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Dresdner Journal : 09.04.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187904097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790409
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790409
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-04
- Tag 1879-04-09
-
Monat
1879-04
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 09.04.1879
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400 auSspreche, genehmigte da- BolkSthing definitiv mit 65 Stimmen gegen 1 (Bajer) da- Gesetz wegen Aus steuer der Prinzessin Thyra. Zur Grieutfrage. 2. Wien, 7. April Hinsichtlich der Frage der gemischten Okkupation OstrumelienS verlautet, daß eS unrichtig ist, wenn von der einen oder andern Seite behauptet wird, eine der Mächte hab« ihre prin- cipielle Zustimmung zurückgezogen. ES finden viel mehr noch immer Verhandlungen über die Details dieser Frage Statt. Dabei scheint es uns aber, als wenn diese Verhandlungen nicht ganz glatt verlaufen; denn man sagt hier, daß, wenn durch die nun zu be stimmenden Ausführungsmodalitäte» des Projekts der mit dieser Maßregel beabsichtigte Zweck sich als nicht erreichbar darstellen sollte, man den ganzen Plan auf geben werde. — Zur griechischen Grenzreguli- rungsfrage möchten wir bemerken, daß man dieser hier nur eine sekundäre Bedeutung beizulegen scheint. Dasselbe scheint auch bei eine: andern Congreßmacht der Fall zu sein. Die Griechen dürften daher gut thun, keine zu schnelle Erledigung ihrer Angelegenheit zu erwarten. St. Petersburg, 7. April. (Tel.) Die „Agence rujje" bespricht nochmal- die Verhandlungen über die gemischte Okkupation Ostrumelien- und sagt, die Mächte feien andauernd mit der DiScusion der Garantien beschäftigt, welche erforderlich erschienen, um die Rechte und die Sicherheit der Nationalitäten in Ostrumelien im Geiste des Berliner Vertrages, sei es vermittelst einer gemischten Okkupation, oder ohne eine solche, zu verbürgen. Sarajewo, 7. April. Der Feldzeugmetster Herzog Wilhelm von Württemberg, welcher gestern von seiner bosnischen Inspektionsreise zurüakehrte, wird sich in den nächsten Tagen nach der Herzegowina begeben. Wie die „N. ft. Pr." erfährt, wird der Herzog Wil helm nach beendeter Jnfpicirungsretse einen 6 monatigen Urlaub antreten. Es verlaute als bestimmt, daß der Prinz aus feinen bisherigen Posten nicht wieder zu rückkehren wird. An Stelle des Herzogs von Würt temberg soll dem Feldmarschalllieutenant Baron Zova novic das Generalkommando für Bosnien und die Herzegowina zugedacht sein. Bukarest, 6 April. (Tel.) Die rumänischen Kammern sind heute durch fürstliche Botschaft aufgelöst worden. Dieselbe kündigt die Wahl der Constituante an, welche die Verfassung nach den For derungen des Berliner Vertrages reformiren soll. Die fürstliche Botschaft conftalirl, daß das Parlament, in dem eS seine Mandatsdauer abtürztc, um einer Constituante Platz zu machen, hiermit im Interesse des europäischen Frie bens zugegeben hat, daß sich Rumänien in Allem und in kürze ster Frist dem Berliner Lertrage zu sügen habe. Derart haben die Kammern Beweise der Selbstverläugnung gegeben, die be wirken werden, daß im AuSlande noch bestehende Borurtheile verschwinden und an Stelle gewisser, ganz ungerechtfertigter vorgefaßter Meinungen eine richtigere Beurtheilung trete Wenn die Unabhängigkeit Rumäniens feiten einiger Großmächte noch nicht die volle Weihe erhalten, so liege dies an rein zu fälligen Umständen; der Fürst ist jedoch überzeugt, daß Europa baldigst Rumänien die ihm gebührende Gerechtigkeit widerfahren lassen