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Dresdner Journal : 13.06.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187906137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790613
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790613
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-06
- Tag 1879-06-13
-
Monat
1879-06
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 13.06.1879
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Lxpvditiou de« vresdasr louruü.!«, Dresden, Lvivxerstrsese I^o 20. Amtlicher Theil. Dresden, 12. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute früh 3 Uhr von Berlin hierher zurückgekehrt. Dresden, 11. Juni. Se. Majestät der König hat dem Hofrath vr. Grässe, Director des Grünen Ge wölbes, der Porzellan- und Gefäß-Sammlung sowie de» Münzcabinets, die Annahme und daS Tragen deS von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland ihm ver liehenen St. Annenordens III. Classe zu gestatten geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem vormaligen Gemeindevorstande Bachmann zu Deutschenbora das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Weimar. Wien. Prag. Paris. London. St. Petersburg. New-Jork. Washington. BuenoS-AireS.) Zur Orientsrage. Ernennungen, Lersetzungen rc. im öffeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichtev. (Leipzig. Ehemnitz. Wurzen.) Gerichtsverhandlungen. (Zwickau.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschast. Feuilleton. Tageskaleuder. Inserate. Beilage. Börsenuachrichten. Telegraphische Wittrrungsberikbtr. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paris, Mittwoch, 11. Juni, Abend«. (W. T. B.) Der Kronprinz der Niederlande, Prinz Wilhelm v. Oranien, ist heute Vormittag hier gestorben. (Der Kronprinz Wilhelm war im Haag am 4. September 1840 als ältester Sohn des jetzt regierenden König« der Niederlande, Wilhelm'S II l., und der am 3. Juni 1877 verstorbenen Königin Sofie geboren. Er bekleidete den Rang eines nieder ländischen Admirallieutenants, Generals der Infanterie und JnspecteurS der Eavallerie. Außer dem Kron prinzen Wilhelm ist aus der ersten Ehe deS seit dem Januar d. I. mit der Prinzessin Emma von Waldeck vermählten Königs Wilhelm III. der Prinz Alexander, geb. im Jahre 1851, hervorgegangen.) ES bestätigt sich, daß Blanqui gestern begna digt und in Freiheit gesetzt worden ist. St. Petersburg, Donnerstag, 12. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem „RegierungS-Ansri- arr" zufolge ist der »erlauf der Krankheit der Großfürstin Maria Pawlowna ein so befriedigen der, daß man die baldige Genesung derselben an nehmen darf. Bulletins werden nicht mehr auS- gegeben. Gegenüber Depesche», welche der „TimeS" auS Wien zugehen und wonach in den freundschaft lichen Beziehungen zwischen Rußland und der Türkei eine Erkaltung einartreten wäre, erklärt dir „Agevce ruffe", daß diese Nachrichten voll kommen falsch und tendenziös seien. Es liege keine authentische Mittheilung auS Konstantinopel vor, welche eine Aenderung in den gegenwärtigen guten Beziehungen constatirt. Bukarest, Mittwoch, 11. Juni, AbendS. (W. T B.) Die beiden Kammern beendigten heute die Wahlprüfungen. — Zum Präsidenten deS Senats wurde, nachdem der Metropolit die Wahl abge- lehnt hatte, Boziano, und zum Präsidenten der Kammer Rosetti gewählt. Konstantinopel, Mittwoch, 11. Juni, Mit tags. (W. T. B.) Regierungsseitig wird bekannt gegeben, daß der Entwurf der in den Provinzen der europäischen Türkei einzuführenden Reformen unverzüglich zur Ausführung gelangen soll. Diese Reformen sollen auf der Grundlage deS Systems der Decevtralisation und der communalen Selbst- ständigkeit vorgenommrn werden. Jede Gemeinde soll nach ihren besonderen Erfordernissen unter Oberaufsicht deS BilajetS, zu dem sie gehört, ver waltet werden Tagesgeschichte. Dresden, 12. