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Dresdner Journal : 11.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187905119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790511
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-05
- Tag 1879-05-11
-
Monat
1879-05
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 11.05.1879
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Beilage zu ^7 108 des AgUkUülH. Sonntag, den 1t. Mai 1879 ! ! ! ,!» SiSSS——————— veotschtr Reichstag. Sitzung vom 9. Mai. l,. Der Präsident macht dem Reichstage Mitthei- lung von dem Ableben des Lbg. I)r. Schmalz, Mit glied« für den 2. Gumbinner Wahlkreis. Das Hau- ehrt da« Andenken de» Verstorbenen in üblicher Weise durch Erheben von den Sitzen. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die erste und zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Äertheilung der Matricularbeiträge für das Etatsjahr 1879/80. Die Matricularbeiträge betragen danach in Summa 90371 390 M., gegen das Vorjahr (87 345516 M.), 3025 874 M mehr. Davon ent fallen aus Sachsen 4 739 618 M., gegen das Vorjahr (4 575 727 M.) 163 891 M. mehr. Der Gesetzent wurf wird ohne Debatte angenommen. Es folgt die erste und zweite Berathung des Ge setzentwurfs, betreffend die Erwerbung der königl. preußischen StaatSdruckerei für das Reich. Derselbe ermächtigt den Reichskanzler, die Mittel zur Deckung der au Preußen für die Abtretung der StaatS- druckere» zu zahlenden Entschädigung im Betrage von 3 573000 M. und die einmaligen Ausgaben behufs Verschmelzung der vormals v. Decker'schen geheimen Oberhofbuchdruckesei mit der StaatSdruckerei bis zum Höchstbetrage von l 299 500 M., in Summa 4 872500 M. im Wege deS LreditS flüssig zu machen, und ent hält weiter den Entwurf eines neuen Etats für die Reichsdruckerei. Abg. l)r. Zimmermann beantragt Absetzung der zweite» Lesung von der Tagesordnung, um Zeit zu geben, die prak tische Tragweite des Entwurfs zu prüfen und sich namentlich zu vergegenwärtigen, in wie weit eine Loncurrenz der Reichs druckerei mit der Privatthätigkeit stattfinden könne, da die RtichSdruckerei die Bejugmß erhalten solle, auch von Privat personen Werke, deren Verbreitung wissenschaftliche, oder kunst- interefsen wesentlich zu fördern geeignet seren, ausnahmsweise zum Druck anzunehmen Beneralpostmeister vr. Stephan weist daraus hin, daß schon bei Erwerbung der Decker'schen Druckerei aus der Mitte de- Hauses die Erwerbung der preußischen StaatSdruckerei ins Auge gesaßl worden fei, ebenso habe da- preußische Abge ordnetenhaus die Zweckmäßigkeit der Vereinigung beider An stalten anerkannt. Das Geschäft sei finanziell sür da» Reich ganz besonders günstig. Eine Loncurrenz mit Privatdruckertten sei m keiner Weise beabsichtigt. Abg. v. Benda hält die Vereinigung beider Druckereien sür zweckmäßig und macht daraus aufmerksam, daß die Eigen- thümer zweier Häuser, deren Erwerbung ins Auge gefaßt sei, nur bis »um iS. Mai gebunden seien. Au« diesem Grunde empsehle sich eine sofortig» Erledigung desjenigen Thetle» der Vorlage, welcher die Erwerbung der StaatSdruckerei betreffe, wogegen über den dazu gehörigen Etatsnachtrag eine besondere Vorlage gemacht werden könne. Generalpostmeistrr vr. Stephan widerspricht diesem Vorschläge. Abg. vr. Zimmermann beharrt bei dem Antrag», die zweite Lesung von der Tagesordnung abzusetzen. Abg. vr. Stephani schließt sich diesem Anträge an, weil die Sach» sehr wichtig sei. Er sei nicht geneigt, der Regierung aus dem durch Erwerbung der Decker'schen Druckerei beschritte nen Wege weiter zu solgen. Daneben komme di« finanziell« Frage in Betracht. In den letzten Tagen sei eS nicht möglich gewesen, der Angelegenheu die Aufmerksamkeit zu schenken, welche sie verdiene Generalpostmeister vr. Stephan erwidert, die Frage, ob das Reich eine Druckerei betreiben solle, sei