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Dresdner Journal : 02.03.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187903022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-03
- Tag 1879-03-02
-
Monat
1879-03
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 02.03.1879
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Beilage zu .4751 des Dresdner AMrMls. Sonntag, den 2. März 1879. Scat scher Reichstag. Sitzung vom 28. Februar. 1^. Die Commission zur Vorberathung dcS Gesetz entwurfs, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen, ist gewählt worden und hat sich, wie folgt, constituirt: Abg. l)r. Harnier, Vorsitzender; Abg. Fürst zu Hohenlohe Langen burg, stellvertretender Vorsitzender, Abgg. Staudy und Or. Brüning, Schriftführer. Der Welt post vertrag, das Uebereinkommen, be treffend den Austausch von Briefen mit Werth angabe, und das Uebereinkommen, betreffend den Austausch von Postanweisungen, werden nach kurzer Discussion, an welcher sich die Abgg. Berger und l)r. Majunke, sowie der Bundescommissar, geh. Oberpostrath Günther, betheiligen, m dritter Lesung mit wett überwiegender Majorität genehmigt, woraus das Haus eintritt in die erste Berathung der Gesetz entwürfe, betreffend die Feststellung des Reichs- hauShaltsetats für das Etatsjahr 1879/80, be treffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen der Post und Telegraphen, der Marine, des Reichsheeres und zur Durch führung der Münzreform, und betreffend die Er werbung und bauliche Instandsetzung eines Grundstückes für das Gesundheitsamt. Hierzu beantragen: 1) Abg. Rickert, eine Anzahl Ausgabe- und Ein nahmepositionen des Ordinariums, sowie das gesammte Extraordinarium der Budgetcommission zu überweisen, den übrigen Theil des Etats dagegen zur zweiten Be rathung >m Plenum zu stellen. 2) Abg. Or. Nie per, den Etat der Post- und Telegraphenverwaltung erner besondern Commission von 14 Mitgliedern zur Vorberathung zu überweisen. Die Discuision leitet ein Reichskanzlcramtspräsident Hosmanu: Bei der letzten Etaisberalhung halte ich die Ehre über die muthmaß- lichen Ergebnisse der Finanzperiode >877/78 Mittheilung zu machen. Ich war damals aus Grund der Angaben, die von Leiten der verschiedenen ReichsverwaUungen eingcgangen waren, zu dem Rejultate gelangt, daß ein Deficit von etwa 20 Mil lionen Mark der Abschluß des Fahre» sein würde. Zn Wirt lichkeit hat sich der Abschluß günstiger gestaltet. Es liegt das hauptsächlich daran, daß bei der Militärverwaltung die Mehr ausgaben nicht so bedeutend waren, wie man vorausjah, und daß bei den Zöllen durch die große Einjuhr von Tabak eine höhere Einnahme erzielt wurde. Infolge dieses Umstandes Hal das Deficit nicht 20 Millionen, sondern nur 11 Millionen be tragen. Dieses Deficit ist gedeckt worden durch die Verwendung der aus den französischen Verpflegungsgeldern gemachten Er sparnisse Es ist also sür die Finanzperiode 1877/78 kein De ficit in den Etat zu übertragen gewesen, sondern es hat lin Gegentheil mit Rücksicht darauf, daß die Reslvcrwaltung noch regelmäßige Ersparnisse abliesert, noch ein kleiner Uebcrjchuß von l 400 000 M. in dcn Etat eingestellt werden können. Was die Ergebnisse des lausenden Jahres betrifft, so wiederhole ich die Reserve, daß die Zahlen, die ich geben kann, nur aus Muthmaßungen beruhen. Nach den bis >cyt vorliegenden An gaben der einzelnen Reichsverwaltungen ist anzunehmen, daß beim Etat des Reichskanzleramls, bei den Ausgaben für den Reichstag und für das auswärtige Amt eine Uebcrjchreiiung des Enns in ziemlich beträchtlichem Maße stattfindcn wird. Bei dem Etat des Reichskanzleramls kommt es daher, daß noch auf diesem Etat die Kosten sür die Abwehr der Rinderpest stehen, und daß es leider auch in diesem Jahre nöthig war, beträchtliche Summen zu diesem Zwecke zu verausgaben; es haben auch die verschiedenen Ellquötecommissionen unvorher gesehene