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Dresdner Journal : 02.03.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187903022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-03
- Tag 1879-03-02
-
Monat
1879-03
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 02.03.1879
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Der andere junge Herr, der Bruder der Braut, wandle sich an den eben vorbeihuschenden Kellner und befragte diesen nach der Adresse, welche sie aui- suchten. „Privatlogis?" erwiderte der Gefragte geschäftig. „Gleich hier einige Häuser von der „Krone", aus der selben Seite, in der Richtung nach BenSheim zu. Sie können da durch den Hof gehen." Und schon war der geschniegelte Ganymed fort, um seine Gäste zu bedienen Auf der Treppe, welche hinauf zu der langen, terrafsenarügen Veranda führte, stand ein kleiner ma gerer, älterer Herr in weißer Weste und leichtem, hell grauem Sommerrock, ein Pincenez vor die Augen hal tend, um die „neuen Gäste" besser sehen zu können. Luch mehrere der anwesenden Herren und sämmtliche auf der Veranda befindliche Damen musterten die An kömmlinge neugierig. DaS alte Paar war inzwischen herangekommen und die Reisegesellschaft schritt ruhig, vornehm, ohne die Blicke auch nur zu achten, welche auf sie von allen Setten gerichtet waren, an der Veranda vorüber, durch den großen, gartenartigen, mtt prächtigen Platanen be setzten Hof, um welchen das Hotel selbst mit angebau tem großen Speisesaal und mehreren Oekonomiegebäu« den sich gruppirte, der Dorfstraße — der eigentlichen „Bergstraße" - zu „PrivatlogiSI* flüsterte der kleine Herr mit der weißen Weste — man konnte fast sagen: indignirt — einer großen, recht behäbig aussehenden und leidlich korpulenten Frau zu, welche, eine Stufe höher als er, oben auf der Veranda stand und den Kleinen verständ- nißinnig anblickte E» wareu Wirth und Wrrthm der „Krone", welche, immer geschäftig und ihren Gästeu für die betreffenden Regierungsbehörden die Verpflich tung eintreten soll, diesen Anträgen stattzugeben, ist, dem Vernehmen nach, neuerdings zwischen den Mini sterien deS Innern und der Justiz vereinbart worden, dos, von dem ihnen nach dem gedachten Gesetze zu« stehenden Btfugmß, wegen Beauftragung der Gerichts vollzieher mtt den Zwangsvollstreckungen in Verwal- tunaSsachcn auch ohne Rücksicht auf die innerhalb jener Frist gestellten Anträge Bestimmung zu treffen, ohne Ausnahme Gebrauch gemacht werden soll, insoweit von Gemeindebehörden daraus gerichtete Anträge innerhalb einer gleichzeitig mit der Publikation des bezeichneten Gesetzes bekannt zu machenden weiteren Frist gestellt werden. l^. Berlin, 28. Februar. Der Reichstag begann heute, nach Genehmigung des WeltpostvertrageS in dritter Lesung, die erste Lesung des ReichShauShaltS- etatS für da« Finanzjahr 1879/80 Nach der einlei tenden Rede deS Präsidenten des Reichskanzleramts, welcher für das laufende Finanzjahr ein Deficit von . 10600000 M. in Aussicht stellte , erklärte Abg. v. Benda die Bereitwilligkeit der nationalliberalen Par tei, zur finanziellen Selbstständigkettmachung des Reichs durch Ausbildung des indirekten Steuersystems mitzu wirken, wogegen Abg. Richter (Hagen) im Nomen der Fortschrittspartei sich im Vorau- gegen alle und jede Steuerprojecte erklärte und zur Verminderung der Matticularbeiträae eine zeitgemäße Reform der Zucker- und Branntweinsteuer empfahl. Die Adgg. v. Min- nigerode und vr. Lucius traten für die Steuerreform ein und empfahlen die möglichst eingehende Prüfung der geforderten außerordentlichen Ausgaben (vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage). — Der Abg. l)r. ThilentuS hat eine Interpellation eingebracht, be treffend die zur Verhütung der Einschleppung der Pest aus Rußland zu treffenden Maßregeln. Diefelbe wird morgen im Hause zur Verlesung gelangen. — Aus einem dem Reichstage zugegangenen Berichte des ReichscommissarS für das AvSwanderungswesen über die von »hm während des JahceS 1878 geübte Thätigkeit ergiedt sich, daß im Jahre 1878 aus deut schen Häfen befördert wurden 46 286 Auswanderer (gegen 41 797 im Jahre 1877) und zwar über Ham bürg 24 803, über Bremen 21483. Die Mehrzahl der Auswanderer (38 370) begab sich nach Nord awerika. Die Totalbeförderung in den Jahren 1869 biS 1878 betrug 845 244 Personen; am stärksten war die Auswanderung im Jahre 1872 (160 130 Personen), am schwächsten 1877 (41 797). — Die Abschiedscour bei Ihrer kömgl. Hohen der Prinzessin Louise Margarethe von Preußen, der heute von ihrem Vaterlande scheidenden zukünftigen Frau Herzogin v. Connaught, hat gestern Abend in den Kömgin-Elisabeth-Kammern und den angrenzenden Gemächern des hiesigen königl. Schlosse- stattgefunden. — Der osficielle Bericht über die (bereits kurz er wähnte) Plenarsitzung des Bundesraths vom 27. Februar lautet, wie folgt:j Rach Feststellung der Protokolls der vorigen Sitzung kamen zur Vorige ») ein Schreiben des Präsidenten des Reichrtags betreffend die Zustimmung des Reichstags zu dem Handrlsver trage mit Oesterreich-Ungarn, b) eine Uebersicht über den Stand der Bauausführungen ic. der Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen drz. Luxemburg, o) der Vertrag mit Oesterreich wegen Revision de« Artikels V der Prager Friedens. Der Bericht der Com mission für die Leinen- und Baumwollenenquöte wurde der Zolltarifievisionscommission überwiesen. Ein Antrag des Aus schusses für Zoll- und Steuerweseu betreffend Unzulässigleit nachträglicher Abänderung deS bei Verzollungen sestgestellten RelwgewichiS wurde genehmigt. Hierauf wurde Beschluß ge faßt über die Besetzung erledigter Stellen bei den DiSciplinar kümmern zu Stuttgart und Karlsruhe AuSschubberichte wur den erstattet über a) die Aenderung des Gesetzes über die vrivatrechtliche Stellung der Erwerbs re. Grnosseuschasten Es wurde beschlossen, den Reichskanzler um Beranlafsung der Aus ardeitung einer bezüglichen GesetzeSnovelle im Anschluß an die beschlossene Revision der Acliengesetzgebung zu ersuchen, d) den Entwurf eine« Gesetzes zum Schutze nützlicher Bögel. Der be treffende Gesetzentwurf wurde mit einigen Aenderungen geneh migt e) Lin Besuch um nachträgliche Steuerrückvergütung für auSgesührteS Bier. Ls wurde ablehnend« Bescheidung be schlossen. ck) Die zu Bern am l7. September 1878 unterzeich nete internationale Convention über Maßregeln gegen die Reb lauS. Die Convention wurde genehmigt Es folgte die Er nennung von Lommisfaren zur Berathung von Vorlagen im Reichstage Endlich wurden einige Eingaben vorgrlegt und theil» der Zolltarisrevistonscommisfion, theils dem zuständigen AuSfchuffe überwiesen, und zwar Eingaben a) der Glycerin fabnkanten Jasst- u. Darmstädter zu Charlottenburg und Ge »offen, betreffend Zollbefreiung der Glycerinlauge, b) der Stadt vertretung von Danzig, betreffend Revision de« ZolltarisS, o) drr Handelskammer zu Köln betreffend Reform der Zoll- und Steuergesetzgebung, a) der Papierwaarensabrikanteu C. und R. Schmidt zu Elberfeld, betreffend Eingangszoll für braunes Pack papier — Gestern ist im Reichskanzleramt die technische Deputation für Seeschifffahrt unter Vorsitz be