine schriftstellerische Thä- tigkeit ganz auf da- Gebiet der Schweizerkunde. Durch seine Schilderungen von Land und Leuten, die alle geschmackvoll und mit gutem Humor geschrieben find und sorgfältige- Studium mit origineller Beobachtung und leichter Darstelluna verbinden, hat er sich ein wahre- Verdienst um die Schweiz erworben. Dem öffentlichen Leben und dem Parieiwesen hielt er sich fern. rückwärts auf dem Stuhle de- HenkerkarrenS, und waren seine Hände an einen Eisenstab, welcher am Karren angeschmiedet ist, gefesselt. BeNeidet war Solowjew mit einer weißen Hose, schwarzem Rock und langen Stiefeln. Auf der Brust trug er ein breite» weißes Schild, auf welchem da- Wort „Kaisermörder" und sein TodeSurtheil zu lesen war. Solowjew'- per sönliche Erscheinung machte keinen guten Eindruck; er bewahrte eine trotzige Haltung und lächelte höhnisch. Da- Volk machte seinem Unwillen gegen Solowjew durch Verwünschungen Lust, ebenso verfluchte eS den l)r. Weimar, von dem Solowjew iudirect den Revolver erhalten hat und der an der ganzen Geschichte völlig unschuldig zu sein scheint. Al- Solowjew vor dem Galgen vom Henkerkarren abstieg, richtete er sich voll in die Höhe uud sah spöttisch um sich. ES war ein Priester auf der Richtstätte, welcher Solowjew den letzten Trost spenden wollte. Solowjew stieß ihn jedoch barsch zurück. Ferner sollen daselbst seine Aeltern anwesend gewesen sein, um ihren Sohn zum letzten Male zu sehen; wie mir aber versichert wird, hat Solowjew für dieselben nur einen kurzen höh nischen Blick gehabt. Auf dem Richtplatze angekommen, schloß das Militär den Karren und den Galgen von allen vier Seiten ein. Hinter dieser lebenden Mauer waren außerdem Mann an Mann Kosaken und Go rodowoiS aufgestellt, die das in ausfallend zahlreicher Menge zusammengelaufene Publicum zurückhielten. Solowjew wurde nach Verlesung deS UrtheilS dem Henker übergeben. Er ging keck die vier Stufen des Gerüstes — ohne Beihilfe — hinauf Der Henker, welcher ein rothes Hemd und schwarze Weste trug, nahm ihn in Empfang, zog ihm eine Art Maske von weißem Stoff über das ganze Haupt, hüllte den übri gen Körper m ein engschtteßendes Gewand und zog ihm die Schlinge über. Der Stuhl, auf welchem So lowjew stand, wurde weggenommen, und er baumelte in freier Lust. Man bemerkte einige Zuckungen der Arme und Beine; nach wenigen Minuten hing er still. Nur der Wind bewegte die unteren Zipfel des Ge wandes und drehte die Gestatt Solowjew's bald nach rechts, bald nach links. Die ganze Execution dauerte nur sehr kurze Zeit. In der Nähe des Richtplatzes und auf demselben Felde weidete friedlich eine Rinder heerde. Solowjew blieb circa 23 Minuten hängen; dann wurde unter ihn auf das Gerüste ein gezimmer ter Holzsarg, dessen Deckel schwarz angesttichen war, gestellt und der Leichnam so heruntergelassen, daß er gerade in den Sarg zu liegen kam. Solowjew wurde nicht unter dem Galgen begraben, sondern man hob den Sarg auf eine Art Frachtwagen und fuhr ihn nach Galodoi-Osttow, wo sich der Anger des Scharf richters befindet. Hier war das Grab gegraben. Der Weg bis zu Galodoi-Osttow, welches an das Smo- lenskl'sche Feld grenzt, wurde zuvor durch Kosaken vom Publicum gesäubert. Der Galgen wurde unmittelbar nach der