Ausgaben verursacht. Tie Mehrausgaben bei dem Etat des Reichskanzleramls werden sich wahrscheinlich bclaujen aus 1200 000 M., bei dem Etat des Reichstags insolge des Umstands, daß im letztcn Jahre 2 Sessionen stattgefunden haben, auf 29. ooo M , bei dem Etat des auswärtigen Anus aus 200 000 M. Minderausgaben sind zu verzeichnen bei der Militärverwaltung mit etwa 4 Millionen Mark, hauptsächlich insolge der gesunkenen Preise der Cerealien; ferner bei der ReichSschutdenverwalmng, bei dem Pensionssond, bei der Eisen bahnverwaltung, im Ganzen 5 480 000 M Tas ergiebt unter Abzug der Mehrausgaben einen Minderbedarf von 3 80l 000 M. Bei den Einnahmen sind Mindereinnahmen zu erwarten insolge des aus dem wirthschajtlichen Leben lastenden Druckes bei den Zöllen und Verbrauchssteuern eiwa 15 378 ooo M., bei der Wechselstempelsteuer etwa 580 ooo M., bei der Post- und Tclegraphenverwaltung l 290 000 M., bei der Eisenbahnverwal tung SOO 000 M. Man muß fragen, ob ganz außerordentlich ungünstige Umstände aus dieses Zurückbleiben der Einnahmen einwirten. oder ob die jetzigen Einnahmen als normale zu betrachten sind, weil davon abhängig ist die Beantwortung der Frage, wie weil es nölhig ist, aus Ersatz der Maincular- beiträge durch indirecte Steuern Bedacht zu nehmen. Die Ein nahme auS Zöllen und Berbrauchssteucrn betrug pro Kops der Bevölkerung im Jahre 1869 b,25 M, sie stieg aus 7,2b im Jahre 1873, sie sank wieder und betrug im Jahre 1878 6,b9 M. Die Wechselstempelsteuer brachte im Jahre 1889 1b Pf. pro Kops der Bevölkerung, 1S Ps. im Jahre 1873 und Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. Schwefelkohlenstoff in der Kautschukwaarenindustrie. Ueber diefen Gegenstand bringt eine wiffenfchaftliche Erörterung der „W Abdp." beachtenSwerthe Details. In dem Maße, als sich die Hilfsmittel der Fabri kation durch die Benutzung der neuesten Entdeckungen der technischen Chemie vermehren, erhöht sich auch die Verpflichtung der öffentlichen Gesundheitspflege, streng darüber zu wachen, daß keine Fabrikations- methoden eingeführt werden, welche die Gesundheit der Arbeiter ernstltch bedrohen, keine Producte in den Handel kommen, durch welche den Eonfumenten ein Schaden zugefügt werden könnte. Aus dieser Rücksicht wollen wir hier auch über die Verwendung des Schwefelkohlenstoffes in der Kaytschukwaarenindustrie sprechen, wo derselbe fast gänzlich die früheren Lösemittel des elastischen HarzeS (Schweseläther, Steinkohlentheer u. dgl.) verdrängt hat, während sich die Production dieses Industriezweige» in den mannichfaltigsten Artikeln de» täglichen Be darfes und namentlich in Erfordernissen zum Gebrauch und in Spielsachen für das kindliche Alter in das Un endliche vermehrte. Daß Schwefelkohlenstoff ein starke» Gift sei, ist wohl allgemein bekannt; ist eS doch das einzige Mittel »ur Vertilgung der Reblaus, welche» sich bisher wirk sam erwie». Delpech hat auch bereits genau genug die Symptome beschrieben, welche er an den bei der Bul- camfation de» Kautschuk» beschäftigten Arbeitern br- 14 Ps. im Jahre 1878. Dagegen ist die Bruttoeinnahme an Briefporto fort und fort gestiegen, sie betrug I8KS pro Kops der Bevölkerung 1,83 M und stieg aus 2,89 M. im Jahre 1878. Ten Mindereinnahmen stehen entgegen Mehreinnahmen bei den verschiedenen VrrwaltungSeinnahmen, bei den Ueber- schüssen auS früheren Jahren, bei der Restverwallung. bei den Zinsen au- beleglen Rrichsgeldern. Im Ganzen ergiebt sich eine Mindereinnahme von >4 447 349 M., und wenn man die Minderausgabe abzirht, jo ble'bt voraussichtlich ein Deficit von 10800000 M. Es würde also die Summe der Matri- cularbeiträge um 10 Millionen zu gering berechnet jein. Was den vorliegenden Etat anlangl, jo weicht er oon dem vorigen nicht bedeutend ab. Da» Resultat des Acndrrungen des vor liegenden Etats von dem bestehenden drückt sich auS in der Erhöhung der Matricularbeiträge um ungefähr 