werde. Nachdem der Fürst in beredten Worten betont hat, daß liberale Institutionen die sichersten Grundlagen eines Staate» seien, beleuchtete er kurz die gegenwärtige innere wie äußere Lage und schloß, wie folgt: Rumänien kann ohne Be sorgnisse fortschreilen. Obgleich die Lage im Oriente nicht ge sichert und der Horizont nach außen noch umdüsterl erscheint, und obgleich wir im Innern noch eine brennende Frage zu lösen haben, die uns mit Recht besorgt macht, habe ich dennoch die Ueberzeugung, daß wir ohne Furcht an die Zukunft denken können, wenn wir von dem alleinigen Gefühle der Baterlands- liebe beseelt sind. Der Fürst erklärt sodann in Gemäßheit des Art. lS« der Lerjassung das Parlament sür ausgelöst. Tiruova, 6. April. Wie man der „Polit. Corr." telegraphirt, hat die bulgarische Notabelnversamm- lung den Antrag auf Aufnahme eines Artikel- in das organische Statut verworfen, welcher die Verhinderung de- Proselytenthums und die Ausbreitung des Prote stantismus bezweckt. Ein Antrag auf Errichtung einer Nationalkirche im Fürstenthume Bulgarien wurde ver worfen und der Befchluß gefaßt, die Einheit der bul garischen Kirche in gleicher Weise aufrecht zu erhalten, wie unter der türkischen Herrschaft. Ebenso wurde in Gemäßheit des Berliner Vertrages die Unabhängigkeit des bulgarischen Exarchen von der Pforte beschlossen. Die bulgarische Notabelnversammlung richtete schließlich durch ihren Präsidenten, den Exarchen AnthymoS, an den Orientreisenden Kanitz in Wien ein Telegramm, welches ihm für seine ethnographisch-geographischen Forschungen m den Balkanländern den Dank des bul garischen Volkes ausspricht. — Gestern ist General Stolypin zu einer Eonferenz mit dem Fürsten Don- dukow-Korsakow m Tiruova eingetroffen. — Nach den Versicherungen der höchsten russischen Militärautori täten begmnt die Räumung Bulgariens seiten der russischen Truppen unwiderruflich am 3. Mal. Fürst Dondukow lheilte die- heute dem Exarchen AnthymoS mit dem Betfügen mit, daß Rußland Alle- aufbiete, um die Berliner Signatarmächte für die eventuelle Vereinigung der bulgarischen Länder günstig zu stim men. Die nächste Sorge Rußlands sei jedoch, zu ver anlassen, daß der Balkan von türkischen Truppen un besetzt bleibe. Konstantinopel, 6. April. In Bestätigung des gestern mügetheilten Telegrammes geht der „Pr." von hier nachstehende Depesche zu 5 Ulemas haranguirten in den letzten Tagen die Bevölkerung der Hauptstadt zu einer Petition an den Sultan, in der die baldige Einberufung des Parlaments und die Entfernung der christlichen Offiziere aus der Armee gefordert wird. Ueber Veranlassung des Scheik-ul-JSlam Mukhtar Bey wurden sie jedoch verhaftet. Mit ihnen zugleich wurden auch mehrere Sofias verhaftet. Dresdner Nachrichten vom 8. April. — Ihre Majestät die Königin beehrte gestern die Ausstellung der königl. Kunstgewerbeschule mit einem Besuche. Ihre Majestät, welche in Be gleitung der Hofdame Gräfin o. Einsiedel erschien, ver weilte von H3 bis ^4 Uhr in der Ausstellung, aufs Eingehendste die gegenüber den Vorjahren außerordent lich zahlreichen Arbeiten besichtigend und wiederholt Ihre allerhöchste Zufriedenheit dem Direktor der An stalt ausdrückend. Auch andererseits ist die Theilnahme eine sehr zahlreiche, und sei noch bemerkt, daß mährend der Dauer der Ausstellung der Eintritt in das königl. Kunstgewerbemuseum unentgeltlich ist. ft. Mit dem heute Vormittag erfolgten Ausmarsch des Äardereiterregiments und des Pionnierbalaillons und deren Einzug in ihre neuen Casernen in der „Albertstadt" ist nunmehr die Verlegung der Dresdner Garnison aus der Stadl nach jenen