geh. OberregierungSrathS vr. Rösing zur Berathung deS Gutachten- über die „Havarie grosse" zusammenge- treten. Die Commission beendigte die GeueraldiScussion und ertheilte den Regeln 1 bi- 3 ihre Zustimmung. Die Berathungen werden etwa 8 bi- 14 Tage in An spruch nehmen. München, 28. Februar. Eine Privatdepesche der „Allg-Ztg." meldet: Die heutige Debatte der Kammer der Abgeordneten betraf zunächst die Organisation der Amtsgerichte, für deren Einrichtung nach dem Aus schußantrag 110400 M. poftnlirt sind. Hierzu lag eine Reihe von Anträgen vor, welche bezwecken, daß noch 8 weitere Amtsgerichte errichtet werden. Jeder Antrag fand Fürsprecher, und nach mehrstündiger De batte wurde sämmtlichen Anträgen beigestimmt und in folge dessen da» Postulat auf 142000 M. erhöht. Den weiteren Artikeln de- Gesetzentwurfs wurde ohne Debatte zugestimmt und schließlich der ganze Gesetz entwurf mit 117 gegen 28 Stimmen angenommen. * Wien, 28. Februar. Heute findet in Buda- Pest ein gemeinsamer Ministerrath unter dem Vorsitz des Kaisers Statt. AIS Gegenstände desselben werden Delegationsangelegenheiten und die Frage der bosnischen Verwaltung bezeichnet. An dem Minister- rathe nehmen auch die Minister v. Stremayr, Gras Taaffe und Baron Pretis Theil. — Setten der öster reichischen Delegation gedenkt man mit den Inter pellationen an den Grafen Andrasfy diesmal sparsam zu sein. Wie die „Pr." erfährt, fallen bloS jene zwei Angelegenheiten zur Sprache gebracht werden, welche die öffentliche Meinung gegenwärtig am meisten be schäftigen, nämlich die Frage der Administration Bos niens und dann die Frage über die Besetzung von Novi-Bazar. Nach beiden Richtungen hin beabsichtigt man, präcise Aufklärungen über den Standpunkt der gemeinsamen Regierung zu verlangen. Die Depusir- tenbänke zeigten in der gestrigen Sitzung der öster reichischen Delegation noch viele Lücken. Beinahe ein Dritthell der Delegirten fehlte, wovon die meisten um Urlaub angesucht hatten. Bei der Wahl in den Bud getausschuß wurden nur 38 Stimmzettel abgegeben. Der Del. Groß beantragte, über die eingebrachten Occupationsvorlagen vorläufig noch keine Referenten zu wählen, sondern in der nächsten Ausschußsitzung eine Generaldebatte zu eröffnen. Er motivirte dies mit dem Hinweise darauf, daß die ungarische Legis lative den Berliner Vertrag noch nicht genehmigt habe. Dumba, Ruß, Sturm, Graf, Widmann und Ritter be kämpften diesen Anttag. Dumba bemerkte, daß ohne Rücksicht auf die Lösung dieser Frage im ungarischen Parlamente in die Verhandlung eingegangen werden könne. Der Berliner Vertrag ist vom österreichischen Par lament genehmigt und daher für die diesseitige Reichs hälfte zu Recht bestehend. Schließlich wurde beantragt, für beide Occupationsvorlagen und für die Nachtrags forderung zum Ministerium des Aeußern je einen Referenten ^u wählen, was angenommen wurde. Hier auf wurde Sturm zum Referenten für die Occupations vorlagen und Ruß für die Nachttagscreditvorlage gewählt. Buda-Pest, 28. Februar. (Tel.) Das Unterhaus hat beschlossen, in die Specialdebatte des Budgets ein- zutreten Die liberale Partei, ein großer Theil der vereinigten Opposition, sowie außerhalb der Parteien stehende Abgeordnete stimmten für das Budget. Krakau, 28. Februar. Man telegraphirt der „N. fr. Pr.": Gestern Nacht wurde vor die hiesige Polizei- direction eine Petarde gelegt, welche unter großem Getöse explodirte und circa 50 Fensterscheiben des PolizeigebäudeS zertrümmerte. Der Thäter ist bisher nicht eruirt. Der Fall erregt hier Aufsehen. 7^ Pari-. 