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre königl. Hoheiten der Prinz und Frau Prinzessin Georg nebst Prin zessin Mathilde haben heute Vormittag den in der katholischen Hoskirche aus Anlaß des Frohnleichnams- festeS stattgefundenen kirchlichen Feierlichkeiten beize wohnt. * Berlin, 11. Juni. Ueber die Feier der gol denen Hochzeit Ihrer kaiserlichen Majestäten entnehmen wir den sehr ausführlichen Berichten der hiesigen Blätter Folgende«: Schon um ^10 Uhr nahm Sc. Majestät der Kaiser im königl. Palais die Gratulationen der unteren Beamten und der königl. Dienerschaft entgegen. Um 11 Uhr statteten die kron- prinzliche und die großherzoglich badensche Familie, sowie der Großherzog von Sachsen-Weimar den Ma jestäten zu ihrem Jubiläumstage ihre Glückwünsche ab. Gegen 12 Uhr begaben die kaiserlichen Majestäten sich ins hiesige königl. Schloß. Pünktlich zu der im Pro gramm str den Beginn der Feier angesetzten Stunde holte dann im Schlosse Se. Majestät der Kaiser Ihre Majestät die Kaiserin aus den sogenannten Prinz- Wilhelm-Zimmern auS der ersten Etage des Schlosses ab und begab sich mit Allerhöchstseiner Gemahlin in die Festräume, zunächst nach dem weißen Saal. Hier war die ganze königliche engere und weitere Familie versammelt: Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen und sämmtliche zur Hochzeit er schienenen Fürstlichkeiten, 50 an der Zahl. In einer kurzen Tournee nahmen Ihre Majestäten die Glück wünsche entgegen. Dann erfolgte der Aufbruch in die Schloßkapelle. Der große Dienst ging voran bis zu den obersten Hofchargen. Die Kaiserin ging zur Linken des Kaisers. Die Brauttoilette bestand aus einer Robe, die aus Streifen von Goldstoff und gol denen Spitzen auf weißem Atlas zusammengesetzt war. Ueber dieser Robe wurde eine lange Schleppe von Goldstoff getragen, welche mit einer breiten Goldspitze besetzt war. Auf dieser liefen Bouquets von goldenen Myrthen mit silbernen Blüthen hin. Auf dem Haupte trug die Kaiserin einen Myrthenkranz von echtem Golde, ein Geschenk des Kaisers. Vor demselben erglänzte eine Riviere von Solitairs. Vom Haupte rückwärts fiel ein Tüllschleier, der mit goldenen Myrthenguirlanden Feuilleton. Redigirt von Otto Bouck. Zur goldenen HochzeitSfeier deS Kaiserpaares in Berlin. Die nachfolgende zusammengedrängte Schilderung (nach einem Bericht der „Post" und anderer Berliner Zeitungen) möge unsern Lesern zunächst ein Bild von dem Festschmuck geben, den die Stadt Berlin ihren Straßen, Plätzen, öffentlichen Bauten und Privat häusern zur hohen Feier angelegt hat. Eine Promenade durch die Stadt gewährt einen überraschenden herzerhebenden Anblick. Ein Gang nach der Königstraße, deren Häuser unter dem Fahnenmeer fast verschwinden, führt unS nach dem Rathhause, dessen Thurm den üblichen, weit hin sichtbaren Flaggenschmuck angelegt hat, während die stattliche Hauptfront verschwenderisch mit Guir- landen und Blumen decorirt ist. Die Kurfürstenbrücke, der Schloßplatz und die „Breite Straße", in