durch die Zu stimmung des Reichstags zum Ankauf der Decker'schen Druckerei bereits entschieden und es handle sich jetzt nur um eine zweck mäßige Vereinigung mit dem andern SlaatSinstitut. Eine Reichsdruckerei sei nöthig zur Sicherung geheimer Drucksachen, Karten u. s. w.; außerdem komme in Betracht, daß durch Arbeitseinstellungen in Privatdruckereien, wenn das Reich aus diese angewiesen wär«, große Stockungen der RegierungS- majchine hervorgerusen werden könnten. Abg. Vr. Stephani beantragt, die Vorlage einer Lom Mission zu überweisen. Sobald man da» Grundstück erwerbe, sei ein Schritt weiter gethan aus der schiefen Bahn, die man mit der Erwerbung der Decker'schen Druckerei betteten habe. Der Antrag der Abg. vr. Stephani wird mit 114 gegen 86 Stimmen abgelehnt, ebenso die Absetzung der zweiten Lesung von der Tagesordnung, worauf, dem Vorschläge deS Abg. v. Benda entsprechend, die 88 1 bis 3 und 6 angenommen, die den Nachtrag zum Etat enthaltenden 88 4 und 5 abgelehnt werden. Nächster Gegenstand ist die erste und zweite Be rathung deS Gesetzentwurfs, betreffend die Feststel lung eines Nachtrags zum ReichshaurhaltSetat für das EtatSjahr 1879/80. Derselbe enthält al- ein malige Postulate: Kosten der Behelligung deS Reichs an der Ausstellung zu Sydney 200000 M. und für Revisionder Rechnung über die von Frankreich für die deutschen OccupationStruppen gezahlten Verpflegungs gelder, 25000 M. Abg vr. Braun (Bloyau) erhebt Widerspruch gegen die gestrige «eußeruug de« Minister-Hosmann, daß man in Deutsch land erst soviel prvduciren müsse, al» man consumire, und dann erst exportiren dürse. Gegenwärtig producire Deutschland nicht Alle», wa» e» consumirt, also dürse e» überhaupt nicht cxpor- tiren und solglich hätte die Beschickung der Ausstellung leinen Zweck. Kür den Expott müsse man auch wieder importiren, eS «erde also auch wieder der Import vermehrt, und da» soll» ja ein Unglück sein Zum Glück seien die Thatsachen stärker al» die officiellen Theorien. Redner kritisirt sodann den Erlaß de» deutschen Au-steUungScommiffar-, nach welchem nur Knust- gegenstände und gute Waaren von reellen Fabriken ausgestellt werdrn dürsten. Der Prosessor Reuleaux würde demnach zu beurtheilen baden, ob eine Waare gut, eine Fabrik reell sei, und die Industrien würden sich einem solchen Urtheil wohl kaum »nterwersen wollen. Reuleaux habe die deutsche Industrie auf da» Empfindlichste diSnedititt durch sein geflügelte» Wort .billig und schlecht!' Durch solche Schlagwörter schade man der Industrie mehr, als man durch alle Schutzzölle der Welt wieder gut machen könne. Wenn man die Industrie Aschen brödel und leistnngSunsähig nenne, so dürse man sich nicht wunder», wenn Niemand von Deutschland etwa» lausen wolle. Das Urtheil Reuleaux'» über die deutsche Industrie sei ein so unüberlegte» und ungerechtes, daß er wünsche, es würde ein anderer Lommiffar sür dir Ausstellung ernannt. In der Ber liner Gewerbeausstellung könne man sehen, daß die deutsche Industrie wohl manchmal billig, aber niemals schlecht sei, und sich hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit sehen lassen könne in allen Ländern der Welt, uud was man in Berlin gemacht habe, das habe man ohne einen ReichScommissar, sogar ohne dir Mit wirkung drr preußischen Behörden, vollkommen aus eigener Kraft, und wer ausgestellt habe, der habe e» gethan mit dem stillen Stoßseufzer: .Gott schütz« uns vor dem Schutze, vor der Loncurrenz werden wir uns selber schützen!" Abg. Vr. Witte (Rostock) theilt den Wunsch, daß die eigen' thümlichen Ansichten über da» Wesen der Expottindustrie be seitigt werden möchten, und die Ansicht, daß die Thatsachen stärker seien al» dir Doctrin. Australien sei sür die deutsche Industrie al- ein neuer Land zu betrachten und die Verbindung werde hergestellt werden durch die Beschickung der Ausstellung und