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Dresdner Journal : 09.04.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187904097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790409
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790409
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-04
- Tag 1879-04-09
-
Monat
1879-04
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 09.04.1879
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^82 Mittwoch, den 9. April. L87U Xdoanementipeel»? LL»»«rk»Id 6c»6cuisckeo Reicks, tritt ?o°t- uvU 8tewz>elru^klit8 kioro. Im ^»ur«L ä«at«:k«t N»iei»>' iLkrlick: . . 18 ^l»rk K^drlick: 4 »lark 50 ?5 LillrcloeXvmioerv: 10 ?k li»>«i-»teu prelle: kür äen li»uw einer ^espLlleneo ?etit»eile 20 kl. Unter „Llusexwät" äis Leite b0 kl. ki^ckel»«»: l'^tick mit ^urnnkme 6er §onn m>6 keiertL^e .^Keo6, für 6en kotzenäeo kr»z. VtrÄuttZomlial. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. l»8er»tea»»»»k«« »„^Rrt,, H ^ra»xüt«ttcr, Onmmimuooür 6e« Orexlner ^ourvLt»; S»»d«r» - UerU» Vie» Letpu, >—1 - Nr,a», kr»»kk»rt ». t ko-i«, Lerlm Vi«o -S»wd«r^- kr»U-r»ip>lU ^r»Lktart ». N. >k»ek»L: H/v««/ Ueril»: S. H«et, /«oaticte^itanL, Ur««.»: L LcXtotte,- : /, Lta^e«'» öüre»u; cLsmiul, -. H k«At; ^nmkkrrt ». H.: ^acAer^ke o. 6 //rrrmann- »cke öocdk»o6tul>^; aitrUt»; 6 StMer, ll»LL»,«r: t? k»rt» Uertkr -knurkNrrt ». » »t»«G»rt: La^tx L t.Ä., L»md»r,: k Lt««<iAen, ^16 Svr»u»xed«rr RSviel. Lipeäition 6e» l-rexloer 6oarv»t«, Drexiev, Lvio^erHtr»«« tio 20. Sagesgeschichte. * Berlin, 7. April. Ter mit Urlaub hier ein- getroffene kaiserl. deutsche Botschafter am kaiserl. russi schen Hofe, Generallieutenant v. Schweinitz, wurde gestern Nachmittag von Sr. Majestät dem Kaiser in besonderer Audienz empfangen und wird morgen Berlin wieder verlassen, um sich zum Curgebrauch zunächst nach Baden-Baden und später von dort nach Karlsbad zu begeben. — Wie die hiesigen Blätter berichten, liegt eS in der Absicht, dem Reichstage vor dem Wieder beginn der Arbeiten Gelegenheit zu geben, sich mit der ganzen Gruppe der Steuergesetze vertraut zu machen, und es wird daher auch wohl das Brausteuergesetz seiten des Bundesraths alsbald festgestellt werden, so daß auch noch diese Borlage den Abgeordneten in die Heimath nachaesandt werden dürfte. In Bezug auf dies Gesetz scheinen übrigens nicht große Meinung- Verschiedenheiten zu bestehen, so daß eine ziemlich glatte und schnelle Abwickelung innerhalb des Bundesrathes wahrscheinlich ist. — Der Vorsitzende der Zolltarif commission, Frhr. v. Varnbüler, verläßt heute Berlin und bezieht sich nach Schloß Hemmingen in Württem berg. — Die heutigen Abendblätter melden überein stimmend, daß Se. Majestät der Kaiser dem Oberhof- und Domprediger v. Hengstenberg am gestrigen Tage, wo vor 25 Zähren seine Einführung als Hof- und Domprediger erfolgte, im Hinblick darauf, daß der selbe bei seinen vorgerückten Jahren von seinen dienst Amtlicher Theil. Dresden, 2. April. Se. Majestät der König hat dem «irchschultehrer Christian August Schön in Neu kirchen das Berdienstkreuz allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 4. April. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Eultus-Minlsterialkassirer Karl Ferdinand Dörflinger das Ritterkreuz II. Classe vom AlbrechtSorden zu verleihen. Dresden, 5. April. Se. Majestät der König hat dem Sennnaroberlehrer Friedrich Reinicke in Dresden- Friedrichstadt das Ritterkreuz II.,Classe vom Verdienst orden allergnädigst zu verleihen geruht. DaS von Delegirten der Geistlichkeit, der oberen Beamten und der Notabeln auSgearbeitete Ainanzproject hält eine Sprocentige Revenue auS der unisicirten Schuld aufrecht, wovon I Procent zur Ämortiürung verwendet werden soll; ebenso wird eine Revenue von 5 Procent auS der privi- legirten Schuld aufrecht erhalten. In dem Ent würfe wird ferner vorgeschlagen, 55 Procent der schwebenden Schuld baar zu bezahlen und den Rest in zu begebenden 5procentigen Titres. Ler Khedive hat eine Erklärung erlassen, in welcher er hervorbebt, daß Aegypten sich keines wegs in schlechten Verhältnissen befinde; die Ver träge müßten aufrecht erhalten, die Urtheilvsprüche der Gerichte respectirt und die in den Decreten vom Jahre 1876 dargelegten Principicn beide- halten werden. Europa müsse eine weitgehende finanzielle Controle zugrstanden werden. Heute findet hier (in London) ein EabinetSrath statt, welcher, dem Vernehmen nach, über die in folge der KrifiS in Kairo nothwendigen Schritte berathen wird. Die „Morning Post" spricht sich gegen eine direkte Intervention auS und empfiehlt, den Sul tan um Absetzung deS Khedive avzugehen. Konstantinopel, Montag, 7. April, AbrndS. (W. T. B.) Nach einer Meldung der hiesigen „Agence HavaS" hätte die Pforte dem Sultan nunmehr eine neue Grenzlinie für Griechenland zur Sanctionirung voraeschlagen. Nach derselben würden Arta, Larissa, Lolo und Agrafa an Grie chenland abgetreten werden; diese Grenze würde also in Thessalien der von dem Berliner Con- arrsse vorgeschlagenen nahe kommen, dagegen in Epirus hinter dieser zurückbleiben, da Janina und Prevesa ausgeschlossen find. Konstantinopel, Dienstag, 8. April. «Tel. d. Dresdn. Journ.) Wie verlautet, hätte die Pforte erklärt, der gemischten Okkupation zuzustimmen, wenn das organische Statut für Ostrumelien un verzüglich eingeführt würde, wobei die neue Admi nistration mit einem von der Pforte ernannten Gouverneur unter der Controle der internatio nalen Commission zu fungiren hätte. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStag, 8. April. «Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Commission zur Berathung von Schutzmaßregeln gegen die Pest tritt heute noch einmal zusammen, um die Krage bezüglich der Einschränkung deS Einfuhrverbotes von Waaren au» Rußland, die Krage über dir Paßpflichtigkeit und die Krage betreffs der Einschränkung der ärzt lichen Inspektion für den Verkehr an der LandeS- grrnze zu berathen. Die Beschlüsse der Commis- fiou werden dem BundeSrathe zur weiteren Be schlußfassung unterbreitet werden. Der BundrSratb hat heute einer kaiserlichen Verordnung zugestimmt, welche daS wegen der Prstgefahr erlassene Einfuhrverbot auf gebrauchte Leib- und Bettwäsche, gebrauchte Kleider, Hadern und Lumpen aller Art beschränkt. London, Montag, 7. April, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses ant wortete der Schatzkanzler, Sir S. H. Northcote, auf eine Anfrage Holm S, eS seien am 18. Kebruar bei der französischen Regierung Vorstellungen ge macht worden wegen der Verletzung der Bestim mungen des Handelsvertrages bezüglich der Mi neralöle; eine Antwort Krankreich» sei noch nicht ringegangen. — Kerner erklärte Rortheste auf eine Anfrage Otway'S, die Unterhandlungen wegen der gemischten Okkupation OstrumelienS dauerten noch fort. — Der Staatssekretär der Colonien, HickS- Beach, entgegnete dem ParlamentSmitglirde Ri chard, die Friedensbotschaft de» Königs Cetewayo flöße kein Vertrauen eia; nur eiue völlige Unter werfung desselben könne die Colonien sichern. — Im weitern Fortgänge der Sitzung genehmigte daS HauS nach längerer Debatte die Bill über die DiSciplin in der Armee mit 138 gegen 32 Stim men. Hierauf wurde die Vertagung de» HauseS