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Dresdner Journal : 11.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187905119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790511
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-05
- Tag 1879-05-11
-
Monat
1879-05
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 11.05.1879
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ari Lä da! all « «r Pr «v un Dresde» Nachm. 2,30 — 3,30 — 4,30 u. 5,30 nach ^08ek^1tL-81»8«^1tr nach Vrvsävo (ni'^ii^ Kip Vunilelifki innen. do medrrzut«s«n von von von von Dampfschifffahrt Ä. aumrldkn. Unter Ausweisung durch Zeugnisse sind solche Anmeldung des Untrr,«ichntt« (Larusstrasie 1) zwischen 1» und l Uhr zu I 8»»«ta8, ckvm L finden folgende LxtrLäLwMeltiMükrt«» statt: Dresdo, den 10. »ui 1879. -n Piktttn -n^- E»nitehrtt-Ml>,>g»aiß«lt. Gerichtsverhandlungen. r. Borna, 7. Mai. In der am 29. April bei dem hiesigen königl. Bezirksgerichte abgehaltenen öffentlichen Hauptverhandlung trat wieder einmal die grenzenloseste Arroganz und Gewissenlosigkeit eines „Heilprattikanten" zu Tage. Der jetzt 34 Jahre alte Barbier Friedrich Wilhelm Rodert Melzer in Pürsten, gebürtig aus Merseburg, betreibt bereits seit 10 Jahren in seinem Wohnorte und Umgegend die Heilkunde und prakticirt gleich einem approbirten Arzte, indem er Euren von innerlichen, wie von äußeren Krankheiten unternimmt, ohne daß er eine andere Borbildung hierzu erlangt hat, als daß er mehrere Jahre bei einigen, mit der Chirurgie sich beschäftigenden Barbieren conditionirt und angeb lich einige medicinische Bücher, deren nähere Bezeich nung ihm nicht einmal möglich, gelesen hat. Er hat sich keiner Prüfung unterzogen und keine Approbation erlangt. Am 15. Januar 1878 erkrankte die Ehefrau des Hausbesitzers Hecking in Großzöffen und der „Doc tor" Melzer wurde gerufen. Dieser hat die Hecking zu 4 verschiedenen Male», zuerst am 16. Januar be sucht. Bei dem ersten Besuche hat er aus die Angaben der Kranken, daß sie Schmerzen im Leibe habe und an Erbrechen und Kopfschmerzen leide, der Kranken die Diagnose auf „Congestionen nach dem Kopse" gestellt und hat die Anwendung von warmen Breiumschlägen ungeordnet, auch ein niederschlagendes Pulver zum Einnehmen verschrieben. Die Schmerzen der Kranken im Unterleibe hat er dadurch erklärt, daß sich „die Schmerzen dahmziehen würden", und hat die Dauer der Krankheit auf 6 Tage prognoscirt. Bei sei nem zweiten Besuche hat er die Fortsetzung der an gegebenen Behandlungsweise angeordnet, bei dem 3. Besuche aber als Mcdicamente eine bittere Essenz zur Er wärmung des Magens und ein Abführmittel verschrieben. Beim 4. Besuche ist ihm der Zustand der Kranken be denklich erschienen, ihr Aussehen ist ausfällig zum Schlimmern verändert gewesen. Er hat davon ge sprochen, daß er nun andere Mittel werde anwenden müssen, hat aber bei der erklärten Abneigung der Kranken hiergegen sich beruhigt und nichts angeordnet. Als er am 24. Jauuar seinen Besuch hat wiederholen wollen, hat er erfahren, daß an demselben Tage Herr vr. meä. Schlüßler aus Borna zu Rathe gezogen worden ist, und hat von da an seine Besuche eingestellt. Herr vr. Schlüßler hat sofort die Einklemmung eine- Leistenbruchs erkannt, hat erkannt, daß die unbedingt erforderliche Behandlung die Reposition oder Opera tion des Bruches fei, ist