die officielle Vertretung deS Reich». Er hoffe, daß aus den verschiedensten und leistungsfähigsten Kreisen der deutschen Industrie der Werth der Ausstellung erkannt und dieselbe be schickt werde. Der bekannte Ausspruch des Prosessors Reuleaux wäre nach seiner Ansicht viel bester unterblieben, und er möchte wünschen, daß dem AuSstellungScommissar ein tüchtiger technischer, kaufmännischer Beirath gegeben wird. ReichSkanzleramtSpräsidettt Hofmann: Der Abg. vr. Braun habe der Bemerkung, welche er gestern über die bei Feststellung der Zollsätze zu befolgenden Gesichlspuntle gemacht habe, zu große Ehre angethan, wenn er sie officielle Theorie ge nannt habe. Officielle Theorien würden überhaupt nicht auf gestellt und er habe auch nur von Gesichtspunkten gesprochen, welche maßgebend sein sollten, um deu Gegensatz zwischen wider streitenden Interessen auszugleichen. Er habe aber ausdrücklich bemerkt, daß er den Export leineSwegS geringschätze, und die Vorlage zeige gerade, daß die verbündeten Regierungen aus den Export den allergrößten Werth legten. Daß eine Prüfung der zur Ausstellung zuzulassendcn Gegenstände stattfinde, fei nothwendig, denn wenn da» Reich sich officiell betheilige, so müsse es auch dafür sorgen, daß die Ausstellung der deutschen Industrie zur Ehre gereiche. Auch von Frankreich werde kein Gegenstand zugelasfen, der nicht vorher geprüft sei. Die meisten Aussteller würden nach seiner Ueberzeugung die Prüsung recht gern bestehen. Abg. Vr. Braun habe die Wahl de» Ausstellungs commistars getadelt. Das Wort «billig und schlecht" habe seinerzeit in und außerhalb Deutschlands einen außerordentlichen Eindruck hervorgebracht, von welchem, wie er glaube, der Ur heber selbst im hohen Grade überrascht gewesen sei. Er sei überzeugt, daß der Prosessor Reuleaux niemals daran gedacht habe, mit diesem Worte ein endgiltige» Urtheil über die Leistungen der deutschen Industrie zu fälleu. Da» Urtheil beziehe sich nur aus die Sachen, welche in Philadelphia ausgestellt gewesen seien, und auch nicht auf alle, denn r» sei au»drücklich hervorgehoben worden, daß eine Reihe von Industrien in würdiger Welse ver treten gewesen sei. Daß da» Wort einen solchen Wiederhall gefunden habe, komme daher, weil e» für einen Theil der In dustrie, und zwar nicht nur der deutschen, bezeichnend ge wesen sei. Er glaube, daß mit der Wahl diese» Mannes gezeigt sei, daß in Deujschland ein offene» freie» Urtheil er tragen werden könne, und ein Land, in dem man da« könne, sei eher zu beneiden al» zu bedauern. Schon der Name Reu leaux werde manche schlechten Waaren zurückhalten. Abg. vr. Reichensperger (Lrescld) ist gegen die Be willigung. Die Maßregel scheine dazu bestimmt zu jein, Herrn Reuleaux Gelegenheit zu geben, von Aursttalien au« die deutsche Industrie als «billig und gut" zu bezeichnen und dadurch fern früheres Wort wieder gut zu machen. Daß daS letztere soviel Anklang gefunden habe, komme daher, daß da« Wort nicht nur auf die Autstellung, sondern auch auf die Production in Deutschland eine ziemliche Anwendung finden konnte. Die Be schickung der Ausstellung werde kaum viel nützen uud könne überdies mißdeutet werden, nachdem Deutschland nicht einmal die Pariser Ausstellung beschickt habe. Die zur Ausstellung gebrachten Erzeugnisse bewiesen nichts sür den allgemeinen Stand der Production. Durch die Autstellung einzelner Pracht stücke werde man nicht concnrrenzsähig aus dem Weltmärkte. Ein neuer Aufschwung werde ganz sicher von Sydney au- der deutschen Industrie nicht zu Theil werden. Abg. Löwe (Berlin) glaubt ebenfalls, daß der bekannte Ausspruch von Reuleaux in seiner Bedeutung im In- und Aus lände überschätzt worden sei. Er könne aber nicht anerkennen, daß der Au-spruch nicht- genützt habe und daß er unberechtigt gewesen sei, denn die Betheiligung an der Ausstellung in Philadelphia sei eine