der sich wie immer da« Hau« von Rudolf Hertzog vor allen übrigen au«zeichnet, sind mit einem besonder« reichen Aufwand, von Tannen- guirlandcn, Eichenlaub, Kornblumen und Bannern au »geschmückt worden. Je mehr wir un« den Linden nähern, desto weniger ist unsere Feder der Fülle der Erscheinungen ge wachsen, welche sich unsern Auaen darbietet. So wett da« Auge blickt, ein einzige« Fahnen- und Flagaen- meer, ein einzige« festliches Gewoge. Bon den stolzen Bannern de« kronprinzlichen Palais bis zu der präch tigen Decoration deS Pariser Platzes! Alle Häuser, alle Stockwerke, alle Fenster sind mit Büsten, goldenen und Blumenkränzen, mit Fahnen und Kornblumen- sträußen geschmückt. Es ist ein Räthsel, das auch der gewandteste Statistiker nicht zu lösen vermag, woher die Kornblumen gekommen sind, die an den festlichen Tagen der zweiten Juniwoche in Berlin zu Ehren deS Kaisers verbraucht worden sind. Da» Opernhaus und die angrenzende Bibliothek, die Akademie und die Universität entfalteten reichen Schmuck. Es wäre zu viel, unter den Häusern der Lindcnpromenade auch nur diejenigen zu erwähnen, die sich durch eine besondere Originalität der Decora tion auSzeichnen. Wir beschränken unS darauf, das niederländische PalaiS, das „Hotel de Rome", das Lass Bauer, die Kaisergalerie — in der Passage bildet daS Schaufenster deS Castan'schen Panoptikums wie immer den Glanzpunkt —, das PalaiS der russi schen Botschaft, das CultuSministerium, das Mi nisterium deS Innern und die Artillerieschule her- vorzuhebcn. Als besonder- geschmackvoll fiel uns auch die Decoration deS Hoflieferanten Saling auf. In einem von goldenen Säulen getragenen Tempel, über dem sich ein blauer Himmel mit goldenen Sternen wölbt, stehen die Büsten des Kaisers und der Kaiserin, mit goldenem Lorbeer und goldener Myrthe geschmückt. Zu Füßen der Majestäten liegt das eiserne Kreuz und daS Genfer Kreuz. Im Hintergründe er hebt sich die Siegesgöttin, den goldenen Hochzeitskranz über Beider Haupt haltend. Das Ganze ist sinnig und geschmackvoll in einem Gehege blühender Blumen halb verborgen. Nach einem Entwurf vom Hofphotographen N. Danz ist Restaurant Dressel, „Unter den Linden", in der geschmackvollsten Weise decorirt. Ueber das Schild des Hoflieferanten hinweg zieht sich ein großer goldener Plafond, von einem Adler gehalten, unter dessen Fit tichen die Medaillonportraits des Kaisers und der Kai serin, vom Decorationsmaler des Wallnertheaters, Menge, gemalt, hervortreten. Links steht die Inschrift: „8uum euiquo", rechts: „Meine Kräfte gehören dem Vaterlande". In der Leipzigerstraße, die in Bezug aus Eigen art und Pracht der Decoration den Linden nicht nach steht, zieht vor Allem das Hefter'sche, sowie das dem selben gegenüberliegende Michaelis'sche Haus die all gemeine Aufmerksamkeit auf sich. Beide Häuser sind durch eine quer über die Straße gezogene Flaggenreihe verbunden. Las Hefter'sche Haus selbst, mit Laubge winden und Fahnen reich decorirt, zeigt in der Mitte seiner Fayade die Bilder des Kaiserpaares. Alsdann zieht das internationale Patentbureau von Brandt u. Nawrocki die Augen der Passanten be sonders auf sich. Die Fenster der ersten Etage sind durch blumenumrahmte Transparents bedeckt, die theilS Wappenschilder, theils auf den Tag bezügliche bildliche Darstellungen enthalten. Prächtig nimmt sich vor Allem auch die Reichspost auS, auS deren Fenstern Banner in den deutschen Farben