aber zweifelhaft gewesen, ob nicht schon der Brand cingetreten und damit die Oppor tunität dieser Behandlung vorüber fei, und hat, da er mit chirurgischen Euren sich nicht befaßt, die Zu ziehung dcS Herrn vr. meä Neumann in Borna an- gerathen, hat denselben auch selbst von seinem Befunde ttLusIeknei'. v«i»-bt wird zu» 1. rejp. 1». Zum ein ttchtißer Hauslehrer kür zwei Knaben vou 8 bis 9 Jahr« aus rin Gut bei Dresden. Gutes Salair uu» bauerndt Stellung tu Nusslcht Bewerber wollen ihre Adresse mit Angabe ihrer bisherigen Wnbamkeil unter F. G. 4» bei Herrn Zu dem bei hiesiger Tumlehrer-BildungSanstali demnächst beginnenden LehrcursuS für weibliche Gymnastik, welcher darauf berechnet ist, die Turnlehrrrinnen-Borbildung für das Bedürsniß der Schulen und Privattreise zu fördern, können sich Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen und andere mit der weiblichen Erziehung beschäftigte Personen bei der Frau ktllnltr Abds. 7,30; von La»bkgast 7,40 Niederpayritz-Tolkewitz 7,45; von Wachwitz 7,50 VI»86^1t2-Is08Ok^1t2 Nachm. 4,30 — 5,30 — 6,30 — 7,30 u. 8 Dresden, den 10. Mai 1879. Der vollziehende Director: Besitzer von Privatgalerien einen Aufruf richtete, ihre Bilder zur Ausstellung in der Akademie herzu- leihen, damit nicht nur das Volk diese Schätze kennen lerne, sondern die Künstler auch Gelegenheit hätten, die alten Meister mit Muße zu studiren. Der Premier Earl Beaconsfield hielt eine kurze Rede, in welcher er abermals betonte, daß die englischen Maler bestrebt sein möchten, sich aufzuschwingen und ihren Bildern Poesie einzuhauchen. Er empfahl, die früheren Kriege Englands zu Gegenständen ihre- Pinsels zu machen und au» den Shakespeare'schen Werken ihre Stoffe zu wählen. * Am 26. Februar d. I. ist au» dem städtischen Museum zu Odessa die ganze Sammlung orien talischer Münzen entwendet worden, welche die dortige historisch-archäologische Gesellschaft daselbst auf- bewahrte. Die Sammlung ist besonder» reich an sel tenen Münzen au- der Krim und war von dem ver storbenen deutschen Generalconjul vr. Blau in Odessa mit einem werthvollen wissenschaftlichen Kataloge ver sehen worden. Die Annahme liegt nahe, daß die Diebe versuchen werden, die Sammlung im Au-lande zum Verkauf zu bringen. Wir machen daher dar münzen- ammelnde Publicum in Deutschland auf den stattge- undenen Diebstahl aufmerksam und empfehlen dem- elben in seinem eigcnen Interesse, die größtmögliche Vorsicht, fall» ihm Münzen zum Verkauf angeboren werden sollten, welche au» der entwendeten Sammlung derstammen könnten. Die historisch-archäologische Ge sellschaft in Odessa wird nmurlich für jede Mitthei» luug dankbar sein, welche für die Entdeckung der Diebe oder die Wiedererlangung der Sammlung einen Anhalt bieten kann. Am 29 d. MtS. findet nunmehr die entscheidend« «kner»! - H ersr-miulunx dieser Bahn statt, in der die Annahme der von der StaatSregierung gemachten Offerte nur durch der anwesenden Actionäre, nach BrrhülMiß der von ihnen vertretenen Stimmen, erfolgen kann. Ich mache deshalb auf die besondere Wichtigkeit, daß jeder Aktionär möglichst selbst erscheine, aufmerksam und erbiete mich, daran Behinderte, welche Isis' Ueberlassung der Bahn an den Staat gegen Abstempelung der Aktien auf 4^ H Rente, stimmen wollen, zu vertreten, wenn mir die Aktien »koe Loop»»» bis zum 27. d. M». zugehen. Die