Abnahme deS Leichnams niedergerissen. Kurz nach sch 11 Uhr war Alles vollendet. Der Execution wohnte u. A. der Generalgouverneur Gurko bei, doch gelang es mir nicht, einen Geistlichen zu sehen. Ge neralgouverneur Gurko verließ den Richtplatz nach der Execution in einem geschlossenen Wagen. Vorau- ritten 2 Polizisten. Die übrigen hohen Persönlichkeiten hatten fast sämmtlich zu ihrer Bedeckung je 2 Kofaken. Die Truppen zogen vom Platze unter Trommelschlag ab. Die Hinrichtung Solowjew's war öffentlich, die Verhandlung des Proceffes jedoch war es keineswegs. Es ist daher ein Jrrthum, wenn hiesige Blätter be haupten, der Proceß sei bei offenen Thüren verhandelt worden. Es wurden an bevorzugte Personen ca. 20 Eintrittskarten verabfolgt, und erhielten von diesen u. A. der Besitzer des „GoloS" und der Lhefredacteur der russischen „St. Petersburger Zeitung" ein Billet. In ihren Blättern dürfen sie jedoch über die Verhand lungen nur den Wortlaut des „Regierungs-Anzeigers" bringen. Ohne Einlaßkarte durfte man sich nicht ein mal in der Nähe des Gebäudes, in welchem die Ver handlung stattsand, aufhalten; von einer Verhandlung be, offenen Thüren kann dann doch keine Rede sein. — Einem dejourirenden Hausknecht gelang es kürzlich, eine verdächtige Persönlichkeit, die sich eines falschen Bartes bediente, zu verhaften. Bei dieser Person sollen sich folgende zwei Sachen vorgefunden haben: ein offenbar falsches Zeugniß, welches den Inhaber als Agent der Geheimpolizei legitimirte, und ein in der geheimen Typographie gedruckter Brief, welcher an den bekannten St. Petersburger Capitalisten und Bankdirector Kokorew gerichtet war und in welchem der Executivcomite denselben aufforderte, sofort die Summe von 15000 Rubeln zu Zwecken des Revolu- tionscomites zu zahlen. Im Wetgerungsfalle drohte man ihm mit dem Tode. D.r Fang ist demnach nicht unwichtig. Zur Orieutfrage. Wien, 13. Juni. Die „Polit. Corr." schreibt: Die „N. fr. Pr.", welche es sich seit längerer Zeit an gelegen sein läßt, die Gefahren einer Ausdehnung der Occupation im Sinne der mit der Türkei abgeschlosse nen Convention vom 21. April in den grellsten Farben zu schildern, widmet in ihrem gestrigen Blatte diesen Gefahren einen eigenen Artikel, angeblich von berufener Hand. Zur Aufklärung diene Folgendes: Ein Beschluß der Regierung in Betreff der Ausführung der Convention in der angegebenen Richtung ist noch nicht gefaßt. Hält die Regierung diese Ausführung in einem gegebenen Augenblicke für nothwendia, so werden, dem Artikel 7 der mit der Pforte erzielten Vereinbarungen entsprechend, wirkliche Militärs, nicht etwa die Sachverständigen der „R. ft. Pr.", den Zu stand der Wege und Tommunicattonen, die für die Gar nisonen zu wählenden Orte rc. zu untersuchen und die zweckmäßigen Modalitäten deS Einmärsche» festzustellen haben. Von dem Resultate dieser Erhebungen wird abhängen, in welcher Weise und in welchem Zeitpunkte die Occupation stattfinden, ob sie sich auf die in der Convention genannten 3 Punkte oder auf andere Orte erstrecken, oder endlich, ob die Regierung für die nächste Zeit ganz auf dieselbe verzichten wird. Jedenfalls aber werden für die Entscheidung der Regierung die finan ziellen Rücksichten in erster Linie