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Dresdner Journal : 17.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187905172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790517
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790517
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-05
- Tag 1879-05-17
-
Monat
1879-05
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 17.05.1879
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Zur Orieutfrage. Bukarest, 14. Mai. Man telegraphirt der „Pr.": In ganz Bulgarien und Ostrumelien findet eine großartige Truppenbewegung Statt zum Behufe der vollständigen Räumung dieser Provinzen, die nach den bisher getroffenen Dispositionen etwa am 25. Juli perfect fein dürfte. Die Concentration aller zum Rück transport bestimmten Truppen erfolgt in Burgas, Varna, Rustschuk, Silistria oder Reni. Der Trans port geschieht in allen Fällen zu Schiffe. Tirnova, 14. Mai. Einer Depesche der „Polit. Corr.* zufolge hat sich die bulgarische Deputation, welche dem Prinzen Alexander v. Battenberg das Protokoll über seine Erwählung zum Fürsten von Bulgarien überbringt, heute Morgen in Varna nach Livadia eingeschifft. Die Deputation besteht aus dem Metropoliten von Varna, Simeon, den Herren Burmow, KarakonowSti, Suoylow, Zanow und dem muhame- dänischen Mitglied der letzten bulgarischen Wahl- assemblve, Hadsi Muezim. — Die „Köln. Ztg." ist in der Lage, das in fran zösischer Sprache verfaßte Antwortschreiben des Prinzen Alexander v. Battenberg auf die bulgarische Huldigungsadresse veröffentlichen zu können. Das selbe, aus Darmstadt vom 6. Mai datirt und an Se. bischöfliche Gnaden Mfgr. Anthimos, Bischof von Widdin, Präsident der Nationalversammlung in Tir nova, gerichtet, lautet in der Uebersetzung des rheini schen Blattes, wie folgt: Mit tirjer Bewegung empfange ich den Ausdruck der Be fühle, von denen bejeell die edle bulgarische Nation mir ihre Beschicke anverlraut. Indem ich mich dieser Ausgabe weihe, welche die Einstimmigkeit der Wahl mir doppelt heilig macht, habe ich lein anderes Ziel vor mir, als das Wohl der Nation und daS Gedeihen des Landes, welches nunmehr mein Vater land jein wird Möge die göttliche Vorsehung auf ihm ruhen und die Bande segnen, welche mein Leben mit seinem Beschick und feiner Zukunft vereinigen. Aus den Wunsch Sr. Majestät des Kaisers von Rußland begebe ich mich sosort nach Livadia, und erst von dort aus werde ich in der Lage sein, den Zeit punkt anzugeben, an welchem ich die Ehre haben werde, die Deputation zu empsangen. Indem ich Ew bijchösliche Gnaden bitte, sich bei der Nationalversammlung und beim bulgarischen Volke »um Dolmetsch der Befühle zu machen, welche mich in diesem Augenblicke beseelen, bitte ich Gott, daß er Sie, Monsig nore, in seine heilige und würdige Obhut nehmen möge. Philippopel, 14. Mai. Der Augsburger „Allg. Ztg." geht von hier nachstehende Depesche zu: Die Führer der hiesigen Nationalpartei haben Schritte aelhan, um mit dem Gouverneur Aleko Pascha unter Vermittelung seines Neffen, des Fürsten Emanuel Bogorides, Fühlung zu nehmen. Es handelt sich um die Formulirung einer Enunciation, durch welche die Anzeige der Unterwerfung der Partei unter den Gou verneur mit der Bekanntgabe ihrer Wünsche vereinigt werden soll. — Wie der „Pr." aus Konstantinopel telegraphirt wird, wird das oftrumelische Ministerium im Ganzen aus 4 Departements, und zwar für Krieg und Polizei, Inneres, Finanzen und Justiz bestehen. Die Träger dieser Portefeuilles sollen den verschiedenen Nationalitäten und Confessionen angehörcn. lich die Fäden der Verschwörung in