Rückgabe der Actten erfolgt sofort nach Abstempelung derselben. Depotscheine der Reichsbank oder anderer öffentlicher Institute müssen bis nach der General-Bersammlnug hinter legt werden. > — — —. — Lauck«», Berlin, Wtlbelmstra-e 70d. Ein Aalrag aus Schluß der ersten Berathung wird angenommen. Nach persönlichen Bemerkungen der Abgg. Mosle, vr. Bamberger, Rickert, vr. LaLker und v. MagdzmSki schreitet da» Haus zur Beschluß fassung über die geschäftliche Behandlung der Vorlage. Ein Antrag des Abg. Löwe (Bochum) will eine Anzahl Positionen im Plenum, die übrigen in einer Com mission von 28 Mitgliedern berathen wissen. Ein dazu vom Abg. Rickert bestellte» Amendement will eine Trennung der comnnssarisch vorzuberathenden Positio nen in Schutz- und Finanzzollpositionen und gesonderte Berathung derselben in 2 verschiedenen Positionen. Diese- Amendement wird abgelehnt und der Anttag de» Abg. vr. Löwe angenommen. Dadurch erledigt sich auch ein Antrag der Abgg. v. Benda, v. Bennig sen und vr. LaSker, welcher in seiner Tendenz im Wesentlichen mit dem Rickert'schen Amendement über einstimmt. Schluß der Sitzung 4 Uhr. Nächste Sitzung morgen 10 Uhr (dritte Lesung der heute in erster und zweiter Lesung behandelten finanziellen Vorlagen, erste Lesung der Brau- und Tabaksteuergesetzentwürfe). müffcu, als fi« jetzt an direkten zahl«. Alle civilifirt« Staat« hab« bi« jetzt dahin gestrebt, die nothwendigen Lebensmittel nicht mit Steuern zu Dem Arbeiter die Lebeasmittel ver'heurrn, heißt nicht« Andere«, al« unfere Produkttou«kraft vermindern, unsere Eoncurrenzsähigkeit schwäch« Dir direkten Steuern find emgeführt worden, well d,e indirekt« d« Dienst versagt« in der Zeit der Roth. Ich will dir Brwegung, wrlchr der Reichskanzler jetzt eröffnet, nicht mitmach« D«r ausländische Loucurrrnz werden Sie mit dem Getreidesoll nicht beseitigen. Sie werd« blo« Dat erreichen, daß man unseren blühenden Handel mit russischem Getreide zerstört. Der Reich? kanzler hat gesagt, seit dem Jahre 1824 hätten wir leine Fi- nanzresorm in Preußen gehabt. Aber wir hab« 1881 dir Grundsteuer eingeführt, wir haben die Mahl- und Schlacht- fteuer aufgehoben. Der Grund, warum wir in Preußen zu keinem rationellen Steuersystem gekommen sind, war der Man gel des Einnahmebewilligungsrrchtt. Ich bin bereit, eine be deutend« Summe den verbündeten Regierungen zu bewilligen, aber aus Grund einer larijvorlage, die im direktesten Wider spruch steht mit den bisherig« Traditionen, bin ich dazu nicht im Stande, uud so komme auch ich zu einem negativen RrMi- tate. Da« kommt aber daher, weil man dir Schutzzölle mit den Finanzzöllen zujammengekoppelt hat. Die jetzt prorlamtttr Arbelltthrllung zwischen den Rationen ist der größte Rückschlag, den ich mir denken kann Die Principi« de« Freihandels sind bereit« 1808 in einem königlichen Erlaß an dir Regierungen anerkannt worden. Wenn da« kleine Preußen damals so kühn sein konnte, al» England noch schutzzöllnerilch war, dann sollten wir jetzt nicht unsere Erportindusttte, die sich jo blühend ent wickelt hat, durch Zollmaßregeln schädigen. Die Landwirth- jchajt war noch vor ganz kurzer Zeit durchaus sreihändlrrijch. Der Freiherr v. Thüngen z. B. hat sich ausgesprochen für all gemeine progressive Einkommensteuer (Heiterkeit). Jetzt haben Sie eine Schwenkung gemacht und verlangen von uns dasselbe. Mu