so überstürzte und unüberlegte gewesen, daß die leistungssähigsten Industrien sich zurückgezogen hätten. Die deutsche Ausstellung in Philadelphia sei schlecht gewesen; Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Astronomie. Der Herausgeber der Zeitschrift »Sirius*, H. I. Klein, veröffentlichte in derfelden (XI. B., 4. H.) die Beobachtung einer veränderten Gestaltung an einem Orte der Mondoberfläche. Nicht fern von der Mitte der Mondscheibe liegt der Krater Hygin, au welchen sich Rillen anfchließen. Westlich von Hygin erblickte Klein einen Krater und ein Thal, welche m den Mondkarten von Schröter, Lohrmann und Mädler nicht angegeben sind. ES wurde die Ver schiedenheit der Erscheinungen durch Annahme verschie dener Beleuchtungsnchtungen, verschiedene Stellungen der Sonne zu dem Horizonte dieser Gegend während der BeobachtungSzeiten, erklärt. Klein, seit 12 Jahren mit Mondbeobachtungen beschäftigt, hatte früher oft diese Gegend durchfeucht, aber nie daselbst die ge nannten Gegenstände erblickt. Er erachtete daher die selben für Neubildungen auf dem Monde und berichtete »der neue Krater ist tiefschwarz und scharf; westlich von ihm ziehen sich mehrere niedrige Hügelzüge hin, und zwischen diesen und dem Krater selbst erscheint eine äußerst schmale, scharfrandige Rille; .... ich erkenne, daß sie ihren Ursprung am südlichen Abhänge des SchneckenbergeS hat.* Der Krater wurde von engli schen Mondbrobachtern: Ward, Lommow, Neison, Knott und Sadler in verschiedenen Erscheinungen erblickt. Klein erhielt von dem Sohne de- Astronomen Gruit- huisen, dem Hauptmann Gruithuisen, da- Manuscript, welch«» Ersterer m 1b Bänden über astronomische Beobachtungen handschriftlich, mit Zeichnungen ver sehen, hinterlassen hat. Klein erkennt bei der Durch sicht dieser astronomischen Tagebücher die größte Sorg falt in den Beobachtungen, Schärfe der Auffassung und Genauigkeit der Zeichnungen. Von hervorragenden Beobachtern seiner Zeit wurde Gruithuisen, wie aus dem Briefwechsel zu ersehen, wegen der Schärfe seiner Beobachtungen hochgeschätzt. Gruithuisen hatte aber aus seinen Beobachtungsergebnissen Schlüsse gezogen, welche dem Bereiche der Phantasie angehören, er hatte Mondbewohner und Paläste auf dem Monde erwähnt. Diese Irrungen wurden nun in den Vordergrund ge stellt und die Verdienste Gruithuisen'- dadurch verdeckt. Klein sagt hierauf bezüglich, nachdem er die vielseitige Bildung Gruithuisen'- nochgewlesen: »daß ein solcher Mann in manchen Behauptungen irrte, ist so natür lich, daß man eS eigentlich kaum hervorzuheben brauchte; ist doch kein Naturforscher unfehlbar! Daß man sich aber bloS an die Jrrthümer des Mannet hielt, seine wirklichen Verdienste aber tcdtschwieg, da ist der große Fehler, der begangen wurde und den die Nachwelt gut machen muß.* In Betreff des oben er wähnten Kraters und ThaleS stellt nun Klein im Ab druck zwei Zeichnungen neben einander: die eine von Gruithuisen 1824, die andere von ihm selbst 1877. Die erstere enthält zwar zwei sehr kleine Krater neben der Rille, aber von dem Thale ist nicht die geringste Andeutung vorhanden, und et wird hierdurch Klein veranlaßt zu bemerken: »Wäre überhaupt noch ein Zweifel an der Neuentstehung deS fraglichen Thales möglich, so würde er nun, durch Auffindung von Gruithuisen -Zeichnung vollkommett gehoben sein, und «an darf jetzt behaupten, daß dKft Neubildung mit da« hab« ab«r nicht der AuSstellungScommiffar verfchulde«, auch nicht di» deutsch» Industrie, fondtrn die Art und Weife, wie die Bttheiligung in« Werk gefetzt wordrn sei. An der Aus stellung in Pari» hab« sich Deutschland nicht betheiligt zum Schaden der deutschen Industrie. Geprüft müßten allerdings die zuzulassendrn Waaren werden, das sei auch bei der Berliner Gewerbeausstellung geschehen. Mit der allgemeinen Zollpolitik habe die Beschickung der Ausstellung in