bis zum 17. d. M. beschlossen. London, DienStag, 8. April. Tel. d. Dresdn. Journ.) AuS Kairo ist die Nachricht hier tiu- gegangen, daß der Khedive den Generalkonsuln der fremden Mächte den Entwurf einer Reorgani sation deS ägyptischen Finanzwesens mitgetheilt hat, indem er zugleich erklärte, der Erfolg deS Entwurfes hänge von der Entfernung der euro päischen Minister ab. Infolge dessen reichte der Präsident de» geheimen RatheS, der Erbprinz Mohamed Tewpk, seine Demission ein, während der Khedive den Kinanzminister Wilson und den ArbeitSminifter de Bligni^re» absetzte und eia neues Ministerium unter dem Vorsitze Scherif PaschaS einsetzte, welches ausschließlich au» Eiu- gebornen besteht. Bern, 7 April. Ein Telegramm der „k H." meldet: Der Bundesrath hat Hrn Favre auf seine Mtttheilung, betreffend die »heilweise Arbeitseinstellung im Gotthardtunnel, geantwortet, daß für dessen Ausführung ihm nur die Gesellschaft verantwortlich sei. Sollte daher die Arbeitseinstellung Folgen ver anlassen, welche sein Einschreiten nothwendig machen würden, so werde er seine Beschlüsse der Gesellschaft mittheilen und für ihre Vollziehung sorgen. Rom, 6. April. (Tel.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde der Antrag CriSpi'S aus l monatige Kammertrauer anläßlich des Todes Pisanelli's angenommen. Sodann fand die Debatte über eine Nachlragsconvention mit Deutschland und der Schweiz Statt in Betreff der Beisteuer mit einer Subvention von 10 Millionen Frcs. zur Sicherung der Vollendung der Gotthardbahn und um der Regie rung das Recht zu gewähren, an dem internationalen Syndikate zum Baue der Monte-Lenere-Bahn mit einem Betrage von 3 Millionen Theil zu nehmen. Nach den Bemerkungen einiger Deputirten und den Aufklärungen deS Ministerium- werden die Artikel des Entwurfes angenommen. Bei der geheimen Abstimmung über den ganzen Entwurf stellte sich heraus, daß die Kammer nicht beschlußfähig sei, weshalb die Abstimmung nach Wiederaufnahme der Sitzungen am 23. April vorge nommen werden wird. Rom, 7. April. Da- Wiener „Corresp.-Bur." erhält nachstehende Depesche: Der Papst richtete an den Cardinalvicar ein Schreiben, worin er die Errichtung protestantischer Schulen in Rom und deren jährliche Vermehrung lebhaft beklagt. Der Papst sagt, diese Schulen würden mit ausländi schem Gelbe vermehrt, und um die mittellose Ju gend heranzuziehen, biete man derselben Geidunter- stützungen an und mache ihr Versprechungen aller Art. Zur Milderung dieses Uebel» hab« der Papst eine Commission von Prälaten und römischen Adeligen ernannt, welche die dem Vatikan unter stehenden Schulen inspiciren und sich über deren Bedürfnisse und Unterrichtsstand insorwiren sollen. Der Papst fügt werter hinzu, daß er, nachdem dieser Kampf deS Jrrthums gegen die Wahrheit namentlich durch inmitten der ärmlichen Bevölkerung reichlich ge spendetes Geld unterstützt wird, beschlossen habe, zur Hebung der vatikanischen Schulen in der Erwägung, daß die Erhaltung des Glaubens in Rom an die Interessen der ganzen katholischen Welt geknüpft sei, mit einem Theile des PeterspfennigS beizutragen, je nachdem o.es die Bedürfnisse der allgemeinen Kirche gestatten werden. Der Papst wendet sich gleichzeitig an den römischen Adel und an den CleruS, damit sie den vaticanischen Schulen ihre finanzielle Hilfe ange deihen lassen. Madrid, 6. April. (Tel.) Der Marineminister hat dem Minister des Auswärtigen mitgetheilt, daß ein englisches Schiff die schwedische Goelette „Virgo" in spanischen Gewässern angehalten hab« (vermuthlich b«i Gibraltar, um dieselbe auf Contrebande zu unter suchen). Wegen dieser Verletzung