der Hand hat. Unsere Residenz ist momentan auch kein geeigneter Herd dafür. Alles ist mit der Polizei im Bunde; selbst die Hehler können vor den energischen Maßregeln der Polizei kaum noch ein verdecktes Spiel treiben; wenigstens ist ihnen dies sehr erschwert. Die Dwor- niks (Hausmeister) sind jetzt wirklich ein Hauptschutz der Stadt. Den neuen Verordnungen nach gehören sie vollständig zur Polizei. Ihr Bewachungsobject ist nicht mehr der ihrem Namen entsprechende Dwor (Hof), sondern die Straße. Ein Abzeichen an der Mütze stempelt sie auch äußerlich zu Polizisten und ihre Zahl ist eine bedeutende. Ungefähr die Hälfte der Häuser — die Gesammtanzahl derselben wurde in letzter Zeit aus 10000 angegeben — hat Eingänge von zwei Straßen, so daß bei einer Berechnung 15000 dieser DwornikS berauskommen, eine vollständige Polizei armee, welche dem Staate nicht- kostet. "Philadelphia, 15. Mai. Ein Telegramm der „Times" bestätigt, daß sich das amerikanische Cabinet mit der Frage der Metalldoppelwährung beschäf tigt, und zwar unter Berücksichtigung der jüngst von mehreren europäischen Staaten zu erkennen gegebenen diesbezüglichen Wünsche. Der Staatssecretär des Aus wärtigen hat vorgeschlagen, die Unterhandlungen mit den auswärtigen Regierungen wegen der Doppelwäh rung wieder aufzunehmen. — Die Finanzcommission des Senats hat einen Credit für die Kosten des diplomatischen Dienstes in dieser Frage votirt. des Lebens zu umgeben, ist in die weitesten Kreise ge drungen. Der Schmuck hat aber keinen Gehalt, keine Dauer. Dem Massenpublicum entspricht eine Massen- production. Ein persönliches Verhältniß zwischen den Bestellern und den Meistern giebt es nicht mehr. Alles wird auf den Weltmarkt gebracht. Endlich ist an die Stelle der Handarbeit die Maschinenarbeit getreten, und das hat mannichfache Nachtheile für das Kunst handwerk nach sich gezogen. — Mit allen diesen Facto- ren müssen wir heute rechnen, denn jede Kunstrcform, die sich dem Zuge der Zeit entgegenstellt, ist von Hau» aus zur Unfruchtbarkeit verdammt. Wir können nicht gebieten, Stoffe und Farbentöne zu erfinden, nicht die Maschinen verbieten, nicht LuxuSgesetze schreiben. Wir wollen und müssen berücksichtigen die allgemeinen herr schenden Zustände, die wir nicht immer loben, aber die wir als vorhanden anerkennen müssen. Wir Deutschen haben hierbei noch mit ganz besondern Hemmnissen zu kämpfen, denn unsere Kunst hat sich nach langem Siechthum wieder erholt. Nicht mit Un recht bat Cornelius den Reformatoren den Vorwurf gemacht, daß sie sich von der Kunst abwandten, von ihr, die doch demselben Idealismus entsprungen war, den wir als Deutsche so hoch halten." „So ist denn unsere Zeit eine Zeit der Schule und Erziehung geworden. Lernen müssen wir Viele-, waS unsere Vorfahren bexeitS beherrschten. Und al» eine solche Schule, wo wir lernen wollen und wo wir zeigen wollen, wa- wir gelernt haben, soll auch diese Ausstellung angesehen werden.".... Die Ausstellung soll dazu dienen, an den früheren Leistungen zu lernen, und dazu habe durch die Muni- ficenz Sr. Majestät de- Königs und der thüringischen ««. zweite Be- O. B. einer Hebung entgegengehl. der Tabak- und Or. gerechten Vorwurf Reuleaux' nicht getroffen werden. Ihre Majestäten haben Sich nach eingehender Besich tigung über die Ausstellung sehr befriedigt und aner kennend ausgesprochen. commission die Äbgg. Richter und Eysoldt, steuercommission die Abgg. Ackermann Stephani. Gegenstand der Tagesordnung ist die rathung des Zolltarifentwurfs. Konstantiuopel, 15. Mai. Laut einem Telegramm der „Polit. Corr." ist hier nur gerüchtweise von dem Rücktritte