14 Millionen Mart Wenn die verbündeten Regierungen genöthigt waren, auch diesmal eine bedeutende Summe an Matricularbeiträgen einzusiellen, wenn sie nicht in der Lage waren, >eyl schon mit dem Etat Verlagen an das Haus zu bringen, welche den Zweck haben die Matricularbeiträge zu vermindern ober ganz zu beseitigen, jo haben sie doch keineswegs die Absicht ausgegeben, derartige Vorlagen noch während der jetzigen Session des Reichstags einzudringen, und sie hoffen, datz es diesmal ge lingen wird, eine Verständigung herbcizusühren, um das Ziel zu eri eichen, welches seit Jahren sowohl den verbündeten Re gierungen, al» dem Reichstage vorschwebt. Ueber die Frage, wie die Finanzrejorm im Reiche und in den Emzelstaalen zu gestalten sei. wie man dem Reichstage eine von ihm selbst ver langte umjasjende Sleuerresorm vorlegcn könne, hat unter den verbündeten Regierungen eine Verständigung im vorigen Jahre stattgefunden. Auf Veranlassung des Reichskanzlers sind die Finanzminijter der verschiedenen brutschen Staaten in Heidel berg zujammengetreten zu einer Besprechung, deren Zweck war, sestzustellen, wie sich in den Einzclstaalen das finanzielle Be- dürfniß stellt, welche Erleichterungen Lie Einzelstaaten von dem Reiche erwarten müssen, wenn sie bei sich selbst diejenigen Steuerresormen einsühren wollen, die sie sür nothwendig hal ten. Es hat sich dabei ergeben, daß in allen Staaten die Re gierungen steigenden Ausgaben gegenüderstehen, baß ferner diese steigenden Ausgaben nur durch directe Steuern gedeckt werden können und diese bereits eine Höhe erreicht haben, daß es un möglich ist, sie noch höher zu steigern Es Hal keine Meinungs- verichiedenheit darüber bestanden, daß das System der indirecten Besteuerung weiter auszubilden sei zu dem doppelten Zweck, einmal das Reich mit seiner Finanzgebahrung aus eigene Füße zu stellen und dann den Einzelsiaalen die Mittel zu gewähren, um diejenigen Reformen in Bezug aus die directcn SlaatS- stcuern und Gcmcuidcstcuern durchzusühren, welche sie al» un umgängliches Bedürsniß erkennen. Man hat sich auch über die Mittel verständigt und über die Vorschläge, welche dem Reichs tage zu machen seien Es sind aus Grund der Verständigungen Gesetzeniwürfe ausgearbeilcl worden, allein sie sind noch nicht so weit gediehen, daß sie dem Reichstage hätten vorgelegt wer be» können Ich halte es unter diesen Umständen nicht sür angezeigl über den Inhalt dieser Vorlagen Mittheilungcn zu machen. Ich schließe mit dem Wunsche, daß cs noch m dieser Skision gelingen möge, auf Grund der zu machenden Vorlagen eine Verständigung zu erzielen, welche den Betrag an Matri- cularbeilragcn, wie er jetzt im Etalsentwurs erscheint, nur als cinen durchgehenden erscheinen laßt. Abg v. Benda: Wir haben in Preußen ein Deficit von 35—40 Millionen Mark, welches keineswegs als ein vorüber gehendes anznjehcn ist. Wenn wir daher von einer Sleuer resorm im Reiche sprechen, so geschieht das nicht blos, um bas Reich finanziell selbstständig zu machen, sondern auch zur Ent lastung der Einzclsiaatcn, denn wie es in Preußen ist, so ist es in allen übrige deutschen Staaten. Nun könnte man frage», ob cs gut gethan sei, das System der indirecten Steuern weiter auszubauen, aber die Sorge um die Entlastung der Einzel- staaien wiegt gegen alle Bedenken schwer genug. Auch das preu ßische Abgeordnetenhaus ist darüber einig, daß die gegenwärtige Abhilfe nur gejucht werden könne auf dem Wege der indirecten Besteuerung, daß sie al n vermittelt werden müsse durch da» Reich. Meine politischen Freunde sind seil lange bereil, aus diesem Wege Abhilfe zu verschaffen. Die Frage der constitu- tionellen Caranlien in Preußen ist zwar noch nicht gelöst, aber sie ist ihrer Lösung nahe Eine Garantie sür die Annahmen bestimmter Vorlagen können wir natürlich nicht übernehmen, aber wir können sagen, daß die Frage der Steu.rrcjorm heule ihrer Lösung