der spanischen Gewässer soll eine Beschwerde an die englische Re gierung gerichtet werden. London, 7. April. (Tel.) Der „Standard" er fährt, die auf der Fahrt nach China begriffene Srieg»- fregatte „Encounter" sei infolge der Besetzung der Insel Matacong durch französische Truppen nach Sierra-Leone beordert worden. — D«n „Daily News* wird au- der Capstadt gemeldet, im TranS- vaallande sei ein Aufstand au-gebrochen. Kopenhagen, 7. April. Ein Privattelegramm der „H. N." meldet: Nach kurzen Reservationen Berg - und deS Grafen Holstein-Ledreborg, nämlich daß man keine Billigung der Politik deS Ministerium- damit lichen Functionen theilw«ife bereits entbunden worden ist, als besondere Anerkennung für seine langjährige, erfolg- xeiche seelsorgerische Thätigkeit da-Lomthurkreuz deS kgl. Hausorden- zu verleihen und diese Dekoration mittelst allerhöchsten eigenhändigen, sehr gnädigen Handschrei bens zu übersenden geruht hat. — Nach der „Nat- Ztg." liegen die Vorschläge des Bundesrathes bezieh ungsweise des preußischen StaatsministeriumS über die Besetzung des Reichsgerichts sowie der höchsten Richterstellen im preußischen Staate feit Sonnabend verflossener Woche der Entschließung Sr. Majestät Les Kaisers vor. Der Erlaß der ausstehen den allerhöchsten Entscheidung wird dann das Justiz ministerium erst in die Lage setzen, die Vorarbeiten abzuschließen, welche bis zur Besetzung der höchsten Stellen schwebend bleiben mußten, da jede Verände rung gerade an der Spitze der juristischen Hierarchie sich in weitgehender Weife bezüglich der Zusammen stellung des ganzen Tableaus geltend macht. ; Saarbrücken, 7. April. Einem Telegramm der „KZ." zufolge hat der Staatsanwalt gegen das frei sprechende Urtheil im Marpinger Processe Be rufung angemeldet. Weimar, 7. April. Der Landtag hat den neuen Justizetat wesentlich im Anschluß an die bereits erwähnten Ausfchußanträge genehmigt. Allerdings wurde von einer Seite her, und zwar von einem radikalen Abgeordneten, hervorgehoben, daß die Er höhung der Besoldungen hier die weitgehendsten Rück wirkungen auf die Besoldungsetats überhaupt haben müsse, und zu verstehen gegeben, daß die Existenz der Kleinstaaten dadurch ernstlich bedroht werde. Seiten der Regierung ward dieser Anschauung lebhaft ent gegengetreten; allerdings werde die Regelung der Be- foldungSverhältnisse der Justizbeamten eine Rückwirkung auf die übrigen Etats auSüben und eine Vorlage zur Aus gleichung, foweit dies die finanziellen Kräfte des Landes gestatteten, eingebracht werden, aber die Erhöhungen wür den nicht unerschwinglich sein. Uebrigens ist die Regie rung auf Ersparungen bedacht, wo solche ohne Schädigung des Gemeinwohls möglich sind. — Gestern tagte hier der Ausschuß des Vereins für Socialpolilik. Er hat beschlossen, die nächste Generalversammlung statt im Herbste alsbald auf den 21. und 22. April nach Frankfurt a. M. emzuberufen und al- einzigen EerathuugSgegenstaod auf die Tagesordnung die Zoll tarifvorlage zu stellen. Die Debatte wird eingeleitet durch Referate der Herren Schmöller und Gensel; auch ist Sorge getragen, daß über einzelne Abschnitte, wie landwirthschaftliche Zölle, Eisenzölle, Zölle auf chemische Producte, auf Producte der Textil-, der Lederindustrie rc., Redner sowohl aus dem freihändlerifchen, wie aus dem schutzzöllnerischen Lager gehört werden. * Wien, 7. April. Der außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister des souveränen Johan niterordens, Guido Graf Thun-Hohenstein, wurde am 4. d. M. von Sr. Majestät dem Kaiser in Audienz empfangen und hatte die Ehre, da- Ehrengroßkreuz jenes hohen Ordens zu