Karatheodory Paschas und dessen anaeb- licher Ersetzung durch Rustem Pascha, den frühern Generalgouverneur der Libanon, die Rede. Wenn vielleicht auch der Rücktritt Karatheodory- erfolgen könnte, so bezweifelt man doch dessen Ersetzung durch Rustem. — Der frühere Militärgouverneur von Sara jewo, Hafiz Pascha, welcher nach Einnahme dieser Stadt verhaftet, bald darauf wieder in Freiheit gesetzt wurde, ist zum Polizeiminister ernannt worden. Refidenztheater. Der überraschende Erfolg, wel chen das Gastspiel des Hrn. Schweighofer und des Frl. Bendel aus Wien an dieser Bühne gehabt hat, so daß beiden Künstlern eigentlich nur eine gründliche Bethätigung bei zwei Stücken, „Ihr Corporal" und „Der Herr v. Perlacher", möglich war, ließ ihr hie siges Austreten und Wirken viel kürzer erschemen, als es eigentlich war. Bei angenehmen Veranlassungen geht die Zeit den Arbeitenden wie den Genießenden im Fluge hin. Dieser freudige Aufschwung zeigte sich bis zur höchsten Steigerung bei den letzten Aufführungen der vortrefflichen Posse: „Ihr Corporal", die überfüllte Häuser herbeiführte und mit welcher am 15. Mai dieses Gastspiel, man kann wohl sagen unter einer Theilnahme von seltener Erregung, geschlossen wurde, einer Theilnahme, die sich Tags vorher in fast gleicher Weise kundgab. Die Wiener Gäste haben sich durch ihr eminentes Talent und durch die herzlich ansprechen den Erheiterungen, die sie uns zugedracht, die Sym pathie de» hiesigen Publicums in reichstem Maße er worben, und zwar die Sympathie eine- PublicumS, daS weit über die Kreise de- Rendenfthcmer« yuiausqehl Nach einer solchen Ansprache ist der Rückkehr für die nächste Saison im Vorau» die Thür geöffnet. Die letzte Vorstellung der genannten Gäste war zugleich die lebte unter der Direktion de» Hrn. Dessoir, deffen Thätigkeit al» Leiter de» Residenztheaters hier Nr. 1, Abfälle, frei, wird nach kurzer DiScussion genehmigt mit der Maßgabe, daß auf Antrag des Abg. Rickert statt der Worte: „sonstige lediglich zur Leder fabrikation geeignete Lederabfälle" gesetzt wird: „son stige zur Verwendung als Fabrikationsmaterial geeig nete Lederabfälle" daß ferner eingefügt werden aus Antrag des Abg. v. Melbeck „Malzkeime" und aus Anttag des Abg. v. Ludwig „Thierknochen jeder Art". Nr. 4, Bürstenbinder- und Siebmacher- waaren, setzt unter a für grobe Waaren, die bis jetzt zollfrei waren, Sätze von 4 und 8 M. pro 100 Kg fest. Abg. Müller (Botha) bekämpft diese Sätze, da die Bürstenbinder- und Siebmacherwaarenindustric des Schutzes nicht bedürfe, die thüringer Industriellen sich sogar gegen die vorgeschlagenen Zölle erklärt hätten au» Furcht vor RepressionS- maßregeln des Auslandes. Al» Finanzzoll eigne sich der Zoll nicht, weil er zu wenig einbringe, ebensowenig als Kampszoll, da er als solcher nicht hoch genug sein würde. Abg. v. Kardorsf: Es handle sich einfach darum, eine Hausindustrie zu schützen, die Arbeit des Nein« Mannes. Gerade diese Position gehöre zu denjenigen, welche bewiesen, daß der Tarif die nationale Arbeit schützen wolle. Abg. Rickert: Gerade der arme Mann wolle diesen Zoll nicht. Der Export der fraglichen Waaren sei größer als der Import. Wenn man also den Zoll erhöhe, jo würde das die Folge haben, daß die anderen Länder den Zoll noch höher setzten als jetzt und dadurch den deutschen Export schädigten. Bundesbevollmächtigter, königl. württembergischer Obersleuerrath v. Mojer erwidert, daß allerdings Interessenten aus Wolgast und Flensburg um Schutz gebeten hätten. Für die verbündeten Regierungen sei maßgebend gewesen der ge ringe Werthunterschied zwischen groben und seinen Waaren, und