erheblich näher gerückl ist. Mir scheint cs aller dings nicht günstig, daß die Möglichkeit vorliegl, daß die Finanzlage mil den wirthschastlichen Fragen in Verbindung gebracht wird. Die Vermengung beider Gebiete hat ihre gro ße» Bedenken Ich habe aus der heutigen Rede des Präsi denten Hosmann die Hoffnung geschöpft, daß vielleicht doch beide Materien getrennt gehalten werden. Ter gegenwärtige Etat zeigt bedeutende Entwickelungen der Reichsbehörden und des Bauwesens. Es ist sraglich, ob die Lparsainkeitsrücksichten hier immer gewahrt sind, und ich meine, daß die Methode unserer Budgctberathung eine etwas andere Richtung bekommen möchte. Wir haben uns bis jetzt durch Auszehrung von Ersparnissen in Erwartung einer günstigeren Gestaltung der Einnahmen ge holfen, und ich sage mit Recht Aber diese Methode Hal denn doch nur Werih so lange und bis zu dem Zettpunkte, bis zu welchem man noch solche Ersparnisse hat. Im Augenblicke und sür den Fall daß die Steuerreform zu Stande kommt, haben wir die dringendste Veranlassung, diese Methode dahin zu for- muliren, daß wir weniger aus sormelle Absetzungen, sondern auf materielle Er,parnisse Bedacht nehmen zu welchen ich aller dings eine langsamere Entwickelung unseres Bauwesen» wesent lich rechne. In dem Augenblicke, wo wir neue Steuern dictiren, ist es unsere erste Pflicht, aus Ersparnisse zu denken (Bravo) Abg Frhr. v. Minnigerode beleuchtet eine Anzahl ein zelner Posten, wo Mehrausgaben hervorlrelen, macht daraus ausmerksam, daß im Ordinanum bei verschiedenen Capiteln Ersparnisse zu erwarten seien, und erwartet im Ucbrigcu von der Budgetcommission eine sorgfältige Prüfung der Ansätze. »dachtet hatte, Symptome, welche materiellen Ver letzungen entsprachen, jedoch wegen Mangels einer Autopsie am menschlichen Körper nicht constatirt wer den konnten. L. Poincaro hat nun durch mehrere Wochen Thiere in einer mit Dämpfen von Schwefelkohlenstoff ge schwängerten Atmosphäre gehalten, welche den in einer Kautschukwaarensabrik bestehende» Luftverhältnissen mög lichst äbnlich war, und zieht aus diesem Versuche fol gende Schlüffe: Die Meerschweinchen und Frösche konnten weit weniger, als der Mensch den Wirkungen dieser Dämpfe widerstehen. Sie wurden alle in einem verhältniß- mäßiq kurzen Zeiträume vom Tode betroffen. Die Symptome sind bei den Thieren nicht ganz die nämlichen wie beim Menschen; die bei letzterem be obachtete Periode der Aufregung entfällt meistens bei den Thieren, und die Erscheinungen sind fast immer paralytischer Natur. Die Paralyse selbst ist bei den Fröschen absolut und allgemein, wenigstens so weit, als es die Muskeln der reflectirten LebenSerscheinungen betrifft. Die mit freiem Auge wahrnehmbaren Veränderun gen bestehen blos in einer Erweiterung der beiden Herz ohren durch schwarzes Blut, welche» auf der rechten wie auf der linken Seite gleich dunkel gefärbt ist; in dem häufigen Austreten bleifarbiger Flecken in den Lungen; in einer beträchtlichen Verminderung der Con- sistenz des Gehirne», welche» manchmal, an einzelnen Stellen, in^einen zerfließenden Brei verwandelt ist. Unter dem Mikroskope findet man eine gewisse An zahl Zellen auf dem Wege zur Fettgranulation; die gefammte graue Substanz ist besät mit Tropfen jeder Aus eine gesunde Eajerairung der Truppen werde man aller dings hohen Werth legen müssen, dagegen werde zu erwägen sein, ob die Finanzlage es gestatte, adermal« 8 Millionen zum jchuellen Ausbau von unterirdrjchew Telegraphenanlagen zu verwenden. Ter Anjchlag der Einnahmen aus Zöllen und Ver brauchssteuern sei nur möglich aus Grund des vom Hause adop- ttrten, von ihm gemißbllligten Princips, zu dem dreijährigen Durchschnltt noch 2 Procent mit Rücksicht aus die Bevölkerungs- zunahme hinzuzuschlvgen. Er zweifle sehr, ob der Anschlag werde erreicht werden. Der Betrag der SpielkartenftempelS jei nur ein Tropsen aus den heißen Stein. Zu den Matricu