27. Februar. Heute Abend fand der erste Empfang beim Präsidenten Jules Grvvy im E'ysee Statt. ES hatten sich 4000—5000 Personen eingefunden. Die großen Säle des Palais waren zum Ersticken gefüllt. Das Ewilelemeni überwog dies Mal, da sich die gesammte Linke des Senats uno der Kammer bis zu Louis Blanc eingestellt hatte; aber es waren auch viele Militärs zugegen. Lon den Bot schaftern und Gesandten fehlte keiner. Grevy, seine Frau und seine Tochter empfingen die Gäste im ersten Salon, der Präsident der Republik im einfachen Frack ohne jede- OrdenSzeichen. Gravy war ungewöhnlich heiter und gesprächig. — Das intransigente Journal „Revolution franyalse" ist schon wieder vor Gericht citirt, weil e» neue heftige Lorrespondenzen der m London lebenden Eommunards veröffentlicht hat. — Die 5procenttge Rente ist heute an der Lbendbörse abermals um 1 Frc. gestiegen Da» Converti- rung»project ist nun jedenfalls für eine längere Weile al- beseitigt zu bettachten, worüber sich das große Publicum nicht beklagen wird. Der Finanzminister Leon Say hatte Recht, zu jagen, die Maßregel sei unpopulär. Sie würde den Bona partisten und überhaupt den Gegnern der jetzigen Regierung ein starke» Argument gegen die Republik geliefert haben. Aber wenn das Unterbleiben der Operation die öffentliche Meinung befriedigt, so »st dieselbe nichts weniger als erbaut davon, daß Laon Say bl- heute gezögert hat, seine Absicht kundzugeben, und daß er so den Börsencoup möglich gemacht hat, der seit voriger Woche das Publicum in Schrecken hielt. Eme Erklärung, wie er sie heute vor der Budgetcommission abgab, würde dem letzten Börsen skandal vorgebeugt haben. Mehrere Journale fassen den Minister deshalb sehr unsanft an, fo namentlich die „France", welche hervorhebt, wie leicht man es den guten Freunden der Regierung gemacht habe, durch eine ganz einfache Speculation ungeheure Summen zu gewinnen. London, 28. Februar. (Tel.) Nach einer Mitthel- lung von „Reuters Office" beabsichtigt die Königin Nicht, sich nach Deutschland zu begeben, sondern nur Italien einen kurzen Besuch abzustatten. Nach den bis jetzt getroffenen Dispositionen werde die Königin England gegen den 25. März verlassen und sich über Frankreich, den Mont-CeniS und Turin nach Baveno am Lago - maggiore begeben, wo der Königin die Villa- Clara von deren Besitzer zur Verfügung gestellt wor den fei. Die Reise werde im strengsten Jncogntto unternommen. — Der Etat für die Flotte ist für daS Finanzjahr 1879 80 auf 10586 893 Pfd. St. oder 1543 007 Pfd. St. weniger, als »m Vorjahre veranschlagt. Die Stärke der Mannschast wird aus 59118 Mann angegeben gegen 60000 Mann im Vorjahre — Nach aus der Capstadt hier eingelang ten Nachrichten vom 11. d. M. hielten sich die eng lischen Truppen fortgesetzt in der Defensive und war teten die verlangten Verstärkungen ab. An der Grenze herrschte Ruhe; die Boörn im Transvaallande wei gerten sich, den Engländern beizustehen. St. Petersburg, 28. Februar. (Tel.) Der Flnanzminlster Greigh ist von einem temporären Un wohlsein wieder genesen und sührt die Geschäfte wieder. — Anläßlich des Ablebens des Großfürsten Wjatsches law Konstantinowitsch ist eine 3monattge Hoftrauer angeordnet worden. Jur Orirutsrage. Cetinje, 26. Februar. Ein Telegramm der „Pr." meldet: Heute Vormittag empfing der Fürst Nikolaus, umgeben von den höchsten Staatswürdenttägern, w feierlicher Audienz die muhamedanische Notabel kl- deputation aus Podgorrzza. Der Führer der selben versicherte den Fürsten unter Darbringung der Huldigung sämmtlicher Muhamedaner, deren Zuversicht auf die bewährte GerechtigkettSliebe und