da die feinen Waaren mit Zöllen belegt seien, so empfehle sich auch für grobe Waaren ein Zoll. Abg. vr. Karsten weist darauf hin, daß der Export von groben Bürstenbinderwaaren drei Mal so hoch jei als der Im port, die Industrie also im AuSlande concurrenzsähig jei. Be denklich sei ihm das Argument, daß auch andere Länder einen hohen Zoll auf dieje Waaren gelegt hätten Wenn diejer Ge sichtspunkt überall maßgebend würde, so würden alle Länder die Zölle immer höher hinaujschrauben, und das wäre doch gerade für die deutsche Industrie sehr bedenklich. Abg v. kardorsf hebt hervor, daß Oesterreich einen Zoll aus grobe Bürstenbinderwaaren erhebe von 2 Gulden und Frankreich einen solchen von 1t) Procent vom Werthe. Die an der Grenze mit dieser Arbeit beschäftigten armen Leute seien also gegenwärtig jchuyloS. Der Schutz der nationalen Arbeit habe allerdings für Herrn Rickert kein Interesse (Oho! links). Abg. Richter (Hagen) macht daraus aufmerksam, daß der Zoll gar keinen Ertrag verspreche und ganz grundlos sei. Derselbe sei auch früher bloS dadurch moiivirl gewesen, daß man früher von den Borsten einen Zoll erhoben habe. Der ganze Zoll jei weiter NrchtS als eine Plackerei der Grenzdistricle. Abg. v. Ludwig constatirt, daß nicht von der rechten, sondern von der linken Seite zuerst über die Kratzbürste ge sprochen worden sei (Große Heiterkeit) und daß man vom BundesralhStische nichts höre, als tiefes Schweigen (Wieder holte Heiterkeit). Redner bestätigt als Bewohner eines Grenz- dlftriclS, daß von Oesterreich eine ganze Menge solcher Fabrikate hereinkomme und infolge dessen die Bürstentndustrie in diesen Grenzdistrictcn gar nicht auflommen könne. Der Bundesrath * Ja Pari- ist am 12. d. die jährlicke Kunst- auSstelluna im Zadustriepalast, der sogenannte Salon, geöffnet worden. Die Jury war sehr gnädig, nnd der Salon umfaßt denn auch eine LUverordcatliche Zahl von Kunstwerken: über 3000 Gemälde, 2000 Aqua relle, Zeichnungen, 600 Sculptarwerke u. f. w. E» sind 6 bis 8 Meisterwerke unter den Gemälden und viele schön« Bilder, die sich leider in der Masse verlieren. ft Wie die „Boh." au» Wien erfährt, ist am 15. d. in Rom der berühmte deutsche Baumeister Gottfried Semper »m 76. ÄbenSjehre gestorben. Frage der Eistilzölle noch kein llrthtil »«bildet hiltte, wikdt man nicht gesund« Haden. Bon keiner Sette sei aber behauptet word«, daß der Vorsitzende Gelegenheit genommen hätte, sein Unheil über die Frage in den Vorvtrgrund zu drängen, und daß fein Unheil m »it Oegnulichkeit gedrungen sei, da» sei wider feinen Wille» geschehe». Der Bundesralh je» genolyigi gewejen, aus die Ergebnisse der Untersuchung seine Beschluss« auszubauen, wenn er nicht Einwendungen dagegen erheben konnte und Niemand werde zweiselhast sein, daß durch die Enquöte vollständig klargestellt jti die hohe Noth der Etsen- industrle. Dre Lage jei za nicht schlecht hinsichtlich der Summe der Production, aber hinsichtlich der Preise. Die Preise seien so niedrig, daß die Eisenindustrie dabei nicht bestehen könne, auch nicht einmal in bescheiden«» Greoze». Man habe nun den Grund der Misere der Elftmndustrie gesucht i» dem Mißver hältniß der Production und Cemumnon und gesagt, die Lage der Industrie könne sich »icht besser», wenn diese« Verhältuiß nicht gebessert werde. Er tvrile diese Ansicht, aber da» Recept, sich geflissentlich zu beschränken in der Eisenproductioa, halte er doch nicht für richtig. Eine so große Industrie lönar sich über haupt nicht au» eigenem Willen beschränken ^«r halte diese Be schränkung schon um deswillen nicht slr durch uhrbar, weil die Preise nothwendig zu