herabwehen, während über dem Portal der deutsche Adler, von deutschen, preußischen und weima- rischen Flaggen umgeben, angebracht ist. Da» Tclegraphenamt am Potsdamer Thor hat die Säulen seiner Vorhallen mit Laubgewinden geschmückt. gestickt war. Um die Schulter schlang sich die Kette deS schwarzen AdlerordenS. Dazu trug die Kaiserin den reichsten Diamantenhalsschmuck. Ebenso trug der Kaiser die Kette des schwarzen Adlerordens über der großen GeneralSuniform und im Knopfloch einen Strauß von goldenen Myrthen, in der Hand einen Stock von Elfenbein, dessen er sich zeitweise als Stütze bediente. Es sind Worte schwer zu finden, um den Eindruck zu schildern, den der Eintritt des Jubelpaares in die Schloßkapelle auf die Versammlung in derselben machte. Die Majestäten nahmen die Plätze vor dem Altäre ein. Im Zuge folgten, dem Programme ge mäß, sämmtliche Fürstlichkeiten, zunächst die Enkelkinder, und dann der lange Zug von 21 fürstlichen Paaren. Hofprediger vr. Kögel verrichtete die kirchliche Handlung. Der Kaiser, obwohl sich beim Gehen eines Stockes bedienend, erhob sich bei dem Texte der Rede des Geist lichen von dem Sessel und blieb in der gewohnten hohen Haltung an der Seite der Kaiserin aufrecht stehen, sich erst nach dem Anhören der Textworte wieder setzend. Zu der Einsegnung traten Ihre Majestäten an den Altar, wo die kaiserlichen Herrschaften nieder knieten. Man sah, wie der Kaiser nach der Einsegnung der Kaiserin die Hand reichte und dann bewegt die Augen trocknete. Nachdem Ihre Majestäten vom Al täre zu den beiden Sesseln zurückgegangen waren, nahm der Kaiser nicht wieder Platz, sondern blieb an der Seite der Kaiserin stehen, bis das von der Gemeinde angestimmte: „Nun danket Alle Gott" zu Ende war. Als Ihre Majestäten zum AuSgange der Kapelle schrit ten und an der Reihe der hohen Herrschaften vorbei kamen, wo Ihre königl. Hoheit die Großherzogin von Baden saß, da reichte erst die Kaiserin, dann der Kaiser der Tochter die Hand, und in dem wechselseitigen Gruße that sich eine Herzlichkeit kund, welche offenbar auch Vielen der Augenzeugen nahe zu Herzen ging. In dem Momente des Segens wurden im Lustgarten 101 Kanonenschüsse gelöst. Nach dem Austritt aus der Kapelle entließen Ihre Majestäten die Fürstlich keiten und nahmen unter dem purpurnen Thronhimmel Platz, um in einer Defilircour die Glückwünsche der Versammelten entgegenzunehmen. Die Eour eröffnete das diplomatische Corps, an seiner Spitze Lady Emily Russell, zuerst die Damen, dann die Herren. Während der Cour deT diploma tischen Corps erhoben sich Ihre Majestäten vom Thron und empfingen die Repräsentanten der fremden Mächte, vor dem Throne stehend. Außer dem Kronprinzen und der Kronprinzessin wohnten der Cour Ihre königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden, die Erbgroßherzogin von Baden, Prinzessin Victoria und Prinz Ludwig von Baden bei, die Groß herzogin-Mutter, der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin in einer Loge auf der Ka pellenseite. Außer dem österreichisch-ungarischen Botschafter Grafen Szechenyi, dessen Gemahlin an der Diphteritis erkrankt ist, waren sämmtliche Botschafter vertreten, von Gemahlinnen der Botschafter nur Lady Emily Russell und Gräfin Launay. Durch den Minister v. Bülow als Vertreter des auswärtigen Amtes wurde der neue Gesandte der Vereinigten Staaten von Nordamerika, White, vorgestellt. Die Cour der Personen von Rang und der hohen