larbeiträgen müßten eigentlich noch die Zinsen gerechnet wer den von der Anleihe, die zur Durchführung der Münzresorm gemacht worden jei. Mit Hinzurechnung diejer Zinjen würde die Erhöhung der Matricularbeiträge ziemlich >7 Millionen betragen. Er jei mit dem Anträge Rickert einverstanden Die finanzielle Lage werde sich in Zulunjt vermulhlich noch weiter verjchlechter», da tue Uebcrjchüfse der Vorjahre ausgezehrl und Desicils an ihre Stelle getreten seien, andererseits die Ausga ben sich nicht vermindern, jondern steigen würden und mußten, denn man habe es mit einem ausstrebendcn Gemeinwesen zu thun, das im Herzen von Europa liege und bei dem sich im Lause der Zeit immer neue Bedürsnisje geltend machten Die Vertreter der bisherigen Finanzpolitik pflegten sich daraus zu berusen, sie hätten dem Lande Millionen neuer Steuern er spart Es sei aber in der Thal doch nur ein kurzer Ausjchub eingelrelcn. Er jei sür energi che Vermehrung der Reichsein- nahmcn zur Entlastung der Einzelslaaten und der Communen, er jei umsomehr dasür, als die Reserven verbraucht seien und Anleihen ausgenommen werden müßten Dir Conjervativeu würden sogar vor dem Monopol nicht zurückjchrecken, und sie würden die Vorlagen der verbündeten Regierungen wesentlich nach der Richtung prüjen, ob dadurch die -igenen Einnahmen des Reiches ausgiebig vermehrt würden. (Bravo! rechts.) Bundescommissar Geh Rath vr. Michaelis berichtigt, daß nicht die Zinsen der zur Durchführung der Münzreform angenommenen Anleihe aus der Anleihe gedeckt werden sollten, sondern nur die Zinjen der zur Verstärkung des Betriebsfonds auSgcgcbenen Schatzanweisungen. Abg. Richter (Hagen): Ans den Heuligen Darlegungen des Präsidenten des Reichskanzleramls geht sür mich hervor, daß die kritische Zeit bezüglich des ReichshaushaltSetats bereits überwunden ist. Im vorigen Jahre prophezeite er ein Deficit von 20 Millionen Mark und eine Erhöhung der Matricular- bciträge um 28 Millionen; heule sind diese Summen auj die Hälfte reducirt. Ta« ist ein Beweis, wie richtig die Finanz politik dcS Hause« gewesen ist, denn wäre sie unrichtig gewesen, jo müßle sich ja d,e ungünstige Lage des Elal» von Jahr zu Jahr vergrößern Wenn es nach Herrn v. Minnigerode ge gangen wäre, so hätten wir seit 1874 bereits eine halbe Mil liarde mehr bewilligen muffe». Ich glaube auch, daß das De ficit von 11 Millionen jür das abgelaujcne Jahr sich noch als zu hoch herausslellcn wird. Tie Mindereinnahme bet den Zöllen und Verbrauchssteuern rührt zu einem mchl geringen Theile daher, daß die Rübenzuckersteuer insolge der steigenden Export prämien geringere Ertrage gebracht hat. Es ist hoch an der Zeit, mit der Besteuerung der fortgeschrittenen Technik der Zuckersabrikalion zu folge», wenn wir nicht zu Verhältnissen kommen wollen, wie wir sie in Oesterreich sehen. Tie vom Präsidenten des Reichskanzleramts constatirte Steigerung der Einnahmen aus Zöllen und Verbrauchssteuern gegen das Jahr 1869 beweist mir, daß trotz der viel zu wünschen übrig lassen den Verhältnisse der Volkswohlstand doch noch erheblich zuge- nommcn Hal. Eine bedeutende Steigerung der Ausgaben ent- sällt auf die Marine, und eS wird zu erwägen sein, ob sich nicht hier noch Ersparnisse werden erzielen luffen. Mit dem Vorredner bin ich der Meinung, daß es wohlgethan sein wird, den Ausbau der unterirdischen Tclegraphenlinien zu sistiren Ich habe den Eindruck, als ob Tas, was jetzt >m Volke erspart wird, schon vorweggenommen wird durch die staatlichen An leihen. welche zu Bauten verwendet werden. Wenn alles er sparte Capital vom Staate in Anspruch genommen wird, wo soll dann der Unt.rnehmungsgelft Herkommen in der Privat- industrie? Aber auch bei der Ausführung der Bauten könnte wesentlich erspart werden, namentlich bei den Dienstwohnungen Der Jnvalidensond stellt sich trotz der Erweiterung seiner Zwecke immer noch als zu bedeutend heraus und es liegt