au-schlaggebend sein; da» Unternehmen wird nur ein Minimum von Kosten in Anspruch nehmen dürfen. Auch da» steht ganz im Zusammenhänge mit den allgemeine» Tendenzen der Regierung-Politik; eben die Möglichkeit, durch die Con vention alle größeren Anlagen zu vermeiden, bildete den Grundgedanken beim Abschlusse der letzteren. Die der authentische Sachverhalt, der hier ein für alle Mal dargelegt wird Im Uebrigen legt die Regierung keinen Werth darauf, die „N. ft. Pr." in ihren Auseinander setzungen zu beirren. Wie bisher immer, so werden auch in diesem Falle die Thatsachen die beste Wider legung von Verdächtigungen bilden, welche jetzt irgend einem Wahlmanöver zur Basis dienen sollen und trotz der Böswilligkeit der Tendenz vom praktischen Stand punkte auS ebenso ungefährlich, al- lächerlich erscheinen. St. Petersburg, 13. Juni. (Tel.) Die hier eingetroffenen ostrumelischen Delegirten wurden heute von dem Reichskanzler, Fürsten Gortschakow, und dem Gehilfen desselben, dem wirk! Geh. Rath v. GierS, empfangen. Athen, 13. Juni. Ein Telegramm der „Polit. Corr." bestätigt, daß der ständige Gesandte Griechen land- bei der Pforte, KonduriotiS, zum ersten Bevoll mächtigten der griechischen Regierung für die Ver handlungen über die Grenzfrage ernannt worden ist. Zum zweiten griechischen Bevollmächtigten ist der Vertreter Griechenlands am russischen Hofe, Brailas, ernannt, wird aber nur im Falle des Bedarfes in Function treten. Dem Verlangen Griechenlands nach früherer Feststellung der Grundlagen der Verhand lungen ist von türkischer Seite nicht entsprochen worden. vresdnrr Nachrichten vom 14. Juni. — Herr Polizeidirector Schwauß wird de» 15. d. M. einen dreiwöchigen Urlaub antteten. Während desselben übernimmt Herr Regierungsrath v. Bose die Gefchästsleitung bei der Polizeidirection. la. In der heutigen Sitzung deS Bezirksaus schusses der hiesigen königl. Amtshauptmannfchaft kamen 26 Gegenstände zur Berathung und Beschluß fassung. Genehmigt wurde die Erhöhung der Anzahl der GemeinderathSmitglieder zu Pieschen auf 16, ferner wurde in 6 Fällen die nachgesuchte Dispensation von den der Dismembration ländlicher Grundstücke entgegen stehenden gesetzlichen Bestimmungen, beziehentlich be dingungsweise, ertheilt. Der Branntweinschank in Kirschhütten soll, wie in früheren Jahren, unter ge wissen Voraussetzungen gestattet werden, jedoch mit Beschränkung auf die Zeit bis Abends 8 Uhr. Von den vorliegenden Gesuchen um Schankconcessionen rc. wurden 7 wegen verkehrspolizeilicher und sonstiger Be denken, beziehentlich, was den Branntweinschank und den Kleinhandel mit solchem betrifft, wegen mangeln den Bedürfnisses zurückgewiesen, dagegen 10, worunter auch mehrere Ueberttagungen, genehmigt. In zwei Schanksachen war gebeten worden, von früher gestellten Bedingungen bezüglich der Vornahme von Verände rungen an den Localitäten und der Herstellung eines Wagenhalteplatzes abzusehen. In einem Falle wurde dem Gesuche entsprochen, im andern nicht. L In dem unter Vorsitz des Vicevorsteher- Emil Lehmann gestern Abend 7 Uhr abgehaltenen 19. öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten, welcher Stadtrath Grabowski beiwohnte, gedachte der Vorsitzende in längerer Rede der Bedeutung des fest lichen