Hochherzigkeit des Fürsten, und daß sie freudevoll die montenegrinische Unterihanenschast annehmen. Der Fürst begrüßte die Muhamedaner als neue Montenegriner und versicherte sie derselben Huld und Liebe, welche die übrigen Unlerthanen genießen. Hierauf folgte die Conversatwn mit den DeputattonSmitgliedern. Bozidar Petrovich stellte den Millionär Hassan Hadschi Bajzo als alba- nesischen Rothschild vor. Die Deputation bleibt einige Tage hier. Bukarest» 25. Februar. Der „Polit. Lorr." schreibt man von hier: In maßgeblichen Kreisen be klagt man sich sehr bitter über die Art und Weise, wie von russischer Seite wegen deS Eulennestes Arad- Tadia facttsch vorgegangen wurde. Dem Militärkom mandanten in der Dobrudscha war von hier aus, in folge der von den Mächten an den Tag gelegten Wünsche, die Weisung ertheilt worden, die rumänische Besatzung aus Arab Tabia zurückzuziehen. Die tele graphische Verbindung war momentan unterbrochen; der deshalb abgefertigte Courier konnte in der Nacht die hochgehende Donau nicht passirea, und so ist eS gekommen, daß die betreffende Ordre erst gegen 9 Uhr Morgens m Arab - Tabia emlangte. Zur selben Stunde jedoch war bereits eine ganze russische Division vor dem Reste „in Schlachtordnung" aufgestellt und die aus 60 Mann ohne Kanonen bestehende rumänische Besatzung ipso Kreta im Abzüge begriffen, worauf die Russen mtt klingendem Spiele und fliegenden Fahnen in Arab-Tabia entrückten. — Laut einer St. Petersburger Depesche vsm 28. Februar wird in dem von russischen Truppen seil einer Woche besetzten Fort Arab-Tabia selten dieser Mit der vertragsmäßigen Abtragung der Befestig ung Swerke vorgegangen. Tirnova, 27. Februar. Einer Prwatdepeschr der „Pr." zufolge beabsichtigt der Exarch, im Mm sämmt liche bulgarischen Bischöfe, oai unter auch die au- Ost- rumelien, Rumelien und Makedonien, zu einer Sy node nach Tirnova zu berufen. — Die hier anwesen den makedonischen Notabeln wollen gleich nach Constituirung der Nationalversammlung ihre Htimrelje antreten. — Der türkische Lommissar giebt in den nächsten Tagen zu Ehren der hier anwesenden türkischen Deputirten ein Banket. — Die erste bulgarische Nationalversammlung giebt bereits ein Bild von der künftigen Zusammen setzung derselben nach dem Statut. Sie zählt 230 Mitglieder, darunter 93, die aus direkter Volkswahl hervorgezangen sind. Bulgarien ist m 5 Haupiwahl bezirke emgetheilt: Tirnova, Sofia, Widdin, Rustschuk und Varna. Jeder dieser Bezirke ist in kleinere Wahl kreise zerlegt, deren eS im Ganzen 3l giebt. Außer den gewählten 93 Deputirten zählt die Versammlung 31 Vertreter der Bezirksgerichte, 31 Vertreter der Be zirksverwaltungen uub 31 Vertreter der Land und Stadttäthe. Die übrigen 44 Mitglieder drr Versamm lung bestehen auS 11 Vertretern der Geistlichkeit, 5 Vertretern der Appellatiousgerlchtc, 2 Mitgliedern des Cassationshofes, 2 Vertretern der Commerzgerichte, 3 Vertretern der höchsten Administration und 21 Mn gliedern nach der Wahl des russischen Commlssarc, unter welch letzttreu sich auch 11 Türken befinden Man glaubt, daß die erste Session ungefähr 6 Wochen dauern wird. Adrianoprl, 27. Februar. Wie man der „Poln. Corr." telegraphirt, ist ein vou bulgarischer Seite neuerlich gemachter Versuch, Unruhen hervorzurufen und eine Massendemonstration gegen die Reiatrgrirung der türkischen Herrschaft zu veranstalten, von Seite der russischen Autoritäten energisch vereitelt worden Gleich- zeitig sind alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden, um einen, glückUc^rweist rechtzeitig entdeckten Anschlag zu