die Erwäg ung nahe, ob wir diesem Fond nicht noch andere Ausgaben überweijen sollen, welche mit dem Jnvalldcnwejen zujammen- hangen Ich glaube daher, daß es nicht schwer sallen wird, die Erhöhung der Matricularbeilräge um 14 Millionen Mark zu vermeiden. Man dars übrigens nicht außer Acht lassen, daß dit Matricularbeilräge im norddeulschen Bunde und in den ersten Jahren des deuljchcn Reichs bedeutend höher gewesen sind, als sie im jetzigen Etat veramchlagt sind, und daß den Einze.staaten aus der sranzösischen Knegsloftenenlschädigung be deutende Zuwendungen gcmachl worden sind, deren Zinsen min bestens der Halste der Matricularbeilräge gleichkommen. Der Einfluß einer Erhöhung der Malricularbrilrage auj die Finan zen der Einzclstaalen wird vieljach überjchätzl; das Sinken der Einnahmen aus Eisenbahnen, Bergwerken rc. übl aus ihre Finanzen einen viel bedeutenderen Einfluß aus. Ma» lhut hier mitunter jo, als ob die Auslegung von höheren Steuern geeignet wäre, dcn Wohlstand zu heben, uno beruft sich aus England, das Milliarden Schulden Hal. Wenn man aber Steuern haben will, so lieg! es doch viel näher, die Steuern zu resormiren die sonst verfallen, z. B. dre Zucker-und Brannt weinsteuer. Das sind Einnahmen, die man einziehcn kann, ohne die C.onfumenlen irgend wie zu belasten, und man könnte dadurch Verminderungen der Matricularbeiträge herbeijühren, die nach der Wiederkehr normaler Zustände von selbst rinlrelen werden Ich kann nicht zugebeu, daß unsere Finanzen sich im mer niehr und mehr verjchlechtern Die bisherige Vermehrung der Ausgaben sür Militär und Marine ist keine normale. Bei einer Wiederkehr normaler wirthfchajtlicher Verhältnisse ist eine Steig, rung der Einnahmen au» den Zöllen und Verbrauchs steuern, aus Post und Telegraphie, aus dcn Reichsettenbahnen Größe, bestehend aus einer freien fetten Flüssigkeit, und g>ebt daher einen gelbgrauen Reflex. Manchmal sind diese Tropfen in unregelmäßiger Welse ausgehäust. Aber eine alle übrigen durch ihre Stätigkeit, Intensität und Ausbreitung beherrschende Veränderung, welche ebenfalls in der grauen, aber in noch höherem Grade in der weißen Substanz vorkommt, ist der excessive Erguß von Myelin und die Lockerung des Nerven- geflechteS. Der Zufall führte endlich manchmal auch auf Hirn- gefäße, in welchen sich Tropfen einer mit dem Blute unvermengbaren Flüssigkeit befanden, die den optischen Charakter von Schwefelkohlenstoff zeigen, und indem sie die Rolle wirklicher Aderpfropfen (Emboli) spielten, nicht nur die Blutkörperchen hinter sich stauten, sondern manchmal sogar Berstungen und Ergießungen des In haltes der Haargefäße verursachten. Diese Wahrneh mung bleibt aber vorläufig nur Hypothese, weil es bisher noch nicht gelang, die im Inneren der Gefäße beobachteten Tropfen mit dem entsprechenden Reagens (jodirtem Jodwasser) zu untersuchen, ohne gleichzeitig eine jede fernere Beobachtung aufhebende Undurchsich tigkeit herbeizusühren. Da sich übrigens der Schwefel kohlenstoff bei der gewöhnlichen Körpertemperatur schon in Damps verwandelt, so scheint diese Verdichtung in Tropfenform erst nach dem Tode stattgefunden zu haben. Auf jeden Fall sind die materiellen Verletzungen, welche durch eine schwache, aber lang fortgetzte Ein wirkung von Schwefelkohlenstoffdämpfen hervorgebracht werden, so bedeutend und ernst, daß man wohl in Erwägung ziehen sollte, ob die Verwendung d«S vul- canffirten Kautschuk» zu wirklichen GebrauchSobjec- sicher vorauszusehrn. Durch eine wirkliche Reform der bestehen den Steuern könnte man aljo jetzt eine Erleichterung der Ma tricularbeiträge eintreten lasten, die sonst bei Wiederkehr nor maler Verhältnisse von selbst eintreten wird, und e« wäre als dann möglich, gewisse drückende Zölle, z. B. aus Schweine, ganz abgejehen von der Salzsteuer, zu beseitigen. Wir stad der Meinung, daß eine gewisse Quote von Matricularbeiträgen von ungesähr 62 