eben so schön ge legenen, als in jeder Hinsicht zweckentsprechenden Mili- täretablissements jowett vollendet, daß nur noch das alte Garnisonhojpital nicht geräumt ist. Die genannten Truppenkörper rückten mit klingendem Spiele im Laufe des Vormittags nach der Albertstadt ab, und ward das Gardereiterregiment auf dem Ausmarsche von Sr. Excellenz dem Herrn Kriegsminlster General der Eavallerte v. Fabrice begleitet. x In den Wohnräumen Sr. Exc. des Hru. Kriegs- mlnisters Generals der Cavallerie v. Fabrice (See straße) bietet sich heute und morgen Kunstfreunden eine dankenswerthe Gelegenheit, von einem großen Oelgemälde Kenntniß zu nehmen, welches durch seine künstlerischen Vorzüge sowohl wie durch den darge stellten Gegenstand das Interesse fesseln dürfte. Das Bild ist im Auftrage eines Damencomitäs, an dessen Spitze Ihre Majestät die Königin und Ihre königl. Hoheit die Frau Prinzessin Georg stehen, von dem Rittmeister a. D Hrn. Uhde ausgeführt und zu einem Geschenk für das Offizierscasino des Garderetterregiirents bestimmt. Der in dem Bilde behandelte Gegenstand steht mit der Geschichte des genannten Regiments in engem Zusammenhänge Derselbe stellt einen entscheidenden Moment aus der Schlacht von Wien, am 2. Septem ber 1683 dar, den Moment, in welchem der tapfere Johann Georg III. von Sachsen in eigener Person das Plotho'sche Reiterregiment, das jetzige Gardereiter regiment, gegen den Feind führt. Der Maler hat be reits früher Proben einer schönen Begabung abgelegt, die gegenwärtig ausgestellte Arbeit bekundet auch ein ernsteres Studium. Das Bild ist sehr geschickt ange legt, lebendig gezeichnet und wirkungsvoll in Farbe gesetzt und wird einen werth- und bedeutungsvollen Schmuck des obengenannten Casinos abgeben. — Nachdem die vierte besoldete Rathsstelle zur Erledigung gelangt war, haben die Stadtverordneten beschlossen, die Stadträthe Heubner, Bönisch, Kunze, Hendel, Grabowski, Böttger und Geier in die je nächst höhere Stelle zu wählen. Gleichzeitig ist von den Stadtverordneten einer Vorlage des Ratyes zugestimmt worden, nach welcher die bisherigen Jahresgehalte der Inhaber der vierten bis elften Rathsstelle um je 300 M. erhöht und demgemäß die wegen der Beseitigung de- Titels „Bürgermeister" für die dritte Rathsstelle beschlossene Abänderung des Ortsstatuts zu den 88 83 bis 97 der revidirten Städteordnung hieraus erstreckt iverden soll. Der Rath hat, wie amtlich mitgetheilt wird, in seiner Plenarsitzung vom 1. d. hiervon Kenntniß genommen. Unter Hinweis darauf, daß sich nach dem gedachten Beschlusse der Stadtverordneten die Besetzung der elften besoldeten Rathsstelle erforderlich macht, wurden von dem Oberbürgermeister in derselben Sitzung über eine theilweise veränderte GeschästSver- theilung unter den Rathsmitglledern Vorschläge er öffnet. Nach denselben soll dem neu »u wählenden Stadtrathe die Baupolizei einschließlich der Woh- nungspolizei und oer auf Baulichkeiten und deren Zubehör, als Gruben, Heimschleujen, Dachrinnen und dergleichen bezüglichen obrigkeitlichen Verfügun gen, sowie die Direktion des Vermessungsamtes über tragen werden. Der Rath genehmigte dteje Vorschläge und beschloß, den Stadtverordneten in Beachtung einer denselben aus deren Anregung seiner Zeit er- theilten Zusage anzuzeigen, welchen Geschäftskreis man dem zu wählenden Rathrmitgliede zuzutheilen vorläufig gemeint sei. Im Anschlusse hieran wurde das Ein- verständnlß dazu ausgesprochen, daß in Zukunft der Vorsitz in der ersten Rathsabtheilung von dem Oder büraermeister, in dessen Abwesenheit aber von dem je ältesten besoldeten Mitgliede der