Sydney nicht« zu thnn. Die jetzige Zollpolitik habe ja nur dann Aussicht, sich ein« Reihe von Jahren zu halten, wenn England nicht denselben Schritt thue. Die Exportindustrie sei kein Größenwahn; wenn man sie nicht hätte, so würden viele Tausende von Arbeitern drodlos sein. Deshalb sei e« nöthig, die Ausstellung zu beschicken. Abg. Schröder (Lippstadt) erinnert daran, daß er seinerzeit vorauSgesagt habe, e» werde di« deutsche Industrie aus der Ausstellung zu Philadelphia nicht würdig vertreten sein. Nicht» sei besser gewesen al» der kalte Wasserstrahl, mit welchem daS Wort de« Professor« Reuleaux da» damal« übermäßig gesteigerte nationale Selbstgefühl getroffen habe, und wenn dir Berliner Gewerbeausstellung etwas leiste, so habe sie da» zum Theil zu verdanken der Wirkung de« Reuleaux schen Wortes. Wenn er heute sür die Bewilligung stimme, so thue er das, weil er glaub«, daß da- Reuleaux'sche Wort seine Wirkung gethan habe. Abg. Sonnemann: Der Au»spruch de» Prosessor Reu leaux würde nicht den Eindruck gemacht haben, wenn nicht die Lage der deutschen Industrie gerade damal» eine besonder» schwankend« gewesen wäre. Wenn da» Wort geschadet habe, so hab» e» doch noch vi»I m»hr genützt. Den Nutzen der Aus stellungen dürse man doch nicht unterschätzen. Ada. vr. Braun bemrrkt, er habe di» bona ticko» des Herrn Reuleaux nicht angezweiselt, ab»r da» Gewicht seine« Wort» habe gelegen in seiner Stellung al» ReichScommissar. Zweckmäßig wäre eS jedenfalls, die Prison de« Professor» Reu leaux durch Ernennung noch eine» zweiten Lommiffar» zu er gänzen, und der Minister v. Steinbeih in Stuttgart wäre dazu ganz geeignet. Lbg v. Miller (Weilheim): DaS Uttheil „billig und schlecht" sei von Niemandem schmerzlicher cmpsunden worden, al» von dem deutschen Handwerk. Solchen Borwurs habe das red liche Mühen des Handwerkers nicht verdient. Was die Ausstellung betrefft, so sei eine sorgsältige Prüsung der auszustellcnden Gegen stände nicht zu umgehen. Diejenigen, welche eine solche Prü fung zu scheuen hätten, seien nicht die Soldaten, welche man zu diesem Kampfe brauche. Ein großer Nachtheil für die deutsche Industrie liege darin, daß hochwerthige und Kunstgegen- stünd«, der Bequemlichkeit der Zollbeamten zu Liebe, nach dem Gewicht verzollt würden, statt nach dem Werthe. Die Ausstel lungen seien deshalb von großem Werth», weil man darin nicht nur lerne, was man noch nicht könne, sondern auch, wa» man könne. Er sei mutbig von der Pariser Ausstellung zu rückgekommen, weil er gesehen habe, daß Deutschland in vieler Beziehung weiter sei als Frankreich Was der deutschen In dustrie abgehe, sei nicht, daß sie nichts könne, sondern daß sie nicht» verkaufen könne, und darum begrüße er die Ausstellung in Sydney, um einen Markt für die deutsche Industrie zu öffnen. Für solche Dinge müsse daS Reich helsend eintreten, und wenn es da» thue, jo habe eS jein Geld vielleicht am besten angewendet (Bravo!). 8 1 wird mit sehr erheblicher Mehrheit ange nommen, ebenso mit einer vom Abg. v. Bernuth be antragten formalen Aenderung 8 2, worauf das Haus die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Zolltarif des deutschen Zollgebiets, fortsetzt. Das Wort erhält der Kgl. sächsijche Bundrsbevollmächtigt«, wirk!. Geh. Rath v. Nostitz-Wallwitz: Meine Herren! Ich fühle mich nicht berufen, die Generaldebatte durch Widerlegung der An griffe zu verlängern, welche dir Vorlage d«r verbündeten Re gierungen im Lause derselben erfahren hat. Alle diese Dinge werden in der LommissionSberathung und in der zweiten Le sung noch ausführlich erörtert werden. Dagegen sind im Laufe der Debatte eine Reihe von Angriffen ziemlich herber Art gegen die verbündeten Regierungen und insbesondere auch gegen die Regierungen der deutschen Mittelstaaten aus dem Hause erhoben wordrn, und ich möchte diese Angriffe nicht ganz unbeantwortet