verhüten,. bei welchem es auf eine Zer- störung Adrianopels durch Brandlegung abgesehen war. Die hier befindlichen russischen Generäle Motostwow und Skobelew haben sich den durch die betreffenden Vorfälle beunruhigten fremden Lonsuln gegenüber für die Aufrechterhaltung der Ruhe und öffentlichen Sicher- hett verbürgt. — General Tot leben unternimmt am 6. März eme Inspektionsreise zur successiven Besich tigung von Jamboli, der Schrpkapässe und der Festung Rustschuk. — Nach eurer von St. Petersburg einge- ttoffenen Weisung Hal nach beendigter Räumung von Rumelien daS Hauptquartier der in Osttumelien und Bulgarien verbleibenden russischen Okkupa tionsarmee seinen Sttz in Varna zu nehmen Vres-Aer Nachrichten vom 1. März. — Die neuesten bisher vorliegenden Nachrichten über das Ergebniß der am 26. v. M. erfolgten Wahl «mes Reich-taa-abgeordnelen im X. sachs. Wahl kreise (Döbeln, Waldheim u.) sind folgende: DaS heu tige „Chemn. Tgbl." berichtet: v. König (reich-treu- Döbeln 625, Nossen 22l, Böhrigen l27, Lei-nig 384, Waldheim 349, Hartha 92, Geringswalde 119, Roh wern 145 Stimmen; Burkhardt (joc.-dem.) Döbeln 385, Nossen 74, Böhrigen 41, LeiSnig 388, Waldheim 311, Hartha 152, Geringswalde 175, Roßwein 420 Stim men. Summa: v. König 2062 Stimmen, Burkhardt 1946 Stimmen. Da» gejammte platte Land steht noch aus. v Königs Sieg ist mit großer Mehrheit ge sichert. — Ein Extrablatt drr „ Döbelner Ztg." vom 28. Februar meldet: „Die unS br» jetzt au» 8 Städten und 75 ländlichen Wahlbezirken zugegangene» Wahl- derichtt ergeben folgende» Resultat: v. König 3914, Burkhardt 2768 Stimmen." — Osficielle Meldungen liegen noch nicht vor. — Im Locale des jächsischen Kunstvereln» auf der Brühl'schen Terrasse (geöffnet täglich von ll bis 3 Uhr) sind ferner neu aufgestellt: I. Oelge- mälde von Arons (Berlin), Baur (Weimar), Guido Hammer, v. Hartitzsch (Blasewitz), Hottenroth, Koten (Weimar) und Leinweber. — ll. Aquarelle von kgl. Hofmaler Lhoulant, Koken (Weimar) und Ludw. Sturm. — III. Plastik. Zwei Statuetten m Bronze und eme Gruppe in GypS von G. Broßmann. und Pensionären sich widmend, dabei gleichzeitig die angenehme Kühle deS Abends im Freien genossen. Die Reisenden hatten bald,das von ihnen gesuchte HauS gesunden, wo sie von freundlichen Leuten begrüßt und auf die bereits brieflich vorherbestellten Zimmer in der oberen Etage geführt wurden, welche ausschließ lich für diese neuen Gäste bestimmt war. „Etwas primitiv sieht eS allerdings hier auS", meinte die alte Dame, sich ermüdet ,n eine Sophaecke setzend. „Mama, wir sind ja hier auch aus dem Lande", lächelte ihr Sohn, „und die Luft ist hier auf alle Fälle köstlich erfrischend; sieh' nur dort die herrlich gesormten Berge, die westlichen Ausläufer des Oden walds, mit ihrem Laubholzschmuck, denk' an die behag liche Ruhe, deren wir hier pflegen werden, und gestehe, daß denn das doch auch Genüsse sind, wie sie eben nur eine so hübsche Sommerfrische bieten kann, und daß wir uns angesichts derselben wohl mit dem Ge danken versöhnen dürfen, auf Comfort und Eleganz für einige Monate zu verzichten." „Ein Salon mit Balcon!" rief der alte Herr, einen Zeitungsausschnitt seinem Taschenbuch entnehmend und lesend; „drei Schlafzimmer.... die» ist wohl der Salon 7" — „Und hier der Balcon." ergänzte lachend die >unge Dame, welche hinauSgetteten war auf einen langen, aber ziemlich engen Balcon und hier mit ihrem Bräu tigam flüsternd stand, Beide die durch da» Abenddunkel allerdings schon sehr beeinträchtigte Aussicht auf das ganz nahe Gebirge bewundernd. „Aber der Garten, wo ist