einer Ausdehnung der Productiv» füh ren müßtet», um die sich immer gleich bleibenden Gencrai- kosten zu vertheilen auf die einzelnen fabricirten Stücke. Eine Einschränkung der inländische» Eijeaproduction sei aber auch vollständig wirkungslos, jo lange Deutschlands Thore vollstän dig geöffnet seien für die fremde Einfuhr, und dre ausländische habe also ganz Recht gethan,.einen solchen kleinen Zoll vorzu schlagen. Abg. Rickert: Die »atiouale Arbeit liege ihm ebenso am Herzen, wie dem Abg. v Kardorsf. Bei dem Getreide- und Holzzolle werde er beweisen, daß er Vertreter einer groß« nalimiale» Arbeit sei. Daß die Petition« um Schutz aut Wolgast und Flentburg gekommen seien, würde ihn gerade be wegen, gegen de» Zoll zu stimmen, den» derselbe würde Retor- siontmatzregeln in Dänemark Hervorrufen. Bunde»bevollmächtigter v. Moser: In Dänemark bestehe allerdings ein Eingangszoll im Betrage von 4 Schil lingen pro Psuud. Daß die in Frage stehende Industrie zu pflegen sei, könne man au» den hohen Zollsätzen anderer Län der entnehmen. Bi» 1870 sei auch in Deutschland von groben Bürstenbinderwaaren ein LingangSzoll von 4 Mark erhoben worden und e» jei ihm nicht bekannt, daß darau» der Fabri kation ein Schaden entstanden sei. Abg. Richter (Hagen) wiederholt, daß der frühere Zoll nur eine Lonjequenz des Borstenzolls gewesen sei. Man dürft doch die Gesetze nicht nach der Schablone mache», sondern müsse sich nach den reellen Verhältnissen richte». Aus ganz Oester reich würden nur LOO bis »vv Eentner von diefeu Waaren eingesührt. Abg. v. Kardorsf behauptet dagegen, daß große Quan titäten au» Oesterreich nach Deutschland herüberkämen, die sich in der Statistik nicht verzeichnet fänden. Die jetzig« Zollsreiheil sei eine Ungerechtigkeit gegen die Grenzdistricle, dre mau be seitigen müsse. Bundesbevollmächtigter v. Moser macht darauf auf merksam, daß auf Holz ein Eingangszoll gelegt werden solle, also in Eonsequenz besten die Bürstenbinderwaaren, die mit Holz gefertigt würden, nicht zollfrei bleiben dürsten. Abg. Frhr. v. Maltzahn-Gültz. Nach den Motiven solle der Zoll nur eingesührt werden wegen des der Vorlage zu Grunde liegenden PrincipS; wer also gegen das Princrp sei, müsse gegen den Zoll stimmen. (Sehr richtig! links.) Litera a wird mit einer Majorität von ungefähr 50 dis 60 Stimmen genehmigt, dann folgt einstimmig Litera b, nach welcher für ferne Bürstenbinderwaaren der bisherige Zollsatz von 24 Mark pro 100 lcz be stehen bleibt. Nr. 6, Eisen und Eisenwaaren, fetzt unter ») für Roheisen und Brucheisen, sowie Eisenabsülle aller Art, bisher zollfrei, vor dem 1. October 1873 mit 50 Pf. pro 100 verzollt, einen Zollsatz von 1 Mark pro 100 kg fest. Hierzu beantragen: a) Abg. v. Wedell-Malchow, den vorgeschlage nen Satz auf 0,50 M. festzusetzen (derselbe Abgeordnete hat zugleich für Materialeisen Ermäßigungen bean tragt); d) die Abgg. Graf zu Stolberg (Rastenburg), v. Flottwell und Stellter, unterstützt von den ost- und westpreußischen Mitgliedern der conservativen Par teien und des Centrums, folgende Anmerkung zu Nr. 6» zu beschließen: .Roheisen und Brucheisen seewärts von Memel bi» zur Weichjelmündung eingehend aus Erlaubnißjchelne für Eisen werke — frei.' Die DiScussion eröffnet Abg. vr. Stephani als Berichterstatter der Petitions- commijsion mit einem kurzen Berichte über die zu Nr. 6 ein gegangenen Petitionen. Abg. vr. Delbrück: Seil 1854 sei den Erbauern eiserner Seeschiffe eine Zollvergütung für das von ihnen verwendete Material gegeben worden bis zur Aufhebung de» Eijenzolls, und er frage au, ob die verbündeten Regierungen der Ansicht seien, daß im