überreichen, welches huldvollst angenommen wurde. — Die beiden bischöflichen Vor kämpfer für die Glaubenseinheit in Tirol sind ein ander im Tode rafch gefolgt. Nachdem zu Ende des vorigen Monats der Fürstbischof Riccabona von Trient gestorben, ist gestern der schon seit längerer Zeit schwer erkrankte Fürstbischof von Brixen, Vincenz Gaffer, feinen Leiden erlegen. — Wie die „Pr." erfährt, waren die Agitationen der hier wegen ihrer focialiftischen Propaganda verhafteten Studenten nicht gegen Oesterreich, sondern gegen Rußland gerichtet. Paris, 7. April. (Tel.) Nach dem nunmehr voll ständig bekannt gewordenen Ergebniß der gestrigen Ersatzwahlen zur Delegirtenkammer wurden 13 Republikaner und 1 Legitimist gewählt, während 7 engere Wahlen erforderlich sind. Feuilleton. Redigier von Otto Banck. Der vierte ProductionSabend, Montag den 7. April im Saale des „Hotel de Saxe", zählte zu jenen hoch genußreichen, die wir ost genug im Laufe der Jahre der künstlerischen Thätigkeit des Tonkünstlervereins zu verdanken hatten. Mit schönem, stilvoll und charakte ristifch behandeltem Vorträge spielten Hr. Lauterbach und Hr Medefind J.S. Bach s O-moII-Concert für zwei Violinen mit Begleitung von Streichinstrumenten, dirigirt von Herrn vr. Wüllner. Mit einer wunder samen Continuität und logischen Geschlossenheit der ge danklichen Entwickelung, im Allegro wie in unaufhalt samer Strömung kunstvoll verschlungener und figurir- ter Polyphome, erklingen die einzelnen Sätze des prächtigen Werkes. Ungemein kräftige Fülle und Breite deS TonS entfaltete Herr Lauterbach, von edel ster Wirkung namentlich im Largo, in welchem der ersten concerttrenden Violine der größere Theil der Lantilenführung zufällt. Der Beifall war enthusiastisch. Die Ausführung von Mozart s 13stimmiger Ärenade für Blasinstrumente mit Contrabaß in so meisterlicher Vollendung ist eine Specialität der Mitglieder der hiesigen künigl. Kapelle, und wohl nur ihnen zur Zeit erreichbar und eigenthümlich. Mozart'» reizvoller, überreich quellender Melodik, der reinen, einfachen Schönheit seiner Formen, dem schwelgerischen Wohl klange seine- ToncoloritS lauschte das Ohr mit Ent zücken. Zwei schwächere Sätze der etwa» zu gedehnten Serenade (ein Menuett und Romanze) wurden mit Recht weggelassen. Eine tief empfundene Tondichtung ist das Adagio im großen ernsten Stil, in dem sich auf rhythmisch gleichmäßig fortwandelnder Harmoniefolge verschiedene Instrumente erheben, mit melodischem Gesänge sich antwortend, nachahmend, einigend, im Ausdruck steigernd. Diese Serenade wurde übrigen» zuerst von Mozart (und zwar gerade in den gestern gespielten Sätzen mit Ausnahme deS Andante con Variurioni) als Streichquartett in seinem 12. oder 13. Jahre, wahrscheinlich 1768 in Salzburg compo- nirt. Im Jahre 1780 wurde daS Quartett von ihm zur Serenade erweitert und umgestaltet. Die Haupt motive finden sich jedoch sämmtlich beibehalten, und selbst dir Tactzahl der Sätze stimmt fast genau überein. Aber auch die Novität, welche das Programm er öffnete, ein Trio op. 27 für Pianoforle, Violine und Violoncell von C. Gramann, trug dazu bei, den wohl- thuenden Eindruck dieses ProductlonsabendS zu erhöhen. Dat talentvolle, in der Erfindung dem Componisten eigene und dazu musikalisch tüchtig und geschmackvoll gearbeitete Werk wurde in vorzüglichster Weife von den Herren Lauterbach, Grützmacher und Papendick (Clavier) vorgesührt; das letztere Spiel zeichnete sich durch Ton, rhythmische Entschiedenheit und musikalische Klarheit aus. Der erste Satz des Trio» erweckte am wenigsten wärmere Theilnahme, umso mehr daS durch Melodik, feine