der Gartenk" rief abermalr der alte Herr, der ausnehmend laut und deutlich sprach, sodaß Vorübergehende auf der Straße mann, genz, von hoher geistiger Bett, warf sich in die normendtgsttn Kttlder und n hätten in tue lde der Seine darunter blickte. Einige Augenblicke sah er sich, noch mit dem Schlafe kämpfend, m dem Zimmer um; äffen ¬ der Aristokrat, seine Züge zeugten von Jnttlli- , wn hoher geistiger Begabung, seine schone bar schien er sich nicht sofort besinnen zu können, wo MÄugen blickten schwärmecisch und enthusiastisch er sich eigentlich befand, dann aber kehrte ihm die Er-I^Welt hinaus. Bruno v. Manchot stand am E»I lnnerung endlich zurück, und schnell sprang er au» de« zivanziger Jahre und war Lcgatwn-secrelLr. genau jedes seiner Worte verstehen konnten. „Ich mag aus allen Fenstern blicken, so kann ich keinen zum Hause gehörigen Garten finden; nur einige Küdel- pflanzen, eine Lattenlaube ohne Grün.... — Ja, das liest sich immer so schön in den Jnjeraten drr „Köl nischen Zeitung", aber hätte uur der Mann geschrieben, daß sein Garten aus einigen neuangelegten Gemüse beeten besteht, ich hätte mir dann wenigstens nicht die schöne Hoffnung gemacht, den halben Tag im lauschigen Garten zu sitzen. „Du bist etwas enttäuscht, lieber Mann, ich auch," entgegnete sanft die alte Dame; „doch w;e Bruno ganz richtig bemerkt, sind wir hier aus dem Lande und müssen vor allen Dingen zusrieden sein mit der reinen, gesunden Luft, mit Wald und Bergen und mit der schönen Aussicht, die wir ja haben." — Nach einem m.t großem Appetit verspeisten länd lichen Abendessen luchten die Neuangekommenen Som mersrischler die Ruhe aus, die ihnen Allen nach der ermüdenden Reise sehr wohl rhat. — Früh schon am anderen Morgen weckte die hell am blauen Himmel scheinende Sonne Bruno v. Man chot, den Bruder der jungen Braut; er bewohnte mit seinem zukünftigen Schwager, dem Prennerlieutenant Leo pold v. Bruncken, dasselbe Zimmer, welches eine Treppe höher lag, als die übrigen Wohn- und Schlafzimmer, in einer geräumigen Mansarde bestand und von dessen Fenstern man unmittelbar auf den erwähnten Balcon öffnete die Fenster, um der frischen, balsamischen Mor genluft den Eintritt zu ermöglichen. Mit vollen Zügen trank er die reine, herrliche Luft — eine Wohlthat, wie er sie lange nicht genossen. Seine Blicke schweif ten hinüber nach den grünen Höhen deS Odenwald«-; wie erhaben und majestätisch lag da link- seitwärts der MeUbocus, näher heran der schöne Auerbachcr Schloß berg mit seiner zinnengekrönttu Burgruine, von deren wohlerhaltenen Thürmen au» der Besucher einen köst- licheu Rundblick genießt auf die Rheinedene (da» so genannte „Ried"), den Taunus, einen Theil de» HundSrück (bei Bingen), den Donuer-berg mit dem Hardtgebirge bis hinaus zu den in ferner Bläue ver- jchwimmenden Vogesen. Ein reiches, fruchtbares, gott- gesegnetes Land, voll mit den edelsten Weinreben be» pflanzt, die fast ohne Ausnahme die westlichen Ab hänge des OdenwaldeS krönen und schmücken. Es war noch still auf der Bergstraße, die Auer bach ferner ganzen Längeuausdehnung nach durchzieht und die Hauptstraße deS etwa 1600 Einwohner (un Sommer vielleicht 2000) zählenden Orte- bildet; nur einige Landleute pajsirten, um zur Arbeit auf» Feld oder in die Weinberge zu gehen Bruno v. Manchot Meb es hinaus in den frischen Morgen. Rasch hatte er seine Toilette vervollständigt und einen leichten Strohhul ausgesetzt. Er war ein hübscher junger Mann vou hoher, krästlger Gestalt, jeder Zoll an ihm der ferne Welt-
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