Ihrer Tarijrejorm werden Sie nur alle Gegenstände ver- theuern, ohne daß die Landwlrthjchast einen sonderlichen Nutzen davon hat. Die Landwirthschasi wird die Zeche zu bezahlen haben uud ich möchte Sie noch in letzter Stunde bitten: ver einigen Sie sich mu uns, setzen wir die Jndustriezölle, wo wir nur können, herab. Bei der ganzen Reform sind die Vertreter der ganzen Oftseetüste grr nicht gejragt worden. Die gestrige Erklärung des BundeScommljsars, daß das Princip der Iden tität aufrecht erhalten werden solle, hat «ne große Beun ruhigung hirvorgebracht. Früher ist er bei dem Getreidehan- del nicht beobachtet worden, und wenn Sic jetzt an diesem Princip sesthalten, jo ist dec ganze Getreideyar.dcl an unserer Össieeküste ohne Weiteres vernichtet. Ich hoffe, der Reichstag wird die Regierungen dazu bestimmen, daß dieser große Zweig der nationalen Lyatigkelt nicht aufs Spiel gesetzt wird. Ganz ebenso steht «S mit dem Holze. Richt weniger al« So Schiffe stehen jetzt an der Ostseelüste leer, einmal, weil man die schle sischen itohlen begünstigt hat durch Differrnttalsrachtsätze, und danu, weil Niemand mehr wagt, etwa- zu unternehmen. Der Minister Hofmann sprach von wirthschastlichem ParttcularismuS uud hat damit jedenfalls uns gemeint. Ich kann es aber nicht Partikularismus nenn«, wenn wir daS Recht unserer Existenz vertheidigen. Die Ostprovinzen leiten au« der Geschichte ihre Berechtigung her, sie können verlangen da» Zeugniß, daß sie von jeher ihren Patriotismus bcthättgt Haden. Die Ostpro vinzen sind pets bereit gewesen, ihre partikularen Interessen aus dem Altar des Vaterlandes niedcrzulegen, und wir werden sesthalten an dem nationalen Gedanken. Aber die Sache hat doch auch eine Grenze. Wir wollen auch mit unseren Inter essen gehört werd«, und wenn Sie von Schutz der nationalen Arveu iprechen, so soll« Sie auch bedenken, wie Biele durch die,« Tarrs brodloS werden. Muth« Sie uns nicht Opfer zu, die über unsere Lebensfähigkeit hinauSgeh«. und erwarten Sie nicht von diesem Tarif eine nationale Einigung. Mit diesem Laris ist für un» die Parole des Kampses gegeben und wir tonnen nicht eher ruyen, bis wir die Prmcipi« von 1818 wieder zu Ehren gebracht haben. Wenn Etwas geeignet ist, die nationale Einigung zu trüben, jo ist es dieser Kampf der Interest«. (Bravo!) BundeScommisjar, geh. Regierungsrath Burchard bemerkt, daß er zwar dloS drei Ausstellungen an den Deibrück- schen Ausführungen gemacht, aber weitere der Specialdebatte Vorbehalten, auch diejenigen nicht wiederholt habe, welche schon von früheren Rednern gemacht worden sei«. Bei der Behaup tung müsse er deharren, daß das Princip der Identität von jeher bestanden und immer beobachtet worden sei. BundeScommissar Ministrrialrath Mayr hebt hervor, daß die öffentliche Meinung sich für indirekte Besteuerung aus gesprochen habe. Daß Finanz- und Schutzzölle gleichzeitig zur Berathung gestellt werden müßten, folge schon daraus, daß ein und derselbe Zoll zugleich die Natur eine» Finanz- und eine« Schutzzölle- haben könne. Eine Trennung würde also unzweck mäßig und unsachgemäß sein. Es sei eine Aeußerung de« Hrn. v. Thüngen hervorgehoben worden, um damit anscheinend zu beweis«, daß derselbe für direkte Steuern, und zwar für Hoy« gewesen sei. Derselbe habe aber für eine Einkommensteuer ge sprochen an Stelle der in Bayern bestehenden