Abtheilung geführt werde. Vom Vorstande des städtischen Feuerlösch wesens, Stadtrath Teucher, ist vor einiger Zeit be antragt worden, das städtische Sprengwesen mit dem Dienste der städtischen Feuerwehr zu verbinden. Stadtrath Teucher hat empfohlen, die Ueberweisung de- Sprengdienstes an die Feuerwehr sofort jetzt ein treten zu lassen und zu diesem Zwecke den bisher den Sprengmannjchaften an Löhnen gezahlten Betrag, so wie die Summe, welche für den von 3 Stadtbezirks aufsehern versehenen Aufsichtsdienst in Ansatz zu bringen gewesen ist, der Feuerlöschkasse zu überweisen. Die Organisation des Sprengdlenstes, namentlich auch die jetzige Einrichtung in Bezug auf die Sprengbezirke, in welche die Stadt eingetheilt ist, und in Bezug auf die Sprenggeräthe sowie Zubehör soll nicht geändert, auch soll von der in Aussicht genommenen Vermehrung der Feuerwehrmannschaften zur Zeit noch Umgang ge nommen und von den zur Verfügung stehenden Mann schaften vielmehr der Sprengdienst nach Befinden unter Annahme von bezahlten Arbeitern besorgt werden, in soweit nicht eine Vereinigung der neu zu errichtenden Sprengcolonnen mit bereits bestehenden möglich ist. Der Betrag, welcher hiernach aus Rechnung des Sprengwejens der Feuerlöschkasse zuzuweisen sein würde, ist auf 1830 M. für den Aussichtsdienst während einer Sprengpenode und auf den Durchschnittssatz von 2 M. 71 Pf. für jeden Arbeiter und Arbeitstag berechnet. Die Arbeitsvergütung würde aus Gmnd von monat lichen Rechnungen aus dem Sprengconto zur Feuer löschkasse zu gewähren sein. Der Rath genehmigte diese Vorschläge und beschloß, die neue Einrichtung so- fort ins Leben treten, auch den Stadtverordneten hier von Mittheilung zugehen zu lassen. — In der gestern vor der königl. Prüfungscom mission für Landidaten des stenographischen Lehramts stattgefundenen Prüfung, bei welcher unter Vorsitz des Prof. Krieg die '.NttgUeder 1. Klasse des königl. stenographischen Instituts Prof. Dr. Zeibig u» der Geschichte der Stenographie überhaupt, Ed. Opper mann m der Entwickelungsgeschlchte der Gabelsverger'- schen Stenographie und Dr. Br. Rotter in Theorie und Praxis des Systems exammirten, erhielten die beiden Candidaten Lehrer Enkel-Dresden und Döring- Meißen das Prädicat „befähigt". — Bei der nunmehr beendeten Musterung der Gestellungspflichtigen aus dem Gerichtsamtsbezlrke Dresden sind 1507 Mann zur Vorstellung gelangt. Hiervon wurden 346 für tauglich befunden, 240 für die Ersatzreserve I. Klasse, 56 für die Ersatzreserve 11. Klasse designirt, 155 sür dauernd untauglich erklärt mld 710 wegen zeitiger Untauglichkeit und bez. wegen häuslicher Verhältnisse zurückgestellt. — Die seither dem Zwingerhofe zum Schmuck dienenden Orangenbäume, von denen in den letzten Jahrzehnden ein nicht geringer Theil allmählich abge storben ist, werden, wie der„Dr. A." meldet, in diesem Sommer wohl zum letzten Male an dem genannten Orte aufgestellt werden. Cs ist beschlossen, resp. aller höchsten Orts genehmigt, daß dieselben zum Theil in den Niedersedlitzer, zum Theil in den Pillnitzer Schloß- garten gebracht werden; in dem ersteren befinden sich bereits die zur Ueberwinterung nöthigen Orangen häuser, in Pillnitz soll ein neues Orangenhaus gebaut werden. L. Der Augenkrankenheilverein in Dresden ist die einzige Anstalt hierselbst, worin mittellose Augenkranke aus dem Königreiche Sachsen freie Cur und ganz oder theilweife freie Verpflegung, sowie Medicamente und Augengläser unentgeltlich erhalten. eines Reisegefährten des Apostels Paulus zu lesen meint. Ich muß Ihnen jedoch gestehen, daß sich in die lebhafte Bewunderung, die