lesseu, ehe die Generaldebatte geschloffen wird. — ES hat zu nächst der Herr Abg. Bamberger den verbündeten Regierungen und ihrem Organe, dem BundeSrath, den Borwurs gemacht, daß dieselben bei der Berathung der Zolltarisvorlaae einen argen Mangel an Selbstständigkeit bewieseu, daß sie ich selbst nullificitt haben. Ich weiß nicht, ob ich gegen den ersten Vor wurf noch nöthig habe, die verbündeten Regierungen in Schutz zu nehmen, nachdem der bekannte Bries de» Herrn Reichskanz lers an den Frhrn v Thüngen durch die Zeitungen veröffent licht worden ist. JedensallS würde der Borwurs doch nur dann begründet jein, wenn die verbündeten Regierungen in ihrer Mehrheit mit den Ansichten des Herrn Reichskanzler» in Bezug aus die bei den gegenwärtigen Verhältnissen im deutschen Reiche einzuhaltende Zollpolitik sich im Widerspruch befunden hätten, und wenn sie mit den Vorschlägen der Tarifcomwission im Großen und Ganzen nicht einverstanden gewesen wären. — Wenn der Herr Abg. Bamberger den Bundesregierungen einen Borwurs daraus machen will, daß bei der Feststellung des Larisentwurs», welcher Ihnen gegenwärtig vorliegt, ein beschleu nigtes Verfahren beobachtet worden ist, si wäre es ja gewiß wünschenSwerth gewesen, zu diesem Behuse mehr Zeit übrig zu haben. Es ist auch möglich, daß dann einzelne Fehlgriffe ver mieden worden wären, die vorgekommen sein mögen Ebenso will ich nicht in Abrede stellen, daß die eine oder andere Re gierung dieses oder jenes anders gewünscht haben würde, wie uh glaube, daß in Bezug auf die weiteren Ziele, welche der Herr Reichskanzler in feiner neulichen Rede hier im Hauje ent wickelt hat, die eine und andere Regierung ihre eigenen Vor behalte machen wird. Indessen, meine Herren, waren, wenn einem fo hohen Grade von Gewißheit constattrt ist, wie folche überhaupt durch menschliche Beobachtung dieser Art erreicht werden kann." Da in neuster Zeit die Durchforschung der Mondoberfläche von einer großen Anzahl Mondbeobachter ausgeführt wird, und Specialkarten von Mondörtern unter Angabe des Sonnenstandes mit größter Sorgfalt gefertigt werden, so dürfte wohl in nicht ferner Zeit sich herausstellen, in welchem Umfange Veränderungen auf dem Monde anzunehmen sind. Der Mondbeobachter I I. Schmidt weist in seinem Werke: „Der Mond* auf wohl mög liche Veränderungen in der Oberfläche des Monde» hin, indem er erwähnt, daß die Rillen als die jüngsten Formbildungen auf dem Monde betrachtet werdrn müssen, die wahrscheinlich noch nicht zum Abschluß ge kommen sind. X. l). * Die „Oesterr.-ungarische Wehrzeitung*, die „Vedette* und andere fachgemäße Zeitschriften berichten über eine neue Erfindung zum Höbenmeffen und Nivel- liren, welche der k. k. Oberlirntenant PrüSker im militär-geographischen Institute za Wien in einer Broschüre erläutert, die soeben in der Buchhandlung für Technik und Kunst von Lehmann u. Wentzel in Wien erschienen ist. Wie die oben genannten Blätter, so stimmen auch wir darin überein, daß dieses neue, Tangentomeier benannte Instrument sich von den gegenwärtig im Gebrauch stehenden Winlelmaßmstru- mentrn durch größere Einfachheit der Eonstruction und Behandlung vortheilhaft unterscheidet Es bildet gleich sam da» verbindende Glied zwischen dem geometrischen Höhciimessen und der trigonometrischen Höhenbesti«- mung, indem e» die Schärft und Genauigkeit der letzteren nicht sämmtliche Regierungen, so doch die große Mehrzahl derselben mit dem Herrn ReickSkanzlrr darüber nnvrr- standen, daß eS dringend nöthig fei, eine Entscheidung über die deutsche Zollpolitik so rasch al» möglich herbe, zusühren, und daß es unzulässig gewesen sein würde, diese Ent- icheidung bi» zum nächsten Jahre, bi« zum Wiederzusammeu- tritt d»« R»ich«tage« zu vertagen. — Einen «eitern Vorwurf hat der Herr Abg Richter d»n verbündeten Rrgirrunge» und spectell den Regierungen der