fehr hohen Grund steuer. Wenn der Abg. Rickert geäußert habe, der Tarif werde keine Ruhe herbeiführen, so meine er, wenn man die Interessen der Mehrheit befriedige, fo werd« die Ruhe eine größere sein, al» wenn man nur dir Interessen der Minderheit berücksichtige. Wenn die Mehrheit befriedigt werde, so werde schließlich auch die Minderheit Befriedigung gewinnen. Bunde-bevollmächtigter wirkt. Geh. Rath v. Rostitz- Wallwitz berichtigt eine falsche Auffassung einer seiner Aeuße- ruilgen seit« der Abg. Rickert und bemerkt sodann, es sei ihm erst nachträglich gejagt worden, daß sein Ausspruch, dtt Abg. Richter habe seinem Vorwürfe gegen die Regierungen einen schnöden Ausdruck gegeben, so aujgesaßt worden sei, al« habe er, Redner, damit den Abg. Richter beleidigen wollen. Er habe aber damit sag« wollen, der Abg. Richter habe seinen Bor wurf gegen die Regierungen in einer Form gebracht, welch« nach seiner Ansicht geeignet sei, die Regierungen in der öffent lichen Achtung heradzujetz«. Präsident v.Forckenbeck dankt dem Bunde-bevollmächtig ten für dies« Erklärung und bemerkt, daß damit seine, des Präsident«, frühere Erklärung ihre Bedeutung verlor« habe. hab« »ürd« (Heiterkeit), und sich una»g«ehme Dinge saprn zu last«, ja, meine Herren, da» tp nicht Jedermann« Sach«. Ich möchte wohl aunehm«, daß di« H«rren Finanzministrr, wenu sie au» der Eruerald«batte weaaebtiebra sind, der Ansicht gewesen sind, daß sie zu Hause in Währung ihre» eigentlich« Beruf» nützlichere Dinge leisten könnt«. (Sehr gut! Bravo! rechts.) Präsident v. Forckenbeck: Ich sehe mich dochgenöthigt, dr« Herrn Bevollmächtigten zum Bundrtrathr zu erklär«, daß ich deu Ausdruck.schnöde', aus eine Rede eine» Reichstag«. Mitglied«» angrweadet, für nicht parlamentarisch erachte. Hat da» Reichttagsmitglie» sich in einer andern Sitzung vergesse», so wäre e» meiner Ueberzeugung nach da an der Zett und nach parlamentarischer Regel grbot« gewesen, dann di« Ent scheidung »es Präsidenten in Anregung zu bringen. (Sehr richtig I) Bunde»devoll«ächtigt«r wirkt. Geh. Rath v. Nostitz- Wallwitz: Ich habe allerdings nicht geglaubt, daß es Lache der Bevollmächuglen zum BundeSrathe sei, den Herrn Präsi denten darauf aufmerksam zu machen, wena rin Ausdruck, wel chen ei» RelchstagSabgeardneler in Bezug auf di« v«rdüadrt«n Rrglerungtn fall« läßt, jtiner Ansicht nach bi« Grrnz« dr« parlamrnlarischrn Anstaudr« übrrschrritrt. (Sehr gutl Bravo! recht».) Abg. Gras zu Stolbrrg (Rastrnburg) wrist daraus hin, daß d«r bklm Reichstag« ringkhendrn, gegen den Zolllaris ge- gerichtet« Petitionen ausging« von Industrien, welche bereu» hiurelchend geschuht seien. Er Halle die Ecalition von Land- wlllh,chajt und Industrie für ein« groß« Segen, nicht blo» »n Bezug auf die gegenwärtigen Vorlagen. Kur die bemittel ten Mast« hei e» einerlei, ob sie am End« de» Monat» oder Vlritrljayre« eine größere Summe zahlten; für die arbeitend« Ma„en ,ei «» aber von Wichtigkeit, durch indirrcte Steuern ihre Abgad« an den Staat zu entrichten. Lurch da» Syüem der indirekt« Strur« erziehe man die Arbeiter zur Sparsam keit, durch da» System der direkten Steuern verleite man ihn zu einer ungeregelten Lebensweise. Bestreiten müsse er di« Aeuß«rung de» Abg. Bamberger, daß in einem cunttsirt« Slaaie die Grundrente fallen müste. Die agrarische Bewegung habe nur einen