Tages der goldenen Hochzeit deS Deutschen Kaiserpaares und brachte em dreifaches Hoch auf Ihre kaiserlichen Majestäten auS, in welche- da- Collegium stürmisch emstimmte. Ferner zeigte er dem Collegium an, daß Oberbürgermeister Or. Stübel einen 4 wöchigen Urlaub genommen habe und inzwischen die Dlrectorlal- geschäfte beim Stadtrath durch den Bürgermeister Dr. Hertel erledigt werden. Die Tagesordnung eröffneten 6 Berichte deS Finanzausschusses, infolge deren 1) 1350 M. » Conto des Reservefonds der GaSfabriken zur GaSrohrlegung in der verlängerten Sedanstraße (Ref. Stadtv. Or. Rothe), 2) die Beibehaltung eine» Hilfsarbeiters bei der StadtbauamtSkasse bis Ende August gegen 4 M. tägliche Remuneration (Ref. Stadtv. Meyer), 3) ein Nachpostulat von 4771 M. 25 Pf. für da» Boltsfchulwesen (derselbe Referent), 4) die Gewährung eines Fixums von 400 M. jährlich an den DiakonuS Wauer für seine seelsorgerische Thätigkeit in der Hohenthal'schen Anstalt und dem Bürgerhospitale, aus den Mitteln beider Anstalten (Ref. Stadtv. Kanitz), 5) die Pensiomrung deS LeihhauSlegerS August Wil helm Horn (derselbe Referent) Bewilligung finden und 6) die Justification der Sportelrechnungen der Stadt bauamtskasse pro 1877 und 1878 ausgesprochen wird (Ref. Stadtv. Woyand). Danach wird auf Bericht des Verwaltungsausschusses ein mit dem Ehrlich'jchen Stifte abgeschlossener Kaufvertrag über die SttftSparcelle Nr. 1130 z (Ref. Stadtv. Christoph) mitvollzogen und, (Ref. Stadtv. Vr. Friedrich) dem Anträge deS Stadt- rathes zustimmend, der seitherige Bettag von 1H M. pro Tag für die Verpflegung von auswärts wohnen den und im hiesigen Armenverbande hilfsbedürftig ge wordenen, sowie von auswärts wohnenden, aber in Dresden hilfsbedürftig gewordenen Kranken im hiesigen Stadtkranken Hause auf 2 M. erhöht. Bezüglich der RathSvorlage, die allgemeinen Bedingungen für die Anlagen von Sttaßeneisenbahneu in Dresden, empfahl der Rechtsausschuß, zum Theil in Verbindung mit dem Verwaltungsausschuß (Ref. Stadtv. Dr. Rüger) folgen de- Gutachten zur Annahme: Collegium wolle die RathSvorlage mit folgenden Ab änderungen annehmen: § I in Absatz 2 vor .Straßen und Platzareal-' da» Wort .städtischen' einzuschalten 8 2 am Schlüsse de» § anzufügen: .(Bergl. jedoch 8 8)'. 8 8 im Absatz 5 vor .FahrpreiStarife" die Worte: .Fahr pläne und' einzuschalten. S 7 ») aus Seite « Zeile S hinter den Worten: .Einrichtung über' einzuschalten: .da» Signalwesen und', b) dem Abscch » folgende Fassung zu geben: .der Unter nehmer verpflichtet sich, in den aus de» Straß« »ei senbahn- linien zur Verwendung kommenden Wagen in keinem Falle mehr al» die vom Rath« sür dieselben rc.' o) al» letzten Absatz den Zusatz einzufng«»: .Den vom Rathr wegen der Erhebung navnicher indirecter Abgaben au geordneten Maßregeln hat sich der Unternehmer zu fügen.' ß lO aus de, vorletzten Zeile d«S ersten Absatz«« da» Wort .hiermit' zu streichen Dem 8 t> folgend, Fassung zu arbeu: .Ohne besonder« Grnrhmiguua de« Ralhe« darf der Unternehmer »ährend der Dauer de» Benrage« den Betrieb nicht »aterdreche» SRlte der orduungtmäßige Betrieb der Bahn länger al» 8 Tage insvlge eigener Berfchulduag de» Unternehmer» oder seiner
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