und vertiefte Empfindung und Durch führung wirksame Adagio, und nächstdem das geistig belebte und interessante Scherzo. Im Finale wird die Abnahme an musikalischem Gehalt durch feurige Rhyth mik und Originalität de» Hauptmotiv» und frisch be wegten Fluß de» Satze» möglichst verdeckt. Besonderer Dank sei Herrn Lauterbach ausgesprochen, daß er sich durch ein emgetretene» empfindliches Un ¬ wohlsein nicht von feiner Mitwirkung an diesem Abend abhalten ließ. L. Banck. Dresden. Dem vierten Productionsabend wird nun noch ein anderer, die diesjährige musikalische Sai son würdig beschließender folgen, welcher der Theil nahme aller Musikfreunde gewiß ist: er wird zur fest lichen Feier deS 25jährigen Bestehens des Vereins veranstaltet und im Saale dis Gewerbe- Haufes am 28. April (^7 Uhr) stattfinden. Da-Pro gramm diese- Concert- besteht in: Prolog von 0r. Jul. Pabst, Serenade Nr. 2 für Streichinstrumente (zum 1. Male) von Robert Fuchs, Concert für drei Claviere mit Begleitung von Streichinstrumenten von I. S. Bach, Serenade (O-6ur) für Orchester von Mozart (zum 1. Male), Partita (ox. 22), vier Stücke für Orchester, dem Tonkünstlerverein zum 25jährigen Jubelfeste gewidmet von Ferd. Hüllweck. Dem Concert folgt Festmahl und Ball. Die Karten zum Concert init oder auch ohne Einschluß de» Festmahl» rc. für durch Mitglieder eingeführte Gaste sind in d«r Musi kalienhandlung von C. A. Klemm, AugustuSstraße 3, zu erhalten. B. * Unter d«n zahlreichen Ehrengaben,- die, anläßlich der silbernen Hochzeit-seier, Ihren Majestäten dem König und der Königin von Seiten vaterländischer Korporationen gewidmet wurden, fand sich auch ein Pavillon verzeichnet, dargebracht von der Königin- Marienhütte zu CainSdvrf. Da» genannte, rühmlich bekannte Etablissement hatte sich mit der Anfrage und zugleich Bitte an da» hohe Jubelpaar gewendet, die im königl. Garten zu Strehlen befindliche, längs der Eisenbahn hinlaufende hölzerne Veranda, im Mittel punkte derselben, durch einen Pavillon schmücken zu dür fen. DaS Gesuch fand huldvollste Genehmigung und das fertige Werk ist heute hier eingetroffen, um in den nächsten Tagen in der königl. Villa zu Strehlen Auf stellung zu finden. Die Zeichnung dazu lieferte mit bekanntem feinem Geschmack Hofbaurath Krüger, und in großer technischer Vollendung sind, im Gusse, die Vorzüge der Zeichnung zur Geltung gebracht, so daß daS Werk unsrer heimischen Kunstindustrie, wie insbe sondere der obengenannten Gußstätte alle Ehre macht. Der in eine Kuppel ausgehende Pavillon ist in seiner Grundform ein Achteck von 8 m Durchmesser. Die Höhe beträgt 10 m. An den mit cannellirten Säulen aefchmückten acht Seiten befinden sich die Namen»züge Ihrer Majestäten. Eine reiche Ornamentik hebt die graziöse Form de- Ganzen, welche- eine passende und schöne Staffage der anmuthlgen Billa bilden wird. x * Nach der Rede, welche Renan bei seiner Auf nahme in der französischen Akademie über Claude Ber nard hielt, erhielt er von Me ziere- in Bezug auf feine Controverfen im religiösen Gebiet eine eigenthüm lich« Entaegnung. Die Antwort-rede von Meziere» war eine scharfe, wenn auch in der Form stet- höfliche Kritik der Renan'schen Phantasien. Nachdem Mezieres ancrkannt hatte, daß Renan bei seiner Leugnung der Wunder und de- Uebernatürlichen im Gegensatz zu den Spötteleien eiue- Voltaire ein religiöse- Gefühl bewahrt habe und „durch seio ideale- Christenthum ge rettet" werd«, fährt er fort: „Sie versetzen un» iu jene verschwundenen Zeiten mit einer solchen Einbil dungskraft, daß man die Erzählung eine» Augenzeugen,
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