Würdenträger des Staates begann mit den Gemahlinnen derselben, den Fürstinnen, an der Spitze die Fürstin Bismarck; dann folgten die Ge mahlinnen der Minister. Nach den Fürsten er schien der Reichskanzler an der Spitze des Staats ministeriums in der großen GeneralSuniform mit der Kette des schwarzen Adlerordens. Auf eine Bewegung des Kaisers trat er näher, um seine Glückwünsche persönlich anzubringen, und wurde vom Kaiser und der Kaiserin mit ausnehmender Huld be dankt. An der Spitze des Vorstandes des Reichstages erschien der Reichstagspräsident v. Seydewitz und rich ¬ tete an den Kaiser eine der Bedeutung des Tages ent- sprechende Ansprache, namentlich mit Hinweis auf den Dank, den das deutsche Volk dem Errichter des deut schen Reichs schuldet. Der Kaiser erwiderte mit kurzen Worten und nahm dann eine zweite Ansprache de» Herzogs v. Ratibor, der an der Spitze des Herren hauses und des Abgeordnetenhauses erschien, entgegen. An der Spitze der commandirenden Generäl: al« Ver treter der Armee sprach Generalfeldmarschall Graf Moltke und erhielt vom Kaiser und der Kaiserin in besonders herzlicher Weise den Dank ausgedrückt. Da rauf erfolgte die Einführung der 21 Deputationen auS den Provinzen, angeführt von den betreffenden Ober präsidenten derselben. Dieselben brachten die zu die sem Tage gemachten Stiftungen dar, deren Urkunden sie dem Kaiser in kostbaren Einbänden überreichten. Im Namen der Stadt Berlin ergriff der Bürgermeister Geh. Rath Duncker das Wort. Die Ansprache, welche derselbe an Ihre Majestäten den Kaiser und die Kai serin hielt, war folgende: .Allerdurchlauchtigster KaiserI Allergnädigste Kaiserin! Wo immer daS seltene Fest einer goldenen Hochzeit gefeiert wird, umringen da- Jubelpaar dankend, frohlockend, glückwün schend die Verwandten, die Angehörigen Des LandeSvaterS, der LandeSmutter Angehörige sind alle Boltsgenossen. Unter den Vertretern derselben nahen Ew. Majestäten ehrfurchtsvoll auch wir, die Abgesandten Ihrer ersten Residenz. Dem Danke, den unsere Bürgerschaft Ew. Majestäten schuldet, der Freude, welche sie empfindet, daß dem geliebten Kaiserpaare vergönnt ist, diesen Tag in voller Geisterfrische zu feiern, thun Worte nicht genug; ein Dank- und Frcudenopser hat in der Gründung einer AlterSversorgungSanstalt die Sladtaemeinde bringen wollen, auf daß in ihr das Andenken an diese Feier alle Jett lebendig bleibe, auf daß die Armen und Schwachen, die m jener An stalt eine Zuflucht finden, auch in fernster Zukunft diesen Tag segnen. Kaiserliche Majestäten! Jede- Jubelfest zieht unwidersteh lich den Blick in die Vergangenheit Dem heute rückwärts ge wendeten Blick erscheint der Ehebund, den Ew Majestäten vor KO Jahren schloffen, wie ein Symbol der Geschicke, die sich in diesem halben Jahrhundert für das Vaterland vorbereiten, er füllen sollten. Bon der geweihten Stätte der deutschen Literatur führten Sie, allergnädigster Herr, die erlauchte, unter den Augen Karl August s und Goethe - erblühte Braut in Preu ßens Hauptstadt heim, um mit ihr den Bund für daS Leben zu schließen. Die dauernde Verbindung altpreußijcher Tugenden mit deutscher Wissenschaft und Kunst durch ewig denkwürdige Thaten König Friedrich Wilhelm - lll inaugurirt und seitdem immer inniger geworden, befähigte Preußen, Deutschland zu einigen, begründete das Anrecht der Könige Preußen- ans die deutsche Kaiserkrone. Möge dem ehrwürdigen Trä ger derselben beschieden