deutsch«» Mitttlstaatrn grmacht, und zwar hat er diesem Borwurse in der ersten Lesung de« ReichShaii-haltSttat- einen s«hr schnöden Au-drnck gegeben. (Rus- Schnöde?) Der Herr Abg Richter — (Ruf: Schnöd«?) — Schnöde — (Heiterkeit). Meine Herren, der Herr Abg Richter scheint Zweisel zu haben, ob der Auödrnck «schnöde" parla mentarisch sei. Der Abg Richter hat den v»rbünd«ten Re gierungen vorgeworfen, daß sie für Geld ihr» Machtstellung im deutschen BundeSrath« aufzug«b«n gem«int seien Mrine Herren, wenn die» porlamentanjch ist. ist der Autdrnck „schnöd«' auch parlamentarisch (Lebhafte« Bravo! recht« ) Also, sag« ich, der Herr Abg Richter hat den verbündeten Regierungen und fp«- ciell den Regierungen der deutjchen Mittrlstaatn» »iura Vor- wurs daraus gemacht, daß sie für Beseitigung der Matricular- beiträge eintreten Ja, meine Herren, dieser Vorwurf beruht meine« Erachten« doch aus schwachen Gründen Ich bitte Ece ein Mal, den Art 70 der Reich«v»rsaffung anzusehen. Nach Art 70 der ReichSversaffung sind die durch die eigen«» Ein nahmen d«S Reiches nicht gedeckten Mittel zur B«ftreittu»g der Au»gab«n de« Reiche« von de» einzelnen Bund«»staaten im Wege der Matricularbrilräg« einzuschieße». Hieran« folgt, daß, sobald der AuSgabeetat bewilligt ist, sobald seststeht, welche Einnahmen au« den Finanzquellen de« Reiche« in die Reich« kaffe fließen werdrn, der Fehldedars unweigerlich vou den ein zelnen Staaten auszubringen ist. E« hat in dieser Beziehung nach der Auffassung de» BundeSrath» der Reichskanzler und die Reichsfinanzverwaltung einen unbedingten Anfvruch an dir Kaffen drr Einzrlstaateu. Ich stehe nicht a», hier auSzusprkchen, daß, sobald die Ausgaben festgestellt waren, sobald dir Ein nahmeetat- sestgestellt waren und für d»v BundeSrath di« Ueberzeugung constatirt war, daß höhere Eianahmen nicht der Reich-kaffe zufließen würden — ich sage, wenn da» der Fall war, so ist im BundeSrath» di» Einstellung der Watricular- beittäge in den ReichShauShaltrtat jederzeit nur al» eine Form und Rcchnungssach« angesehen worden. Ruck hat allerdi»-« der Herr Abg. v. Bennigsen am Dien-tag au-gesührt, daß Kast de» dem Reichstage zustehenden Recht», die Matricular- beiträge in den Etat ernzustellen, e» d«m Reichstage gelungen sei, die Matricularbeiträge in erheblichem Maße im Lause der letzten Jah« abzumiudern Zunächst möchte ich bcmerkea, daß die Erzielung dieses günstigen Ergebnisses zum gr«ßen Theile nur dem Umstande zu verdanken ist, daß theil« Vorhände»« Bestände ausgezehrt, theil- Ausgaben, welche au- laufenden Mitteln bestritten werden sollten, aus Anleihen verwiesen, theil endlich Ausgaben aus spätere Jahre zurückaestellt worden sind. (Sehr richtig! recht» ) Der eigentlichen Abstriche vou Ausga ben waren verhältnißmäßig wenige, und, wie mir scheint, e« liegt hier doch eigentlich eine Verwechselung der Begriffe vor, wenn man sagt, daß diese Abstriche ersolgt smd, weil der Reichs tag und der Bundetrath daS Recht haben, die Matricularbei träge in den Etat einzustellen. Mir scheint, diese Abstriche siud lediglich deshalb bewirkt worden, weil dem Reichstage da« Recht zustand, die Ausgaben zu bewilligen. (Sehr richtig! recht« ) Nun, meine Herren, kann ich doch nicht annehmeu und ich glaube auch, daß Niemand hier im Hause und am allerwenig sten Herr v Bennigsen dir Ansicht hegt, daß die Vertreter der verbündeten Regierungen und die Budgelcommission künftig die AuSgabenetat- einer weniger strengen, weniger gewimm- hasten Prüfung unterwerfen sollten, wenn wirklich alle Ma- tricularbeiträge durch die von Ihnen ermatteten Bewilligun gen beseitigt werden sollten, wenn e« möglicherweise, ich sage mit gutem Bedacht, möglicherweise sich darum handeln sollte, Einnahmcüberschüssr oder überhaupt Einnahmen zu Guusten der Einzclstaaten zu erzielen. Ich kann wenigstens versichern, daß die Finanzminister