Falle der Wiedereinführung der Eijenzölle diese Rückvergütung wieder in Kraft treten solle. Er zweifle nicht daran, baß dieje Frage werde bejaht werden; «S würde aber zur Beruhigung der betreffenden Industrie dienen, wenn von vornherein über die Absichten der verbündeten Regierungen kein Zweifel gelassen werde. Weiter jei von 1865 an den Besitzern von Gießereien, Hammerwerken und Walzwerken ge stattet worden, Roh- und Brucheisen aus dem Auslande zoll frei zu beziehen unter der Bedingung, daß die aus diesem aus ländischen Roheisen gefertigten Waaren m das Ausland au»- gesührt würden. Dieje Bestimmung sei durch die Beseitigung der Eijenzölle in Wegfall gekommen, und es frage sich, ob dieje Einrichtung wieder in Kraft treten solle. BundeScommisjar Geh. Rath Burchardt bejaht beide Fragen. Er glaube erklären zu können, daß der Bundesrath gewillt sei, in der Begünstigung des VeredelungSverkehrs und des inländischen Schiffbaus mindestens bis an die Grenze zu gehen, welche m der Anlage des Schlußprotokolls zumZoll- vereinsvertrage gezogen je» Die zunehmende Noth der Eisen industrie habe schon seit langer Zeit eine Agitation hervorge- rusen für Wiedereinführung von Sisenzöllen, beziehentlich für die Hinausschiebung des Termin» der Aushebung. Nachdem 1876 die Ausgleichungsabgaben vom Reichstage abgelehnt wor den seien, hätten sich dieje Stimmen vermehrt und der Bundes rath habe sich veranlaßt gesehen, eine Enquete über die Lage der Eijeniudustrie zu veranlassen. Dieje Enquöte sei mit jehr großer Umsicht vorgenommen worden. Man habe zwar gegen die Enquötecommijsion manche Lorwürse erhoben, als wenn sie nicht unvarteiijch zu Werte gegangen wäre. Alle dies« Vor würfe seien entweder widerlegt oder würden noch im Laufe der Debatte widerlegt werben. Der Bundesrath habe keine Ver anlassung gehabt, auch nur im Mindesten anzuzweifeln, daß die Untersuchung mit der gehörigen Umsicht und Unparteilich teil vorgenommen worden jei. Speciell gegen den Vorsitzenden der Commission habe man Einwendungen erhoben, weil diejer schon im Voraus eine Meinung kmdgegeben habe. Aber ein sachkundiger Mann habe doch Vorsitzender der Commission wer den müssen, und einen sachkundigen Mann, der sich über die Productrou i» der Lage sei, ihren Uederjchuß auf den deutschen Markl zu wersen. Eine ähnliche Freigebung von Roh und Materialisten, wie sie in Deutschland erfolgt, sei nnr in Eng land vorg«tommen, wogegen Frankreich »eit höhere Zölle er hebt, al» hier in Vorschlag gebracht wurden Dasselbe gelte von Oesterreich. Rußland, Amerika, Spanien, Italien u. s w. Kurz, kein Land öffne seinen Markt der ausländischen Eijen- produclion. Die Consumtion habe sich eine Zeit lang bedeu tend gesteigert, so daß die Production gar nicht im Stand« gewesen je«, den Conjum zu decken. Sie sei genölhigt worden, der Consumtion zu solg«n. Damals habe Niemand geahnt, daß die Zeit ft schnell wechseln würde. England sei )a hiu- sichtlich der Etsenprodnction Deutschland wert überlegen, e» producire nahezu das Vierfache an Eisen, was Deustchland producire, es fuhr« nahezu daS Dreifache aus und importire ungefähr den 15. Theil, als Deutschland. Die Enquete hab« be rechnet, daß England etwa um 15 Mark pro Tonne Roheisen der deutschen Production überlegen jei. E» sei also ein sehr gewagte« Unternehmen gewesen, die Zölle a^ujchaffea, und eS sei unmöglich, gegenwärtig dre Zollfretheit bestehen zu lassen und damit zu sagen, der englstche und der deutsche Markt seren eins, und seder Ueberschuß könne innerhalb dieses Gebiete« ohne Schranken verkehren. Unter den Konsumenten spielten eine hervorragende Rolle