volt»«irly,chaftlichen Charakter und mit seiner, der deulscheouservativen Partei, gar Richt» zu thun. Sie gehe davon aus, daß die ncuece Gesetzgebung im gutereste de« mo bilen Lapttals erlassen sei und sich nicht bewahrt habe. Er Halle den Nern der agrarisch« Bewegung für gesund und «t- wickelung»,ählg.' Daß der Abg. v. Bennigsen für die Inter essen dr» bedrängten Grundbeptzes eintreten wolle, habe ihn gewundert uud sehr erfreut. Wenn Dr. Bamberger gejagt habe, ud«r Jahr und Tag werde man doch wieder zum Aicihandcl üdergryen, so wäre er damit auch zufrieden; aber solche Dinge mußten geordnet werd« nicht nach petjönlichcn Sympathien und Antipathien, sondern nach den real« Bedürfnissen, und w«an Abg. Bamberger einen allgemeinen Freihandel etabttre, ,o würde er damtt einverstanden sei«. So lange aber di« übrigen Rationen dl« Thür zujchlössrn, müsse Druischland ein Gleiche» thun. Abg. Lasker habe gesprochen von einer Ver mchlung der direkten Steuern. Gegenwärtig jei da- Verhätt- mß jo, daß in LtUijchland zu viel directe, zu wenig indirekte Steuern bestünden. La« solle beseitigt werben, aber von einer Vernichtung der direkten Steuern durch die gegenwärtige Vor lage sei nicht die Rede. Abg La»kcr befinde sich in Wider spruch mit «liier Anzahl seiner Freunde; daraus schließ« er, oaß die Entwickelung und Kräftigung de» deutschen Reichs ein« Schrill vorwärts gehe. Wenn das preußische Abgeord- urlenhau» m der EoufliklSzeit daS Eiunahmebewllttgungoiccht geyadl hätte, dann wäre es um die Macht Preußens ge;cheheu gewesen, dann wäre eS zertreten worden von österreichischen und ungarijü-en Regimentern. Seine Partei halte für das Wlchligfte da» Ausgadrdewillungtrecht, sei aber constilunonellrn Garanll« nicht entgegen. Vor Allem aber jei seine Partei einig in dem Wunsche, daß nicht in diesem Jahre wieder die dringend nvlhwendige Reform scheitere an einer Frage, der sie nur erneu parlamentarischen Lharakter beilegen könne. (Bravo! recht» ) Abg. Rickert: Der Abg MoSIe hat gestern gesagt, daß da- gegenwärtige Gesetz dazu beitragen würde, den uuernatto- nal« und semitischen Lharakter de- Handel» zu beseitigen. Wenn MoSle e- jür seine Sache hält, stille Beweiskraft au« Vieser Anschauung zu nehm«, jo lehne ich für mich und meine politischen Freunde jede Gemeinschaft mtt dieser Art der De- ductlvu ab. (Bravo! link».) Bei den geschäftlich« Behandln» gen müssen die wirthfchastlichrn Fragen von den finanziellen gelrenn» werden. Unmöglich kann eine einzige Lommisfion beide Seiten der Vorlage genügend behandeln. Wenn der Regie- ruugrcommisjar an den Ausführungen deS Abg. vr. Delbrück nichlS weiter au«zusetzen gehabt hat, al« was er gestern au«- jührlc, so ist Hoffnung, daß viele von den Ansichten de« Abg. Telvtück noch verwirklicht werd«. Wenn der Minister Hof mann ausgesührl hat, daß der Ertrag der Zölle seit Gründung des Zollverein« nur um 20 Procent gestiegen sei, jo übersieht er, daß andererjetts die indirekten Steuern jetzt weit höhere Erträge liesern, alS früher. Die Frage der konstitutionell« Garantien ist nicht erledigt durch die Resolution, welche da» preußische Abgeordnetenhaus beschloss« und die Regierung ac- ceptirt hat. Für Preußen ist sie erledigt, nicht aber für den Reichstag. DaS Bewilligungsrecht werden wir uns nicht nehm« last« und m»l Freude habe ich vernommen, daß auch daS Lentrum