ich für Ihr Talent habe, etwas Unruhe mischt Man ist durch dir Anmuth Ihres Stiles mehr verführt, als durch die Stärke Ihrer Beweise überzeugt. Die Poesie fließt bei Ihnen aus einer so reichlichen Quelle, daß man manchmal an der Besonnenheit des Geschichtsschreibers zweifeln muß. Man fragt sich, aus welchen unbekannten Do cumenten Sie so viele bisher unbemerkt gebliebene Details geschöpft haben. Bor Ihnen hat man viel über St. Paulus geschrieben Aber Niemand stand in so intimen Beziehungen zu ihm, wie Sie. Ein bedeutender Kritiker behauptet, Sie hätten ihn gesehen. DaS muß wohl so sein, denn Sie sind der Erste, der ihn uns als einen häßlichen kleinen Juden schildert. Sie beschrieben ihn vom Kopf bis zu den Füßen: „Er war von kleiner gedrungener Gestalt; seine starken Schultern trugen seltsamer Weise einen sehr kleinen, kahlen Kopf; sein blasses, von dichtem Barte bedecktes Gesicht zeigte eine Adlernase, funkelnd« Augen nnd schwarze Augenbrauen, die sich auf der Stirn verei nigten." Man kann Ihnen wenigsten- nicht vorwerfen, daß Sie Ihrem Helden schmeicheln. Ohne Sie würde der größte Theil des menschlichen Geschlechtes niemals die physisch« Schönheit des Heidenapoftels in Zweifel gezogen haben. Sie geben uns auch neue, aber diese- Mal angenehmere Nachrichten über die Person de- ApostelS LukaS. Wir erfahren von Ihnen, daß er eine sorgfältige jüdische und griechische Erziehung er halten hat, daß sein sanftes Gemüth und sein beschei dene- Wesen au- ihm da- Ideal eine- Schüler» machten, daß er d»e römischen Offiziere, besonders die Hauptleute, geliebt und wahrscheinlich geistliche Lieder componirt habe. Das sind viel Neuigkeiten auf ein mal. Hat die Divmationsgabe Sie nicht wieder über die Grenzen der Wirklichkeit hinausgeführt?" u. s. w. * In Paris macht die Reprise des Victor Hugo'- schen Trauerspiels „Ruy Blas" viel von sich reden. Man gab das Stück im „Thontre fraiwais". „Ruy Blas" ist unstreitig die bedeutendste Bühnendichtung Victor Hugo'S und als solche auch längst von allen gebildeten Franzosen anerkannt, die das halbe Stück auswendig und sich vor Bewunderung seiner Schön heiten nicht zu fassen wissen. So gestaltete sich denn auch am 5. April die Vorstellung für den greisen Dichter, der ihr selbst in einer Parquetloge beiwohnte, zu einem wahren Triumphe. Gleichwohl und trotz aller, auf die Jnfcenefetzung verwendeten Sorgfalt blieb die Aufführung hinter jener de- „Odeon" tin Jahre l872 nicht unerheblich zurück. Das Publicum dieses Abends war das gewählteste und interessanteste, welches Paris bieten kann; alle Träger des Geistes und der Aristokratie waren versammelt. Der Unfug, den Dich ter auf die Bühne zu locken, besteht glücklicherweise im „Thsrltre franyais" noch nicht; wohl aber empfing Vic tor Hugo, als er das Hau- verließ, von den begeister ten Zuschauern eine ehrfurchtsvolle Huldigung * Nachgemachte Bernsteinarbeiten, mit denen die moderne Industrie sehr vielen Betrug treibt, sind dadurch erkennbar, daß sie, in Schwefeläther getaucht, die Politur verlieren, während echter Bernstein durch diese Flüssigkeit nicht angegriffen wird. * In Ueberemsttmmung unserer kürzlich auSge sprochenen Klage über unsere mangelhafte vorurtherlS- volle Scuntnifi Nordamerika- fragt Mtgerka m der „W. Abdp." be. Geleg nheit einer Besprechung amerikanischer Zustände der Industrie und Agricultur: „Erfreuen sich die Vereinigten Staaten Nordamerikas unsererseits wohl der für uns wünschenswerthen Be achtung 2 Suchen wir aus den staunen-werthen, äglich sich vollziehenden Fortschritten ihrer Industrie, ihrer Landwirthschaft und ihrer