die Eisenbahnen. Dieselben hätten ein doppeltes Interesse au der Eisenindustrie. Ern Mal ver schaffe ihnen dieselbe hohe Fracht«, aus der andern Seile seren die Eijenbahuen als Consument« ganz besonders irueressirt an dem billigen Preise de» EstenS. ES sei aber ein abnormer Zustand, wenn Eis« und Kohlen so billig seien, daß dre Preise nicht einmal die Selbstkosten deckten, »ad dir Erjeabah- ne» machten jedenfalls ein besseres Geschäft, wen» beide Pro duct« normale Preise hätten. Wenn eine Industrie nothlei dend sei, so jei es Aufgabe der Regierung, dieser Industrie Schutz zu gewähren. Die Eiajührung der Zölle sei auch zu dem Zwecke geboten, um der Industrie den Muth zu erhalte», den Kamps weileczuführe», selbst wenn sie augenblicklich höhere Preise nicht erzielen könne. Di« Industrie habe wesentliche Veränderungen burchmachen müssen, namentlich infolge der Er findung de» Bessemerverfahrens. Wenn diese« Verfahren all gemein eingeführl werden solle, so bedürfe eS wieder jehr gro ßer Mittel und Anstrengung des Credits, um die jetzige Roh- estenproduction von der disyerig« Methode «azuftchren «a d»« neue Methode. Wenn man den inländischen Markt off« lasse, dann habe die Industrie keinen Muth, die Capitalien dalanzu- wenden, namentlich da ihre finanzielle Lage ohnehin zu den größten Bedenken Anlaß gebe. Die verbündeten Regierungen hätten sich nach langer und restlicher Erwägung überzeugt, baß die Wiedereinführung der Eijenzölle nolhwendig sei, um die deutsche Eisenindustrie in ihrer Existenzfähigte« zu erhalte», und er hoffe, daß auch die überwiegende Majorität des Hause« sich dieser Ueberzeuguug anjchließ« und die Vorlage anneh men werde, selbst wenn dadurch Benachtheiligungen einzelner Interessen stattfinden sollt«. (Bravo! rechts.) Abg. vr. Bamberger: Die gegenwärtige Tarifresorm sei nicht eine Folge der Thatjache, daß der Reichstag früher die Wiedereinführung von EiseiizSUen adgelehnt habe, sondern sie habe einen lieferen Grund. Die Umkehr würde auch dann eingetreten jein, wenn der Reichstag di« geforderte AuSgiecchung«- abgabe bewilligt hätte, jelbst wenn der Abg. v. Bennigsen in die Regierung eingetreten wäre. Die ganze Auffassung, daß die Eisenindustrie eines ZolljchutzeS bedürfe, jei «ne Legend«. Gerade die Estruiuduitrie bedürfe am w.mgil« «ns» Zolstchutze«. Nicht aus ihrer Lage, jondern aus ihrer Lperatiousoaji» habe sich dieje Auffassung herausgebildet. Nicht die Armuttz, sondern der Rerchthum, dre Macht der Estenindustrie habe diese Stim mung gemacht, ihre unermüdliche Propaganda, und besördert worden seien ihre Bemühung« dadurch, daß man die Wirkung d«S Schutzzolls jehe, diejenige de» Freihandel« aber nicht. E« sei ja sehr bequem, erne Vermehrung d«r Einnahmen vom Staate zu verlangen. Run motivire man den Schutz damit, daß die Eijeninduffrie schwach sei der ausländischen gegenüber Man jage, man müsse den wirthschafllich Schwachen schütze». DaS Wort .wirthschafllich schwach' sei ein Stichwort der Socialistik, nur wolle die Socialistik die wirthschafllich Schwachen gegen ihre Mitbürger schütz«, die Schutzzollpolitik aber den wtrth- jchafllich schwachen Staal gegen den wirthschaftlich starken Staat. Er behaupte aber, daß gerade in Bezug aus die Eijeaproduction Deutschland eine der wirthjchafllich stärkst« Nanoneu sei; nur England, das «i»e ganz exceptionelle Stellung «»nehme, über rage Deutschland bedeutend. Er müsse daher auch der Behauptung widersprechen, daß die in den Jahren 187S und 1876 befolgte WirthschaflSpolitik die deutsche Eisenindustrie bedeutend compro- mitlirt hätte. Die Production hab« sich immer in einer Pro