der Einzelstaaten ebenso lebhafte Ge- nugthuung empfinden würden, wenn eS künftig dem Reichs tage gelingen sollte, ihnen die Mittel zur Herabsetzung der Landessteuern zu verschaffen, gleichviel ob dies durch di« Herabminderung der Matricularbeiträge oder durch Erzielung von Einnahmen zu Gunsten derLinzelstaalen herbeiaesühtt werde« sollte Im Allgemeinen kann ich mich aber de- Eindruck« nicht ganz erwehren, daß der von dem Abg. Richter so lebhaft ver fochtene Standpunkt, die Betonung der Machtstellung, denn doch einigermaßen aus der Ansicht beruht, daß zwischen dem Reich und den Einzelstaaten, zwilchen den Regierungen und den Re gierten ein unlösbarer Gegensatz besteht. Ich bin nun aller dings in dieser Beziehung durchaus anderer Ansicht al« der Abg. Richter. Ich bin der Ansicht, was finanziell dem Reiche frommt, da» jrommt im Schlußeffect auch den Einzrlstaaten. (Sehr richtig! recht».) Ebenso wenig kann ich zugrben, daß die deutschen Fürsten und die von ihnen erwählten Rathgeber andere Interessen haben, andere Interessen verfolgen können, als die gewählten Bertteter des Volk» hier in diesem Saale. (Lebhafter Beifall recht«.) Daß hier über diese Jntereffrn, über die Mittel, die Wohlfahrt des Reich- zu fördern, verschie dene Ansichten bestehen und immersott bestehen werden, ja, meine Herren, da- beruht in den menschlichen Verbältuiffen; da- beweist ja auch der deutsche Reichstag selbst- Endlich habe ich mich noch zu einer Aeußerung de- Herrn Aba. Winblhorn zu wenden. Der Herr Abg Windthorst sprach gestern sein Ve- bauern darüber aus, daß die Finanzminister der größeren deutschen Staaten nicht der Generaldebatte beiwohnten, um Au-kunst geben zu können über die finanziellen Belhälunsse ihrer Staaieu. Zur Beruhigung de- Herrn Abg. Windlhorst will ich bemerken, daß die von ihm gewünschte BnSknnft in der Lommijsion, in welcher meiner Ueberzeugung nach allein sie wirklich gegeben werden kann, mit Darlegung de« vollen Material» gegeben werden wird Im Uebrigen aber scheint es mir, als ob die Herren Finanzminister in der Senerakdi«- cujsion, solange sie auch gewährt hat, viel Nene« nicht gehört mit der Einfachheit der ersteren verbindet. Der Ber- faffer hat nicht blo» tue Einrichtung feines Instru mentes und das demselben zu Grunde liegende Princip erläutert, sondern er giebt bei dieser Gelegenheit auch Jenen, welche nicht in der Lage waren, durch Gebrauch anderer Meßinstrumente sich eine gewisse Uebung uud Fertigkeit anzueignen, die nothwendige Anleitung zu den mit dem Instrumente zu lösenden Ausgaben uud befleißigte sich hierbei einer leichtverständlichen und dem Leser leicht faßlichen Ausdruckweise, so daß die Schrift auch zum Selbststudium sich eignen dürfte. Die beigedruckten Zeichnungen tragen viel zum Verständniß des Inhalts bei. LI. L. L * DaS schweizer Blatt, der „Freie Rbätier*, schreibt: „Der Ankauf von Bastardsteinwild au» dem Aostathale ist nunmehr perfect geworden. Die Lhurer Sektion des schweizerischen Alpenclub- erhält 15 Stück Böcke, Gitze und Gcrse (2 Geisen au-er- wählter Art — guulit» se«It»). Die kleine Colouie kommt in die Berninagruppe, wo sie hoffentlich sich vermehren nnd gedeihen wird. Ein eigener Wächter begleitet die Herde bi- anher." Diese Hoffnung, irgend eine Stelle der Alpen wieder wie vor Jahrhunderten mit einer Steinbvcksart bevölkert zu sehen, ist für alle GebirgSsreunde angenehm. Am besten wäre es freilich, die Thiere könnten fortdauernd bewacht werden, denn die Wilddiebe nnd concejsionlrten Nimrode der Schweiz, welche die «Gemsen bis aus einen Rest vernichtet haben, rotteten schon viel früher die Steinböcke au-, die als viel verzehrende Thiere nicht, wie man irrthümUch an nahm, lu der Region über den Gemsen, sondern in der unter den Gemsen, auf dem Weidegrund der Ziegen, lebten.
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