Verkchrseinrichtungen Nutzen zu ziehens Wie kärglich ist in Grunde unser Wissen von den treibenden und schaffenden Kräften Amerikas. Und doch rückt uns fein Export mit jedem Jahre mehr zu Leibe, muß unser Getreidehandel bereits die Be schaffenheit der amerikanischen Ernte in Betracht ziehen und mit ihrer Abgabe an Europa rechnen, rückt uns die Concurrenz der amerikanischen Fleischausfuhren mit jedem Jahre näher, erwächst feine Industrie immer drohender, und giebt Europa in den letzten Jahren wieder in steigenden Zahlen Arbeitskräfte an Amerika ab und hilft so dessen ProductionSkraft steigern. Suchen wir der wachsenden Concurrenz durch Aneignung so mancher, wohl übertragbarer Vortheile zu begegnen, suchen wir Ersatz für den Kräfteverlust?" * Amerikanische Zeitungen berichten über die in ternationale Ausstellung in Mexico. Die mexi- canijche Regierung hat an alle Gouverneure Circulare erlassen, damit diese Maßregeln zum Erfolg der Aus stellung treffen, die definittv am 14. Januar 1880 eröffnet werden und 3 Monate dauern soll. All: zur Betheiligung emgetadenen Nationen werden gleichmäßig behandelt werden. Die AuSst. llungsgüter brauchen erst nach dem Berkaus verzollt zu werden und können 6 Monate lang ohne besondere Vergütung ausgestellt bleiben. Wenn deshalb von Stadträthen uud Gcmeindevorstän- den wiederholt Gesuche an die hiesige evangeltsche Dia konissenanstalt gerichtet worden sind, so mußte dieselbe dann diese Hilfsbedürftigen erst an den Augenkranken heilverein weisen, wodurch Zeitverlust, oftmalige- Hin- und Herftagen, Erklärungen, Schreibereien und Porto- auSgaben tue Folge waren. Und wenn dann auch der Verein sich Herbe'.ließ, diese Augenkrauken auf seine Kosten in der evangelischen Diakomssenanstalt verpflegen zu lassen, jo war doch denselben die Wahl unter den 9 Bereinsärzten, sowie unter d«n 4 Vereinskliniken abgeschnitten, eine Wahl, die für die «ranken nach Alter, Geschlecht und Lebensstellung beachtenswerth« Vortheile bietet. Von den 52 mit schweren Augen leiden behafteten Personen, die der Verein im abge- laufen:n Vierteljahre 2097 Tag« mit einem Aufwande von 2315 M. verpflegen ließ, kamen 23 ginnst Kinder) in die evangelische Diakonissenanstalt, l7 in die Dr. Bode'jche, 7 in die Dr. Edmund Weller'sche und 5 in die Hofrath Dr. Beger'jche Klinck. Die in diesen Kliniken behandelten wohlhabenden Augenkranlen stehen mit dem Verein m gar keiner Verbindung. Ueberhaupt wurden in dem letztverflossenen Vierteljahre vom Vereine 659 Augenkranke unterstützt, wovon 397 aus Dresden und 262 von auswärts kamen. Brillen wurden 370 und Glasaugen an Einäugige 9 Stück ausgegeben. Die Inanspruchnahme des Vereins ist fortwährend noch im Steigen begriffen, während die dem Vereine zugewendete Wohlthätigkeit in der letzten Zeit leider rückgängig geworden ist. — Dem Verein „Asyl für Obdachlose" sind am 5. d. M. 500 M. ohne Namensnennung des edlen Gebers geschenkt worden. Dem Geschenk war eine Karte folgenden Inhalts beigelegt: „Zum Geburtstag eines lieben Heimgegangenen den „„Obdachlosen"" 500 M. als Segen seiner treuen Arbeit." —soll. Das hiesige Pestalozzistift bringt m dem soeben erschienenen Berichte aus das Jahr l878 zu nächst seinen herzlichsten und ehrerbietigsten Dank allen edlen Beförderern dieser Stiftung dar, voran dem er habenen und im Wohlthun nie ermüdenden Königs hause. Auch in diesem Jahre ist es möglich geworden, 55 Zöglinge zu verpflegen und alle Unkosten zu be streiten, ebenso konnte der auf der Palmstraße 22 be findlichen Mädchenbejchäftigungsanstalt die gleiche Für sorge gewidmet werden, wie in früherer Zeit. Der 