Millionen Mark zur Sicherung unseres Eiv- nahmebewilligungSrecht» gor nicht entbehrt werden kann. Eine Erhöhung der indirecten Steuern um de» Betrag der Matri- culardeitrüge wäre eine sehr große Mehrbelastung, die sich dar stellt als etwa 10 Procent der gesammten Steuerlast im Reich» und in dcn Einzclstaaten. Line solche Steuererhöhung ist jetzt am wenigsten zeitgemäß. Eine Tabaksteuer mit einem Ertrage von 80 biS 70 Millionen, wie man sie jetzt verheißt, wäre -er letzte Schritt zum Tabalsmonopol. Wir werden gegenüber dem jetzt schwebenden Tabaksteurrprojecte eine durchaus ablehnende Stellung von vornherein einnehmen, unbeschadet der Stellung, die man unter andern allgemeinen Verhältnissen von Handel und Industrie und bei mäßigeren Vorschlägen, als sie jetzt in Frage kommen, einnehmen könnte. Ein Zoll auf Petroleum ist sür uns ganz undiscutirbar, weil dies eine Bertheuerung eine« nothwendigen LebcnSbedürsnifles wäre Es handelt sich nicht bloS darum, die Matricularbeilräge zu beseitigen, sondern eine Ueberschußwirthjchaft zu ermöglichen Ich würde nicht ver stehen, wie Vertreter von Mittelstaaten, die so eiserjüchlig sind aus ihre Prärogative, sich so wohlwollend verhalten kön nen gegen dieses Projekt, sie würden dadurch beweisen, daß ihnen ihre Existenz sür Geld feil ist. Ich lege auf die Er haltung der Mtttelstaaten bei der gegenwärtigen Entwickelung einen sehr hohen W rth. Man sagt, daß die Matricularbei träge ungerecht vertheilt würden Aber würde sich nicht die selbe Kritik auch richten müssen gegen die Vertheilung der Uebcrjchüffe? Man jagt, die Matricularbeiträge machten die Fi.ianzcn der Linzelstaalen abhängig von dem Reiche. Dasselbe gilt aber auch von der Vertheilung der Ucberschüste. Die Un gewißheit ist dieselbe, ob nun die Einzelftaaten nicht wissen, wie viel Zuschüsse sie zahlen oder wie viel Ueberschüffe sie her ausbekommen sollen. Line solche Ueberjchußwirthjchasl muß die allerschädlichsten Wirkungen üben auf dcn Haushalt der Linzel- staatcn. Das Gehässige der Steuern würde dann dem Reiche zu- fallen. Diese» System wäre da» Gegentheil von Selbstverwaltung, es müßte eine Centralisation erzeugen, welche das Reich selbst und seine Fortentwickelung erheblich gefährd,» müßte. Dazu kommt noch eine Zerstörung unseres direcien Steuersystems. Wir sind der Meinung, daß das gegenwärtige Verhältniß zwischen directe« und indirecten Steuern im Großen und Ganzen das normale ist, und wir werden uns beharrlich dem Ber,uche widersetzen, unter dem Titel der Sleuerresorm die Besitzenden zu enttasten und die Besitzlosen zu belasten «.Widerspruch rechts). Wir müssen den Steuerprojecten umso mehr entgegentrctcn, als sie in Ver bindung stehen mit der Zoll- und Handelspolitik, und je mehr das Schutzzollsystem ausgedehnt wird, desto weniger ist da« Laud im Staude, höhere Steuern zu tragen. Lin Getrcidezoll von 25 Psennigen würde etwa 5'^ Millionen jährlich einbringen, aber die Belastung der Consumcnten wäre eine dreimal höhere (Widerspruch rechts). Wenn der Reichskanzler mit allgemeinen Eingangsabgaben 70 Millionen jährlich einbringen will, so be haupte ich, daß viese 70 Millionen nur erkauft werden mit 700 Millionen Bertheuerung der Lebensbedürfnisse (> achen recht»). Der Haserzoll wird nicht joviel werlh sein, als die Bertheuerung des Ha er» sür die Armee. Wenn sich alle Umwälzungen voll zogen haben, was ist das Ende vom Liede/ Man kaust keine Sachen vom Auslande mehr und man verkauft an das Ausland Das nicht mehr, was man im Jnlande mit weniger Auswand an Capital- und Arbeitskraft Herstellen kann. Wir producircn ungünstiger und wir consumiren ungünstiger DaS ist der ganze Effect dieser Handelspolitik. Umso bedenklicher ist es, unter solchen Umständen die Steuerschraube anzuziehen. Und wäre dies Verhältiiiß anders geworden, wenn wir dem Reichskanzler das Tabaksmonopol bewilligt hätten? Ich glaube, dem Reichs kanzler