die Rechte des Reichstags mit unS wahr« will. Damit ist der Staudpuukt der Majorität des Hause» vollständig gekenn zeichnet. Ler Preußische Lonslict ist durch die Jndemnität«- vorlage bejettigt, und es ist nicht nützlich, hier diese Dinge zu berühren (Sehr wahr! link«); sonst könnt« wir zeig«, daß es Parteien in Preußen gab, welche nicht mit dem Eifer, zu wel chem sie verpflichtet waten, da» verfassungsmäßige Recht wahr ge nommen haben. Dir Matcicularbriträge gefall« mir aller dings nicht, erst aber zeigen Sie mir einen Ausweg, und ehe wir etwa- Bessere- nicht gesunden hab«, halte ich daran sest, di- wir ein wirksame» Acquivalent haben. Graf Stolberg treibt eine derart reformatorische Politik, daß mir die Haare zu Berge stehen (Große Heiterkeit). Er betrachtet sogar die indirekt« Steuern alS eine Erziehung zur Sparsamkeit, war mir ganz unbegreislich ist. LS kommt ja in Betracht, daß die Arbeiter an indirekten Steuern viel mehr würden zahlen in Kenntniß gesetzt. Herr vr. Neumann hat am 26. und 29 Januar dir Hecking explorirt und hat den Befund Schlüßler- bestätigt. Der am 30. Januar er folgte Tod der Hecking ist bereits nicht mehr adzuwenden gewesen. Die nach den einfachsten Regeln ärztlicher Wmliijchan unbedingt erforderliche Behandlung bei Brucheinklemmungen, die manuelle Reposition oder eventuell die Operation, würde bei der Hecking inner halb der ersten 8 Tage nach der Erkrankung, also bi- zum 23. Januar, anzuwenden gewesen sein, denn an diesem Tage, an dem da- Erbrechen aufgehört, ist nach bezirksärztlichem Gutachten der Brand eingetteten. ES würde laut desselben Gutachten- nach der Be schaffenheit de- Falle», nach der Oettlichkeit de- Bruchs, nach dem normalen Gesundheit-- und Kräftezustande der Hecking und der günstigen Lage der äußern Ver hältnisse derselben die rechtzeitige Reposition beziehent lich Operation zu einer Wiederherstellung der Patien tin mit Sicherheit geführt, den Eintritt de- Tode» ver hindert haben. Die Unterlassung der erforderlichen Behandlung fällt lediglich Melze?n zur Last. Die Aerzte Schlüßler und Neumann wurden zu spät zu gezogen. Melzer hat aber nicht allein die zur Ret tung der Hecking führende Behandlung unterlassen, sondern noch übcrdem durch die von ihm angewende ten warmen Breiumschläge und da- Abführmittel zur Verschlimmerung der Krankheit beigettagen und da durch, daß er die Hecking'schen Eheleute über feine Unfähigkeit zur Behandlung de» vorliegenden Falle- im Unklaren gelaffen, die Zuziehung eine» wirklichen Arztes verhindert. Er hat hierdurch den Tod der Hecking verursacht. ES ist die» zunächst seiner völli gen Unkenntniß und Unfähigkeit in medicinifchen Sachen zuzuschreiben. Allein er mußte wissen, daß ihm alle Kenntnisse und Fähigkeiten zu den Verrichtungen eine- Arztes fehlten, und wenn er nun dessenungeachtet an die ärztliche Behandlung der Hecking herantrat und dieselbe allein fortführte, fo ist die» nicht auf einen Fehler des Verstandes, sondern auf einen Fehler deS Willens zurückzuführen. Aus diesen Gründen erachtete der Gerichtshof Melzer n für schuldig, einen Menschen au- Fahrlässigkeit getödtet zu haben. Auch noch wegen anderer Vergehen war Melzer angeklagt. Al- er Ende 1876 dle erkrankte Ehefrau de- Materialwaarenhänd- lerS Bornitz in Groitzsch behandelte, hatte ihm feine Patientin erzählt, daß ihr Mann in der letzten