sein, auch ferner mit glücklichem Erfolge, Ihm zur Freude, den Völkern zum Segen, der Hüter des europäischen Friedens zu sein; möge unserer gütigen Kaiserin vergönnt sein, mit unveränderter Kraft die hohe Schützerin aller Werke der Humanität zu bleiben; möge dem theuern Jubelpaare der Genuß de- stillen Glücke-, das auf den Höhen wie in den Niederungen der Ge sellschaft nur im Familienkreise gefunden wird, fortan ungetrübt bleiben! Das sind unsere, sind unserer Bürgerschaft innige Wünsche. Eure Majestäten bitte ich untcrthänigst, diesen Aus druck derselben huldvoll eutgegenzunehmen und mir die Ueber- reichung der, die HochzeitSgabe der Stadt Berlin vertretenden, Urkunde über die Gründung der AlterSversorgungSanstalt der Kaiser Wilhelm-Augusta-Stiftung gnädigst zu gestatten." Se. Majestät der Kaiser erwiderte hierauf etwa Folgendes: .Ich danke Ihnen für die herzlichen Wünsche, denen Sie im Namen der Bürgerschaft von Berlin Ausdruck gegeben haben. Die Bürgerschaft von Berlin kennt Mich und Meine Gesinnung, denn Ich bin ja immer unter Ihnen gewesen und bin hier in Ihrer Mitte zu dieser Stufe des Alters fortgeschritten, in der es mir durch Gottes Gnade vergönnt ist, em solches Fest zu feiern. Bringen Sie der Bürgerschaft Meinen Dank und seien Sie versichert, daß Ich sowohl, wie die Kaiserin UnS über Ihre Stiftung einer AlterSversorgungSanstalt innig gefreut haben." Von der Cour der inländischen Gesellschaften an blieben der Kaiser und die Kaiserin auf den Thron sesseln sitzen, aber jede der vielen Ansprachen wurde vom Kaiser beantwortet. Gegen 3 Uhr war der Em pfang der Deputationen zu Ende, und die Majestäten konnten, dem Programm gemäß, nach dem Palais zurückkehren. — Die Masse des Volkes auf dem Der Wilhelmsplatz hat durch eine einheitliche De coration von Bannern, die von vergoldeten Masten herabwehen, einen besonders festlichen Charakter er halten. Wenn wir uns an dem prächtig geschmückten Kaiserhof vorüber nach der Jägerstraße begeben, fällt uns zunächst der originelle Aufbau inS Auge, mit welchem Herr Hausmann die Fayade seines WeinlocalS geschmückt Hat: eine Pyramide von Weinfässern, die von Tannenguirlanden umwunden und von einem preußischen Adler gekrönt ist. Darüber sind tn einer Nische die Büsten deS Kaiserpaares angebracht. Auch der Thiergarten hat dies Mal an seinen historischen Punkten Festschmuck angelegt. Die Louisen insel ist mit einem reichen Flor blühender Pflanzen, rothen und weißen Azaleen, Pelargonien u. s. w. ge ziert, und auf deni Platz, der das Denkmal der Kö nigin Louise aufnehmen soll, sind zahlreiche blühende Pflanzen zu einem mächtigen Bouquet vereinigt wor den. Auch auf die gärtnerische Ausschmückung de» Platzes beim Denkmal Friedrich Wilhelm'S III. ist die» Mal besondere Aufmerksamkeit verwendet worden. Die Gewerbeakademie in der Klosterstraße hat einen sehr gut wirkenden Schmuck für ihre beiden Ge bäude gewählt. In beiden ist der Balcon zum Stütz punkt der decorativen Ausschmückung gemacht. Der Platz vor dem Victoriatheater ist mit zahlreichen Masten bedeckt, die mit Wappen geschmückt und durch Laubgewinde verbunden sind. Schon von 7 Uhr Morgens an hatte sich eine unabsehbare Menge auf dem Dönhofsplatz eingefundcn, um dem Jubelgesang belzuwohnen. Gegen 8 Uhr entwickelte sich eine förmliche Völkerwanderung, die sich in breiten Strömen nach dem Dönhofsplatz ergoß,
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