kommt e > hauptsächlich daraus an, mehr Geld zu haben, die Frage der Wirthjchaslspolitik spielt bei ihm nur eine secun- däre Rolle. Nach der letzten Rede des Reichskanzlers sind wir in eine schwierige Lage gekommen gegenüber dcn Reden des Reichskanzlers, sowohl in dec Vergangenheit, als in der Gegen wart, weil wir nicht wissen, welche Reden von ihm selbst her- rühren und welche er nach den Concepten von vortragenden Rathen gehalten hat. Wenn die sormelle Verantwortlichkeit nicht mehr entscheidet, wer giebt uns Gewähr dasür, daß die lctzte Rede des Reichskanzlers nicht auch nach dem Conceple eines Mitgliedes der Tarijcommijsion gehalten worden ist? Ich schließe au» dieser Rede, daß es dem Reichskanzler noch sehr schwer wird, die Bedeutung der Wirthjchaslspolitik im Rahmen der gejammten Politik richtig zu würdigen. Wenn er meint, er würde in der früheren Wirthjchastspolitik verharrt haben, um Herrn Delbrück im Amte zu erhallen, jo licgl darin nicht sowohl eine Ueberjchätzung dcS Herrn Delbrück, al» eine Unter schätzung der Wirlhjchastspoiitik. Ter Reichskanzler kann sich nicht wundern, wenn sich im Lande die Meinung verbreitet, daß es ihm wesentlich daraus anlomme, mit Hilse von Jnte- ressentenpaneien die Machtstellung im Parlamente zu erhallen, die er erstrebt. Seine ganze Beweisführung gipfelte in dem Satze: Ich bin der Fürst Bismarck, und was seid Ihr? Ich bin der Mann, der Teutfchland geeinigt, der diese großen Er folge erzielt hat, und daraus leite ich den Anspruch her, daß Ihr mir auch aus andern Gebieten solgen müßt Dann spitzt ilch allerdings die Frage zu zu einer reinen Pi rsonenftagr. (Zur Sache!) Man kann dann nicht mehr zwischen politischen Par teien unterscheiden, sondern nur noch zwischen Gläubigen und Ungläubigen. (Zur Sache!) Dann muß man die Vcrsaffung ändern. (Der Präsident bemerkt, daß der Redner bis jetzt bei der Sache gewesen sei, da es dem Herkommen des Hauses entspreche, bei der ersten Lesung des Etats die ganze Politik des leitenden Ministers einer Kritik zu unterziehen, daß der Redner aber jetzt ansange, sich von der Sache zu entfernen.) Man muß dann untersuchen, ob die parlamentarische Verfassung noch zu hallen ist, ob es nicht sich empfiehlt, einem solchen be ¬ ten und namentlich zu Kinderfpielzeug unbedingt zu- läfsig fei. Es versteht sich von selbst, daß Billigkeit oder Be quemlichkeit der Fabrikation da nicht den Ausschlag geben können, wo es sich um Schädlichkeit oder Un schädlichkeit des Fabrikats handelt. (Seographie. Auf Kosten der dänischen Regierung find m den letzten Jahren wichtige Untersuchungen in Grönland unternommen worden, welche 1876 und 1877 von dem jungen Geologen Steenstrup geleitet wurden, während 1878 zwei Expeditionen abgingen, Steenstrup nach dem nördlichen, der Marinepremier- lieulenant Jensen noch dem südlichen Grönland. Letztere Expedition, an welcher der Polytechniker Kornerup, der Architekt Groth und ein junger Grönländer Theil nahmen, hat sich besonder» dadurch Verdienste erworben, daß sie auf dem Binneneise weiter als frühere Expe ditionen vorgedrungen ist. Ueber diese gefahrvolle Reise erstattet Jensen einen sehr interessanten Bericht. Als Ausgangspunkt wählte die Expedition die Colonie FrederikShaab. Proviant für 3 Wochen und Gepäck wurden auf 3 Schlitten geladen. Es wurde ein leichte» Zelt von Segeltuch mit Guttaperchaboden mitgenom men. Schlafsäcke, die einen Mann ganz bergen, dienten alS Betten. Die Zeitstücke wurden auf dem Marsche als Alpenstöcke benutzt. Die Reisenden kleideten ihre Füße mit grönländischen Kamicken von Robbenfellen; Sohlen von geflochtenen Schnüren zeigten sich gleich unbrauchbar, weil da» scharfe El» sie durchschnitt. Am 14. Juli begann die Expedition ihre Wanderung, mußte aber nach einem kurzen, 6 stündigen Marsche wegen dichten Nebels einen Tag rasten. Die Reffenden
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