grejsion bewegt, die nur vorübergehend schwach unterbrochen mit geschloffen ist. Erfahrungen werden den Sterb lichen nicht geschenkt und so hl auch der Genannte ziemlich theuer die Erfahrung gewonnen, daß für einen begabten Künstler die Einzelthätigkeit an einer Bühne sicherer und leichter ist, al» die Führung de» Ganzen. Je weniger Rückhalt eine Bühne hat, je «ehr Ringen und Kraftaufwand ist dazu nöthig, und wenn sich auch der Director eines zweiten Theater- stet» de» Vortye,l- erfreuen kann, daß ieine MGlieder fast niemals kant werden, so wird doch die Kasse desto leichter unpäßlich, und die Medicin einer glücklichen Spekulation und eine» bedeutenden Regietalente» hat nicht Jeder zur Hand. Wa» da» letztere übrigen» vermag, bewie» erst kürzlich Hr. Schweighofer. E» ist kein sichere» Arkanum, aber freilich eine nöthrge Grundlage für den Erfolg. Breiten wir mit dieser Bettachtung einen Schleier über die Wiuterjaison de- Residenztheater» und hoffen wir, daß e» keinem gewöhnlichen Schicksal, sondern zum Besten der Bühnentunst und seiner Wirkung Deutscher Reichstag. Sitzung vom 15. Mai. - 0. Die Commissionen für die Zoll- und Steuer vorlagen sind gewählt worden und haben sich, wie folgt constituirt: ») Zolltarifcommission: Abg. v. Sey dewitz, Vorsitzender, Abg. Frhr. zu Franckenstein, dessen Stellvertreter, Abgg. Löwe (Berlin), Ruppert und Grützner, Schriftführer; d) Brausteuercommission: Abg. Richter (Meißen), Vorsitzender, Abg. v. Kehler, Stell vertreter, Abgg. Bernards und Lüders, Schriftführer; e) Tabaksteuercommifsion: Abg. Graf v. Fugger-Kirch berg, Vorsitzender, Abg. v. Schmid (Württemberg), dessen Stellvertreter, Abgg. Frhr. v. Manteuffel, Or. Witte (Mecklenburg), Lender und Moring, Schrift führer. Von den sächsischen Abgeordneten gehören an: der Tarifcommission Abg. Grützner, der Brausteuer Fürsten und die Liberalität von Körperschaften und Privaten ein reiches Material beschafft werden können; es gelte, nicht bloS ein Urtheil zu fällen über Das, was wir können, sondern zu zeigen, was wir wollen und was bei tüchtigem Eifer geschaffen werden könne. Und nunmehr wandte sich der Redner an Se. Majestät mit der Bitte, der Ausstellung die Weihe zu' geben. Die königlichen Majestäten nebst Gefolge betraten hierauf die Ausstellung selbst, und zwar zunächst die Gruppen linker Hand (geleitet von den Mitgliedern der Commission) und unterhielten sich in leutseligster Weise mit den einzelnen Ausstellern, die insgesammt persönlich anwesend waren. Nachdem eine kurze Er holungspause gemacht worden war und Ihre Majestäten in den Restaurationsräumen verweilt hatten, schritten Allerhöchstdieselben die rechte Seite der Halle hinab und wurden — es war nach H3 Uhr — beim Ver lassen der Halle von einem dreimaligen Hochruf ge leitet. Die allerhöchsten Herrfchaften fuhren zunächst nach dem städtischen Museum am Augustusplatz und nach kurzem Verweilen in demselben nach dem Bahn hofe, woselbst sich die Herren Staatsminister und die bei der Ankunft bereit» anwesend gewesenen Herren, sowie Frau Generalin v. Montb«, zur ehrfurchtsvollen Verabschiedung eingefunden hatten. Am heutigen Nach mittag ist nun die Ausstellung auch dem Publicum ge öffnet worden, und in wenig Tagen wird das bisher noch nicht fertig Aufgestellte sich dem Besucher als vollendet präsenttten. Man darf wohl behaupten, daß der Totaleindruck ein recht imposanter ist, sowie daß in einzelnen Gruppen, deren specielle Erwähnung Vor behalten bleibt, geradezu Ueberraschendes geleistet wor den ist, und daß eine große Zahl der Objecte von dem
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