Zeit bedeutende Verluste an den in seinem Besitze befind lichen Werthpapieren erlitten. Sofort hat sich nun Melzer gegen die Bornitz'schcn Eheleute erboten, ihnen zu einem Theile des Verlustes wieder zu verhelfen durch Ver kauf der Papiere. Er hat hierbei wider die Wahrheit vorge spiegelt, daß er durch seine Verbindung mit einem Bank hause in Leipzig zu einem sehr vortheilhasten Verkaufe be hilflich fein könne, besser als jeder Andere, daß er eine große Anzahl solcher Papiere zu Hause besitze und zu deren Sicherheit Selbstschüsfe gelegt habe. Zufolge dessen sind ihm verschiedene Eifenbahnactien zum Verkauf über geben worden. Melzer hat aber den Berkaus nicht be wirkt, vielmehr hat er die Papiere theils für eine dringend« Schuld, theils für neu aufgenommene Dar lehne verpfändet, theils auch an sich behalten. Letzte re» hat er gethan mit zwei Actien, die wegen zu nie drigen Courses nicht verwerthbar waren. Durch Mcl- zer's Gebühren ist Bornitz an seinem Vermögen ge schädigt worden. Melzer befaßte sich auch mit Agen turgeschäften. Als Agent der hannover-braunschweigi schen HagelschädenversichkrungSgesellschaft hat er feit December 1877 zusammen 592 M. 46 Pf. vereinnahmte Prämiengelder unterschlagen. Melzer erhielt als wohl verdiente Strafe 3 Jahre 6 Monate Gefängniß zuer kannt, wurde auch auf 2 Jahre der bürgerlichen Ehren rechte für verlustig erachtet. Von der Gefängnißstrase kommen 2 Jahre auf die Tödtung au» Fahrlässigkeit. Der Verhandlung, die unter Mitwirkung von Schöffen stattfand, präsidirte Herr Gcrichtsrath Hertel, die königl. Staatsanwaltschaft war durch Herrn Staatsanwalt Weicher vertreten. * Das große „Deutsche Wörterbuch" von Jakob und Wilhelm Grimm, fortgesetzt von vr. Moritz Heyne, Vr. Rudolf Hildebrand uud vr. Karl Weigand (Leipzig, Verlag von S. Hirzel), konnte am 2. März sein 25jähriges Jubiläum feiern, denn an diesem Tage war er, daß Iakob Grimm die Vorrede zu dem ersten Bande abschloß. Im Jahre 1854 erschien dann dieser erste Band, welchem 1860 der zweite und 1862 der dritte folgte. Nach dem Tode der Begründer trat be kanntlich eine Stockung ein. Durch die erfreuliche Be schleunigung, die dem großen nationalen Werke unter den Händen der jetzigen Bearbeiter zu Theil wird, liegt gegenwärtig die dritte Lieferung deS vierten Bande-, bearbeitet von Moritz Heyne, vor, welche die Artikel „Lauterbrausend" bi- „Lehrni-" enthält. * Der „National" zeigt an, daß Lharle- de la Rounat, der frühere Direktor deS „Odeon", die Lei tung der Großen Oper in Pari- übernehmen wird. * Der „Köln. Zta." berichtet man aus London, daß der am Themseufer ausgestellte Obelisk, der sich im ägyptischen Klima Jahrtausende hindurch so wohl erhielt, unter den Einflüssen der Londoner Atmosphäre jetzt schon so sichtbar zu leiden anfängt, daß e- unum gänglich nothwendig ist, ihn mit einer Art Wasserglas zu überziehen. Unsere nordischen Druidendenkmale brauchten daher keine Reihe von Jahrtausenden, um zu ihrem jetzigen Zustand zu verwittern. * In London hielt am 3. d. die königl. Akade mie der Künste ihr Jahresbankei. Sir Frederick Leighton, der jetzige Präsident der Akademie, führt« zum ersten Male bei dieser Gelegenheit den Vorsitz. Seme Ansprachen sind beifällig ausgenommen worden; namentlich weiß man ihm Dank dafür, daß er an die
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