27. November vorigen Jahres war für das Pestalozzi stist ein Ehrentag, da die hohe Protectorm, Ihre königl. Hoheit die Frau Prinzessin Georg, unter Füh rung einiger Comitvdamen und des Vorsitzenden alle Räume der Anstalt m Augenschein nahm und ihre hohe Befriedigung zu erkennen gab. Die Einnahmen beziffern sich auf 32040 M. und die Ausgaben be trugen 28 487 M. prvviimalnachrichtku. Leipzig, 7. April. Den zur Ostermesse hierher kommenden Fremden wird das Schützenhaus aber mals einen neuen Anziehungspunkt bieten, uwem da- schon Ende vorigen Jahres in Angriff genommene Aquarium, welches die ganze rechte Seite des Vor- dergartcns m Anspruch nimmt, in der Ausführung so weit vorgeschritten ist, daß die Besetzung der Süßwaffer- bassins (mit heimischen Flußfischen rc.) bereits erfolgt ist, lvährend dem Eintreffen der Seefische (aus dem adriatischen Meere, der Nordsee) und dem dazu nöthigen Seewasser entgegengejeheu wird. Im Ganzen zählt das Bassin 21 Becken und eine große Mittelgrotte, die hauptsächlich zur Ausnahme von Krokodilen, Schild kröten rc. bestimmt ist. Das Aquarium ist dem Ber liner nachgedildet. Stollberg, 7. April. ^Anz.) Gestern Abend gegen 8 Uhr ist aus dem Weiberzuchthause Hoheneck die Sträflingin Baalsch aus Taucha bei Leipzig ent flohen. Die Flüchtige ist wegen ihrer Raffinirtheit, mit welcher sie vor ihrer Sistirung allerhand Unthaten meist in Männerkleidung ausführle, gewiß noch Bielen bekannt. Freiberg, 7. April. (Fr. A.) Am vergangenen Sonn abend reqmnrte ein auf der Pfarrgasse wohnendes Ehe paar um 10 Uhr Abends noch Polizei. In ihrer, eine Treppe hoch gelegenen Schlafkammer fanden sie zwischen Bett und Wand em männliches Individuum, einen 19jährigen Burschen, der, um zu stehlen, sich dort ver kochen hatte. Durch ein Fenster, das an einer Stelle defect war und ivelches er infolge dessen von innen hatte aufwirbeln können, war er in die Kammer ge langt. Dem Loglsinhaber, der seit geraumer Zeit schon davon erzählen kann, daß ihm auf unerklärliche Weise Cigarren verschwinden, ist nun mit einem Male das Räthsel gelöst; giebt der Dieb ja selbst zu, da- Manöver wiederholt mit Erfolg ausgeführt zu haben. § Kamenz, 7 April. Heute in der 1. Morgen stunde brach in der Scheune des Gutsbesitzer Haase in Niederstetna plötzlich ein Schadenfeuer aus, ivel- ches dieses Gut und das Nachbargut de- F. A. Schäfer, die Gebäude des Hausbesitzers Gräfe und die Scheune und das AuszugsyauS der Wittwe Mayer total in Asche legte. In den mit Stroh gedeckten Gebäuden verbrannten alle Vorräthe und das Mobiliar, auch einige Stücke Biey. Ein der Brandstiftung dringend verdächtiges Individuum wurde an da- Gerichtsamt Kamenz eingeliefert. Dresden, 6. April. SchwurgerichtSver- hand. ungen. (Fortsetzung.) XV. Der noch unbestrafte Schneldergeselle Rein hold Karl Matthes Thiede aus Berlin, welcher eines Tages im Februar d. I. mittellos nach Dresden ge kommen war und in einer Restauration die verw. Müller gesehen und wahrgenommen hatte, wie dieselbe in einer Handtasche eine Baarschaft bei sich führte, ge stand trotz theilweisen Leugnens während der Borunter suchung in der Schlußverhandl ing unumwunden zu, daß er in der Absicht, der Müller die Tasche mit dem Geld« wegzunehmen, ihr auf die Srraße gefolgt fei und sie dort, um sich in den Besitz der Tasche zu jeden, gewaltsam niedergeworfen und ihr dabei die Tasche entrissen habe. Die Geschwornen erachteten den An geklagten des Raubes unter Annahme mildernder Um stände für schuldig und der Schwurgerichtshof vernr theilte ihn zu 1 Jahre Gefängniß.
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